TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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dafür zu sorgen, daß Sie vor Ort die Fragen der Generalsekretärin<br />
und ihrer Leute beantworten. Um der Öffentlich-<br />
keit mit einer solchen Geste zu zeigen, daß wir die Angele-<br />
genheit sehr ernst nehmen.«<br />
Herbert, dessen Rollstuhl hinten zwischen den Sitzen<br />
stand, fauchte: »Eine Geste! Paul hat den verdammten La-<br />
den gerettet. Dazu gehört mehr Mut, als ich je erlebt habe.<br />
Mike und Brett waren ebenfalls groß in Form. Aber Paul ...<br />
Als ich erfahren habe, daß Sie den letzten Terroristen erledigt<br />
haben ... Ich glaube, ich war noch nie so stolz auf<br />
jemanden. Noch nie.«<br />
»Unglücklicherweise ist >stolz sein< als Verteidigung im<br />
internationalen Recht nicht relevant«, warf Coffey ein.<br />
»Trotzdem sage ich Ihnen, Lowell, wenn Paul nach<br />
New York oder nach Den Haag zum angeblich so gerech-<br />
ten Internationalen Gerichtshof geschickt wird«, sagte<br />
Herbert, »oder an irgendeinen anderen Ort, wo sie ihn als<br />
Sündenbock präsentieren wollen, werde ich Geiseln neh-<br />
men.«<br />
Die Debatte war typisch für Herbert und Coffey, und<br />
wie üblich befand sich die wirkliche Welt irgendwo zwi-<br />
schen den beiden Extremen. Natürlich gab es rechtliche<br />
Überlegungen, aber auch Gerichtshöfe berücksichtigten<br />
emotionale Ausnahmesituationen. Darüber machte sich<br />
Hood weniger Sorgen als über seine weitere Zukunft. Er<br />
wollte mit seiner Familie zusammen sein und dabei mit-<br />
helfen, daß Harleigh schnell über ihr traumatisches Erleb-<br />
nis hinwegkam. Solange er seine Verteidigung in einem<br />
anderen Land betrieb, konnte er nicht bei seiner Familie<br />
sein.<br />
Außerdem wollte Hood beim OP-Center bleiben. Viel-<br />
leicht war die Amtsniederlegung eine Überreaktion gewe-<br />
sen. Es wäre wohl besser gewesen, für eine Weile unbe-<br />
zahlten Urlaub zu nehmen, um ein wenig Distanz zu<br />
gewinnen.<br />
Aber unter Umständen sind alle diese Überlegungen theoretischer<br />
Natur, dachte er. Vor ein paar Tagen hielt er seine<br />
Zukunft noch in den eigenen Händen. Jetzt befand sie sich<br />
in den Händen des Präsidenten der Vereinigten Staaten.<br />
Da sonst niemand wußte, daß Hood zum Op-Center ge-<br />
bracht wurde, war niemand von der normalen Tagesbe-<br />
legschaft zugegen. Die Wochenendmannschaft gratulierte<br />
Hood zur heldenhaften Rettung seiner Tochter Harleigh<br />
und wünschte ihm Glück und Erfolg bei allem, was auf<br />
ihn zukommen sollte.<br />
Mit Genuß ließ Hood das heiße Wasser über seine ge-<br />
schundenen Muskeln laufen, und die frischen Kleider waren<br />
ebenfalls eine Wohltat. Fünfundvierzig Minuten nach<br />
seiner Ankunft auf der Air Force Base stieg Hood wieder<br />
zu Herbert und Coffey in den Kleinbus.<br />
58<br />
Washington, D.C. - Sonntag, 11 Uhr 45<br />
In der Limousine auf dem Weg ins Weiße Haus fühlte sich<br />
Mala Chatterjee unsauber.<br />
Es war nicht ihr körperliches Befinden, obwohl sie sich<br />
nach ausgiebiger Entspannung und einem heißen Bad<br />
sehnte. Sie hatte in ihrem Büro geduscht und auf dem Flug<br />
hierher ein kleines Nickerchen gemacht.<br />
Nein, sie fühlte sich miserabel, weil sie die Diplomatie