TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
Territorium. Wenn Terroristen Amerika treffen wollten, würden sie Infrastruktureinrichtungen angreifen - Eisen- bahnlinien, Brücken oder Tunnel -, wie die Terroristen, die den Queens-Midtown-Tunnel gesprengt und das OP-Cen- ter veranlaßt hatten, mit seinem russischen Gegenpart zu- sammenzuarbeiten. Oder Monumente wie die Freiheitssta- tue. An diesem Morgen auf Liberty Island hatte Hood überrascht festgestellt, wie leicht die Insel vom Wasser und aus der Luft zugänglich war. Auf der Fähre stellte er besorgt fest, wie einfach ein paar Kamikazepiloten mit sprengstoffbeladenen Flugzeugen die Statue in einen Steinhaufen verwandeln konnten. Im Verwaltungskom- plex gab es zwar ein Radarsystem, aber Hood wußte, daß der Hafenpatrouille der New Yorker Polizei nur ein einzi- ges Kanonenboot zur Verfügung stand, das vor Gover- nor's Island vor Anker lag. Zwei Flieger aus der entgegen- gesetzten Richtung - mit der Statue in der Schußlinie des Kanonenbootes - würden es zumindest einem Terroristen ermöglichen, sein Ziel zu erreichen. Du warst zu lange beim OP-Center, sagte er sich. Sogar in seinen Ferien setzte er sich mit Krisenkonstellationen aus- einander. Kopfschüttelnd sah er sich um. Sharon und er waren frühzeitig hier eingetroffen, um im Andenkenladen ein T-Shirt für Alexander zu kaufen. Dann hatten sie sich in die riesige Publikumshalle des Sitzes der Generalver- sammlung in der Nähe der bronzenen Zeusstatue hinauf- begeben, um dort auf die Repräsentantin der Jugendkunst- abteilung der Vereinten Nationen zu warten. Die Halle war um sechzehn Uhr für das allgemeine Publikum ge- schlossen worden, damit die Angestellten sie für den jähr- lichen Friedensempfang dekorieren konnten. Da es ein sternenklarer, wunderschöner Abend war, würden die Gäste die Möglichkeit haben, drinnen zu essen und sich draußen zu unterhalten. Auf diese Weise konnten sie den Hof auf der Nordseite durchstreifen, die Skulpturen und Gärten bewundern oder auf der Promenade am East River entlang Spazierengehen. Um 19 Uhr 30 wurde die neue Generalsekretärin der Vereinten Nationen, Mala Chatter- jee aus Indien, in den Räumen des Weltsicherheitsrats er- wartet, zusammen mit Vertretern der Mitgliedsnationen des Sicherheitsrats. Dort wollten Mrs. Chatterjee und der spanische Botschafter den Mitgliedern für die enormen Friedensbemühungen der UNO in Spanien danken, die zum Ziel hatten, weitere ethnische Unruhen zu verhin- dern. Anschließend sollten Harleigh und die anderen jugendlichen Geiger >A Song of Peace< spielen. Dieses Stück war von einem spanischen Komponisten zu Ehren der Ge- fallenen des Spanischen Bürgerkrieges vor über sechzig Jahren geschrieben worden. Musiker aus Washington wa- ren für diese Aufführung ausgewählt worden, was sich als passend erwies, da eine Amerikanerin - Martha Mackall vom OP-Center - das erste Opfer der jüngsten Unruhen in Spanien gewesen war. Zufällig befand sich auch Paul Hoods Tochter unter den acht eingeladenen Geigern. Alle anderen Eltern waren bereits eingetroffen, und Sharon hatte sich auf der Suche nach einer Toilette ins un- tere Stockwerk begeben. Einige Minuten vorher waren die Musiker für einen Augenblick auf ein paar Worte herun- tergekommen. In ihrem weißen Satinkleid mit der Perlen-
