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MATERIALIEN FÜR DEN UNTERRICHT<br />

Ein Film von Martin Theo Krieger<br />

Schulkinovorstellungen:<br />

Bitte wen<strong>den</strong> Sie sich bei Interesse an Schulkinovorstellungen an Ihr Kino vor<br />

Ort oder kontaktieren uns per Mail: info@farbfilm-verleih.de. Wir helfen gerne!<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Farbfilm Verleih GmbH, Boxhagener Str. 106, 10245 Berlin<br />

Autorin: Annette Eberle<br />

Redaktion: Friedemann Schuchardt


Inhalt<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Satz und Layout: © August 2008, Farbfilm Verleih<br />

1. Kurzbeschreibung und Einsatzmöglichkeiten ........................................................................................... 3<br />

1.1. Besetzung .......................................................................................................................................... 3<br />

1.2. Stab .................................................................................................................................................... 3<br />

1.3. Technische Daten .............................................................................................................................. 3<br />

1.4. Kurzinhalt und Einsatzbereiche ......................................................................................................... 4<br />

2. Geschichte des Films in 17 Kapiteln und Bildern + Arbeitsvorschlag ....................................................... 5<br />

3. Making Of ............................................................................................................................................... 15<br />

3.1. Produktion ....................................................................................................................................... 15<br />

3.2. Die Schauspieler und ihre Rollen ..................................................................................................... 15<br />

3.3. Der Regisseur und Drehbuchautor .................................................................................................. 15<br />

3.4. Fragen an <strong>den</strong> Regisseur .................................................................................................................. 16<br />

4. Filmanalyse: Intro – Rückblende - Musik ................................................................................................ 18<br />

4.1. Einheiten <strong>für</strong> die Filmanalyse .......................................................................................................... 18<br />

4.2. Einstellungen – Bildgröße ................................................................................................................ 20<br />

4.3. Film-Ton: Sprache - Geräusche und Musik ...................................................................................... 21<br />

4.4. Filmschnitt und Montage ................................................................................................................ 21<br />

4.5. Arbeitsauftrag .................................................................................................................................. 23<br />

5. Die Stadt – Bilder von Reich und Arm .................................................................................................... 24<br />

5.1. Arbeitsvorschlag – Bilder von Arm und Reich ................................................................................. 25<br />

5.2. Arbeitsvorschlag- Kinderarbeit und Armut in Rumänien ................................................................ 27<br />

5.3. Bulgarien/Rumänien: Sklaverei im 21. Jahrhundert (von Kathrin Lauer) ........................................ 27<br />

6. Kinderhandel - Sklavenarbeit ................................................................................................................. 28<br />

6.1. Das Beispiel Rumänien .................................................................................................................... 29<br />

6.2. Arbeitsvorschlag: Kinderhandel ist ein Verbrechen ........................................................................ 30<br />

6.3. Arbeitsvorschlag: Kinderhandel – die Situation der Opfer? ............................................................ 31<br />

7. Gewalt : Opfer – Täter - Zuschauer ........................................................................................................ 32<br />

7.1. Zuschauer ........................................................................................................................................ 33<br />

7.2. Arbeitsvorschlag - Situationen von Gewalt im Film: Opfer – Täter – Zuschauer ............................ 34<br />

8. Medientipps ............................................................................................................................................ 36<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

1. Kurzbeschreibung und Einsatzmöglichkeiten<br />

1.1. Besetzung<br />

Bica alias Bitch Katharina Derr<br />

Cristu Patrick von Blume<br />

Milka Sina Tkotsch<br />

Nicu Lucien le Rest<br />

Andrej Igor Dolgatschew<br />

Silviu Tom Lass<br />

Constantin Aljosha Horvat<br />

Milkas Mutter Therese Hämer<br />

Milkas Vater Rolf Berg<br />

Mihai Waldemar Kobus<br />

1.2. Stab<br />

Produktionsfirma Riva Filmproduktion<br />

Produzent Michael Eckelt / Riva Filmproduktion<br />

Redaktion WDR, Alexander Wesemann<br />

NDR, Jeanette Würl<br />

Herstellungsleitung WDR Uwe Herpich, WDR<br />

Buch und Regie Martin Theo Krieger<br />

Regieassistenz Anke Köster<br />

Kamera Andreas Höfer<br />

Schnitt Brigitta Tauchner<br />

Ausstattung Andrea Kessler<br />

Kostümbild Ute Paffendorf<br />

Maske René Jordan<br />

Ana Mujan<br />

Casting Die Besetzer<br />

Musik Andreas Schilling<br />

Ton Volker Zeigermann<br />

Sound Design Karl Atteln<br />

Mischung Thilo Busch<br />

Herstellungsleitung Anita Elsani<br />

Produktionsleitung Martin Hämer<br />

1. Aufnahmeleitung Gernot Valendzik<br />

1.3. Technische Daten<br />

Regie: Martin Theo Krieger<br />

Land: BRD 2007<br />

Länge: 103 Minuten<br />

FSK: Ab 12 Jahren<br />

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1.4. Kurzinhalt und Einsatzbereiche<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Der Spielfilm „Beautiful Bitch“ zeigt die Situation eines 15 jährigen Mädchens aus Rumänien, die Opfer<br />

des Kinderhandels wird. Auf <strong>den</strong> ersten Blick ist die 15jährige Bica genannt Bitch, kein „typisches“ Opfer.<br />

Sie ist selbstbewusst, lebt auf <strong>den</strong> Straßen von Bukarest und kümmert sich um ihren kleinen Bruder.<br />

Doch sie sehnt sich danach, ein normales Leben mit ihrem kleinen Bruder führen zu können, ohne ständig<br />

auf der Flucht vor der Polizei. So erscheinen ihr die Versprechungen des ehemaligen Polizisten Cristu<br />

wie die helfende Hand eines Engels. Doch er nimmt sie mit nach Deutschland, um sie <strong>für</strong> <strong>den</strong> organisierten<br />

Taschendiebring arbeiten zu lassen Sie wird mit <strong>den</strong> anderen Jugendlichen eingesperrt und steht<br />

unter der absoluten Kontrolle von Cristu, der sich auch mit Gewalt die Minderjährigen gefügig macht.<br />

Eines Tages trifft Bica auf Milka, ein Mädchen, das ungefähr so alt ist wie sie. Doch, obwohl beide Mädchen<br />

in derselben Stadt leben, könnten ihre Welten nicht unterschiedlicher sein. Bica gelingt es, die<br />

unsichtbare und doch so unüberbrückbare Grenze zu überwin<strong>den</strong>. Sie lernt ein Teenagerdasein kennen,<br />

das ihr bisher vollkommen un<strong>den</strong>kbar erschien: Streetball spielen, mit Freun<strong>den</strong> rumhängen, Spaß haben.<br />

Und dann ist da noch Andrej, der Freund von Milka. Plötzlich Freunde zu haben ist ein atemberaubendes<br />

aber auch verwirrendes Gefühl - die Ahnung von Freiheit und Glück. Doch <strong>für</strong> Bica bergen diese<br />

Erfahrungen auch große Gefahren. Denn Cristu hat jeglichen Kontakt zu anderen streng verboten. So<br />

führt sie ein Doppelleben bis plötzlich alles auffliegt. Die Situation droht zu eskalieren.<br />

Einsatzbereiche:<br />

Eignung: SK I; SK II, Aus- und Fortbildung <strong>für</strong> Pädagogen; Konfirman<strong>den</strong>unterricht, Politische Bildung.<br />

Fächerzuordnung: Deutsch, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde, Politische Bildung, Erdkunde, Kunst, Religion/Ethik<br />

Stichworte: Kinderhandel, Kinderarbeit, Menschenrechte und Grundrechte, Rumänien, Erweiterung der<br />

Europäischen Union, Soziale Ungleichheit, Missbrauch von Minderjährigen, Gewalt und Strategien der<br />

Konfliktbewältigung, Freundschaft und Pubertät, Filmanalyse.<br />

Themen: Gesellschaftspolitische Gegenwartsfragen (Formen des Zusammenlebens); Gewalt, soziale<br />

Ungleichheit; Europa.<br />

Themen des Lehrerheftes (jeweils mit Arbeitsvorschlägen): Filmbeschreibung und Filmanalyse; Kinderhandel<br />

und Sklavenarbeit; Bilder von Arm und Reich; Gewalt: Opfer, Täter, Zuschauer.<br />

Die Geschichte in 17 Kapitel und Bildern - Arbeitsvorschlag<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

2. Geschichte des Films in 17 Kapiteln und Bildern + Arbeitsvorschlag<br />

Kapitel 1: Straßenkinder in Bukarest<br />

Bild: Die Polizei erwischt Pavel<br />

Bica und Pavel sind Geschwister. Ihr Zuhause sind die Straßen in Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens.<br />

Wie viele Kinder in Rumänien sind sie vollkommen auf sich allein gestellt: Ohne Eltern, ohne Wohnung<br />

und ohne Geld. Bica ist 15 Jahre. Sie klaut wie die anderen Kinder, um ihren kleinen Bruder und sich<br />

selbst zu ernähren. Bica ist eine Kämpferin. Nur, wenn sie allzu erschöpft ist, macht sie das, was viele der<br />

Straßenkinder tun: sie schnüffelt Farbe in einer Plastiktüte. Das macht high. Doch es hilft nicht gegen<br />

zwei Gefahren: die Polizei und die Schlepperban<strong>den</strong>. Bei einer Polizeirazzia wird Pavel von Bica getrennt.<br />

Er kommt in ein Waisenhaus. Bica bleibt nur Pavels Puppe. Da<strong>für</strong> gerät sie in die Hände von Cristu. Er<br />

verspricht, ihr zu helfen. Sie soll mit ihm nach Deutschland gehen um dort viel Geld zu verdienen. Doch<br />

Cristu ist nicht der gute Mensch, an <strong>den</strong> Bica zu Anfang glaubt. Er ist Teil einer Mafia, die rumänische<br />

Straßenkinder in andere Länder verschlepp und sie zwingt als Taschendiebe zu arbeiten.<br />

2. Kapitel: „Sind wir schon in Deutschland?“<br />

Bild: Bica und Milka – Zusammenstoß<br />

Nach einer langen Fahrt, versteckt in einem Autotransporter, kommt Bica nach Düsseldorf. Gemeinsam<br />

mit <strong>den</strong> rumänischen Jungen Silviu, Constantin und Nicu lebt sie eingesperrt in der anonymen Atmosphäre<br />

einer Hochhaussiedlung. Cristu ist ihr Patron und er bestimmt die Regeln. Jeder muss tagsüber<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

mindestens € 500.- stehlen. Wer zu wenig abgibt, wird geschlagen. Meist sind die Kinder paarweise unterwegs.<br />

Bica kennt bald alle Tricks. Einer lenkt das Opfer ab, der andere klaut. Doch einmal wird Bica<br />

beinahe geschnappt. Sie beobachtet mit Nicu <strong>den</strong> Leiter eines Kaufhausrestaurants, der sich mit seiner<br />

Tochter streitet. Dessen Tochter, ist sauer auf ihren Vater. Er verweigert ihr seine Zustimmung <strong>für</strong> eine<br />

Schönheitsoperation. Milka wirft ihm vor, dass er sie seit der Scheidung vernachlässige und rennt wütend<br />

weg. Für Bica ist der Mann das ideale Opfer. Nicu wirft sich vor ihm auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>, zieht im die<br />

Geldbörse aus der Tasche. Bica fängt sie auf und rennt weg. Doch die Tochter nimmt die Verfolgung auf.<br />

Es kommt zu einer Rangelei, bei der Milka ihre Kette verliert. Bica entkommt, doch sie hat ein schlechtes<br />

Gewissen.<br />

3. Kapitel: Alltag der Taschendieb-Kids<br />

Bild: Mittagstisch: v.l.n.r. Constantin, Silviu, Nicu und Bica (vorne)<br />

Zurück in der Wohnung kommt es zum Streit. Zuerst macht sich Cristu über Silviu lustig. Er würde gerne<br />

Konzertkarten, die er in seiner Beute gefun<strong>den</strong> hat, behalten. Den Jugendlichen ist es jedoch streng verboten,<br />

mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Silviu lässt seinen Frust an Bica aus und beschimpft sie:<br />

„Du bist ein Haufen Scheiße, <strong>den</strong> man das Klo hinunterspülen muss“. Dann bekommt Bica Streit mit<br />

Cristu. Sie möchte ihren Anteil sehen, ihre 10 Prozent, <strong>den</strong> sie von ihrem Raub erhält. Sie hofft, später<br />

damit das Leben mit ihrem Bruder finanzieren zu können. Doch Cristu schreit sie an: „Hackt man die<br />

Hand ab, die einen füttert?“<br />

4. Kapitel: Die Streetballkids „Team2kill“<br />

Bild: Andrej<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

In der Straßenbahn erkennt Bica plötzlich Milka wieder, Milka hat zusammen mit ihren Freun<strong>den</strong>, Isabell<br />

und Andrej, Spaß. Beim Aussteigen entdeckt auch sie Bica und stellt sie zur Rede. Sie ist immer noch<br />

wütend und schlägt zu. Ihre Freunde sind entsetzt. Andrej gibt Bica eine Einladung zu ihrem Streetballtraining.<br />

Die Gruppe nennt sich „Team2kill“.<br />

Bica hat Milkas Anhänger, ein Herz an einer Kette, aufbewahrt. Abends, allein im Bett betrachtet Bica<br />

das Herz und <strong>den</strong>kt an ihren kleinen Bruder. Seit ihrer Trennung hat sie nichts mehr von ihm gehört.<br />

Wenn Bica versucht, mit Pavel zu telefonieren, lässt man sie nicht mit ihm sprechen. Die Mitarbeiterin<br />

des Waisenhauses begründet die Weigerung: „Weil du selbst Hilfe brauchst. Begreifst Du das nicht?“<br />

Auch Cristu steht unter Druck. Er hat Schul<strong>den</strong> beim Chef des Rings der Taschendiebe: Vasile. Der hat<br />

ihm die drei Jungs „überlassen“ und in das Geschäft eingeführt.<br />

Bica ist neugierig. Sie geht zum Treffen der Streetballer. Anfangs wehrt sich Milka dagegen, dass Bica<br />

mitmacht. Doch dann gibt ihr Bica <strong>den</strong> Anhänger zurück. Milka lächelt sie zum ersten Mal an.<br />

