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Mat.-Nr. 06051-5110<br />

Deutschland 6,80 €<br />

1 0<br />

Facebook, Twitter, Blogs<br />

und massenweise E-Mails:<br />

So bekommen Unternehmer<br />

die digitalen Medien in <strong>de</strong>n<br />

Griff. Ab Seite 24 bändigen<br />

4 194333 006801<br />

Das Magazin für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

OKTOBER 2011<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Thomas Breinig (l.) und Jürgen<br />

Herrmann haben in Frankfurt (O<strong>de</strong>r)<br />

mehrere Unterseeboote für die Touristik<br />

gebaut. Jetzt hoffen die bei<strong>de</strong>n<br />

Tüftler auf viele Kun<strong>de</strong>n, die einfach<br />

mal abtauchen wollen. Seite 12<br />

WACHSEN MIT SYSTEM<br />

In <strong>de</strong>r Franchise-Branche stehen die<br />

Zeichen auf Expansion. Aber die Geschäftsi<strong>de</strong>e<br />

muss stimmen. Seite 34<br />

ZUM BEZAHLEN ERMUNTERN<br />

Mit <strong>de</strong>m richtigen For<strong>de</strong>rungsmanagement<br />

treiben Chefs erfolgreich<br />

Außenstän<strong>de</strong> ein. Seite 52


Abb. enthält Son<strong>de</strong>rausstattung.<br />

DER NEUE FIAT DUCATO<br />

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Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, seit es so einfach und kostengünstig gewor<strong>de</strong>n<br />

ist, wildfrem<strong>de</strong> Menschen mit „Informationen“ zu überschütten, gibt es kein<br />

Halten mehr. Die sagenhaft schnelle E-Mail-Kommunikation, ehemals als Segen<br />

gefeiert, bringt inzwischen viele Unternehmer zum Fluchen. 1.500 Nachrichten<br />

im elektronischen Briefkasten nach gera<strong>de</strong> einmal zwei Wochen Abwesenheit<br />

sind keine Seltenheit, und da hat <strong>de</strong>r Spam-Filter <strong>de</strong>n auffälligsten Müll bereits<br />

aussortiert. Schon wer dieser Flut Herr wer<strong>de</strong>n und Wichtiges von Wertlosem<br />

trennen will, braucht gute Strategien.<br />

Und jetzt hat sich mit <strong>de</strong>n sozialen Netzwerken ein weiteres Medium etabliert,<br />

das bei konsequentem Gebrauch viel Energie kostet – aber immerhin auch<br />

Ertrag verspricht. Xing, LinkedIn, Facebook, Twitter und Blogs rufen nach<br />

Aufmerksamkeit, und mancher Firmenchef, <strong>de</strong>r bislang skeptisch war, stellt sich<br />

die Frage: Soll und muss ich da mitmachen? Wenn ja, wo bieten sich die größten<br />

Chancen für mein Unternehmen? Und vor allem: Wer kümmert sich mit welchem<br />

Aufwand um die Betreuung dieser Netzwerke?<br />

Mit unserer Titelgeschichte ab Seite 24 möchten wir Ihnen diese Fragen beantworten.<br />

Beispielhaft schil<strong>de</strong>rn Firmchefs, wie sie Social Media erfolgreich für die<br />

Kun<strong>de</strong>ngewinnung und Kun<strong>de</strong>nbindung nutzen. Experten geben Tipps für die<br />

Auswahl <strong>de</strong>s richtigen Netzwerks und <strong>de</strong>n professionellen Einstieg. Und damit<br />

für das neue Medium genug Raum bleibt, erhalten Sie zusätzlich einige Hilfen,<br />

um die E-Mail-Flut zu kanalisieren und Zeitdiebe auszusperren.<br />

ProFirma 10 2011<br />

Chefredakteur Dieter Römer<br />

Sperren Sie Zeitdiebe aus!<br />

Eine anregen<strong>de</strong> Lektüre wünscht Ihnen<br />

dieter.roemer@profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma PROFESSIONAL<br />

Wissen und Werkzeuge für Unternehmer.<br />

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14. Oktober 2011, Ten Towers, München<br />

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Inhalt 10.2011<br />

Titelthema:<br />

Die Informationsfl ut<br />

bändigen<br />

Facebook, Twitter, Blogs und<br />

massenweise E-Mails: So bekommen<br />

Unternehmer die digitalen Medien in<br />

<strong>de</strong>n Griff.<br />

28 Social Media Was Experten <strong>de</strong>m<br />

Mittelstand empfehlen.<br />

08<br />

Erfi n<strong>de</strong>r Karl Kolmsee will mit seinem<br />

Mikrokraftwerk Menschen in Schwellenlän<strong>de</strong>rn<br />

zu einer wirtschaftlichen Basis verhelfen.<br />

34<br />

Auf Wachstumskurs Unternehmen wie<br />

McDonald´s bauen ihr Geschäft weiter aus.<br />

24<br />

08 Wir Unternehmer<br />

08 Innovator <strong>de</strong>s Monats Das Mikrowasserkraftwerk von Karl Kolmsee.<br />

10 Re<strong>de</strong>zeit Johannes Schmeer, Management-Coach, glaubt,<br />

dass Unsicherheit ein wichtiger Antriebsfaktor für Innovationen ist.<br />

12 Unternehmerporträt Jürgen Herrmann und Thomas Breinig haben<br />

ein Mini-U-Boot für Touristen entwickelt. Noch hapert es bei <strong>de</strong>r<br />

Vermarktung.<br />

18 Mittelstand 2.0 MyParfum: Veilchen trifft Kirschblüte.<br />

20 Auszeit Die Geschichte von Zimmer 10 im Hotel Nord-Pinus in Arles.<br />

22 Wirtschaft & Politik Wolfram Müller über die Potenziale <strong>de</strong>r<br />

Energiewen<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Mittelstand.<br />

24 Unternehmensführung<br />

24 Titelthema Social Media Die neuen sozialen Netzwerke lassen<br />

die Informationsfl ut anschwellen. Richtig eingesetzt, sind sie aber<br />

eine interessante Kommunikationsplattform, um das Geschäft<br />

anzukurbeln.<br />

33 Quer<strong>de</strong>nker Prof. Martin Beck über <strong>de</strong>n gedankenlosen Umgang<br />

mit <strong>de</strong>m Begriff „überqualifi ziert“.<br />

34 Vertrieb und Verkauf Franchising setzt auf die Expansion.<br />

40 Interview Der Unternehmer Dr. Christoph Beumer über <strong>de</strong>n Wert<br />

richtiger Partnerschaften.<br />

42 Recht Arbeitgeber unterschätzen oft die rechtlichen Probleme,<br />

wenn Mitarbeiter in Teilzeit wechseln.<br />

4 ProFirma 10 2011


46 Finanzen & Steuern<br />

46 GmbH-Chef Ziehen die Gesellschafter nicht an einem Strang,<br />

kann das Unternehmen in Existenznöte geraten.<br />

50 Trends Die Aktien vieler großer Firmen bieten eine <strong>de</strong>utlich<br />

bessere Verzinsung als Anleihen.<br />

52 For<strong>de</strong>rungsmanagement Wenn Kun<strong>de</strong>n nicht zahlen wollen,<br />

sollten Unternehmen nicht zu früh aufgeben.<br />

56 Versicherungen Die Prämien für Flotten steigen.<br />

Firmenchefs müssen sich aber nicht alles gefallen lassen.<br />

59 Soll & Haben Geldanlageexperte Gabriel Hopmeier über<br />

Kostenkontrolle versus Renditeträume.<br />

60 Steuertrends Geburtstagsfeier ist Privatsache.<br />

62 Steuertipp Neue Urteile und Anweisungen.<br />

64 Umsatzsteuer Das Reverse-Charge-Verfahren.<br />

65 Einkommensteuer Überraschen<strong>de</strong> Urteile <strong>de</strong>s BFH.<br />

66 IT & Investition<br />

Special Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

66 Produktion Niedriglohnlän<strong>de</strong>r liefern manchmal schlechte Qualität.<br />

Viele Unternehmen kehren daher wie<strong>de</strong>r nach Deutschland zurück.<br />

74 Geschäftswagen Fahren<strong>de</strong> Prämien.<br />

78 Cole‘s Corner Karaoke fürs Kin<strong>de</strong>rzimmer.<br />

80 IT-Security Datendiebe wer<strong>de</strong>n immer dreister. Kleinere und mittlere<br />

Betriebe müssen wirkungsvollere Vorsorge treffen.<br />

84 Business English<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

ProFirma 10 2011<br />

Lektion 19 Was im Deutschen<br />

höfl ich klingt, muss es im<br />

Englischen nicht sein. In dieser<br />

Lektion lernen Sie, Anfragen auf<br />

Englisch charmant zu formulieren.<br />

Das Portal für <strong>de</strong>n innovativen Unternehmer<br />

Rubriken<br />

03 Editorial<br />

06 ProFirma Professional<br />

88 Rückschau, Termine<br />

89 Vorschau, Impressum<br />

90 Schluss mit lustig (38)<br />

Diese vier ausgewählten Arbeitshilfen aus <strong>de</strong>m umfangreichen Angebot von<br />

ProFirma Professional haben wir in diesem Monat für Sie kostenlos freigeschaltet:<br />

■ Fachbeitrag Social Media in Kleinunternehmen.<br />

■ Musterlösung Integriertes For<strong>de</strong>rungsmanagement.<br />

■ Fachbeitrag Risikomanagement und optimaler Versicherungsschutz.<br />

■ Checkliste Die wichtigsten Schritte zur IT-Sicherheit.<br />

Gratis-<br />

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Die vier<br />

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brauche ich für das Bankgespräch? Darf das Finanzamt mir Einnahmen einfach unterstellen?<br />

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unterstützt Sie in <strong>de</strong>r täglichen Arbeit mit praktischen Rechnern, Checklisten, Mustertexten und Fachbeiträgen<br />

zu <strong>de</strong>n Themen Unternehmensführung, Marketing, Vertrieb, Personal, Steuern und Finanzen.<br />

DAS TOP-THEMA DES MONATS<br />

Mit <strong>de</strong>m Top-Thema <strong>de</strong>s Monats bietet ProFirma Professional seinen<br />

Abonnenten eine Zusammenstellung von Fachbeiträgen und Arbeitshilfen<br />

zu einem aktuellen Thema.<br />

Unternehmensstrategie<br />

Eine gute Strategie beinhaltet strategische Ziele und Maßnahmen<br />

im Einklang mit <strong>de</strong>n eigenen Fähigkeiten und <strong>de</strong>n wirtschaftlichtechnischen<br />

Bedingungen. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie eine<br />

Strategie entwickeln und umsetzen. <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2738891<br />

Strategische Kun<strong>de</strong>nausrichtung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2391095<br />

Planung und Budgetierung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1722171<br />

Tipps zum Business-Plan <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 1372080<br />

NEU IM PROFESSIONAL<br />

Eine kleine Auswahl von neuen Dokumenten und Arbeitshilfen auf<br />

ProFirma Professional.<br />

■ Risikomanagement <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2707429<br />

Der Prozess <strong>de</strong>s Risikomanagements glie<strong>de</strong>rt sich in die Phasen Risikoanalyse,<br />

Risikoplanung und -steuerung sowie Risikoüberwachung.<br />

■ Persönliche E-Mail-Organisation <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2675720<br />

Der wichtigste Schritt zu einer effi zienten E-Mail-Nutzung ist die<br />

Einsicht, dass <strong>de</strong>r Mensch und nicht die Maschine bestimmen muss,<br />

wie wichtig eine Nachricht ist.<br />

■ Checkliste: Fit für die E-Bilanz <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2735756<br />

Anhand <strong>de</strong>r Checkliste können Sie für Ihr Unternehmen prüfen, ob Sie<br />

die Voraussetzungen zur Umsetzung <strong>de</strong>s Projekts E-Bilanz erfüllen.<br />

■ Musterrechnung <strong>Haufe</strong>-In<strong>de</strong>x: 2730452<br />

Im Muster sind alle Angaben enthalten, die eine Rechnung enthalten<br />

muss, damit <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug erhalten bleibt.<br />

THEMEN IM OKTOBER<br />

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ProFirma Professional bietet Abonnenten regelmäßig kostenfreie<br />

Online-Seminare zu aktuellen Themen o<strong>de</strong>r Fragen an.<br />

Informieren Sie sich bequem und vom eigenen Schreibtisch aus<br />

über neueste Entwicklungen.<br />

Nächstes Thema:<br />

Online-PR: So kommen Sie in die Medien<br />

Freitag, 21. Oktober 2011, 10 Uhr, Dauer zirka 60 Minuten,<br />

die Teilnahmegebühr ist in Ihrem Abo enthalten.<br />

Jounrnalisten wollen statt umfangreicher E-Mail- o<strong>de</strong>r Newsletter-Mitteilungen<br />

kurze, interessante Hinweise, nach <strong>de</strong>nen<br />

sie selbst zielgerichtet weiterrecherchieren. Dabei erwarten<br />

sie eine Online-Pressestelle auf <strong>de</strong>r Firmen-Website, Text- und<br />

Bildmaterial inklusive. Das Seminar hilft Unternehmern dabei,<br />

in Online-Medien, lokalen Zeitungen und Fachzeitschriften zu<br />

erscheinen. Welche Text- und Bildformate sind gefragt? Wie ist<br />

eine Online-Pressemeldung aufgebaut? Welche Ansprechpartner<br />

müssen erreichbar sein? Diese Fragen beantwortet Ihnen unser<br />

ProFirma-Fachautor und Referent Jürgen Christ.<br />

■ Die aktuellen Themen <strong>de</strong>r Online-Seminare und die Anmeldung<br />

fi n<strong>de</strong>n Sie auf Ihrer Startseite unter Services/Online-Seminare<br />

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Wir Unternehmer – Innovator <strong>de</strong>s Monats<br />

Erfi n<strong>de</strong>r Karl Kolmsee (oben) will mit seinem Mikro-Wasserkraftwerk<br />

(rechts) Menschen in Schwellenlän<strong>de</strong>rn in eine wirtschaftliche<br />

Position bringen, wie er sagt.<br />

Karl Kolmsee<br />

Die Kraft, die aus <strong>de</strong>m Wasser kommt<br />

Der Landwirtschaftsingenieur Karl Kolmsee hat ein Mikro-Wasserkraftwerk erfun<strong>de</strong>n und zur Serienreife<br />

entwickelt, das nur durch die Fließenergie eines Gewässers Strom erzeugt. VON MICHAEL BAHNERTH<br />

Vor einigen Jahren wollte <strong>de</strong>r gelernte Landwirtschaftsingenieur<br />

und Philosoph Karl Kolmsee in Südamerika eine Biogasanlage<br />

verkaufen. „Schön“, soll <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> gesagt haben, aber<br />

im Grun<strong>de</strong> habe er ein an<strong>de</strong>res Problem: Energie. Er bräuchte<br />

ein kleines, wirkliches handliches Wasserkraftwerk. Das war<br />

<strong>de</strong>r Anfang einer Firma, die heute „Smart Hydro Power“ heißt,<br />

die im April erfolgreich <strong>de</strong>n „Proof of concept“ ihres Mikro-<br />

Wasserkraftwerks bestan<strong>de</strong>n hat, das allein durch Bewegungsenergie<br />

funktioniert.<br />

„Noch gibt es mehr allgemeines Interesse als konkrete Interessenten“,<br />

sagt <strong>de</strong>r 45-Jährige aus Feldafi ng. Eine Pilotanlage<br />

entsteht gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Tiefen <strong>de</strong>s peruanischen Amazonasgebiets.<br />

Das 300 Kilogramm schwere Kraftwerk, <strong>de</strong>ssen<br />

Schwimmkörper mit darunter gehängter Turbine samt Diffusor<br />

und dreiblättrigem Rotor aussieht wie das Raumschiff<br />

Enterprise, soll allein durch die Fließgeschwindigkeit eines<br />

Flusses eine Gesundheitsstation, die Computer einer Schule<br />

und zwölf Häuser mit Strom versorgen. Ein Kabel aus <strong>de</strong>m<br />

Wasser führt zu einer Energie-Management-Station, <strong>de</strong>m<br />

Sammelbecken <strong>de</strong>r gewonnenen Energie, die dann entwe<strong>de</strong>r<br />

direkt genutzt o<strong>de</strong>r an ein Netz o<strong>de</strong>r an eine Batterie abgegeben<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Fünf Kilowattstun<strong>de</strong>n Leistung.<br />

Diesen Monat bringt Kolmsee die erste industrielle Serie auf<br />

<strong>de</strong>n Markt, 30 Stück, zu einem Basispreis von 12.000 Euro,<br />

ohne Batterie. Alles 100 Prozent erneuerbare Energie und<br />

„fi sch- und naturfreundlich“, weil keine Staustufen gebraucht<br />

wer<strong>de</strong>n. Wer dann an einem fl ießen<strong>de</strong>n Gewässer wohnt,<br />

kann sich selbst mit Strom versorgen. Basierend auf einer Kalkulation<br />

von 0,2 Eurocent pro Kilowattstun<strong>de</strong> dauert es fünf<br />

Jahre, bis die Anschaffung sich amortisiert hat, aber dafür gibt<br />

es das Gefühl <strong>de</strong>r Unabhängigkeit von Stromanbietern.<br />

Das anfangs selbst und später auch durch För<strong>de</strong>rmittel fi -<br />

nanzierte Mikrokraftwerk soll vor allem auch in Schwellenlän<strong>de</strong>rn<br />

zum Einsatz kommen. „Es bringt Menschen dort in<br />

eine wirtschaftliche Position“, sagt Kolmsee. „Fünf Kilowatt<br />

genügen, um etwa eine Werkstatt zu betreiben, ein Kühlhaus<br />

o<strong>de</strong>r ein Internet-Café.“ Natürlich seien 12.000 Euro zu viel für<br />

die Endverbraucher <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r im Schatten <strong>de</strong>r Industrienationen.<br />

Aber Kolmsee hat schon einen Plan. Er stellt sich vor,<br />

dass jeweils ein Unternehmen als fi nanzieren<strong>de</strong>r Pate für eine<br />

Geschäftsi<strong>de</strong>e stehen könnte. Etwa Google für ein Internet-<br />

Cafe. Da wür<strong>de</strong>n dann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.<br />

Sieht so aus, als ob Kolmsee dieses kleine Kunststück gelingen<br />

könnte. www.smart-hydro.<strong>de</strong><br />

8 ProFirma 10 2011<br />

Foto: Smart Hydro Power


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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />

Johannes Schmeer<br />

Unsicherheit – je mehr <strong>de</strong>sto besser!<br />

Das Lamento über wachsen<strong>de</strong> Unsicherheit ist weitverbreitet. Dabei treibt <strong>de</strong>r immerwähren<strong>de</strong><br />

Zwang zum Um- und Neu<strong>de</strong>nken die Wirtschaft an und för<strong>de</strong>rt Innovationen.<br />

Was für ein Jahrzehnt: Wirtschaftskrise,<br />

dann Wirtschaftsboom, Arbeitslosenrekor<strong>de</strong>,<br />

nun die Re<strong>de</strong> von<br />

Vollbeschäftigung, Immobilienkrise,<br />

Atomausstieg, Börsenturbulenzen; auf<br />

nichts ist mehr Verlass. Unsicherheit<br />

und Ratlosigkeit wohin das Auge blickt!<br />

Kun<strong>de</strong>n wollen immer mehr Leistung<br />

für immer weniger Geld, Stammkun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n zu Schnäppchenjägern<br />

und gehen immer öfter fremd. Die Unsicherheit<br />

wird für Unternehmen langsam,<br />

aber sicher zur einzigen Konstante,<br />

und das Gejammer ist groß auf<br />

<strong>de</strong>r Suche nach Schuldigen. Wohin soll<br />

das bitte noch führen?<br />

Die Antwort ist einfach: Immer weiter<br />

– wie eh und je. Ein Blick zurück relativiert<br />

das fatalistische Genörgel heutiger<br />

Tage schlagartig. Mesopotamien – wir<br />

schreiben das vierte Jahrtausend vor<br />

Christus. In einem Dorf wur<strong>de</strong> eben das<br />

Rad erfun<strong>de</strong>n und das ganze Land ist in<br />

Aufruhr. Alles än<strong>de</strong>rte sich fortan. Reisen<br />

in die Ferne, Han<strong>de</strong>l mit Nachbarstaaten<br />

o<strong>de</strong>r das Bearbeiten <strong>de</strong>r Äcker<br />

– plötzlich war alles möglich. Neben<br />

all <strong>de</strong>r Euphorie machte sich aber auch<br />

Unsicherheit breit. Was be<strong>de</strong>utete diese<br />

Erfi ndung für Mesopotamiens Händler?<br />

Drohte plötzlich massive Konkurrenz<br />

aufgrund höherer Mobilität? Unsicherheit<br />

mischte sich unter die Euphorie.<br />

Wie es wohl China ging, als das Papier<br />

und <strong>de</strong>r Buchdruck erfun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n?<br />

