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Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

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<strong>Die</strong> Zunft zu Mittellöwen<br />

Um 1430/40 erscheint neben den Ober- und den<br />

Nieder-Gerbern eine dritte Gerbernstube, nach ihrem<br />

Hauszeichen (und Wappentier) «Zum Roten Löwen»<br />

oder auch «Zu Mittellöwen» genannt - weil ihr<br />

Haus in der Mitte zwischen den beiden älteren Stuben<br />

gelegen war. Alle drei zusammen bildeten die<br />

Gerbern-Vennerzunft. Über den Ursprung von Mittellöwen<br />

gibt es kaum urkundliche Quellen, und so<br />

sind auch die Historiker uneins. Alfred Zesiger<br />

nahm an, es habe sich um einen Zusammenschluss<br />

der Kürschner und Pelzhändler gehandelt; die neuerdings<br />

von Urs Martin Zahnd unternommenen<br />

Forschungen weisen eher auf eine Gründung der erfolgreichen<br />

Kaufleute und der Adligen, die durch<br />

den Anschluss an eine Vennerzunft den Einstieg in<br />

die politische Ämterlaufbahn suchten. Jedenfalls gelangten<br />

die Angehörigen von Mittellöwen schon im<br />

15. Jahrhundert in grösserer Zahl zu den Ratsstellen<br />

und den hohen Ämtern (Venner, Seckelmeister,<br />

Schultheiss). Zu dieser wirtschaftlichen und<br />

politischen Oberschicht gesellten sich alsdann auffallend<br />

viele Künstler, so der Glasmaler Hans Noll<br />

(t 1492/93) und der Maler Joseph Werner (1637-<br />

17101. Stubengenossen waren auch der Grosskaufmann<br />

Barthlome May (1446-1531), der Stadtarzt und<br />

Kartograph Thomas Schöpf (+1577), der Pädagoge<br />

Philipp Emanuel von Fellenberg (1771-1844), die<br />

Stifterin des Jennerspitals, Julie v. Jenner (1787-1860)<br />

und Prof. Dr. med. Theodor Kocher (1841-1917),<br />

Nobelpreisträger 1909.<br />

<strong>Die</strong> älteren Zunfthäuser lagen alle an der Kramgasse.<br />

1722 erwarb Mittellöwen den «Falken»<br />

[Marktgasse 11 / Amthausgasse 6), ursprünglich ein<br />

Gasthof der Lausanner Bischöfe. Zwischen 1732 und<br />

1766 wurde die Liegenschaft erneuert und war dann<br />

als «Hotel du Faucon» lange Zeit das führende Haus<br />

in <strong>Bern</strong>; 1905-08 erfolgte der Umbau zum Geschäftshaus.<br />

Im reichen Silberschatz von Mittellöwen gelten<br />

als besonders bemerkenswerte Stücke der «Leu»<br />

von 1575, die «Leuenschale» von 1682 und der<br />

«Leopardenbecher» von 1707.<br />

Heute zählt die Zunft um 800 Angehörige. <strong>Die</strong><br />

neunköpfige Waisenkommission hat jährlich etwa<br />

zehn Fürsorge- und zwei Vormundschaftsfälle zu<br />

betreuen. Aus dem Erziehungsgut werden Stipendien<br />

ausgerichtet.<br />

Jährlich gehen gemeinnützige Beiträge an verschiedene<br />

kulturelle und soziale Institutionen. Ferner<br />

werden Restaurationen historischer Bauwerke<br />

kräftig unterstützt.<br />

Besondere gesellschaftliche Anlässe sind das<br />

Herrenessen und der Damenausflug; ferner der<br />

jährliche Seniorenausflug sowie gelegentliche kulturelle<br />

Anlässe.<br />

Bibliographie<br />

Alfred Zesiger: <strong>Die</strong> Stube zum roten/guldinen Mittel-Löwen<br />

(Neues <strong>Bern</strong>er Taschenbuch 1908; daraus erweiterter<br />

illustrierter Separatdruck), <strong>Bern</strong> 1908.<br />

Harald Wanner: Rechtsgeschichtliche Betrachtungen Uber<br />

die Stubensatzungen der Gesellschaft zu Mittellöwen in<br />

<strong>Bern</strong> 1567, <strong>Bern</strong> 1928.<br />

Geschichte der <strong>Bern</strong>er Zunft zu Mittellöwen, 5 Bände,<br />

<strong>Bern</strong> 1986.

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