5. Kapitel: Coole Schuhe<br />

Bild: Streetballschuhe<br />

Bei Bicas erstem Streetballtraining waren die Unterschiede zwischen Arm und Reich nicht zu übersehen.<br />

Die anderen Kids hatten alle Markenschuhe. Bica klaut im Kaufhaus trendige, teure Turnschuhe. Für sie<br />

wird das Training ein Ausflug in die unbeschwerte Welt von Teenagern, die in einem behüteten Umfeld<br />

groß wer<strong>den</strong> dürfen. Es gibt keine existentiellen Nöte, lediglich die des Erwachsenwer<strong>den</strong>s, wie kleine<br />

Liebesdramen oder nervige Eltern. Richtigen Stress gibt es in der Taschendieb-WG: Constantin ist abgehauen.<br />

Cristu, der ihn oft abfällig <strong>den</strong> Junkie nannte, da er immer noch gerne „Farbe schnüffelte“,<br />

schreit die anderen Jugendlichen an: „Was hab ich euch gesagt, in Deutschland, tagsüber arbeiten und<br />

nachts schlafen. Muss ich euch das in die Köpfe rammen?“<br />

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6. Kapitel: Milkas Job<br />

Bild: 31:05 - Im Beautiesalon<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Bica lernt Milkas Welt kennen. Ihre Mutter führt einen Wellness-Salon. Wer sich in dieser Luxusatmosphäre<br />

vom anstrengen Arbeitsalltag erholt, der hat auch einen gut gefüllten Geldbeutel. Alles ist sauber,<br />

hell und exklusiv. Bica versteht nicht, warum Milka so direkt und abfällig über andere Menschen und<br />

ihre Gefühle sprechen kann. Als Milka über Andrej sagt: „Der kriegt ja einen Ständer, wenn er dich nur<br />

ansieht“, rennt sie weg. Zurück in ihrem „Zuhause“ muss sie mit ansehen, wie Cristu <strong>den</strong> Ausreißer<br />

Constantin misshandelt. Er ist wieder zu Vasile zurückgegangen und dieser hat ihn an Cristu zurückgegeben.<br />

Bica versucht aber auch, die Situation <strong>für</strong> sich auszunutzen. Sie bittet Cristu darum, dass sie länger<br />

arbeiten darf. Cristu ist einverstan<strong>den</strong>, wenn sie da<strong>für</strong> künftig täglich € 600.- abgibt.<br />

7. Kapitel: Milkas Zuhause<br />

Bild: Bica, Milka und Andrej<br />

Nach dem Streetball-Training soll Bica noch mit Milka nach Hause gehen. Bica staunt über <strong>den</strong> Luxus in<br />

Milkas Zimmer und auch darüber, wie frech sie gegenüber ihrer Mutter ist. Besonders wütend ist Milka<br />

auf ihren Vater. Ein Bild von ihm hat sie sogar mit einem Pfeil durchbohrt. Milka fühlt sich als Scheidungskind<br />

von ihren Eltern verraten. Bica wäre dagegen froh, wenn sie Eltern hätte und sagt zu Milka:<br />

„Wenn man Eltern hat, dann soll man Gott danken.“ Die bei<strong>den</strong> Freundinnen probieren Klamotten, essen<br />

Pfannkuchen mit Preiselbeeren und sehen sich alte Filmaufnahmen von Milkas Familie an, als alles<br />

noch in Ordnung schien: Mutter, Vater und Kind. Dabei erfährt Bica auch, warum Milka so an dem Herz-<br />

Kettchen hängt. Er gehörte Logo, dem Hund von Milka, über <strong>den</strong> sie sagt: „Das ist der beste Typ, <strong>den</strong> ich<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

je hatte. Als er starb, hab ich ihm geschworen, es <strong>für</strong> immer zu tragen.“. Milka schenkt Bica etwas von<br />

ihrem Überfluss: ein altes Handy und trendige Klamotten.<br />

8. Kapitel: Freizeitvergnügen<br />

Bild: Sommervergnügen<br />

Cristu kann auch nett zu „seinen“ Kindern sein. So überrascht er alle, als er sie weckt, um mit ihnen an<br />

<strong>den</strong> Flussstrand zu gehen. Sie machen das, was zu einem ganz normalen Familienvergnügen gehört:<br />

Würstchen grillen, ba<strong>den</strong> und rumalbern. Vielleicht hätte Cristu auch ein ganz passabler Vater wer<strong>den</strong><br />

können? Bica hat er erzählt, dass er früher bei der Polizei war. Zum Glück ahnt er nicht, dass Bica sich<br />

ihre eigene heimliche Teenagerwelt geschaffen hat. Mit Milka geht sie in einen CD-La<strong>den</strong>, Musik hören.<br />

Milka wundert sich, dass Bica keine Titel z.B. von <strong>den</strong> Toten Hosen, kennt. Sie entdecken einen Walzer:<br />

„So much beauty... so much greed… cruel, cruel world... I’m waiting for my luck“. Die Mädchenfreundschaft<br />

belastet, dass Andrej, Milkas Freund, scheinbar immer mehr Gefallen an Bica findet.<br />

9. Kapitel: Worte wie Messer<br />

Bild: Bica verletzt sich selbst<br />

Bicas Geheimnis droht aufzufliegen. Cristu hat ihr Versteck im Badezimmer entdeckt. Dort hat sie die<br />

Kleider von Milka und die Turnschuhe verborgen. Sie versucht es mit einer Ausrede und behauptet, sie<br />

hätte alles geklaut. Nun darf sie abends nicht mehr länger wegbleiben. Was sie nicht weiß ist, dass Cristu<br />

Silviu beauftragt hat, sie auszuspionieren. Doch auch mit Milka gibt es Stress. Als Andrej anruft, um<br />

mit Bica zu sprechen, reagiert Milka abweisend. Bica wird wütend. Die bei<strong>den</strong> geraten aneinander. Bica<br />

schreit Milka an: „Wieso machst Du das, re<strong>den</strong> wie ein Messer?“ Sie redet sich in Rage und benutzt<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

ebenfalls Wörter, die wehtun: „Du warst ein hässliches Kind, ich will dich nicht wieder sehen!“ Als sie<br />

wegrennt, stürzt sie und bricht sich einen Zahn ab. Silviu hat alles beobachtet.<br />

10. Kapitel: Cristus Traum<br />

Bild: Cristus Auto<br />

Auch Cristu hat Stress, und zwar mit Vasile. Endlich ist sein Traumauto eingetroffen und Vasile möchte<br />

nicht, dass er es bekommt. Doch Cristu setzt sich durch. Überglücklich fährt er mit Bica in die Wohnung<br />

zurück. Er erzählt ihr, dass er sich seit seinen Zeiten als Polizist in Rumänien genau dieses Auto gewünscht<br />

hat. Zum ersten Mal hatte er diesen Autotyp bei einer Straßenkontrolle entdeckt. Was Bica erst<br />

einige Zeit später herausfindet ist, dass Cristu das Auto mit dem Verdienstanteil der Kinder bezahlt hat.<br />

Als Cristu sie <strong>für</strong> wenige Tage eingesperrt in der Wohnung zurücklässt, geht sie an Cristus Versteck und<br />

sieht, dass ihre Schachtel leer ist.<br />

11. Kapitel: Der Ausflug<br />

Bild: Der Ausflug<br />

Eingesperrt in der Wohnung klingelt das Handy von Bica. Milka möchte sich so gerne versöhnen. Sie hat<br />

<strong>den</strong> Walzer aufgelegt, <strong>den</strong> beide im CD-La<strong>den</strong> entdeckt haben. Auch Bica tut der Streit leid. Milka lädt<br />

sie zu einem Ausflug mit <strong>den</strong> anderen ein. Bica zögert. Silviu ist bereits misstrauisch gewor<strong>den</strong>. Er hat<br />

schon länger <strong>den</strong> Verdacht, dass Bica deutsche Freunde hat. Trotzdem schleicht sich Bica aus der Wohnung,<br />

als die anderen noch schlafen. Silviu hat sie heimlich <strong>den</strong> Schlüssel zur Wohnung abgenommen.<br />

Nur Nicu lässt sich nicht abschütteln. Er geht mit Bica zu ihren Freun<strong>den</strong>. Plötzlich stottert er nicht mehr.<br />

Das hat er bisher Cristu nur vorgespielt, damit er <strong>für</strong> dumm gehalten wird.<br />

10


12. Kapitel: Im Sommerhaus (bis 1:05:35)<br />

Bild „Die Waffe“<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Die Clique fährt zum Sommerhaus von Milkas Eltern. Im Sommerhaus hat sie noch eine unbeschwerte<br />

Kindheit verbracht. Bitter sagt sie zu <strong>den</strong> Freun<strong>den</strong>: „Früher wusste ich noch nicht, dass sich Eltern nur<br />

zusammentun, damit sie etwas haben, was sie langsam kaputt machen können.“<br />

Das Haus liegt direkt an einem kleinen See. Dort entwickelt sich zwischen Bica und Andrej zum ersten<br />

Mal ein vertrautes Gespräch. Andrej erzählt, dass seine Eltern aus Kasachstan stammen. Dann spricht er<br />

Bica direkt darauf an, dass er glaubt, dass sie aus Rumänien komme und dass sie an einen Patron gebun<strong>den</strong><br />

sei. Andrej möchte mit ihr in <strong>den</strong> See springen. Doch Bica kann nicht schwimmen und bekommt<br />

Angst. Nicu freundet sich mit Milka an. Er erzählt ihr alles: dass sie stehlen und vom Patron dazu gezwungen<br />

wer<strong>den</strong>. Doch er ist auch davon überzeugt, dass er es allein schaffen werde: „Gott kann die<br />

Laus auf meinem Kopf sehen, aber mich, sieht er nicht. Deshalb muss ich ein ganz Großer wer<strong>den</strong>, das<br />

schwör ich dir.“ Isabell hat zu viel getrunken und spielt mit der Waffe von Milkas Vater.<br />

13. Kapitel: Erste Berührungen<br />

Bild: Erste Berührung<br />

Die Jugendlichen spielen mit der Waffe „Wir blasen uns <strong>den</strong> Kopf weg“ und liegen auf dem Waldbo<strong>den</strong>.<br />

Bicas Kopf berührt <strong>den</strong> Andrejs. Andrej streichelt ganz sanft über Bicas Bauch. Sie hält immer noch die<br />

Waffe in der Hand. Die Freunde sprechen über die Situation von Bica und Nicu. Milka fällt es schwer die<br />

Lage der bei<strong>den</strong> zu verstehen. Sie fragt Bica: „Hast Du nie Mitleid mit deinen Opfern?“ Sie versucht die<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

bei<strong>den</strong> davon abzuhalten, in die Wohnung der Taschendiebe zurückzugehen. Milka findet es besser,<br />

wenn Bica bei der Polizei um Schutz bittet. Doch Bica sagt: „Cristu schlägt uns tot.“<br />

14. Kapitel: Cristus Strafe<br />

Bild: Vergewaltigung<br />

Zurück in der Wohnung rastet Cristu aus. Der Patron ist bereits zurück und hat alles von Silviu erfahren.<br />

Zuerst fällt er über Nicu her. Aus Strafe da<strong>für</strong>, dass er das Stottern simuliert hat, droht er, ihm die Zunge<br />

abzuschnei<strong>den</strong>. Er verletzt ihn gefährlich mit einer Rasierklinge im Mund. Blutüberströmt bricht Nicu<br />

zusammen. Dann greift er Bica an: „Mit wem triffst Du dich und telefonierst Du dauernd.“ Später holt er<br />

sie zu sich. Er ist betrunken und voller Selbstmitleid: „Neulich habe ich im Radio gehört, dass es Tausende<br />

von bewohnten Welten gibt. Darum hat Gott keine Zeit sich um uns zu kümmern. Er ist anderweitig<br />

beschäftigt. Komm mal zu mir“. Dann vergewaltigt er Bica. Er sagt zu ihr: „Du brauchst keinen Freund du<br />

hast mich. Ich bin mehr wert als alle Freunde, die du fin<strong>den</strong> kannst.“<br />

15. Kapitel: Andrej und Cristu<br />

Bild: Cristu und Andrej<br />

Andrej lässt nicht locker. Er hat Angst um Bica, die ihn wegstößt. Sie will keinen weiteren Ärger. Daraufhin<br />

klingelt Andrej an der Wohnungstür. Cristu kommt zu ihm runter und greift ihn an. Nicu beendet die<br />

Schlägerei. Er rammt Cristu ein Messer ins Bein und läuft weg. Bei Milka findet er Unterschlupf. Dann<br />

plant er die Flucht <strong>für</strong> sich und Bica. Mihai, der Kellner aus der Kneipe, in der sie immer essen, hilft ihm<br />

dabei. Mihai kennt auch das neue Versteck des Patrons. Nach der Auseinandersetzung mit Andrej mussten<br />

alle die Wohnung räumen. Unterschlupf fin<strong>den</strong> sie in einer zugigen Werkstatt. Bica hat hohes Fieber<br />

12


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

und liegt im Bett. Sie <strong>den</strong>kt an ihren Bruder, Pavel. Immer wieder muss sie daran <strong>den</strong>ken, wie der Patron<br />

seine Puppe zerbrochen hat.<br />

16. Kapitel: Cristus Tod<br />

Bild: Cristus Körper auf dem Güterwaggon<br />

Mihal hat einen Treffpunkt <strong>für</strong> Nicu und Bica bei einem Schlepper vereinbart. Zuerst trifft Nicu ein. Doch<br />

Cristu lauert ihm bereits auf. Er hat die Serviette gefun<strong>den</strong>, auf der Mihal <strong>den</strong> heimlichen Treffpunkt <strong>für</strong><br />

Bica aufgezeichnet hat. Er schleppt Nicu auf die Brücke und droht ihm mit Gewalt. Nicu schreit ihn an:<br />

„Du machst nichts mehr mit mir!“ Dann springt er von der hohen Brücke in <strong>den</strong> Tod. Wenig später<br />

kommt Bica und sucht <strong>den</strong> Treffpunkt. Cristu schleicht sich an. Er packt sie und zeigt ihr Nicus Leiche.<br />