Ein evolutionärer Schritt hin zum Informationszeitalter<br />

war getan, und<br />

Wissen konnte fortan schnell verbreitet<br />

und langfristig archiviert wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Schreiber und Steinmetze waren jedoch<br />

plötzlich weit weniger gefragt. Sie<br />

mussten sich anpassen und blickten einer<br />

unsicheren Zukunft entgegen; alles<br />

wegen dieser Erfi ndungen.<br />

So sehr wir auch kollektiv jammern,<br />

nörgeln und mit Prozessoptimierungen,<br />

Standardisierungen und Flexibilisierung<br />

gegen die Unsicherheit vorgehen – am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Tages wird <strong>de</strong>utlich: Unsicher-<br />

Topmanagement-Coach Johannes<br />

Schmeer berät und begleitet seit Jahren<br />

Führungskräfte, ihre Führungskraft voll<br />

auszuschöpfen und sich mit <strong>de</strong>r Unsicherheit<br />

zu verbün<strong>de</strong>n. Weitere Informationen<br />

unter: www.johannes-schmeer.com<br />

heit war schon immer da, ist sie heute<br />

noch und wird sie auch immer bleiben.<br />

Und das ist gut so, <strong>de</strong>nn Unsicherheit<br />

ist toll! Sie befl ügelt uns zu Höchstleistungen<br />

und ist Motor für alle er<strong>de</strong>nklichen<br />

Innovationen. Gäbe es keine<br />

Unsicherheit durch die Rohstoffverknappung,<br />

wäre die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s<br />

photovoltaischen Effekts von Willoughby<br />

Smith im Jahr 1873 womöglich<br />

in Vergessenheit geraten. So hätten wir<br />

heute keine Solarzellen, die uns Strom<br />

liefern und eine Alternative zu Kohlekraftwerken<br />

schaffen. Ebenso Michael<br />

Faradays Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Bewegungsenergie<br />

durch Elektromagnetismus im<br />

Jahr 1821. Sie hätte womöglich nicht<br />

zu mo<strong>de</strong>rnen Hybrid- und Elektroautos<br />

geführt, wenn die sinken<strong>de</strong>n Erdölreserven<br />

keine kontinuierliche Unsicherheit<br />

gebracht hätten. Die Rechnung ist<br />

einfach: Unsicherheit führt zu Verän<strong>de</strong>rung<br />

und die be<strong>de</strong>utet Wirtschaftswachstum.<br />

Mein Fazit: Eine Welt ohne Unsicherheit<br />

wäre mit Sicherheit eine an<strong>de</strong>re, aber<br />

nicht zwangsläufi g eine bessere. Menschen<br />

brauchen Unsicherheit, <strong>de</strong>nn sie<br />

spornt an, besser zu wer<strong>de</strong>n. Sie sorgt<br />

für <strong>de</strong>n Ehrgeiz, die Probleme <strong>de</strong>r Zukunft<br />

zu lösen o<strong>de</strong>r die Lebensqualität<br />

zu verbessern. Menschen brauchen Unsicherheit,<br />

darum kann es nicht das Ziel<br />

sein, sie zu eliminieren.<br />

Spitzenunternehmer machen es vor: Sie<br />

nutzen nicht nur die Kraft <strong>de</strong>r Unsicherheit,<br />

sie suchen sie, um daran zu wachsen.<br />

Das klingt paradox? Keineswegs:<br />

Sportler nennen es <strong>de</strong>n Kick, Manager<br />

sehen es als Herausfor<strong>de</strong>rung, und für<br />

Optimisten ist sie das beste Mittel gegen<br />

unternehmerische Langeweile. Was<br />

aber, wenn es alle so sehen wür<strong>de</strong>n?<br />

Sinken<strong>de</strong> Arbeitslosenzahlen, besserer<br />

Umweltschutz und medizinischer Fortschritt<br />

für alle – wäre das etwa schrecklich?<br />

10 ProFirma 10 2011<br />

Foto: privat


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Wir Unternehmer – Porträt<br />

Jürgen Herrmann/Thomas Breinig<br />

Einfach mal abtauchen<br />

Ein Fernsehbeitrag brachte sie auf die I<strong>de</strong>e: Jürgen Herrmann und Thomas Breinig<br />

haben ein Mini-U-Boot konstruiert, gebaut und die Firma Nemo Tauchtouristik gegrün-<br />

<strong>de</strong>t. Die Vermarktung hatten sie sich allerdings einfacher vorgestellt. VON ARIANE BEMMER<br />

<strong>Als</strong> am Rand eines gefl uteten Tagebaulochs an einem trüben<br />

Donnerstag gegen Mittag Brunhil<strong>de</strong> Brethauer spontan<br />

beschließt, ihrem Mann eine Freu<strong>de</strong> zu machen, ist es dort<br />

einen kurzen Moment lang so wie auf <strong>de</strong>n Malediven. Die<br />

Brethauers, unterwegs zu Erholungszwecken mit einem Caravan<br />

quer durch Deutschland, hatten davor diese interessante<br />

Nachricht im Autoradio gehört. „Abtauchen im Helenesee!“<br />

hatte die gelautet: Mit einem Mini-U-Boot hinein in die Abgrün<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s zweittiefsten Sees von ganz Bran<strong>de</strong>nburg. Und<br />

nun stehen sie auf einem kiefernbewachsenen Campingplatz<br />

südlich von Frankfurt (O<strong>de</strong>r), hinter ihnen ruht <strong>de</strong>r See und<br />

vor sich sehen sie ein knapp vier Meter langes, zwei Tonnen<br />

schweres, knallorangefarbenes Gefährt aus Kesselstahl mit<br />

zwei kleinen Schiffsschrauben hintendran und zwei Kuppeln<br />

aus Acrylglas obendrauf. Auf <strong>de</strong>ssen Längsseite steht „Nemo<br />

100“. Es liegt auf einem Hänger. Ein wenig skeptisch schauen<br />

die Brethauers, die Arme vor <strong>de</strong>r Brust verschränkt, die Augen<br />

zusammengekniffen. Da kommt ein Mann über <strong>de</strong>n zertrampelten<br />

Rasen zum U-Boot geeilt. Er trägt ein Poloshirt in eben<br />

<strong>de</strong>ssen greller Farbe und eine Druckluftfl asche. „Kann man da<br />

heute mitfahren?“, fragt Brunhil<strong>de</strong> Brethauer <strong>de</strong>n Mann. Der<br />

setzt brummelnd die schwere Flasche neben <strong>de</strong>m Hänger ab,<br />

schiebt seine Brille gera<strong>de</strong> und überschlägt die Termine <strong>de</strong>s<br />

Tages. „Ich will das meinem Mann schenken“, sagt Brunhil<strong>de</strong><br />

Brethauer. Wir haben heute Hochzeitstag! Ab 119 Euro<br />

kostet das Vergnügen, sie einigen sich auf 16 Uhr, und plötzlich<br />

wirkt Helmut Brethauer aufgeregt. Die Arme noch etwas<br />

verschränkter beobachtet er, wie <strong>de</strong>r Mann die Flasche am U-<br />

Boot verschraubt, sodass die Luft hinüberzischt in die Drucklufttanks<br />

<strong>de</strong>s Boots. Luft, die später benötigt wird, um das<br />

Wasser aus <strong>de</strong>n Tauchzellen zu drücken und das Auftauchen<br />

ermöglichen. „Anblasen“ nennt man das. „Muss ich etwas beachten?“,<br />

fragt Helmut Brethauer. „Nein, das ist ja das Beson<strong>de</strong>re!“<br />

„Aber schwimmen muss ich doch können?“ „Nur, wenn<br />

Sie beim Einsteigen ins Wasser fallen.“ „Aha!“ Dann gehen die<br />

Brethauers davon, ein abenteuerlustiges Ehepaar jenseits <strong>de</strong>r<br />

70, um sich die Zeit bis zum Tauchgang zu vertreiben. Und<br />

Jürgen Herrmann, 57, einer <strong>de</strong>r Erfi n<strong>de</strong>r und Besitzer von<br />

„Nemo 100“, freut sich. So müsste es öfter laufen!<br />

„Immer neue I<strong>de</strong>en, immer neue Anfragen. Es gibt<br />

Interessenten aus Dubai, China, Südostasien und <strong>de</strong>n USA.“<br />

JÜRGEN HERRMANN, NEMO TAUCHTOURISTIK, FRANKFURT (ODER)<br />

Denn genauso hatten sie es sich ausgemalt, Herrmann und<br />

sein Kompagnon Thomas Breinig, als sie vor fünf Jahren mit<br />

<strong>de</strong>r Nemo-I<strong>de</strong>e anfi ngen und unter fi nanziellen wie persönlichen<br />

Strapazen die kleinen U-Boote selbst entwickelten und<br />

drei davon auch selbst bauten. Dass die Leute ihnen zulaufen<br />

und nach Mitfahrgelegenheiten fragen wür<strong>de</strong>n. So wie es die<br />

Brethauers an diesem Donnerstag taten. So wie es auf <strong>de</strong>n Malediven<br />

regelmäßig ist. Dort, in jenem Ferieninselparadies im<br />

Indischen Ozean, liegt auch eines ihrer Nemo-100-U-Boote.<br />

Es wur<strong>de</strong> von einem <strong>de</strong>utschen Unternehmer gekauft, <strong>de</strong>r es<br />

dort von <strong>de</strong>r Tauchfi rma Subaqua aus München betreiben<br />

lässt. Am Strand eines Luxushotels, wo sich täglich Urlauber<br />

von <strong>de</strong>r Aussicht auf eine beson<strong>de</strong>re Aussicht begeistern<br />

lassen, und von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e, mal eben zwischendurch, ohne vorherigen<br />

Tauchkurs mit Prüfung, ohne engen Taucheranzug<br />

12 ProFirma 10 2011


und schwere Gerätschaften, hinabzugleiten ins türkisblaue<br />

Wasser <strong>de</strong>s Indischen Ozeans und sich umzuschauen in <strong>de</strong>r<br />

Welt <strong>de</strong>r bunten Fische. „Mit uns kann je<strong>de</strong>r für eine Zeit lang<br />

Kapitän Nemo sein“, haben Herrmann und Breinig als Motto<br />

für ihre Firma gewählt und sich ausgemalt, wie die wassernahen<br />

Hotelanlagen dieser Welt die kleinen Nemos kaufen und<br />

Mitarbeiter in Betriebs- und Wartungstechnik unterweisen<br />

lassen wür<strong>de</strong>n. „Wir haben vom schnellen Erfolg geträumt“,<br />

sagt Jürgen Herrmann und lacht, ein bisschen auch über<br />

sich und sie selbst. Sie waren ein gelernter Kameramann, <strong>de</strong>r<br />

schlaksig-lehrerhafte Herrmann, <strong>de</strong>r fürs Schriftliche zuständig<br />

ist, und ein gelernter Konstruktionsmechaniker, Thomas<br />

Breinig, ein graumelierter Outdoor-Typ. Auf <strong>de</strong>ssen Einfallsreichtum<br />

gehen alle Nemo-spezifi schen Entwicklungen zurück.<br />

Die Acrylglaskuppeln für <strong>de</strong>n Rundumblick ins Wasser.<br />

Die Belüftung <strong>de</strong>r Kabine. Das Atemluftreinigungssystem.<br />

Der Zwei-Propeller-Antrieb mit Kreuzru<strong>de</strong>rsteuerung. <strong>Als</strong> sie<br />

ProFirma 10 2011<br />

ihren Freun<strong>de</strong>n und Bekannten damals von ihrem Vorhaben<br />

erzählten, sagten die: Ihr spinnt. Aber dann gaben viele doch<br />

Geld dazu. Die Zahl, mit <strong>de</strong>r Herrmann und Breinig we<strong>de</strong>lten,<br />

hieß: null Komma eins. Nur 0,1 Prozent aller Menschen seien<br />

jemals mit einem U-Boot gefahren. Und gleichzeitig gebe es<br />

da doch diesen Kindheitstraum vom Kapitän-Nemo-Dasein<br />

unter Wasser.<br />

Die ersten Gäste warten schon<br />

Am Helenesee sind die Lufttanks inzwischen aufgefüllt,<br />

wird Nemo zu Wasser gelassen. Langsam schieben Herrmann<br />

und Breinig <strong>de</strong>n Hänger in <strong>de</strong>n Helenesee, bis das U-<br />

Boot schwimmt, und ziehen es dann zur „Nemo Substation“,<br />

einem Schwimmponton mit Hütte drauf, wo die ersten Gäste<br />

dieses Tages schon warten. Ein Neunjähriger mit seinem Vater.<br />

Eine Familie mit einem Kleinkind. Und ein Kollegen-<br />

Thomas Breinig (l.) und Jürgen Herrmann<br />

an Bord ihres Tauchboots Nemo 100.<br />

13


Wir Unternehmer – Porträt<br />

Trio. Der Vater <strong>de</strong>s Kleinkinds wird als Erster abtauchen. Er<br />

unterschreibt eine Haftungsausschlusserklärung und zieht<br />

sich eine aufblasbare Schwimmweste über. Er steigt über eine<br />

Leiter hinab in <strong>de</strong>n Bauch <strong>de</strong>s Nemo-U-Boots, wobei er von<br />

<strong>de</strong>r Familie unablässig geknipst und gefi lmt wird. Thomas<br />

Breinig schließt die Acrylglasglocke über <strong>de</strong>m Gast und auch<br />

sich selbst. „Papa!“, ruft das Kleinkind. Langsam sinkt Nemo<br />

ins klare Wasser, die bei<strong>de</strong>n Männer, die mit ihm untergehen,<br />

grinsen und winken. Breinig lässt per Knopfdruck Luft aus <strong>de</strong>n<br />

Tauchzellen, das U-Boot spuckt<br />

Wasserfontänen in <strong>de</strong>n Himmel<br />

und verschwin<strong>de</strong>t. „Papa weg!“,<br />

ruft das Kleinkind. Herrmann<br />

wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Erwachsenen in <strong>de</strong>r<br />

Substation jetzt gerne Kaffee anbieten,<br />

aber dafür hätte er extra<br />

eine Schankgenehmigung erwerben<br />

müssen. Deutschland ist ihm<br />

auch unheimlich gewor<strong>de</strong>n, seit<br />

er Unternehmer ist. Dieses ganze<br />

Genehmigungswesen! Bis heute<br />

taucht sein U-Boot mit Son<strong>de</strong>rgenehmigungen.<br />

Ob in Bran<strong>de</strong>nburg<br />

o<strong>de</strong>r Sachsen o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

Ostsee. Im Jahr 2007 grün<strong>de</strong>ten<br />

Herrmann und Breinig ihre<br />

„Nemo Tauchtouristik GmbH &<br />

Co. KG“ und liehen sich das Geld<br />

für ihr erstes Boot bei Verwandten<br />

und Freun<strong>de</strong>n, sie lösten<br />

ihre Lebensversicherungen auf<br />

– und nach vielen Absagen fan<strong>de</strong>n<br />

sie in <strong>de</strong>r lokalen Sparkasse<br />

O<strong>de</strong>r-Spree und <strong>de</strong>r Bürgschaftsbank<br />

Bran<strong>de</strong>nburg Partner für ein Finanzierungskonzept. Sie<br />

machten aus einer Garage eine Werft, und am 5. September<br />

2008 war – auch im Helenesee – Jungfernfahrt. Zwei Monate<br />

darauf präsentierten sie ihr Nemo-Boot auf <strong>de</strong>r Berliner Messe<br />

„Boot und Fun“, und dann hätte es losgehen können, das Geschäft.<br />

Doch war am 15. September 2008 die Lehman Bank in<br />

<strong>de</strong>n USA pleitegegangen, es folgten eine Bankenkrise und eine<br />

Wirtschaftskrise, eine Griechenland- und dann die Eurokrise.<br />

Die erste Verkaufsbestellung<br />

Für Touristen gibt es einen halbstündigen Tauchgang im<br />

Helenesee, <strong>de</strong>m zweittiefsten See in Bran<strong>de</strong>nburg.<br />

Drei Nemo-Boote gibt es also heute, statt sieben bis 20, wie sie<br />

es im Jahr 2008 prognostiziert hatten. Das im Helenesee, das<br />

auf <strong>de</strong>n Malediven, und dann noch eins, das wur<strong>de</strong> für mehrere<br />

Wochen an einen Unternehmer ausgeliehen, <strong>de</strong>r Ostseeurlaubern<br />

Tauchgänge anbietet. Zwei <strong>de</strong>r drei U-Boote gehören<br />

also weiter <strong>de</strong>n Frankfurtern. Sie sollen jetzt in eigener Regie<br />

für Touristikfahrten vermarktet wer<strong>de</strong>n. Über die möglichen<br />

Abnehmer sagt Herrmann: „Die <strong>de</strong>nken sich offenbar: Wieso<br />

<strong>de</strong>nn kaufen? Lass die doch machen.“ Aber eigentlich sollen<br />

die Nemos gekauft wer<strong>de</strong>n. Für rund 320.000 Euro etwa gibt<br />

es das Son<strong>de</strong>rmo<strong>de</strong>ll Explorer, das von Yachten aus gewässert<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Ein Druckbehälter aus Kesselstahl steht im Moment<br />

grau und schwer in <strong>de</strong>r Garagenwerft. Kernstück eines<br />

Explorers, <strong>de</strong>r im Mai fertig sein soll. Ein Yachtbesitzer hat<br />

das Boot in Auftrag gegeben. Ihre erste Verkaufsbestellung.<br />

Ob das an <strong>de</strong>n Weltkrisen liegt, o<strong>de</strong>r ob sie sich da von Anfang<br />

an vertan haben? Die Antwort darauf suchen sie nicht.<br />

Sie macht auch keinen Unterschied mehr. Thomas Breinig,<br />

<strong>de</strong>r an diesem Donnerstag unermüdlich und ungebrochen<br />

enthusiastisch am En<strong>de</strong> sechs Mal<br />

mit <strong>de</strong>m Nemoboot durch <strong>de</strong>n<br />

Helenesee fährt, sagt, er hätte mit<br />

<strong>de</strong>r Nemo-I<strong>de</strong>e im Kopf sein altes<br />

Leben auch nicht mehr weiterleben<br />

können. Er sagt: „Das musste<br />

raus.“ Und es kam raus. Und nun<br />

muss er eben immer mal wie<strong>de</strong>r<br />

auf die Malediven fl iegen und<br />

dort im Rahmen <strong>de</strong>s Wartungsvertrags<br />

technische Probleme lösen.<br />

Was er gar nicht so gerne tut,<br />

wie man <strong>de</strong>nken könnte, <strong>de</strong>nn auf<br />

<strong>de</strong>n Malediven ist es immer heiß<br />

und meistens feucht, da liegt man<br />

vielleicht gerne am Pool, aber arbeiten<br />

mag man da nicht.<br />

In <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s ostbran<strong>de</strong>nburgischen<br />

Pontons blubbern große<br />

Luftblasen an die stille Oberfl äche<br />

<strong>de</strong>s Helenesees. Im Häuschen<br />

knarzt die Gegensprechanlage.<br />

Die halbe Stun<strong>de</strong> Tauchzeit nähert<br />

sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>. Alle Nemo-<br />

Kun<strong>de</strong>n laufen zum Gelän<strong>de</strong>r<br />

und starren auf <strong>de</strong>n See. Da! Da! Ein bunter Schatten taucht<br />

auf, es blubbert und zischt. „Papa da!“ Und Papa grinst. Die<br />

Kuppeln öffnen sich, das Boot wird vertäut. Der Fahrgast<br />

steigt aus. „Toll!“, sagt er. Barsche haben sie gesehen. Und ein<br />

versunkenes Tretboot. Und einen unterseeischen Sonnenschirm.<br />

Und es war grün da unten und friedlich. Jürgen Herrmann<br />

hat eine feierliche Urkun<strong>de</strong> ausgestellt, in die er Gastnamen<br />

und Tauchtiefe – zwölf Meter – einträgt, die wird noch<br />

überreicht, dann zieht die Kleinfamilie von dannen, <strong>de</strong>r Neunjährige<br />

taucht ab, und die Brethauers tauchen viel zu früh am<br />

Nemo-Steg auf. Sie wollen sich schon mal umgucken. Helmut<br />

Brethauer ist noch nie U-Boot gefahren und auch noch nie getaucht.<br />

Keiner von <strong>de</strong>nen hier am Steg. Einer ist mal mit <strong>de</strong>m<br />

