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TOM CLANCY'S AUSNAHMEZUSTAND

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25<br />

New York/New York - Samstag, 23 Uhr 29<br />

»Sie werden es noch einmal tun.« Die dunkelblonde Laura<br />

Sabia, die links von Harleigh Hood, saß, starrte blicklos vor<br />

sich hin und zitterte schlimmer als vorher. Es schien, als<br />

ob sie Schüttelfrost hätte. Wieder legte Harleigh ihre Fingerspitzen<br />

auf die Hand des Mädchens, um sie etwas zu<br />

beruhigen.<br />

»Sie werden ihn umbringen«, sagte Laura.<br />

»Schhhh«, flüsterte Harleigh.<br />

Rechts von Harleigh ließ Barbara Mathis die Terroristen<br />

keinen Moment aus den Augen. Die Violinistin mit dem<br />

rabenschwarzen Haar saß kerzengerade auf ihrem Stuhl<br />

und machte einen äußerst angespannten Eindruck. Har-<br />

leigh kannte diesen Anblick, denn Barbara gehörte zu der<br />

Sorte von Musikern, die regelrecht platzen, wenn jemand<br />

sie durch ein Geräusch in ihrer Konzentration stört. Es<br />

schien, als wäre Barbara kurz vor diesem Punkt angelangt.<br />

Hoffentlich nicht, dachte Harleigh.<br />

Die Mädchen sahen zu, wie die maskierten Männer den<br />

Delegierten die Treppe hochschafften. Auf einer der Stufen<br />

fiel das Opfer auf Hände und Knie, schluchzte laut und<br />

stieß mit hoher Stimme italienische Worte hervor. Der<br />

maskierte Mann, den sie für einen Australier hielt, griff ihn<br />

hinten am Kragen und zog ihn mit Gewalt nach oben. Die<br />

Arme des Italieners wirbelten herum, und er fiel vornüber.<br />

Der Maskierte fluchte, ging in die Hocke und schob dem<br />

Mann die Pistole zwischen die Beine. Dann sagte er etwas<br />

zu dem Italiener, der daraufhin umgehend nach einer<br />

Stuhllehne griff und schnell auf die Füße kam. Die Män-<br />

ner gingen weiter in Richtung Tür.<br />

In der Nähe der jungen Musiker, in der Mitte des hufei-<br />

senförmigen Tisches, tröstete die Frau eines Delegierten<br />

eine andere Frau. Sie preßte sie an sich und hielt ihr die<br />

Hand auf den Mund. Harleigh nahm an, daß sie die Frau<br />

des italienischen Delegierten war, der jetzt sterben sollte.<br />

Laura wurde inzwischen wie von elektrischen Stößen<br />

geschüttelt. So etwas hatte Harleigh noch nie gesehen; sie<br />

schloß ihre Finger um Lauras Hände und drückte sie mit<br />

aller Kraft.<br />

»Du mußt dich beruhigen«, flüsterte sie.<br />

»Es geht nicht«, erwiderte Laura. »Ich bekomme keine<br />

Luft mehr. Ich muß hier raus!«<br />

»Bald«, entgegnete Harleigh. »Sie werden uns hier raus-<br />

holen. Lehn dich zurück und schließ die Augen. Versuch,<br />

dich zu entspannen.«<br />

Einmal hatte Harleighs Vater zu ihr und ihrem Bruder<br />

gesagt, wenn sie jemals in eine solche Situation kommen<br />

sollten, müßten sie vor allen Dingen die Nerven behalten.<br />

Sich unsichtbar machen. Die Sekunden zählen, hatte er ge-<br />

sagt, nicht die Minuten oder die Stunden. Je länger eine<br />

Geiselnahme dauert, desto besser die Chancen für eine<br />

friedliche Verhandlungslösung. Desto besser die Chancen<br />

zum Überleben. Wenn es Fluchtmöglichkeiten gab, unbe-<br />

dingt den gesunden Menschenverstand gebrauchen. Die<br />

Frage, die sie sich stellen mußte, war nicht: Besteht die Möglichkeit,<br />

es zu schaffen? Die richtige Frage war: Besteht die<br />

Möglichkeit, es nicht zu schaffen? Wenn die Antwort auf die-

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