TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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nicht anrufen, es sei denn, sie hatten von den Ereignissen<br />
im Fernsehen gehört und eine Nachricht für sie hinterlas-<br />
sen. Gesundheitlich ging es ihnen nicht besonders gut, und<br />
sie neigten dazu, sich übermäßig Sorgen zu machen. Sie<br />
wollte sie nicht unnötig belasten.<br />
Aber ihre Mutter hatte bereits angerufen, weil sie die<br />
Fernsehberichte gesehen hatte. Also rief Sharon zurück<br />
und übermittelte, was man ihr mitgeteilt hatte - daß Si-<br />
cherheitsbeamte versuchten, auf dem Verhandlungsweg<br />
eine Lösung herbeizuführen, und daß es ansonsten noch<br />
keine Neuigkeiten gab.<br />
»Was meint Paul dazu?« fragte ihre Mutter.<br />
»Das weiß ich nicht, Mutter.«<br />
»Wieso nicht?«<br />
»Er ist mit einem der UN-Militäroffiziere weggegangen<br />
und noch nicht zurückgekommen«, erwiderte Sharon.<br />
»Wahrscheinlich versucht er zu helfen«, vermutete ihre<br />
Mutter.<br />
In diesem Moment wollte Sharon sagen: Er versucht im-<br />
mer zu helfen - anderen. Statt dessen sagte sie: »Ganz sicher<br />
versucht er das.«<br />
Ihre Mutter fragte, wie es ihr gehe, worauf Sharon ant-<br />
wortete, daß sie und die anderen Eltern sich an ihre Hoffnung<br />
klammerten und daß ihnen sonst nichts übrigbleibe.<br />
Sie versprach, wieder anzurufen, sobald sich etwas Neues<br />
ergab.<br />
Der Gedanke an Paul und seine Hingabe an andere ver-<br />
ärgerte sie. Sie wollte ihre Tochter zurückhaben und war<br />
zu jedem Opfer bereit, um sie zu retten. Doch sie wußte,<br />
daß Paul sich genauso engagiert hätte, wenn Harleigh<br />
nicht zu den Geiseln gehört hätte. Seit Beginn des Über-<br />
falls hatte Sharon kaum geweint, aber dieser Gedanke gab<br />
ihr den Rest.<br />
Sie wandte sich von den anderen Eltern ab und wischte<br />
sich die immer wieder nachströmenden Tränen aus dem<br />
Gesicht. Noch einmal versuchte sie, sich selbst davon zu<br />
überzeugen, daß Paul sich für Harleigh einsetzte. Und<br />
selbst wenn dem nicht so wäre, so würde doch alles, was<br />
er tat, auch Harleigh helfen.<br />
Doch sie fühlte sich jetzt sehr allein. Daß sie nicht wuß-<br />
te, wie es ihrer kleinen Tochter ging, ließ erneut die Wut in<br />
ihr aufsteigen. Wenn Paul sie doch wenigstens anrufen<br />
würde, um ihr zu sagen, was vor sich ging!<br />
Da kam ihr ein Gedanke. Sie nahm ein Papiertaschen-<br />
tuch aus ihrer Handtasche, schneuzte sich und griff zum<br />
Telefon - Paul hatte sein Handy dabei. Schnell wählte sie<br />
seine Nummer, von ihrer Wut in einer Weise gestärkt, wie<br />
es ihr Nachdenken nicht vermocht hatte.<br />
37<br />
New York/New York - Samstag, 23 Uhr 49<br />
Ty Sokha hockte immer noch neben dem Mädchen auf<br />
dem Boden. Im Moment konnte sie sonst nichts für die<br />
Amerikanerin tun, aber sie war schließlich nicht hier, um<br />
Menschenleben zu retten. Ihre Fürsorge gegenüber dem<br />
Mädchen diente nur einem einzigen Ziel: Sie wußte jetzt<br />
genau, welcher dieser Männer Iwan Georgiew war. Welcher<br />
mit jener Stimme sprach, die sie im Lager der Verein-<br />
ten Nationen gehört hatte, wenn er den nächsten Kunden