Ballon gefahren.<br />

Vom Fernsehbeitrag zum U-Boot<br />

Herrmann und Breinig haben früher zusammen Fernsehbeiträge<br />

produziert. Dabei trafen sie eines Tages auf einen<br />

Mann, <strong>de</strong>r ein kleines, selbst gebautes U-Boot besaß. Sie fi ngen<br />

an, sich vorzustellen, was sich aus so einem U-Boot<br />

14 ProFirma 10 2011


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Wir Unternehmer – Porträt<br />

machen ließe. Eine Touristenattraktion könnte das sein. Ein<br />

ganz neuer Markt So neu und groß wie einstmals <strong>de</strong>r Markt<br />

für die Ultraleichtfl ieger. So dachten sie und überlegten weiter,<br />

ob das nicht eine Zukunftsperspektive für sie bei<strong>de</strong> sei.<br />

Ewig könnten sie als freischaffen<strong>de</strong> Fernsehbeitragshersteller<br />

auch nicht weitermachen, und fürs Alter vorgesorgt hätten sie<br />

auch nicht. Und so entsprang die einigermaßen verrückte und<br />

abenteuerlustige Nemo-I<strong>de</strong>e tatsächlich ursprünglich <strong>de</strong>m<br />

Wunsch nach einem abgesicherten Seniorendasein. Wenn<br />

er daran <strong>de</strong>nkt, lacht Herrmann<br />

wie<strong>de</strong>r. Und wenn man ihn fragt,<br />

wie er sein Leben <strong>de</strong>nn heute fi n<strong>de</strong>,<br />

ruft er: „Schrecklich!“ Weil<br />

dieses Nemo-Projekt ja nie aufhöre!<br />

So ein Fernsehbeitrag, <strong>de</strong>r<br />

sei irgendwann fertig gewesen,<br />

aber jetzt?! Immer weiter gehe<br />

das, immer neue I<strong>de</strong>en, immer<br />

neue Anfragen aus Dubai, China,<br />

Südostasien, USA, immer neue<br />

Hoffnungen, Enttäuschungen,<br />

Probleme auch. Und diese großen<br />

Beträge, mit <strong>de</strong>nen sie es zu<br />

tun haben. Mit <strong>de</strong>nen umzugehen,<br />

das mussten sie auch erst<br />

mal lernen. Der See blubbert,<br />

<strong>de</strong>r Sprechfunk quäkt, <strong>de</strong>r Vater<br />

richtet <strong>de</strong>n Fotoapparat auf <strong>de</strong>n<br />

See, aus <strong>de</strong>m nun <strong>de</strong>r Neunjährige<br />

auftaucht. „Cool!“, ruft <strong>de</strong>r,<br />

als die Kuppel sich öffnet, und<br />

<strong>de</strong>r Vater blickt gerührt auf <strong>de</strong>n<br />

unerschrockenen Sohn. Danach<br />

steigen die drei Kollegen nacheinan<strong>de</strong>r<br />

ins Boot, einer lässt die ganze Tour über seine Vi<strong>de</strong>okamera<br />

laufen. Helmut Brethauer, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Raum Kassel<br />

kommt, erzählt vom E<strong>de</strong>rsee, einem Staubecken, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Pegel <strong>de</strong>r Oberweser reguliert wird. In <strong>de</strong>ssen Tiefen die einst<br />

gefl uteten Dörfer Asel, Berich und Bringhausen noch stehen,<br />

inklusive Brücken und Friedhöfen. Da mal mit Nemo durchtauchen!<br />

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

Ja, das sind alles I<strong>de</strong>en. Herrmann und Breinig haben auch<br />

viele davon. Nemo als Forschungs-U-Boot. O<strong>de</strong>r für Kontrollfahrten<br />

etwa in die Unterwasserbaustellen <strong>de</strong>r großen Off-<br />

Shore-Windparks. Damit Bauherren o<strong>de</strong>r Investorenvertreter<br />

mal eins zu eins sehen, was in <strong>de</strong>n Nord- o<strong>de</strong>r Ostseetiefen<br />

wirklich gebaut wird. Es gebe so viele Einsatzmöglichkeiten!<br />

Und dann leuchten Herrmanns Augen. Weil er recht hat, weil<br />

<strong>de</strong>r Markt da ist und sie auf <strong>de</strong>r richtigen Fährte sind. Vergessen<br />

ist dann die Zeit, als die Insolvenz schon unabwendbar<br />

schien, als Anwälte ihnen Ausstiegsmöglichkeiten präsentierten,<br />

bei <strong>de</strong>nen ihre Geldgeber auf <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen sitzen<br />

geblieben wären. Aber das sind doch Freun<strong>de</strong> und Verwandte.<br />

Nein, haben sie gesagt und nach einem Kapitalgeber gesucht.<br />

Nun ist Helmut Brethauer endlich dran. Bevor er in das U-Boot<br />

einsteigt, sagt er noch, dass er früher lange Jahre beim TÜV gearbeitet<br />

habe. Ich hätte <strong>de</strong>m Gerät ja keinen Stempel gegeben,<br />

witzelt er. Und guckt dann kurz irritiert, als Jürgen Herrmann<br />

sagt, <strong>de</strong>r TÜV habe Nemo auch nicht abgenommen. Nein,<br />

aber ein an<strong>de</strong>rer technischer Prüfdienst. Da ist Helmut Brethauer<br />

beruhigt und nimmt mit kritischem Inspektorenblick<br />

Platz. Seine Frau winkt ihm heftig<br />

zu, er lacht und winkt zurück,<br />

und dann nähert sich ein Tretboot<br />

<strong>de</strong>m Steg, besetzt mit zwei<br />

Jungen, und Geschrei bricht aus,<br />

als Nemo ablegt. „Das sieht aus<br />

wie ein Riesenfi sch!“ „Das ist ein<br />

Riesenfi sch!“ „Krass!“ Der krasse<br />

Riesenfi sch nimmt Kurs auf das<br />

Tretboot, die Jungen kreischen<br />

noch mehr, wasserspritzend versinkt<br />

das Boot und gleitet unter<br />

<strong>de</strong>m Tretboot hindurch. Die Jungen<br />

schauen ihm nach, so lange<br />

es geht. Jürgen Herrmann sitzt in<br />

seiner Substation-Holzhütte und<br />

bereitet die Urkun<strong>de</strong> für Helmut<br />

Brethauer vor.<br />

Zu <strong>de</strong>n Gesellschaftern gehört<br />

seit Dezember 2010 ein dritter<br />

Mann, Enrico dos Santos, noch<br />

ein Selfma<strong>de</strong>-Unternehmer, <strong>de</strong>r<br />

Auf <strong>de</strong>n Malediven beschert ein Schwesterschiff Urlaubern sich eigentlich ein Nemo-Boot<br />

ungeahnte Ausblicke in die Unterwasserwelt.<br />

kaufen wollte, dabei die Sorgen<br />

<strong>de</strong>r Macher mitbekam und als<br />

Partner einstieg. Seit<strong>de</strong>m läuft es fi nanziell wie<strong>de</strong>r besser.<br />

Mil<strong>de</strong> Abendluft umfängt Herrmann, als er mit <strong>de</strong>r Urkun<strong>de</strong><br />

auf <strong>de</strong>n Steg tritt. Ein letztes Mal kündigen bald darauf dicke<br />

Wasserblasen das Auftauchen von Nemo an. Ein letztes Mal<br />

gucken die vom Steg in <strong>de</strong>n See hinein und die unten im See<br />

durch ihre Acrylkuppel nach oben, wo sie leicht verzerrt die<br />

Überseeischen erkennen können. Dann grinst auch Brethauer<br />

das typische Auftaucher-Grinsen. Einen wirklich soli<strong>de</strong>n Eindruck<br />

habe das Boot gemacht, sagt er TÜV-inspektorenhaft<br />

und zwinkert vergnügt. Die Brethauers verabschie<strong>de</strong>n sich<br />

und ziehen los, Richtung Caravan. „Danke, mein Schatz“, sagt<br />

Helmut Brethauer zu seiner Frau und drückt fest ihre Hand.<br />

Jürgen Herrmann sagt, dass er an solchen Tagen wie<strong>de</strong>r wisse,<br />

wofür er das alles mache und auch, dass <strong>de</strong>r Ärger sich lohne.<br />

Er sagt: Dass man Menschen glücklich machen kann, das sei<br />

doch das Schönste. Dann vertäuen die zwei ungewöhnlichen<br />

Jungunternehmer ihr Nemo-U-Boot zum letzten Mal für diesen<br />

Tag am Steg. Sie holen die kleine Fahne vom Mast, die sie<br />

bei ihrer Ankunft gehisst hatten, die allen Tauchern sagen soll:<br />

Achtung, U-Boot im Einsatz, räumen die Substation-Hütte auf<br />

und schließen sie ab.<br />

16 ProFirma 10 2011<br />

Fotos: Nemo Tauchtouristik


Wir Unternehmer – Mittelstand 2.0<br />

MyParfuem<br />

Zartes Veilchen trifft Kirschblüte<br />

Eine Geburtstagsfeier gab <strong>de</strong>n Ausschlag: Drei junge Berliner bieten im<br />

Internet die Möglichkeit, sich sein eigenes Parfüm zusammenzustellen.<br />

VON JÜRGEN CHRIST<br />

Welche Frau träumt nicht davon, sich einen<br />

eigenen Duft zu kreieren, <strong>de</strong>n sonst<br />

keine trägt? Auf <strong>de</strong>r Internet-Seite <strong>de</strong>r<br />

MyParfuem GmbH schlüpft <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

in die Rolle <strong>de</strong>s Parfümeurs, kann sich<br />

aus 28 Billionen Variationen sein individuelles<br />

Parfüm in nur drei Schritten herstellen.<br />

So ist garantiert, dass es keine<br />

Duftdoppelgänger gibt und <strong>de</strong>r eigene<br />

Duft eine einzigartige Note hat.<br />

Und das bereits ab 35 Euro.<br />

Auf einer Geburtstagsfeier kam<br />

drei jungen Stu<strong>de</strong>nten die I<strong>de</strong>e:<br />

Eine Freundin beklagte sich, dass<br />

eine an<strong>de</strong>re Frau das gleiche Parfüm<br />

trug. Daraus entwickelten<br />

Matti Niebelschütz, sein Bru<strong>de</strong>r<br />

Yanis und Patrick Wilhelm ein unternehmerisches<br />

Konzept, liehen<br />

sich in <strong>de</strong>r Familie und bei Freun<strong>de</strong>n<br />

25.000 Euro, grün<strong>de</strong>ten dann<br />

im Juli 2008 die GmbH. Im August<br />

ging das Internet-Portal ans Netz,<br />

gearbeitet wur<strong>de</strong> im Kin<strong>de</strong>rzimmer in<br />

<strong>de</strong>r elterlichen Wohnung in Tempelhof.<br />

Mit <strong>de</strong>m Wachstum entstand eine Produktionsstätte<br />

auf einer Fabriketage in<br />

Berlin-Schöneberg, zwölf Mitarbeiter<br />

sind heute für MyParfuem tätig.<br />

Zunächst bot das Portal insgesamt<br />

zwölf Grundvariationen an. „Damit<br />

waren die Kun<strong>de</strong>n überfor<strong>de</strong>rt“, stellte<br />

<strong>de</strong>r heute 26-jährige Matti Niebelschütz<br />

fest, <strong>de</strong>r heute alleiniger Geschäftsführer<br />

ist. Die weiblichen und männlichen<br />

Duftvarianten schrumpften auf heute<br />

sechs. „Unsere große Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

ist, dass <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r im Bereich Kosmetikherstellung<br />

Laie ist, ein individuelles<br />

und hochwertiges Produkt erhält“,<br />

meint Niebelschütz dazu. Das System<br />

wur<strong>de</strong> in Zusammenarbeit mit einer<br />

französischen Parfümeurin entwickelt.<br />

Die mit einem Anteil von mehr als 80<br />

Prozent überwiegend weiblichen Kun<strong>de</strong>n<br />

wählen dazu aus Variationen wie<br />

sportlich, romantisch, verführerisch,<br />

extravagant, elegant o<strong>de</strong>r glamourös.<br />

Im Anschluss wird ihr Dufttyp noch<br />

Die Grün<strong>de</strong>r von MyParfuem (v.l.): Geschäftsführer Matti<br />

Niebelschütz, sein Bru<strong>de</strong>r Yanis und Patrick Wilhelm.<br />

ansprechend beschrieben, beispielsweise<br />

„charmant, sinnlich und erotisch ist<br />

die Ausstrahlung <strong>de</strong>r Verführerin. Sie<br />

weiß, was sie will, und sie weiß auch,<br />

wie sie es bekommt“. Nun kann die – in<br />

diesem Falle – verführerische Variante<br />

mit Düften erweitert wer<strong>de</strong>n, beispielsweise<br />

weißer Jasmin o<strong>de</strong>r Moschus. „Im<br />

Winter sind es meist schwere Noten, im<br />

Sommer eher fruchtige“, erklärt Niebelschütz<br />

das Verhalten seiner Kun<strong>de</strong>n.<br />

„Und junge Kundinnen bevorzugen<br />

eher fruchtige, die älteren eher blumige<br />

Noten“, ergänzt <strong>de</strong>r studierte Jurist.<br />

Heute zählt die MyParfuem GmbH<br />

mehr als 40.000 Kun<strong>de</strong>n, darunter 97<br />

Prozent aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschsprachigen<br />

Raum. Das Unternehmen schrieb<br />

schnell schwarze Zahlen, im August<br />

konnte <strong>de</strong>r Umsatz nochmals um 100<br />

Prozent gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr gesteigert<br />

wer<strong>de</strong>n. Beim Marketing setzen<br />

die jungen Berliner vorwiegend auf die<br />

Online-Medien, auf Google-Werbung,<br />

Affi liate-Marketing, auf Facebook und<br />

vor allem auf ihr eigenes Weblog, kurz<br />

Blog, in <strong>de</strong>m sie die Kun<strong>de</strong>n an<br />

<strong>de</strong>r unternehmerischen Entwicklung<br />

teilhaben lassen. Hinzu<br />

kommt seit Neuestem auch<br />

Radiowerbung, ein TV-Spot ist<br />

in Planung.<br />

Im Segment <strong>de</strong>r individuellen<br />

Produktfertigung, „Mass Customization“,<br />

kopierten einige<br />

<strong>de</strong>utsche Unternehmen in <strong>de</strong>n<br />

vergangenen Jahren erfolgreiche<br />

US-Unternehmen. Niebelschütz<br />

sprach sich dagegen<br />

aus: „Wir wollten nichts kopieren,<br />

son<strong>de</strong>rn etwas Eigenes auf die Beine<br />

stellen.“ MyParfuem ist inzwischen bei<br />

<strong>de</strong>r individuellen Parfümherstellung<br />

europaweit die Nummer eins. Für das<br />

Konzept erhielt das Unternehmen mehrere<br />

Auszeichnungen. Nach <strong>de</strong>m Sieg<br />

beim Business-Plan-Wettbewerb Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg<br />

im Jahr 2009 folgte im<br />

November 2010 die Auszeichnung mit<br />

<strong>de</strong>m Global Innovation Award in <strong>de</strong>n<br />

USA. Nun verkün<strong>de</strong>te die Firma ihre<br />

Expansionspläne: Im September startet<br />

MyParfuem mit einer Nie<strong>de</strong>rlassung in<br />

<strong>de</strong>n Vereinigten Staaten, direkt im Silicon<br />

Valley, unmittelbar in <strong>de</strong>r Nähe von<br />

Google, Facebook und Twitter.<br />

www.myparfuem.com<br />

18 ProFirma 10 2011<br />

Foto: MyParfuem


Constantin Kontargyris<br />

Group Chief Information Officer<br />

TÜV Rheinland AG<br />

TÜV Rheinland <strong>de</strong>nkt wie<br />

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und vor Ort maximalen Schutz für sensible Daten.<br />

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Wir Unternehmer<br />

Das Hotel Nord-Pinus in Arles<br />

Geschichten von Zimmer Nummer 10<br />

Gleich gegenüber vom Café van Gogh<br />

in Arles liegt das Hotel Nord-Pinus,<br />

erste Adresse für viele illustre Gäste.<br />

Arles ist diese kleine Stadt in <strong>de</strong>r Provence,<br />

in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Maler Vincent van<br />

Gogh in 16 Monaten 187 Gemäl<strong>de</strong><br />

schuf und später dort die Vorboten seines<br />

Wahnsinns kennenlernte. Ein Bild<br />

aus dieser Perio<strong>de</strong> ist das „Café <strong>de</strong> nuit“<br />

an <strong>de</strong>r Ecke <strong>de</strong>r Place du Forum. Heute<br />

heißt es Café van Gogh, und an seinen<br />

Tischen sitzen immer Touristen, außer<br />

vielleicht im Oktober, wenn Arles ruhig<br />

ist, <strong>de</strong>n Einheimischen gehört und <strong>de</strong>n<br />

paar Reisen<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>m herannahen<strong>de</strong>n<br />

nördlichen Winter entfl iehen möchten.<br />

AUSZEIT<br />

Gleich gegenüber vom Café Van Gogh<br />

liegt das Hotel Nord-Pinus, très chic,<br />

ein bisschen zu teuer vielleicht, aber<br />

das macht es wett mit seiner individuellen<br />

Exklusivität. Das Pinus war mal<br />

Treffpunkt <strong>de</strong>r Welt, vor 60 Jahren, immer<br />

im April und September, wenn die<br />

Stierkämpfe stattfan<strong>de</strong>n. Picasso war da,<br />

Jean Cocteau und <strong>de</strong>r Stierkämpfer Luis<br />

Dominguin, <strong>de</strong>r im Pinus jene lei<strong>de</strong>nschaftliche<br />

Affäre mit Ava Gardner hatte,<br />

die Cocteau auch gerne gehabt hätte.<br />

Dort, im Zimmer Nummer 10, trugen<br />

die bei<strong>de</strong>n ihre privaten Kämpfe aus, in<br />

diesem legendären Zimmer Nummer<br />

10, in <strong>de</strong>m schon Napoleon geschlafen<br />

hatte, das Zimmer mit <strong>de</strong>m Balkon zur<br />

Place du Forum, auf <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Matador<br />

feiern ließ. Es ist auch das Zimmer,<br />

in <strong>de</strong>m im Jahr 1973 Helmut Newton die<br />

Schauspielerin Charlotte Rampling fotografi<br />

erte und sie unsterblich machte.<br />

Die aktuelle Besitzerin, Anne Igou, die<br />

in Nullkommanix zwei Pastis wegkippt<br />

und lange Zeit mit <strong>de</strong>m Fotografen Peter<br />

Lindberg liiert war, hat das Hotel so<br />

sanft renoviert, dass alles Platz hat: Das<br />

Vergangene, das Gegenwärtige und das<br />

Zukünftige. Die Bar mit all <strong>de</strong>n Fotos<br />

längst gestorbener Lebemänner und<br />

-frauen hat sie belassen, wie sie schon<br />

immer war, und es ist von <strong>de</strong>r Atmosphäre<br />

her vielleicht die angenehmste<br />

Bar Frankreichs und mit Sicherheit jene<br />

<strong>de</strong>s Sü<strong>de</strong>ns.<br />

Wenn man an ihr sitzt, muss man<br />

manchmal ein wenig tapfer sein. Das<br />

Problem ist, dass einem nicht Picasso<br />

auf die Schulter klopft, ein Dominguin<br />

fragt, wie er beim dritten Stier war,<br />

o<strong>de</strong>r Ava Gardner einen ärgerlich fragt,<br />

wieso eigentlich ihr Matador lieber mit<br />

Cocteau rumhängt, als mit ihr sündig<br />

zu sein. Wer allerdings da ist, das sind<br />

Amerikaner, die Fotos anschauen und<br />

sagen: „Oh, yeah, I think this must be<br />

Picasso.“ Aber irgendwann ziehen sie<br />

dann wie<strong>de</strong>r ab, und man hat die Bar für<br />

sich. Und all ihren Geschichten. (mib)<br />

www.nord-pinus.com<br />

Das schöne Ding<br />

Von außen sieht die SPPX (Spherical<br />

Polarized & Photochromic) Skibrille<br />

aus wie eine Skibrille. Wenn man sie<br />

aber von innen sieht, hat man das<br />

Gefühl, das Display eines Kampfjets<br />

vor sich zu haben. Die Skibrille ist ein<br />

Kleincomputer samt GPS, Geschwindigkeits-<br />

und Höhenmesser, hat Temperaturanzeige,<br />

Kompass, und ihre<br />

Tönung verän<strong>de</strong>rt sich automatisch<br />

mit <strong>de</strong>n Lichtverhältnissen. Egal, wo<br />

man gera<strong>de</strong> steht, am Skilift o<strong>de</strong>r vor<br />

einer Abfahrt in freiem Gelän<strong>de</strong>, man<br />

hat je<strong>de</strong>rzeit alle Informationen, die<br />

man braucht, und auch jene, die man<br />

vielleicht nicht braucht. Man kann die<br />

„direct-to-eye-communication“ natürlich<br />

auch ausschalten und die Brille<br />

einfach als Skibrille benutzen.<br />

Preis: zwischen 399 und 549<br />

US-Dollar. www.zealoptics.com<br />

20 ProFirma 10 2011<br />

Fotos: Fotofi n<strong>de</strong>r Outdoor Archiv/Loos Kai; GourmetPictureGui<strong>de</strong>/Jahreszeiten Verlag; Donaueschiner Musiktage


