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Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

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Zunächst war die junge Stadt in ihren ersten Jah-<br />

ren bemüht, möglichst viele Bewohner aufzuneh-<br />

men, und das Spätmittelalter mit seinem Hunger,<br />

seinen Seuchenzügen und kriegerischen Ereignis-<br />

sen zwang die damals an die 5000 Köpfe zählende<br />

Stadt zum stetigen Bemühen, den Bevölkerungs-<br />

stand zu wahren.<br />

Bei der Erteilung des Burgerrechts spielte bis ge-<br />

gen Ende des 15. Jahrhunderts das sogenannte Aus-<br />

burgerwesen eine wichtige Rolle, die Aufnahme<br />

ausserhalb des Stadtgebietes ansässiger, bei <strong>Bern</strong><br />

Schutz suchender Ritter, Landleute und ganzer Kor-<br />

porationen in das Bürgerrecht. Dank den zahlrei-<br />

chen bernischen Ausbürgern vermochte die Aare-<br />

stadt schon früh ihre Macht auf unkriegerische<br />

Weise über die Stadtmauern hinaus zu erweitern,<br />

und die Ausburgerpolitik war ein wichtiger Faktor<br />

im Prozess der Territorialbildung des im Entstehen<br />

begriffenen Stadtstaates.<br />

Es wird heute angenommen, dass bis zum Ende<br />

des 15. Jahrhunderts der weitaus überwiegende Teil<br />

der in der Stadt <strong>Bern</strong> wohnhaften Bevölkerung das<br />

Bürgerrecht besass. Daneben gab es aber auch<br />

schon von Anfang an eine nichtburgerliche, minder-<br />

berechtigte Einwohnergruppe, die Einsassen, die<br />

sich entweder nicht dauernd in der Stadt niederlies-<br />

sen oder sich in abhängiger Stellung befanden.<br />

Wie die bürgerliche Bevölkerung der spätmittel-<br />

alterlichen Stadt <strong>Bern</strong> im einzelnen strukturiert<br />

war, wissen wir noch nicht genau, da wichtige Quel-<br />

len noch nicht ausgewertet sind. Wie in anderen<br />

Städten der damaligen Zeit gab es auch in <strong>Bern</strong> eine<br />

relativ dünne Oberschicht, während der grosse Teil<br />

der Einwohner aus wenig bemittelten Leuten be-<br />

stand. Da <strong>Bern</strong> abseits grosser Handelswege lag,<br />

gelang es nicht vielen Stadtbürgern, sich durch<br />

Handel ein Vermögen zu erwerben, und einzig die<br />

Gerberei war als Exportgewerbe von grösserer Be-<br />

deutung. Landwirtschaft, Zwischenhandel und das<br />

seit dem 15. Jahrhundert wichtiger werdende, mit<br />

dem Kriegsgeschehen verbundene Pensionenwesen<br />

konnten zu Wohlhabenheit führen, der Hauptteil<br />

der Bevölkerung ging zur Bestreitung des Lebens-<br />

unterhaltes örtlichem Gewerbe und Handwerk<br />

Abb. 30: Bis in das ausgehende 16. Jahrhunderl war die<br />

Aufnahme in das bernische Burgerrecht zu billigen Bedingungen<br />

zu erlangen. Um 1485 beispielsweise musste man<br />

dafür drei Gulden auslegen, rund 600 heutige Franken.<br />

nach. <strong>Die</strong> verschiedenen sozialen Schichten wohnten<br />

tendenziell in bestimmten Teilen der Stadt.<br />

Während die Oberschicht an den Gassen der Altstadt<br />

und oberhalb des Zeitglockens an der Hauptachse,<br />

der heutigen Markt- und Spitalgasse, konzentriert<br />

war, bewohnten die unteren sozialen Schichten<br />

vor allem die Nebengassen der westlichen<br />

Stadterweiterungen sowie die Matte. Auch einzelne<br />

Berufsgruppen konnten an bestimmten Wohnlagen<br />

konzentriert sein, wie dies etwa für die Gerber, die<br />

Schmiede und die Weber nachgewiesen wurde.<br />

Mit dem Bürgerrecht war die Regimentsfähigkeit<br />

verbunden, das Recht, in die städtische Regierung,<br />

den Grossen und Kleinen Rat, gelangen zu können.<br />

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war dies noch<br />

grundsätzlich allen sozialen Schichten der bürgerlichen<br />

Bevölkerung auch tatsächlich möglich. Manch<br />

einfacher Handwerker sass im Grossen Rat, der in<br />

seiner Zusammensetzung wegen der kurzen Lebenserwartung<br />

der damaligen Menschen rascb<br />

wechselte. Trotzdem war, wie Richard Feller es aus-

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