Doch dann kommen Andrej und Milka. Die Situation eskaliert. Bica wendet ihre Geschicklichkeit als Taschendiebin<br />

zum ersten Mal gegen Cristu an. In höchster Not entwendet sie ihm seine Waffe und<br />

schießt auf ihn. Der lässt sie los. Sie stellt sich direkt vor ihn hin und drückt nochmals ab. Er sackt zusammen.<br />

Andrej bricht als erster die Erstarrung. Gemeinsam mit Milka werfen sie <strong>den</strong> Leichnam Cristus<br />

mit der Waffe über die Brücke, als ein Güterwaggon darunter durch fährt.<br />

17. Kapitel Wieder zurück<br />

Bild: Bica kann schwimmen<br />

Bica konnte nicht bei <strong>den</strong> Freun<strong>den</strong> blieben. Sie ist nach Bukarest zurückgekehrt. Ihren Freun<strong>den</strong><br />

schreibt sie, wie es ihr ergangen ist: „Liebe Milka, lieber Andrej, ich bin wieder zurück, ich weiß nicht, wie<br />

13


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

lange schon, aber es geht mir gut. Pavel auch. Ich darf ihn nicht besuchen, weil es nicht gut <strong>für</strong> ihn ist.<br />

Aber manchmal sehe ich ihn. Am Tag arbeite ich in einem Kiosk. Die Frau hat Wasser in <strong>den</strong> Beinen. Ich<br />

bekomme kein Geld. Aber ich kann nachts dort schlafen und passe auf, dass nichts gestohlen wird.“…“<br />

Manchmal träume ich von Nicu Im Traum stottert er immer und lacht. Aber wenn ich aufwache, muss ich<br />

weinen. Cristu hat gesagt, dass Gott zuviel beschäftigt ist und sich nicht um uns kümmern kann. Aber ich<br />

glaube, dass er wieder kommt. Wo wer<strong>den</strong> wir dann sein? Ich <strong>den</strong>ke viel an euch. Das Streetball war<br />

schön. Meine Schuhe mit Airbags hat man mir aber geklaut. Es wäre schön, wenn ich schwimmen könnte.<br />

Aber es ist schwer, wenn man Angst davor hat.“<br />

Nach dem letzten Satz des Briefes geht Bica ans Wasser. Langsam lässt sie sich in Wasser gleiten, sie<br />

strampelt, dann schwimmt sie.<br />

Arbeitsvorschlag – die Geschichte aus der Sicht der Protagonisten<br />

Die Geschichte des Films kann aus der Sichtweise der einzelnen Filmfiguren nacherzählt wer<strong>den</strong> (auch in<br />

Gruppenarbeit).<br />

Jeder (jede Gruppe) sucht sich eine der Filmfiguren aus (Bica – Nicu – Silviu – Constantin - Milka – Cristu<br />

– Andrej), aus deren Sicht er die Geschichte nacherzählen möchte.<br />

Dazu wer<strong>den</strong> mindestens vier Bilder ausgewählt. Folgende Fragen können dabei helfen:<br />

Welche Szenen sind die „Schlüsselszenen“ der Filmfigur?<br />

Wie steht die Figur zu Bica?<br />

Welche Eigenschaften der Figur wer<strong>den</strong> deutlich? In welcher Situation befindet sich die Figur (Umfeld,<br />

Familie etc.)?<br />

Mit welchen Problemen muss die Figur fertig wer<strong>den</strong>?<br />

Was erlebt die Filmfigur direkt mit? Was berührt die Figur nur mittelbar? Welche Teile der Geschichte<br />

können nicht aus Sicht der Figur erzählt wer<strong>den</strong>?<br />

Am Ende erzählt jeder (jede Gruppe) mit Hilfe der Bilder die Geschichte anhand von ausgewählten Szenen.<br />

14


3. Making Of<br />

3.1. Produktion<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Die Riva Filmproduktion GmbH (seit 2006) produziert deutsche und internationale Kinofilme und TV-<br />

Formate mit <strong>den</strong> Schwerpunkten „Arthaus“ und anspruchsvolle Unterhaltung. Dazu gehörten in <strong>den</strong><br />

letzten Jahren der Kinofilm „Sportsmann des Jahrhunderts“ als deutsch/holländisch/schwedische Co-<br />

Produktion sowie die spanische Kino-Co-Produktion „Obaba“. Weitere Kino-Produktionen sind „The<br />

Syrian Bride“ (2005), „Falling Into Paradise“ (2005) oder „Engel und Joe“ (2001).<br />

3.2. Die Schauspieler und ihre Rollen<br />

Katharina Derr als BICA: Katharina Derr wurde nach einem sehr sorgfältigen und umfangreichen Casting<br />

<strong>für</strong> die Hauptrolle ausgewählt, weil sie der Figur Bitch nicht nur ein Gesicht gibt, sondern sie vor der<br />

Kamera glaubwürdig darstellt. Sie ist das Bukarester Straßenmädchen Bica genannt Bitch: hart im Nehmen<br />

wie im Austeilen hat sie gleichzeitig eine fast kindliche Sehnsucht. Misstrauisch, eigensinnig und<br />

trotzig, kommen ihre Zerbrechlichkeit und scheue Anmut erst auf <strong>den</strong> zweiten Blick zum Vorschein.<br />

Sina Tkotsch als MILKA: Sina Tkotsch, geboren 1990, gab ihr TV Debüt 1998. Seither hat sie verschie<strong>den</strong>e<br />

Kinder- und Jugendrollen gespielt. Darunter im Tatort „Der Trippler“ die Rolle der Susi Karsten (2000)<br />

oder die Kinderhauptrolle in der Serie „Wie erziehe ich meine Eltern“ (2001 bis 2004). 2005 war sie in<br />

einer Folge von „krimi.de“ des KIKA- unter der Regie von H. Salonen als Laura zu sehen und spielte eine<br />

Episo<strong>den</strong>hauptrolle in „Familie Dr. Kleist“. Zuletzt stand sie <strong>für</strong> die ARD unter der Regie von Peter Weissflog<br />

in „Mirella“ vor der Kamera. Auf <strong>den</strong> ersten Blick hat Milka alles das, was Bitch fehlt: Geld, Luxus<br />

und Schönheit. Aber glücklich ist diese Milka nicht. Hinter ihrer großen Kodderschnauze verbirgt sich<br />

eine tiefe Verunsicherung, ein kaum vorhan<strong>den</strong>es, sehr fragiles Selbstwertgefühl. Durch die Begegnung<br />

mit Bitch lernt sie zum ersten Mal, sich selbst mit anderen Augen zu sehen.<br />

Patrick von Blume als CRISTU: Patrick von Blume begann Ende der Neunziger als Theater-Schauspieler<br />

in Berlin und war ab Anfang 2000 in zahlreichen Krimiserien wie „Balko“, „SK Kölsch“, „Soko Leipzig“ zu<br />

sehen. Zuletzt spielte er in der Sat1-Serie „Bis in die Spitzen“ und übernahm eine Hauptrolle im Kinofilm<br />

„Futschikato“ (2005). Er war im Kinofilm „Wholetrain“ zu sehen, und aktuell im Kinofilm „Der Baader<br />

Meinhoff Komplex“. (2007). Er spielt <strong>den</strong> ehemaligen Polizisten Cristu aus Bukarest, <strong>den</strong> seine wirtschaftliche<br />

Situation zu dem gemacht hat, was er ist: Ein Schieber und Menschenhändler. Manchmal<br />

hadert er weinerlich mit seiner Situation, besonders wenn er betrunken ist. Ansonsten weiß er auch,<br />

dass er <strong>für</strong> seinen „Job“ hart und skrupellos sein muss. Er scheut sich nicht, <strong>den</strong> harten Boss raushängen<br />

zu lassen. Auch wenn er in einem anderen Leben vielleicht ein ganz annehmbarer Familienvater gewor<strong>den</strong><br />

wäre.<br />

3.3. Der Regisseur und Drehbuchautor<br />

Martin Theo Krieger, geb. am 19.10.1953 in Lingen/Ems, einer katholischen Kleinstadt in Nordwestdeutschland,<br />

absolvierte nach dem Studium von Musikpädagogik und Theaterwissenschaften die Ausbildung<br />

an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Von 1982-1992 arbeitete er als Kamerassistent,<br />

Kameramann, Tonmann, Darsteller, Cutter, Drehbuchautor und Regisseur bei zahlreichen<br />

Film- und TV-Produktionen. In <strong>den</strong> Jahren 1993-2003 konzentrierte sich seine Tätigkeit auf die Arbeit als<br />

Drehbuchautor und dramaturgischer Berater. In dieser Zeit erhielt er mehrfach Drehbuchförderungen<br />

(FFA, BKM, FFHH) <strong>für</strong> Spielfilmprojekte und verfasste Drehbücher <strong>für</strong> Daily Soaps, Krimi- und Jugendreihen.<br />

Sein erster Kinofilm „Zischke“ (1986, Buch und Regie) wurde mehrfach ausgezeichnet und im Museum<br />

of Modern Art in New York gezeigt. 1988 folgte „Herz über Kopf“ (Buch und Regie), eine sarkasti-<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

sche Persiflage auf TV-Gameshows. In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahren arbeitete er als Co-Produzent, Co-Autor und<br />

Co-Regisseur bei diversen Filmprojekten.<br />

Für seinen aktuellen Film „Beautiful Bitch“ (2007) erhielt er <strong>den</strong> Volkswagen Preis <strong>für</strong> das beste Drehbuch<br />

auf dem Internationalen Filmfest Em<strong>den</strong>-Aurich-Norderney 2006, <strong>den</strong> Best Foreign Film Award auf<br />

dem Filmfestival in Santa Barbara 2008, <strong>den</strong> Öngören Preis <strong>für</strong> Demokratie und Menschenrechte auf dem<br />

Filmfestival Türkei/Deutschland 2008 in Nürnberg und eine Lobende Erwähnung <strong>für</strong> Katharina Derr auf<br />

dem Festival EuropaCinema in Viareggio 2008.<br />

3.4. Fragen an <strong>den</strong> Regisseur<br />

(Auszug aus dem Presseheft „Beautiful Bitch“)<br />

Wie ist die Idee zu diesem Stoff entstan<strong>den</strong>?<br />

Rumänien in <strong>den</strong> Schlagzeilen. Mit Ausrufezeichen wird vor der „Rumänien-Mafia!" gewarnt; die Rede<br />

ist von rumänischen "Klaukindern": "Kindern, gehalten wie Sklaven, abgerichtet zu Verbrechern. Ban<strong>den</strong>chefs<br />

rekrutierten sie in Kinderheimen oder kauften sie <strong>den</strong> Eltern ab" [BILD, 25.03.1998] "Sie wer<strong>den</strong><br />

verschleppt, verschachert und verprügelt - die rumänischen Mafia-Kinder von Berlin." [BZ,<br />

05.07.1998] Sie wer<strong>den</strong> von "straff organisierten Ban<strong>den</strong> gehandelt wie Leibeigene.“ [DIE WELT,<br />

18.08.1998] Sie wer<strong>den</strong> zum Stehlen ausgebildet und „von skrupellosen Kriminellen zum Stehlen in<br />

deutsche Großstädte geprügelt“. [SPIEGEL, 41/2003] Zeitweise sind mehrere Hundert Kinder in Deutschland<br />

aktiv. In Zeiten massiven Polizeieinsatzes durch Sondereinheiten, wer<strong>den</strong> sie in andere Länder abgedrängt.<br />

Dann wird vermeldet: „Die Zahl der von so genannten ‚rumänischen Klaukindern’ verursachten<br />

Eigentumsdelikte ist im ersten Quartal 2004 deutlich zurückgegangen. Das konsequente Handeln<br />

des Senats hat dazu geführt, dass Hamburg <strong>für</strong> Kriminelle kein gutes Pflaster mehr ist.“ [CDU Bürgerschaftsfraktion<br />

Hamburg. 02.06.2004] Doch „Seit dem EU-Beitritt Rumäniens wächst die Zahl klauender<br />

Kinder auf <strong>den</strong> Straßen der Hauptstadt. Die Polizei ist [<strong>hier</strong>] machtlos, <strong>den</strong>n unter 14-Jährige können<br />

nicht festgenommen wer<strong>den</strong>.“ [Hamburger Abendblatt, 09.05.2007] In Großbritannien haben Polizisten<br />

„aus Rumänien eingeschleuste und als Diebe missbrauchte Kinder befreit. Die Kinder seien unter erbärmlichen<br />

Verhältnissen in heruntergekommenen Häusern am westlichen Stadtrand von London untergebracht<br />

gewesen. Experten schätzen, dass seit der EU-Erweiterung Hunderte osteuropäische Kinder<br />

nach Großbritannien und in andere Industriestaaten geschleust wur<strong>den</strong>, um als Diebe oder Helfer bei<br />

Diebstählen zu dienen.“ [www.taschendiebstahl.com, 26.2.2008]<br />

In zahllosen Berichten wurde und wird immer wieder, mal sachlich, öfter emotional aufgeheizt, ein Phänomen<br />

beschrieben, das als eine direkte Folge des wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs Rumäniens<br />

während der Ceausescu Diktatur gesehen wer<strong>den</strong> muss. Um die nationale Arbeitskraft zu erhöhen,<br />

stellte Ceausescu Verhütung und Abtreibung unter Strafe. Als Folge landeten Tausende unerwünschter<br />

Kinder in staatlichen Waisenhäusern. Nach dem Fall der Diktatur flohen viele Kinder aus <strong>den</strong><br />

Waisenhäusern und völlig verarmten Familien auf die Straße. Zeitweise gab es über 20.000 Straßenkinder.<br />

Die Diktatur wurde im Dezember 1989 beendet, doch an <strong>den</strong> Folgen trägt und leidet das Land und<br />

die Bevölkerung noch bis heute.<br />

Am Ende einer langen Recherche zur Situation rumänischer „Klaukinder“, stan<strong>den</strong> <strong>für</strong> mich drei Fragen:<br />

Wie kann es sein, dass mitten in Städten wie Berlin, Hamburg, Köln diese Kinder monatelang täglich 500-<br />

1000 € stehlen können, ohne dass es eine wirkliche Antwort auf diese europäische Armutsproblematik<br />

gibt? Vor allem aber: Wie leben diese ausgebeuteten Kinder je<strong>den</strong> einzelnen Tag mitten unter uns - das<br />

