Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
74<br />
weder schon vor dem Fall des Alten <strong>Bern</strong> in den Li-<br />
sten möglicher Neuburger aufgetaucht waren, sich<br />
während des Übergangs von 1798 und der Helvetik<br />
durch «treüe Anhänglichkeit... an unsere ehemalige<br />
und nie zu vergebende Verfaßung und väterliche<br />
Obrigkeit» und ähnliches «günstiges Benehmen»<br />
ausgezeichnet hatten oder zu den erfolgreichen<br />
Vertretern der frühindustriellen Bourgeoisie gehör-<br />
ten. Im einzelnen finden sich unter den Neuburgern<br />
der Mediationszeit zwei ehemalige patrizische<br />
Herrschaftsherren aus dem Welschland, fünf höhere<br />
Offiziere (davon vier aus dem Aargau), fünf Unter-<br />
nehmer, zwei Bankiers, drei Ärzte und ein Apothe-<br />
ker, sowie ein Senator der Helvetik.<br />
Ein Bewerber für das Burgerrecht hatte keine be-<br />
sonderen Verdienste, und seine Aufnahme sollte zu<br />
Auseinandersetzungen führen, die ein Licht auf po-<br />
litisch-soziale Spannungen der Zeit warfen. Auf<br />
Grund der bernischen Verfassungsbestimmungen<br />
nahm nämlich der Stadtrat am 1. Februar 1808 Jo-<br />
hannes Emanuel Krähenbühl von Otterbach auf<br />
Abb.41:<br />
<strong>Die</strong> Krähenbühl-Affäre des<br />
Jahres 1808, die in <strong>Bern</strong> viel<br />
zu reden gab, regte sogar<br />
einen anonymen Zeichner<br />
zu einer witzigen Karikatur<br />
an. Sie zeigt Krähenbühl<br />
an der Schwelle zum Zunftsaal<br />
zu Distelzwang.<br />
<strong>Die</strong> Regierung [der Bär]<br />
versucht ihn hinein-,<br />
die Zunftftgur [der Narr]<br />
hinauszustossen.<br />
dessen wiederholtes Begehren zum Burger an, den<br />
«bei seinen Obern beliebten» ersten Sekretär der<br />
Stadtpolizeikommission von <strong>Bern</strong>. Das Los, das bis<br />
1812 über die Gesellschaftszugehörigkeit entschied,<br />
wies ihn der vornehmsten unter den bernischen Ge-<br />
sellschaften, der Gesellschaft zum Distelzwang, zu.<br />
<strong>Die</strong>se weigerte sich nun aber schlankweg, den mitt-<br />
leren Beamten «von unansehnlicher Herkunft» auf-<br />
zunehmen, und verstiess damit gegen geltende Ver-<br />
ordnungen. <strong>Die</strong> Angelegenheit weitete sich bald zu<br />
einer eigentlichen Affäre aus, die, wie Anton von<br />
Tillier sich erinnert, «in der Hauptstadt die Gemü-<br />
ther in die heftigste Gährung» versetzte und in die<br />
sich mit der Zeit auch die Kantonsregierung ein-<br />
schaltete. Sie setzte die für die Aufnahmeverweige-<br />
rung verantwortliche Zunftkommission unter Haus-<br />
arrest, in den sich die restlichen Zunftgenossen aus<br />
Solidarität ebenfalls begaben, und eine nächtliche<br />
Schlägerei zwischen jugendlichen patrizischen<br />
Sympathisanten der Arretierten und Jünglingen aus<br />
der nichtpatrizischen Bürgerschaft weitete das Ge-