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TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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is zur Forty-seventh Street mit Polizeifahrzeugen gesperrt<br />

worden war. Hinter ihnen war eine Wand aus Helligkeit,<br />

die Lichter der Fernsehsender. Entlang der Avenue stan-<br />

den Patrouillen-LKWs des Emergency Service der New<br />

Yorker Polizei mit Spezialtruppen zur Festnahme von<br />

Flüchtlingen, für den Fall, daß es sich bei den Terroristen<br />

um Amerikaner handelte. Außerdem war die Bombenein-<br />

heit des 17. Polizeibezirks mit ihrem eigenen Lkw vertreten.<br />

Über ihnen flogen zwei blauweiße Hubschrauber vom<br />

Typ Beil-412 der Lufteinheit der New Yorker Polizei, die<br />

mächtigen Scheinwerfer auf den Komplex gerichtet. Rei-<br />

nigungspersonal und diplomatische Hilfskräfte wurden<br />

immer noch aus den Vereinten Nationen und den Hoch-<br />

häusern auf der anderen Straßenseite evakuiert.<br />

Im Schein der grellen Lichter sah Paul Hood seine gei-<br />

sterhaft weiße Ehefrau, wie, sie mit den anderen Eltern<br />

über die Straße geführt wurde. Sie blickte zurück, versuchte,<br />

ihn zu entdecken. Er winkte, aber Sekunden später behinderten<br />

die Lkws des Emergency Service auf der Seite<br />

der Vereinten Nationen und die Polizeikette auf der anderen<br />

Straßenseite die Sicht.<br />

Hood folgte Mohalley südlich in Richtung Forty-second<br />

Street, wo eine schwarze Limousine des Außenministe-<br />

riums wartete. Mohalley und Hood setzten sich auf die<br />

Rücksitze. Fünf Minuten später verließen sie Manhattan<br />

durch den renovierten Queens-Midtown Tunnel.<br />

Hood lauschte den Worten Mohalleys. Was er vernahm,<br />

war wie ein Schlag unter die Gürtellinie - oder als ob ihn<br />

jemand einen großen Schritt in die falsche Richtung gesto-<br />

ßen hätte.<br />

20<br />

New York/New York - Samstag, 22 Uhr 31<br />

Als der Schuß im Auditorium des Sicherheitsrats fiel,<br />

machte Colonel Mott sofort einen Schritt vor die General-<br />

sekretärin. Bei weiteren Schüssen hätte er sie zu seinen<br />

Sicherheitskräften zurückgeschoben. Die Beamten standen<br />

hinter ihnen, hatten ihre Schutzschilde aufgenommen und<br />

hielten sie fest vor sich.<br />

Aber es gab keine weiteren Schüsse, nur den beißenden<br />

Pulvergestank, die durch den Schuß hervorgerufene wattige<br />

Taubheit und die undenkbare Kälte der Exekution.<br />

Generalsekretärin Chatterjee starrte vor sich hin. Ihre<br />

Beschwörungsformel war umsonst gewesen, ein Mann<br />

war gestorben und mit ihm die Hoffnung.<br />

Bisher hatte sie nur die Inszenierungen des Todes in<br />

den Filmen ihres Vaters gesehen und die blutigen Spuren<br />

von Völkermord auf den Videos der Menschenrechts-<br />

organisationen. Beiden war es nicht gelungen, die<br />

entmenschlichende Realität des Mordes festzuhalten. Sie<br />

blickte auf die Leiche, die bäuchlings auf den Steinfliesen<br />

lag. Augen und Mund waren weit aufgerissen; flach auf<br />

der Wange liegend und zu ihr gedreht, erinnerte das Ge-<br />

sicht an eine Tonmaske. Darunter breitete sich das Blut<br />

gleichmäßig in alle Richtungen aus. Die Arme des Man-<br />

nes waren verdreht unter seinen Körper zu liegen gekom-<br />

men, und seine Füße wiesen in gegensätzliche Richtun-<br />

gen. Wo war der Schatten des Atman, von dem ihr Glaube<br />

sprach, der ewigen Seele der Hindus? Wo war die Würde,

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