TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Arm Farris erwiderte das Lächeln und kam langsam ins<br />
Büro. Die Washington Times hatte sie einmal als eine der<br />
fünfundzwanzig begehrenswertesten geschiedenen Frau-<br />
en in der Hauptstadt der Nation bezeichnet. Fast sechs Jahre<br />
später traf diese Bezeichnung immer noch zu. Die Pres-<br />
sesprecherin des OP-Centers war knapp einen Meter<br />
siebzig groß. Sie trug einen engen schwarzen Rock und<br />
eine weiße Bluse. Ihre großen, dunklen, rostfarbenen Au-<br />
gen strahlten Wärme aus und besänftigten die Wut ein<br />
wenig, die Hood immer noch in sich spürte.<br />
»Ich hatte mir versprochen, daß ich Sie nicht mehr stö-<br />
re«, sagte die schlanke Frau.<br />
»Trotzdem sind Sie hier.«<br />
»Richtig.«<br />
»Aber Sie stören auch nicht.«<br />
Arm blieb neben dem Schreibtisch stehen und sah zu<br />
ihm hinunter. Ihre langen braunen Haare umrahmten ihr<br />
Gesicht und fielen vorn auf ihre Schultern. Während Hood<br />
ihre Augen und ihr Lächeln sah, mußte er an die vielen<br />
Gelegenheiten in den letzten zweieinhalb Jahren denken,<br />
bei denen sie ihn aufgerichtet, ihm geholfen und kein Ge-<br />
heimnis daraus gemacht hatte, daß ihr viel an ihm lag.<br />
»Ich wollte Sie nicht stören«, wiederholte sie. »Aber ich<br />
wollte mich auch nicht einfach nur so auf dem Fest verab-<br />
schieden.«<br />
»Natürlich. Ich bin froh, daß Sie gekommen sind.«<br />
Ann setzte sich auf den Rand des Schreibtisches. »Was<br />
werden Sie jetzt anfangen, Paul? Glauben Sie, daß Sie in<br />
Washington bleiben?«<br />
»Ich weiß es nicht. Vielleicht gehe ich zurück in die Welt<br />
der Finanzen«, erwiderte er. »Ich habe mich mit ein paar<br />
Leuten verabredet, wenn wir aus New York zurück sind.<br />
Wenn das nicht klappt, muß ich mir etwas anderes einfal-<br />
len lassen. Ich könnte mir auch vorstellen, mich in einer<br />
Kleinstadt auf dem Land niederzulassen und als Unter-<br />
nehmensberater zu arbeiten. Steuern, der Geldmarkt, ein<br />
Range Rover, Laub harken ... Es wäre sicher kein schlechtes<br />
Leben.«<br />
»Ich weiß. Ich habe es schon ausprobiert.«<br />
»Und Sie glauben nicht, daß mir so etwas liegen würde.«<br />
»Keine Ahnung«, antwortete sie. »Was machen Sie,<br />
wenn die Kinder einmal aus dem Hause sind? Mein Sohn<br />
kommt auch schon in die Pubertät, und ich fange an, mir<br />
Gedanken darüber zu machen, was ich tun möchte, wenn<br />
er in einer anderen Stadt studieren will.«<br />
»Und was werden Sie tun?« fragte Hood.<br />
»Wenn mich nicht ein wundervoller Mann in den be-<br />
sten Jahren mit schwarzen Haaren und braunen Augen<br />
nach Antigua oder Tonga entführt?« fragte sie zurück.<br />
»Ja«, entgegnete Hood errötend. »Wenn das nicht<br />
passiert.«<br />
»Dann kaufe ich wahrscheinlich auf irgendeiner dieser<br />
Inseln ein Haus und schreibe. Romane, nicht diesen Kram,<br />
den ich den Presseleuten hier in Washington täglich ser-<br />
viere. Es gibt ein paar Geschichten, die ich gern nieder-<br />
schreiben würde.«<br />
Arm Farris, die frühere Politikjournalistin und ehemali-<br />
ge Pressesekretärin des Senators von Connecticut, Bob<br />
Kaufmann, hatte mit Sicherheit einige Geschichten zu er-<br />
zählen. Geschichten von Propagandalügen und Affären,<br />
Dolchstoßlegenden aus den Hinterzimmern der Macht.<br />
Hood seufzte und blickte auf seinen leeren Schreibtisch.