Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> Zunftgesellschaft zu Schmieden<br />
Sie tritt wie die anderen Vennerzünfte im 14. Jahrhundert<br />
auf und umfasste die Angehörigen der<br />
13 Handwerke, «die alle Ambos, Hammer und<br />
Zange brauchen», dann aber auch Glaser, einige<br />
Goldschmiede und die Scherer. Als Vennerzunft,<br />
der das Landgericht Sternenberg (heutige Amtsbezirke<br />
Laupen und Schwarzenburg) und das nordwestliche<br />
Stadtviertel zugeteilt waren, wurde sie<br />
auch von Familien ausserhalb der Handwerke angenommen.<br />
Unter den Gesellschaftsangehörigen sind zu erwähnen:<br />
Hans Franz Nägeli (1496-1579), Schultheiss<br />
und Eroberer der Waadt, Junker Jacob Graviseth<br />
(1598-1658), dem die <strong>Burgerbibliothek</strong> die Sammlung<br />
Bongars verdankt, die Helvetiker David Ludwig<br />
Bay (1749-1832), Mitglied des helvetischen<br />
Direktoriums, und <strong>Bern</strong>hard Friedrich Kuhn<br />
(1762-1825), der Historiker und Schultheiss Nikiaus<br />
Friedrich von Mülinen (1760-1833), Gottlieb Jakob<br />
Kuhn (1775-1849), Pfarrer und Liederdichter, Eduard<br />
Will (1854-1927), Organisator der <strong>Bern</strong>ischen Kraftwerke<br />
und Korpskommandant, Eduard Wildbolz<br />
(1858-1932), ebenfalls Korpskommandant, sowie der<br />
Wissenschafter und Industrielle Albert Wander<br />
(1867-1950).<br />
Seit 1448 ist die Zunft Eigentümerin der Kernparzelle<br />
Zeughausgasse 5 / Marktgasse 10, auf der das<br />
Zunfthaus steht. <strong>Die</strong>ses wurde mehrfach umgebaut,<br />
so Vorderschmieden zuletzt 1912, Hinterschmieden<br />
1957 und dann beide zusammen 1983/84. <strong>Die</strong><br />
«Schmiedstube» ist, neben dem Restaurant «Webern»,<br />
eine der beiden letzten Zunftwirtschaften<br />
<strong>Bern</strong>s.<br />
Bekanntestes Ehrengeschirr ist der 1726 in Basel<br />
von Fechter gegossene Vulkan, der 1798 nicht verkauft<br />
wurde. Der Hahnbecher von 1617 und der Bä-<br />
renbecher von 1714 gingen beim Untergang des<br />
Alten <strong>Bern</strong> verloren, wurden im 19.Jahrhundert<br />
wieder aufgefunden und für die Zunft zurückgekauft.<br />
Originell ist der «Daumen», der zu einem<br />
Trinkgefäss ausgestaltete hölzerne Daumen der<br />
1865 zerstörten Christoffel-Statue, den Dr. Edmund<br />
von Fellenberg 1878 der Gesellschaft schenkte.<br />
Der dreizehnköpfige Zunftrat verwaltet die mit<br />
2026 Angehörigen grösste bernische Zunft, die im<br />
Durchschnitt 20 Fürsorgefälle und 12 Vormundschaften<br />
betreut.<br />
Aus den Überschüssen der Stubengutsrechnung<br />
sind seit 1970 alljährlich namhafte Beträge für Naturschutz,<br />
Kultur, Universität <strong>Bern</strong> und gemeinnützige<br />
Zwecke geleistet worden. Daneben verfügt Schmieden<br />
über einige Sonderfonds, die der Weiterbildung<br />
der Zunftjugend oder der Unterstützung Notleidender<br />
dienen.<br />
Auch Schmieden kennt einen Anlass, an dem<br />
nur die männlichen erwachsenen Gesellschaftsangehörigen<br />
teilnehmen: das ins 18.Jahrhundert zurückgehende<br />
«Schaumkellenessen», bei dem die<br />
erstmals Teilnehmenden, auf einem von zwei Stubengenossen<br />
ständig in Bewegung gehaltenen<br />
schaumkellenförmigen Zweirädergestell um ihr<br />
Gleichgewicht ringend, sich in möglichst geistreicher<br />
Form vorstellen und auf das Wohl der Zunft einen<br />
Becher leeren müssen.<br />
Bibliographie<br />
Paul Wäber: <strong>Die</strong> Gesellschaft zu Schmieden in <strong>Bern</strong>, <strong>Bern</strong><br />
1938 (unveränderter Neudruck 1972).<br />
Peter Jordan: Das Schmiedenbüchlein, <strong>Bern</strong> 1978 (erweiterte<br />
Neuauflage 1985).