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TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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der kleinen Insel Manhattan bestmöglich auszuschöpfen.<br />

So hatte das UNO-Hauptquartier einen eindeutig amerikanischen<br />

Anstrich. Doch die räumlichen Einschränkun-<br />

gen paßten den Gründern der Vereinten Nationen gut ins<br />

Konzept, denn so erhielten sie einen Vorwand, einige<br />

Schlüsselfunktionen der Organisation zu dezentralisieren,<br />

wie beispielsweise den Internationalen Gerichtshof und<br />

die Internationale Arbeitsorganisation. Diese wurden in<br />

andere Weltstädte verlegt. Der wichtigste Nebensitz der<br />

Vereinten Nationen wurde im Gebäude des ehemaligen<br />

Völkerbundes in Genf eingerichtet, als deutlicher Hinweis<br />

an die Amerikaner, daß eine Weltfriedensorganisation be-<br />

reits einmal gescheitert war, weil sich nicht alle Nationen<br />

für sie eingesetzt hatten.<br />

Aus seiner Schulzeit entsann sich Paul Hood einiger<br />

dieser Details. Auch an etwas anderes aus dieser Zeit erin-<br />

nerte er sich, etwas, das seine Wahrnehmung des Gebäu-<br />

des nachhaltig geprägt hatte. Während der Weihnachtsfe-<br />

rien war er für eine Woche mit anderen prämierten<br />

Schülern von Los Angeles nach New York gekommen, und<br />

bei ihrer Fahrt vom J.-F.-Kennedy-Flughafen in die Stadt<br />

sahen sie das UN-Gebäude in der Abenddämmerung auf<br />

der anderen Seite des East Rivers liegen. Alle anderen Wolkenkratzer<br />

in seinem Blickfeld zeigten nach Norden und<br />

Süden: das Empire State Building, das Chrysler Building,<br />

das Pan Am Building. Aber die neununddreißig Stockwer-<br />

ke aus Glas und Marmor des Sitzes der UNO wiesen nach<br />

Osten und Westen. Er drehte sich zu seinem Nachbarn<br />

James LaVigne und berichtete ihm von seiner Entdeckung.<br />

Der dünne, konzentrierte Brillenträger LaVigne sah von<br />

seinem Comicheft hoch - >The Mighty Thor< -, das in ei-<br />

nem Heft von Scientific American versteckt war.<br />

»Weißt du, woran mich das erinnert?« fragte LaVigne.<br />

Hood sagte, er habe keine Ahnung.<br />

»An das Symbol auf Batmans Brust.«<br />

»Was meinst du damit?« fragte Hood. Er hatte noch kei-<br />

nen einzigen Batman-Comic gelesen und auch die beliebte<br />

Fernsehserie nur einziges Mal angeschaut, um wenigstens<br />

zu wissen, worüber alle sprachen.<br />

»Batman trägt ein glänzendes schwarzgoldenes Fleder-<br />

maussymbol auf seiner Brust«, sagte LaVigne. »Weißt du<br />

auch, warum?«<br />

Hood verneinte erneut.<br />

»Weil Batman unter der Uniform eine kugelsichere We-<br />

ste trägt«, erklärte LaVigne. »Wenn ein Gangster schießt,<br />

dann will Batman, daß er genau auf seine Brust zielt.«<br />

LaVigne vertiefte sich wieder in seinen Comic, und der<br />

zwölfjährige Hood drehte sich noch einmal zum UN-Ge-<br />

bäude. LaVigne konnte sehr bizarre Bemerkungen ma-<br />

chen, wie beispielsweise seine Lieblingsthese, daß Superman<br />

eine Nacherzählung des Neuen Testaments sei. Aber<br />

diesmal war etwas dran an seiner Beobachtung. Hood<br />

überlegte, ob die Stadt New York diesen Komplex wohl<br />

absichtlich so gebaut hatte. Wenn jemand von der Flußsei-<br />

te oder vom Flughafen angreifen wollte, präsentierte sich<br />

das Gebäude als leichtes und großes Ziel für kubanische<br />

oder chinesische Agenten.<br />

Dank dieser lebhaften Kindheitserinnerung assoziierte<br />

Paul Hood die Vereinten Nationen immer als New Yorks<br />

Zielscheibe. Auch jetzt fiel ihm diese erstaunliche Verwundbarkeit<br />

auf. Bei nüchterner Betrachtung war es na-<br />

türlich Unsinn. Die UNO befand sich auf internationalem

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