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Unterrichtsmaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH Gesetzespaket immer noch nicht verabschiedet, zu dem neben neuen Adoptionsregelungen auch eine Verschärfung der Strafen für Kinderarbeit gehört. In Gostinu hüten derweil etwa 400 Kindersklaven die Schweine, heißt es. Gheorghita war in die Klinik gebracht worden, nachdem er, aus Langeweile, auf einen Strommast geklettert und einen elektrischen Schlag erlitten hatte. Dabei konnte er noch von Glück sagen, dass er überhaupt in ärztliche Behandlung kam. (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/610/31579/, 10.5.2004, vorgefunden 29.06.08) 6. Kinderhandel - Sklavenarbeit Bica wurde Opfer eines Kinderhandelrings. Dass Kinder verschleppt und zum Arbeiten oder zu kriminellen Handlungen gezwungen werden, zählt zu den schlimmsten Menschenrechtsverletzungen weltweit. Erstmals hatte UNICEF (United Nations Children`s Emergency), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, in den Jahren 2002-2004 eine Kampagne gegen die vielfältigen kriminellen Formen des Kinderhandels gestartet. In der Bundesrepublik, eines der Zielländer des Kinderhandels, hatten sich 130 ehrenamtliche Gruppen von UNICEF an der Kampagne beteiligt. Im Mittelpunkt der Kampagne standen auch die Ursachen in den Herkunftsländern der Kinder. So wurden im Jahr 2003 die „Richtlinien zum Schutz der Rechte von Opfern des Kinderhandels in Südosteuropa“ von UNICEF verabschiedet. Kinderhandel wurde in den Richtlinien folgendermaßen definiert: „Kinderhandel ist die Anwerbung, der Transport, die Übersendung, Unterbringung oder Entgegennahme von Kindern zum Zwecke der Ausbeutung innerhalb und außerhalb eines Landes. Die Zustimmung des Kindes zu der beabsichtigten Ausbeutung ist ohne Bedeutung - auch dann, wenn keines der folgenden Mittel eingesetzt worden ist: Androhung oder Anwendung von Gewalt oder andere Formen von Zwang, Entführung, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Handlungen an einer Person, die sich in einer Position der Verletzlichkeit oder unter der Kontrolle einer anderen Person befindet. Als Opfer des Kinderhandels gilt jede betroffene Person unter achtzehn Jahren.“(UNICEF für Südeuropa, 2003/2004). Die Richtlinien bezogen sich auf bereits bestehende Menschenrechtskonventionen zum Schutz der Kinder: Die „Kinderrechtskonvention“ (1989) verpflichtet die Vertragsstaaten „alle geeigneten innerstaatlichen, zweiseitigen und mehrseitigen Maßnahmen, um die Entführung und den Verkauf von Kindern sowie den Handel mit Kindern zu irgendeinem Zweck oder in irgendeiner Form zu verhindern“ (Artikel 35). Das „Zusatzprotokoll zur UN-Konvention gegen transnationales organisiertes Verbrechen“ (2000; „Palermo- Protokoll“) definiert zum ersten Mal Menschenhandel. (ww.unicef.de) Die Richtlinien fordern auch Schutz- und Hilfsmaßnahmen der Opfer in den Ländern, in die die Kinder verschleppt werden: „ Opfer des Kinderhandels haben das Recht auf sofortige Betreuungs- und Schutzmaßnahmen: auf Sicherheit, angemessene Ernährung, die Unterbringung an einem sicheren Ort, Gesundheitsvorsorge, psychosoziale Unterstützung, Rechtsbeistand, soziale Leistungen und Bildung. Pflege und Beistand sollten die kulturelle Identität und Herkunft des Kindes, sowie sein Alter und Geschlecht respektieren. Kindern mit besonderen Bedürfnissen ist geeignete Hilfe zu gewähren, das gilt insbesondere für Behinderungen, besondere psychische und soziale Belastungen, Krankheiten und Schwangerschaften. Kinderhandelsopfer sind von Experten zu betreuen, die sich der besonderen Rechte und Bedürfnisse der Opfer von Kinderhandel bewusst sowie mit dem sensiblen Umgang mit Kindern beiderlei Geschlechts vertraut sind.“(UNICEF für Südeuropa 2003/2004). Eine wichtige Ursache für den Kinderhandel – nicht nur in Rumänien, sondern weltweit – ist Armut. Auf der Weltkonferenz für Menschenrechte in Wien (Juni 1993) wurde besprochen, dass „die Existenz der 28

Unterrichtsmaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH weit verbreiteten extremen Armut den vollen und effektiven Genuss der Menschenrechte hemmt (…), insbesondere der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte.“ (Artikel 14 der Wiener Erklärung). Doch welchen Einfluss können die international verfassten Erklärungen auf die Situation eines Landes und die dort herrschenden Menschenrechtsverletzungen wahrnehmen? 6.1. Das Beispiel Rumänien In Rumänien waren die negativen Begleiterscheinungen des politischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozesses ab den 90er Jahren besonders für die Kinder spürbar. Ein Großteil der Bevölkerung verarmte. Die Unterschiede zwischen arm und reich stiegen sehr stark an. Das Bevölkerungswachstum ging zurück (um etwa 4%), dagegen stiegen bis zum Jahr 2002 die Sterblichkeitsrate wie auch die Emigrationsrate an. Im Jahr 2001 wurde das erste Gesetz gegen Menschenhandel verabschiedet. Nach einer Studie von IOM Bukarest nimmt der Anteil von Minderjährigen als Opfer von Menschenhandel zu. Zwischen 2000 bis 2003 lag der Anteil bei 2003 mit steigender Tendenz. Rumänien ist eines der Ursprungsländer von Kinderhandel in Europa – ebenso wie Bulgarien, Kasachstan, Moldawien, Russland und die Ukraine. Die meisten der minderjährigen Opfer kommen aus dem nördlichen Teil des Landes (aus Moldawien und dem Maramures Gebiet) und von den Grenzgebieten. Zudem spielt Rumänien beim Menschenhandel auch eine Transitrolle. So passieren hier Frauen und Mädchen, die nach Bosnien, Serbien, Mazedonien, dem Kosovo, Albanien, Griechenland, Italien oder die Türkei verschleppt werden wie auch zu anderen Balkanländern oder nach Westeuropa. Ungefähr ein Viertel der rumänischen Opfer von Menschenhandel sind Minderjährige. Der Menschenhandel dient vor allem der Prostitution. Es gibt aber auch andere Formen von Zwangsarbeit.. Die kriminellen ausführenden Netzwerke agieren europaweit. Die Opfer werden oft mehrfach zwischen den einzelnen kriminellen Organisationen verkauft. Die Menschenhandel-Organisationen sind gut organisiert und funktionieren nach strengen Regeln. Die Chefs der Netzwerke führen die Geschäfte und kontrollieren alle Aktivitäten der ausführenden Mitglieder. Es gibt vier Ränge bzw. Typen von Menschenhändlern: der Rekrutierer, der das Kind beobachtet, auswählt und die Rekrutierung ausführt; der Vermittler, der die notwendigen Dokumente auftreibt und den Schlepperweg organisiert, der Transporteur, der die Kinder auf legalem oder illegalem Wege über die Grenze bringt; und die Person, die das Kind am Zielort unterhält und für die Arbeit ausbeutet. Im Film wurden aus dramaturgischen Gründen diese Aufgaben auf die Person Cristu vereinigt. Doch wie auch im Film gezeigt, wird bei den Taschendieb-Ringen ein Rotationsprinzip angewandt. Die Kinder werden immer wieder an anderen Orten eingesetzt, um den Profit zu steigern. Im Normalfall bleiben die Kinder dabei bei immer derselben Person. So muss im Film Constantin, der zurück zu Vasile geflohen ist, wieder an Cristu zurückgegeben werden. Wie im Film wenden die Bezugspersonen verschiedene Formen von Gewalt an – bis zum sexuellen Missbrauch, um die Kinder gehorsam oder gar hörig zu machen. Bei der Anwerbung der Kinder wird deren soziale Not und Sehnsucht nach einem besseren Leben ausgenutzt. So machen – wie Cristu – die Anwerber meist falsche Versprechungen. Die Kinder kommen freiwillig mit, Kidnapping muss in den wenigsten Fällen angewandt werden. Quelle: Europan Network against Child Trafficking: Report on Child Trafficking Bulgaria, Denmark, Italy, Romania, Spain, United Kingdom, Bruxelles 2004, S. 59-68 29

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

weit verbreiteten extremen Armut <strong>den</strong> vollen und effektiven Genuss der Menschenrechte hemmt (…),<br />

insbesondere der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte.“ (Artikel 14 der Wiener Erklärung).<br />

Doch welchen Einfluss können die international verfassten Erklärungen auf die Situation eines Landes<br />

und die dort herrschen<strong>den</strong> Menschenrechtsverletzungen wahrnehmen?<br />