ProFirma 10 2011<br />

Donaueschinger Musiktage<br />

Laboratorium zeitgenössischer Klänge<br />

Einmal im Jahr wird das 21.000 Einwohner zählen<strong>de</strong> Donaueschingen<br />

im Schwarzwald grenzenlos. Immer Mitte Oktober für die Dauer eines<br />

Wochenen<strong>de</strong>s, seit 90 Jahren schon. Damals unter <strong>de</strong>r Protektion <strong>de</strong>rer<br />

zu Fürstenberg gegrün<strong>de</strong>t, sind heute die Donaueschinger Musiktage ein<br />

Laboratorium zeitgenössischer Musik, das experimentellen Formen auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Musik und <strong>de</strong>r Klangkunst eine führen<strong>de</strong> Stimme gibt.<br />

Künstlerinnen und Künstler aus 16 Nationen wer<strong>de</strong>n daran teilnehmen,<br />

20 Uraufführungen stehen auf <strong>de</strong>m Programm, und es geht, wie schon in<br />

<strong>de</strong>n letzten 89 Ausgaben, um nicht weniger als darum, „Musikgeschichte“<br />

zu schreiben. Erneut wird zwischen <strong>de</strong>m 14. und 16. Oktober <strong>de</strong>r Versuch<br />

unternommen, <strong>de</strong>r Rolle als „Laus im Pelz <strong>de</strong>r Musikkultur“ gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n und aus <strong>de</strong>r Laus einen Löwen zu machen. Und im Irgendwo<br />

zwischen „Barrika<strong>de</strong> und Elfenbeinturm“ Klang nicht neu zu erfi n<strong>de</strong>n,<br />

aber ihn neu erklingen zu lassen. (mib)<br />

www.swr.<strong>de</strong>/donaueschingen<br />

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21


Wir Unternehmer<br />

WIRTSCHAFT & POLITIK<br />

Energiepolitik<br />

„Enorme Potenziale“<br />

Wolfram Müller, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vereinigung<br />

beraten<strong>de</strong>r Betriebswirte, über die Chancen für<br />

<strong>de</strong>n Mittelstand nach <strong>de</strong>r geplanten Energiewen<strong>de</strong>.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTE PAUL LAUER<br />

Herr Müller, die Regierung will mit einem umfangreichen Gesetzespaket<br />

die Energiewen<strong>de</strong> einleiten. Wo sehen Sie Chancen<br />

für <strong>de</strong>n Mittelstand?<br />

Müller: Die Beherrschung <strong>de</strong>r Energiemärkte durch vier Großanbieter<br />

und <strong>de</strong>ren Festlegung auf die Hochgewinn- und Hochrisikotechnologie<br />

Atomkraft hat bisher auch Innovationen<br />

massiv behin<strong>de</strong>rt. Mit <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>skabinetts<br />

vom 6. Juni ist das Tor zu einem umfassen<strong>de</strong>n Innovationsschub<br />

im Bereich regenerativer Energieerzeugung und Energieeffi<br />

zienz aufgestoßen. <strong>Als</strong> maßgeblichem Träger von Innovation<br />

bieten sich für <strong>de</strong>n Mittelstand hier enorme Potenziale.<br />

… und wo liegen die Risiken?<br />

Müller: Bei <strong>de</strong>r komplexen Materie und <strong>de</strong>m gewaltigen Volumen<br />

mit sieben Gesetzen und einer Verordnung sind mit<br />

<strong>de</strong>r extremen Kürze <strong>de</strong>s parlamentarischen Verfahrens erhebliche<br />

Fehlerrisiken verbun<strong>de</strong>n. Bis auf die Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s<br />

Atomgesetzes (En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Moratoriums) war die Verfahrenskürze<br />

ungerechtfertigt. Differenzen auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r beteiligten<br />

Ministerien und auf <strong>de</strong>r politischen Entscheidungsebene<br />

begrün<strong>de</strong>n die Besorgnis, dass unausgegorene Texte Gesetzeskraft<br />

erlangt haben. Indizien sind die Zurückweisung <strong>de</strong>s<br />

Gesetzes zur energetischen Gebäu<strong>de</strong>sanierung im Bun<strong>de</strong>srat<br />

und die Diskussion um eine Fortführung <strong>de</strong>r Energieeinsparverordnung<br />

2009 (EnEV 2009).<br />

Nach Ihrer Auffassung spielt die Energieeffi zienz die Schlüsselrolle.<br />

Warum?<br />

Müller: Technologischer Fortschritt und Energieeffi zienz sind<br />

zwei Seiten einer Medaille. Die Energiewen<strong>de</strong> ist nur durch<br />

Erhöhung <strong>de</strong>r Energieeffi zienz von Gebäu<strong>de</strong>n, Heizungs-,<br />

Klima- und Belüftungsanlagen realisierbar. Die Erschließung<br />

dieser Marktpotenziale för<strong>de</strong>rt und sichert Wachstum sowie<br />

Beschäftigung im Mittelstand und bewirkt mit <strong>de</strong>m Innovationsschub<br />

volkswirtschaftlich eine nachhaltige Wohlstandsmehrung.<br />

Sie lehnen insbeson<strong>de</strong>re eine Fortschreibung <strong>de</strong>r EnEV 2009<br />

ab. Welche Folgen hätte eine Fortführung?<br />

Müller: Der Dreiklang umweltschonen<strong>de</strong>r, zuverlässiger und<br />

bezahlbarer Energieversorgung durch Erhöhung <strong>de</strong>r Energieeffi<br />

zienz kann nur bei stringenter Ausrichtung aller Maßnahmen<br />

auf diese Ziele realisiert wer<strong>de</strong>n. Die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an die Energieeffi zienz sollen um bis zu 30 Prozent steigen.<br />

Die EnEV 2009 ist hierfür nicht mehr adäquat. Es bedarf <strong>de</strong>r<br />

Verfeinerung und Verbesserung bisheriger Ansätze und Techniken.<br />

Ferner kommt es darauf an, mit <strong>de</strong>r EnEV 2012 bislang<br />

ungenutzte Einsparpotenziale zur Erhöhung <strong>de</strong>r Energieeffi -<br />

zienz zu erschließen. Dazu gehört beispielsweise die Einbeziehung<br />

von Bo<strong>de</strong>nklapptreppen in die EnEV 2012. Nach Berechnungen<br />

könnte bei 8,25 Millionen sanierungsbedürftigen<br />

Einheiten hier eine Energieeinsparung von bis zu 825.000<br />

Tonnen Heizöl und eine CO 2 -Reduzierung von 1,6 bis 2,2 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Bun<strong>de</strong>sregierung hat <strong>de</strong>n Gesetzgebungsprozess hauruckartig<br />

angestoßen. Welche Möglichkeiten bleiben Ihnen<br />

da überhaupt noch, Verbesserungen zu erreichen?<br />

Müller: Wenn Schnelligkeit vor Sorgfalt geht, sind handwerkliche<br />

Fehler die Regel. Es ist zu erwarten, dass Nachbesserungen<br />

nötig sind. Hier gilt es, die Rechtsgrundlagen so<br />

zu gestalten, dass eine umweltschonen<strong>de</strong>, zuverlässige und<br />

bezahlbare Energieversorgung realisiert wer<strong>de</strong>n kann. Außer<strong>de</strong>m<br />

muss dafür gesorgt wer<strong>de</strong>n, dass mit <strong>de</strong>r Erhöhung<br />

<strong>de</strong>r Energieeffi zienz neue Marktpotenziale erschlossen sowie<br />

Wachstum und Beschäftigung gesichert wer<strong>de</strong>n können.<br />

22 ProFirma 10 2011<br />

Fotos: Fernando Baptista


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Social Media<br />

Die Informationsfl ut bändigen<br />

Kleine und mittlere Unternehmen tun sich mit <strong>de</strong>n sozialen Medien schwer. Neue Kommunikationswege<br />

erfor<strong>de</strong>rn die Überlegung, wofür sich die Netzwerke von Facebook<br />

bis Twitter im eigenen Unternehmen eigentlich eignen. Dass neben Post und E-Mail jetzt<br />

noch weitere Nachrichtenkanäle spru<strong>de</strong>ln, bereitet Firmenchefs auch Sorge. VON TIM COLE<br />

Wer wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m geschwätzigen<br />

Twitter-Vogel nicht ab und zu<br />

gern <strong>de</strong>n Schnabel zubin<strong>de</strong>n?<br />

SOCIAL MEDIA<br />

ERFORDERT ZUSÄTZLICHEN AUFWAND<br />

Wie schätzen Sie folgen<strong>de</strong> Aussagen in Bezug auf<br />

Ihre eigenen Erfahrungen auf einer Skala von<br />

1 (stimme gar nicht zu) bis 5 (stimme sehr zu) ein?<br />

Der tagesgeschäftliche Druck nimmt zu 3,7<br />

Ich fühle mich gezwungen, „always on“ zu sein 3,3<br />

Die damit verbun<strong>de</strong>ne Mehrarbeit ist nicht zu leisten 2,9<br />

Social Media sind bei uns synergetisch in an<strong>de</strong>re Aufgaben<br />

integriert, <strong>de</strong>r Zusatzaufwand ist begrenzt 2,4<br />

Social Media hat bei uns an<strong>de</strong>re Aufgaben substituiert 2,1<br />

Ich habe das Thema komplett <strong>de</strong>legiert/Meine Aufgaben<br />

beschränken sich auf strategische Managementaufgaben 1,9<br />

Das Thema hat gar keinen Einfl uss auf meinen Alltag 1,9<br />

1 2 3 4 5<br />

Basis: 596 Kommunikationsmanager in D, A, CH. Quelle: Universität Leipzig / Fink & Fuchs PR AG 2011<br />

24 ProFirma 10 2011<br />

ProFirma<br />

Titelthema


Foto: privat<br />

„Saftla<strong>de</strong>n“-Inhaberin Kirstin Walther wur<strong>de</strong><br />

mit ihrem Internet-Blog überregional bekannt.<br />

Er wird viel gelesen, weil er authentisch ist.<br />

„In unserem Blog schreiben wir das,<br />

was wirklich in unserem Unternehmen<br />

passiert – und das kommt an.“<br />

KIRSTIN WALTHER, SAFTKELTEREI WALTHER, ARNSDORF<br />

Ein Gespenst geht um, und das nicht nur in Europa. Für die einen<br />

ist es eine veritable Revolution: Berauschend, begeisternd,<br />

mitreißend. Für die an<strong>de</strong>ren ist es ein Umsturz, eine Gefahr:<br />

Die Machtergreifung durch <strong>de</strong>n Online-Pöbel. Seit <strong>de</strong>r Erfi ndung<br />

<strong>de</strong>s World Wi<strong>de</strong> Web vor nunmehr 20 Jahren hat kein<br />

Begriff für mehr Aufsehen – und Aufregung – bei Machern<br />

und Managern in großen und kleinen Unternehmen gesorgt<br />

als zwei harmlos klingen<strong>de</strong> Wörter: „Social Media“. „Asoziale<br />

Medien“ schimpft sie <strong>de</strong>r einfl ussreiche Internet-Berater und<br />

Blogger A.J. Kohn vom Online-Marketingforum „Sphinn“,<br />

weil sie „rücksichtslos und eigensüchtig“ seien. Dagegen sieht<br />

Erik Qualman, Autor <strong>de</strong>s im vorigen Jahr erschienenen Bestellers<br />

„Socialnomics: Wie Social Media Wirtschaft und Gesellschaft<br />

verän<strong>de</strong>rn“, in ihnen eine „grundsätzlich neue und<br />

an<strong>de</strong>re Art, wie Firmen mit ihren Kun<strong>de</strong>n kommunizieren“.<br />

Was nun? Sind Social Media ein Fluch o<strong>de</strong>r ein Segen? Dass sie<br />

beim breiten Publikum ankommen, steht außer Frage: Einer<br />

aktuellen Studie <strong>de</strong>s Branchenverbands Bitkom zufolge sind<br />

76 Prozent aller Internet-Nutzer Mitglied einer „Online-Com-<br />

ProFirma 10 2011<br />

munity“, in <strong>de</strong>r wichtigen Zielgruppe <strong>de</strong>r unter 30-Jährigen<br />

sind es sogar 96 Prozent! Aber was kann ein mittelständisches<br />

Unternehmen damit anfangen? Diese Frage wird landauf,<br />

landab in Talkshows von Maischberger bis Illner gestellt, auf<br />

Kongressen und in Seminaren hin und her gewälzt und in <strong>de</strong>n<br />

Chefetagen vieler Firmen lei<strong>de</strong>nschaftlich diskutiert. Welche<br />

Vorteile bringt eine Firmenseite auf Facebook fürs Unternehmen?<br />

Dürfen Mitarbeiter Betriebsinterna per Twitter ausplau<strong>de</strong>rn?<br />

Soll <strong>de</strong>r Chef einen Firmen-Blog schreiben? Ersetzen billige<br />

Youtube-Filmchen womöglich teure Fernsehspots? Und<br />

vor allem: Wer soll für die Social-Media-Aktivitäten im Unternehmen<br />

zuständig sein? Das Marketing? O<strong>de</strong>r doch besser<br />

<strong>de</strong>r Vertrieb? Vielleicht die Unternehmensleitung selbst? O<strong>de</strong>r<br />

womöglich gar <strong>de</strong>r Personalchef?<br />

Äpfel und Birnen im Internet<br />

Wenn man Kirstin Walther fragt, ist die Antwort klar: Für sie<br />

als Firmenchefi n sind Social Media gelebter Unternehmensalltag.<br />

<strong>Als</strong> sie vor sieben Jahren die 1927 gegrün<strong>de</strong>te Firma<br />

ihrer Eltern übernahm, die Saftkelterei Walther in Arnsdorf<br />

bei Dres<strong>de</strong>n, war <strong>de</strong>r Betrieb in einem <strong>de</strong>solaten Zustand. „Zu<br />

Ostzeiten musste man sich keinerlei Gedanken über Marketing<br />

machen, weil Mangelwirtschaft in <strong>de</strong>r DDR herrschte“,<br />

erklärt die resolute Jungunternehmerin. Um das zu än<strong>de</strong>rn,<br />

ging sie mit einer Firmen-Homepage zunächst ins Internet,<br />

begann dann im Jahr 2006 mit einem Online-Tagebuch, in<br />

<strong>de</strong>m sie „aus <strong>de</strong>m Alltag eines richtigen Saftla<strong>de</strong>ns“ berichtete.<br />

Inzwischen hat sie als „@SaftTante“ auf Twitter mehr als 3.000<br />

bekennen<strong>de</strong> Fans („Followers“), die mitfi ebern, wenn sie<br />

25


Unternehmensführung – Titelthema<br />

Social-Media-Aussagen<br />

Mithilfe dieser Checkliste können Sie Ihr Wissen<br />

über Social Media testen und gegebenenfalls<br />

Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>r Kommunikation<br />

in Ihrem Unternehmen einleiten.<br />

1. Wir müssen mit unseren Zielgruppen, Kun<strong>de</strong>n und Partnern<br />

zukünftig öffentliche Dialoge im Internet führen.<br />

2. Wir haben genau analysiert, über welche Social-Media-<br />

Kanäle wir unsere einzelnen Zielgruppen erreichen.<br />

3. Wir haben keine Probleme damit, uns mit Kritikern<br />

öffentlich auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.<br />

4. Unser Katalog <strong>de</strong>r Vor- und Nachteile öffentlicher Dialoge<br />

im Web weist <strong>de</strong>utliche Vorteile für unser Unternehmen aus.<br />

5. Wir haben zahlreiche Handlungsfel<strong>de</strong>r i<strong>de</strong>ntifi ziert, wo wir<br />

durch Social Media <strong>de</strong>utlich mehr und bessere Ergebnisse<br />

erreichen wer<strong>de</strong>n, als mit <strong>de</strong>n klassischen Marketinginstrumenten.<br />

6. Wir haben alle Social-Media-Kanäle untersucht und die für<br />

unser Unternehmen besten anhand reproduzierbarer Fakten<br />

ausgewählt.<br />

7. Die Ziele für <strong>de</strong>n Einsatz von Social Media sind qualitativ<br />

und quantitativ genau <strong>de</strong>fi niert.<br />

8. Wir haben einen genauen Plan davon, mit welchen Menschen<br />

wir wie über welche Themen sprechen wollen und<br />

wissen, dass diese Menschen sich dafür interessieren.<br />

9. Die erfor<strong>de</strong>rlichen personellen und fi nanziellen Ressourcen<br />

für <strong>de</strong>n Einsatz von Social Media haben wir exakt festgelegt.<br />

10. Wir sind uns sicher, dass <strong>de</strong>r Aufwand für <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Social Media durch Umsatz- und Ertragswachstum amortisiert<br />

wird und haben dies in einer Planrechnung berechnet.<br />

11. Social Media hat in unserem Unternehmen eine eigene<br />

Aufbauorganisation mit ein<strong>de</strong>utig geregelten Zuständigkeiten<br />

und Verantwortungsbereichen.<br />

12. Die Mitarbeiter, die <strong>de</strong>n Einsatz von Social Media in unserem<br />

Unternehmen betreuen wer<strong>de</strong>n, sind speziell geschult und<br />

bringen die notwendigen Qualifi kationen mit.<br />

13. Wir haben für alle Mitarbeiter einen speziellen Leitfa<strong>de</strong>n für<br />

<strong>de</strong>n Umgang mit sozialen Medien ausgearbeitet.<br />

14. Wir haben in unsere Marketingstrategie eine unternehmensspezifi<br />

sche Online-Strategie integriert.<br />

15. Wir haben genau analysiert, welches Engagement unsere<br />

Konkurrenten bei Social Media haben.<br />

16. Wir haben unsere Social-Media-Maßnahmen exakt auf<br />

unsere KPI und die wichtigsten Benchmarks ausgerichtet.<br />

17. Unser Redaktionsplan enthält alle relevanten Inhalte und<br />

Themen, die für unsere Zielgruppen einen echten Mehrwert<br />

darstellen.<br />

18. Wir haben einen Maßnahmenplan ausgearbeitet, wie wir<br />

im Falle einer Kommunikationskrise reagieren wer<strong>de</strong>n.<br />

19. Wir haben die Kriterien <strong>de</strong>s Social-Media-Monitorings und<br />

<strong>de</strong>s Reportings in einer Prozessbeschreibung formuliert.<br />

20. Die 1-9-90-Regel von Jacob Nielsen ist uns bekannt und<br />

die Konsequenzen daraus sind uns bewusst.<br />

Quelle: WMC Volker Wen<strong>de</strong>ler<br />

Stimmt<br />

Stimmt nicht<br />

Weiß ich nicht<br />

über die aktuelle Erntelage schreibt („dieses jahr hängen sogar<br />

unsere ungepfl egten bäume voller äpfel“) o<strong>de</strong>r Anfragen nach<br />

<strong>de</strong>r Produktqualität beantwortet („es ist verboten, aromen in<br />

<strong>de</strong>n osaft zu tun, die nicht aus orangen hergest. wur<strong>de</strong>n“).<br />

Nicht je<strong>de</strong>r ist begeistert von Kirstin Walthers kessem Kommunikationsstil.<br />

„Unsere Saftboxenschachteln rutschten<br />

beim Transport immer hin und her und gingen kaputt“, verriet<br />

sie jüngst in ihrem Blog. „Ich hatte sogar ein Foto von<br />

einem völlig zerstörten Karton veröffentlicht und damit ver<strong>de</strong>utlicht,<br />

dass wir unsere Schachteln verkleinern müssen.“<br />

Ihr Geschäftspartner sei „entsetzt“ gewesen und habe von ihr<br />

verlangt, <strong>de</strong>n Beitrag umgehend zu löschen: „Er dachte, je<strong>de</strong>r<br />

wür<strong>de</strong> jetzt Walther nur noch mit <strong>de</strong>n kaputten Saftboxen assoziieren“,<br />

erinnert sie sich. Am En<strong>de</strong> blieb <strong>de</strong>r Beitrag drin<br />

– „weil es wichtig ist, authentisch zu sein“, wie die Sächsin<br />

behauptet: „Wir schreiben das, was wirklich in unserem Unternehmen<br />

passiert, und das kommt an.“<br />

Social Media verän<strong>de</strong>rn die Kommunikation<br />

Ankommen tut das Thema Social Media offenbar bei je<strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>rs, was allerdings wohl in <strong>de</strong>r Natur <strong>de</strong>r Sache liegt. Unter<br />

<strong>de</strong>m eher schwammigen Dachbegriff wer<strong>de</strong>n so unterschiedliche<br />

Bereiche zusammengefasst wie Marktforschung,<br />

Außendarstellung, Mitarbeiterkommunikation und Personalwesen.<br />

„Je nach<strong>de</strong>m, mit wem man sich unterhält, meint je<strong>de</strong>r<br />

etwas ganz an<strong>de</strong>res“, sagt Carl Mühlner vom Düsseldorfer IT-<br />

Unternehmen Damovo. Er hat Interviews mit 200 mittelständischen<br />

Unternehmern und Internet-Experten führen lassen<br />

und daraus eine Studie erstellt, die gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen<br />

Mittelstand eine hohe Bereitschaft attestiert, sich in Zukunft<br />

verstärkt um das Thema Social Media zu kümmern:<br />

> 69 Prozent stufen Social Media <strong>de</strong>mnach als <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit<br />

wichtigsten Trend überhaupt ein: Dank Smartphones und<br />

Flatrate-Datentarifen ermöglichen sie eine direkte und zeitnahe<br />

Interaktion mit Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeitern.<br />

> 50 Prozent bezeichneten sogenannte „Location-Based-Services“<br />

als eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Entwicklung: Im Rahmen <strong>de</strong>r internen<br />

Unternehmenskommunikation ließen sich beispielsweise<br />

die eigenen Servicetechniker stets genau lokalisieren<br />

und ihr Einsatz fl exibler steuern.<br />

> 47 Prozent sehen im „Crowdsourcing“ großes Potenzial, sowohl<br />

durch die Nutzung dieses „kollektiven Wissens“ von<br />

Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeitern, um fachspezifi sche Probleme<br />

zu lösen, als auch um die Entwicklung neuer Produkte und<br />

Dienstleistungen besser an <strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>s Markts<br />

ausrichten zu können.<br />

Dass Social Media dabei sind, die Art und Weise zu verän<strong>de</strong>rn,<br />

wie Unternehmen mit ihren Kun<strong>de</strong>n kommunizieren und<br />

dabei wichtige Erkenntnisse über Trends und Bedürfnisse<br />

im Markt vermitteln, wird selbst Online-Laien immer klarer.<br />

„Marktforschung 2.0“ nennt das <strong>de</strong>r Offenbacher Internet-<br />

Guru Ossi Urchs, <strong>de</strong>r als einer <strong>de</strong>r Pioniere <strong>de</strong>s Social-Marketings<br />

in Deutschland gilt. Klassisches Marketing, so Urchs, sei<br />

im Grun<strong>de</strong> erst durch das Aufkommen von Massenmedien<br />

26 ProFirma 10 2011


Ein Ford mehr. Drei Sorgen weniger.<br />

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Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis.


