TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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schulte.josefine23
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den Wolkenkratzer der First Avenue und zwang sich dabei, regelmäßig zu atmen. »Lassen Sie uns jetzt nicht im Stich«, beschwor Rodgers ihn. »Später werde ich Ihre Hilfe benötigen, und Sharon braucht Sie jetzt sofort.« Hood nickte, denn Rodgers hatte recht. Aber es gelang ihm kaum, sich von der verdammten Limousine zu lösen, von Mohalleys traurigem Gesicht und dem Horror jenes Augenblicks. »Ich gehe auf die andere Straßenseite«, fuhr Rodgers fort. »Brett trifft mich im CIA-Unterschlupf.« Abrupt schreckte Hood auf. Sein Blick wanderte zu Rodgers. »Brett?« »Auf dem Weg zum Terminal kurz nach unserer Lan- dung haben wir die Militärpolizei vom Flugzeug aus ge- sehen«, erklärte Rodgers. »Uns war klar, was sie am Flug- hafen wollten. Brett hat mir versichert, daß er irgendwie verschwindet und mich hier trifft.« Um die Mundwinkel des Generals zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. »Sie kennen doch Brett. Er läßt sich von niemandem sagen, daß er weglaufen soll.« Hood fand ein wenig zu sich. Wer immer das Opfer war, weitere Menschenleben standen auf dem Spiel. Mit einem Blick zum Turm des Außenministeriums wandte er sich zum Gehen. »Ich muß jetzt los.« »Ich weiß«, sagte Rodgers. »Kümmern Sie sich jetzt um Sharon.« »Sie haben meine Handy-Nummer ...« »Habe ich«, bestätigte Rodgers. »Sobald wir etwas her- ausfinden oder neue Ideen haben, melde ich mich.« Hood dankte ihm und machte sich auf den Weg zum Außenministerium. 28 New York/New York - Samstag, 23 Uhr 32 Georgiew trug gerade das Mädchen, das in panischer Angst losgelaufen war, an seinen Platz zurück, als Barbara Mathis getroffen wurde. Downer, der den Schuß abgefeu- ert hatte, lief von oben herunter. Barone hatte das Mäd- chen angeschrien, sofort stehenzubleiben; jetzt kam er ebenfalls hinzugelaufen. Ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit erhob sich die Ehefrau eines asiatischen Delegierten vom Tisch und ging zu Barbara hinüber. Sie war intelligent und bewegte sich mit langsamen Schritten. Als sie sie erreicht hatte, drehte sie der Tür den Rücken zu; sie hatte keinerlei Ab- sicht zu fliehen. Der Bulgare schickte sie nicht zurück. Nachdem sie ihre Handtasche abgesetzt hatte, kniete sich die Asiatin neben das Mädchen und entfernte das blutge- tränkte Kleid aus der Umgebung der Wunde. Die Kugel hatte Barbara an der linken Seite getroffen, und aus der kleinen Öffnung sickerte Blut. Sie bewegte sich nicht; ihre schmalen Arme lagen bleich und regungslos neben ihrem Körper. Georgiew ging weiter zum halbrunden Tisch. Dabei fragte er sich, ob sie die ganze Geschichte geplant hatten: Ein Mädchen rennt schreiend in die eine Richtung, zieht dabei die Aufmerksamkeit aller auf sich, während das an-

dere Mädchen in die entgegengesetzte Richtung läuft und versucht, aus dem Saal zu fliehen. Wenn dem so war, dann war es ein cleveres und gefährliches Manöver - ganz nach Georgiews Geschmack. Aber genau wie einige Mädchen, die damals in Kambodscha für ihn gearbeitet hatten - ein paar nicht älter als dieses hier -, war sie ungehorsam ge- wesen. Und sie war dafür bestraft worden. Leider schienen die anderen Geiseln daraus keine Lehre zu ziehen. Inzwischen wurden einige erstaunlich mu- tig, von Angst getrieben oder von Entsetzen und Wut dar- über, was mit dem Mädchen und den beiden Delegierten geschehen war. Massenhysterie, selbst unter Geiseln, konnte jede Vernunft untergraben. Wenn sie sich gegen ihn wandten, mußte er sie erschießen. Damit würde er sich seines Vorteils berauben, und außerdem würden die Si- cherheitskräfte durch die Schüsse und das Geschrei darin bestärkt werden, den Saal zu stürmen. Natürlich würde er sie erschießen, wenn es sein mußte. Zur Flucht brauchte er eigentlich nur ein paar Kinder. Sogar ein einziges würde im Zweifel ausreichen. Plötzlich erhoben sich zwei andere Delegierte. Das kam dabei heraus, wenn man einer Person ein wenig mehr Frei- heit ließ. Alle glaubten jetzt, das gelte auch für sie. Geor- giew drückte die verstörte Laura in ihren Sitz, wo sie schluchzend sitzenblieb. Den Delegierten befahl er, sich wieder hinzusetzen. Wenn zu viele Leute herumstanden, konnte wieder jemand in die Versuchung geraten, einen Fluchtversuch zu unternehmen. »Aber das Mädchen ist verletzt!« rief einer der Delegier- ten. »Sie braucht Hilfe.« Georgiew hob seine Waffe. »Bis jetzt habe ich mir den nächsten Todeskandidaten noch nicht ausgesucht. Machen Sie mir die Wahl nicht zu leicht.« Die Geiseln setzten sich. Der Mann, der gesprochen hatte, sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber seine Frau flehte ihn an, still zu sein. Der andere Delegierte schaute traurig zu Barbara hinüber. Auf der rechten Seite schluchzte Continis Frau hy- sterisch vor sich hin, während eine der anderen Ehefrauen sie in den Armen hielt, damit sie nicht laut los- heulte. Vandal holte die Musiklehrerin zurück und befahl ihr, sich ebenfalls hinzusetzen. Mrs. Dorn bestand darauf, daß sie für Barbara verantwortlich sei und ihr unbedingt helfen müsse, doch Vandal stieß sie zurück. Noch einmal ver- suchte sie aufzustehen. Wütend drehte sich Georgiew zu ihr, zielte mit der Pistole auf ihren Kopf und kam auf sie zu. Vandal machte einen Schritt zurück. »Noch ein einziges Wort von Ihnen oder von sonst jemandem, und ich drücke ab«, zischte er durch die Zähne. »Nur noch ein Wort.« Georgiew beobachtete, wie die Nasenflügel der Frau bebten und ihre Augen ihn weit aufgerissen anstarrten, genau wie bei den Huren in Kambodscha. Aber sie hielt den Mund. Widerstrebend setzte sie sich an ihren Platz und kümmerte sich um das Mädchen, das zuerst aufge- sprungen war. Nach einem Moment des Zögerns kehrte Vandal an sei- nen Posten zurück. Downer und Barone kamen gleichzei- tig bei Georgiew an. Barone schob sich ganz nah an den Australier heran. »Bist du verrückt?« fauchte er.