kette sah Harleigh sehr reif aus. Die junge Barbara Mathis neben Harleigh trat ebenfalls ruhig und gefaßt auf, wie eine zukünftige Diva. Hood wußte, daß das Erscheinen ihrer Tochter der Grund dafür war, daß Sharon sich ent- schuldigt hatte. Sie weinte ungern in der Öffentlichkeit. Seit ihrem vierten Lebensjahr spielte Harleigh Geige. Paul hatte sich daran gewöhnt, sie in ihren Overalls und Trainingsanzügen beim Üben zu beobachten. Deshalb war es ein überwältigender Anblick, als nun eine erfolgreiche Musikerin und erwachsene Frau die Treppe von den Um- kleideräumen heraufkam. Hood fragte seine Tochter, ob sie Lampenfieber habe. Sie verneinte und sagte, der Komponist habe ja den schwierigsten Teil schon erledigt. Harleigh war gefaßt und außerdem schlagfertig. In diesem Augenblick kam es Hood in den Sinn, daß es wohl nicht die alte Vorstellung dieses Gebäudes als Zielscheibe war, die ihm das Gefühl der Verwundbarkeit gab. Vielmehr war es dieser Moment, dieser spezielle Punkt in seinem Leben. In der offenen, zwölf Meter hohen Halle fühlte Hood sich plötzlich sehr allein und von so vielen Dingen distanziert. Seine Kinder waren fast erwachsen, er hatte eine Karriere abgeschlossen, von seiner Frau war er in vielen Lebensbereichen entfremdet, und zu den Menschen, mit denen er mehr als zwei Jahre lang eng zusammengearbei- tet hatte, würde er keinen Kontakt mehr haben. Sollte er sich in der Mitte seines Lebens so fühlen? Verwundbar und orientierungslos? Zweifel überkamen ihn. Seine Freunde und Kollegen beim OP-Center - Bob Herbert, Mike Rodgers, Darrell Mc- Caskey, das Computergenie Matt Stoll, sogar die kürzlich verstorbene Martha Mackall - waren alle ledig. Ihre Arbeit war ihr Leben. Das traf auch für Colonel Brett August zu, den Leiter des Strikerteams. War Hood durch den Umgang mit ihnen so geworden? Oder fühlte er sich zu ihnen hin- gezogen, weil ihm dieser Lebensstil zusagte? Wenn die zweite Hypothese zutraf, würde der Neuan- fang sehr schwer für ihn werden. Vielleicht sollte er mit der Psychologin Liz Gordon über diese Dinge sprechen, solange er noch offiziell beim OP-Center angestellt war. Liz war allerdings ebenfalls ledig, und ihr Arbeitspensum lag bei etwa sechzig Stunden pro Woche. Hood sah, wie Sharon die geschwungene Treppe auf der anderen Seite der Halle heraufkam. In ihrem elegan- ten cremefarbenen Hosenanzug sah sie fantastisch aus. Nachdem er ihr im Hotel ein entsprechendes Kompliment gemacht hatte, war ihr Gang deutlich beschwingter gewor- den, und dieser Schwung war auch jetzt noch zu sehen. Mit einem Lächeln kam sie auf ihn zu, und er lächelte zu- rück. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so allein. Eine junge Japanerin trat zu ihnen. Sie trug einen dun- kelblauen Blazer und ein Namensschild auf ihrer Brusttasehe und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. Sie kam von einer kleinen Vorhalle an der Ostseite des Gebäudes der Vollversammlung. Im Unterschied zur Haupthalle, die sich am nördlichen Ende befand, grenzte diese kleinere Halle an den Hauptvorplatz des UNO-Komplexes. Außer den Büros der Mitgliedsnationen befanden sich hier die Versammlungssäle des Sicherheitsrats, des Wirtschafts- und Sozialrats und des Treuhandrats. Dorthin wurden sie
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bahnlinien, Brücken oder Tunnel -, wie die Terroristen, die<br />
