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84 Felgenreport, Teil 2 Rad fristig angelegten Verträge zwischen beiden Partnern wäre es um die Technologie des Schmiede-Leichtbaura- 100 des (SLB) schlecht bestellt. Denn diese hinsichtlich Sty- 80 lingmöglichkeiten tatsächlich weiterentwickelte Herstel- 60 lungstechnik – die sich der Laie eher als ein Umformen 40 des Materiales vorstellen sollte – hat eine kaum auszu- 20 hebelnde Crux: Sie ist nur 21 dann rentabel einsetzbar, wenn die Serien groß sind. 0 Und das steht nun einmal dem Wunsch nach Individualität bzw. konkreter einer breiten Auswahl an Räderdesigns beim Neuwagenkauf entgegen. Audi mag das dahingehend zu kompensieren versuchen, dass die alternativ angebotenen Gussräder ganz schön happig kalkuliert sind, ist aber doch auch Gefangener des eigenen Bekenntnisses zur SLB-Technologie. Spekulation von Mitbewerbern: Vielleicht dient der Wiederanstieg der Verkaufszahlen bei konventionell geschmiedeten hochwertigsten (und damit sehr teuren) Rädern aus dem Meinerzhagener Fuchs-Werk auch dazu, diesen Zulieferer ein wenig zu beschwichtigen, falls die Zahlen bei SLB-Rädern verfehlt werden sollten. Für einen Satz konventioneller Schmiederäder (8x18“) beim A8 quattro 3.7 berechnet Audi mehr als 4.500 Mark! Davon werden kaum viele Räder geordert, die großen Stückzahlen laufen bei den SLB-Rädern, die es auch in den anderen Modellreihen in den Basisversionen gibt: A4 und A6 als Limousine und Avant (jew. 6x15“), beim A8 und dem TT sind die Fuchs-Räder mit 7x16“ dimensioniert. Bei den Modellen S4/S4 Avant kommen ebenso Gussfelgen zum Einsatz (7,5x17“ im Avus-Design) wie in dem Kraftpaket RS4 (8,5x18“ im 9-Speichen-Design). Beim eigentlich größeren S6 sind die Räder kleiner (8x17“), beim TT Roadster (7x16“ im Fünf-Arm-Design) und beim in die Jahre gekommenen Cabriolet maßen sie noch 7x15“. Ein Schmankerl ist Ronal mit dem 7,5x17-Gussrad beim Allroad Quattro gelungen. Aber bei den edelsten der Audi-Modelle sieht sich der „konventionelle“ Gießer Ronal (Nr. 1 bei Audi) den einteiligen Hohlspeichenrädern von Stahlschmidt & Maiworm sowie den klassischen Schmiederädern von Fuchs gegenüber: Wie wär’s denn mal mit Mehrteilern? Aber Ronal ist weiter auf dem Vormarsch. Der Kräfte verschieben sich langsam unter den Ausstattungsquoten der Audi-Modellreihen 2000 A2 (32.164) A3 (136.141) A4 (B5) (227.028) A6 (C5) (169.276) Allroad (11.439) Angaben in Prozent 63 65 96 99 100 68 34 16 35 4 1 TT (56.776) A8 (12.894) Stahlrad Leichtbauschmiederad Alugussrad () Anzahl Autos Quelle: Audi NEUE ReifenZeitung 4/2001 Zulieferern von Audi: Speedline war 1999 erstmals, wenn auch sehr knapp, von Ronal vom Podiumsplatz verdrängt worden. Von einer Krise aber ist bei den Italienern keine Spur, sie produzierten und produzieren „am Anschlag“ und hatten sogar Lieferprobleme, weil der Ausbau des Werkes Tabina (Bozen bedient überwiegend die Lkw-Erstausrüstung) nicht so schnell vonstatten ging wie geplant. Speedline musste halt die gleichen Erfahrungen machen, die andere vorher gemacht haben. Mal sind es die Bearbeitungsmaschinen, kann eine Anlage zur Aushärtung von Rädern nicht rechtzeitig in Betrieb gehen, vor allem Lackieranlagen sind der Schrecken der Produktionsleute. Wer in dem Ausscheidungsrennen bei den Zulieferern von Aluminiumfelgen Speedline auf einem hinteren Platz sah, hatte sich getäuscht. Dennoch ranken sich um die Muttergesellschaft Amcast Industrial Corporation (Dayton/Ohio) Spekulationen: Sie beschäftigt ca. 5.000 Mitarbeiter (davon 1.500 bei Speedline), setzt gut 600 Millionen US- Dollar um und gilt als Kandidat für Übernahmen, weil derart diversifiziert und sortiert, dass sich Unternehmensteile gegebenenfalls relativ leicht weiterveräußern ließen. Bei manchen Produkten hätte Amcast sicher auch gut zu Hayes Lemmerz gepasst, aber bei gemeinsamen Räderkunden (vor allem Fiat, wo trotz des Übergangs des Einkaufs auf GM ein Fiat- Mann die Entscheidungen trifft, aber auch DaimlerChrysler) des europäischen Armes der HL-Räderaktivitäten und Speedlines hätte Ungemach gedroht. Nun, Hayes Lemmerz (ja stets in den schwarzen Zahlen) benötigt das Geld, um Schulden zurückzuzahlen und hat für solch eine Akquisition wohl im Moment kein Geld übrig. Aktueller Favorit: Alcoa. Das würde räderseitig Sinn machen, ist Alcoa doch durch die Übernahme von Reynolds in den 32 66 NEUE ReifenZeitung 4/2001
