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88 Felgenreport, Teil 2 Rennrädern versteht BBS nun wirklich etwas. S & M wird auf allen Ebenen aber erst einmal zu einem dominanten Mercedes-Zulieferer: vom kleinen Smart über die Allradler made in Austria bis zu dem Image-Boliden mit dem Kürzel AMG reicht das Engagement der Bad Dürkheimer. Längst nicht mehr Volvo ist der größte Kunde, sondern DaimlerChrysler. Wobei es hinsichtlich AMG ein Irrtum wäre, nur auf die ca. 6.000 Modelle mit Kürzeln wie C 43, E oder S 55 zu schielen, die bei der Mutter Mercedes vom Band rollen. 260.000 AMG-Räder repräsentieren über 50.000 Autos, weil AMG auch eine renommierte Ersatzmarktmarke für Alugussräder ist! (Mit anderen Worten: Nur etwa jedes zehnte AMG- Rad wird auch tatsächlich in einer Autofabrik montiert.) Bei der S-Klasse, CLK (Coupé und Cabriolet), SLK (Roadster), SL und M-Klasse ist die Leichtmetallfelge obligatorisch. Sehr weitgehend gilt das auch für die „Nischenfahrzeuge“, die bei der Steyr-Daimler-Puch Fahrzeugtechnik bzw. nebenan bei Eurostar in Graz gebaut werden: Beim „Oldtimer“ G-Klasse – immerhin seit mehr als zwanzig Jahren im bekannten Blechkleid – wurde gar der Fertigungstakt gesteigert, ebenso bei der ungleich moderneren M-Klasse, die ursprünglich nur in den USA gebaut werden sollte, und selbst die hinterradangetriebene E-Klasse ergänzt den 4Matic. Mit der neuen C-Klasse stieg auch die Ausstattungsquote mit Leichtmetallfelgen bei der Marke Mercedes deutlich an, denn die alte C-Klasse war von 66 Prozent doch noch einiges entfernt: Die E-Klasse rangiert gerade mal ein Prozentpünktchen vor der C- Klasse (siehe Schaubild), selbst die A-Klasse Unterschiedlich dimensionierte Räder an Vorderund Hinterachse sind in der Erstausrüstung äußerst selten: Diese AMG-Felge am C32 misst 7,5x17“ ist im Vergleich mit anderen Autos der Kompaktklasse überdurchschnittlich gut mit Aluminiumrädern ausgerüstet. Autos made in Austria mit Alus Der Vollständigkeit halber sei auch die Fahrzeugproduktion von DaimlerChrysler in Österreich erwähnt. An der Zulieferung von Rädern für die Chrysler-Modelle Voyager und Cherokee scheint der Stuttgarter Konzerneinkauf ja wohl nicht rütteln zu wollen. Darüber kann sich das Reynolds-Werk im italienischen Ferrara freuen, hat man doch Exklusivstatus und bewegen sich die Ausstattungsquoten (mal fünf!) nahe hundert Prozent. Dennoch sei die Frage erlaubt, was überhaupt mit den Reynolds-Aktivitäten unter dem großen Alcoa-Dach geschehen soll? Reynolds ist in den USA ein bedeutsamer Zulieferer in die Erstausrüstung: An Ford dürften 2,5 Millionen Aluminiumräder gehen (auch solche aus dem Werk Ferrara), an General Motors 1,5 Millionen und an Chrysler auch mehr als 900.000. Die „Machtergreifung“ der Deutschen bei Chrysler, jener uramerikanischen Marke, muss für Reynolds ja gar nicht das Aus bedeuten angesichts des hohen Lieferanteils. Aber bitte: Wo ist die Strategie? Der Klassiker unter den Geländewagen, der auch in Österreich hergestellt wird: Diese Hightech-G-Klasse hat 18-Zöller aus Aluminium Es steigt die Quote der Räder, die aus Südafrika importiert werden. Denn nach Hayes Lemmerz-Tochter NF Die Casting wollte auch Stahlschmidt + Maiworm eine südafrikanische Produktionsstätte mit ins Spiel bringen, auch wenn es sich weniger um eine Tochter, sondern eher um die Mutter handelt: Tiger Wheels. Die Fünf-Speichen-Alus lenken dabei nicht vom neuen Vier-Augen-Gesicht der C-Klasse ab. „Heruntergezogen“ wird die Fitment rate für Aluminiumfelgen inzwischen nur noch von dem Kleinsten am unteren Ende der Palette unter dem Markenzeichen des Mercedes- Sterns: der A-Klasse. Die A-Klasse läuft nach den Geburtswehen in Europa (nicht so in Südamerika) wie gewünscht und verkaufte sich lange, ohne dass größere Incentives gegeben Strategische Zulieferer sind gegenwärtig Hayes Lemmerz, Ronal und Stahlschmidt & Maiworm. Und – man mag es bereits ahnen – jetzt geht es um die M-Klasse, die nicht mehr nur in USA, sondern auch in Österreich hergestellt wird. Dereinst hatte Hayes Lemmerz dem deutschen Wettbewerber Stahlschmidt & Maiworm nicht nur bei dessen Entwurf für das M- Klasse-Rad ein Schnippchen geschlagen, sondern den vorgese- henen S & M-Partner Alumitech in Somerset (Kentucky) gleich mitgeschluckt. In Tuscaloosa war HL/Alumitech Alleinlieferant, jetzt würde es doch logisch sein, vielleicht für Österreich einen Partner – S & M musste die Kokille doch noch irgendwo haben – auszusuchen, der geographisch besser passt. Und richtig: S & M-Räder werden in Österreich auf der M-Klasse verbaut. Aber ins Grübeln gerät man doch, wenn man erfährt, dass diese Räder erst nach Amerika verschifft werden, dort mit Reifen komplettiert werden, zurück nach Bremerhaven schippern, eine lange Reise durch Deutschland antreten und schließlich in Österreich landen. Diese S & M-Räder sind vermutlich die meistgereisten der Branche. Für diese vermeintliche Unvernunft gibt’s natürlich eine Erklärung: In Tuscaloosa gibt’s eine Montagestation Rad/Reifen, die sich offensichtlich nicht duplizieren lässt. Na ja!? detlef.vogt@reifenpresse.de werden mussten. Leider kann Mercedes (wg. der ca. 350 Mark teuren ESP-Nachrüstungen pro Fahrzeug) mit dem Auto nicht so recht Geld verdienen. Und als nun im letzten Jahr der A-Klasse-Motor doch ein wenig stotterte, bekam er in Form eines Sondermodelles „Classic Fun“ dann doch ein 2.000-Mark-Schmankerl mit auf den Weg: Das Stilelement – hier die „Noppen“ – ins Felgenbett zu verlegen, entwickelt sich immer mehr zu einer Mercedes-typischen Spielart, denn ansonsten wäre das 16-zöllige Fünf-Speichen-Rad wenig „funny“, sondern eher langweilig. Der stockende Anlauf der A-Klasse wiederholte sich beim Smart, der zwar nicht zur Seite fiel (Elch-Test), sich aber nicht minder spektakulär auf den Hosenboden setzte. Nachdem erst die geplanten Absatzzahlen im Monatsrhythmus nach unten korrigiert worden waren, kam der Kleinste aus dem Hause DaimlerChrysler dann doch in Schwung und ver- NEUE ReifenZeitung 4/2001
