TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Zwischen dem Ende des Hauptkorridors und dem Ein-<br />
gang zum Westflügel befand sich eine Sicherheitszone.<br />
Dort saßen Lowell Coffey und Bob Herbert und plauderten<br />
mit zwei Geheimdienstbeamten. Man hatte sie zu die-<br />
sem Treffen nicht eingeladen, aber sie wollten für den Fall<br />
in der Nähe bleiben, daß Hood moralische oder taktische<br />
Unterstützung benötigte. Vielleicht brauchte er auch nur<br />
jemanden, der ihn mitnahm, gleichgültig, wohin er sich<br />
nach dem Treffen begeben mußte.<br />
Sie kamen auf Hood zu, während der Präsident, die Ge-<br />
neralsekretärin und die Botschafterin hinausgingen, um<br />
mit den Reportern zu sprechen.<br />
»Das ging aber schnell«, kommentierte Herbert.<br />
»Was ist passiert?« fragte Coffey.<br />
»Ich weiß es nicht«, sagte Hood, »Botschafterin Meri-<br />
wether und ich waren bei der Besprechung nicht dabei.«<br />
»Hat denn der Präsident etwas zu Ihnen gesagt?« fragte<br />
Coffey.<br />
Ein schwaches Lächeln glitt über Hoods Gesicht. Dann<br />
legte er dem Anwalt eine Hand auf die Schulter. »Er hat<br />
gesagt, ich soll nach Hause zu meiner Tochter fahren, und<br />
genau das werde ich auch tun.«<br />
Die drei Männer verließen das Weiße Haus. Sie mieden<br />
die Presseleute, indem sie zuerst zur West Executive Ave-<br />
nue gingen und sich dann südlich in Richtung auf die<br />
Ellipse zu bewegten, wo sie geparkt hatten.<br />
Auf dem Weg mußte Hood noch einmal an Chatterjee<br />
denken. Sie tat ihm leid, denn sie war kein schlechter<br />
Mensch und beileibe nicht die falsche Person für diesen<br />
Job. Das Problem lag bei der Institution selbst. Nationen<br />
griffen andere Nationen an oder begingen Völkermord.<br />
Dann gaben ihnen die Vereinten Nationen ein Forum, in<br />
dem sie ihre Handlungen erklären konnten. Allein die Tat-<br />
sache, daß sie angehört wurden, führte bereits dazu, daß<br />
die Unmoral legitimiert wurde.<br />
Hood ging der Gedanke durch den Kopf, daß es viel-<br />
leicht für das OP-Center einen Weg geben könnte, diese<br />
Entgleisungen zu bekämpfen. Einen Weg oder eine Metho-<br />
de, bei der er das Potential seines Teams nutzen konnte,<br />
um internationale Verbrecher zu identifizieren und ihnen<br />
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Keine Gerichtsver-<br />
handlungen, sondern Gerechtigkeit. Am besten, bevor sie<br />
zuschlugen.<br />
Darüber mußte einmal in Ruhe nachgedacht werden.<br />
Denn obwohl er seiner Tochter einen Vater und eine Fami-<br />
lie schuldete, war er ihr auch noch etwas anderes schul-<br />
dig. Etwas, was nur sehr wenige Leute erreichen konnten.<br />
Eine bessere Welt, damit sie einst eigene Kinder aufzie-<br />
hen konnte.<br />
60<br />
Los Angeles, Kalifornien - Sonntag, 15 Uhr 11<br />
Er war schon an vielen Orten der Erde gewesen. In arktischen<br />
Breiten, in den Tropen. Jede Gegend hatte ihren besonderen<br />
Charme und ihre eigene Schönheit. Aber er war<br />
noch nie an einem Ort gewesen, der ihm auf Anhieb so gut<br />
gefallen hatte wie dieser.<br />
An der Ausgangstür des Flughafenterminals atmete er<br />
die lauwarme Luft ein. Der Nachmittagshimmel war klar