03.01.2013 Aufrufe

Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausnahme der Armengüter, erhoben wurde. <strong>Die</strong><br />

Gemeindekammer begegnete solchen Ansprüchen<br />

mit dem Hinweis auf die noch fehlende materielle<br />

Festlegung des Stadtgutes und wies zudem darauf<br />

hin, dass dieses unter die Armengüter zu rechnen<br />

sei, indem seine Erträge zum grössten Teil zur Unterstützung<br />

von Bedürftigen, Waisen und Kranken<br />

verwendet würden. Auf solche Weise gelang es der<br />

Gemeindekammer mehr als einmal, die helvetische<br />

Regierung dazu zu bringen, sich mit einem freiwilligen<br />

Geldbeitrag zu begnügen.<br />

Vom Jahr 1800 an war in der Schweiz ein Erstarken<br />

der altgesinnten Kräfte zu beobachten, und unter<br />

den Föderalisten, die sich vorher weitgehend<br />

vom politischen Geschehen der Republik ferngehalten<br />

hatten, stiegen zunächst die Gemässigten in die<br />

gesamtstaatliche Politik ein. <strong>Die</strong>se Entwicklung verstärkte<br />

auch das Selbstvertrauen der bernischen<br />

Gemeindekammer, wovon im Sommer 1801 ein Akt<br />

zeugt, der seine Wellen bis nach Paris warf: Als Bonaparte<br />

Ende April 1801 der Schweiz eine neue<br />

Konstitution vorlegte, die als «Verfassung von Malmaison»<br />

in die Geschichte einging und dem bisher<br />

herrschenden starren Unitarismus ein Ende setzen<br />

sollte, beliess das Verfassungswerk die Waadt und<br />

den Aargau ausdrücklich in ihrem Status als eigene<br />

Kantone. <strong>Die</strong>s verleitete Mitglieder der bernischen<br />

Gemeindekammer am 15. Juni 1801 zu einem förmlichen<br />

Protest an den zentralstaatlichen Gesetzgebungsrat,<br />

in dem sie sich gegen die definitive «Vertheilung<br />

des Cantons <strong>Bern</strong>» verwahrten, die «kein<br />

rechtschaffener <strong>Bern</strong>er freiwillig zugeben könne».<br />

<strong>Die</strong> ganz im Geist der unbedingteren Föderalisten<br />

gehaltene Protestation blieb nicht ohne Folgen. <strong>Die</strong><br />

Unterzeichner wurden ihrer Funktion enthoben<br />

und dem Distriktgericht von <strong>Bern</strong> zugeführt, womit<br />

die Zentralregierung ein Zeichen gegen die drohende<br />

«Conterrevolution und mit ihr die Greuel eines<br />

Bürgerkrieges» setzen wollte, als deren Vorboten<br />

sie die Missfallenskundgebung wertete. Zu ihrem<br />

grossen Ärger konnte das Distriktgericht im<br />

Vorgehen der Gemeindeverwalter jedoch nichts Ungesetzliches<br />

sehen und widerrief die Amtsenthebungen.<br />

In Paris aber erfuhr Bonaparte von der Sa-<br />

che und verhärtete alsbald seine Haltung gegen die<br />

Schweiz, da er die Gemeindekammer von <strong>Bern</strong> mit<br />

der in der gleichen Stadt residierenden helvetischen<br />

Zentralregierung verwechselte...<br />

In der Zeit des Protestes der bernischen Gemeindekammer<br />

war die Helvetische Republik bereits auf<br />

dem Weg zu ihrem Zerfall. Zunehmende Parteikämpfe<br />

zwischen den Unitariern, wie man die Einheitsfreunde<br />

nannte, und den Föderalisten, die alle<br />

paar Monate in einen Staatsstreich mündeten, beherrschten<br />

das politische Bild. Dabei waren in der<br />

stadtbernischen Bürgerschaft die Stützen der altgesinnten<br />

Bewegung zu finden. Als Bonaparte im<br />

Sommer 1802 seine Truppen aus der Schweiz zurückzog,<br />

wohl wissend, dass er damit den Bürgerkrieg<br />

auslösen werde, traten altgesinnte Stadtberner<br />

aus dem Patriziat an die Spitze der nun rasch<br />

aufflammenden Insurrektionsbewegnng gegen die<br />

bestehende Ordnung. Sie gipfelte im sogenannten<br />

Stecklikrieg, auf dessen Höhepunkt schlecht ausgerüstete<br />

altgesinnte Truppen unter der Führung bernischer<br />

Patrizier am 18. September 1802 vor einer jubelnden<br />

Stadtbevölkerung die helvetische Regierung<br />

vertrieben, so dass diese nach Lausanne flüchten<br />

musste.<br />

<strong>Die</strong> Herrschaft im Kanton übernahm nun eine<br />

von den Mitgliedern des ehemaligen Grossen Rates<br />

des Ancien regime eingesetzte, zum grössten Teil<br />

aus Patriziern bestehende zehnköpfige Standeskommission.<br />

<strong>Die</strong> Gemeindekammer, die seit dem<br />

Februar 1802 über gerettete Mittel aus dem bernischen<br />

Staatsschatz verfügte, lieh ihr die finanzielle<br />

Basis für ihre Tätigkeit. Während rund zwei Wochen<br />

konnten sich in der Folge die Altgesinnten der<br />

Illusion hingeben, den Weg zurück zu den Strukturen<br />

des alten Stadtstaates geöffnet zu haben. Dann<br />

setzte Bonaparte dem Spuk ein Ende, indem er<br />

unter gleichzeitigem Truppeneinmarsch in die<br />

Schweiz die Rückkehr zur verfassungsmässigen<br />

Ordnung befahl. Gegen Ende des Jahres hatten rund<br />

siebzig Abgeordnete schweizerischer Kantone und<br />

Gemeinwesen - darunter zwei Patrizier und ein<br />

nichtpatrizischer Burger als Vertreter der Stadt<br />

<strong>Bern</strong> - aus den Händen des französischen «Vermitt-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!