Materialien für den Unterricht hier downloaden - Rialto
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7. Gewalt : Opfer – Täter - Zuschauer<br />
<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />
Der Film macht deutlich: „Gewalt hat viele Gesichter“. So sind die Beziehungen zwischen <strong>den</strong> Protagonisten<br />
im Film geprägt von vielerlei Formen körperlicher und seelischer Zwänge, die sie gegeneinander<br />
ausüben.<br />
Zu physischer Gewalt zählt man: Prügeleien, Schläge, Verletzungen, Vergewaltigung. In diesen Handlungen<br />
entla<strong>den</strong> sich oft auch durch psychische Gewalt erzeugte und länger aufgestaute Aggressionen.<br />
Unter psychischer Gewalt versteht man Handlungen wie: Beschimpfungen, Beleidigungen, Kränkungen,<br />
Demütigungen, Erpressung, Drohung, Nötigungen. In allen Erscheinungsformen kommt es zu erheblichen<br />
Schädigungen der betroffenen Personen.<br />
Der Hauptkonflikt der Geschichte handelt von dem Verbrechen des Kinderhandels. Opfer sind die rumänischen<br />
Kinder und Jugendlichen, Täter die Verantwortlichen, wie Vasile und Cristu. Die Jugendlichen<br />
wer<strong>den</strong> von ihnen geschlagen, gedemütigt und sexuell missbraucht. Ihnen wird aber auch schon vorher<br />
Gewalt angetan. Sie lei<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Folgen der strukturellen Gewalt, die einhergeht mit der herrschen<strong>den</strong><br />
sozialen Not und Ungleichheit. Ihre Eltern haben sie verlassen oder können nicht mehr <strong>für</strong> sie<br />
sorgen. Auf der Straße wer<strong>den</strong> sie von der Polizei gejagt. Aber auch zwischen <strong>den</strong> Straßenkindern und<br />
<strong>den</strong> Jugendlichen in der Wohnung von Cristu herrscht nicht nur Solidarität.<br />
Sie setzen sich auch gegenseitig unter Druck. Oft gibt es Reibereien und Schläge. Gewalt ist auch ein<br />
Ventil. Die Kinder und Jugendliche wer<strong>den</strong> gerade dann gewalttätig, wenn sie mit belasten<strong>den</strong> Krisen-<br />
oder Konfliktsituationen nicht mehr fertig wer<strong>den</strong> und sie versuchen, ihnen zu entkommen. Um Gewaltsituationen<br />
zu analysieren und Strategien im Umgang mit ihnen zu entwickeln, kann die Anwendung des<br />
Modells „Opfer“, „Täter“, „Zuschauer“ bzw. deren Handlungsoptionen und Haltungen hilfreich sein.<br />
Opfer: Opfer wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Oft befin<strong>den</strong> sie sich auch in einer vom Täter<br />
vollkommen kontrollierten Situation, in der sie kaum Hilfe mobilisieren können. Erlittene Gewalt erzeugt<br />
seelische Verletzungen, das Selbstbewusstsein wird zerstört. Opfer entwickeln oft ein unterwürfiges<br />
Verhalten gegenüber ihren Peinigern.<br />
Mit diesen <strong>für</strong> Opfer typischen und scheinbar ambivalenten Verhaltensweisen wer<strong>den</strong> im Film auch die<br />
Opfer des Kinderhandels charakterisiert, am stärksten Silviu. Er ist derjenige, der sich Cristu gegenüber<br />
am unterwürfigsten verhält, obwohl er der älteste von allen ist, , und obwohl er von ihm verspottet und<br />
gedemütigt wird. Er bespitzelt und kontrolliert im Auftrag Cristus die anderen und verrät schließlich<br />
Bica und Nicu. Constantin versucht sich zu wehren, in dem er wegläuft und zurück zu Vasile geht. Nicu<br />
verstellt sich, und zeigt somit, dass er die Mechanismen der Gewalt verstan<strong>den</strong> hat. Er gibt sich als typisches<br />
wehrloses Opfer aus, in dem er stottert. Am Ende greift er <strong>den</strong> Täter Cristu, direkt mit dem Messer<br />
an. Er weiß, in welche Gefahr er sich dabei begeben hat – <strong>den</strong>n nur kurz vorher wurde ihm von Cristu<br />
der Mund zerschnitten. Deshalb stürzt er sich am Ende des Filmsvon der Brücke. Er wählt <strong>den</strong> Selbstmord,<br />
da er Cristu nicht die Macht überlassen möchte, ihn zu bestrafen oder gar umzubringen. Bica<br />
wählt einen anderen Weg, <strong>den</strong> der Freundschaft. Bereits im Alltag nimmt sie als Mädchen eine andere<br />
Rolle ein. Sie kümmert sich um die anderen, vor allem auch um Nicu, der an ihren kleinen Bruder erinnert.<br />
Auch gegenüber Cristu entspricht sie dessen Erwartungen: sie ist loyal, anschmiegsam, setzt sich<br />
auf seinen Schoß. Doch sie zeigt ihm auch, dass sie ihre Rechte kennt und erinnert ihn immer wieder an<br />
die Abmachung. „Du hilfst mir und ich helfe dir.“ Sie versteht aber auch bald, dass sie von Cristu ausgenutzt<br />
wird und lotet ihre Möglichkeiten aus, die Grenzen langsam zu erweitern. An ihr wird allerdings<br />
auch eine der schrecklichsten Gewaltanwendungen verübt, die typisch ist gegenüber weiblichen Opfern.<br />
Sie wird vergewaltigt. Gleichzeitig gibt sie <strong>den</strong> verbotenen Kontakt zu Milka und Andreij nie auf. Sie<br />
spürt, dass ihr die Freundschaft gut tut, ihr Selbstbewusstsein stärkt und Freiräume <strong>für</strong> sie schafft, um<br />
auch der Unterdrückungssituation zu entkommen. Cristu wird am Ende selbst zum Opfer seines eigenen<br />
Handelns, das gleichzeitig Gefühle wie Ohnmacht und Aggression bei Bica systematisch erzeugt hat.<br />
Als Opfer ganz anderer Zwänge wird Milka dargestellt. Sie sieht sich als Leidtragende der Scheidung ihrer<br />
Eltern, deren gewaltsame Handlung darin besteht, die Beziehung auf Kosten der Tochter zerstört zu<br />
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