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Industrielle und energe- tische Nutzung von Mais - Loick Biowertstoff

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<strong>Mais</strong> 2006<br />

SONDERBEILAGE<br />

<strong>Industrielle</strong> <strong>und</strong> <strong>energe</strong><strong>tische</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Mais</strong><br />

Von Hubert LOICK, Fa. <strong>Loick</strong> <strong>Biowertstoff</strong>e<br />

<strong>Mais</strong> ist eine universell<br />

einsetzbare Pflanze, ihre<br />

Möglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft in<br />

Industrie <strong>und</strong> Energieversorgung sind noch lange<br />

nicht ausgereizt. Für die Landwirte eröffnen sich hier<br />

große Potenziale.<br />

Vom Landwirt…<br />

…zum <strong>Industrielle</strong>n<br />

Hubert <strong>Loick</strong>, geboren 1962, verheiratet,<br />

Vater <strong>von</strong> 2 Kindern, übernahm<br />

1987 den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb.<br />

Von 1994 bis<br />

2002 gründete er mehrere Unternehmen,<br />

seit 2004 ist er Vorstandsvorsitzender<br />

der „<strong>Loick</strong> AG für<br />

nachwachsende Rohstoffe“ mit den<br />

Geschäftsfeldern<br />

<strong>Biowertstoff</strong>e: Herstellung <strong>von</strong><br />

<strong>Biowertstoff</strong>en (Verpackungsmittel<br />

<strong>und</strong> Biokunststoffe) aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen<br />

Bioenergie: Komplementär zur<br />

Produktion <strong>von</strong> <strong>Biowertstoff</strong>en die<br />

Erzeugung <strong>von</strong> Bioenergie durch<br />

die Entsorgung <strong>und</strong> Verwertung<br />

<strong>von</strong> Biomasse<br />

Landwirtschaft: Landwirtschaftliche<br />

Erzeugung <strong>von</strong> nachwachsenden<br />

Rohstoffen.<br />

Die <strong>Loick</strong> AG hat sich aus einem gewöhnlichen<br />

Landwirtschaftsbetrieb<br />

heraus entwickelt <strong>und</strong> veredelt heute<br />

<strong>Mais</strong> industriell zu den Produkten<br />

■ Verpackungsmaterial (farmfill):<br />

Chips, Flocken, Polsterbeutel,<br />

Polstermatten, …<br />

■ Spielwaren (playmais)<br />

■ Catering-Artikel: Teller, Bestecke,<br />

Becher, Schalen<br />

■ Food-Verpackungen: Becher,<br />

Folien, Schalen, …<br />

■ Spritzgussartikel<br />

■ Folien<br />

■ Dämmstoffe<br />

■ Pharmaglycerin<br />

■ Düngemittel<br />

■ Energie<br />

In der Fruchtfolge ist <strong>Mais</strong> in Mitteleuropa<br />

eine relativ junge Pflanze, vor<br />

1960 war ihr Anbau in Deutschland<br />

nahezu unbekannt, heute sind es um<br />

17 Mio. ha, die mit dieser Kultur bestellt<br />

werden.<br />

Bedenkt man nur die Mengen, die<br />

ständig an Verpackungsmaterial ge-<br />

Das Ziel der Züchtung heißt: Verdoppelung<br />

des Ertrages in den nächsten<br />

10 Jahren.<br />

braucht <strong>und</strong>, jetzt noch aus fossilen<br />

Rohstoffen hergestellt werden <strong>und</strong> deren<br />

Entsorgung aufwändig ist, lässt<br />

sich erahnen, welches Absatzpotenzial<br />

an kompostierbaren <strong>und</strong> auf <strong>Mais</strong> basierenden<br />

Verpackungen besteht!<br />

Auch die Spielsachen aus den <strong>Mais</strong>flocken<br />

sind kompostierbar, sie bestehen<br />

aus <strong>Mais</strong>grieß <strong>und</strong> natürlicher Lebensmittelfarbe.<br />

Ein Verschlucken ist<br />

Erdgasvorkommen 1999 Erdgasvorkommen 2025<br />

48 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com Heft 2 / 2006


daher völlig ungefährlich.<br />

Was die<br />

Flocken so wertvoll macht:<br />

Sie sind leicht verarbeitbar, in kurzer<br />

Zeit können unterschiedlichste Objekte<br />

hergestellt werden.<br />

Wo sind die neuen Märkte?<br />

Die bisher vorgestellten Produkte<br />

werden gebraucht bei<br />

■ Großveranstaltungen wie Stadtfeste,<br />

Hoffeste; Gartenschauen,<br />

Sportveranstaltungen usw.<br />

■ Handelsketten<br />

■ Lieferanten <strong>von</strong> Imbisszubehör<br />

■ Frischfruchtmärkten<br />

Immer mehr Veranstalter <strong>von</strong> Großereignissen<br />

achten bei der Logistik auf<br />

recycelbare bzw. kompostierbare Materialien.<br />

So kamen z.B. bei den Ski-<br />

WM 2003, bei der Nordischen Ski-WM<br />

2005 oder den Filmfestspielen in Lugano<br />

Produkte aus <strong>Mais</strong> im Catering<br />

zum Einsatz. Hier die Frage an die<br />

Landwirte: Setzen Sie bei Ihrem Hoffest<br />

noch auf Plastikgeschirr – oder bewerben<br />

Sie Ihr eigenes Produkt <strong>Mais</strong><br />

auch im Catering?<br />

<strong>Mais</strong> – ein jährlich nachwachsender<br />

Energiespeicher<br />

Biogas ist die bekannteste <strong>energe</strong><strong>tische</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>von</strong> <strong>Mais</strong>. Mit <strong>Mais</strong> als<br />

