Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

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höriger der Gesellschaft zu Schuhmachern, Grossrat und Nationalrat (1866-1894], einer der Hauptexponenten der Berner Radikalen, hervortat. 1863 wandten sich Rudolf Brunner, Karl Gustav König, Carl Schärer, Wilhelm von Graffenried und Ludwig Fischer mit einer Petition an den Grossen Rat, in der sie - als Vertreter einer Versammlung von Bernburgern vom 21. August 1863 - den Wunsch ausdrückten, eine neue Gemeindeverfassung solle im Kanton Bern die Verschmelzung der Burger- mit den Einwohnergemeinden herbeiführen, wobei das bürgerliche Nutzungsgut zu liquidieren sei - allerdings unter Rücksichtnahme auf die privatrechtlichen Interessen der Bürgerschaft. Der Burgerrat - von der Direktion des Innern zur Stellungnahme aufgefordert - hielt sich in seiner Antwort an eine Darstellung Eduard von Wattenwyls, die insbesondere die Bedeutung heraushob, welche das Ortsbürgerrecht, also die erbliche Heimatberechtigung, seit Jahrhunderten für unser Land als solide Basis gespielt habe, und lehnte ein Eintreten auf die Petition ab. Mit grosser Erregung wurde nun in der Burgergemeinde und darüber hinaus in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Am 17. Februar 1864 schloss sich eine überaus zahlreich besuchte Burgergemeindeversammlung mit 329:33 Stimmen der Haltung des Burgerrates an, wobei allerdings der Burgerrat sich bereit erklärte, Vorschläge für die Erleichterung der Burgerannahme zu studieren und zur Beschaffung von Geldmitteln zur freiwilligen Unterstützung von öffentlichen Werken auch die Veräusserung von Grundeigentum aus den Nutzungsgütern ins Auge zu fassen. Angesichts der eindeutigen Haltung der Burgergemeindeversammlung zogen hierauf die Petenten ihre Eingabe an den Grossen Rat zurück, die auch - und das ist für den weiteren Verlauf der Burgerfrage von Bedeutung - «in allen Kantonstheilen, welche noch Burgergüter besitzen, einen Schrei der Entrüstung» hervorgerufen hatte. Aber das Thema Nutzungsgüter blieb nicht ruhen. Am 27. Juli 1866 erklärte der Grosse Rat eine Motion der Grossräte Jakob Gygax, Bleienbach, und Felix Gräub, Lotzwil, 100 erheblich, mit welcher ein Gesetz gefordert wurde, das die Nutzungsberechtigung auf alle in der Schweiz wohnhaften Burger ausdehnt. Regierungsrat Kurz erklärte in der Debatte, dass «die ganze Frage betreffend die Burgergemeinden einer Untersuchung zu unterwerfen» sei. Als aber das verlangte «Gesetz über die Benutzung der Burgergüter» im Grossen Rat am 26. November 1868 zur ersten Beratung kommen sollte, wurde der Antrag auf Verschiebung auf unbestimmte Zeit akzeptiert. Es war klar geworden, dass das Problem der Verteilung des Burgernutzens tatsächlich nur ein vordergründiges war; in der Tat ging es um die weitere Existenz der Burgergemeinden überhaupt. Die Angelegenheit kam zu neuer Aktualität im Zusammenhang mit einer Beschwerde der Burgergemeinde Lamlingen (Lamboing) vom 31. Oktober 1872 an den Grossen Rat gegen den Entscheid des Regierungsrates vom 2. November 1871, der die Nutzungsberechtigung der ausserhalb der Burgergemeinde Lamboing wohnhaften Bürger bejaht hatte. Die Burgergemeinde Bern hatte sich mit dem gleichen Problemkreis zu befassen, nachdem Albert Rätzer (Metzgern], wohnhaft in Konstanz, zusammen mit 45 weiteren Burgern am 4. März 1872 den Antrag an die Burgergemeinde gestellt hatte, alle Burger seien ungeachtet ihres Wohnsitzes in gleicher Weise nutzungsberechtigt zu erklären; später schlössen sich diesem Antrag noch 108 weitere Bürger an. Am 3. April 1872 wurde aber von der Burgergemeindeversammlung der Antrag Rätzer mit 229 zu 32 Stimmen abgewiesen. Jetzt begann der Zug durch die Instanzen! Beschwerde Rätzers an den Regierungsstatthalter, von diesem am 2. Juli 1872 abgewiesen. Rekurs an den Regierungsrat, worauf dieser mit Beschluss vom 18. Januar 1873 die Burgergemeinde Bern anwies, neue Nutzungsreglemente im Sinne einer Erweiterung auszuarbeiten und dem Regierungsrat zur Sanktion vorzulegen! Darauf sogleich Beschwerde des Burgerrates an den Grossen Rat, welche von der Burgergemeinde am 9. April 1873 mit allen gegen eine Stimme gutgeheissen wurde. Im Grossen Rate aber wurde das Geschäft vorerst nicht behandelt! Im ganzen Lande herum war man in Burgerkreisen hellhörig geworden: was
Abb.51: Der Abbruch des Christoffelturmes im Frühjahr 1865 war für viele Berner ein Symbol für das Ende der alten Zeit. gestern Lamboing, heute Bern, konnte morgen allen bernischen Burgergemeinden widerfahren. In Lyssach trafen sich am 2. Februar 1873 bürgerliche Vertreter aus dem ganzen Kanton und richteten im Namen von 200 Burgergemeinden und bürgerlichen Korporationen an den Grossen Rat eine Petition, worin dieser aufgerufen wurde, die Burgergemein- den in ihren verfassungsmässigen Rechten zu schützen. Erst im September 1875 folgte im Grossen Rate die nächste Runde. Die seinerzeit zur Vorberatung der Beschwerde von Lamboing eingesetzte Gross- ratskommission (Präsident R. Brunner) forderte eine Gesetzesvorlage betreffend Übertragung der bur-
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