„Paradies“ eines Lebens in Wohlstand und Freiheit täglich vor Augen – in ihrer unbemerkten, streng<br />

abgegrenzten Welt? Und was passiert, wenn jemand versucht diese Grenzen zu durchbrechen? Diese<br />

Fragen führten dann letztlich zur Geschichte von Beautiful Bitch.<br />

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Wie haben Sie die Darsteller ausgesucht?<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Ursprünglich war es meine Absicht, die rumänischen Rollen auch mit rumänischen Darstellern zu besetzen.<br />

Das schien nahe liegend und versprach Authentizität. Sehr bald stellte sich aber heraus, dass diese<br />

Art von Authentizität der Geschichte natürlich nur dann hilft, wenn man authentische Darsteller findet,<br />

die ihre Rollen auch glaubwürdig spielen können. Ein anderer Sachverhalt kam bei unseren Besetzungsüberlegungen<br />

hinzu: Für die Lebenssituation der realen Klaukinder ist es nach meinen Recherchen unerheblich,<br />

ob sie deutsch sprechen können oder nicht. Der Patron ist <strong>den</strong> realen Klaukindern Erretter aus<br />

schrecklichen rumänischen Lebensverhältnissen, er ist ihr Schutzengel in der Fremde, ihr großer Bruder-,<br />

Onkel- oder Vaterersatz. Kontakte zu anderen sind <strong>den</strong> Kindern aus nahe liegen<strong>den</strong> Grün<strong>den</strong> absolut<br />

verboten. Und wenn sie sich nicht daran halten, erleben sie <strong>den</strong> Patron auch als allmächtigen Unterdrücker,<br />

als Herrn über Leben und Tod. Denn je nach Intelligenz und Charakter des Patrons herrscht in <strong>den</strong><br />

Ban<strong>den</strong> das Prinzip Zuckerbrot und Peitsche, bis hin zu mafiaartigen Drohungen ("Wenn du wegläufst<br />

oder uns verrätst - ich weiß, wo deine kleine Schwester/Mutter/Oma usw. wohnt." Oder gleich direkt:<br />

"Ich finde dich und schlag dich tot.") Aus all diesen Grün<strong>den</strong> wür<strong>den</strong> sich rumänische Klaukinder niemals<br />

an die Polizei oder andere Menschen wen<strong>den</strong>, sondern fügen sich fast immer ohnmächtig ihrem Schicksal.<br />

Letztlich war <strong>für</strong> die Besetzung also allein ausschlaggebend, wie glaubwürdig die Darsteller ihre Rollen<br />

verkörpern konnten. Das Casting wurde von der Kölner Firma „Die Besetzer“ von Anfang an mit großem<br />

Einsatz und Fingerspitzengefühl besorgt. Allein <strong>für</strong> die Hauptrolle „Bitch“ wur<strong>den</strong> Hunderte von Mädchen<br />

gecastet, nicht nur über Agenturen, sondern auch auf der Straße, in Jugendgruppen, rumänischen<br />

Heimat- und Kulturvereinen, deutschsprachigen Schulen in Rumänien und in Roma Familien. Am Ende<br />

fan<strong>den</strong> wir Kinder und Jugendliche, die ihre Rollen glaubwürdig spielen konnten und deren biografische<br />

Wurzeln zudem nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern liegen. Frankreich: Lucien Le<br />

Rest (Rolle NICU), Kroatien: Aljosha Horvat (Rolle CONSTANTIN), Ukraine: Igor Dolgatschew (Rolle AND-<br />

REJ), Tschechien: Tom Lass (Rolle SILVIU) und Sibirien: Katharina Derr (Rolle BITCH). Für Katharina Derr<br />

wurde die erste Rolle ihres Lebens gleich eine Hauptrolle. Und sie spielte sie so glaubwürdig und authentisch,<br />

dass sie bei <strong>den</strong> Dreharbeiten in Bukarest mehrfach von echten rumänischen Straßenkindern<br />

angesprochen und <strong>für</strong> ihresgleichen gehalten und wurde.<br />

Was waren die größten Herausforderungen beim Dreh?<br />

Dreharbeiten mit Kindern und Jugendlichen sind immer eine besondere Herausforderung. Zum einen<br />

sind die Arbeitszeiten mit Kindern und Jugendlichen in Deutschland streng reglementiert. Das heißt,<br />

man darf je<strong>den</strong> Tag nur wenige Stun<strong>den</strong> mit Kindern drehen, was eine große Herausforderung <strong>für</strong><br />

Drehplan und Disposition bedeutet, damit die Drehtage trotzdem voll genutzt wer<strong>den</strong> können. Bei unserem<br />

Projekt kam hinzu, dass die Geschichte sehr realistisch erzählt wer<strong>den</strong> sollte, was <strong>den</strong> Darstellerkindern<br />

in vielen Situationen eine enorme physische, vor allem aber psychische Stabilität abverlangt hat.<br />

(Auch das galt es bei der Besetzung der Rollen stark mit im Auge zu behalten.) Letztlich haben aber alle<br />

Kinder die Dreharbeiten, trotz teilweise harter Anforderungen sehr gut überstan<strong>den</strong>. Und eine weitere<br />

Herausforderung waren natürlich die vielen Drehsituationen mitten im Trubel der Städte (Düsseldorf,<br />

Bukarest). Generell möchte ich dazu aber sagen, dass ich es mag, wenn es große Herausforderungen<br />

beim Dreh gibt. Es zwingt einerseits zu starker Konzentration und anderseits zu großer Beweglichkeit.<br />

Beides Grundhaltungen, die <strong>für</strong> mich beim Erzählen einer lebendigen Geschichte essenziell sind.<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

4. Filmanalyse: Intro – Rückblende - Musik<br />

Film ist keine Sprache in dem Sinne, wie Englisch, Französisch oder Mathematik Sprachen sind. Filmsprache<br />

stellt sich vielmehr im Filmemachen selbst immer wieder aufs Neue her. Welche Gestaltungsmittel<br />

Filmemacher auswählen, hängt von der Absicht ab, wie ihre Bilder, Töne und Montagen beim Zuschauer<br />

wirken sollen. Kommunikation über Filme gelingt, wenn Filmemacher Gestaltungsformen (er)fin<strong>den</strong>,<br />

ihre Erzählinhalte so zu transportieren, dass sie interpersonell wirken und verstan<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

4.1. Einheiten <strong>für</strong> die Filmanalyse<br />

Bei der Filmanalyse muss nicht der gesamte Film untersucht wer<strong>den</strong>. Man kann sich auch auf einzelne<br />

Filmabschnitte, die Sequenzen genannt wer<strong>den</strong>, konzentrieren. Als kleinste filmische Einheit wird in der<br />

Regel nicht das fotografische Einzelbild gesehen, sondern die Einstellung, also der Filmabschnitt, der<br />

zwischen einem Ein- und Ausschalten der Kamera entsteht, oder anders gesagt, zwischen zwei Schnitten<br />

liegt.<br />

Die Einstellung besitzt eine Einstellungslänge und zeigt, dem Filmformat/Bildschirmformat entsprechend<br />

einen bestimmten Bildausschnitt - die Einstellungsgröße.<br />

Der Begriff Szene bezeichnet einen Teil des Films, der durch Einheit von Ort und Zeit charakterisiert<br />

wer<strong>den</strong> kann. Eine Szene kann so aus mehreren Einstellungen bestehen.<br />

Als Syntagma oder Sequenz bezeichnet man <strong>den</strong> inhaltlich geschlossenen Abschnitt einer Filmhandlung<br />

bezeichnet. Der Unterschied zur Szene besteht darin, dass eine Sequenz auch aus einer Verknüpfung<br />

mehrerer Handlungsorte bestehen kann. Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die ersten bei<strong>den</strong> Sequenzen beispielhaft<br />

in Hinblick auf Einstellungsgrößen, Ton, Montagetechnik und ihrer Funktion <strong>für</strong> die Handlung analysiert.<br />

Erste Sequenz:<br />

Das Bild ist dunkel. Zuerst ertönt eine Stimme aus dem off (Milkas): Sag mal, hast Du nie Mitleid mit<br />

Deinen Opfern? Dann wird das Bild eingeblendet. Bica wird von Milka gefilmt. Das erkennt man an dem<br />

oberen, linken Bildrand, in dem REC aufleuchtet.<br />

Der Bildausschnitt entspricht dem Blick durch eine Digitalkamera. Bica wird in der Halbnahen aufgenommen.<br />

Ihr Gesicht und ihre Mimik sind zusehen, im Hintergrund die Einrichtung eines Jugendzimmers.<br />

Bica sieht ernst in die Kamera und zuckt die Schultern. Sie lächelt verlegen. Die Stimme aus dem<br />

off fragt weiter: „Auch nicht, wenn du eine alte arme Frau beklaust. Stell dir doch einmal vor, du bist alt<br />

und man klaut dir dein ganzes Geld.“ Bica antwortet: „Diebe beklauen Diebe nicht.“ Milka, die Stimme<br />

aus dem Off, fragt: „Echt nicht? Und woher wissen die, das Du einer bist?“ Bica versucht es ironisch:<br />

„Das sieht man mir doch an.“ Milka lässt nicht locker: „Also, ich seh's dir nicht an.“ Bica muss lachen.<br />

Wird gesprächiger. Das Zoomen verändert die Bildeinstellung in die Nahe. Im Mittelpunkt ist das lebendige<br />

Gesicht. Bica macht einen neuen Anlauf, und verhaspelt sich etwas: „Ist doch egal, weil wenn einem<br />

andere, die woanders leben, wo man leben kann…. Freiwillig gibt uns doch keiner was, deshalb muss<br />

man es sich einfach nehmen. Das machen doch eigentlich alle so, weil, anders geht es ja nicht.“ Die Lebendigkeit<br />

der Einstellung wird unterstützt durch das wacklige Bild. Die Kamera steht nicht auf dem<br />

18


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Stativ sonder wird aus der Hand heraus bedient. Sie kann somit die Bewegungen von Bica, die auch ihre<br />

inneren Bewegungen veranschaulichen, schneller einfangen.<br />

Die Szene, die zur Mitte der Filmhandlung gehört, ist dem Titel vorangestellt. Sie führt dem Zuschauer<br />

das Thema und die Hauptperson vor: Bica klaut und hat kein Mitleid mit ihren Opfern. Damit wird das<br />

Hauptthema auf <strong>den</strong> Kopf gestellt. Erst später wird sich herausstellen, dass Bica selbst ausgenützt und<br />

um ihre Kindheit und Unschuld beraubt wurde. Es geht mehr als um Geld oder eine Handtasche. Die<br />

Erklärung wird nur angedeutet, und zwar in <strong>den</strong> Halbsätzen, mit <strong>den</strong>en Bica versucht zu erklären, warum<br />

sie klaut. Das Unverständnis von Milka wird sich später als Leitmotiv der Beziehung zwischen <strong>den</strong> Mädchen,<br />

die in kaum zu überbrücken<strong>den</strong> Gegensätzen leben, entwickeln. Gleichzeitig sprüht die Szene vor<br />

Unbeschwertheit und Nähe zwischen bei<strong>den</strong> Mädchen. Die Szene führt <strong>den</strong> Titel ein und charakterisiert<br />

Bica als „Beautiful Bitch“.<br />

Zweite Sequenz:<br />

Die nächste Szene schließt chronologisch nicht an, sondern stellt sich - <strong>für</strong> <strong>den</strong> Zuschauer allerdings erst<br />

sicher erkennbar nach Abschluss der Sequenz - als Rückblende heraus. Sie ist aber auch wichtig <strong>für</strong> die<br />

Charakterisierung von Bica. Sie besteht aus drei Szenen, die die Vorgeschichte von Bicas Aufenthalt in<br />

Düsseldorf erzählen. Dramaturgisch zusammengehalten wird die Sequenz durch die Musik und durch<br />

<strong>den</strong> abschließen<strong>den</strong> Off-Kommentar. Die erste Szene beginnt mit Musik. Ein Autotransporter fährt auf<br />

einer Landstraße. Charakteristisch <strong>für</strong> <strong>den</strong> Einsatz von Musik ist nicht nur <strong>hier</strong>, dass diese <strong>für</strong> die Bewegung<br />

der Protagonisten im Film steht, sie veranschaulicht <strong>den</strong> Rhythmus der Ereignisse. Mittels der parallelen<br />

Montage entdeckt der Zuschauer Bica, die sich im Lastzug versteckt hat. Die Kamera zeigt ihren<br />

Blick auf die Straße und ihr Gesicht im Dunkeln. Nach<strong>den</strong>klich und traurig hält sie eine Puppe in der<br />

Hand. Die Szene ist ein Bruch, ein atmosphärischer Kontrast zur vorhergehen<strong>den</strong>. Kindergeräusche und<br />

die Musik leiten zur nächsten Szene über – wieder eine Rückblende.<br />

Bica geht mit einem kleinen Jungen in der Hand über eine Brücke. Die Bildunterschrift in der nächsten<br />

Bildeinstellung verortet die Szene in Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens. Das musikalische Motiv hat<br />

<strong>den</strong> Zuschauer bereits auf die kulturelle und soziale Atmosphäre, die das Leben der Kinder auf der Straße<br />

umgibt, vorbereitet. Die Musik ist neben <strong>den</strong> Geräuschen des Straßenlebens der einzige Ton in der<br />

Szene. Die Kamera begleitet Bica: mit ihrem Bruder, im Streit mit einem anderen Straßenmädchen um<br />

die Tüte mit Farbe zum „Schnüffeln“, das Klauen der Kekse <strong>für</strong> <strong>den</strong> Bruder. Die Kamera bleibt nahe an<br />

<strong>den</strong> Personen und nimmt ihre Bewegungen auf. Die Bildeinstellungen wechseln zwischen Totale, Halbtotale<br />

und Halbnahe: Sie zeigen das Handeln der Kinder und das, was ihnen die Straße an Leben und Überleben<br />

bietet. Gleichzeitig wird auch Cristu vorgestellt. Er steht beobachtend am Straßenrand. Im Gegen-<br />

