TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
jetzt geführt. Die drei vornehmen Auditorien lagen neben- einander mit Blick auf den East River. Der Korresponden- tenclub der Vereinten Nationen, in den die Eltern begleitet wurden, befand sich gegenüber dem Auditorium des Si- cherheitsrats. Die junge Führerin stellte sich als Kako Nogami vor. Mit den Eltern im Gefolge begann die junge Frau eine Kurz- version ihres Touristenvortrages. »Wie viele von Ihnen sind schon einmal hier bei den Vereinten Nationen gewesen?« fragte sie, während sie sich zu ihren Zuhörern umdrehte. Einige Eltern hoben die Hand. Hood ließ es bleiben, denn er wollte nicht von Kako gefragt werden, woran er sich noch erinnere. Dann hätte er ihr die Geschichte von James LaVigne und Batman erzählen müssen. »Zur Auffrischung Ihres Gedächtnisses«, fuhr sie fort, »und zur Information unserer neuen Gäste möchte ich Ih- nen ein wenig über den Teil der Vereinten Nationen er- zählen, den wir besuchen werden.« Sie erklärte, daß der Weltsicherheitsrat die mächtigste Institution der Vereinten Nationen ist und daß seine Verantwortung sich in erster Linie auf die Erhaltung des Friedens und der internationa- len Sicherheit erstreckt. »Fünf einflußreiche Länder einschließlich der Vereinigten Staaten von Amerika haben ei- nen Sitz als permanente Mitglieder«, sagte sie, »und zehn weitere Länder werden alle zwei Jahre neu gewählt. Heu- te abend werden Ihre Kinder für die Botschafter dieser Nationen und ihre wichtigsten Mitarbeiter spielen. Der Wirtschafts- und Sozialrat dient, wie der Name schon sagt, als Diskussionsforum internationaler wirtschaftlicher und sozialer Themen und Belange«, erklärte die junge Frau weiter. »Dieser Ausschuß setzt sich außer- dem für Menschenrechte und Grundfreiheiten ein. Bevor der Treuhandrat im Jahr 1994 seine Tätigkeiten einstellte, unterstützte er Territorien in der ganzen Welt dabei, Selbst- verwaltung oder Unabhängigkeit zu erlangen, entweder als souveräne Staaten oder als Teil anderer Nationen.« Für einen Moment dachte Hood, wie faszinierend es wäre, eine solche Institution zu leiten. Den Frieden unter den Delegierten aufrechtzuerhalten wäre bestimmt eine ebenso große Herausforderung wie den Weltfrieden zu garantieren. Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, griff Sharon nach seiner Hand und drückte sie fest. Er verdrängte die Idee. Im Erdgeschoß kam die Gruppe an einem großen Fen- ster vorbei, durch das man auf den Hauptplatz hinaussah. Draußen stand der Shinto-Schrein mit der japanischen Friedensglocke, die aus Münzen und Metall von Schen- kungen aus sechzig Ländern gegossen worden war. Direkt neben dem Fenster ging es von der Halle in einen weiten Korridor. Vor ihnen lagen die Aufzüge, die von den Abge- ordneten der Vereinten Nationen und ihren Mitarbeitern benutzt wurden. Zu ihrer Rechten standen Vitrinen mit Exponaten, zu denen die junge Japanerin sie nun führte. Die Ausstellung zeigte Überreste der Atombombenexplo- sion, die Hiroshima verwüstet hatte: deformierte Dosen, verkohlte Schuluniformen und Dachziegel, geschmolzene Flaschen und eine zernarbte Steinstatue der heiligen Agnes. Die Japanerin beschrieb die Zerstörungskraft und die Intensität der Explosion.
Weder Hood noch Barbaras Vater, Hal Mathis, dessen Vater in Okinawa gefallen war, ließen sich von der Aus- stellung erschüttern. Hood hätte gern Bob Herbert und Mike Rodgers hier gehabt. Sicherlich hätte Rodgers die Führerin gebeten, ihnen doch als nächstes die Pearl-Har- bor-Ausstellung zu zeigen, mit den Überresten eines An- griffs, der stattfand, als die beiden Nationen sich nicht miteinander im Krieg befunden hatten. Mit ihren zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahren wäre es der jun- gen Frau nach Hoods Meinung wohl schwergefallen, den Kontext der Frage zu verstehen. Herbert hätte schon eine Szene gemacht, bevor sie über- haupt so weit gekommen wären. Der Geheimdienstchef hatte im Jahr 1983 seine Frau bei dem Bombenanschlag auf die Botschaft der Vereinigten Staaten in Beirut verloren und seine Gehfähigkeit eingebüßt. Sein Leben war weiter- gegangen, aber es fiel ihm schwer zu vergessen, und Hood konnte ihn verstehen. Im Souvenir-Shop hatte Hood in ei- ner der Broschüren der Vereinten Nationen geblättert, in der Pearl Harbor als der >Angriff Hirohitos< bezeichnet und damit indirekt das japanische Volk von der Verant- wortung für dieses Verbrechen freigesprochen wurde. Selbst der politisch korrektere Hood fand diese revisioni- stische Geschichtsdarstellung störend. Nach dem Besuch der Hiroshima-Ausstellung fuhr die Gruppe zwei Stockwerke hinauf zur oberen Halle. Zu ih- rer Linken befand sich - nach den beiden anderen - das Auditorium des Sicherheitsrats am Ende des Korridors. Die Eltern wurden zum ehemaligen Pressezentrum auf der anderen Seite der Halle geführt. Vor der Tür stand ein Angehöriger der UN-Sicherheitskräfte