brennpunkt 2-2011 .indd - Edition dibue
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Stefan Heyne<br />
»Woran denkst Du?«<br />
Mit dem Fotokünstler Stefan Heyne präsentiert<br />
die Kommunale Galerie Berlin<br />
in ihrer neuen Ausstellung einen Vertreter<br />
der neuen Abstraktion in der zeitgenössischen<br />
Fotografie und macht<br />
sein Werk erstmals in einem größeren<br />
Umfang dem Berliner Publikum zugänglich.<br />
Nach der Düsseldorfer Schule, die<br />
trotz aller Variationsbreite immer doch<br />
dem Abbildcharakter der Fotografie,<br />
dem Realen und Realität suggerierenden,<br />
verpflichtet und verhaftet blieb,<br />
kommt zunehmend eine ganz neue<br />
Gruppe von Künstlern in den Focus,<br />
die die Fotografie als Kunst viel grundsätzlicher<br />
hinterfragen. Stefan Heyne<br />
hat hier in den letzten Jahren ein Werk<br />
geschaffen, das als eine radikale Reflexion<br />
auf das, was Fotografie sein kann<br />
und wie unsere Wahrnehmung funktioniert,<br />
gelten kann. In seinen Arbeiten<br />
führt er uns zurück zu den Anfängen des<br />
Sehens, bringt uns dazu, bisher Ungesehenes<br />
zu sehen.<br />
In der Ausstellung werden mehr als 30<br />
großformatige Arbeiten gezeigt. Ein<br />
Schwerpunkt sind dabei die Arbeiten<br />
aus 2009 und 2010. Darüber hinaus<br />
wird Stefan Heyne einen ganz neuen<br />
Werkblock vorstellen: Am 2.3.<strong>2011</strong><br />
kurz nach 15 Uhr wurde der Künstler<br />
Augenzeuge des Attentats vom Frankfurter<br />
Flughafen. Gerade selbst in Frankfurt<br />
gelandet und wartend, hat er sich<br />
aus unmittelbarer Nähe mit eigenen<br />
Augen ein Bild von den realen Vorgängen<br />
gemacht. Fotografien dieses Ereignisses<br />
und des Tatortes werden erstmals<br />
in dieser Ausstellung zu sehen sein.<br />
Stärker als in den Fotografien der vergangenen<br />
Jahre konzentriert sich Stefan<br />
Heyne mit den jüngsten Werken auf die<br />
Auflösung alles Gegenständlichen und<br />
die Reduktion auf Licht und Schatten.<br />
Nur schemenhaft taucht im Licht etwas<br />
auf, was von der angrenzenden Dunkelheit<br />
wieder verschluckt wird, doch<br />
© Stefan Heyne / VG BildKunst Bonn, 0456, 120 x 180 cm, 2010<br />
was genau, das bleibt unsichtbar. Vielmehr<br />
machen die Werke genau dieses<br />
Unsichtbare zum Bildgegenstand.<br />
Der aus dem Chiaroscuro, der Hell-<br />
Dunkelmalerei, bekannte Einsatz von<br />
Licht und Schatten wird hier nicht<br />
zur Dramatisierung eines Geschehens<br />
eingesetzt, auch nicht zur Kontrastierung<br />
einer Räumlichkeit. Das aus dem<br />
Barock bekannte Gestaltungsmittel ist<br />
zum Bildgegenstand an sich geworden.<br />
Es ist die bislang radikalste Abstraktion,<br />
die sein Oeuvre hervorgebracht hat und<br />
eine konsequente Fortsetzung seiner<br />
Reflexion über das, was Fotografie im<br />
Kern ist und wie unser Sehen funktioniert.<br />
Heyne hinterfragt in seinen Arbeiten,<br />
was wir Abbildern unserer Welt entnehmen<br />
können. Indem sie uns das<br />
ursprünglich Sichtbare vorenthalten,<br />
nehmen sie uns die Gewissheit, alles<br />
Fotografierte bereits erkannt zu haben,<br />
bevor es wirklich gesehen wurde. Die<br />
gewohnten Betrachtungsparameter sind<br />
gegenstandslos geworden und der Weg<br />
damit frei, sich in die Ungewissheit zu<br />
vertiefen.<br />
Stefan Heyne, geboren 1965 in Brandenburg/<br />
Havel. Lebt und arbeitet in<br />
Berlin.<br />
29. April bis 19. Juni <strong>2011</strong><br />
Kommunale Galerie Berlin<br />
Hohenzollerndamm 176<br />
10713 Berlin-Wilmersdorf<br />
Di – Fr 10 – 17 Uhr<br />
Mi 10 – 19 Uhr<br />
So 11 – 17 Uhr<br />
<strong>brennpunkt</strong> 2/<strong>2011</strong><br />
Galerien<br />
© Stefan Heyne / VG BildKunst Bonn, 8642,<br />
180 x 120 cm, 2010<br />
Eröffnung am 28. April <strong>2011</strong>, 19 Uhr<br />
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