Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
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48 quadrat 12 / 2011 � profile<br />
„Man könnte ihn auch um Mitternacht zu<br />
Fragen, die sich mit seiner Heimatstadt Gos-<br />
lar befassen, aus dem Tiefschlaf wecken – er<br />
würde sofort lossprudeln, sagt Dr. Ursula<br />
Müller, den <strong>Goslar</strong>ern auch als „um“ bekannt,<br />
lächelnd. Viele der Heimatbücher haben die<br />
beiden zusammen verfasst. „Er ist eben einfach<br />
eine Institution und ein wandelndes<br />
Lexikon“. Und mit den Worten: „solche Menschen<br />
braucht der Harz“ schloss Hubertus<br />
van Wezel am 24. April 2003 seine Laudatio<br />
auf ihn zur Verleihung des Kulturpreises des<br />
Kulturverbandes Harz im Schlosstheater Ballenstedt.<br />
„Ich habe diese Laudatio im übrigen<br />
mit Herzblut verfasst und gehalten, weil<br />
ich diesen Mann im Laufe meiner mehr als<br />
30-jährigen Amtstätigkeit kennen und schätzen<br />
gelernt habe“, erzählt er voller Zuneigung.<br />
eiN urGesteiN iN Der kaiserstaDt<br />
Die Rede ist von Hans-Günther Griep. Ein<br />
<strong>Goslar</strong>er Urgestein. Denkmalpfleger, Heimatund<br />
Hausforscher, Volkskundler, Mitbegründer<br />
der Volkshochschule nach dem Krieg,<br />
Ausbilder von Generationen von <strong>Goslar</strong>er Stadtführern,<br />
Dozent über die Historie <strong>Goslar</strong>s in schier<br />
überfüllten Hörsälen, gefragter Einzelberater zu<br />
Sanierungsplänen <strong>Goslar</strong>er Bürger und Verfasser<br />
von mehr als 350 Veröffentlichungen, deren Aufzählung<br />
mit Inhaltsangaben allein einige QUAD-<br />
RAT-Ausgaben füllen würde. Viele Preise hat er im<br />
Laufe seines langen Schaffens erhalten, dazu<br />
Ehrungen zuhauf, und er ist weit über die Grenzen<br />
der Kaiserstadt hinaus bekannt als Hausforscher:<br />
auf dem Balkan, in Skandinavien, in Frankreich,<br />
Polen und Ungarn.<br />
Was macht eiGeNtlich<br />
Hans-Günther Griep<br />
GOslarer iNstitutiON uND „multiplikatOr Der Geschichte“<br />
NOtuNterkÜNFte uND vOlkshOchschule<br />
Als der fertige Diplomingenieur und Architekt<br />
1945 verletzt aus dem Kriegsdienst entlassen<br />
wurde, kümmerte sich sein Vater Ernst Griep,<br />
damals – weil parteilos – einziger <strong>Goslar</strong>er Verwaltungsangestellter,<br />
um die Unterbringung der<br />
Flüchtlinge. Von dessen Tatkraft inspiriert, begann<br />
der junge Architekt Griep, den Wohnungssuchenden<br />
die Unterkünfte menschlicher zu gestalten.<br />
„Das war harte und erfinderische Arbeit“, sagt<br />
Griep. Es wurde hin und her „organisiert“, um die<br />
Notbehausungen etwas komfortabler zu gestalten.<br />
Später dann erzählte er den Neuankömmlingen<br />
von den Schönheiten dieser Stadt, um sie<br />
mit der neuen Heimat vertraut zu machen.<br />
Ferner hielt er Vorträge in <strong>Goslar</strong> und im<br />
Landkreis. Nicht nur über historische Hintergründe,<br />
sondern es ging auch um ganz existentielle<br />
Probleme, wie „Ernährung aus dem<br />
Walde“. Das alles führte wenig später zur<br />
Gründung der Volkshochschule.<br />
schWeDeN: Griep bleibt NeuN mONate<br />
Noch zur englischen Besatzungszeit <strong>Goslar</strong>s<br />
holte ihn Schweden 1947 an die Volkshochschule<br />
auf die Insel Väddö, im Zuge einer Art<br />
„Re-Demokratisierung“ der Deutschen. Von<br />
ursprünglich 80 Bewerbern blieben 40 übrig;<br />
unter den letztlich ausgewählten vier war<br />
Hans-Günther Griep, der jedoch die vorgesehenen<br />
vier Wochen auf neun Monate ausdehnte.<br />
Immerhin aber ist er <strong>Goslar</strong> seit seiner<br />
Rückkehr bis zu seiner Pensionierung<br />
1986 als Amtmann treu geblieben. Zwischen<br />
1950 und 1953 baut er sein Haus in der Thomasstraße,<br />
am Ende der Stadtmauer, unten<br />
Stein und oben Fachwerk. Hier sind auch die<br />
beiden Söhne Dr. Wolfgang Griep und Dr.<br />
Hans-Joachim Griep aufgewachsen, die heute, im<br />
Gegensatz zum Vater, nicht mehr in <strong>Goslar</strong> wohnen.<br />
GOslar uND Griep – uNtreNNbare Gs<br />
„Sein Motto war immer Sehen und Erkennen“,<br />
sagte Hubertus van Wezel in seiner oben erwähnten<br />
Laudatio. „Alles sollte anschaulich und deutlich<br />
dargestellt werden. Er strebte die Ganzheitsbetrachtung<br />
an“. Keiner kommt an Hans-Günther<br />
Griep vorbei; weder die Kunsthistoriker wie auch<br />
die Hausforscher. Unzählige Veröffentlichungen<br />
zeichnung: h.g. griep, foto: jutta görke