dere Mädchen in die entgegengesetzte Richtung läuft und<br />

versucht, aus dem Saal zu fliehen. Wenn dem so war, dann<br />

war es ein cleveres und gefährliches Manöver - ganz nach<br />

Georgiews Geschmack. Aber genau wie einige Mädchen,<br />

die damals in Kambodscha für ihn gearbeitet hatten - ein<br />

paar nicht älter als dieses hier -, war sie ungehorsam ge-<br />

wesen. Und sie war dafür bestraft worden.<br />

Leider schienen die anderen Geiseln daraus keine Lehre<br />

zu ziehen. Inzwischen wurden einige erstaunlich mu-<br />

tig, von Angst getrieben oder von Entsetzen und Wut dar-<br />

über, was mit dem Mädchen und den beiden Delegierten<br />

geschehen war. Massenhysterie, selbst unter Geiseln,<br />

konnte jede Vernunft untergraben. Wenn sie sich gegen<br />

ihn wandten, mußte er sie erschießen. Damit würde er sich<br />

seines Vorteils berauben, und außerdem würden die Si-<br />

cherheitskräfte durch die Schüsse und das Geschrei darin<br />

bestärkt werden, den Saal zu stürmen.<br />

Natürlich würde er sie erschießen, wenn es sein mußte.<br />

Zur Flucht brauchte er eigentlich nur ein paar Kinder. Sogar<br />

ein einziges würde im Zweifel ausreichen.<br />

Plötzlich erhoben sich zwei andere Delegierte. Das kam<br />

dabei heraus, wenn man einer Person ein wenig mehr Frei-<br />

heit ließ. Alle glaubten jetzt, das gelte auch für sie. Geor-<br />

giew drückte die verstörte Laura in ihren Sitz, wo sie<br />

schluchzend sitzenblieb. Den Delegierten befahl er, sich<br />

wieder hinzusetzen. Wenn zu viele Leute herumstanden,<br />

konnte wieder jemand in die Versuchung geraten, einen<br />

Fluchtversuch zu unternehmen.<br />

»Aber das Mädchen ist verletzt!« rief einer der Delegier-<br />

ten. »Sie braucht Hilfe.«<br />

Georgiew hob seine Waffe. »Bis jetzt habe ich mir den<br />

nächsten Todeskandidaten noch nicht ausgesucht. Machen<br />

Sie mir die Wahl nicht zu leicht.«<br />

Die Geiseln setzten sich. Der Mann, der gesprochen hatte,<br />

sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber seine Frau<br />

flehte ihn an, still zu sein. Der andere Delegierte schaute<br />

traurig zu Barbara hinüber.<br />

Auf der rechten Seite schluchzte Continis Frau hy-<br />

sterisch vor sich hin, während eine der anderen Ehefrauen<br />

sie in den Armen hielt, damit sie nicht laut los-<br />

heulte.<br />

Vandal holte die Musiklehrerin zurück und befahl ihr,<br />

sich ebenfalls hinzusetzen. Mrs. Dorn bestand darauf, daß<br />

sie für Barbara verantwortlich sei und ihr unbedingt helfen<br />

müsse, doch Vandal stieß sie zurück. Noch einmal ver-<br />

suchte sie aufzustehen. Wütend drehte sich Georgiew zu<br />

ihr, zielte mit der Pistole auf ihren Kopf und kam auf sie<br />

zu. Vandal machte einen Schritt zurück.<br />

»Noch ein einziges Wort von Ihnen oder von sonst jemandem,<br />

und ich drücke ab«, zischte er durch die Zähne.<br />

»Nur noch ein Wort.«<br />

Georgiew beobachtete, wie die Nasenflügel der Frau<br />

bebten und ihre Augen ihn weit aufgerissen anstarrten,<br />

genau wie bei den Huren in Kambodscha. Aber sie hielt<br />

den Mund. Widerstrebend setzte sie sich an ihren Platz<br />

und kümmerte sich um das Mädchen, das zuerst aufge-<br />

sprungen war.<br />

Nach einem Moment des Zögerns kehrte Vandal an sei-<br />

nen Posten zurück. Downer und Barone kamen gleichzei-<br />

tig bei Georgiew an. Barone schob sich ganz nah an den<br />

Australier heran.<br />

»Bist du verrückt?« fauchte er.

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