Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
32 quadrat 12 / 2011 � ganz privat<br />
mie in der Kernforschungsanlage in Jülich gearbei-<br />
tet, bevor ich wieder nach Kiel zurück gegangen<br />
bin und wir uns im Institut für Pflanzen ernährung<br />
und Bodenkunde kennengelernt haben.<br />
Ewald Schnug: Da war sie bei mir Hiwi. Die<br />
unterste Lebensform nach dem einfachen Studenten:<br />
die Wissenschaftliche Hilfskraft (schmunzelt).<br />
Unser Professor pflegte damals zu sagen:<br />
„Der Mensch fängt erst beim Doktor an“. Dementsprechend<br />
verhielt er sich auch gegenüber Studenten.<br />
Berühmte Szene: Student kommt zur Prüfung<br />
in das Professorenzimmer und sagt „Guten<br />
Tag, Herr X“. Da schaut der unter den Tisch und<br />
sagt: „Herr X ist heute nicht da. Da müssen Sie<br />
nochmal wiederkommen!“ So schafft man eine<br />
entspannte und vertrauensvolle Atmosphäre.<br />
Silvia Haneklaus: Für mich war das gut, weil ich<br />
damals Dauer-Hiwi im Institut war, weil kein anderer<br />
freiwillig den Job haben wollte und ich natürlich<br />
das Geld gut gebrauchen konnte.<br />
GemeiNsam aN DerselbeN sache arbeiteN<br />
Sie kommen also aus der gleichen Fachrichtung?<br />
Ewald Schnug: Wir haben beide klassische Landwirtschaft<br />
und Pflanzenproduktion studiert und<br />
uns beide in Pflanzenernährung promoviert. Ich<br />
habe mich dann später auch noch in Pflanzenernährung<br />
habilitiert. Als ich dann nach Braunschweig<br />
gegangen bin, habe ich „umhabilitiert“,<br />
dies musste ich machen, weil Braunschweig keine<br />
Agrarwissenschaftliche Fakultät hatte und um bei<br />
den Naturwissenschaften als „einfacher Bauer“<br />
überhaupt anerkannt zu werden. Dort bin ich jetzt<br />
in der Botanik akkreditiert. Das war lange Zeit<br />
ganz praktisch, als es noch eine gemeinsame<br />
naturwissenschaftliche Fakultät gab, in der die<br />
Geowissenschaften und die Lebenswissenschaften<br />
zusammengefasst waren. Das passte zu jemandem<br />
wie mir, der sich mit dem Boden und der darauf<br />
lebenden Pflanze beschäftigt, sehr gut.<br />
Sie arbeiten beide in Braunschweig?<br />
Silvia Haneklaus: Seit 19 Jahren arbeite und lebe<br />
ich im Exil in Braunschweig. Ein Kollege von uns,<br />
der 1992 ebenfalls dort anfing zu arbeiten, meinte,<br />
dass man sich nach sieben Jahren an die Stadt<br />
gewöhnt hat. Ich muss sagen, dass ich mich auch<br />
nach 19 Jahren nicht an diese Stadt gewöhnt habe<br />
und ich werde mich wohl auch nicht daran gewöhnen.<br />
Ewald Schnug: Ich bin bis heute nicht in der Lage<br />
durch Braunschweig ohne Navigationssystem zu<br />
fahren.<br />
Silvia Haneklaus: Wenn man vorher in Kiel war<br />
oder aus dem Münsterland kommt, kennt man<br />
eben andere Menschen mit einem anderen<br />
Gemüt...<br />
Ewald Schnug: Einen der beeindruckendsten<br />
Momente, als ich in Braunschweig anfing, werde<br />
ich nie vergessen. Ich habe das erste Jahr im<br />
damaligen Gästehaus der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft (FAL) gewohnt. Vor der<br />
„geschlossenen Anstalt“ ging man dann regelmäßig<br />
im angrenzenden Wohnviertel essen und da<br />
saß an einem Tisch oft einer der ehemaligen Institutsleiter<br />
der FAL. Er war ein gebürtiger Österreicher.<br />
Der konnte herziehen über die Braunschweiger,<br />
das war göttlich.<br />
Silvia Haneklaus: Wir haben uns vor Lachen auf<br />
die Schenkel geklopft!<br />
mit Dem JaGDFalkeN iN schOttlaND<br />
Außer Kiel und Braunschweig gab es aber noch<br />
weitere Stationen?<br />
Ewald Schnug: Ich war vorher in Nordengland und<br />
Schottland und habe an den Unis in Aberdeen und<br />
Edinburgh gelesen. Das war eine wunderschöne<br />
Zeit und seitdem bin ich ein eingefleischter Fan<br />
von Nordengland. Dort haben wir beide auch<br />
unseren englischen Falknerschein gemacht. Das<br />
war da völlig entspannt.<br />
Silvia Haneklaus: Im Norden Schottlands jagt man<br />
mit Raubvögeln, da die Kaninchen dort eine richtige<br />
Plage sind.<br />
Falknerei ist ja kein sehr verbreitetes Hobby. Wie<br />
sind Sie dazu gekommen?<br />
Silvia Haneklaus: Ich mag eigentlich immer genau<br />
die Sachen, die 99,9 Prozent der restlichen<br />
Menschheit nicht mögen beziehungsweise nicht<br />
machen. Dann kommt man sich nicht so ins<br />
Gehege. Da oben in Schottland ist man weit ab von<br />
jeglicher Zivilisation und ich mag einfach auch die<br />
Tiere sehr gern. Das war der Auslöser. Wir haben<br />
mit Wüstenbussarden gearbeitet. Am Anfang läuft<br />
man, um das Vertrauen des Vogels zu gewinnen,<br />
14 Stunden mit dem Tier zur Gewöhnung in Flur<br />
und Haus herum. Irgendwann verlieren sie dann<br />
ihren Argwohn gegen den Menschen und schlafen<br />
auch auf dem Arm ein. Dann lernt man, mit ihnen<br />
zu jagen. Da ist einfach aufregend.<br />
Ewald Schnug: Wir hatten ursprünglich beide einmal<br />
vor, dort oben zu leben. Wir hatten überlegt,<br />
in Whitby unsere Zelte aufzuschlagen, genau dort,<br />
wo der Sage nach Dracula mit seinem Schiff strandete.<br />
Aber dann wurde dort irgendwann der Tourismus<br />
zu viel...<br />
Neue heimat GOslar<br />
Und irgendwann landeten Sie in <strong>Goslar</strong>...<br />
Ewald Schnug: Bis dahin war <strong>Goslar</strong> eigentlich<br />
immer nur eine Zwischenstation. Am 12. Dezember<br />
2008 habe ich an mehrere Makler hier geschrieben,<br />
dass ich in den nächsten zehn Jahren ein<br />
Haus am Wasser suche. Prompt bekam ich am<br />
nächsten Tag das „Obere Wasserloch“ angeboten.<br />
Das sah damals richtig gut aus, sowohl von außen,<br />
als auch von innen. Doch der Eindruck täuschte in<br />
Gänze: Eine ältere Bewohnerin hat gar nicht ahnen<br />
können, wie nah sie im Bett schon ihrem Herrgott<br />
war. Die Decke hätte jederzeit einstürzen können<br />
und hätte sie wohl direkt in die Abzucht befördert,<br />
so morsch waren manche Balken.