19


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

satz zu <strong>den</strong> Kindern ist er nicht in Bewegung, als ob er auf einen bestimmten Augenblick wartet. Dann<br />

kommt der entschei<strong>den</strong>de Augenblick, der sich auch mittels der immer rascher wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Bildabfolge<br />

und Bewegungen ankündigt und dann – als Kontrast – im slow-motion Verfahren hervorgehoben wird:<br />

Die Polizei entreißt Pavel <strong>den</strong> Hän<strong>den</strong> von Bica, die mit ihm im Kanal verschwin<strong>den</strong> will. Die künstliche<br />

Verlangsamung der Bewegungen – ohne Musik - versinnbildlicht die Bedeutung des Geschehens <strong>für</strong> die<br />

„Echtzeit“ des Films: Immer wieder wird Bica sich diese Szene in Erinnerung rufen – dramaturgisch entspricht<br />

dies der Rückblen<strong>den</strong>-Dramaturgie. Die Puppe, die am Straßenrand liegen bleibt leitet das Ende<br />

der Szene ein. Es folgt der Zwischenschnitt, der Bica wieder mit der Puppe versteckt im Lastzug zeigt.<br />

Dann folgt der Film wieder Bicas Erinnerung:<br />

In der dritten Szene kommt es zur entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Begegnung zwischen Cristu und Bica in einem<br />

Schnellrestaurant. Die Kamera fängt wieder die Bewegungen der Protagonisten ein, vor allem charakterisiert<br />

sie das Handeln Cristu: seine Hände, die die Hände von Bica ergreifen wollen – er möchte ihr Vertrauen<br />

gewinnen, sie überzeugen, diese aber zuckt zurück – dann sein Griff nach <strong>den</strong> Geldscheinen, mit<br />

<strong>den</strong>en er die Bedienung zahlt. Hier dominieren Halbnahe und Detailaufnahmen wie auch die Sprache. Es<br />

kommt auf die Worte von Cristu an, mit <strong>den</strong>en er Bica zu überre<strong>den</strong> versucht. Bica hört ihm nur zu. Geld<br />

ist ein von Cristu oft verwendetes Wort. Bicas Stimme ist nur im off hörbar. Sie kommentiert aus der<br />

Perspektive des zukünftigen Geschehen und erzählt über ihren damaligen – wie sich später herausstellt -<br />

falschen Eindruck von Cristu als einen „Engel, der ihr die „Hand gereicht hat“. Parallel zeigt das Bild, wie<br />

Cristu Bica die Hand entgegenstreckt. Der Off-Kommentar macht wiederum die Szene als Rückblende<br />

deutlich. Dann wieder der Insert-Schnitt: Bica sieht aus dem Versteck des Lastzuges. Der Off-Kommentar<br />

befindet sich aber eine Zeitebene weiter: „Ich wusste ja nicht, dass er kein Engel war.“ Dann setzt die<br />

Musik wieder ein.<br />

In bei<strong>den</strong> Sequenzen spielen die Wahl der Kameraeinstellung, der Einsatz von Musik/Ton wie auch die<br />

Montage eine wichtige Rolle. Deshalb einige allgemeine Informationen dazu:<br />

4.2. Einstellungen – Bildgröße<br />

Die Kamera-Einstellungen kann nach ihren Einstellungsgrößen untersucht wer<strong>den</strong>. Die Einstellungsgröße<br />

bestimmt, was von einer Person oder einem Objekt im Bild zu sehen ist.<br />

Bei der Totalen liegt die Bedeutung in der Regel auf der Vermittlung eines Überblicks über <strong>den</strong> Ort der<br />

Handlung und das Handlungsgeschehen. Entsprechend dieser Funktion gibt die Länge ausreichend Zeit<br />

zur Aufnahme der Situation.<br />

Die Halb-Totale zeigt die agierende Person in voller Größe und legt damit <strong>den</strong> Bedeutungsakzent auf die<br />

Aktion, also die ganze Figur. Ist die Aktion reduziert auf <strong>den</strong> gestischen (und mimischen) Ausdruck, so<br />

eignet sich <strong>hier</strong><strong>für</strong> insbesondere beim Bildschirmformat von Video die Größe Halb-Nah (oder Amerikanisch)<br />

besser, bei der die Figur etwa bis zum Knie abgeschnitten wird. Der Bezeichnung ‚Amerikanisch’<br />

kommt von <strong>den</strong> typischen Einstellungen, die im Western gewählt wur<strong>den</strong>, beispielsweise bei der Darstellung<br />

des klassischen Duells zwischen Sheriff und Outlaw, bei der man <strong>den</strong> Oberkörper der Personen<br />

bis zum Hüftgürtel, in dem der Revolver steckt, sieht<br />

Zur Verdeutlichung seelischer Regungen und des am Gesicht ablesbaren Ausdrucks innerer Regungen<br />

eignen sich Nah- und Großeinstellung besser, bei <strong>den</strong>en die Gestikulation der Hände weitgehend abgeschnitten<br />

wird (Brustbild- Kopfbild). Was in <strong>den</strong> Personen vorgeht, übermittelt sich durch eine Bewegung<br />

der Augen, das Zucken eines Muskels. Im Gegensatz zum Theater liegen <strong>hier</strong> die Stärken von Film<br />

und Fernsehen<br />

Detaileinstellungen greifen Einzelheiten groß heraus. Auf die menschliche Figur bezogen, wäre das ein<br />

Auge, ein Ausschnitt der Hand, ein Kleidungsdetail ein Format füllendes Objekt dieser Einstellungsgröße.<br />

Für sich allein schneidet das Detail <strong>den</strong> Betrachter ab von der Aktion des dargestellten Subjekts. Es<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

weckt im Betrachter die Empfindung, eine Schwelle der persönlichen Intimität überschritten zu haben,<br />

und liefert die dargestellte Person <strong>den</strong> Blicken des Betrachters schonungslos aus. In der Regel wird bei<br />

erzählender Kamera das Detail die kürzeste Einstellung bleiben.<br />

Wichtiger als der Name <strong>für</strong> die Einstellungsgröße ist im <strong>Unterricht</strong> die Einschätzung der filmischen Absicht.<br />

Was soll ins Bild gerückt wer<strong>den</strong>, worauf soll sich der Blick konzentrieren. Wird unsere Neugier<br />

gestillt oder der Zeitpunkt dazu hinausgezögert? An eine Erläuterung der Einstellungsgrößen sollte man<br />

gemeinsame Übungen anschließen, in <strong>den</strong>en man gemeinsam die Einstellungen einer Sequenz zählt,<br />

benennt, ihre Dauer misst und die jeweiligen Absichten der Regie untersucht.<br />

4.3. Film-Ton: Sprache - Geräusche und Musik<br />

Der Ton ist entweder Originalton, Untermalung, kommt also von einer im Bild sichtlichen Quelle (On<br />

Screen) oder von einer Quelle außerhalb des Sichtfeldes der Einstellung (Off Screen). Musikalische Akzentuierung<br />

und Bildschnitt wirken sehr eng zusammen, Lautstärke, Crescendo und Decrescendo sind in<br />

ihrer Wirkung mit der Standzeit einer Einstellung verknüpft.<br />

Im Film BEAUTIFUL BITCH hat die Stimme aus dem „off“(„off screen“ außerhalb des Bildes) eine sehr<br />

wichtige Bedeutung. Sie wird nicht direkt von <strong>den</strong> Protagonisten in der Form eines Dialoges oder Monologes<br />

gesprochen. Die Stimme aus dem off ist die Stimme Bicas. Sie spricht aus einer anderen Zeitebene.<br />

Sie erzählt dem Zuschauer ihre Geschichte. Sie hat sich schon weiter entwickelt und ist nicht mehr das<br />

Mädchen, das der Zuschauer zu dem Zeitpunkt sieht. In ihre Erzählung mischt sich auch ein Kommentar,<br />

der bereits das Geschehen wertet.<br />

Neben der Sprache ist die Musik das wichtigste Element des Zeichensystems Ton. Musik kann unterschiedlich<br />

starken Einfluss nehmen, je nachdem ob sie nur eine die Bilder verstärkende oder auch diese<br />

interpretierende und kommentierende Funktion hatte. Folgende Gestaltungselemente der Musik können<br />

unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>: Musik illustriert bzw. kommentiert <strong>den</strong> Handlungsablauf des Films und die<br />

Gefühle seiner Hauptfiguren, dies schließt mögliche Kontrapunktierung und Leitmotivik ein. Musik etabliert<br />

Raum und Zeit des Films. Musik emotionalisiert die Rezipienten des Films. Musik strukturiert <strong>den</strong><br />

Film, verdeutlicht Zäsuren bzw. Kontinuität in der Handlung. Musik im Film dient – insbesondere als<br />

Titellied – der Werbung und Kanonisierung.<br />

4.4. Filmschnitt und Montage<br />

Die Verbindung zweier Einstellungen erfolgt durch Schnitt entweder hart, d. h. nahtlos oder weich durch<br />

Blende (ein-/ausblen<strong>den</strong>) oder Überblendung. Letztere ist im Film eher die Ausnahme und vor allem als<br />

Überleitung zwischen zeitlich oder räumlich auseinander liegen<strong>den</strong> Handlungsbereichen im Gebrauch.<br />

Die Montage bezeichnet die unterschiedlichen dramaturgischen Formen der Schnitt-Technik, die wiederum<br />

spezifische Wirkungen beim Zuschauer erzielen. Die „lineare“ oder „erzählende“ Montage ist die<br />

gebräuchlichste Form, einen Film zu gestalten. Sie orientiert sich an <strong>den</strong> Wahrnehmungsgewohnheiten<br />

und Bewegungen der Menschen. Die Szenen wer<strong>den</strong> so aneinander geschnitten, dass sich das Auge an<br />

das Geschehen und die Personen annähern kann. So wird zuerst mit einer „Totalen“ oder „Halbtotalen“<br />

der gesamte Handlungsort mithilfe eines Überblicks vorgestellt. Die Details, auf die der Zuschauer achten<br />

soll, und die handlungsentschei<strong>den</strong>d sind, wer<strong>den</strong> vorgestellt. Danach folgt eine Annäherung an die<br />

handlungsrelevanten Personen („Halbnahe“ Einstellungen). Dann erst schließen sich Nah- und Großaufnahmen<br />

an. Mithilfe von Überblickseinstellungen wird dem Zuschauer immer wieder eine Gesamtorientierung<br />

ermöglicht.<br />

21


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Unter der Ellipse als Montageform versteht man die Kunst der Auslassung bzw. wenn alles, was nicht<br />

zum Grundverständnis der Szene benötigt wird, weggeschnitten wurde. Auch das cross-cutting ermöglicht<br />

die Montage von Teilereignissen, wenn beispielsweise jeweils nur die informativsten und spannendsten<br />

Momente einer Verfolgungsjagd gezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

Für die filmanalytische Praxis ist vor allem die Unterscheidung zwischen der chronologischen und der<br />

a- chronologischen Verknüpfung von Bedeutung. Bei der chronologischen wird das zeitliche Nacheinander<br />

der Handlungsabfolge eingehalten, wobei die im Film "erzählte" Zeit durch Auslassungen unterschiedlich<br />

komprimiert wer<strong>den</strong> kann. Von der Szene, bei der die Erzählzeit mit der erzählten Zeit i<strong>den</strong>tisch<br />

ist, über die gewöhnliche Sequenz, bei der Auslassungen des nicht Bedeutsamen die Darstellung<br />

bereits komprimieren, bis zur Sequenz in Episo<strong>den</strong>, in der große Zeitsprünge enthalten sind, vergrößert<br />

sich die Auslassung. Umgekehrt kann der Film Zeit dehnen. In der Parallelmontage, bei der an verschie<strong>den</strong>en<br />

Orten stattfin<strong>den</strong>de Handlungsstränge durch abwechselndes Zeigen als gleichzeitig stattfin<strong>den</strong><br />

vorgeführt wer<strong>den</strong>, kann auf diese Weise ein kurzer Zeitablauf verdoppelt wer<strong>den</strong>. Nicht zufällig wird<br />

vor allem die Parallelmontage zur Spannungserzeugung eingesetzt.<br />

Der Film kann aber auch a-chronologisch erzählen, wenngleich dies meist nur in Ausnahmen erfolgt. Am<br />

häufigsten ist die Verwendung von Rückblen<strong>den</strong>, aber auch assoziative Montagen von Einstellungen,<br />

die verschie<strong>den</strong>e Zeitebenen im Film darstellen, sind möglich. Durch eine Rückblende erklärt der Erzähler<br />

dem Leser Vorgeschichten und Voraussetzungen, die die laufende Handlung erklären oder erst möglich<br />

machen. Er kann jedoch der Handlung auch vorgreifen, indem er Vorausdeutungen macht, durch die<br />

der Leser auf das mögliche weitere Geschehen vorbereitet wird.<br />

Unter dem Zwischenschnitt oder der insertiven Montage versteht man das „Dazwischen- oder Unterschnei<strong>den</strong>“<br />

von Inserts wie Zeitungsüberschriften, Briefen, Landkarten, Dokumenten, manchmal auch<br />

das Einfügen von Zwischentiteln. Meist hat der Zwischenschnitt die Funktion, ein Geschehen „als-obkontinuierlich"<br />

zu zeigen, wobei in Wirklichkeit bei <strong>den</strong> Dreharbeiten Pausen, Auslassungen oder Veränderungen<br />

passierten. Oft kommt der Zwischenschnitt bspw. bei dokumentarischen Genres vor.<br />

22


4.5. Arbeitsauftrag<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Die Erzählung des Films – die Geschichte – lässt sich über die Handlungen der Filmfiguren und wie diese<br />

mittels Montage und Musik miteinander verknüpft wer<strong>den</strong>, analysieren. Bei dieser Herangehensweise<br />

spricht man auch von „Handlungsanalyse“.<br />

Anhand folgender Leitfragen kann in Gruppen- oder Einzelarbeit – jede Gruppe/der Einzelne bekommt<br />

dabei Filmkapitel zugewiesen - eine Handlungsanalyse vorgenommen wer<strong>den</strong>:<br />

Was geschieht im Film? Wie verläuft die Handlung?<br />

In welche Szenen und Sequenzen lassen sich die Kapitel aufteilen.<br />

Welche Montagetechnik ist typisch <strong>für</strong> die einzelnen Szenen, wie lässt sich der Einsatz von Musik / Ton /<br />

