TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Georgiew das Gaspedal durch und riß den Lieferwagen<br />
vorwärts. Es war absolut notwendig, den Zeitablauf exakt<br />
einzuhalten. Sie mußten weiter. Er brach durch die Öff-<br />
nung in der Mauer und zuckte auch nicht mit der Wimper,<br />
als er dabei mit der Fahrerseite an hervorstehenden Mau-<br />
ertrümmern entlangschrammte. Downer hatte sich in den<br />
Lieferwagen zurückgeworfen, aber Sazanka lag immer<br />
noch an der offenen Seitentür, schußbereit für den Fall, daß<br />
es jemandem einfallen sollte, auf sie das Feuer zu eröffnen.<br />
Doch niemand schoß.<br />
Als sie noch bei den Friedenstruppen der UNO gedient<br />
und die Grundidee für diesen Plan entwickelt hatten, war<br />
es ein leichtes für die Männer gewesen, sich die Polizeianweisungen<br />
der Vereinten Nationen zu besorgen. In unmißverständlicher<br />
Weise hieß es da: kein individuelles<br />
Vorgehen gegen eine Gruppe. Nach Möglichkeit war ein<br />
Angriff mit den zur Verfügung stehenden Sicherheitsbe-<br />
amten aufzuhalten, doch sollte erst nach Eintreffen von<br />
ausreichender Verstärkung zugeschlagen werden. Wieder<br />
einmal handelte es sich um die Philosophie der Vereinten<br />
Nationen in Reinkultur. Auf internationaler Ebene funktionierte<br />
es nie, und es würde auch hier absolut nicht<br />
funktionieren.<br />
Georgiew lenkte den Wagen über den Platz in Richtung<br />
Nordosten. Die gesprungene Windschutzscheibe hing im-<br />
mer noch in ihrem Rahmen, doch zum Glück kannte der<br />
Bulgare seinen Weg und hielt den Lieferwagen trotz der<br />
Sichtbehinderung auf der Ausfahrtpiste des Platzes. Dann<br />
hüpfte das Fahrzeug auf den Rasen, der zum Gebäude der<br />
Generalversammlung führte, und raste in einem Bogen um<br />
die japanische Friedensglocke. Vandal zog noch einmal<br />
den Kopf ein, und der Lieferwagen schoß durch das riesige<br />
Glasfenster, das sich von der kleineren Innenhalle zum<br />
Hof hin öffnete. In der Halle prallte der Wagen gegen die<br />
Statue El Abrazo de Paz, eine den Frieden umarmende, sti-<br />
lisierte menschliche Figur. Die Statue neigte sich zur Seite<br />
und fiel kopfüber zu Boden, während der Lieferwagen mit<br />
einem lauten Knirschen auf ihr steckenblieb. Das war das<br />
Ende seiner Reise, doch der Wagen war jetzt ohnehin überflüssig<br />
geworden. Als die Wachen und Gäste beim Emp-<br />
fang der Delegierten die Störung bemerkten, hatten die<br />
fünf Männer das Fahrzeug bereits verlassen.<br />
Georgiew feuerte eine kurze Salve auf den Posten, der<br />
im Gang zu den Personalaufzügen Wache stand. Der jun-<br />
ge Mann drehte sich um die eigene Achse und fiel zu Bo-<br />
den - das erste Opfer auf Seiten der UNO. Vandal fragte<br />
sich, ob zu seinen Ehren auch eine Friedensstatue aufgestellt<br />
werden würde.<br />
Die fünf Männer rannten den Gang hinunter zu den<br />
Aufzügen, die vom Sicherheitspersonal bereits abgestellt<br />
worden waren. Damit hatten sie nicht gerechnet, aber es<br />
war völlig unwichtig. Sie stürzten die zwei Treppen nach<br />
oben, dann bogen sie nach links ab. Die außer Betrieb genommenen<br />
Aufzüge waren die einzige Form von Wider-<br />
stand, auf die sie stießen. Wie schon das Deutsche Reich<br />
1939 in Polen bewiesen und wie Saddam Hussein 1990 in<br />
Kuwait vorgeführt hatte - es gab keine wirksame Verteidi-<br />
gung gegen einen gut geplanten Überraschungsangriff.<br />
Als einzige Möglichkeit blieb die Sammlung der Kräfte zu<br />
einem Gegenschlag, was sich in diesem Fall als sinnlos er-<br />
weisen würde.<br />
Weniger als neunzig Sekunden nach Verlassen der First<br />
Avenue befanden sich die fünf Männer im Herzen des