kaufte sich in einigen Märkten (Italien) bzw. dank populärer Varianten (Cabrio, Diesel) immer besser. Die Ausstattungsquote mit Leichtmetallfelgen ist beachtlich auf 53 Prozent gewachsen und liegt damit sogar vor der A-Klasse, weil das Auto vom Verbraucher anders gesehen wird als ursprünglich vom Hersteller erwartet: Der Smart ist erstens kein „Mobilitätskonzept“, sondern ein richtiges Auto; und er wird zweitens als „Lifestyle-Auto“ empfunden, und solche Autos haben nun mal von Haus aus relativ hohe Ausstattungsquoten mit Aluminiumrädern. Der Smart verlockt darüber hinaus wie kaum ein anderes Auto zu „Sondermodellen“, das geht so weit, dass die „Berliner Morgenpost“ einen Stadtflitzer „Quadriga Edition“ kreiert und anbietet, womit aus dem Smart „ein echtes Stück Berlin“ wird – auf Leichtmetallfelgen! Aber damit ist die Ausstattungsquote beim Smart noch längst nicht ausgereizt: Die erst am 8. Januar diesen Jahres eingeführte Linienstruktur beim smart wird dazu führen, dass der Aluanteil deutlich in die Höhe schnellt und der Smart die A-Klasse noch weiter hinter sich lässt. Auf Leichtmatallfelgen soll auch überwiegend ein anderes 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 SLK (Roadster) S-Klasse NEUE ReifenZeitung 4/2001 Mercedes-Modelle und Smart Ausstattungsquoten 2000* 100 100 100 100 70 SL M-Klasse Mercedes gesamt E-Klasse Hayes Lemmerz 67 66 C-Klasse Angaben in Prozent 53 Smart A-Klasse * nur in Deutschland ausgelieferte Fahrzeuge Quelle: Mercedes/MCC smart NEUE ReifenZeitung 4/2001 Erstausrüstung bei Daimler/Chrysler 2000 (Mercedes, Smart, AMG) Aluradvolumen: ca. 3.800.000* Speedline AAG/Borbet 50 Fuchs S&M Ronal * Schätzung NEUE ReifenZeitung 4/2001 Modell stehen, das zur Familie gerechnet wird, wenn’s ein Erfolg wird. Falls nicht, dann waren’s die Amerikaner: Immerhin war der Chrysler PT Cruiser ein Liebling der automobilen Medien. Da die Basisversion Classic 2.0 „nur“ etwa 35.000 Mark kostet, bewegt sich das Auto noch in Sphären, in denen Stahlfelgen obligat sind (6x15“), 6x16“ messen die Leichtmetallräder bei der Touringversion und als „Limited 2.0“ – dann schon jenseits der 40.000-Mark- Grenze – sind die Räder sogar auf Hochglanz poliert. Wie es die Amerikaner so mögen und wie es die Europäer, denen der Retro-Look zusagt, nach allen Prog- nosen wohl auch mögen werden. Und bei einer Fusion „unter Gleichen“ müsste doch auch ein „strategischer Zulieferer“ gefunden werden, der traditionell stark an Chrysler liefert: Das war in 2000 einmal Reynolds (jetzt Alcoa) mit über 900.000 Rädern, vor allem aber American Racing Equipment (ARE) ist ein langjährig starker Chrysler-Zulieferer. ARE-Eigner Noranda hatte das Rädergeschäft vor einigen Jahren auf die Verkaufsliste gesetzt, daraus war damals nichts geworden. Zu wem könnte ARE passen? Reynolds/ Alcoa scheint eine eigene Strategie noch nicht gefunden zu haben: Sollte Alcoa die Speedline- Mutter Amcast übernehmen, wären einige Voraussetzungen gegeben, die ein strategischer Zulieferer erfüllen müsste: Reynolds stark in Nordamerika (plus einem kleinen Werk in Italien), Speedline stark in Europa; Reynolds stark bei Chrysler (auch Exklusivlieferant aus Italien für die Österreich-Fertigung von Chrysler-Modellen), Speedline gut aufgestellt bei Mercedes und Smart. Oder sind die nordamerikanischen Zulieferer von Leichtmetallfelgen bei Chrysler angesichts der verordneten 15-prozentigen Absenkung der Einkaufspreise gar nicht so erpicht darauf, zum „strategischen Zulieferer“ aufzusteigen? Felgenreport, Teil 2 Zender 89
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