TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Kochen. Jahrelang hatte Sharon ihren Charme und ihre<br />
Aufrichtigkeit eingesetzt, um die Zuschauer ihrer Kabel-<br />
sendung, >The McDonnell Healthy Food Reports von<br />
Speck und Kuchen wegzulocken. Vor einigen Monaten<br />
hatte sie ihre Mitarbeit bei der Sendung aufgegeben, denn<br />
sie wollte der Fertigstellung ihres Kochbuchs zum Thema<br />
gesundes Essen ein wenig mehr Zeit widmen, außerdem<br />
öfter zu Hause sein. Die Kinder wurden schnell älter, und<br />
sie fand, die Familie sollte grundsätzlich mehr Zeit mit ge-<br />
meinsamen Aktivitäten verbringen, vom Abendessen auch<br />
an Werktagen bis hin zu Ausflügen und Reisen, sooft es<br />
nur eben möglich war. Bisher war Paul selten zum Abend-<br />
essen zu Haus gewesen, und Ferienreisen hatte er oft ge-<br />
nug absagen müssen.<br />
Alexander war viel mehr wie sein Vater. Herausforde-<br />
rungen persönlicher Art ließen ihm keine Ruhe. Compu-<br />
terspiele gehörten zu seinen Lieblingsbeschäftigungen - je<br />
komplizierter, um so besser. Auch Kreuzworträtsel und<br />
Puzzles gefielen ihm. Jetzt drang der neueste Rap aus sei-<br />
nem Kopfhörer, während er mit der Lösung eines beson-<br />
ders kniffligen Puzzles beschäftigt war. Auf seinem Schoß<br />
unter dem Rätselbuch lag ein kleiner Stapel Comicbücher.<br />
Für Alexander bestand die Außenwelt in diesem Moment<br />
nur noch aus den Dingen, die sich direkt vor ihm befan-<br />
den. Paul war stolz auf seinen Sohn, denn Alexander wuß-<br />
te genau, was er wollte.<br />
Sharon saß still an der Seite ihres Mannes. Noch vor ei-<br />
ner Woche war sie allein mit den Kindern zu ihren Eltern<br />
nach Old Saybrook in Connecticut gezogen. Sie war aus<br />
dem gleichen Grund zurückgekehrt, aus dem Paul beim<br />
OP-Center gekündigt hatte: Sie wollten um ihre Familie<br />
kämpfen. Hood hatte keinerlei Vorstellung, wie es weiter-<br />
gehen sollte in seiner Karriere, und er würde auch erst<br />
diesbezügliche Kontakte aufnehmen, wenn sie am Mitt-<br />
woch wieder in Washington waren. Er hatte ein paar Ak-<br />
tien aus seiner Zeit an der Börse zu Geld gemacht - genug,<br />
um die Haushaltskosten in den nächsten zwei Jahren zu<br />
bestreiten. Einkommen war nicht so wichtig wie Zufrie-<br />
denheit und regelmäßige Arbeitszeiten. Aber Sharon hatte<br />
recht. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, das er bei dieser<br />
Fahrt trotz kleinerer Störungen verspürte, war wirklich et-<br />
was ganz Besonderes.<br />
Eine dieser Störungen, wohl die markanteste, war die<br />
Beziehung zwischen Hood und seiner Frau. Obwohl<br />
Sharon zu Beginn der Reise seine Hand ergriff, hatte er das<br />
Gefühl, als ob ihm eine Bewährungsfrist gewährt würde.<br />
Es gab kein spezielles Indiz dafür, nichts, das diese Fahrt<br />
von anderen unterschieden hätte. Aber irgend etwas stand<br />
zwischen ihnen. War es Frustration? Enttäuschung? Was<br />
immer es sein mochte, es war jedenfalls das Gegenteil der<br />
sexuellen Spannung, die er in Gegenwart von Arm Farris<br />
fühlte.<br />
Paul und Sharon sprachen zunächst ein wenig darüber,<br />
was sie in New York unternehmen wollten. An diesem<br />
Abend stand ein offizielles Essen mit den Familien der an-<br />
deren Geiger auf dem Programm. Vielleicht ein Spazier-<br />
gang über den Times Square, wenn sie früh genug loskä-<br />
men. Am Samstag morgen würden sie Harleigh zum<br />
UN-Gebäude bringen und dann Alexanders Wunsch er-<br />
füllen, der auf einem Ausflug zur Freiheitsstatue bestand.