Wache. Der Afro- Amerikaner trug ein kurzärmliges blaues Hemd, eine blaugraue Hose mit schwarzen Längsstreifen und ein dun- kelblaues Barett. Auf seinem Namensschild stand der Name Dillon. Bei ihrer Ankunft schloß Mr. Dillon die Tür zum ehemaligen Pressezentrum auf, um die Gruppe hin- einzulassen. Neuerdings arbeiten Journalisten und Reporter übli- cherweise in den technisch perfekt ausgerüsteten Presse- räumen, die sich in langen, gläsernen Kabinen auf beiden Seiten des Auditoriums des Weltsicherheitsrates befinden. Zugang zu diesen Kabinen erhält man von einem Korri- dor zwischen dem Sicherheitsrat und dem Wirtschafts- und Sozialrat. Aber in den vierziger Jahren war dieser ge- räumige, fensterlose Raum in L-Form das Herz des Medi- enzentrums der Vereinten Nationen gewesen. Im ersten Teil standen alte Schreibtische, Telefone, ein paar lädierte Computerterminals sowie einige Faxmaschinen älteren Datums. In der größeren zweiten Hälfte des Raumes, der Grundlinie des L, befanden sich Kunststoffsofas, ein Toi- lettenraum, ein Geräteschrank und vier in die Wand ein- gelassene Fernsehschirme. Normalerweise wurden auf diesen Monitoren die Debatten des Sicherheitsrats oder des Wirtschafts- und Sozialrats übertragen. Mit den ent- sprechenden Kopfhörern konnten die Zuschauer je nach Kanal die Debatten in ihrer Muttersprache verfolgen. Heu- te abend würden sie hier Mrs. Chatterjees Rede und anschließend das Violinkonzert verfolgen. Auf zwei Tischen am Ende des Raumes standen Platten mit Sandwiches und eine Kaffeemaschine, und in einem kleinen Kühlschrank
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tenclub der Vereinten Nationen, in den die Eltern begleitet<br />
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Die junge Führerin stellte sich als Kako Nogami vor. Mit<br />
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»Wie viele von Ihnen sind schon einmal hier bei den<br />
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Einige Eltern hoben die Hand. Hood ließ es bleiben,<br />
denn er wollte nicht von Kako gefragt werden, woran er<br />
sich noch erinnere. Dann hätte er ihr die Geschichte von<br />
James LaVigne und Batman erzählen müssen.<br />
»Zur Auffrischung Ihres Gedächtnisses«, fuhr sie fort,<br />
»und zur Information unserer neuen Gäste möchte ich Ih-<br />
nen ein wenig über den Teil der Vereinten Nationen er-<br />
zählen, den wir besuchen werden.« Sie erklärte, daß der<br />
Weltsicherheitsrat die mächtigste Institution der Vereinten<br />
Nationen ist und daß seine Verantwortung sich in erster<br />
Linie auf die Erhaltung des Friedens und der internationa-<br />
len Sicherheit erstreckt. »Fünf einflußreiche Länder einschließlich<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika haben ei-<br />
nen Sitz als permanente Mitglieder«, sagte sie, »und zehn<br />
weitere Länder werden alle zwei Jahre neu gewählt. Heu-<br />
te abend werden Ihre Kinder für die Botschafter dieser<br />
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Der Wirtschafts- und Sozialrat dient, wie der Name<br />
schon sagt, als Diskussionsforum internationaler wirtschaftlicher<br />
und sozialer Themen und Belange«, erklärte<br />
die junge Frau weiter. »Dieser Ausschuß setzt sich außer-<br />
dem für Menschenrechte und Grundfreiheiten ein. Bevor<br />
der Treuhandrat im Jahr 1994 seine Tätigkeiten einstellte,<br />
unterstützte er Territorien in der ganzen Welt dabei, Selbst-<br />
verwaltung oder Unabhängigkeit zu erlangen, entweder als<br />
souveräne Staaten oder als Teil anderer Nationen.«<br />
Für einen Moment dachte Hood, wie faszinierend es<br />
wäre, eine solche Institution zu leiten. Den Frieden unter<br />
den Delegierten aufrechtzuerhalten wäre bestimmt eine<br />
ebenso große Herausforderung wie den Weltfrieden zu<br />
garantieren. Als ob sie seine Gedanken lesen könnte,<br />
griff Sharon nach seiner Hand und drückte sie fest. Er<br />
verdrängte die Idee.<br />
Im Erdgeschoß kam die Gruppe an einem großen Fen-<br />
ster vorbei, durch das man auf den Hauptplatz hinaussah.<br />
Draußen stand der Shinto-Schrein mit der japanischen<br />
Friedensglocke, die aus Münzen und Metall von Schen-<br />
kungen aus sechzig Ländern gegossen worden war. Direkt<br />
neben dem Fenster ging es von der Halle in einen weiten<br />
Korridor. Vor ihnen lagen die Aufzüge, die von den Abge-<br />
ordneten der Vereinten Nationen und ihren Mitarbeitern<br />
benutzt wurden. Zu ihrer Rechten standen Vitrinen mit<br />
Exponaten, zu denen die junge Japanerin sie nun führte.<br />
Die Ausstellung zeigte Überreste der Atombombenexplo-<br />
sion, die Hiroshima verwüstet hatte: deformierte Dosen,<br />
verkohlte Schuluniformen und Dachziegel, geschmolzene<br />
Flaschen und eine zernarbte Steinstatue der heiligen<br />
Agnes. Die Japanerin beschrieb die Zerstörungskraft und<br />
die Intensität der Explosion.