TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Mailman zögerte.<br />
Abrupt änderte Rodgers die Schußrichtung seiner Waffe;<br />
statt auf die Hand des Terroristen zielte er nunmehr auf<br />
die Stirn von Lieutenant Mailman. »Lieutenant, ich sagte,<br />
ich will Sie hier raushaben.«<br />
Mailman fluchte und verließ das Auditorium rück-<br />
wärts.<br />
Rodgers kniete nieder, legte seine Pistole auf den Bo-<br />
den und streckte seine Hände in die Höhe. Dann ging er<br />
zur Treppe auf der Südseite des Auditoriums und stieg mit<br />
schnellen Schritten die Stufen hinauf. Er glaubte nicht, daß<br />
der Terrorist sich die Mühe machen würde, auf ihn zu<br />
schießen. Bis die Generalsekretärin hereinkam, war Rod-<br />
gers sein einziges Verbindungsglied zur Außenwelt.<br />
Zügig stieg er die Treppe hoch. Jetzt befand er sich fast<br />
auf Höhe der vierten Reihe von oben, wo der Terrorist<br />
Deckung gesucht hatte. Dann sah er Harleigh, die ihm den<br />
Rücken zudrehte. Das schlanke Mädchen konnte sich nicht<br />
bewegen; ihre Haare wurden straff nach hinten gezogen.<br />
Es war keine Überraschung für ihn, daß sie in dieser Situa-<br />
tion nicht weinte. Aus Gesprächen mit Kriegsgefangenen<br />
wußte Rodgers, daß Schmerz die Gedanken beschäftigte.<br />
Oft bedeutete der Schmerz eine Gnade, eine Ablenkung<br />
von Gefahr oder von einer scheinbar hoffnungslosen Si-<br />
tuation.<br />
Am liebsten hätte er etwas gesagt, um Harleigh zu er-<br />
mutigen. Doch er mußte alles vermeiden, was den Terrori-<br />
sten in irgendeiner Weise irritieren könnte. Auf jeden Fall<br />
so lange, wie ein Pistolenlauf gegen den Schädel des Mäd-<br />
chens gepreßt wurde.<br />
Rückwärts trat Rodgers durch die offene Tür, was ihm<br />
eine letzte Gelegenheit gab, zur Nordseite des Sicherheitsrats<br />
hinüberzuschauen. Von seiner Position aus sah er<br />
Brett August nicht. Entweder hatte sich der Colonel dicht<br />
an die Stuhlreihen geschmiegt, oder er war aufgrund des<br />
enormen Blutverlustes ohnmächtig geworden.<br />
Inständig hoffte Rodgers, daß dies nicht zutraf. Auch<br />
so war die Angelegenheit schon schwierig genug.<br />
Er trat auf den Korridor. Chatterjee stand vor ihm und<br />
sah ihn einen Augenblick lang an; dann legte sie ihre Hände<br />
auf den Kopf und ging zur Tür des Auditoriums.<br />
Kurzentschlossen hielt Rodgers seinen Arm vor die Ge-<br />
neralsekretärin, um ihr den Weg zu versperren. »Wissen<br />
Sie von dem Giftgas?« fragte er.<br />
»Der Lieutenant hat mich informiert«, erwiderte sie.<br />
Rodgers trat näher an sie heran. »Hat er Ihnen auch gesagt,<br />
daß noch einer meiner Männer da drin ist?« flüsterte<br />
er.<br />
Sie schien überrascht.<br />
»Der Terrorist glaubt, daß der Mann tot ist«, erklärte<br />
Rodgers. »Wenn Colonel August die Gelegenheit erhält,<br />
wird er schießen. Ich möchte vermeiden, daß Sie über-<br />
rascht reagieren und ihn verraten.«<br />
Chatterjees Gesichtsausdruck verdunkelte sich.<br />
Rodgers ließ seinen Arm sinken, und die Generalse-<br />
kretärin ging an ihm vorbei. Als sie den Sicherheitsrat<br />
betrat und die Tür hinter sich zuzog, fühlte Rodgers den<br />
Drang, ihr nachzulaufen und sie wieder herauszuziehen.<br />
Tief in seinem Bauch verspürte er Übelkeit; er hatte das<br />
Gefühl, daß Chatterjee trotz allem, was geschehen war,<br />
immer noch an ungeschriebene Grundsätze der Verein-<br />
ten Nationen glaubte. Grundsätze, die von der Weltorga-