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TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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New York/New York - Sonntag, 0 Uhr 05<br />

Colonel August bewegte sich wie ein Leopard durch den<br />

stillen Park. Über diesem Sektor flogen keine Helikopter;<br />

sie warfen ihre Scheinwerfer auf den Komplex der Verein-<br />

ten Nationen und seine direkten Zugänge. Außer einem<br />

Restlicht von den Lichtkegeln vor dem Gebäude lagen die<br />

Büsche in der Dunkelheit.<br />

Augusts Schritte waren ausgreifend und sicher, sein<br />

Körper neigte sich vornüber, seine Balance war perfekt.<br />

Der hohe Einsatz stimulierte ihn, statt ihn zu lahmen.<br />

Trotz der mäßigen Aussichten war er begierig darauf, los-<br />

zuschlagen und sich selbst auf die Probe zu stellen. Und<br />

trotz der Tatsache, daß bei einem Kampf nichts garantiert<br />

werden konnte, war er doch zuversichtlich. Er glaubte an<br />

seine Ausbildung, seine Fähigkeiten und an die Notwen-<br />

digkeit seines Auftrags.<br />

Außerdem glaubte er an den Plan. Was General Rod-<br />

gers über die chaotischen, sich in permanentem Fluß<br />

befindlichen Eigenschaften der modernen Kriegführung<br />

gesagt hatte, entsprach absolut der Wahrheit. Doch eine<br />

Kommandoaktion gab einer Kampfeinheit die Gelegen-<br />

heit, dieses Chaos ein wenig einzuschränken.<br />

Die Kommandoaktion > Flaschenhals < ist ein klassisches<br />

Manöver, das, soweit dies geschichtlich nachzuvollziehen<br />

ist, zuerst von einer kleinen, zerlumpten russischen Bau-<br />

ernarmee unter der Führung von Prinz Alexander Newskij<br />

angewandt wurde. Im zwölften Jahrhundert kämpften<br />

die Russen gegen gut bewaffnete und von schweren<br />

Rüstungen geschützte teutonische Invasoren. Die einzige<br />

Möglichkeit, diese größere und besser ausgerüstete Ar-<br />

mee zu besiegen, bestand darin, sie auf einen zugefrore-<br />

nen See zu treiben, dessen Eis unter dem Gewicht der<br />

schweren Ausrüstungen schließlich nachgab. Praktisch<br />

alle feindlichen Soldaten ertranken. Diese Strategie war<br />

vom früheren Kommandeur der Strikers, Lieutenant<br />

Colonel Charles Squires, für unterbesetzte Angriffe adap-<br />

tiert worden.<br />

Die Idee bestand darin, ein Gelände auszuwählen, das<br />

genügend Schutz auf beiden Seiten der feindlichen Kräfte<br />

bot - wie etwa eine Schlucht, einen Wald oder ein Seeufer.<br />

Anschließend teilte man die Einheit, auch wenn sie noch<br />

so klein war, in zwei Kampftrupps. Einer umging den<br />

Feind, so daß sich der in der Mitte befand. Der andere<br />

Trupp der geteilten Einheit begann daraufhin einen Vor-<br />

marsch in engster Formation; er bewegte sich sozusagen<br />

in den Flaschenhals hinein. Der Feind konnte nicht fliehen,<br />

da verborgene Soldaten den Rückzug mit Heckenschützen<br />

behinderten. Und wenn der Feind einen Gegenangriff un-<br />

ternahm, konnte der Trupp im Flaschenhals vorne, rechts<br />

oder links zuschlagen.<br />

Wenn der Angriff die feindlichen Soldaten zurückwei-<br />

chen ließ, wurden sie von den Kräften überrascht, die sich<br />

in ihrem Rücken befanden. In diesem Moment griffen bei-<br />

de Trupps der geteilten Einheit massiv an. Gut ausgeführt<br />

und unter dem Schutz der Nacht oder entsprechender<br />

geografischer Gegebenheiten war es einer relativ kleinen<br />

Einheit mit einer Kommandoaktion Flaschenhals möglich,<br />

wesentlich stärkere Truppen zu besiegen.

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