Sprache beschreiben?<br />

Dazu kann ein Filmprotokoll erstellt wer<strong>den</strong> (s. Tabelle unten), in <strong>den</strong> das Kapitel in Sequenzen und Szenen<br />

eingeteilt und die Handlungsstruktur beschrieben wird. Hilfreich ist auch, die Handlung – analog<br />

der literarischen Analyse in fünf Handlungsphasen einzuteilen: Exposition, Steigerung, Umschwung (Klimax),<br />

Verzögerung (Retardierung), Schluss (Happy End, Katastrophe?)<br />

Phase/<br />

Sequenz<br />

I/<br />

II/<br />

III/<br />

IV/<br />

V/<br />

Handlungs-<br />

Strang 1<br />

Handlungs-<br />

Strang 2<br />

Handlungs-<br />

Strang 3<br />

Handlungs-Strang 4 Dramatische Funktion<br />

(Beispiele)<br />

Exposition<br />

Steigerung<br />

Klimax/ Umschwung<br />

Retardierung<br />

Verzögerung<br />

Happy Ende, Katastrophe<br />

23


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

5. Die Stadt – Bilder von Reich und Arm<br />

Der Film zeigt Bilder von Städten und wie nah dort Arm und Reich nebeneinander existieren. Bukarest,<br />

in der es das Problem von Straßenkindern gibt, und Düsseldorf sind beide Städte innerhalb Europas.<br />

Aber auch in Düsseldorf, einer Stadt in einem der reichsten Länder der Welt, können Taschendieb-Ringe<br />

existieren, die auf der Entrechtung und der bitteren Armut von Kindern und Jugendlichen beruhen.<br />

Im Film wird aber auch deutlich, dass es unterschiedliche Formen von Armut gibt. Nach einer sehr gebräuchlichen<br />

Definition von Armut unterscheidet man zwischen „absoluter“ und „relativer“ Armut. Mit<br />

„absoluter Armut“ ist gemeint, dass Menschen unterhalb eines bestimmten Minimalstandards leben<br />

müssen. Eine der am häufigsten verwendete Bezugsgröße ist das Einkommen. „Relative Armut“ meint<br />

die Lebensverhältnisse einer Gruppe gemessen an dem Lebensstandard von anderen, die im gleichen<br />

Umfeld leben, in der gleichen Region oder im gleichen Land. Die Bedeutung von Armut hängt von <strong>den</strong><br />

Sitten, Standards und Werten der jeweiligen Gesellschaft ab. So ist Bica etwa in einer sehr konsumorientierten<br />

und –verwöhnten Umgebung, wie in Düsseldorf, in verschärfender Weise „arm“. Andererseits<br />

zeigt der Film auch, dass Luxus und Sicherheit allein ein Mädchen wie Milka, mit ihren Bedürfnissen<br />

nach Zuneigung und Akzeptanz, nicht glücklich macht.<br />

Bica und die anderen Jugendlichen des Taschendieb-Ringes von Cristu leben in Deutschland nicht nur in<br />

armen Verhältnissen. Sie sind moderne Sklaven ohne Rechte und wer<strong>den</strong> missbraucht und misshandelt.<br />

Im Film wird gezeigt, dass die Kinder sehr wenig zu essen bekommen und nur mit dem Nötigsten versorgt<br />

wer<strong>den</strong>. Auch ihr Recht auf Bildung wird verletzt. Dabei leben sie in einem Land, das aufgrund<br />

seiner rechtsstaatlichen Garantien und demokratischen Verfassung die Wahrung der Menschenrechte<br />

gewährleisten soll.<br />

Armut nimmt nicht nur weltweit sondern auch in Europa zu. Von 400 Millionen Einwohner/innen der<br />

Europäischen Union leben etwa 60 Millionen (15%) unter der Armutsgrenze, 2,7 Millionen sind obdachlos.<br />

Vor allem in <strong>den</strong> ehemals sozialistischen Ländern hat die Armut in der Übergangsphase erheblich<br />

zugenommen. (UNDP 2001, aus: Kompass-Handbuch Menschenrechtsbildung, 2005, S. 315). Kinder und<br />

Jugendliche sind weltweit am stärksten von Armut betroffen.<br />

In Rumänien, einem Land mit 22,3 Millionen Einwohnern arbeiten zwischen 1 bis 2% der Kinder, vor<br />

allem im landwirtschaftlichen Bereich (2005). Dies hat mit der sozialen Situation in Rumänien zu tun:<br />

das Durchschnitts- Einkommen in Rumänien ist niedriger als in <strong>den</strong> meisten anderen Ländern in Südost-<br />

Europa etwa 20% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze und ca. 2% der Rumänen leben<br />

von weniger als 1 US- Dollar pro Tag. Zudem leben viele Kinder von ihren Eltern verlassen, allein auf der<br />

Straße oder in Waisenhäusern. Eine der Ursachen da<strong>für</strong> ist noch im kommunistischen Erbe zu fin<strong>den</strong>.<br />

Das kommunistische Regime hatte Familienplanung und Abtreibung verboten. So setzen gerade die<br />

Ärmsten der Armen ihre Kinder aus oder schicken sie zum Arbeiten oder Betteln.<br />

Doch auch in der Bundesrepublik Deutschland grassiert, wenn auch in einem viel geringeren Maße, Kinderarmut.<br />

Kinder sind vor allem dann von einem Armutsrisiko betroffen, wenn sie in Alleinerziehen<strong>den</strong>-<br />

Haushalten, in Haushalten mit geringer Erwerbsbeteiligung oder mit mehreren Kindern aufwachsen.<br />

Nach dem Armutsbericht der Bundesregierung (2008) ist das Armutsrisiko von Kindern deutlich höher<br />

als in der Gesamtbevölkerung und in <strong>den</strong> letzten Jahren auch stärker gestiegen. Die aktuelle amtliche<br />

Statistik weist dagegen <strong>für</strong> Kinder von 0 bis 15 Jahren im Jahr 2005 eine Armutsrisikoquote von 12% aus.<br />

Insgesamt fällt jede vierte Familie unter die Armutsgrenze. Schlüsselfaktoren, um nicht in Armut zu geraten<br />

sind qualifizierte Erwerbstätigkeit und eine gute Bildung.<br />

Quelle: Website von UNICEF (www.unicef.de, 20.6.08); Deutsches Institut <strong>für</strong> Menschrechtsbildung (Hrsg.): Kampass. Handbuch Menschenrechtsbildung,<br />

Bonn 2004.<br />

24


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

5.1. Arbeitsvorschlag – Bilder von Arm und Reich<br />

Die ersten drei Bilder sind Szenen aus dem Film, die in Düsseldorf spielen, die letzten drei in Bukarest. In<br />

Gruppen können anhand der Bilder folgende Fragen erarbeitet wer<strong>den</strong>:<br />

Mit welchen Szenen des Films sind die Bilder verbun<strong>den</strong>. Was passiert in <strong>den</strong> einzelnen Szenen? Inwiefern<br />

sind sie typisch <strong>für</strong> das Thema „Arm und Reich“<br />

Wieweit unterschei<strong>den</strong> sich die Bilder von Arm und Reich der Schauplätze „Düsseldorf“ und Bukarest“.<br />

Gibt es auch Gemeinsamkeiten?<br />

In welcher Weise verdeutlichen sie die unterschiedlichen Definitionen von „absoluter“ und „relativer“<br />

Armut?<br />

Sucht noch andere Szenen aus dem Film, in <strong>den</strong>en das Thema „Armut bzw. Reichtum“ wie auch das Nebeneinander<br />

von bei<strong>den</strong> zum Ausdruck kommt und speichert ein Standfoto.<br />

Haltet da Ergebnis eurer Diskussion in Form einer Wandzeitung fest, in der ihr auch die Bilder integrieren<br />

könnt.<br />

25


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

26


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

5.2. Arbeitsvorschlag- Kinderarbeit und Armut in Rumänien<br />

Der folgende Artikel aus der Süddeutschen Zeitung informiert über <strong>den</strong> Zusammenhang von Armut und<br />

Kinderarbeit:<br />

Sammelt alle wichtigen Informationen und diskutiert die Ursachen der Kinderarbeit.<br />

Welche Möglichkeiten bietet die Mitgliedschaft in der Europäischen Union, die soziale Not der Kinder in<br />

Rumänien zu beseitigen?<br />

5.3. Bulgarien/Rumänien: Sklaverei im 21. Jahrhundert (von Kathrin Lauer)<br />

Eines Tages im vorigen Herbst wurde ein Bauer aus dem Dorf Gostinu an der Grenze zu Bulgarien im<br />

Bukarester Kinder-Hospital „Grigore Alexandrescu“ vorstellig. Er wolle einen Jungen abholen, der ihm<br />

gehöre, sagte er. Der Bauer war nicht der Vater des 13-jährigen Gheorghita, der mit schweren Verbrennungen<br />

im Krankenhausbett lag. Er war sein Sklavenhalter. Er hatte <strong>den</strong> Jungen von dessen Familie in<br />

Nordost-Rumänien „gemietet“, um ihn als Schweinehüter einzusetzen. Der Arzt weigerte sich, <strong>den</strong> Jungen<br />

herauszugeben. Mit Hilfe von Medien und Hilfsorganisationen gelang es, Gheorghitas Mutter aus<br />

dem 400 Kilometer entfernten Dorf Cepelnita an das Krankenbett zu holen. Dort spielten sich dramatische<br />

Szenen ab – zwischen dem weinen<strong>den</strong> Gheorghita, der nach Hause wollte, dem Sklavenhalter, der<br />

„sein Eigentum“ einforderte, und der hilflosen Mutter, die beteuerte, <strong>den</strong> Jungen nicht ernähren zu<br />

können.<br />

Sie lebt von umgerechnet 50 Cent pro Tag, die sie mit illegalem Holz-Sammeln verdient, und vom staatlichen<br />

Kindergeld, das sieben Euro im Monat beträgt. Der Bauer aber hatte der Mutter 100 Euro Miete<br />

<strong>für</strong> das Kind bezahlt, etwa zwei Drittel des rumänischen Netto-Durchschnittslohns im Monat.<br />

Nach dem jüngsten Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef arbeitet jedes fünfte der 5,6 Millionen rumänischen<br />

Kinder. Von ihnen schuften 90 Prozent in der Landwirtschaft, der Rest im Verkauf oder auf<br />

dem Bau. Im Nachbarland Bulgarien scheint die Situation etwas weniger dramatisch zu sein. 6,4 Prozent<br />

der Kinder arbeiten laut einer Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), von diesen die meisten<br />

auf dem Bauernhof ihrer Eltern. In bei<strong>den</strong> Ländern gibt es Kinder, die betteln oder sich an <strong>den</strong> Verkehrsampeln<br />

auf die warten<strong>den</strong> Autos stürzen, um <strong>für</strong> das Scheibenwaschen ein paar Cent zu erhaschen.<br />

Beide Länder wollen 2007 der Europäischen Union beitreten. Doch die EU-Kommission hat sich in ihren<br />

Jahresberichten bisher immer nur mit der Situation der Waisen und der Heimkinder beschäftigt. Hierbei<br />

wird Bulgarien 2003 eine verbesserte Gesetzeslage bescheinigt, wenngleich sich am Zustand der Kinderheime<br />

nichts geändert habe. Auch in Rumänien, meint die EU, habe sich in Sachen Kinderschutz einiges<br />

getan. Brüssel ist zufrie<strong>den</strong> damit, dass in Rumänien immer mehr Heime aufgelöst und die Kinder wieder<br />

in die Familien eingegliedert wer<strong>den</strong> – in jene Familien, die sie aus Armut sich selbst überlassen hatten<br />

und die sie nun womöglich zur Arbeit schicken.<br />

In Rumänien hat Ausbeutung vor allem in der Landwirtschaft Tradition. Noch kurz vor dem Zweiten<br />

Weltkrieg wur<strong>den</strong> in Süd-Rumänien Landarbeiter samt Kindern wie Sklaven gehalten. Außerdem wirkt<br />

noch das Erbe der Kommunisten, die Familienplanung und Abtreibung verboten hatten.<br />

So setzen gerade die Ärmsten der Armen Kinder in die Welt, die sie entweder aussetzen oder zum Arbeiten<br />

und zum Betteln schicken. Überdies wird derzeit in Rumänien über die Möglichkeit gestritten, Kinder<br />

zur Adoption im Ausland freizugeben. Die USA setzen sich da<strong>für</strong> ein, weil dies dem Wunsch vieler kinderloser<br />

Amerikaner entspricht. Die EU ist dagegen, weil in der Vergangenheit mit der Vermittlung von<br />

Adoptivkindern viel Schindluder getrieben wurde. Deswegen ist ein geplantes Kinderschutz-<br />

27


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Gesetzespaket immer noch nicht verabschiedet, zu dem neben neuen Adoptionsregelungen auch eine<br />

Verschärfung der Strafen <strong>für</strong> Kinderarbeit gehört.<br />

In Gostinu hüten derweil etwa 400 Kindersklaven die Schweine, heißt es. Gheorghita war in die Klinik<br />

gebracht wor<strong>den</strong>, nachdem er, aus Langeweile, auf einen Strommast geklettert und einen elektrischen<br />

Schlag erlitten hatte. Dabei konnte er noch von Glück sagen, dass er überhaupt in ärztliche Behandlung<br />

kam.<br />

(Quelle: http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/610/31579/, 10.5.2004, vorgefun<strong>den</strong> 29.06.08)<br />

6. Kinderhandel - Sklavenarbeit<br />

Bica wurde Opfer eines Kinderhandelrings. Dass Kinder verschleppt und zum Arbeiten oder zu kriminellen<br />

Handlungen gezwungen wer<strong>den</strong>, zählt zu <strong>den</strong> schlimmsten Menschenrechtsverletzungen weltweit.<br />

Erstmals hatte UNICEF (United Nations Children`s Emergency), das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen,<br />

in <strong>den</strong> Jahren 2002-2004 eine Kampagne gegen die vielfältigen kriminellen Formen des Kinderhandels<br />

gestartet. In der Bundesrepublik, eines der Zielländer des Kinderhandels, hatten sich 130 ehrenamtliche<br />

