TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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»Ich weiß nicht, was ich tun werde. Ich muß mich noch<br />
um ein paar persönliche Dinge kümmern.«<br />
»Sie sprechen von Ihrer Frau.«<br />
»Ja, ich spreche von Sharon«, bestätigte er sanft. »Wenn<br />
mir das gelingt, wird sich die Zukunft von allein regeln.«<br />
Hood hatte mit Absicht den Namen seiner Frau genannt,<br />
denn damit verlieh er ihr mehr Wirklichkeit und mehr Ge-<br />
genwart. Er tat dies, weil Ann ihn mehr als sonst bedräng-<br />
te. Dieser Moment war ihre letzte Gelegenheit, mit ihm<br />
hier zu sprechen, an einem Ort, der plötzlich wieder ge-<br />
füllt war mit Erinnerungen an ein langes und enges berufliches<br />
Verhältnis, an Triumph und Trauer und an sexuelle<br />
Spannung.<br />
»Darf ich Sie etwas fragen?« sagte Ann.<br />
»Natürlich.«<br />
Ihr Blick senkte sich, und mit leiser Stimme fragte sie:<br />
»Wie lange werden Sie es versuchen?«<br />
»Wie lange?« sagte Hood verhalten. Er schüttelte den<br />
Kopf. »Ich weiß es nicht, Ann. Ich weiß es wirklich nicht.«<br />
Er sah sie lange an. »Kann ich Sie auch etwas fragen?«<br />
»Aber sicher. Was immer Sie wollen.«<br />
Ihre Augen waren noch weicher als vorher. Er verstand<br />
nicht, warum er sich das antat. »Warum ich?« fragte er.<br />
Sie schien überrascht. »Warum ich mich um Sie sorge?«<br />
»Ist es das? Sorge?«<br />
»Nein«, gab sie leise zu.<br />
»Dann sagen Sie mir den Grund«, drängte er.<br />
»Ist das nicht offensichtlich?«<br />
»Ich glaube nicht. Gouverneur Vegas, Senator Kauf-<br />
mann, der Präsident der Vereinigten Staaten ... Sie sind<br />
einigen der mächtigsten Männern des Landes nahe<br />
gewesen. Ich bin nicht wie diese Männer. Ich bin vor der<br />
Politik davongelaufen, Ann.«<br />
»Nein, Sie haben sie aufgegeben«, korrigierte sie. »Das<br />
ist ein Unterschied. Sie sind gegangen, weil Sie genug hat-<br />
ten von den Intrigen, von politisch korrektem Verhalten,<br />
davon, jedes Wort auf die Goldwaage legen zu müssen.<br />
Ehrlichkeit ist sehr ansprechend, Paul. Intelligenz erst<br />
recht. Und noch mehr spricht es mich an, daß Sie die Ruhe<br />
bewahren, während all diese charismatischen Politiker<br />
und Generäle und internationalen Staatsmänner herumlaufen<br />
und mit ihren Säbeln rasseln.«<br />
»Der standhafte Paul Hood.«<br />
»Was soll daran falsch sein?«<br />
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Hood. Er erhob sich und<br />
nahm den Pappkarton. »Ich weiß nur, daß irgend etwas in<br />
meinem Leben falsch läuft, und ich muß dringend heraus-<br />
finden, was es ist.«<br />
Ann stand ebenfalls auf. »Wenn Sie dabei Hilfe brau-<br />
chen, stehe ich Ihnen zur Verfügung. Wenn Sie sich aus-<br />
sprechen möchten, einen Kaffee trinken oder Essen gehen<br />
möchten - rufen Sie mich einfach an.«<br />
»Das werde ich tun«, gab Hood lächelnd zur Antwort.<br />
»Und vielen Dank, daß Sie noch vorbeigekommen sind.«<br />
»Gern geschehen«, entgegnete sie.<br />
Er machte mit dem Karton eine Bewegung, um Ann an-<br />
zudeuten, daß sie vorgehen möge. Sie verließ das Büro mit<br />
energischen Schritten, ohne sich noch einmal umzublik-<br />
ken. Das Wissen, ob Traurigkeit oder Verlangen in ihren<br />
Augen lagen, blieb Hood erspart.