Unternehmensführung – Titelthema<br />

entstan<strong>de</strong>n: „Da wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r informierte Dialog unter Gleichen<br />

durch das Gebrüll <strong>de</strong>r einseitigen werblichen Kommunikation<br />

verdrängt. Das war, wie man jetzt sieht, ein Irrweg. Der Kun<strong>de</strong><br />

will als Individuum angesprochen und ernst genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Genau das können Social Media leisten.“<br />

Durch das Einbin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n in Geschäftsprozesse wie<br />

Marktforschung und Marketing ergibt sich eine neue Qualität<br />

<strong>de</strong>s Dialogs, davon ist Dr. Martin Oetting überzeugt,<br />

Forschungschef <strong>de</strong>r Münchner Trnd AG, die er als „größte<br />

europäische Marketing-Community“ bezeichnet. Er glaubt,<br />

dass Mundpropaganda das beste Mittel sei, um als Händler<br />

erfolgreich im Markt von morgen zu agieren: „Guten Tipps<br />

von Freun<strong>de</strong>n glauben wir mehr als je<strong>de</strong>r Hochglanzwerbung.<br />

Große Konzerne reagieren inzwischen darauf und setzen auf<br />

Mundpropaganda.“ Auch kleine Unternehmen, da ist er sicher,<br />

könnten von solcher Werbung profi tieren, wenn sie es<br />

nur richtig anstellten. Die Trnd AG helfe Firmen mit maßgeschnei<strong>de</strong>rten<br />

Mundpropaganda-Kampagnen weiter, so Oe-<br />

tting. Dabei wer<strong>de</strong>n zwischen 5.000 und 10.000 Kandidaten<br />

aus einer großen Adresskartei ausgesucht und geprüft. Wer<br />

ausgewählt wird, erhält vom Unternehmen Testprodukte für<br />

sich, die Familie und Freun<strong>de</strong>. Später muss er eine Beurteilung<br />

darüber abgeben, die von Trnd zu Übersichten zusammengetragen<br />

wer<strong>de</strong>n und als Grundlage für Verbesserungen o<strong>de</strong>r<br />

neue Produkti<strong>de</strong>en dienen.<br />

Einen Fehler allerdings, so Oetting, mache <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r glaube,<br />

mithilfe solcher Publikumsbeteiligung ein schlechtes o<strong>de</strong>r<br />

langweiliges Produkt nachträglich hochpäppeln zu können.<br />

„Mundpropaganda lässt sich in gewissem Maße sogar steuern“,<br />

weiß er aus Erfahrung. Wer allerdings glaubt, er könne<br />

das kontrollieren, was die Kun<strong>de</strong>n sagen, <strong>de</strong>r wer<strong>de</strong> Schiffbruch<br />

erlei<strong>de</strong>n. Das Gleiche gelte für Firmen, die versuchten,<br />

eigene Leute unter die Proban<strong>de</strong>n zu schmuggeln, die sich<br />

beson<strong>de</strong>rs lobend über das eigene Produkt auslassen. „Der<br />

Schuss geht garantiert nach hinten los“, ist <strong>de</strong>r Mundwerker<br />

überzeugt. Wer dagegen ernsthaft bemüht sei, etwas über sein<br />

Social Media und <strong>de</strong>r Mittelstand: Was sagen die Experten?<br />

Social Media-Berater gibt<br />

es inzwischen fast wie Sand<br />

am Meer. Und ebenso viele<br />

Meinungen gibt es, wenn es<br />

um die wichtigsten Fragen<br />

geht.<br />

ProFirma hat vier prominente<br />

Internet-Experten befragt,<br />

wie sie das Verhältnis zwischen<br />

Mittelstand und Social Media<br />

und <strong>de</strong>ren Entwicklung<br />

beurteilen.<br />

Wie ernst nehmen mittelständische<br />

Unternehmen das Thema Social<br />

Media?<br />

Von wem gehen die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Impulse aus?<br />

Welche Vorteile bringen Social Media<br />

solchen Unternehmen?<br />

Welche Nachteile haben Social<br />

Media?<br />

Hendrik Lennarz<br />

Online-Marketing-Manager,<br />

Globalpark AG, Köln<br />

Gedanken gemacht haben sich schon<br />

alle, auch die KMU. Die einen sind mit<br />

auf <strong>de</strong>n Zug aufgesprungen, die an<strong>de</strong>ren<br />

warten lieber noch ab.<br />

Von <strong>de</strong>n Entscheidungsträgern, da die<br />

Medien heute voll vom Thema Social<br />

Media sind.<br />

Ich öffne einen neuen Kanal, um mit<br />

Menschen (Kun<strong>de</strong>n, Partnern, Freun<strong>de</strong>n)<br />

offen zu kommunizieren.<br />

Die Betreiber verstehen es meist nicht<br />

richtig, die eigenen Fans zu aktivieren.<br />

Klaus Eck<br />

Kommunikationsberater, Autor<br />

(„Corporate Blogs – Unternehmen im<br />

Online-Dialog zum Kun<strong>de</strong>n“), München<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r umfangreichen Medienberichterstattung<br />

kann sich kaum ein Entschei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />

Thema Social Media entziehen.<br />

Junge Mitarbeiter, die Facebook ganz selbstverständlich<br />

in ihrem privaten Alltag nutzen, machen<br />

vielleicht die Entschei<strong>de</strong>r neugierig. Doch eingeführt<br />

wird es meistens über das mittlere Management.<br />

Über Social Media können Unternehmen sich direkter<br />

und glaubwürdiger präsentieren.<br />

Die neue Transparenz müssen Unternehmen erst<br />

einmal aushalten können. Das will gelernt sein.<br />

28 ProFirma 10 2011


Produkt zu lernen, für <strong>de</strong>n könnten Empfehlungsnetze wertvolle<br />

Erkenntnisse liefern. Oetting: „Wenn Sie mich bitten<br />

wür<strong>de</strong>n ein solches Marketing zu beschreiben, wür<strong>de</strong> ich mit<br />

einem Wort antworten: Zuhören!“<br />

Einkaufsgemeinschaften im Netz<br />

Marktforschung ist das eine. Aber können kleine und mittlere<br />

Unternehmen mit Social Media auch mehr Umsatz machen?<br />

Kritiker in <strong>de</strong>n USA warnen bereits vor Facebook als<br />

„Schnäppchen-Falle“ und befürchten, dass sich Händler damit<br />

nur die Preise kaputt machen und nebenbei die Kun<strong>de</strong>n auch<br />

noch zu „Schnäppchennoma<strong>de</strong>n“ erziehen.<br />

Dass Facebook & Co. <strong>de</strong>nnoch interessante Vertriebskanäle<br />

für Mittelständler sein können, davon ist Dr. Björn Schäfers<br />

überzeugt. Der Geschäftsführer von Smatch.com, einem<br />

Tochterunternehmen <strong>de</strong>r Otto Gruppe, betreibt eine Art Einkaufsgemeinschaft<br />

im Netz, die auf Facebook angeblich mehr<br />

Frank Hübner<br />

Social-Media-Beratung und IT-Training,<br />

Baumgarten am Tullnerfeld (Österreich)<br />

Gar nicht. Das Problem ist, dass viele Chefs Social Media und<br />

<strong>de</strong>ssen Regeln nicht verstan<strong>de</strong>n haben. Wenn es dann nicht<br />

funktioniert, heißt es, „Hab ich‘s doch gewusst, dass Social Media<br />

nicht funktioniert“<br />

Die Impulse kommen eher von oben, da Mitarbeiter nicht unternehmerisch<br />

<strong>de</strong>nken. Wenn dies jedoch zur Unternehmenskultur<br />

gehört, sind Mitarbeiter eher die I<strong>de</strong>engeber.<br />

Man kommt mit <strong>de</strong>r Zielgruppe direkt in Dialog und gewinnt<br />

Fans, also kostenlose „Verkäufer“.<br />

Verwaiste Fanseiten sind unprofessionell, genau wie keine o<strong>de</strong>r<br />

späte Antworten auf Kun<strong>de</strong>nfragen. Löschen von konstruktiven<br />

Beiträgen kann sich negativ aufs Firmenimage auswirken.<br />

ProFirma 10 2011<br />

als zwei Millionen Produkte und mehr als 10.000 Marken von<br />

700 teilnehmen<strong>de</strong>n Händlern bereithält, darunter viele Mittelständler.<br />

Wer nach einem bestimmten Produkt sucht, kann<br />

das Ergebnis <strong>de</strong>r Recherche nach <strong>de</strong>r Beliebtheit bei an<strong>de</strong>ren<br />

Kun<strong>de</strong>n fi ltern und sich mit <strong>de</strong>r Zeit ein persönliches Netzwerk<br />

von Nutzern mit ähnlichem Geschmack aufbauen, die<br />

sich gegenseitig beim Online-Kauf beraten: Beim Shoppen<br />

gibt’s das Wir-Gefühl gratis dazu.<br />

„Smatch.com verkörpert ein neues emotionales Einkaufserlebnis“,<br />

sagt Schäfers: <strong>Als</strong> Nutzer könne man sich von an<strong>de</strong>ren<br />

inspirieren lassen. „Diese Kombination aus rationalem und<br />

emotionalem Einkauf fi n<strong>de</strong>n unsere Kun<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs toll“,<br />

ist er überzeugt. Auch das Feedback <strong>de</strong>r Partnerunternehmen<br />

sei bislang „durchweg positiv, vor allem weil Händler in aller<br />

Regel messbar höhere Kaufwahrscheinlichkeiten realisieren,<br />

wenn <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> über eine Facebook-Empfehlung kommt.“<br />

„Social-Shopping“ nennen Experten diese neue Form <strong>de</strong>s gemeinsamen<br />

Einkaufs. An<strong>de</strong>re Shopping-Suchmaschinen<br />

Ossi Urchs<br />

Internet-Pionier und Kommunikationsberater,<br />

F.F.T. MedienAgentur, Offenbach.<br />

Social Media ist kein Schnupfen: Es geht nicht wie<strong>de</strong>r weg.<br />

Deshalb machen sich viele KMU heute daran, eigene Aktivitäten<br />

zu entwickeln – auch wenn es da noch sehr viel Unsicherheit und<br />

noch mehr Unwissenheit gibt.<br />

Meist vom Wettbewerb („XY ist jetzt auch auf Facebook, da müssen<br />

wir was machen!“) o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n aus. Erst dann wer<strong>de</strong>n diese<br />

Impulse vom Chef o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r PR-Abteilung weitergetragen. Das ist<br />

das Problem, <strong>de</strong>nn Social Media ist eben keine klassische PR-Aufgabe,<br />

son<strong>de</strong>rn betrifft das ganze Unternehmen.<br />

Der direkte Kanal zu <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet aber auch:<br />

Man muss (wie<strong>de</strong>r) zuhören lernen!<br />

Nachteile sehe ich eigentlich keine. Wirtschaftlich kostet das Erlernen<br />

<strong>de</strong>r Kommunikation Zeit und Geld. Aber Social Media für Null gibt es<br />

eben nicht.<br />

Fotos: privat<br />

29


Unternehmensführung – Titelthema<br />

wie Twenga listen nicht nur Tausen<strong>de</strong> von Online-Händlern<br />

auf, son<strong>de</strong>rn setzen wie Smatch.com auf <strong>de</strong>n sozialen Effekt:<br />

Freun<strong>de</strong> können ihre Meinung nebst Produktbeschreibungen<br />

o<strong>de</strong>r Foto zu einem gewünschten Produkt äußern und Ratschläge<br />

per E-Mail, Twitter o<strong>de</strong>r Facebook sen<strong>de</strong>n.<br />

Online-Kampf gegen Fachkräftemangel<br />

Das „Wir-Gefühl” beim Einkauf stärken, das eigene Image<br />

beim Kun<strong>de</strong>n aufpolieren: Für zahlreiche Mittelstandsbetriebe<br />

ist damit das Thema Social Media weitgehend erschöpft. Das<br />

Potenzial, für sich als attraktiven Arbeitgeber Werbung zu<br />

machen, wer<strong>de</strong> lei<strong>de</strong>r viel zu wenig beachtet, behauptet Wolfgang<br />

Brickwed<strong>de</strong> vom Hei<strong>de</strong>lberger Institute for Competitive<br />

Recruiting (ICR). Seiner Meinung nach sollten vor allem Personaler<br />

kleinerer Unternehmen begierig sein, die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s „Social Recruiting“ zu nutzen, um im immer härter<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kampf um Talente nicht von Konzernen an die<br />

Wand gedrückt zu wer<strong>de</strong>n. „Um <strong>de</strong>n Fachkräftemangel zu<br />

bekämpfen, müssen Firmenchefs aktiv auf die passen<strong>de</strong>n Bewerber<br />

zugehen, sie umwerben und für eine neue Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

in ihrem Unternehmen interessieren“, ist er sicher.<br />

Unter <strong>de</strong>m Begriff „Employer Branding“ rät er gera<strong>de</strong> Mittelständlern<br />

dazu, die Möglichkeiten <strong>de</strong>s Empfehlungsmarketings,<br />

wie sie das Social Web bietet, in <strong>de</strong>n Recruiting-Prozess<br />

einzubin<strong>de</strong>n. Statt Anzeigen in <strong>de</strong>r Tageszeitung zu schalten,<br />

sollten sie per Facebook o<strong>de</strong>r über die professionellen Empfehlungsnetzwerke<br />

Xing o<strong>de</strong>r LinkedIn gezielt nach fähigen<br />

Leuten suchen und diese ansprechen.<br />

Michael Grupe, Vorstand und Chef <strong>de</strong>s Social-Media-Beratungsteams<br />

<strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner PR-Agentur Fink & Fuchs, ist<br />

überzeugt, dass Web 2.0 und Social Media auch bei <strong>de</strong>r Einordnung<br />

guter und schlechter Arbeitgeber eine wachsen<strong>de</strong><br />

Rolle spielen wer<strong>de</strong>n. „Auf Portalen wie kununu.<strong>de</strong>, jobvoting.<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r arbeitgebertest.<strong>de</strong> bewerten Arbeitnehmer ihre<br />

aktuellen o<strong>de</strong>r ehemaligen Arbeitgeber. Dabei wer<strong>de</strong>n diese<br />

Plattformen lei<strong>de</strong>r auch gerne mal für Rache-Akte ehemaliger<br />

Mitarbeiter missbraucht“, behauptet er. Arbeitgeber sollten<br />

gegensteuern und versuchen, ihr eigenes Image durch geeignete<br />

Auftritte, beispielsweise Firmenseiten in <strong>de</strong>n Business-<br />

Netzwerken, aber auch durch sympathische Auftritte bei<br />

Twitter positiv zu beeinfl ussen. „Bei Employer Branding geht<br />

es nicht nur um Imagegewinn und Wettbewerbsvorteile“,<br />

sagt Grupe. Auch die Wirkung nach innen sei wichtig: „Starke<br />

Arbeitgebermarken, die ihren Mitarbeitern eine Art zweite<br />

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Einen kostenlosen Fachbeitrag zum Thema aus <strong>de</strong>m Angebot von<br />

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Der Beitrag Social Media in Kleinunternehmen informiert Sie ausführlich<br />

über Kosten- und Nutzenaspekte rund um die Netzwerke.<br />

HINDERNISSE DER SOCIAL-MEDIA-<br />

NUTZUNG IM DETAIL<br />

Wo sehen Sie die größten Hin<strong>de</strong>rnisse bei <strong>de</strong>r Nutzung von<br />

Social Media? (Auswahl von drei Aussagen möglich).<br />

zu großer Aufwand 76,0%<br />

lassen sich nicht kontrollieren 54,9%<br />

überzeugen<strong>de</strong> Konzepte fehlen 51,8%<br />

zu schwierig und zu kompliziert zu organisieren 38,9%<br />

geringes Interesse <strong>de</strong>r Rezipienten 38,9%<br />

generiert zu wenig Besucher in Web und Interaktion 24,0%<br />

bieten keinen Mehrwert 15,4%<br />

Basis: 596 Kommunikationsmanager in D, A, CH. Quelle: Universität Leipzig / Fink & Fuchs PR AG 2011<br />

Heimat bieten, tragen zur Wertschöpfung im Unternehmen<br />

bei. Denn Mitarbeiter, die sich mit ihrem Arbeitgeber i<strong>de</strong>ntifi<br />

zieren, sind motivierter und haben eine geringere Wechselbereitschaft.“<br />

Firmenkommunikation: Je<strong>de</strong>r darf alles sehen<br />

Auch bereits existieren<strong>de</strong> Firmenmitarbeiter können von Social<br />

Media profi tieren: Durch Wikis und an<strong>de</strong>re sogenannte<br />

Kollaborationswerkzeuge ist es möglich, das Wissen in <strong>de</strong>n<br />

Köpfen <strong>de</strong>r Leute zu erschließen und für an<strong>de</strong>re im Unternehmen<br />

nutzbar zu machen, ist Frank Roebers überzeugt. Der<br />

Chef <strong>de</strong>r Synaxon AG in Bielefeld, Europas größter IT-Verbundgruppe<br />

mit mehr als 2.800 Partnern, begann bereits im<br />

Jahr 2006 damit, die internen Kommunikationsprozesse innerhalb<br />

<strong>de</strong>r weitverzweigten Gruppe zu mo<strong>de</strong>rnisieren. Sein<br />

Ziel: Das Wissen in <strong>de</strong>r Firma gemeinsam nutzbar zu machen.<br />

Herausgekommen ist eine Datenbank mit fast 25.000 Seiten,<br />

auf die je<strong>de</strong>r zugreifen darf.<br />

Roebers spricht von einer echten „Kulturrevolution“, die sich<br />

dank Social Media bei <strong>de</strong>n PC-Spezialisten vollzogen hat. Das<br />

liegt vor allem an <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Grundsätzen, nach <strong>de</strong>nen das<br />

System betrieben wird:<br />

> Je<strong>de</strong>r kann alles sehen. Nur sehr wenige Informationen sind<br />

nicht für alle Mitarbeiter sichtbar, zum Beispiel Gehaltsinformationen<br />

o<strong>de</strong>r ausgefüllte Mitarbeiter-Bewertungsbögen.<br />

„95 Prozent <strong>de</strong>r im Unternehmen verfügbaren Informationen<br />

sind für je<strong>de</strong>n einsehbar. Dazu gehören auch alle Projekte<br />

und strategische Geschäftspläne“, behauptet Roebers.<br />

> Je<strong>de</strong>r kann alles än<strong>de</strong>rn. Die Än<strong>de</strong>rung gilt ohne Freigabe<br />

und sofort. „Das gilt auch für alle Prozessbeschreibungen<br />

und Unternehmensregelungen“, sagt <strong>de</strong>r Firmenchef.<br />

30 ProFirma 10 2011


Statt <strong>de</strong>s von vielen kritischen Beobachtern prognostizierten<br />