Gruppen von UNICEF an der Kampagne beteiligt. Im Mittelpunkt der Kampagne stan<strong>den</strong> auch<br />

die Ursachen in <strong>den</strong> Herkunftsländern der Kinder. So wur<strong>den</strong> im Jahr 2003 die „Richtlinien zum Schutz<br />

der Rechte von Opfern des Kinderhandels in Südosteuropa“ von UNICEF verabschiedet. Kinderhandel<br />

wurde in <strong>den</strong> Richtlinien folgendermaßen definiert:<br />

„Kinderhandel ist die Anwerbung, der Transport, die Übersendung, Unterbringung oder Entgegennahme<br />

von Kindern zum Zwecke der Ausbeutung innerhalb und außerhalb eines Landes. Die Zustimmung des<br />

Kindes zu der beabsichtigten Ausbeutung ist ohne Bedeutung - auch dann, wenn keines der folgen<strong>den</strong><br />

Mittel eingesetzt wor<strong>den</strong> ist: Androhung oder Anwendung von Gewalt oder andere Formen von Zwang,<br />

Entführung, Täuschung, Missbrauch von Macht oder Handlungen an einer Person, die sich in einer Position<br />

der Verletzlichkeit oder unter der Kontrolle einer anderen Person befindet. Als Opfer des Kinderhandels<br />

gilt jede betroffene Person unter achtzehn Jahren.“(UNICEF <strong>für</strong> Südeuropa, 2003/2004).<br />

Die Richtlinien bezogen sich auf bereits bestehende Menschenrechtskonventionen zum Schutz der Kinder:<br />

Die „Kinderrechtskonvention“ (1989) verpflichtet die Vertragsstaaten „alle geeigneten innerstaatlichen,<br />

zweiseitigen und mehrseitigen Maßnahmen, um die Entführung und <strong>den</strong> Verkauf von Kindern sowie <strong>den</strong><br />

Handel mit Kindern zu irgendeinem Zweck oder in irgendeiner Form zu verhindern“ (Artikel 35). Das<br />

„Zusatzprotokoll zur UN-Konvention gegen transnationales organisiertes Verbrechen“ (2000; „Palermo-<br />

Protokoll“) definiert zum ersten Mal Menschenhandel. (ww.unicef.de)<br />

Die Richtlinien fordern auch Schutz- und Hilfsmaßnahmen der Opfer in <strong>den</strong> Ländern, in die die Kinder<br />

verschleppt wer<strong>den</strong>:<br />

„ Opfer des Kinderhandels haben das Recht auf sofortige Betreuungs- und Schutzmaßnahmen: auf Sicherheit,<br />

angemessene Ernährung, die Unterbringung an einem sicheren Ort, Gesundheitsvorsorge, psychosoziale<br />

Unterstützung, Rechtsbeistand, soziale Leistungen und Bildung. Pflege und Beistand sollten<br />

die kulturelle I<strong>den</strong>tität und Herkunft des Kindes, sowie sein Alter und Geschlecht respektieren. Kindern<br />

mit besonderen Bedürfnissen ist geeignete Hilfe zu gewähren, das gilt insbesondere <strong>für</strong> Behinderungen,<br />

besondere psychische und soziale Belastungen, Krankheiten und Schwangerschaften. Kinderhandelsopfer<br />

sind von Experten zu betreuen, die sich der besonderen Rechte und Bedürfnisse der Opfer von Kinderhandel<br />

bewusst sowie mit dem sensiblen Umgang mit Kindern beiderlei Geschlechts vertraut<br />

sind.“(UNICEF <strong>für</strong> Südeuropa 2003/2004).<br />

Eine wichtige Ursache <strong>für</strong> <strong>den</strong> Kinderhandel – nicht nur in Rumänien, sondern weltweit – ist Armut. Auf<br />

der Weltkonferenz <strong>für</strong> Menschenrechte in Wien (Juni 1993) wurde besprochen, dass „die Existenz der<br />

28


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

weit verbreiteten extremen Armut <strong>den</strong> vollen und effektiven Genuss der Menschenrechte hemmt (…),<br />

insbesondere der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte.“ (Artikel 14 der Wiener Erklärung).<br />

Doch welchen Einfluss können die international verfassten Erklärungen auf die Situation eines Landes<br />

und die dort herrschen<strong>den</strong> Menschenrechtsverletzungen wahrnehmen?<br />

6.1. Das Beispiel Rumänien<br />

In Rumänien waren die negativen Begleiterscheinungen des politischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozesses<br />

ab <strong>den</strong> 90er Jahren besonders <strong>für</strong> die Kinder spürbar. Ein Großteil der Bevölkerung<br />

verarmte. Die Unterschiede zwischen arm und reich stiegen sehr stark an. Das Bevölkerungswachstum<br />

ging zurück (um etwa 4%), dagegen stiegen bis zum Jahr 2002 die Sterblichkeitsrate wie auch die Emigrationsrate<br />

an.<br />

Im Jahr 2001 wurde das erste Gesetz gegen Menschenhandel verabschiedet. Nach einer Studie von IOM<br />

Bukarest nimmt der Anteil von Minderjährigen als Opfer von Menschenhandel zu. Zwischen 2000 bis<br />

2003 lag der Anteil bei 2003 mit steigender Ten<strong>den</strong>z. Rumänien ist eines der Ursprungsländer von Kinderhandel<br />

in Europa – ebenso wie Bulgarien, Kasachstan, Moldawien, Russland und die Ukraine. Die<br />

meisten der minderjährigen Opfer kommen aus dem nördlichen Teil des Landes (aus Moldawien und<br />

dem Maramures Gebiet) und von <strong>den</strong> Grenzgebieten. Zudem spielt Rumänien beim Menschenhandel<br />

auch eine Transitrolle. So passieren <strong>hier</strong> Frauen und Mädchen, die nach Bosnien, Serbien, Mazedonien,<br />

dem Kosovo, Albanien, Griechenland, Italien oder die Türkei verschleppt wer<strong>den</strong> wie auch zu anderen<br />

Balkanländern oder nach Westeuropa. Ungefähr ein Viertel der rumänischen Opfer von Menschenhandel<br />

sind Minderjährige. Der Menschenhandel dient vor allem der Prostitution. Es gibt aber auch andere<br />

Formen von Zwangsarbeit.. Die kriminellen ausführen<strong>den</strong> Netzwerke agieren europaweit. Die Opfer<br />

wer<strong>den</strong> oft mehrfach zwischen <strong>den</strong> einzelnen kriminellen Organisationen verkauft.<br />

Die Menschenhandel-Organisationen sind gut organisiert und funktionieren nach strengen Regeln. Die<br />

Chefs der Netzwerke führen die Geschäfte und kontrollieren alle Aktivitäten der ausführen<strong>den</strong> Mitglieder.<br />

Es gibt vier Ränge bzw. Typen von Menschenhändlern: der Rekrutierer, der das Kind beobachtet,<br />

auswählt und die Rekrutierung ausführt; der Vermittler, der die notwendigen Dokumente auftreibt und<br />

<strong>den</strong> Schlepperweg organisiert, der Transporteur, der die Kinder auf legalem oder illegalem Wege über<br />

die Grenze bringt; und die Person, die das Kind am Zielort unterhält und <strong>für</strong> die Arbeit ausbeutet. Im<br />

Film wur<strong>den</strong> aus dramaturgischen Grün<strong>den</strong> diese Aufgaben auf die Person Cristu vereinigt. Doch wie<br />

auch im Film gezeigt, wird bei <strong>den</strong> Taschendieb-Ringen ein Rotationsprinzip angewandt. Die Kinder wer<strong>den</strong><br />

immer wieder an anderen Orten eingesetzt, um <strong>den</strong> Profit zu steigern. Im Normalfall bleiben die<br />

Kinder dabei bei immer derselben Person. So muss im Film Constantin, der zurück zu Vasile geflohen ist,<br />

wieder an Cristu zurückgegeben wer<strong>den</strong>. Wie im Film wen<strong>den</strong> die Bezugspersonen verschie<strong>den</strong>e Formen<br />

von Gewalt an – bis zum sexuellen Missbrauch, um die Kinder gehorsam oder gar hörig zu machen.<br />

Bei der Anwerbung der Kinder wird deren soziale Not und Sehnsucht nach einem besseren Leben ausgenutzt.<br />

So machen – wie Cristu – die Anwerber meist falsche Versprechungen. Die Kinder kommen<br />

freiwillig mit, Kidnapping muss in <strong>den</strong> wenigsten Fällen angewandt wer<strong>den</strong>.<br />

Quelle: Europan Network against Child Trafficking: Report on Child Trafficking Bulgaria, Denmark, Italy, Romania, Spain, United Kingdom, Bruxelles<br />

2004, S. 59-68<br />

29


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

6.2. Arbeitsvorschlag: Kinderhandel ist ein Verbrechen<br />

Bica, Silviu, Constantin und Nicu sind Opfer eines Kinderhandelrings.<br />

Schreibt neben die Bilder die Szenen, in <strong>den</strong>en die kriminellen Praktiken des Kinderhandels deutlich<br />

wer<strong>den</strong>. Diese Aufgabe kann auch in Gruppenarbeit gelöst wer<strong>den</strong>.<br />

30


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

6.3. Arbeitsvorschlag: Kinderhandel – die Situation der Opfer?<br />

Beide Bilder zeigen Szenen aus dem Film, in <strong>den</strong>en die Jugendlichen klauen. Sie gehorchen Cristu, <strong>den</strong>n<br />

sie sind von ihm abhängig. Doch was Bica und die anderen Kinder empfin<strong>den</strong>, weil sie nicht nur zum<br />

Stehlen gezwungen wer<strong>den</strong>, sondern ihrem „Patron“ vollkommen ausgeliefert sind, wird dagegen in<br />

dem Gedicht darunter deutlich. Ein zwölfjähriges Mädchen, das auch Opfer von Kinderhandel gewor<strong>den</strong><br />

ist, hat es verfasst.<br />

Der Film macht dem Zuschauer das scheinbar widersprüchliche Verhalten von Bica und <strong>den</strong> anderen<br />

verständlich, das <strong>für</strong> die Situation der Opfer typisch ist: sie spricht nüchtern und emotionslos über das<br />

Klauen – es ist ihr Job, dass sie möglichst viel Geld am Tag macht – und nimmt tagtäglich Scha<strong>den</strong> an<br />

Körper und Seele. Es gibt wenig Hoffnung, dass ihre oft stummen Hilfeschreie Gehör fin<strong>den</strong>.<br />

Diskutiert folgende Fragen anhand der Szenen im Film und des Gedichtes:<br />

Was habt ihr von der Situation von Opfern des Kinderhandels verstan<strong>den</strong>?<br />

In welchen Szenen klauen Bica und die anderen? In welchen Szenen sprechen sie über das Klauen? Wie<br />

sprechen sie darüber? Wie <strong>den</strong>ken sie darüber? Was empfin<strong>den</strong> sie dabei?<br />

In welchen Szenen wird deutlich, dass sie Opfer von Kinderhandel sind?<br />

In welchen Szenen wird deutlich, was die Kinder empfin<strong>den</strong>? Vergleicht die Szenen mit der Aussage des<br />

Gedichtes.<br />

Bilder: Tatort Kaufhaus<br />

Gedicht eines rumänischen Mädchens, einem Opfer von Kinderhandel<br />

I would like… …<br />

I would like to shout to the world the anger<br />

of children kept in chains<br />

I would like to shout to the world the pain<br />

of exploited little girls<br />

I would like to shout to the world the sadness<br />

of abandoned children<br />

I would like to shout to the world the fear<br />

of maltreated children<br />

I would like to shout all of this to the world<br />

But who shouts with me?<br />

Michele, 12 years old<br />

(Children’s Solidarity Concert –8th June 2005, Roma, aus: CDS – FRCCF (Hrsg.), An increase in prostitution among Romanian minors in Rome,<br />

Lausanne, 2005)<br />

31


7. Gewalt : Opfer – Täter - Zuschauer<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

Der Film macht deutlich: „Gewalt hat viele Gesichter“. So sind die Beziehungen zwischen <strong>den</strong> Protagonisten<br />

im Film geprägt von vielerlei Formen körperlicher und seelischer Zwänge, die sie gegeneinander<br />

ausüben.<br />

Zu physischer Gewalt zählt man: Prügeleien, Schläge, Verletzungen, Vergewaltigung. In diesen Handlungen<br />

entla<strong>den</strong> sich oft auch durch psychische Gewalt erzeugte und länger aufgestaute Aggressionen.<br />

Unter psychischer Gewalt versteht man Handlungen wie: Beschimpfungen, Beleidigungen, Kränkungen,<br />

Demütigungen, Erpressung, Drohung, Nötigungen. In allen Erscheinungsformen kommt es zu erheblichen<br />

Schädigungen der betroffenen Personen.<br />

Der Hauptkonflikt der Geschichte handelt von dem Verbrechen des Kinderhandels. Opfer sind die rumänischen<br />

Kinder und Jugendlichen, Täter die Verantwortlichen, wie Vasile und Cristu. Die Jugendlichen<br />

wer<strong>den</strong> von ihnen geschlagen, gedemütigt und sexuell missbraucht. Ihnen wird aber auch schon vorher<br />

Gewalt angetan. Sie lei<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Folgen der strukturellen Gewalt, die einhergeht mit der herrschen<strong>den</strong><br />

sozialen Not und Ungleichheit. Ihre Eltern haben sie verlassen oder können nicht mehr <strong>für</strong> sie<br />

sorgen. Auf der Straße wer<strong>den</strong> sie von der Polizei gejagt. Aber auch zwischen <strong>den</strong> Straßenkindern und<br />

<strong>den</strong> Jugendlichen in der Wohnung von Cristu herrscht nicht nur Solidarität.<br />

Sie setzen sich auch gegenseitig unter Druck. Oft gibt es Reibereien und Schläge. Gewalt ist auch ein<br />

Ventil. Die Kinder und Jugendliche wer<strong>den</strong> gerade dann gewalttätig, wenn sie mit belasten<strong>den</strong> Krisen-<br />

oder Konfliktsituationen nicht mehr fertig wer<strong>den</strong> und sie versuchen, ihnen zu entkommen. Um Gewaltsituationen<br />

zu analysieren und Strategien im Umgang mit ihnen zu entwickeln, kann die Anwendung des<br />

Modells „Opfer“, „Täter“, „Zuschauer“ bzw. deren Handlungsoptionen und Haltungen hilfreich sein.<br />

