kurz berichtet - LBV-München
kurz berichtet - LBV-München
kurz berichtet - LBV-München
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
1 / 2012<br />
Fliegende Untermieter<br />
an Münchner Schulen<br />
Schulen sind nicht unbedingt der richtige Platz, um Kindern unmittelbare<br />
Naturbeobachtungen zu ermöglichen. Fasst die Natur aber erstmal an<br />
einer Schule Fuß, können die Kinder sie ganz selbstverständlich erleben<br />
– zwischen Mathe und Deutsch in der großen Pause. Zum Beispiel, wenn<br />
Gebäudebrüter ein Schulhaus erobern.<br />
An einigen Schulen in <strong>München</strong><br />
wurden in den letzten Jahren im<br />
Rahmen des Projekts Artenschutz an<br />
Gebäuden neue Brutquartiere für<br />
Mauersegler eingerichtet. Die Quartiere<br />
wurden nach Zustimmung des<br />
Baureferats <strong>München</strong> von den jeweils<br />
mit der Gebäudeplanung befassten<br />
Architekturbüros detailliert<br />
geplant. Dies geschah in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>LBV</strong>. Herausgekommen<br />
sind dabei nicht nur<br />
neue Quartiere für Mauersegler,<br />
sondern auch ein Detailplan, der jederzeit<br />
an andere, ähnlich gestaltete<br />
Neubauten übertragen werden<br />
kann. Der Wermutstropfen im Freudenbecher<br />
betraf aber die Mauersegler<br />
selbst: Sie wollten und wollten<br />
nicht einziehen. Um die Besiedelung<br />
zu beschleunigen, nahm Biologielehrer<br />
Franz Stratil am Lion-Feuchtwanger-Gymnasium<br />
die Sache<br />
selbst in die Hand: Mit ehemaligen<br />
Absolventen und Schülern der 6.<br />
Klasse bastelte er eine Lautanlage,<br />
die die Mauersegler anlocken und<br />
Architektin Heike Schuhbauer zeigt die<br />
zusätzlich geschaffenen Brutplätze für<br />
Mauersegler an der Herrmann-Frieb-Realschule<br />
Foto: Sylvia Weber<br />
auf die neuen Quartiere aufmerksam<br />
machen sollte. Nach drei Jahren<br />
Beschallung während der Sommerzeit<br />
konnte er heuer den ersten Mauersegler<br />
beim Einfl ug in eines der<br />
Quartiere beobachten – endlich!<br />
Wichtig: Neue Quartiere<br />
schaffen. Wichtiger: Bestehende<br />
Quartiere erhalten.<br />
Es ist wichtig, neue Quartiere für<br />
Gebäudebrüter zu schaffen. Aber<br />
man braucht offensichtlich einen<br />
langen Atem, wenn es um den Einzug<br />
der Tiere geht. Deshalb ist der<br />
Erhalt bestehender Quartiere gerade<br />
bei sehr ortstreuen Brutvögeln wie<br />
Mauerseglern von großer Bedeutung<br />
– natürlich auch an Schulbauten.<br />
So ertönen am Gisela-Gymnasium<br />
seit Abschluss der Baumaßnahmen<br />
im Jahr 2010 die Rufe der großen<br />
Mauerseglerkolonie wieder<br />
ungestört von Baulärm im Schulhof,<br />
denn die dortigen Brutplätze wurden<br />
bei der Sanierung erhalten.<br />
Die Hermann-Frieb-Realschule in<br />
der Hohenzollernstraße wird zur-<br />
Artenschutz an Gebäuden<br />
zeit ebenfalls saniert. Auch hier lebt<br />
eine Mauerseglerkolonie unterm<br />
Dach des Schulgebäudes. Der Baubeginn<br />
an den einzelnen Bauteilen<br />
erfolgte unter Rücksichtnahme auf<br />
Natur an Münchner Schulen – auch Turmfalken sind dabei Foto: Alfred Limbrunner<br />
die brütenden Mauersegler. Gerade<br />
heuer zogen sich aber die Bruten<br />
sehr lange hin: Die Vögel waren im<br />
Frühjahr schon verspätet zurückgekommen,<br />
das schlechte Juliwetter<br />
warf sie zudem in ihrem Brutfortschritt<br />
zurück. Die Gerüste wurden<br />
daher so aufgestellt, dass die Mauersegler<br />
durch Lücken im Gerüst zu<br />
ihren Jungen gelangen konnten. Am<br />
17. August waren jedoch immer<br />
noch Geräusche bettelnder Jungvögel<br />
aus einem der Brutplätze zu vernehmen!<br />
Immer wieder wurde die<br />
Schule in den Abendstunden von<br />
ehrenamtlichen <strong>LBV</strong>-Mitarbeitern<br />
beobachtet; aber erst am 1. September<br />
gab es Entwarnung für den letzten<br />
Brutplatz: Nach zwei vorausgegangenen<br />
Beobachtungen ohne Einfl<br />
üge wurde an der entsprechenden<br />
Stelle das Dach geöffnet – die Jungen<br />
waren ausgefl ogen. Die Brutplätze<br />
bleiben auch nach der Sanierung erhalten.<br />
Mehr noch: Um das Brüten in<br />
Nachbarschaft zu ermöglichen, wird<br />
neben Einzelnistplätzen die Dachschalung<br />
ein wenig ausgestemmt.<br />
Nun können sich dort weitere brutwillige<br />
Mauerseglerpaare ein Plätz-