Chaos hat die totale Offenheit bislang bestens funktioniert,<br />

berichtet Roebers. So habe es bis heute keinen einzigen Fall<br />

von Missbrauch gegeben. Das auf <strong>de</strong>r gleichen offenen Software<br />

wie die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ basieren<strong>de</strong><br />

Wissenssystem habe aus <strong>de</strong>m westfälischen Mittelständler<br />

„ein echtes Unternehmen 2.0“ gemacht, berichtet er erfreut.<br />

Drei Dinge hätten sich inzwischen vor allem geän<strong>de</strong>rt: „Der<br />

Informationsstand aller Mitarbeiter ist viel besser gewor<strong>de</strong>n,<br />

die wichtigen Dokumente im Unternehmen sind immer<br />

aktuell, und Führungskräfte sind von unsinnigen Entschei-<br />

ProFirma 10 2011<br />

Social Media nach Maß und Ziel<br />

„Ich hab‘ für so etwas keine Zeit!“ Diesen Satz hört man häufi g von Mittelständlern, wenn es um<br />

das Thema Social Media geht. Tatsächlich stellt die Nutzung von Facebook, Twitter und Co.<br />

hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an das Zeitmanagement, da sie zusätzlich zur Informationsfl ut von E-Mails und<br />

Newslettern zu bewältigen ist. Einige Fragen helfen beim richtigen Einsatz. VON TIM COLE<br />

Warum will ich Social Media nutzen?<br />

Wie bei je<strong>de</strong>m neuen Managementwerkzeug<br />

sollte man wissen, was man<br />

damit erreichen will.<br />

Stehen Marktforschung und Konkurrenzbeobachtung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund, empfi ehlt<br />

es sich, sogenannte „RSS Feeds“ zu abonnieren.<br />

Die Abkürzung steht für „Really<br />

Simple Syndication“ und ist eine sehr<br />

einfache Metho<strong>de</strong>, um Verän<strong>de</strong>rungen<br />

auf Websites o<strong>de</strong>r in Blogs zu verfolgen,<br />

die Sie interessieren und die Sie <strong>de</strong>shalb<br />

beobachten wollen. Ein „RSS-Channel“<br />

hält Sie wie ein Nachrichtenticker auf<br />

<strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m er Schlagzeilen<br />

und kurze Textanrisse sowie einen Link<br />

zur Originalseite versen<strong>de</strong>t.<br />

Wollen Sie sich mit Kun<strong>de</strong>n und Partnern<br />

vernetzen, sollten Sie das Augenmerk<br />

auf Business- o<strong>de</strong>r Empfehlungsnetzwerke<br />

wie Xing o<strong>de</strong>r LinkedIn legen. Dort<br />

können Sie sich Diskussionsgruppen anschließen,<br />

die Ihr spezielles Thema bearbeiten.<br />

Zunehmend wird auch Facebook,<br />

das früher eher als ein privates Netz angesehen<br />

wur<strong>de</strong>, von Geschäftsleuten zur<br />

Kontaktpfl ege und zur Information genutzt.<br />

Mit Google+ steht inzwischen ein<br />

neues Netzwerk zur Verfügung, mit <strong>de</strong>m<br />

man seine Kontakte besser verwalten<br />

kann als auf Facebook. Und mit Twitter<br />

können Sie auch unterwegs vom Handy<br />

aus verfolgen, worüber sich Bekannte und<br />

Kollegen gera<strong>de</strong> Gedanken machen.<br />

Wenn es bei Ihnen primär um Marketing<br />

o<strong>de</strong>r Vertrieb geht, ist ein zusätzlicher<br />

Firmen-Blog zu empfehlen. Aber Achtung!<br />

Nichts ist schlimmer als ein „toter“ Blog:<br />

Um ein solches Online-Tagebuch mit Leben<br />

zu füllen, müssen Sie sich regelmäßig<br />

neue Inhalte aus<strong>de</strong>nken und möglichst<br />

viele Freun<strong>de</strong> und Kollegen dazu bekommen,<br />

Kommentare zu hinterlassen.<br />

Wie teile ich meine Zeit richtig ein?<br />

Je<strong>de</strong>r Manager arbeitet nach einem Terminplan,<br />

und das gilt auch (und ganz beson<strong>de</strong>rs)<br />

für Social Media.<br />

Legen Sie Zeitblöcke fest, in <strong>de</strong>nen Sie<br />

bloggen, netzwerken o<strong>de</strong>r Fragen von Kun<strong>de</strong>n<br />

beantworten. Umgekehrt gewöhnen<br />

Sie sich an, <strong>de</strong>n Computer auszuschalten,<br />

wenn es Zeit ist, sich um Kun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Kollegen<br />

im „richtigen Leben“ zu kümmern.<br />

Mit etwas Selbstdisziplin lassen sich die<br />

bei<strong>de</strong>n Bereiche gut voneinan<strong>de</strong>r trennen.<br />

Mit <strong>de</strong>r Zeit wer<strong>de</strong>n Sie herausfi n<strong>de</strong>n, wie<br />

viel Zeit am Tag für Social Media nötig ist.<br />

Fokussieren Sie sich auf die wichtigsten<br />

Dinge, nämlich auf Tätigkeiten, die <strong>de</strong>n<br />

größten Rücklauf bringen. Twitter und<br />

Facebook liegen hier typischerweise an<br />

erster Stelle, aber es kommt auch darauf<br />

an, wo sich Ihre Kun<strong>de</strong>n und Kollegen am<br />

liebsten tummeln. Zieht Ihre Zielgruppe<br />

MySpace vor, dann sollten Sie dort Präsenz<br />

zeigen. Schauen sie am liebsten<br />

YouTube-Vi<strong>de</strong>os, dann schaffen Sie sich<br />

eine Digitalkamera an, und fangen Sie<br />

an zu drehen! Vor allem aber: Auch im<br />

Social Web ist Klasse wichtiger als Masse.<br />

Gehen Sie nicht nach <strong>de</strong>r Zahl Ihrer<br />

Kontakte o<strong>de</strong>r Fans, son<strong>de</strong>rn danach, ob<br />

Sie die richtigen Leute damit erreichen.<br />

Welche Werkzeuge helfen mir dabei?<br />

Es gibt inzwischen eine Vielzahl digitaler<br />

Instrumente, die helfen, Zeit beim Netzwerken<br />

zu sparen, zum Beispiel das eingangs<br />

erwähnte RSS.<br />

Wer regelmäßig in verschie<strong>de</strong>nen sozialen<br />

Plattformen schreibt, verliert viel Zeit<br />

beim Verschicken von Nachrichten. Ping.<br />

fm erlaubt es, einen Text gleichzeitig an<br />

mehr als 100 verschie<strong>de</strong>ne Websites<br />

o<strong>de</strong>r Anwendungen wie Twitter, Facebook<br />

o<strong>de</strong>r LinkedIn zu schicken.<br />

FriendFeed ist ein Dienst, <strong>de</strong>r alle Ihre<br />

Social-Media-Aktivitäten, egal auf welchem<br />

Kanal, bün<strong>de</strong>lt und für Freun<strong>de</strong>,<br />

Kollegen o<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n gemeinsam<br />

sichtbar macht. Das erspart die Mehrfacheingabe.<br />

Außer<strong>de</strong>m können Sie dort<br />

verfolgen, was von Ihnen ausgewählte<br />

„Experten“ zu beliebigen Fachthemen<br />

zu sagen haben.<br />

dungen befreit, die heute an <strong>de</strong>r Stelle getroffen wer<strong>de</strong>n, wo<br />

die Fachkompetenz sitzt.“<br />

Marketing und PR, Marktforschung und Produktentwicklung,<br />

Personalwesen und Wissensmanagement: Gibt es überhaupt<br />

einen Bereich, <strong>de</strong>r nicht von <strong>de</strong>r Social-Media-Welle erfasst<br />

und auf <strong>de</strong>n Kopf gestellt wird? Von einer „neuen Partnerschaft<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n“ spricht Internet-Visionär Ossi Urchs,<br />

<strong>de</strong>r glaubt, dass sich <strong>de</strong>r Trend zur Einbindung von Unternehmensfrem<strong>de</strong>n<br />

in die internen Unternehmensprozesse<br />

in Zukunft sogar verstärken wer<strong>de</strong>: „Social Media ist kein<br />

Schnupfen. Das geht nicht von allein wie<strong>de</strong>r weg. Die Kun-<br />

31


Unternehmensführung – Titelthema<br />

TIPPS<br />

Die E-Mail-Flut besser bewältigen<br />

Wir alle bekommen eine Vielzahl von E-Mails pro Tag. Deren Bearbeitung frisst Zeit und<br />

bereitet Stress. Trotz Sorgfalt gehen wichtige Informationen manchmal unter. Damit Sie in dieser Flut<br />

nicht untergehen, erhalten Sie hier einige Tipps zum Umgang mit <strong>de</strong>r elektronischen Post.<br />

Schaffen Sie sich E-Mail-Freizeiten<br />

Verzichten Sie auf eine automatisierte Meldung, wenn Sie eine<br />

neue Mail erhalten. Sie wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>s Mal aus Ihrem aktuellen<br />

Arbeitsfl uss gerissen – auch für die Frage, was Sie am Wochenen<strong>de</strong><br />

planen.<br />

Bis Sie wie<strong>de</strong>r die volle Konzentration für Ihre Aufgaben erreicht<br />

haben, vergehen im Schnitt acht wertvolle Minuten. So gehen<br />

bis zu 28 Prozent Ihrer Arbeitszeit am Tag verloren. Wissenschaftler<br />

am Londoner King‘s College haben herausgefun<strong>de</strong>n, dass die<br />

Empfänger hereinströmen<strong>de</strong>r E-Mails dramatisch weniger leisten<br />

als Menschen ohne permanente E-Mail-Unterbrechung.<br />

Planen Sie <strong>de</strong>shalb feste Zeiten in Ihren Tagesablauf ein, zu <strong>de</strong>nen<br />

Sie sich konzentriert <strong>de</strong>r Bearbeitung Ihrer Mails widmen.<br />

Für ganz wichtige Personen, <strong>de</strong>nen Sie sofort antworten müssen,<br />

können Sie sich eine VIP-Funktion einrichten. Dann wer<strong>de</strong>n<br />

Sie nur informiert, wenn diese Person Ihnen eine Nachricht<br />

schickt. Sie wer<strong>de</strong>n sich wun<strong>de</strong>rn, wie selten dies <strong>de</strong>r Fall ist.<br />

Schaffen Sie sich ein Ordnungssystem<br />

Ihr E-Mail-Postfach ist nichts an<strong>de</strong>res als Ihr Schreibtisch, bei<br />

<strong>de</strong>m Sie auch ein Ablagesystem brauchen – nur mit einigen<br />

technischen Hilfen. Überlegen Sie sich, welche Ordnerstruktur<br />

für Sie hilfreich ist. Mo<strong>de</strong>rne Mail-Systeme bieten die Möglichkeit,<br />

Nachrichten automatisch bestimmten Ordnern zuzuordnen.<br />

So können Sie <strong>de</strong>n Posteingang durch Regeln so strukturieren,<br />

dass alle Mails, bei <strong>de</strong>nen Sie nur im CC: stehen, in einen CC:-<br />

Ordner verschoben wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Sie dann zu einem Zeitpunkt<br />

öffnen können, <strong>de</strong>r Ihnen passt.<br />

Mit einer automatischen Ordnerzuordnung können Sie Ihren E-<br />

Mail-Eingang vorstrukturieren und sich die Bearbeitung <strong>de</strong>utlich<br />

vereinfachen.<br />

Fassen Sie eine E-Mail möglichst nur einmal an<br />

Wenn Sie eine Nachricht öffnen, entschei<strong>de</strong>n Sie wie bei einem<br />

Brief direkt, was Sie damit tun:<br />

<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n nicht mehr auf das verzichten wollen, was sie hinzugewonnen<br />

haben und ihnen ein<strong>de</strong>utig eine neue Machtposition<br />

verschafft hat“ (siehe Kasten Seite 28: „Social Media für<br />

<strong>de</strong>n Mittelstand: Was sagen die Experten?“).<br />

Der Mittelstand müsse auf echte Partnerschaft mit seinen<br />

Kun<strong>de</strong>n setzen, davon ist auch „Saft-Tante“ Kirstin Walther<br />

überzeugt. Und sie belässt es nicht bloß bei Worten, son<strong>de</strong>rn<br />

lässt Taten sprechen: In diesem Herbst for<strong>de</strong>rte sie über ihre<br />

> Löschen<br />

> Direkt beantworten<br />

> Ablegen<br />

> Auf Wie<strong>de</strong>rvorlage legen<br />

> Sonstiges<br />

Je öfter Sie eine E-Mail anfassen, umso mehr Ihrer wertvollen<br />

Kapazität bin<strong>de</strong>t sie.<br />

Wenn sich aus einer Mail eine Aufgabe ergibt, die Sie später<br />

angehen wollen, etwa ein Telefonat, besteht bei mo<strong>de</strong>rnen Programmen<br />

die Möglichkeit, die Mail einfach in eine Aufgabe zu<br />

verwan<strong>de</strong>ln und diese Aufgabe dann mit einem Termin zu versehen,<br />

zu <strong>de</strong>m Sie die Aufgabenerledigung planen. Sie wer<strong>de</strong>n<br />

dann sogar rechtzeitig an diese Aufgabe erinnert.<br />

Gestalten Sie eine aussagekräftige Betreffzeile<br />

Je klarer Sie <strong>de</strong>m Empfänger sagen, was Sie wollen, <strong>de</strong>sto weniger<br />

Nachfass-E-Mails braucht es, bis Sie die Antwort erhalten,<br />

die Sie brauchen. Geben Sie wesentliche Informationen und gewünschte<br />

Aktivität im Betreff an.<br />

Hier einige Beispiele für Betreff-Konkretisierungen:<br />

> Bitte um Antwort bis …<br />

> Bitte um Erledigung bis ...<br />

> Nur zur Information<br />

> Bitte um Weiterleitung an …<br />

> Für Ihre Ablage …<br />

Verzichten Sie bei Antworten auf Signaturen<br />

E-Mails sind ein schnelles Medium, bei <strong>de</strong>m schnell und kurz<br />

geantwortet wird. Gesetzliche Vorschriften und häufi g auch das<br />

CI Ihres Unternehmens erfor<strong>de</strong>rn lange Signaturen. Häufi g führt<br />

dies dazu, dass Mails, die öfter hin und her gehen, völlig unübersichtlich<br />

wer<strong>de</strong>n und die kurze Antwort im Signaturen-Wust<br />

untergeht. Unterdrücken Sie bei Antworten und bei internen<br />

Mails <strong>de</strong>shalb Ihre Signatur. Sie wer<strong>de</strong>n sich wun<strong>de</strong>rn, wie viel<br />

Lesezeit Sie sparen.<br />

Homepage die Kun<strong>de</strong>n auf: „Wer<strong>de</strong>n Sie unser Obstlieferant!“<br />

Wer Äpfel o<strong>de</strong>r Birnen, Johannisbeeren o<strong>de</strong>r Sauerkirschen<br />

aus <strong>de</strong>m eigenen Garten in <strong>de</strong>r Kelterei abliefert, bekommt<br />

dafür frisch gepressten Saft zurück und bezahlt dafür nur die<br />

Bearbeitungskosten von 42 Euro-Cents pro Flasche. „Wer<strong>de</strong>n<br />

auch Sie einer von unseren vielen Obstlieferanten“, for<strong>de</strong>rt sie<br />

fröhlich die Leser ihres Blogs auf. Social Media gehen offenbar<br />

wie auch die Liebe durch <strong>de</strong>n Magen.<br />

32 ProFirma 10 2011<br />

Quelle: a2 consulting, Hamburg, Anne Ahlers


Wer eine Stelle zu besetzen hat, <strong>de</strong>r sucht <strong>de</strong>n Besten, <strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>m Markt zu <strong>de</strong>n gegebenen fi nanziellen Bedingungen zu<br />

haben ist. Das ist ganz in Ordnung so. Was „<strong>de</strong>r Beste“ nun<br />

wirklich können soll, ist im Einzelfall nicht immer ganz leicht<br />

zu beschreiben. Ganze Generationen von Autoren haben sich<br />

an Stellenbeschreibungen, Kompetenzprofi len und Aufgabenbeschreibungen<br />

versucht – häufi g mit unbefriedigen<strong>de</strong>m<br />

Ergebnis. Die Praktiker entschei<strong>de</strong>n am En<strong>de</strong> nach Erfahrung<br />

und Gefühl, und sie liegen dabei nur selten wirklich daneben.<br />

Die gewünschte Qualifi kation muss als Bandbreite beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n fachlichen Kompetenzen und <strong>de</strong>r sozialen<br />

Kompetenz einschließlich <strong>de</strong>r Führungskompetenz. Man<br />

will schließlich <strong>de</strong>n Betriebsfrie<strong>de</strong>n nicht stören, in<strong>de</strong>m man<br />

einen Überfl ieger o<strong>de</strong>r einen „low performer“ einstellt. Auch<br />

das ist im Prinzip in Ordnung. Wer sich die Mühe macht, ein<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsprofi l zu beschreiben, <strong>de</strong>r hat schon einen wichtigen<br />

Teil <strong>de</strong>s Auswahlprozesses erfolgreich gemeistert.<br />

Es gibt aber ein Totschlagargument, mit <strong>de</strong>m Bewerber chancenlos<br />

in die Flucht geschlagen wer<strong>de</strong>n können: Sie seien<br />

überqualifi ziert, also nicht geeignet. In letzter Zeit hörte <strong>de</strong>r<br />

Autor in seiner Eigenschaft als Personalberater diese Feststellung<br />

öfters. Dabei ist es einer <strong>de</strong>r merkwürdigsten Gedankengänge,<br />

die man sich im Umfeld einer Stellenbesetzung vorstellen<br />

kann. <strong>Als</strong> ob man (also ein Mensch) immer genau nur<br />

so viel Grips, Bildung, Training, Kompetenz und Kraft haben<br />

dürfte, wie in <strong>de</strong>r Stellenbeschreibung ausgewiesen ist. Was<br />

weniger ist, führt zum Ausschluss wegen mangeln<strong>de</strong>r Kompetenz.<br />

Was über das gewünschte Maß hinausragt, führt dann<br />

zum Ausschluss wegen Überqualifi zierung. Eine merkwürdige<br />

Denkweise.<br />

Was ist das eigentlich: Überqualifi zierung? Wer fürchtet sich<br />

hier eigentlich wovor? Die nächsthöhere Ebene, weil bei guten<br />

Leuten im Unterbau die Schwächen an <strong>de</strong>r Spitze sichtbar<br />

ProFirma 10 2011<br />

Quer<strong>de</strong>nker<br />

Martin Beck Der Unternehmensberater<br />

ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />

Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />

www.prof-beck.net<br />

Was heißt überqualifi ziert?<br />

Von Professor Martin Beck<br />

wer<strong>de</strong>n? O<strong>de</strong>r die Kollegen, weil ihre Bierruhe durch einen<br />

klugen Kopf gestört wer<strong>de</strong>n könnte? Ist es die Angst, dass<br />

ein intellektuell nicht ausgelasteter Mitarbeiter sich als Klugscheißer,<br />

als Besserwisser, als Nörgler, als Unruhestifter herausstellt?<br />

Könnte er bald Gehaltsfor<strong>de</strong>rungen stellen, die <strong>de</strong>n<br />

Betriebsfrie<strong>de</strong>n stören?<br />

Die ketzerische Frage ist ja, was besser ist: Wenn ein Kandidat<br />

im Beruf überfor<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r unterfor<strong>de</strong>rt und unausgelastet<br />

ist? Der überfor<strong>de</strong>rte Mitarbeiter wird rasch entsprechen<strong>de</strong><br />