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ter veranlaßt hatten, mit seinem russischen Gegenpart zu-<br />
sammenzuarbeiten. Oder Monumente wie die Freiheitssta-<br />
tue. An diesem Morgen auf Liberty Island hatte Hood<br />
überrascht festgestellt, wie leicht die Insel vom Wasser und<br />
aus der Luft zugänglich war. Auf der Fähre stellte er<br />
besorgt fest, wie einfach ein paar Kamikazepiloten mit<br />
sprengstoffbeladenen Flugzeugen die Statue in einen<br />
Steinhaufen verwandeln konnten. Im Verwaltungskom-<br />
plex gab es zwar ein Radarsystem, aber Hood wußte, daß<br />
der Hafenpatrouille der New Yorker Polizei nur ein einzi-<br />
ges Kanonenboot zur Verfügung stand, das vor Gover-<br />
nor's Island vor Anker lag. Zwei Flieger aus der entgegen-<br />
gesetzten Richtung - mit der Statue in der Schußlinie des<br />
Kanonenbootes - würden es zumindest einem Terroristen<br />
ermöglichen, sein Ziel zu erreichen.<br />
Du warst zu lange beim OP-Center, sagte er sich. Sogar in<br />
seinen Ferien setzte er sich mit Krisenkonstellationen aus-<br />
einander.<br />
Kopfschüttelnd sah er sich um. Sharon und er waren<br />
frühzeitig hier eingetroffen, um im Andenkenladen ein<br />
T-Shirt für Alexander zu kaufen. Dann hatten sie sich in<br />
die riesige Publikumshalle des Sitzes der Generalver-<br />
sammlung in der Nähe der bronzenen Zeusstatue hinauf-<br />
begeben, um dort auf die Repräsentantin der Jugendkunst-<br />
abteilung der Vereinten Nationen zu warten. Die Halle<br />
war um sechzehn Uhr für das allgemeine Publikum ge-<br />
schlossen worden, damit die Angestellten sie für den jähr-<br />
lichen Friedensempfang dekorieren konnten. Da es ein<br />
sternenklarer, wunderschöner Abend war, würden die<br />
Gäste die Möglichkeit haben, drinnen zu essen und sich<br />
draußen zu unterhalten. Auf diese Weise konnten sie den<br />
Hof auf der Nordseite durchstreifen, die Skulpturen und<br />
Gärten bewundern oder auf der Promenade am East River<br />
entlang Spazierengehen. Um 19 Uhr 30 wurde die neue<br />
Generalsekretärin der Vereinten Nationen, Mala Chatter-<br />
jee aus Indien, in den Räumen des Weltsicherheitsrats er-<br />
wartet, zusammen mit Vertretern der Mitgliedsnationen<br />
des Sicherheitsrats. Dort wollten Mrs. Chatterjee und der<br />
spanische Botschafter den Mitgliedern für die enormen<br />
Friedensbemühungen der UNO in Spanien danken, die<br />
zum Ziel hatten, weitere ethnische Unruhen zu verhin-<br />
dern. Anschließend sollten Harleigh und die anderen jugendlichen<br />
Geiger >A Song of Peace< spielen. Dieses Stück<br />
war von einem spanischen Komponisten zu Ehren der Ge-<br />
fallenen des Spanischen Bürgerkrieges vor über sechzig<br />
Jahren geschrieben worden. Musiker aus Washington wa-<br />
ren für diese Aufführung ausgewählt worden, was sich als<br />
passend erwies, da eine Amerikanerin - Martha Mackall<br />
vom OP-Center - das erste Opfer der jüngsten Unruhen in<br />
Spanien gewesen war. Zufällig befand sich auch Paul<br />
Hoods Tochter unter den acht eingeladenen Geigern.<br />
Alle anderen Eltern waren bereits eingetroffen, und<br />
Sharon hatte sich auf der Suche nach einer Toilette ins un-<br />
tere Stockwerk begeben. Einige Minuten vorher waren die<br />
Musiker für einen Augenblick auf ein paar Worte herun-<br />
tergekommen. In ihrem weißen Satinkleid mit der Perlen-