TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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New York/New York - Sonntag, 0 Uhr 08<br />
Die Holztür des Sicherheitsrats öffnete sich nach außen.<br />
Colonel August stand im Türrahmen, gleichzeitig nach<br />
dem Killer Ausschau haltend und sich selbst als Ziel-<br />
scheibe anbietend. Er trug eine kugelsichere Weste und<br />
war bereit, die Kugeln auf sich zu lenken, wenn er damit<br />
einer Geisel das Leben rettete. Der Terrorist konnte keine<br />
Geisel erschießen, wenn er zur gleichen Zeit auf August<br />
feuerte.<br />
Als erste Person sah August ein schlankes Mädchen, das<br />
weniger als fünf Meter von ihm entfernt wimmernd und<br />
zitternd auf dem Boden kniete. Er war sich nicht sicher,<br />
wer sie war. Direkt hinter ihr stand der Terrorist. Aus den<br />
Augenwinkeln nahm August den Standort der anderen<br />
beiden wahr. Einer von ihnen befand sich ganz vorn im<br />
Auditorium, hinter dem halbrunden Tisch. Der andere<br />
stand direkt neben der Tür, die zum benachbarten Audito-<br />
rium des Treuhandrats führte.<br />
Alle Terroristen waren schwarz gekleidet und maskiert.<br />
Der Mann direkt vor ihm hielt die langen blonden Haare<br />
des Mädchens bei den Wurzeln über ihrer Stirn, so daß ihr<br />
Gesicht zur Decke gewandt war. Der Lauf seiner Pistole<br />
zeigte direkt auf ihren Scheitel.<br />
August hatte die Maske des Mannes im Visier, aber er<br />
wollte nicht zuerst schießen. Wenn er den Terroristen traf,<br />
konnte sich dessen Finger immer noch um den Auslöser<br />
krümmen und eine Kugel in den Schädel des Mädchens<br />
jagen. Im Unterbewußtsein wußte August, daß dies falsch<br />
war; wenn er den Mann im Visier hatte, sollte er schießen.<br />
Doch der Gedanke, daß es sich um Paul Hoods Tochter<br />
handeln könnte, ließ ihn innehalten.<br />
Der Terrorist zögerte und tat dann etwas für August<br />
völlig Überraschendes. Direkt hinter dem knienden Mäd-<br />
chen ließ er sich fallen, warf sich zur rechten Seite und roll-<br />
te hinter eine Sitzreihe. Dabei hielt er weiterhin die Haare<br />
des Mädchens fest und zerrte sie mit sich zwischen die Sit-<br />
ze. Offensichtlich wollte er keinen Schußwechsel. Und jetzt<br />
hatte er einen menschlichen Schutzschild.<br />
Verdammt noch mal, du hättest schießen sollen, tadelte August<br />
sich selbst. Statt sich um einen Terroristen weniger<br />
sorgen zu müssen, brachte er alle in Gefahr.<br />
Der Terrorist und das Mädchen lagen vier Reihen weiter<br />
unten. Mit einem schnellen Handgriff steckte August<br />
die Beretta in seiner rechten Hand in die Hosentasche,<br />
wandte sich zur linken Seite und lief lautlos auf nackten<br />
Füßen ein paar Meter hinter der Zuschauergalerie entlang.<br />
Dann griff er mit der freien Hand nach der Trennstange,<br />
die hinter der letzten Sitzreihe verlief. Mit einem Satz<br />
sprang er über die grünen Samtsitze und sofort weiter über<br />
die nächste Reihe. Jetzt war er nur noch zwei Reihen von<br />
dem Terroristen und dem Mädchen entfernt.<br />
»Downer, er folgt dir!« schrie einer der Terroristen mit<br />
französischem Akzent. »Direkt hinter dir ...«<br />
»Verschwinde, oder ich bring' sie um!« schrie Downer,<br />
der am Boden liegende Terrorist. »Ich blase ihr das gott-<br />
verdammte Gehirn aus dem Schädel!«