Symptome zeigen und vermutlich immer wie<strong>de</strong>r ausfallen.<br />

Der unterfor<strong>de</strong>rte Mitarbeiter hätte theoretisch noch Kapazitäten,<br />

um über seine konkrete Tätigkeit hinaus zu <strong>de</strong>nken und<br />

I<strong>de</strong>en für die Weiterentwicklung zu liefern – sofern das überhaupt<br />

erwünscht ist. Man muss es nur erkennen und dann<br />

aktiv nutzen!<br />

Wer im Beruf nicht ganz ausgefüllt ist – und das muss ja<br />

nicht gegen <strong>de</strong>n Mitarbeiter sprechen, es kann auch eine<br />

Fehlleistung <strong>de</strong>r Firma sein –, <strong>de</strong>r sucht eben seine geistige<br />

und mentale Befriedigung nach Feierabend. Vereine und Kirchen<br />

und Kommunalpolitik leben von solchen Leuten, die<br />

mehr könnten, aber unbefriedigt und unausgelastet von <strong>de</strong>r<br />

Arbeit kommen und dann im Ehrenamt aufblühen. Das ist<br />

zwar betrieblich kritisch zu sehen, aber für die Gesellschaft<br />

ganz gut so.<br />

Dem Autor ist in langer Berufspraxis noch niemand begegnet,<br />

<strong>de</strong>r zu gescheit für seine Arbeit gewesen wäre. Zu gescheit,<br />

also überqualifi ziert, ist eigentlich niemand. Es gibt höchstens<br />

solche, <strong>de</strong>ren Potenziale nicht erkannt o<strong>de</strong>r nicht gewollt<br />

wer<strong>de</strong>n und die dann unter ihren Möglichkeiten beschäftigt<br />

bleiben. Das ist Verschwendung von knappen betrieblichen<br />

Ressourcen, die dringend zur Verbesserung von Produkten<br />

und Strukturen gebraucht wür<strong>de</strong>n. Es ist Chefsache, diese Verschwendung<br />

zu erkennen und zu been<strong>de</strong>n.<br />

Kolumne<br />

33


Unternehmensführung – Franchising 2011<br />

Vertrieb und Verkauf<br />

Wachstum mit System<br />

Franchise wan<strong>de</strong>lt sich vom reinen Betreibermo<strong>de</strong>ll zum Unternehmer-Franchising.<br />

Die regionalen Franchise-Nehmer sollen als Unternehmer arbeiten. In diesem Jahr sollen<br />

<strong>de</strong>utschlandweit mehr als 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen. VON KLAUS DIETZEL<br />

„Sogar <strong>de</strong>r Henry Maske hat seine Kohle<br />

in einige McDonald’s-Filialen gesteckt.<br />

Ich <strong>de</strong>nke, eine lohnen<strong>de</strong> Investition“,<br />

schreibt <strong>de</strong>r User „hm lecker“<br />

als Anmerkung zu einem Bericht über<br />

die aktuelle Bilanz von McDonald’s<br />

Deutschland, welche die Tageszeitung<br />

„Die Welt“ auf ihrer Homepage veröffentlicht<br />

hat. Und damit könnte <strong>de</strong>r unbekannte<br />

Kommentator recht haben:<br />

Mit über drei Milliar<strong>de</strong>n Euro Restaurantumsatz<br />

(netto) und 981 Millionen<br />

Gästen hat <strong>de</strong>r Burger-Brater das Geschäftsjahr<br />

2010 been<strong>de</strong>t. Im Vergleich<br />

zum Jahr 2009 ist <strong>de</strong>r Umsatz um 3,7<br />

Prozent angestiegen, die Gästezahl legte<br />

um 0,9 Prozent, <strong>de</strong>r durchschnittliche<br />

Kassenbon um 2,8 Prozent zu. „Wir<br />

haben im Jahr 2010 zum siebten Mal in<br />

Folge unseren Nettoumsatz gesteigert<br />

und erstmals die Grenze von drei Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro überschritten. Das ist ein<br />

starkes Ergebnis“, so <strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong><br />

Bane Knezevic. Für<br />

McDonald’s und seine mehr als 250<br />

Franchise-Nehmer ist klar: „Wir wollen<br />

unseren Marktanteil weiter steigern“,<br />

betont Knezevic.<br />

Überdurchschnittliches Wachstum<br />

Anlässlich seines 40. Jubiläums hat Mc<br />

Donald’s Deutschland seine ohnehin<br />

schon gut geölte Marketingmaschinerie<br />

nochmals aufgedreht und setzt auf die<br />

neuen Möglichkeiten <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nbindung<br />

via Internet: So hatten die Kun-<br />

<strong>de</strong>n beim Online-Wettbewerb „Mein<br />

Burger“ die Möglichkeit, aus einem Set<br />

an Zutaten eine eigene Kreation zusammenzubauen.<br />

„Der von einer Jury<br />

gekürte Burger wur<strong>de</strong> Mitte <strong>de</strong>s Jahres<br />

in unseren Restaurants verkauft“, sagt<br />

Holger Beeck, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

und Vorstand Operations<br />

bei McDonald’s Deutschland<br />

(COO), München.<br />

Neue I<strong>de</strong>en sind aber nicht nur im Marketing<br />

gefragt. Denn in <strong>de</strong>r Branche<br />

spielt längst nicht mehr <strong>de</strong>r Preis die ent-<br />

schei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle. Der Fast-Food-Esser<br />

von heute will nicht nur <strong>de</strong>n günstigsten<br />

Preis, son<strong>de</strong>rn wird anspruchsvoller. Er<br />

verlangt Qualität, gesun<strong>de</strong> Produkte,<br />

eine breite Auswahl – ein wahrer Fast-<br />

Food-Genießer sozusagen.<br />

Insofern sind Produktinnovationen und<br />

<strong>de</strong>r Ausbau <strong>de</strong>r Angebotsvielfalt wichtige<br />

Umsatztreiber – neben <strong>de</strong>n Klassikern<br />

wie Big Mac, Hamburger & Cheesburger<br />

gewinnen Salate, Bio-Milch o<strong>de</strong>r Fruchttüten<br />

an Be<strong>de</strong>utung. O<strong>de</strong>r die neu ein-<br />

„Die Erfahrung zeigt, dass Partner, die unser<br />

Weiterbildungsangebot konsequent nutzen,<br />

auch wirtschaftlich erfolgreicher sind.“<br />

SEBASTIAN REIF, VERTRIEBSCHEF DEUTSCHLAND BEI TOWN & COUNTRY, DRESDEN<br />

geführten Veggieburger o<strong>de</strong>r McWraps,<br />

die neue Zielgruppen ansprechen.<br />

Nicht zuletzt auch McCafé, das <strong>de</strong>n<br />

Umsatz im Jahr 2010 um 17,2 Prozent<br />

steigern konnte. Nach 81 Eröffnungen<br />

im vergangenen Jahr gibt es inzwischen<br />

737 McCafés in Deutschland. „Mittlerweile<br />

fi n<strong>de</strong>t bereits je<strong>de</strong>r dritte Coffeeshop-Besuch<br />

<strong>de</strong>r Deutschen in einem<br />

McCafé statt“, so Knezevic. 2011 sollen<br />

weitere 20 bis 30 McCafés eröffnen.<br />

McDonald‘s<br />

Im Fokus <strong>de</strong>r Restauranteröffnungen<br />

privat,<br />

stan<strong>de</strong>n im Jahr 2010 hoch frequen-Foto: 34 ProFirma 10 2011


McDonald‘s setzt weiterhin auf Expansion und auf sein Franchise-System.<br />

Sowohl die Zahl <strong>de</strong>r Restaurants (oben) wie auch <strong>de</strong>r McCafés steigt kontinuierlich.<br />

tierte Plätze wie Flughäfen und Bahnhöfe.<br />

25 Restaurants machten auf. In<br />

diesem Jahr plant Mc Donald’s rund 20<br />

bis 30 weitere Eröffnungen. In fünf Jahren<br />

will das Unternehmen hierzulan<strong>de</strong><br />

mit 1.500 Standorten vertreten sein.<br />

Das Wachstum spiegelt sich auch in <strong>de</strong>n<br />

Neueinstellungen wi<strong>de</strong>r: McDonald’s<br />

und seine Franchise-Nehmer haben<br />

im vergangenen Jahr 2.000 Mitarbeiter<br />

eingestellt. Auch 2011 will die globale<br />

„Fritten-Bu<strong>de</strong>“ vor allem über von Franchise-Nehmern<br />

betriebene Restaurants<br />

wachsen. Derzeit betreiben die 251<br />

Franchise-Nehmer als eigenständige<br />

Unternehmer 1.136 Restaurants unter<br />

<strong>de</strong>r Marke Mc Donald’s – die Franchise-<br />

Quote liegt bei rund 80 Prozent. „Nur<br />

über unsere Franchise-Nehmer können<br />

wir in je<strong>de</strong>r Region auf spezielle Marktbeson<strong>de</strong>rheiten<br />

eingehen“, so <strong>de</strong>r Mc<br />

Donald’s-Chef. Die Verbindung von<br />

ProFirma 10 2011<br />

lokaler Verwurzelung, Know-how und<br />

starker Marketing-Power sei wesentlicher<br />

Baustein <strong>de</strong>s Erfolgs <strong>de</strong>s Burger-<br />

Braters, <strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Eröffnung <strong>de</strong>s<br />

ersten McDonald’s-Restaurants in <strong>de</strong>r<br />

Martin-Luther-Straße in München im<br />

Jahr 1971 vier Jahre später das damals<br />

neue Segment Franchising startete.<br />

Franchising-Wirtschaft überzeugt<br />

Doch nicht nur für Mc Donald’s war<br />

2010 ein gutes Jahr. Auch die <strong>de</strong>utsche<br />

Franchise-Wirtschaft insgesamt legte<br />

zu. Dies zeigt die aktuelle Erhebung zur<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s Wirtschaftszweigs, die<br />

das Internationale Centrum für Franchising<br />

& Cooperationen aus Münster<br />

im Auftrag <strong>de</strong>s Deutschen Franchise-<br />

Verbands (DFV) durchführte. Demnach<br />

gibt es <strong>de</strong>rzeit insgesamt rund 463.000<br />

Beschäftigte in <strong>de</strong>r Franchise-Wirt-<br />

schaft. Angestellt sind diese bei etwa<br />

65.500 Franchise-Nehmern, ein Plus<br />

von 7,4 Prozent gegenüber 2009.<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Franchise-Systeme ist<br />

mit rund 980 konstant geblieben. Gemeinsam<br />

erwirtschaftete die Franchise-<br />

Wirtschaft einen Gesamtumsatz von<br />

mehr als 55 Milliar<strong>de</strong>n Euro (rund 15<br />

Prozent mehr als im Jahr zuvor). Ein<br />

interessantes Ergebnis liefert die Untersuchung<br />

auch zur Branchenaufteilung.<br />

Demnach stammen 46 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Franchise-Sys-teme aus <strong>de</strong>m Dienstleistungsbereich,<br />

32 Prozent aus <strong>de</strong>m<br />

Han<strong>de</strong>l, 15 Prozent aus <strong>de</strong>m Gastgewerbe<br />

und sieben Prozent aus <strong>de</strong>m Handwerk.<br />

„Die Zahlen für 2010 machen<br />

<strong>de</strong>utlich, dass Franchising unabhängig<br />

von konjunkturellen Entwicklungen<br />

attraktiv ist“, fasst Torben L. Bro<strong>de</strong>rsen,<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s DFV in Berlin, zufrie<strong>de</strong>n<br />

zusammen. Die althergebrachte<br />

Aussage, dass sich Existenzgrün<strong>de</strong>r nur<br />

in wirtschaftlich schwierigen Zeiten für<br />

das Franchising entschei<strong>de</strong>n, sei gera<strong>de</strong><br />

durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlichen Anstieg bei <strong>de</strong>r<br />

Zahl <strong>de</strong>r Franchise-Nehmer wi<strong>de</strong>rlegt<br />

wor<strong>de</strong>n. Vielmehr zeigt die Umsatzsteigerung<br />

laut Bro<strong>de</strong>rsen, dass die Branche<br />

vom Aufschwung 2010 <strong>de</strong>utlich profi -<br />

tieren konnte. „Das gute Ergebnis haben<br />

wir <strong>de</strong>n vielen etablierten und vom Verbraucher<br />

angenommenen Geschäftsmo<strong>de</strong>llen<br />

zu verdanken“, so Bro<strong>de</strong>rsen,<br />

<strong>de</strong>r die Franchise-Wirtschaft als immer<br />

wichtiger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bestandteil <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Gesamtwirtschaft sieht.<br />

In die gleiche Kerbe schlägt Felix Peckert,<br />

Franchise-Experte und Berater bei<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Peckert in<br />

Bonn: „Hauptursache für das zweistellige<br />

Umsatzwachstum <strong>de</strong>r Franchise-<br />

Wirtschaft ist das Partnerwachstum<br />

selbst.“ Während vor fünf Jahren nur<br />

je<strong>de</strong>r fünfte Franchise-Nehmer mehr<br />

als einen Standort aufwies, sei es heute<br />

schon fast je<strong>de</strong>r dritte. Die Unternehmensgrößen<br />

<strong>de</strong>r Franchise-Partner<br />

wachsen also. Sie machen heute mit<br />

einem o<strong>de</strong>r mehreren Betrieben durchschnittlich<br />

1,2 Millionen Euro Umsatz.<br />

Dahinter steht nach Ansicht Peckerts<br />

eine neue Entwicklung: „Früher haben<br />

Franchise-Geber die meiste Energie für<br />

die Standardisierung und nicht für<br />

35


Unternehmensführung – Franchising 2011<br />

die Expansion aufgebracht.“ Heute rücke<br />

die konsequente und nachhaltige<br />

Expansion in <strong>de</strong>n Fokus. „Das ist <strong>de</strong>r<br />

eigentliche Zweck von Franchise“, sagt<br />

Peckert. Er verkün<strong>de</strong>t für die Branche<br />

noch bessere Zahlen als <strong>de</strong>r DFV-Chef:<br />

Demnach gibt es <strong>de</strong>rzeit insgesamt rund<br />

680.000 Beschäftigte (plus 12,8 Prozent)<br />

in <strong>de</strong>r Branche. Angestellt sind diese bei<br />

etwa 105.000 Franchise-Nehmern, ein<br />

Plus von 4,1 Prozent gegenüber 2009.<br />

Die Zahl <strong>de</strong>r Systeme ist mit rund 945<br />

konstant geblieben. Gemeinsam erwirtschaftete<br />

die Franchise-Wirtschaft<br />

mehr als 75,6 Milliar<strong>de</strong>n Euro Gesamtumsatz.<br />

Ten<strong>de</strong>nz zum Marken-Franchise<br />

Ten<strong>de</strong>nz steigend. Denn die Entwicklung<br />

geht in Richtung Marken-Franchise:<br />

Damit kann ein Franchise-Partner mit<br />

mehreren Betrieben wachsen. „<strong>Als</strong> Filialist<br />

ist er so nicht mehr zwingend je<strong>de</strong>n<br />

Tag selbst in das operative Geschäft eingebun<strong>de</strong>n.<br />

Er kann vielmehr an seinem<br />

Unternehmen arbeiten“, so Peckert. Für<br />

die Weiterentwicklung zum expansiven<br />

System müssten sich die Franchise-Zentralen<br />

allerdings stärker auf das regionale<br />

Marketing konzentrieren. Hier hat<br />

sich bei vielen Systemen bereits einiges<br />

getan. Nicht nur bei Mc Donald’s.<br />

So hat mit <strong>de</strong>r Langnese Happiness Station<br />

von Unilever gera<strong>de</strong> ein weiteres<br />

Großunternehmen neben <strong>de</strong>r klassischen<br />

Distribution über <strong>de</strong>n dreistufi<br />

gen Vertrieb ein eigenes Franchise-System<br />

gestartet. „<strong>Als</strong> Weltmarktführer im<br />

Bereich Speiseeis wollen wir die Präsenz<br />

unserer starken Marken Magnum, Cornetto<br />

und Cremissimo in Einkaufscentern,<br />

Bahnhöfen und Flughäfen ausbauen.<br />

In meinen Augen bietet lediglich <strong>de</strong>r<br />

Vertriebsweg Franchise diese Möglichkeit“,<br />

sagt Olaf Lange, Verkaufsdirektor<br />

Franchising bei Unilever Deutschland.<br />

Im Jahr 2011 soll die Langnese Happiness<br />

Station national ausrollen. Hierbei<br />

setzt das Unternehmen insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf das eigene Shop-Modul sowie auf<br />

ein neues Shop-in-Shop-System. Neben<br />

<strong>de</strong>r Erschließung neuer Standorte und<br />

<strong>de</strong>r Akquise neuer Franchise-Nehmer<br />

in Deutschland sollen die Marketingak-<br />

tivitäten optimiert wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m<br />

will <strong>de</strong>r Konsumgüterhersteller das<br />

Franchise-System vielleicht auf weitere<br />

Marken übertragen: „Aus meiner Sicht<br />

wäre <strong>de</strong>r Vertriebsweg Franchise auch<br />

für an<strong>de</strong>re Unilever-Marken eine sinnvolle<br />

Alternative“, so Lange.<br />

Und Unilever ist kein Einzelfall – die<br />

Textilindustrie gilt hier nach wie vor als<br />

Vorreiter. „Ich glaube, dass für expansive<br />

Großunternehmen heute kein Weg<br />

mehr an einem eigenen Han<strong>de</strong>lssystem<br />

vorbeigeht“, analysiert Peckert. Ansonsten<br />

wür<strong>de</strong> die eigene Marke in <strong>de</strong>r Vielfalt<br />

<strong>de</strong>r Han<strong>de</strong>lslandschaft untergehen<br />

und seiner Möglichkeiten beraubt. Vor<br />

allem Markenhersteller sollten laut Pe-<br />

ckert auf Marken-Franchise setzen. Sie<br />

ersparen sich so die Tiefen <strong>de</strong>r Filialsystemführung<br />

und schaffen es <strong>de</strong>nnoch,<br />

mit einem eigenen Marktauftritt ihre<br />

Kun<strong>de</strong>n zu erreichen. Wichtig ist allerdings:<br />

Bevor sich die Markenhersteller<br />

an Grün<strong>de</strong>r wen<strong>de</strong>n, sollten sie prüfen,<br />

ob ihr Know-how tatsächlich reicht, um<br />

Unternehmern zu zeigen, wie sie <strong>de</strong>n<br />

lokalen Markt erobern können. „Oft<br />

sind Markenhersteller besser beraten,<br />

sich mit ihren Franchise-Konzepten<br />

an erfahrene Unternehmer aus <strong>de</strong>r eigenen<br />

Branche zu richten“, so Peckert.<br />

Diese könnten dann mit <strong>de</strong>m Konzept<br />

und <strong>de</strong>r Markenmacht <strong>de</strong>s Herstellers<br />

schneller und einfacher <strong>de</strong>n regionalen<br />

Markt erobern.<br />

Doch nicht immer mangelt es <strong>de</strong>m<br />

Grün<strong>de</strong>r an Erfahrung, die <strong>de</strong>r Hersteller<br />

selbst ja häufi g auch nicht wirklich<br />

hat. So konnte <strong>de</strong>r Franchise-Geber<br />

Baby-One aus Bielefeld zahlreiche Fachmärkte<br />

erfolgreich in sein System integrieren.<br />

„Mit <strong>de</strong>r Unterstützung unserer<br />

Franchise-Nehmer, Kun<strong>de</strong>n und Mitarbeiter<br />

konnten wir unseren Marktanteil<br />

<strong>de</strong>utlich ausbauen“, sagt Wilhelm<br />

Weischer. Gleichzeitig habe Baby-One<br />

einen Online-Shop aufgebaut, um <strong>de</strong>n<br />

stationären Einzelhan<strong>de</strong>l zu stärken.<br />

„Nun können die Endkun<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />

Die Kette Vapiano verfolgt mit ihrem System die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s etwas an<strong>de</strong>ren Schnellrestaurants.<br />

Die Atmosphäre ist luftig-mo<strong>de</strong>rn, das Angebot im mittleren Preissegment angesie<strong>de</strong>lt.<br />

Vorteilen und Synergien bei<strong>de</strong>r Kanäle<br />

profi tieren“, sagt Weischer.<br />

Im Sinne von Marken-Franchise beginnen<br />

jetzt immer mehr Franchise-Geber,<br />

die Expansion ihrer Franchise-Partner<br />

konsequent zu för<strong>de</strong>rn und zu for<strong>de</strong>rn.<br />

Sogar junge Franchise-Geber stellen<br />

ihre Franchise-Systeme heute schon<br />

von Beginn an auf starke und expandieren<strong>de</strong><br />

Franchise-Partner ein. Sie verlieren<br />

die Angst vor großen Franchise-<br />

Partnern und for<strong>de</strong>rn konkrete Rezepte,<br />

um ihr System expansiv und nachhaltig<br />

zu führen. So etwa Joey’s Pizza Service:<br />

Das Unternehmen aus Hamburg ist<br />

36 ProFirma 10 2011<br />

Foto: Vapiano, privat


„Immer noch viel zu wenige Unternehmer<br />

begreifen, was Franchise wirklich ist, wie es richtig<br />

funktioniert und welches Konzept dahintersteht.“<br />

FRANZ SMEJA, GRÜNDER UND GESCHÄFTSFÜHRER MORGENGOLD, STUTTGART<br />

<strong>de</strong>rzeit mit 173 Betrieben, die von 115<br />

Franchise-Partnern geführt wer<strong>de</strong>n, am<br />

Markt tätig. Trend auch hier: Immer<br />

mehr Partner wachsen mit mehreren<br />

Joey’s-Betrieben. So haben beispielsweise<br />

zwei Partner bereits sieben Betriebe.<br />

„Die Filialisierung wollen wir 2011 forcieren.<br />

Unsere Expansion wird zu rund<br />

50 Prozent mit neuen Partnern und zu<br />

50 Prozent durch bestehen<strong>de</strong> Partner<br />

realisiert“, sagt Karsten Freigang, Geschäftsführer<br />

von Joey’s Pizza Deutschland.<br />

Für das Jahr 2011 erwarten die<br />

Hamburger Pizzabäcker 20 bis 25 neue<br />

Betriebe o<strong>de</strong>r Standorte.<br />

Vorbild McDonald’s<br />

Maßgeblich für ein starkes Wachstum in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Jahren wer<strong>de</strong>n die regionale<br />

