TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Sanitäter vom Klinikum der New Yorker Universität, das<br />
sich zehn Blocks südlich der UNO befand. Alle waren frei-<br />
willig hier.<br />
Generalsekretärin Chatterjee und Colonel Mott näherten<br />
sich den Doppeltüren des Sicherheitsrats. Sie traten ein<br />
paar Schritte zur Seite. Der Colonel nahm das bereits auf<br />
die korrekte Frequenz eingestellte Funkgerät von seinem<br />
Gürtel. Mit einer knappen Bewegung schaltete er es ein<br />
und übergab es der Generalsekretärin. Mit eiskalter Hand<br />
empfing Chatterjee den Apparat. Sie sah auf die Uhr. Es<br />
war halb elf.<br />
Auf dem Weg hierher hatte sie sich ihre Worte genau<br />
überlegt, um sich so klar wie möglich zu äußern. Hier<br />
spricht UN-Generalsekretärin Chatterjee. Könnte ich bitte her-<br />
einkommen?<br />
Wenn die Terroristen sie hineinließen, wenn die Frist<br />
ohne einen weiteren Mord verstrich, dann gab es Raum<br />
für ein Gespräch. Für Verhandlungen. Vielleicht wäre es<br />
möglich, die Männer zu überzeugen, sie, die Generalsekre-<br />
tärin, im Austausch für die Kinder festzuhalten. Weiter<br />
dachte Chatterjee nicht, ihr eigenes Schicksal kam ihr nicht<br />
in den Sinn. Für einen Verhandler war das Ziel entscheidend,<br />
das Mittel zweitrangig. Wahrheit, Täuschung, Risi-<br />
ko, Leidenschaft, Kälte, Entschlossenheit, Verführungskunst<br />
- in diesen Situationen war alles zulässig.<br />
Chatterjees schlanke Finger hielten das Funkgerät fest<br />
umschlungen, während sie das Mikrofon an ihre Lippen<br />
hielt. Aus ihren Worten mußte Stärke klingen, jedoch kei-<br />
ne Verurteilung. Noch einmal schluckte sie, damit ihr eine<br />
klare Aussprache gelang. Sie feuchtete ihre Lippen an.<br />
»Hier ist UN-Generalsekretärin Mala Chatterjee«, sagte<br />
sie langsam. Sie hatte beschlossen, ihren Vornamen hinzu-<br />
zufügen, um die Vorstellung weniger formal zu gestalten.<br />
»Könnte ich wohl hereinkommen?«<br />
Außer Stille war nichts zu hören. Die Terroristen hatten<br />
gesagt, sie würden diesen Kanal eingestellt lassen; sie<br />
mußten ihre Worte also gehört haben. Chatterjee hätte<br />
schwören können, daß sie Colonel Motts Herz in seiner<br />
Brust pochen hörte. Auf jeden Fall hörte sie ihren eigenen<br />
Herzschlag, ein Gefühl wie Sandpapier um ihre Ohren.<br />
Einen Augenblick später gab es einen lauten Knall hinter<br />
den Doppeltüren des Sicherheitsrats, gefolgt von<br />
Schreien von weit hinten aus der Tiefe des Auditoriums.<br />
Unmittelbar darauf wurde die näherliegende der beiden<br />
Türen brutal aufgestoßen. Der Schwede fiel lautlos heraus<br />
- ohne Hinterkopf.<br />
Der klebte an der Wand innerhalb des Auditoriums.<br />
19<br />
New York/New York - Samstag, 22 Uhr 30<br />
Paul Hood hatte sich wieder gefaßt und ging in die Cafete-<br />
ria zurück. Gleichzeitig mit ihm trafen Vertreter der Sicher-<br />
heitskräfte des Außenministeriums ein. Da die Eltern aus-<br />
nahmslos amerikanische Staatsbürger waren, hatte der<br />
amerikanische Botschafter nachdrücklich darauf bestan-<br />
den, sie sofort in die Büros des Außenministeriums auf der<br />
anderen Seite der Fifth Avenue zu transportieren. Als offi-<br />
zieller Grund wurden Sicherheitsaspekte genannt, aber<br />
Hood hatte den Verdacht, daß staatliche Souveränität der<br />
wahre Beweggrund war. Die Vereinigten Staaten waren