TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND
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Abschuß auf Japan. Hoods Stellvertreter, General Mike<br />
Rodgers, hatte ihm das Fragment zur Erinnerung mitge-<br />
bracht.<br />
Mein Stellvertreter, dachte Hood. Offiziell würde der Di-<br />
rektor noch zwei Wochen Urlaub machen, bevor seine<br />
Kündigung wirksam wurde. In der Zwischenzeit war<br />
Mike der amtierende Direktor. Und Hood hoffte, daß der<br />
Präsident Mike dann zu seinem Nachfolger bestimmte. Es<br />
wäre ein schrecklicher Schlag für Mike, wenn jemand an-<br />
deres für den Posten ausgewählt werden würde.<br />
Hood griff nach dem Nodong-Fragment. Es war, als<br />
hielte er einen Teil seines Lebens in der Hand. Der Angriff<br />
auf Japan war in letzter Minute verhindert, ein bis zwei<br />
Millionen Menschenleben gerettet worden. Trotzdem hat-<br />
te es Tote gegeben. Solche Andenken waren zwar leblose<br />
Gegenstände, die von ihnen hervorgerufenen Erinnerun-<br />
gen jedoch von lebhafter Intensität.<br />
Er legte das Metallstück in den Karton zurück. Plötzlich<br />
kam ihm das Summen der Deckenlüftung ungewöhnlich<br />
laut vor. Oder lag es daran, daß es in seinem Büro so still<br />
war? Das Nachtteam war bei der Arbeit, und kein Telefon<br />
klingelte. Auch Schritte waren nicht zu hören, niemand<br />
kam oder ging an seinem Büro vorbei.<br />
Rasch sah Hood sich die anderen Andenken in der obersten<br />
Schublade seines Schreibtisches an.<br />
Da waren Postkarten seiner Kinder, die sie ihm aus den<br />
Ferien bei ihrer Großmutter geschrieben hatten. Beim letz-<br />
tenmal waren sie und Sharon nicht wegen der Ferien dort,<br />
sondern weil seine Frau überlegte, ob sie ihn verlassen soll-<br />
te. Dann die Bücher, die er auf langen Flügen gelesen hatte<br />
und deren Ränder mit Notizen beschrieben waren. Diese<br />
Notizen sollten ihn an Dinge erinnern, die er am Ankunfts-<br />
ort erledigen mußte oder wenn er zurückkam. Und der<br />
Messingschlüssel des Zimmers des Hamburger Hotels, in<br />
dem er Nancy Jo Bosworth wiedergetroffen hatte, die er<br />
einst geliebt hatte und heiraten wollte. Nancy war vor über<br />
zwanzig Jahren aus seinem Leben verschwunden, ohne<br />
eine Erklärung zu hinterlassen.<br />
Hood hielt den Messingschlüssel in der Hand und widerstand<br />
dem Drang, ihn in die Hosentasche zu stecken<br />
und sich für einen Moment wieder wie in dem Hotel zu<br />
fühlen. Statt dessen legte er ihn in die Schachtel. Die Rück-<br />
kehr - und sei es auch nur in Gedanken - zu der Frau, die<br />
ihn auf diese Weise verlassen hatte, würde ihm sicherlich<br />
nicht dabei helfen, seine Ehe zu retten.<br />
Er schloß die obere Schublade. Er hatte Sharon verspro-<br />
chen, daß er sie ein letztes Mal auf Firmenkosten groß zum<br />
Essen ausführen würde, und er würde Wort halten. Von<br />
den Büroangestellten hatte er sich bereits verabschiedet,<br />
und die Abteilungsleiter hatten am Nachmittag eine Über-<br />
raschungsparty für ihn veranstaltet - obwohl die Überra-<br />
schung nicht ganz geklappt hatte. Bob Herbert hatte an alle<br />
eine E-Mail geschickt, jedoch vergessen, Hoods E-Mail-<br />
Adresse von seiner Liste zu entfernen. Paul hatte sich über-<br />
rascht gestellt, als er in den Konferenzraum kam. Er war<br />
nur froh darüber, daß Herbert solche Fehler normalerwei-<br />
se nicht unterliefen.<br />
Er öffnete die untere Schublade, nahm sein privates<br />
Adreßbuch heraus, dann die CD-ROM mit den Kreuzworträtseln,<br />
die er nicht ein einziges Mal gebraucht hatte, und