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Antony Gormley Horizon Field KUB Projekt

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* <strong>Antony</strong> <strong>Gormley</strong> in einer<br />

E­Mail an das Kunsthaus<br />

Bregenz, April 2010<br />

die wertneutrale Koexistenz zweier Systeme, deren Besonderheit<br />

im Aufeinandertreffen die dramatische Potenzierung ihrer jeweiligen<br />

Schönheit ist. Walter De Maria hat mit seiner Arbeit das<br />

Bewusstsein für die Erhabenheit eines in sich geschlossenen<br />

Kunstsystems geschaffen, das im Widerschein der Natur seine<br />

konsistente rationale Logik zu steigern vermag.<br />

<strong>Gormley</strong> hingegen bindet die menschlich geformten Skulpturen<br />

ein und verliert sie zugleich beinahe in einem durch eine gegebene<br />

Topografie bestimmten Raum, der das Greifbare, das Wahrnehmbare<br />

und das Konzeptuelle nahtlos miteinander verbindet. Er setzt<br />

auf die transitorische Nachbarschaft von natürlichem Freiraum<br />

und gesellschaftlicher Einbindung. Jede seiner 100 Figuren repräsentiert<br />

unser Streben sowohl nach Individualität als auch nach<br />

Gesellschaft. Die einzelnen Figuren werden in alle Richtungen<br />

schauen, aber niemals einander zugewandt sein. Der Abstand<br />

zueinander wird je nach Topografie zwischen 60 Metern und<br />

mehreren Kilometern variieren. Der von allen Figuren gebildete<br />

<strong>Horizon</strong>t wird konkret in Ausschnitten durch Sehen erlebbar und<br />

zugleich im Ganzen gedanklich nachvollziehbar sein: ein Resultat<br />

der Verortung der Einzelfigur und der Fähigkeit des Betrachters,<br />

über seine Vorstellung die Gesamtheit zu erfassen.<br />

Bei <strong>Horizon</strong> <strong>Field</strong> geht es nicht, wie wir es von mittelalterlichen<br />

Darstellungen her kennen, um die Ohnmacht des Menschen<br />

gegenüber der Allmacht und Gnade einer göttlichen Ordnung, und<br />

auch nicht wie bei Caspar David Friedrich um die romantisierende<br />

Antizipation von Erhabenheit des sozialisierten Individuums<br />

durch dessen Vereinzelung im Angesicht der Erhabenheit von<br />

Natur oder wie bei Walter De Maria um die Setzung einer idealen<br />

künstlerischen Ordnung parallel zu ihr. <strong>Gormley</strong> kehrt vielmehr mit<br />

seinem Modell buchstäblich in die Realität der Erde mit ihren postindustriellen<br />

Verwerfungen zurück. Dabei verliert er jedoch nie<br />

seine ursprüngliche Vision aus den Augen, die er selbst so formuliert<br />

hat: »<strong>Horizon</strong> <strong>Field</strong> stellt einen eindeutigen Indikator für einen<br />

Paradigmenwechsel in der Kunst dar. Kultur, die bislang immer in<br />

ihrem Unterschied zur Natur gesehen worden ist, muss nunmehr<br />

als ein ihr integraler Bestandteil betrachtet werden. (…) <strong>Horizon</strong><br />

<strong>Field</strong> stellt, wie ein Großteil meiner Arbeiten, eine offene Frage,<br />

welche Rolle das <strong>Projekt</strong> Menschheit in der Evolution des Lebens<br />

auf diesem Planeten spielt. (…) <strong>Horizon</strong> <strong>Field</strong> stellt grundlegende<br />

Fragen: Wer sind wir, was sind wir, woher kommen wir, und wohin<br />

führt unser Weg? Die Arbeit erreicht dies, indem sie den Körper,<br />

die Wahrnehmung und die Vorstellungskraft bei all jenen aktiviert,<br />

die in dieses Beziehungsfeld eintreten.«*<br />

Eckhard Schneider, Generaldirektor des PinchukArtCentre, Kiew

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