6.1. Das Beispiel Rumänien<br />

In Rumänien waren die negativen Begleiterscheinungen des politischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozesses<br />

ab <strong>den</strong> 90er Jahren besonders <strong>für</strong> die Kinder spürbar. Ein Großteil der Bevölkerung<br />

verarmte. Die Unterschiede zwischen arm und reich stiegen sehr stark an. Das Bevölkerungswachstum<br />

ging zurück (um etwa 4%), dagegen stiegen bis zum Jahr 2002 die Sterblichkeitsrate wie auch die Emigrationsrate<br />

an.<br />

Im Jahr 2001 wurde das erste Gesetz gegen Menschenhandel verabschiedet. Nach einer Studie von IOM<br />

Bukarest nimmt der Anteil von Minderjährigen als Opfer von Menschenhandel zu. Zwischen 2000 bis<br />

2003 lag der Anteil bei 2003 mit steigender Ten<strong>den</strong>z. Rumänien ist eines der Ursprungsländer von Kinderhandel<br />

in Europa – ebenso wie Bulgarien, Kasachstan, Moldawien, Russland und die Ukraine. Die<br />

meisten der minderjährigen Opfer kommen aus dem nördlichen Teil des Landes (aus Moldawien und<br />

dem Maramures Gebiet) und von <strong>den</strong> Grenzgebieten. Zudem spielt Rumänien beim Menschenhandel<br />

auch eine Transitrolle. So passieren <strong>hier</strong> Frauen und Mädchen, die nach Bosnien, Serbien, Mazedonien,<br />

dem Kosovo, Albanien, Griechenland, Italien oder die Türkei verschleppt wer<strong>den</strong> wie auch zu anderen<br />

Balkanländern oder nach Westeuropa. Ungefähr ein Viertel der rumänischen Opfer von Menschenhandel<br />

sind Minderjährige. Der Menschenhandel dient vor allem der Prostitution. Es gibt aber auch andere<br />

Formen von Zwangsarbeit.. Die kriminellen ausführen<strong>den</strong> Netzwerke agieren europaweit. Die Opfer<br />

wer<strong>den</strong> oft mehrfach zwischen <strong>den</strong> einzelnen kriminellen Organisationen verkauft.<br />

Die Menschenhandel-Organisationen sind gut organisiert und funktionieren nach strengen Regeln. Die<br />

Chefs der Netzwerke führen die Geschäfte und kontrollieren alle Aktivitäten der ausführen<strong>den</strong> Mitglieder.<br />

Es gibt vier Ränge bzw. Typen von Menschenhändlern: der Rekrutierer, der das Kind beobachtet,<br />

auswählt und die Rekrutierung ausführt; der Vermittler, der die notwendigen Dokumente auftreibt und<br />

<strong>den</strong> Schlepperweg organisiert, der Transporteur, der die Kinder auf legalem oder illegalem Wege über<br />

die Grenze bringt; und die Person, die das Kind am Zielort unterhält und <strong>für</strong> die Arbeit ausbeutet. Im<br />

Film wur<strong>den</strong> aus dramaturgischen Grün<strong>den</strong> diese Aufgaben auf die Person Cristu vereinigt. Doch wie<br />

auch im Film gezeigt, wird bei <strong>den</strong> Taschendieb-Ringen ein Rotationsprinzip angewandt. Die Kinder wer<strong>den</strong><br />

immer wieder an anderen Orten eingesetzt, um <strong>den</strong> Profit zu steigern. Im Normalfall bleiben die<br />

Kinder dabei bei immer derselben Person. So muss im Film Constantin, der zurück zu Vasile geflohen ist,<br />

wieder an Cristu zurückgegeben wer<strong>den</strong>. Wie im Film wen<strong>den</strong> die Bezugspersonen verschie<strong>den</strong>e Formen<br />

von Gewalt an – bis zum sexuellen Missbrauch, um die Kinder gehorsam oder gar hörig zu machen.<br />

Bei der Anwerbung der Kinder wird deren soziale Not und Sehnsucht nach einem besseren Leben ausgenutzt.<br />

So machen – wie Cristu – die Anwerber meist falsche Versprechungen. Die Kinder kommen<br />

freiwillig mit, Kidnapping muss in <strong>den</strong> wenigsten Fällen angewandt wer<strong>den</strong>.<br />

Quelle: Europan Network against Child Trafficking: Report on Child Trafficking Bulgaria, Denmark, Italy, Romania, Spain, United Kingdom, Bruxelles<br />

2004, S. 59-68<br />

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