TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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die die Menschen angeblich in den Zyklus der Ewigkeit<br />
mitnahmen?<br />
»Bringen Sie ihn weg«, befahl Colonel Mott seinen Leu-<br />
ten nach einem Zögern von einigen Sekunden, das ihr viel<br />
länger vorkam. »Sind Sie in Ordnung?« fragte er die Gene-<br />
ralsekretärin.<br />
Sie nickte.<br />
Die Sanitäter brachten eine Bahre und rollten den Kör-<br />
per des Delegierten hinauf. Einer der Sanitäter drückte ei-<br />
nen dicken Wattebausch gegen die klaffende Kopfwunde.<br />
Dabei handelte es sich eher um eine Geste des Anstands<br />
als den Versuch zu helfen, denn dem Delegierten konnte<br />
nicht mehr geholfen werden.<br />
Hinter den Wachen standen die nationalen Repräsentanten<br />
bewegungslos und still. Chatterjee sah zu ihnen,<br />
und sie sahen zu ihr - alle mit aschfahlen Gesichtern. Die<br />
Diplomaten verhandelten täglich über den Horror, doch<br />
selten kamen sie ihm so nah.<br />
Eine lange Weile später erinnerte sich Chatterjee an das<br />
Funkgerät in ihrer Hand. Sie räusperte sich und sprach in<br />
das Mundstück. »Warum war das nötig?«<br />
Nach einem Augenblick der Stille antwortete jemand.<br />
»Hier spricht Sergio Contini.«<br />
Contini war der italienische Delegierte. Seine sonst<br />
mächtige Stimme war schwach und kurzatmig.<br />
Colonel Mott wandte sich zu Chatterjee; seine Kiefer<br />
waren fest aufeinandergebissen, und seine dunklen Augen<br />
funkelten vor Wut. Offensichtlich wußte er bereits, was<br />
jetzt kam.<br />
»Sprechen Sie weiter, Signor Contini«, sagte Chatterjee.<br />
Im Gegensatz zu Mott klammerte sie sich immer noch an<br />
einen Rest Hoffnung.<br />
»Mir wurde befohlen, Ihnen zu sagen, daß ich das näch-<br />
ste Opfer sein werde«, brachte der Italiener mit langsamen<br />
und unsteten Worten hervor. »Ich werde in genau einer« -<br />
er hielt inne und räusperte sich -, »in genau einer Stunde<br />
erschossen werden. Ansonsten wird es keine weiteren Mit-<br />
teilungen geben.«<br />
»Bitte sagen Sie den Männern, daß ich hineinkommen<br />
möchte«, sagte Chatterjee. »Sagen Sie ihnen, daß ich ...«<br />
»Sie hören Sie nicht mehr«, informierte sie Mott.<br />
»Wie bitte?« fragte Chatterjee.<br />
Der Colonel deutete auf die kleine rote Anzeige oben<br />
auf dem länglichen Gerät. Sie leuchtete nicht mehr.<br />
Chatterjee ließ langsam ihren Arm sinken. Der Colonel<br />
hatte unrecht, denn die Terroristen hatten überhaupt zu<br />
keinem Zeitpunkt auch nur angefangen, ihr zuzuhören.<br />
»Wie lange wird es dauern, bis wir Bilder aus dem Audi-<br />
torium haben?« fragte sie Mott.<br />
»Ich werde jemanden nach unten schicken, um es her-<br />
auszufinden. Wir vermeiden die Kommunikation über<br />
Funk, da sie vielleicht mithören.«<br />
»Ich verstehe«, sagte Chatterjee und gab ihm das Wal-<br />
kie-talkie zurück.<br />
Colonel Mott schickte einen Sicherheitsbeamten nach<br />
unten, dann befahl er zwei weiteren Beamten, das Blut des<br />
Delegierten aufzuwischen. Wenn sie das Auditorium stür-<br />
men mußten, sollte niemand darauf ausrutschen.<br />
Während Mott mit seinen Leuten sprach, versuchten<br />
einige der Repräsentanten, nach vorn zu gelangen. Mott<br />
ließ sie von den Wachen zurückhalten und erklärte ihnen,<br />
daß niemand den Weg zum Sicherheitsrat versper-