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TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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auch nicht gänzlich unberührt von dieser Tatsache. Den-<br />

noch wuchs bei ihr im Lauf der vergangenen Monate das<br />

Gefühl, als ob es sich bei Chatterjee um eine enge Freun-<br />

din und respektierte Kollegin handelte. Ani platzte vor<br />

Neugier, wie die Generalsekretärin mit dieser Krise umge-<br />

hen würde. Sobald die CIA von der Geiselnahme benach-<br />

richtigt wurde, stellte Ani fest, daß sich keiner der von den<br />

Wanzen belauschten Delegierten im Auditorium des Si-<br />

cherheitsrats befand.<br />

In diesem Moment besprach sich Chatterjee mit dem<br />

stellvertretenden Generalsekretär Takahara aus Japan,<br />

zwei Untersekretären und dem Leiter der Sicherheits-<br />

kräfte im großen Konferenzsaal neben ihrem Privatbüro.<br />

Außerdem war der stellvertretende Sekretär für Verwal-<br />

tungsangelegenheiten und Personal zugegen. Zusammen<br />

mit seinen Mitarbeitern telefonierte er mit den verschie-<br />

denen Regierungen, deren Delegierte unter den Geiseln<br />

waren. Chatterjees Assistent Enzo Donati war ebenfalls im<br />

Raum.<br />

Sehr wenig war bisher darüber gesprochen worden, ob<br />

das Lösegeld zu zahlen sei. Selbst wenn der Betrag aufge-<br />

bracht werden könnte, was an sich schon zweifelhaft war,<br />

waren der Generalsekretärin bei der Übergabe die Hände<br />

gebunden. Im Jahr 1973 hatten die Vereinten Nationen<br />

eine Grundsatzentscheidung getroffen, wie bei Entfüh-<br />

rungen von UN-Angehörigen mit Lösegeldforderungen<br />

umzugehen sei. Der Weltsicherheitsrat hatte damals vor-<br />

geschlagen - und die Generalversammlung hatte diesen<br />

Vorschlag mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit rati-<br />

fiziert -, daß im Fall von Entführungen die betroffene(n)<br />

Nation(en) die Verantwortung übernahmen und entspre-<br />

chend ihrer nationalen politischen Einstellung vorgingen.<br />

Die Vereinten Nationen würden lediglich bei den Ver-<br />

handlungen aktiv werden.<br />

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte nur eine der betroffenen<br />

Nationen, nämlich Frankreich, die Bereitschaft signalisiert,<br />

den entsprechenden Anteil des Lösegelds beizusteuern.<br />

Die anderen Länder konnten entweder ohne Zustimmung<br />

ihrer Parlamente keine Entscheidung treffen oder verhan-<br />

delten prinzipiell nicht mit Terroristen. Die Vereinigten<br />

Staaten, deren Delegierte, Flora Meriwether, sich unter den<br />

Geiseln befand, weigerten sich, Lösegeld zu zahlen, waren<br />

aber bereit, an einem Dialog mit den Terroristen teilzuneh-<br />

men. Chatterjee und ihre Mitarbeiter versicherten den Ge-<br />

sprächspartnern in verschiedenen Teilen der Welt, daß<br />

man nach Ablauf der Zahlungsfrist neuen Kontakt zu den<br />

betroffenen Ländern aufnehmen werde.<br />

Das dringendste Problem war die Definition, wer in die-<br />

ser Krise für Entscheidungen verantwortlich war. Wenn le-<br />

diglich Touristen in der Gewalt der Terroristen gewesen<br />

wären, dann hätte das Militärkomitee von Colonel Rick<br />

Mott die alleinige rechtmäßige Zuständigkeit gehabt. Doch<br />

das war nicht der Fall. Entsprechend den Statuten konn-<br />

ten Entscheidungen, die den Sicherheitsrat betrafen, nur<br />

vom Sicherheitsrat selbst oder von der Vollversammlung<br />

getroffen werden. Da der Präsident des Sicherheitsrats, der<br />

Pole Stanislaw Zintel, zu den Geiseln gehörte und eine<br />

Vollversammlung nicht einberufen werden konnte, hatte<br />

Chatterjee beschlossen, daß sie aufgrund ihrer Funktion als<br />

Vorsitzende der Vollversammlung bestimmen würde,

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