TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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New York/New York - Sonntag, 0 Uhr 25<br />
Unmittelbar, nachdem er den Sicherheitsrat verlassen<br />
hatte, erstattete Mike Rodgers der Abteilung für Gefahren-<br />
stoffe der New Yorker Polizei Meldung über das entwei-<br />
chende Giftgas. Das Spezialistenteam traf sich auf dem In-<br />
nenhof der Nordseite, bereit zum Einsatz, sobald sich<br />
keiner mehr im Saal befand. Der gesamte UNO-Komplex<br />
war abgeriegelt worden; jetzt stand das Auditorium des<br />
Sicherheitsrats unter Quarantäne, und die Türen und Fen-<br />
ster waren mit Plastikplanen bedeckt, die man an den Rän-<br />
dern mit schnelltrocknendem Schaum versiegelt hatte. Da<br />
niemand mehr übrig war, um der Polizei zu sagen, um was<br />
für ein Giftgas es sich handelte, hatte man ein mobiles Ein-<br />
satzlabor mitgebracht, um vor Ort eine Analyse vorzuneh-<br />
men. Kommandoteams des medizinischen Notdienstes der<br />
New Yorker Feuerwehr waren zur Stelle und installierten<br />
ihre Zelte auf dem Robert Moses Playground unmittelbar<br />
südlich der Vereinten Nationen. Auch das Schiff Marine l<br />
der New Yorker Feuerwehr hatte angelegt. In Situationen<br />
mit Gefahrenstoffen war die Gegenwart der Feuerwehr ge-<br />
setzlich vorgeschrieben. Viele Terroristenorganisationen<br />
verfolgen eine Strategie der verbrannten Erde. Wenn sie<br />
nicht siegen können, setzen sie alles daran, daß niemand<br />
siegt. Da einer der Terroristen spurlos aus dem Kranken-<br />
zimmer der UNO verschwunden war und die New Yorker<br />
Polizei nicht wußte, ob es noch weitere Komplizen gab,<br />
mußte sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Auch auf<br />
einen letzten Akt der Heimtücke.<br />
Paul Hood und seine Tochter hielten sich lange in den<br />
Armen, wobei Hood keinerlei Anstalten machte, seine Trä-<br />
nen zu verbergen. Harleigh wurde von heftigem Schluch-<br />
zen geschüttelt. Ihr Kopf lag an seiner Brust, und sie klam-<br />
merte sich an seine Arme. Einer der Sanitäter legte ihr eine<br />
Decke über die Schultern, bevor er Vater und Tochter den<br />
Weg zu den Zelten des Ärzteteams zeigte.<br />
»Wir müssen deiner Mutter Bescheid sagen«, sagte<br />
Hood unter Tränen.<br />
Harleigh nickte.<br />
Hinter ihnen stand Mike Rodgers und sah zu, wie Brett<br />
August von den Sanitätern weggetragen wurde. Er bot an,<br />
Sharon zu ihnen zu bringen. Dann erklärte er Hood, daß er<br />
sehr stolz auf ihn sei. Immer noch mit Tränen in den Augen<br />
schaute Hood ihm ins Gesicht und bedankte sich. Er wußte,<br />
daß ihn, nachdem Rodgers den Sicherheitsrat verlassen<br />
und er selbst ins Auditorium geschlichen war, nichts - we-<br />
der die Sorge um seine eigene Sicherheit noch nationale<br />
oder internationale Gesetze - davon abgehalten hätte, sich<br />
mit allen Mitteln um Harleighs Rettung zu bemühen.<br />
Hood und seine Tochter gingen mit Delegierten und Si-<br />
cherheitspersonal zu den Rolltreppen. Während sie nach<br />
unten fuhren, wagte er kaum, sich vorzustellen, was jetzt<br />
in ihrem Kopf vorging. Sie hielt ihn immer noch ganz fest<br />
und starrte mit gläsernen Augen vor sich hin. Sie stand<br />
nicht unter Schock, hatte keine der physischen Verletzun-<br />
gen erlitten, die hypovolämische, kardiogene, neurogene,<br />
septisch-toxische oder anaphylaktische Schockreaktionen<br />
hervorriefen. Aber das junge Mädchen hatte in den letzten<br />
fünf Stunden im Saal des Sicherheitsrats zusehen müssen,<br />
wie auf Menschen geschossen wurde, darunter eine ihrer