TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Er lehnte sich gegen die Tür, die an seinem verschwitz-<br />
ten Rücken kühl war. Die Verkleidung der Holztür be-<br />
stand auf beiden Seiten aus Stahl. An der Außenseite wa-<br />
ren drei Schlösser angebracht, dazu kamen zwei schwere<br />
Riegel an der Innenseite. Auf dem verblichenen Schild<br />
über der Tür stand Wiks Autowerkstatt. Der Besitzer gehör-<br />
te zur russischen Mafia und hieß Leonid Ustinowiks. Der<br />
kleine, drahtige Kettenraucher war zur Zeit der Sowjet-<br />
union Armeeoffizier gewesen und hatte über die Roten<br />
Khmer die Bekanntschaft von Georgiew gemacht. Von<br />
Ustinowiks erfuhr Barone, daß es in ganz New York keine<br />
Autowerkstatt gab, die ausschließlich diesem Zweck dien-<br />
te. Bei Nacht, wenn es still war und niemand sich den Ge-<br />
bäuden unbemerkt nähern konnte, verwandelten sich<br />
diese Werkstätten entweder in Umschlagplätze für gestoh-<br />
lene Autos, Drogen oder Waffen, oder in ihnen wurde der<br />
Menschenhandel organisiert. Die Russen und die Thais<br />
waren Spezialisten auf diesem Gebiet - entführte amerikanische<br />
Kinder wurden außer Landes gebracht, junge<br />
Frauen in die Vereinigten Staaten hineingeschleust. In den<br />
meisten Fällen wurden die Gefangenen als Prostituierte<br />
versklavt. Einige der Mädchen, die in Kambodscha für<br />
Georgiew gearbeitet hatten, waren über Ustinowiks hier<br />
gelandet. Die Größe der Kisten, die zur Verschiffung von<br />
> Ersatzteilen < benutzt wurden, und der internationale Cha-<br />
rakter des Geschäfts waren ideal.<br />
Leonid Ustinowiks betätigte sich auf dem Waffensek-<br />
tor. Die Waffen wurden aus den früheren Sowjetrepubliken<br />
geliefert und gelangten auf Frachtschiffen nach Ka-<br />
nada oder Kuba. Von dort war es nicht weit nach New<br />
England und in die anderen Bundesstaaten am Atlantik<br />
oder nach Florida und in die US-Staaten am Golf von Me-<br />
xiko. Normalerweise wurden sie in kleinen Mengen von<br />
Lagerhäusern in Kleinstädten zu Werkstätten wie dieser<br />
transportiert, damit im Fall einer Beschlagnahmung durch<br />
das FBI oder die Aufklärungsabteilung der New Yorker<br />
Polizei nicht alles verloren war. Beide Institutionen über-<br />
prüften und beobachteten die Kommunikation und die<br />
Aktivitäten von Personen, deren Nationalitäten den Ver-<br />
dacht auf illegalen Handel oder Terrorismus nahelegten:<br />
Bürger aus Rußland, Libyen, Nordkorea und vielen ande-<br />
ren Staaten. Die Polizei wechselte regelmäßig Straßenschil-<br />
der entlang des Flusses und in den Lagerhausbezirken aus,<br />
wobei Parkbegrenzungen und Abbiegemöglichkeiten ge-<br />
ändert wurden. Das lieferte ihnen einen Vorwand, Autos<br />
anzuhalten und die Fahrer heimlich zu fotografieren.<br />
Ustinowiks hatte ihm aufgetragen, auf alle Fahrzeuge<br />
zu achten, die vom Highway oder einer der Seitenstraßen<br />
abbiegen würden. Sollte irgend jemand hierherkommen<br />
oder auch nur beim Vorbeifahren die Fahrt verlangsamen,<br />
dann mußte er dreimal an die Tür der Werkstatt klopfen.<br />
Bei solchen Geschäftsabschlüssen war immer jemand zu-<br />
gegen, der im Fall einer Polizeikontrolle an die Tür kam<br />
und darauf bestand, daß ihm der Hausdurchsuchungsbe-<br />
fehl vorgelesen wurde - nach der Gesetzgebung von New<br />
York City hatte er einen Rechtsanspruch darauf -, wäh-<br />
rend die anderen Beteiligten über das Dach auf das näch-<br />
ste Gebäude entkamen.<br />
Nicht daß Ustinowiks Probleme erwartet hätte. Er sag-<br />
te, vor zwei Monaten habe es eine Reihe von Razzien ge-<br />
gen russische Banden gegeben, und die Stadt könne es sich<br />
nicht leisten, den Eindruck zu erwecken, daß sie eine be-<br />
stimmte ethnische Gruppe verfolgte.