USA ein starker Marktteilnehmer geworden, zu zentralisieren (gleichwohl sind in den Wer- schwächelt aber im europäischen Geschäft mit ken „OE-Außenposten“), macht’s möglich. Pkw-Aluminiumrädern. Wenn – und eines Tages wird eine derartige Richtig ist zwar, dass Amcast hinsichtlich Entscheidung fallen – der Einkauf VW-kon- der Gewinne Einbußen hinnehmen musste zernweit erfolgt, dürfte Stahlschmidt & Mai- und dies auch damit erklärt, dass europäische worm aufgrund der hohen Entwicklungskom- Erstausrüstungskunden einfach nicht mehr petenz gute Chancen haben, zu einem stra- bezahlen wollten, als die Preise fürs Aluminitegischen Zulieferer der Volkswagen-Gruppe um stiegen. Richtig ist aber auch, dass die aufzusteigen. vormaligen Eigner Speedlines (die Familie des Stark bei Audi ist seit Jahren auch Fundo Reeders Zacchello) erst abgefunden werden vertreten, war im letzten Jahr aber ein wenig mussten. So ein Minderheitsgesellschafter, der durch den Modellwechsel beim A4 gebeu- den Laden exzellent kennt, kann schon ein telt. Rätselraten herrscht allenthalben, was Störfaktor sein, der aber jetzt als beseitigt gilt. konkret nach der Übernahme Fundos (vor- Also: Es bleibt spannend, was mit Speedline her eine Tochtergesellschaft des großen nor- passiert. Dass die Italiener mittelfristig aus dem wegischen Konzerns Norsk Hydro) durch Bah- Rennen sein könnten, ist kaum vorstellbar. rains ALBA passiert. Allgemein wird erwartet, Schließlich war Audi jahrelang auf höchste dass die Bahrainis direkt in Nachbarschaft ih- zufrieden. Und wo wir gerade bei Speedline rer Schmelze ein komplettes Alugussräder- sind: Die Italiener liefern auch die Räder für werk (alte Gießmaschinen von BBS hat man Audi-Tochter Lamborghini. Vielleicht eine klei- ja noch) hochzieht. Welche Auswirkungen das ne Revanche dafür, dass Speedline bei Ferrari auf den (eher schlechten) Standort des nor- nichts mehr zu melden hat. Denn Lamborgwegischen Werkes hat, was ein Kunde wie hini (291 Autos in 2000) sieht sich als der Audi zu Rädern made in Bahrain sagen wür- „natürliche Wettbewerber“ Ferraris, der aber de, das alles sind offene Fragen. Und das er- um die 4.000 Autos jährlich absetzt. klärt auch die kleine Einschränkung bei S & Nicht sprunghaft, aber kontinuierlich wei- M-Rädern aus Südafrika: Die wird Audi sich terentwickelt sich der Zulieferer Stahlschmidt überkritisch anschauen. & Maiworm, der Jahr für Jahr leicht an Markt- Bewähren konnte sich bei Audi auch noch anteilen bei Audi (und übrigens auch bei der Gussrad-Lieferant Michelin-Kronprinz (Solin- Quattro GmbH) gewinnt. Anerkennung fingen, inzwischen allerdings von der Schließung det sicher die hohe Entwicklungskompetenz bedroht) und können sich weiter SUOFTEC der Bad Dürkheimer, die im einteiligen Hohl- (Ungarn, Verkauf der in Superior-Technolospeichenrad für den A8 ihre Krönung fand. S gie gegossenen Räder durch Fuchs), AAG & M ist bei den Volumenbringern A3, A4 und (Borbet-Gruppe, Österreich) und eventuell A6, aber auch beim Imageträger A8 mit von BBS, falls Audi die alte Liebe zu Mehrteilern der Partie und kann – so alles klappt – ab wieder entdecken sollte. NF Die (Gruppe Sommer ein weiteres Schmankerl liefern, das Hayes Lemmerz, Südafrika) ist als Lieferant allerdings weniger technischer Art ist: Dann für Audi-Fertigung Europa ausgeschieden und rollen nämlich die auch preislich für Audi at- beliefert nur noch südafrikanische Audi-Hertraktiven Räder aus dem Werk Babelegi von stellung – eine Revanche, dass Hayes Lem- der S & M-Muttergesellschaft Tiger bis zu Audi merz beim S3 nicht spurte? Der Vollständig- Deutschland ans Band. Die Entscheidung, alle keit halber sei auch Mangels (Brasilien) ge- Erstausrüstungsaktivitäten in Bad Dürkheim nannt, das neben A-Klasse und Golf im eigenen Lande dank Hilfe von Rädertechnologien bei Audi 2000 2,2% Schmiederäder Stahlschmidt & Maiworm auch für den A3 Räder liefert. Noch ein Wort zu den 27,7% LBS-Räder uns freundlicherweise von Audi zur Verfügung gestellten Ausstattungsquoten nach Rädertechnologien. Da überrascht der extrem hohe 68,9% 1,2% Stahlräder Anteil der SLB-Räder beim A8. Einzig denkbare Erklä- Gussräder rung: Damit könnten überwiegend konventionell geschmiedete Räder gemeint NEUE ReifenZeitung 4/2001 sein. NEUE ReifenZeitung 4/2001 Felgenreport, Teil 2 Cobra 85
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