TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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zanka. Seit seiner Kindheit hatte Downer immer wieder<br />
Massen japanischer Seeleute, Touristen und Spekulanten<br />
im Hafen von Sydney erlebt. Wenn sie sich auch nicht so<br />
aufführten, als ob ihnen die Stadt bereits gehörte, so be-<br />
nahmen sie sich doch so, als ob dieser Tag nicht mehr weit<br />
entfernt sei. Leider konnte Sazanka verschiedene Flug-<br />
zeugtypen fliegen, und die Gruppe war auf seine Fähig-<br />
keiten angewiesen.<br />
Barone reichte auch Georgiew, der hinter ihm stand,<br />
eine Flasche Mineralwasser.<br />
»Danke.«<br />
Das war das erste Wort, das Downer seit dem Abendes-<br />
sen gestern aus dem Mund des Bulgaren vernahm, obwohl<br />
dessen Englisch fast perfekt war. Er hatte schließlich nahe-<br />
zu zehn Jahre in Sofia als Kontaktmann für die CIA gear-<br />
beitet. Georgiew hatte auch in Kambodscha nicht viel ge-<br />
redet. Er hatte die Kontaktpersonen bei den Roten Khmer<br />
im Auge behalten, genauso eventuelle Regierungsspione<br />
oder Menschenrechtsbeobachter der Vereinten Nationen.<br />
Der Bulgare zog die Rolle des Zuhörers vor, selbst wenn<br />
es nichts zu diskutieren gab. Downer hätte dazu gern die<br />
notwendige Geduld aufgebracht. Gute Zuhörer hörten vie-<br />
le Dinge bei alltäglichen Unterhaltungen, wenn die mei-<br />
sten Leute nicht aufpaßten, und diese Dinge waren oft von<br />
unschätzbarem Wert.<br />
Barone drehte sich zu Vandal um. »Willst du auch eine<br />
Flasche?«<br />
Der Franzose schüttelte den Kopf.<br />
Barone sah zu Downer herüber. »Ich würde dir auch<br />
eine anbieten, aber du willst ja doch keine. Du hast es lieber<br />
heiß, oder? Kochend.«<br />
»Warme Getränke sind besser«, antwortete Downer. »Da<br />
kommt man wenigstens ins Schwitzen. Außerdem reinigt<br />
das den Körper.«<br />
»Als ob wir nicht schon genug schwitzen würden«, ent-<br />
gegnete Barone.<br />
»Ich bestimmt nicht«, sagte Downer. »Es ist angenehm.<br />
Man fühlt sich produktiv. Lebendig.«<br />
Barone verzog das Gesicht. »Wenn du mit einer Frau<br />
zusammen bist, ist Schwitzen okay. Aber hier drinnen hört<br />
sich das eher nach Selbstbestrafung an.«<br />
»Das kann auch ein gutes Gefühl sein«, meinte Downer<br />
ironisch.<br />
»Für einen Verrückten vielleicht.«<br />
Downer grinste. »Wir sind doch verrückt, oder nicht,<br />
Kumpel?«<br />
»Genug jetzt«, sagte Vandal, der gerade das Videogerät<br />
eingeschaltet hatte.<br />
Downer redete ebenfalls gern. Ihn beruhigte das Ge-<br />
räusch seiner Stimme. Als Kind hatte er oft versucht, sich<br />
selbst in den Schlaf zu reden. Er erzählte sich Geschichten,<br />
um den Lärm zu verdrängen, den sein angetrunkener Va-<br />
ter machte, wenn er nach der Arbeit auf den Docks wieder<br />
einmal irgendein billiges Mädchen in das heruntergekom-<br />
mene Holzhaus mitbrachte. Das Reden wurde zu einer<br />
Gewohnheit, die Downer nie mehr aufgab.<br />
Barone ging in die Mitte des Raumes, öffnete seine<br />
Flasche, trank sie mit einem langen Schluck aus und setz-<br />
te sich auf einen Stuhl neben Downer. Er nahm sich ei-<br />
nen Cracker und kaute darauf herum, während alle auf<br />
den Fernsehschirm starrten. Dann beugte er sich zu