Biogasquelle lassen sich natürliche<br />

Kreisläufe auf mehrfache Art nutzen.<br />

Von allen bekannten nachwachsenden<br />

Rohstoffen hat <strong>Mais</strong> den höchsten<br />

Energieertrag, gemessen im Hektarertrag<br />

Biogas <strong>und</strong> auch als Stromleistung.<br />

Die europäischen Gasvorkommen<br />

bzw. die in der näheren Umgebung<br />

(Ägypten, Lybien, Algerien, Usbekistan<br />

etc.) sind am Schwinden, um 2025<br />

sind diese Quellen erschöpft, nur noch<br />

Russland <strong>und</strong> Turkmenistan verfügen<br />

über ergiebige Quellen. Bis dahin sollte<br />

also Biogas aus natürlichen Quellen<br />

diese Mengen ersetzen.<br />

Biogas ist ein Alleskönner unter den<br />

erneuerbaren Energien. Das Erntegut<br />

Der <strong>Mais</strong>hunger der Verpackungsindustrie<br />

wächst<br />

gigantisch.<br />

bietet eine große Vielfalt an organischen<br />

Stoffen, die Produkte<br />

sind vollständig nutzbar <strong>und</strong><br />

speicherbar, die <strong>energe</strong><strong>tische</strong><br />

Verwertung ist ebenfalls vielfältig<br />

<strong>und</strong> bietet eine<br />

breite Palette <strong>von</strong><br />

gr<strong>und</strong>lastfähiger Nutzenergie.<br />

<strong>Mais</strong> lässt sich<br />

umwandeln in Wärme,<br />

Wärme <strong>und</strong> Elektrizität<br />

oder in Kraftstoff <strong>und</strong> damit<br />

in Mobilität. Biogas<br />

lässt sich in das bestehende<br />

Gasnetz einspeisen.<br />

Was die Kosten anbelangt,<br />

Kosten verschiedener Energieträger<br />

Produkt Feuchte Preis Energie- Kosten<br />

% €/dt. gehalt Energie<br />

KWh/kg Cent/KWh<br />

Rapssaat 9 22 6,7 3,3<br />

Weizen 14 10 4,5 2,2<br />

Energiemais 70 1,8 1,5 1,2<br />

Rohöl — 45* 11,5 3,9<br />

*Entspricht 60 US$/Barrel, bei 1,20 US$/Euro<br />

1 Barrel – 159 l = 111,3 kg<br />

Energieertrag <strong>von</strong> Biomasse<br />

Rohstoffe Ertrag Kraftstoff- erforderliche<br />

(Frisch- ertrag Biomasse<br />

masse) [l/ha] Liter Kraftstoff<br />

[t/ha] [kg/l]<br />

Körnermais 9,2 3.520 2,6<br />

Weizen 7,2 2.760 2,6<br />

Roggen 4,9 2.030 2,2<br />

Triticale 5,6 2.230 2,5<br />

Kartoffel 43,0 3.550 12,4<br />

Zuckerrübe 61,7 6.620 9,3<br />

SONDERBEILAGE<br />

(Cent/KWh) liegt Biogas aus <strong>Mais</strong> unter<br />

einem Drittel <strong>von</strong> Rohöl <strong>und</strong> ist damit<br />

bedeutend günstiger als Energie<br />

aus Weizen oder Rapssaat. Ein positiver<br />

Nebeneffekt ist die Vermeidung<br />

<strong>von</strong> klimarelevanten Emissionen, v.a.<br />

Methan. Für die Energieerzeugung ist<br />

<strong>Mais</strong> daher eine interessante Pflanze,<br />

um die sich auch die Züchter kümmern.<br />

Es scheint möglich, in den<br />

Anbau nachwachsender Rohstoffe<br />

Ertrag Biogas Strom<br />

t/ha m 3 /t m 3 /ha kWhel/ha €/ah<br />

Kartoffel 45 110 4.950 10.800 1.770<br />

Weizenkorn 8 660 5.280 11.550 1.870<br />

CCM 15 430 6.450 14.100 2.280<br />

Roggen 40 180 7.200 15.750 2.550<br />

Grassilage 80 95 7.600 16.600 2.685<br />

Futterrübe 100 100 10.000 21.900 3.540<br />

Silomais 50 205 10.250 22.400 3.624<br />

<strong>Mais</strong> als Multienergieträger<br />

nächsten 10 Jahren den Ertrag zu<br />

verdoppeln.<br />

Bioethanol<br />

Ein weiteres wichtiges Produkt<br />

aus <strong>Mais</strong> ist Bioethanol, es stellt<br />

den derzeit einzigen erneuerbaren<br />

Energieträger für die Verwendung<br />

im Kraftstoffsektor dar. Der Marktpreis<br />

liegt bei 0,5 Euro/l, gegenüber<br />

Ottokraftstoff liegt die CO2-<br />

Minderung bei 30 %. Pro Liter<br />

Kraftstoff liegt die erforderliche<br />

Biomasse bei Körnermais bei nur<br />

2,6 kg, nur Roggen <strong>und</strong> Triticale<br />

liegen besser.<br />

Flüssige Energie wird die nächste<br />

Generation überwiegend nicht<br />

mehr aus fossilen Quellen, sondern<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

gewinnen. ■<br />

Heft 2 / 2006 DER FORTSCHRITTLICHE LANDWIRT • www.landwirt.com 49

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