TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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in einem Schlachthaus hatte sterben sehen. Da sie schon<br />
das Blutvergießen nicht hatte verhindern können, war sie<br />
entschlossen, zumindest die Säuberungsaktion zu überwa-<br />
chen. Und es würde eine gründliche Aktion werden.<br />
Auf der Fahrt hatte Mala Chatterjee nicht viel mit Bot-<br />
schafterin Flora Meriwether gesprochen. Die siebenundfünfzigjährige<br />
Botschafterin war Mitgastgeberin des Emp-<br />
fangs am Vorabend gewesen. Ähnlich wie Chatterjee<br />
waren sie und ihr Mann wesentlich später im Sicherheits-<br />
rat eingetroffen und deshalb nicht unter den Geiseln gewesen.<br />
Allerdings war die Botschafterin nach dem Über-<br />
fall nicht bei den anderen Delegierten geblieben, sondern<br />
hatte sich in ihr Büro begeben, mit dem Argument, daß<br />
dies eine Angelegenheit für Chatterjee und deren Berater<br />
sei. Das entsprach der Wahrheit, doch unterstrich die Botschafterin<br />
damit unmißverständlich, daß sie sich von dem<br />
Überfall distanzierte.<br />
Die Botschafterin hatte nicht den Anschein erwecken<br />
wollen, daß sie die UNO unter Druck setze, damit ameri-<br />
kanische Verhandlungsführer oder SWAT-Personal eingesetzt<br />
würden, soviel wußte Chatterjee. Ironie des Schicksals,<br />
wenn man rückblickend den Ausgang der Belagerung<br />
analysierte.<br />
Mala Chatterjee wußte nicht, wie sich die Botschafte-<br />
rin jetzt fühlte oder was der amerikanische Präsident<br />
dachte. Das war im übrigen auch unwichtig. Die General-<br />
sekretärin hatte auf diesem Treffen bestanden, da sie un-<br />
verzüglich das Recht der UNO wiederherstellen mußte,<br />
die eigenen Konflikte selbst zu bewältigen und diejenigen<br />
Nationen zu disziplinieren, die internationales Gesetz<br />
brachen. Die Vereinten Nationen waren sehr schnell be-<br />
reit gewesen, den Irak für die Invasion von Kuwait zu<br />
verdammen. Sie könnten ebenso schnell handeln, um die<br />
USA dafür anzuklagen, daß sie sich in die Geiselkrise<br />
eingemischt hatten.<br />
Die internationale Presse wartete in Scharen auf die Li-<br />
mousine, die durch das südwestliche Eingangstor fuhr.<br />
Botschafterin Meriwether wartete kommentarlos, während<br />
Chatterjee zu den Journalisten sprach.<br />
»Die Geschehnisse der vergangenen achtzehn Stunden<br />
waren eine große Belastung für die Vereinten Nationen«,<br />
sagte sie, »und wir betrauern den Verlust so vieler von<br />
unseren geschätzten Mitarbeitern. Trotz unserer Befriedi-<br />
gung, daß die Geiseln wieder mit ihren Familien vereint<br />
sind, können wir nicht umhin, unser Befremden bezüg-<br />
lich der Methoden auszudrücken, mit denen diese Krise<br />
beendet wurde. Der Erfolg der UNO hängt von der Groß-<br />
mut seiner Gastnationen ab. Ich habe um dieses Zusammentreffen<br />
mit dem Präsidenten und der Botschafterin<br />
gebeten, damit wir zwei höchst wichtige Ziele in Angriff<br />
nehmen können. An erster Stelle steht die Rekonstruktion<br />
der Vorgänge, die dazu führten, daß die Souveränität der<br />
Vereinten Nationen, ihre Statuten und ihre selbst aufer-<br />
legte Verpflichtung zur Diplomatie unterminiert wurden.<br />
An zweiter Stelle muß die Garantie stehen, daß diese Sou-<br />
veränität in Zukunft nicht wieder verletzt wird.«<br />
Chatterjee bedankte sich bei den Reportern, ignorierte<br />
laut gerufene Fragen und versprach weitere Ausführun-<br />
gen nach dem Treffen mit dem Präsidenten. Sie hoffte, daß<br />
sie den Eindruck hinterlassen hatte, sie sei von Angehöri-<br />
gen des amerikanischen Militärs gegen ihren Willen aus-