TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Schultern.<br />
»Weißt du, das ist es nicht, wovon eine Frau träumt,<br />
wenn sie an die Zukunft denkt«, sagte sie.<br />
»Ich weiß.« Er wiegte sie fest in seinen Armen. »Es wird<br />
besser werden, das verspreche ich dir.«<br />
Dann sagte er nichts mehr, hielt sie nur fest, während<br />
sie sich ausweinte. Sie würde wieder zu sich finden, und<br />
am nächsten Morgen würden sie sich auf den steinigen<br />
Weg zurück begeben.<br />
Es würde schwierig sein, in aller Ruhe alles auf sich zu-<br />
kommen zu lassen, wie er Sharon versprochen hatte. Aber<br />
das war er ihr schuldig. Nicht weil er zugelassen hatte, daß<br />
seine Karriere seine Tage bestimmte, sondern weil er seine<br />
Leidenschaft Nancy Bosworth und Arm Farris geschenkt<br />
hatte. Nicht seinen Körper, aber seine Gedanken, seine<br />
Aufmerksamkeit, sogar seine Träume. Diese Energie, die-<br />
se Konzentration hätte er für seine Frau und seine Familie<br />
aufsparen sollen.<br />
In seinen Armen zusammengerollt, schlief Sharon<br />
schließlich ein. Zwar hätte er ihre Nähe lieber auf andere<br />
Weise gespürt, aber es war wenigstens etwas. Als er sicher<br />
war, daß er sie nicht aufwecken würde, machte er sich vor-<br />
sichtig aus ihren Armen frei, griff zur Nachttischlampe<br />
und löschte das Licht. Dann lag er auf dem Rücken, starrte<br />
an die Decke und war von sich selbst angewidert, auf eine<br />
gnadenlose Art und Weise, wie man sie nur in der Nacht<br />
erlebt.<br />
Später grübelte er darüber nach, wie er den drei Men-<br />
schen, die er manchmal im Stich gelassen hatte, an diesem<br />
Wochenende ein bißchen Freude bereiten könnte.<br />
5<br />
New York/New York - Samstag, 4 Uhr 57<br />
Auf der Straße vor dem heruntergekommenen zweistöcki-<br />
gen Gebäude in der Nähe des Hudson River mußte Lieu-<br />
tenant Bernardo Barone an seine Heimatstadt Montevideo<br />
denken.<br />
Nicht nur der traurige Zustand der Autowerkstatt vor<br />
ihm erinnerte ihn an die Slums, in denen er aufgewachsen<br />
war. Zunächst einmal waren da die steifen Winde aus dem<br />
Süden; der Geruch des Atlantik vermischte sich mit dem<br />
Benzingestank der Autos, die den nahegelegenen West<br />
Side Highway entlang rasten. In Montevideo waren Ben-<br />
zin und Meeresbrise allgegenwärtig. Über seinem Kopf<br />
folgte der Luftverkehr im Minutentakt dem Fluß in Rich-<br />
tung Norden, bis er nach Osten zum Flughafen La Guar-<br />
dia einschwenkte. Auch über seinem Haus in Uruguay<br />
hatten Flugzeuge den Himmel durchkreuzt.<br />
Es gab noch einen anderen Umstand, der ihn an seine<br />
Heimat erinnerte. All das hatte Bernardo Barone in sämt-<br />
lichen Hafenstädten der Welt vorgefunden. Der Unter-<br />
schied bestand darin, daß er hier ganz allein war. Und die<br />
Einsamkeit überkam ihn auch bei jedem Besuch in Monte-<br />
video.<br />
Nein, dachte er plötzlich. Fang nicht wieder damit an. In<br />
diesem Augenblick konnte er es sich absolut nicht leisten,<br />
wütend und deprimiert zu sein. Nicht jetzt. Er mußte sich<br />
konzentrieren.