TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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nisation hartnäckig aufrechterhalten wurden, wider den<br />
gesunden Menschenverstand und die einfachsten Moralprinzipien.<br />
Grundsätze wie den, daß Terroristen Rechte hätten.<br />
53<br />
New York/New York - Sonntag, 0 Uhr 21<br />
Mit peinigenden Gedanken betrat Mala Chatterjee das Au-<br />
ditorium des Sicherheitsrats.<br />
Der Terrorist war auf dem Boden in Deckung gegan-<br />
gen. Chatterjee sah das Gesicht seiner Gefangenen, und im<br />
gleichen Moment erblickte sie die Waffe am Hinterkopf<br />
des Mädchens. Mitgefühl mit der Geisel durchzuckte sie<br />
wie physischer Schmerz; gleichzeitig empörte sie dieser<br />
terroristische Akt. In diesem Augenblick hätte sie alles ge-<br />
tan, um das Mädchen zu retten.<br />
Doch die Generalsekretärin war verunsichert von der<br />
Vorstellung, einen Mord zuzulassen, solange es möglicher-<br />
weise einen anderen Ausweg gab. Wenn sie sich wie diese<br />
Leute verhielt, wenn sie ohne Gewissensbisse und ohne<br />
Gesetz tötete, was für einen Sinn hätte ihr Leben dann? Sie<br />
wußte nicht einmal, ob dieser Mann wirklich jemanden<br />
umgebracht hatte, ob er überhaupt jemanden umbringen<br />
konnte.<br />
Langsam ging sie die Stufen hinunter. »Sie wollten mit<br />
mir sprechen«, sagte sie.<br />
»Nein, ich habe Ihnen ausrichten lassen herzukom-<br />
men«, entgegnete Downer. »Geschwätz liegt mir nicht. Ich<br />
will hier raus. Außerdem will ich das haben, weswegen<br />
ich gekommen bin.«<br />
»Ich möchte Ihnen helfen«, sagte Chatterjee. Am An-<br />
fang des Ganges blieb sie stehen. »Lassen Sie das Mädchen<br />
los.«<br />
»Kein Geschwätz mehr, habe ich gesagt!« schrie Downer.<br />
Harleigh wimmerte, als der Australier noch heftiger an ih-<br />
ren Haaren zerrte. »Da vorn strömt Giftgas aus dem Kani-<br />
ster. Ich brauche einen Platz, wo ich mit der jungen Dame<br />
darauf warten kann, daß ich endlich mein Geld und mei-<br />
nen Hubschrauber bekomme. Ich will sechs Millionen Dol-<br />
lar.«<br />
»In Ordnung«, sagte sie.<br />
In diesem Augenblick bemerkte Chatterjee, daß sich auf<br />
dem nördlichen Treppenaufgang etwas bewegte. Vorsich-<br />
tig spähte jemand über die Armlehne des letzten Sitzes.<br />
Dann erhob sich der Mann, der zurückgelassen worden<br />
war, ein klein wenig und legte den Zeigefinger an seine<br />
Lippen.<br />
Innerlich aufgewühlt, kämpfte die Generalsekretärin<br />
mit sich selbst. Würde sie einen Rettungsversuch unter-<br />
stützen oder wäre sie nur die Komplizin bei einem eiskal-<br />
ten Mord? Dieser amerikanische Soldat und sein Partner<br />
hatten die anderen Geiseln gerettet. Vielleicht hatten sie<br />
dabei töten müssen, aber das gab ihnen nicht das Recht<br />
weiterzumorden. Chatterjees Ziel war es immer gewesen,<br />
Konfliktlösungen ohne Blutvergießen zu finden. Solange<br />
sie noch eine Chance sah, würde sie nicht aufgeben. Au-<br />
ßerdem ging es hier auch um Vertrauen. Wenn sie den