Opfer: Opfer wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Oft befin<strong>den</strong> sie sich auch in einer vom Täter<br />

vollkommen kontrollierten Situation, in der sie kaum Hilfe mobilisieren können. Erlittene Gewalt erzeugt<br />

seelische Verletzungen, das Selbstbewusstsein wird zerstört. Opfer entwickeln oft ein unterwürfiges<br />

Verhalten gegenüber ihren Peinigern.<br />

Mit diesen <strong>für</strong> Opfer typischen und scheinbar ambivalenten Verhaltensweisen wer<strong>den</strong> im Film auch die<br />

Opfer des Kinderhandels charakterisiert, am stärksten Silviu. Er ist derjenige, der sich Cristu gegenüber<br />

am unterwürfigsten verhält, obwohl er der älteste von allen ist, , und obwohl er von ihm verspottet und<br />

gedemütigt wird. Er bespitzelt und kontrolliert im Auftrag Cristus die anderen und verrät schließlich<br />

Bica und Nicu. Constantin versucht sich zu wehren, in dem er wegläuft und zurück zu Vasile geht. Nicu<br />

verstellt sich, und zeigt somit, dass er die Mechanismen der Gewalt verstan<strong>den</strong> hat. Er gibt sich als typisches<br />

wehrloses Opfer aus, in dem er stottert. Am Ende greift er <strong>den</strong> Täter Cristu, direkt mit dem Messer<br />

an. Er weiß, in welche Gefahr er sich dabei begeben hat – <strong>den</strong>n nur kurz vorher wurde ihm von Cristu<br />

der Mund zerschnitten. Deshalb stürzt er sich am Ende des Filmsvon der Brücke. Er wählt <strong>den</strong> Selbstmord,<br />

da er Cristu nicht die Macht überlassen möchte, ihn zu bestrafen oder gar umzubringen. Bica<br />

wählt einen anderen Weg, <strong>den</strong> der Freundschaft. Bereits im Alltag nimmt sie als Mädchen eine andere<br />

Rolle ein. Sie kümmert sich um die anderen, vor allem auch um Nicu, der an ihren kleinen Bruder erinnert.<br />

Auch gegenüber Cristu entspricht sie dessen Erwartungen: sie ist loyal, anschmiegsam, setzt sich<br />

auf seinen Schoß. Doch sie zeigt ihm auch, dass sie ihre Rechte kennt und erinnert ihn immer wieder an<br />

die Abmachung. „Du hilfst mir und ich helfe dir.“ Sie versteht aber auch bald, dass sie von Cristu ausgenutzt<br />

wird und lotet ihre Möglichkeiten aus, die Grenzen langsam zu erweitern. An ihr wird allerdings<br />

auch eine der schrecklichsten Gewaltanwendungen verübt, die typisch ist gegenüber weiblichen Opfern.<br />

Sie wird vergewaltigt. Gleichzeitig gibt sie <strong>den</strong> verbotenen Kontakt zu Milka und Andreij nie auf. Sie<br />

spürt, dass ihr die Freundschaft gut tut, ihr Selbstbewusstsein stärkt und Freiräume <strong>für</strong> sie schafft, um<br />

auch der Unterdrückungssituation zu entkommen. Cristu wird am Ende selbst zum Opfer seines eigenen<br />

Handelns, das gleichzeitig Gefühle wie Ohnmacht und Aggression bei Bica systematisch erzeugt hat.<br />

Als Opfer ganz anderer Zwänge wird Milka dargestellt. Sie sieht sich als Leidtragende der Scheidung ihrer<br />

Eltern, deren gewaltsame Handlung darin besteht, die Beziehung auf Kosten der Tochter zerstört zu<br />

32


<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

haben. Bei Milka äußert sich die seelische Verletztheit in Aggression <strong>den</strong> Eltern aber auch Bica oder Andrej<br />

gegenüber. Ihr Vater reagiert ebenfalls mit Aggression und Hilflosigkeit. Er schlägt zu.<br />

Täter: Für viele Täter ist Gewaltanwendung legitim. Ihr Handeln ist weder Teil einer von Gewalt dominierten<br />

Struktur des Beherrschens und der Unterwerfung – wie die der Organisation des Kinderhandel-<br />

Rings. Sie halten sich an die Regeln, die zur Disziplinierung Gewaltanwendung in unterschiedlichen Stufen<br />

– bis zu Vergewaltigung und Mord – vorsehen. Gewaltanwendung ist aber auch auf sofortige Bedürfnisbefriedigung<br />

ausgerichtet. Verletzungen anderer wer<strong>den</strong> beabsichtigt, in Kauf genommen oder<br />

ausgeblendet. Cristu entspricht dieser Charakterisierung, sowohl als Erfüllungsgehilfe des gewaltsamen<br />

Verbrecherrings wie auch als Täter, der persönliche Befriedigung verspürt oder von seinen eigenen Aggressionen<br />

angetrieben wird. Er ist nicht in der Lage, Mitleid mit seinen Opfern zu verspüren. Er ist egozentrisch,<br />

nicht zur Empathie fähig, lediglich zu Selbstmitleid. Bica wird durch die Schüsse auf Cristu<br />

nicht zur Verbrecherin. Sie handelt aus tiefster Not und im Affekt. Zum Täter wird man nicht „geboren“.<br />

Es gibt Lernchancen. Täter müssen lernen, sich mit <strong>den</strong> Folgen ihres Handelns auseinanderzusetzen und<br />

Verantwortung da<strong>für</strong> zu übernehmen. Sie müssen Respekt gegenüber anderen Menschen entwickeln.<br />

Zudem kann ihnen helfen, dass sie lernen, Konflikte ohne Gewalt auszutragen und soziale Anerkennung<br />

auf legitime Art und Weise zu gewinnen. Täter müssen mit ihren Taten konfrontiert wer<strong>den</strong> und von<br />

ihnen muss Wiedergutmachung eingefordert wer<strong>den</strong>. Potentielle Täter sollten klare Grenzen erfahren.<br />

7.1. Zuschauer<br />

Zuschauer sind passiv, da sie ihre Handlungsmöglichkeiten nicht kennen. Sie haben Angst. Dies trifft auf<br />

die rumänischen Jugendlichen und ihr Verhalten untereinander zu, wenngleich sie grundsätzlich als Betroffene<br />

nicht zu reinen „Zuschauern“ gezählt wer<strong>den</strong> können. Aber auch aus Neugier oder falsch verstan<strong>den</strong>er<br />

Solidarität können sie zur Verschärfung der Gewaltsituation beitragen. Andrej löst mit seinem<br />

– ehrlich gemeinten Unterstützungsversuch – die Flucht von Nicu und das Untertauchen von Cristu aus.<br />

Wichtig wird <strong>hier</strong>, dass die Hilfsmittel, die Zuschauern zur Verfügung stehen, gut überlegt und eingesetzt<br />

wer<strong>den</strong> müssen. Die Schä<strong>den</strong> und Folgen <strong>für</strong> die Opfer müssen abgewogen wie auch die eigenen Kräfte<br />

nicht falsch eingeschätzt wer<strong>den</strong> sollten.<br />

Der Pädagoge Peter Krahulec beschreibt fünf Stufen, „die aus unbeteiligten Zuschauern Helfer machen<br />

könnten: (1) die Erkenntnis: Irgendetwas stimmt nicht; (2) Die Interpretation: Ein Mensch braucht Hilfe!<br />

(3) die Bereitschaft, Verantwortung <strong>für</strong> diese Hilfe zu übernehmen; (4) die Wahl der geeigneten Hilfsmittel;<br />

(5) die Durchführung der Hilfeaktion.<br />

Zusammenfassend erscheinen folgende Leitlinien <strong>für</strong> das Verhalten in Gewaltsituationen wichtig: Man<br />

sollte sich mit drohen<strong>den</strong> Gewaltsituationen gemeinsam auseinander setzen, sofern dies möglich ist.<br />

Denn oft ist das eigene wie auch fremde Verhalten nicht vorhersehbar und unkontrollierbar. Wichtig ist,<br />

sich selbst nicht unnötig in Gefahr zu bringen, mögliche Szenarien zu überlegen, das Opfer zu schützen -<br />

<strong>hier</strong> bedarf es meist professioneller Hilfe. Zur Beendigung des Konfliktes gehört es, dass die Täter zur<br />

Rechenschaft gezogen wer<strong>den</strong>. Im Film ginge dies nur durch polizeiliches und juristisches Handeln.<br />

Quelle: Gugel, Günther: Handbuch Gewaltprävention in der Grundschule, Tübingen 2007; Krahulec, Peter: Lernziel ‚Zivilcourage’, eine didaktische<br />

Skizze, in: Kursiv. Journal <strong>für</strong> politische Bildung, 4/1997, S. 40-43.<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

7.2. Arbeitsvorschlag - Situationen von Gewalt im Film: Opfer – Täter – Zuschauer<br />

Die Bilder zeigen sehr unterschiedliche Situationen von Gewalt im Film. Folgende Fragen können als<br />

Anregung dienen, die Bilder einzeln oder in der Gruppe zu analysieren. Die Ergebnisse sollen in Form<br />

einer Bildergeschichte – einem Comic – zusammengefasst wer<strong>den</strong>:<br />

Findet zu jedem Bild eine passende Überschrift.<br />

Beschreibt das Bild und die Situation nach dem „Opfer/Täter/Zuschauer“ Modell<br />

Welche Formen von Gewalt oder Aggression wer<strong>den</strong> <strong>hier</strong> sichtbar?<br />

Wie sind die Situationen entstan<strong>den</strong> – wie gehen die Szenen weiter?<br />

Welche Lösungsmöglichkeiten bieten sich an, die im Film nicht vorkommen?<br />

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<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

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8. Medientipps<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterial zum Kinofilm BEAUTIFUL BITCH<br />

DVD/VHS:<br />

Kinderarbeit. UNICEF gegen Kinderhandel; 13 min f/DVD-Video/D 2006.<br />

UNICEF schätzt, dass täglich mehr als 3.000 Kinder Opfer von Kinderhändlern wer<strong>den</strong>. Lokale Schlepper<br />

und internationale Händlerringe verkaufen Kinder als Arbeitssklaven oder in die Prostitution. Am Beispiel<br />

von Südostasien, Westafrika und Südosteuropa führt der Film in die Problematik ein und zeigt, was<br />

sich gegen Kinderhandel tun lässt.<br />

Kurzfilmreihe zur UN-Kinderrechtskonvention, Teil 3; 43 min f/DVD-Video/GB 2004<br />

In sechs kurzen Animationsfilmen wer<strong>den</strong> Situationen aus dem Leben von 13 - 17-jährigen beschrieben,<br />

die sich auf die Kinderrechte beziehen. Es geht um selbst bestimmte Bildung, Diskriminierung aufgrund<br />

des gesellschaftlichen Status, um Kinderarbeit, Mädchenhandel, gute Versorgung und angemessene<br />

Erziehung sowie um die Situation von straffälligen Jugendlichen.<br />

Kinderrechte. UNICEF, 30 min f/DVD-Video/D 2008<br />

Kinder haben Rechte! Das Medium erklärt, was die UN Kinderrechtskonvention ist, welche Rechte dort<br />

festgehalten sind, wie diese im Alltag umgesetzt wer<strong>den</strong> und wo sich Kinder Hilfe holen können, wenn<br />

ihre Rechte nicht eingehalten wer<strong>den</strong> - in Deutschland und weltweit.<br />

Auf der Kippe. 79 f+sw/VHS-Videokassette/D 1979<br />

Eine Gruppe von Roma lebt am Rande einer Müllkippe bei Klausenburg (Cluj). Diese sichert auch weitgehend<br />

ihr Ein- bzw. Auskommen. Beim Aussortieren der Abfälle sind die Kinder beteiligt. Deren Alltag<br />

nimmt breiten Raum in der Schilderung der beklemmen<strong>den</strong> Lebensumstände ein.<br />

Schmutzige Geschäfte; 20 min f/VHS-Videokassette/D 2005<br />

Die ehemalige Prostituierte Florenica aus Rumänien hat eine qualvolle Odyssee durch <strong>den</strong> gesamten<br />

Balkan hinter sich. Angefangen mit dem Angebot eines Nachbarn, in Westeuropa als gut bezahlte Kellnerin<br />

zu arbeiten, geht ihr Lei<strong>den</strong>sweg von Bosnien-Herzegowina nach Montenegro, von dort aus nach<br />

Apulien in Italien, immer wieder in der Hand gewalttätiger Frauenhändler. Florenica hat beschlossen, in<br />

Italien ein neues Leben anzufangen. Die Dokumentation berichtet in eindringlichen Bildern und Statements<br />

vom modernen Sklavenhandel mitten in Europa. Die Dokumentation ist eine Kurzfassung des<br />

Preisträgerfilms "Moderne Sklavinnen<br />

Literatur:<br />

Dücker, Uwe/Strocke, Cordula/Menz, Oliver (Hrsg.): Wenn Kinder arbeiten - Eine sich in Lateinamerika<br />

und Deutschland an <strong>den</strong> Bedürfnissen und Erfahrungen der Kinder messende Neuorientierung, Lambertus<br />

Verlag 2001.<br />

Gugel, Günther: Handbuch Gewaltprävention in der Grundschule, Tübingen 2007.<br />

Krahulec, Peter: Lernziel ‚Zivilcourage’, eine didaktische Skizze, in: Kursiv. Journal <strong>für</strong> politische Bildung,<br />

4/1997, S. 40-43.<br />

Liebel, Manfred: Kindheit und Arbeit: Wege zum besseren Verständnis arbeitender Kinder in verschie<strong>den</strong>en<br />

Kulturen und Kontinenten, Iko Verlag 2001.<br />

Pollmann, Uwe: Zum Beispiel Kinderarbeit, Lamuv Verlag, 1999.<br />

Toprak, Ahmed, Ich bin eigentlich nicht aggressiv, Freiburg i. Br. 2001.<br />

Weidner, Jens/Kilb, Reiner u.a. (Hrsg.): Gewalt im Griff, 2. Aufl., Weinheim 2000.<br />

<strong>Unterricht</strong>smaterialien:<br />

Kinderarbeit – ächten oder achten. Wochenschau-Verlag, Nr. 1/2000, Sek.I.<br />

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