Marktentwicklung und damit die<br />

Filialisierung <strong>de</strong>r Franchise-Partner nach<br />

<strong>de</strong>m Vorbild von Franchise-Vorreiter<br />

McDonald’s sein. Viele Franchise-Geber<br />

wer<strong>de</strong>n vor allem ihre Systemführungs-<br />

und Expansionssystematik weiterentwickeln<br />

müssen. „Der Franchise-Geber<br />

von morgen muss wissen, wie man<br />

regionale Filialsysteme mit Franchise-<br />

Partnern aufbaut und stetig ausweitet“,<br />

so Peckert. Er müsse aus seinen motivierten<br />

Franchise-Partnern expansive<br />

Unternehmer machen, sein Leistungsangebot<br />

konsequent auf diese ausrichten<br />

und ein wachstumsorientiertes Führungsverständnis<br />

entwickeln.<br />

So wie etwa <strong>de</strong>r Franchise-Geber Morgengold<br />

Frühstücksdienste. Mit 15 neuen<br />

Standorten zeigte <strong>de</strong>r Franchise-Geber<br />

ein überdurchschnittliches Wachstum.<br />

„Auch unsere bestehen<strong>de</strong>n Partner<br />

konnten ihren Markt besser ausschöpfen“,<br />

sagt Franz Smeja, Grün<strong>de</strong>r und<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>s in Stuttgart ansässigen<br />

Franchise-Gebers. Für das laufen-<br />

ProFirma 10 2011<br />

<strong>de</strong> Jahr spielt vor allem <strong>de</strong>r Preisaspekt<br />

eine große Rolle: „Steigen<strong>de</strong> Energiepreise<br />

schlagen sich bei <strong>de</strong>n Benzinkosten<br />

nie<strong>de</strong>r. Steigen<strong>de</strong> Rohstoffkosten<br />

wer<strong>de</strong>n zu höheren Preisen für Backwaren<br />

führen“, analysiert Smeja. Außer<strong>de</strong>m<br />

müsse <strong>de</strong>r Franchise-Geber noch<br />

stärker im Internet wer<strong>de</strong>n. „Hier wird<br />

es gelten, die Kun<strong>de</strong>ngewinnung und<br />

Kun<strong>de</strong>nkommunikation auszubauen,<br />

um die Marke Morgengold nach vorne<br />

zu bringen, aber auch, um <strong>de</strong>n Vertrieb<br />

unserer Partner zu stärken“, so Smeja.<br />

Zehn neue Partner sollen 2011 hinzukommen<br />

– vor allem, um bestehen<strong>de</strong><br />

Lücken zu schließen – etwa in Regensburg<br />

und Cottbus und in <strong>de</strong>r Region<br />

Havelland. Außer<strong>de</strong>m soll die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r Franchise-Consultants ausgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n, die die Partner in Logistik, Vertrieb,<br />

Organisation und betriebswirtschaftlichen<br />

Fragen unterstützen.<br />

Markenaufbau wird wichtiger<br />

Neben <strong>de</strong>m wirksamen Markteintrittskonzept<br />

wird <strong>de</strong>r Markenaufbau an<br />

Be<strong>de</strong>utung gewinnen. Im Zuge <strong>de</strong>ssen<br />

wer<strong>de</strong>n die Marketingabteilungen<br />

wichtiger und die unterstützen<strong>de</strong>n<br />

Agenturen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r. „Unerfahrenen<br />

Marketingleitern und ihren Agenturen<br />

stehen schwere Zeiten ins Haus“, prognostiziert<br />

Peckert.<br />

Und auch die kontinuierliche Aus- und<br />

Weiterbildung <strong>de</strong>r Franchise-Partner<br />

gewinnt an Be<strong>de</strong>utung: Der Häuslebauer<br />

Town & Country aus Hörselberg-<br />

Hainich hat sein Fortbildungsangebot,<br />

darunter allein vier IHK-Fortbildungen,<br />

in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren stark ausgebaut.<br />

„Die Erfahrung zeigt, dass Partner,<br />

die dieses Angebot für sich und ihre Mitarbeiter<br />

konsequent nutzen, auch wirtschaftlich<br />

erfolgreicher sind“, versichert<br />

Sebastian Reif, Vertriebschef Deutschland<br />

bei Town & Country. Zu<strong>de</strong>m setze<br />

das Unternehmen auf eine Verkaufsstrategie,<br />

die „streng vom Kun<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>nkt“: Beim fi rmeneigenen Verkaufslehrpfad<br />

wird <strong>de</strong>r Verkäufer zum Helfer<br />

beim Einkauf. „Dieser Ansatz erfor<strong>de</strong>rt<br />

auch neue Wege in <strong>de</strong>r Wissensvermittlung“,<br />

sagt Reif. Statt auf steife Seminaratmosphäre<br />

setze man auf frische Luft<br />

und Bewegung in <strong>de</strong>r freien Natur. „Der<br />

Lehrpfad im Nationalpark Hainich ermöglicht<br />

es, Seminarinhalte mit Bil<strong>de</strong>rn<br />

und <strong>de</strong>r freien Natur zu verknüpfen.<br />

Die Teilnehmer behalten das Gelernte<br />

schneller und besser und öffnen sich für<br />

neue Perspektiven“, so Reif.<br />

Das Image stärken<br />

Dennoch hat die Branche einiges zu tun:<br />

„Immer noch viel zu wenige begreifen,<br />

was Franchise wirklich ist, wie es richtig<br />

funktioniert und welches Konzept dahintersteht“,<br />

so Semja. Das erkenne man<br />

beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Wirtschaft. Außer<strong>de</strong>m<br />

hat Franchise in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit nach<br />

wie vor nicht <strong>de</strong>n besten Ruf. „Hier ist<br />

noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu<br />

leisten“, so Smeja.<br />

Unternehmensberater Peckert sieht<br />

die Grün<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem darin, dass<br />

<strong>de</strong>r Franchise-Partner als Unternehmer<br />

nicht frei genug agieren konnte. In <strong>de</strong>r<br />

Folge wur<strong>de</strong>n oft Prozesse geführt, <strong>de</strong>ren<br />

Ausgang we<strong>de</strong>r für die eine noch<br />

für die an<strong>de</strong>re Partei sinnvoll war – außer<br />

für <strong>de</strong>n Anwalt. Denn so mancher<br />

Prozess führte zur endgültigen Pleite<br />

<strong>de</strong>s Franchise-Nehmers, <strong>de</strong>ssen möglicher<br />

Erfolg von Gerichtskosten und<br />

Anwaltshonoraren aufgezehrt wur<strong>de</strong>.<br />

„Diese Fehler gehören mit Marken-<br />

Franchise <strong>de</strong>r Vergangenheit an“, sagt<br />

Peckert. Darauf einen Big Mac.<br />

37


Unternehmensführung – Franchising 2011<br />

INTERVIEW<br />

„Mit Franchising regionale Märkte erobern“<br />

Die Branche hat die Krise fast unbescha<strong>de</strong>t überstan<strong>de</strong>n. Felix Peckert, Franchise-Experte und<br />

Berater bei <strong>de</strong>r Unternehmensgruppe Peckert in Bonn, über neue Wege im Franchising und <strong>de</strong>ren<br />

Auswirkungen für Marketing und Vertrieb. DAS GESPRÄCH FÜHRTE KLAUS DIETZEL<br />

Herr Peckert, die Franchise-Wirtschaft hat die vorige Wirtschaftskrise<br />

fast unbescha<strong>de</strong>t überstan<strong>de</strong>n. Nach einer Talsohle 2009<br />

legte sie im vergangenen Jahr wie<strong>de</strong>r zu. Wie fällt Ihre Analyse<br />

zu 2010 aus?<br />

Peckert: Die Franchise-Wirtschaft konnte im Jahr 2010 erneut<br />

ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnen und liegt damit<br />

weiterhin <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>r Konjunkturentwicklung. Hauptursache<br />

dafür ist das Partnerwachstum selbst. Während vor fünf Jahren<br />

nur je<strong>de</strong>r fünfte Partner mehr als einen Standort aufwies, ist<br />

es heute schon fast je<strong>de</strong>r dritte. Die Unternehmensgrößen <strong>de</strong>r<br />

Franchise-Partner wachsen also: Sie machen heute mit einem<br />

o<strong>de</strong>r mehreren Betrieben durchschnittlich mehr als 1,2 Millionen<br />

Euro Umsatz.<br />

Und die Expansion geht weiter?<br />

Peckert: Für die Weiterentwicklung zum expansiven System<br />

müssen sich die Franchise-Zentralen vor allem auf das regionale<br />

Marketing konzentrieren. Hier hat sich bei <strong>de</strong>n marktführen<strong>de</strong>n<br />

Franchise-Systemen bereits einiges getan. Sie haben in das für<br />

die Partner unmittelbar sinnvolle Marketing investiert und die<br />

Betriebsführung weiter vereinfacht. Damit fällt es ihnen heute<br />

leichter, ihre Partner zur Filialisierung, also zum Wachstum mit<br />

mehreren Standorten, zu motivieren. Erfolgreich expandieren<strong>de</strong><br />

Partner sind auch für <strong>de</strong>n Franchise-Geber hilfreich. Sie sind<br />

die Vorbil<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Systems und tragen so auch im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Partnerakquisition zur Ansprache von besseren und stärkeren<br />

Unternehmensgrün<strong>de</strong>rn bei. Denn es wird auch nach außen bekun<strong>de</strong>t,<br />

dass keine Filialleiter mit Eigenkapital als Betreiber einzelner<br />

Standorte gesucht wird, son<strong>de</strong>rn Unternehmer mit <strong>de</strong>m<br />

Potenzial, mehrere Standorte und damit eigene lokale Filialsysteme<br />

zu führen. So beginnen Franchise-Systeme mit Marken-<br />

Franchise tatsächlich, sich stabiler aufzustellen und schneller zu<br />

wachsen.<br />

Dann dürften die Systeme in diesem Jahr nochmals zulegen?<br />

Peckert: Ich erwarte tatsächlich, dass die Franchise-Wirtschaft<br />

noch weiter an Fahrt aufnehmen wird. Im Sinne von Marken-<br />

Franchise beginnen jetzt immer mehr Franchise-Geber, die<br />

Expansion ihrer Franchise-Partner konsequent zu för<strong>de</strong>rn und<br />

zu for<strong>de</strong>rn. Sogar junge Franchise-Geber stellen ihre Franchise-<br />

Systeme heute schon von Beginn an auf starke und expandieren<strong>de</strong><br />

Franchise-Partner ein. Sie verlieren die Angst vor großen<br />

Partnern und for<strong>de</strong>rn konkrete Rezepte, um ihr System expansiv<br />

und nachhaltig zu führen. Richtig umgesetzt, können Franchise-<br />

Systeme so in <strong>de</strong>n ersten fünf Jahren ihres Bestehens relativ leicht<br />

50 bis 75 Franchise-Partner mit 200 und mehr Standorten aufbauen.<br />

Nach <strong>de</strong>m bisher weitläufi g verbreiteten Direktions-Franchise<br />

wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Praxis in <strong>de</strong>n ersten fünf Jahren oft nicht einmal<br />

100 Standorte erschlossen. Der Fokus auf die Partnerexpansion<br />

steigert aber nicht nur die Systemgrößen, son<strong>de</strong>rn führt auch zu<br />

weniger Fluktuation. Schließlich sind die Unternehmer hier allesamt<br />

auf Expansion ausgerichtet und damit normalerweise auch<br />

erfolgreicher.<br />

Was verstehen Sie unter <strong>de</strong>m Begriff Direktions-Franchise?<br />

Mit Direktions-Franchise bezeichne ich eine aus meiner Sicht veraltete<br />

Form von Franchise. Viele Anwälte forcieren diese aber auch<br />

heute noch. Sie empfehlen sogar, Franchise-Systeme aufzubauen,<br />

die ihre Partner auf die Führung einzelner Betriebe limitieren. Die<br />

an sich sinnvolle Expansion <strong>de</strong>s Franchise-Partners wird hier meist<br />

aus zwei Grün<strong>de</strong>n verhin<strong>de</strong>rt. Erstens: Oftmals sind die Gebiete<br />

schlicht zu klein. Der Betrieb kann für <strong>de</strong>n Franchise-Partner nicht<br />

viel mehr als ein gutes Einkommen abwerfen – und das auch nur,<br />

wenn er selbst operativ die Filialleitung besetzt. Zweitens: Zu<strong>de</strong>m<br />

wird befürchtet, dass große Franchise-Partner zu stark wer<strong>de</strong>n und<br />

die auf Direktion setzen<strong>de</strong> Führung ablehnen und/o<strong>de</strong>r wirksam<br />

umgehen.<br />

Direktions-Franchise wird auch 2011 immer weiter in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />

treten. Denn fast alle erfolgreichen Franchise-Partner wollen<br />

mehr als einen Standort betreiben – und nicht als selbstständiger<br />

Filialleiter selbstständig im eigenen Betrieb operativ arbeiten.<br />

Direktions-Franchise wird sich perspektivisch nur dort halten können,<br />

wo <strong>de</strong>r Betriebstyp <strong>de</strong>s Franchise-Systems entwe<strong>de</strong>r keine<br />

Unternehmer anzieht o<strong>de</strong>r diesen keine ausreichend interessante<br />

Gewinnchance bietet.<br />

Ich weiß heute, dass diese auf Direktion und kleine Partnerunternehmen<br />

ausgerichteten Systeme ihre Wachstumsgrenzen spätestens<br />

nach zehn bis 20 Jahren bei zirka 150 bis 200 Franchise-Partnern<br />

erreichen. Sie sind für <strong>de</strong>n erstarken<strong>de</strong>n Wettbewerb meist<br />

zu klein und damit <strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen am Markt auf Dauer<br />

nicht mehr gewachsen.<br />

Wie kann man da gegensteuern?<br />

Peckert: Das Sprengen dieser „gewollten“ Wachstumsgrenzen<br />

kann Franchise-Gebern an sich relativ einfach gelingen. Sie müssen<br />

ihren Franchise-Partnern durch größere Gebiete, Expansionschan-<br />

38 ProFirma 10 2011


ProFirma 10 2011<br />

Felix Peckert, Franchise-<br />

Experte und Berater bei<br />

<strong>de</strong>r Unternehmensgruppe<br />

Peckert in Bonn<br />

cen und durch ein besseres Marketing die Chance auf mehr<br />

Kun<strong>de</strong>n, mehr Umsatz und stattliche Gewinne bieten – und es<br />

ihnen auch gönnen. Dadurch wer<strong>de</strong>n die Franchise-Partner in<br />

die Lage versetzt, ihre Betriebe operativ auch von Angestellten<br />

betreiben zu lassen. Ihre Energie konzentrieren sie dann auf<br />

die Expansion und bauen immer wie<strong>de</strong>r neue Betriebe auf. So<br />

entstehen regionale, von Franchise-Partnern aufgebaute und<br />

geführte Filialsysteme, die das Franchise-System auch insgesamt<br />

stärken.<br />

Insofern erwarte ich, dass sich auch in <strong>de</strong>r Rechtsauslegung<br />

und -sprechung eine Menge tun wird. Die Franchise-Partner<br />

wer<strong>de</strong>n zunehmend als Unternehmer eingestuft und damit aus<br />

<strong>de</strong>r Ecke von kleinen Grün<strong>de</strong>rn und Selbstständigen herausgeholt.<br />

Ich bin mir sicher, dass sich Marken-Franchise immer<br />

stärker durchsetzen wird. Ziel muss es sein, das Bild von einem<br />

Unternehmer zweiter Klasse bis zum Jahr 2020 in die Mottenkiste<br />

<strong>de</strong>r Franchise-Wirtschaft zu packen.<br />

Das dürfte dann ja auch wohl Auswirkungen für das Marketing<br />

haben …<br />

Peckert: In <strong>de</strong>r Tat. Auch <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r Werbeagenturen<br />

und Marketingverantwortlichen wird sich in <strong>de</strong>r Franchise-<br />

Wirtschaft in <strong>de</strong>n nächsten Jahren erheblich weiterentwickeln.<br />

Gefragt sind regional wirksame Werbekonzepte, die die Franchise-Partner<br />

vor Ort umsetzen können und die <strong>de</strong>n Systemen<br />

bei ihrem Wachstum und als Marke messbare Erfolge liefern.<br />

Welchen Herausfor<strong>de</strong>rungen ist die Franchise-Wirtschaft hierzulan<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren ausgesetzt?<br />

Peckert: Maßgeblich für ein starkes Wachstum in <strong>de</strong>n nächsten<br />

Jahren wer<strong>de</strong>n die regionale Marktentwicklung und damit die<br />

Filialisierung <strong>de</strong>r Franchise-Partner nach <strong>de</strong>m Vorbild von Franchise-Vorreiter<br />

McDonald’s sein. Viele Franchise-Geber wer<strong>de</strong>n<br />

vor allem ihre Systemführungs- und Expansionssystematik<br />

weiterentwickeln müssen. Der Franchise-Geber von morgen<br />

muss wissen, wie man regionale Filialsysteme mit Franchise-<br />

Partnern aufbaut und stetig ausweitet. Er muss in <strong>de</strong>r Lage<br />

sein, aus seinen motivierten Partnern expansive Unternehmer<br />

zu machen, sein Leistungsangebot konsequent auf diese ausrichten<br />

und ein wachstumsorientiertes Führungsverständnis<br />

entwickeln. Neben <strong>de</strong>m wirksamen Markteintrittskonzept wird<br />

zu<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r regionale und für Franchise-Partner fi nanzierbare<br />

Markenaufbau stark an Be<strong>de</strong>utung gewinnen.<br />

Finanzberater<br />

mit Griechischkenntnissen<br />

Die<br />

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Lokal & regional: Weil immer mehr Bewerber vor Ort suchen<br />

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Unternehmensführung – Kooperationen<br />

Interview<br />

„Oft genügt <strong>de</strong>r Handschlag”<br />

Logistik, Entwicklung o<strong>de</strong>r Vertrieb: In vielen Bereichen können Unternehmen mit<br />

<strong>de</strong>n richtigen Partnern ihr Geschäft voranbringen, fi n<strong>de</strong>t Dr. Christoph Beumer,<br />

CEO <strong>de</strong>r Beumer Group GmbH & Co. KG in Beckum. DAS GESPRÄCH FÜHRTE CHRISTOPH LORENZ.<br />

Herr Dr. Beumer, die Beumer Maschinenfabrik<br />

GmbH arbeitet seit mehr als<br />

20 Jahren erfolgreich mit SEW-Eurodrive<br />

zusammen, einem <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Antriebstechnikanbieter. Hatten Sie<br />

nie Be<strong>de</strong>nken wegen eines möglichen<br />

Know-how-Abfl usses?<br />

Beumer: Solche Be<strong>de</strong>nken hatten wir<br />

nie. Mit SEW-Eurodrive arbeiten wir<br />

in einer strategischen Partnerschaft<br />

zusammen und entwickeln Antriebskonzepte<br />

für alle unsere Produktlinien<br />

in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>r- und Verla<strong>de</strong>technik, Palettier-<br />

und Verpackungstechnik sowie<br />

Sortier- und Verteiltechnik. Wir kümmern<br />

uns um die Funktion und Integration<br />

<strong>de</strong>r Maschinen und Systeme, SEW<br />

steuert das Know-how in <strong>de</strong>r Antriebs-<br />

und Steuerungstechnik bei. Für Neuentwicklungen<br />

erstellen wir gemeinsam<br />

die Konzepte und entwickeln Standards<br />

im Engineering und in <strong>de</strong>r Abwicklung.<br />

Grundlage dafür ist eine gute Vertrauensbasis.<br />

Damit profi tieren bei<strong>de</strong> Partner<br />

vom Know-how <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren, es ist<br />

eine echte Win-win-Situation.<br />

Was zeichnet eine funktionieren<strong>de</strong><br />

Partnerschaft aus – abgesehen von bei<strong>de</strong>rseitigen<br />

wirtschaftlichen Vorteilen?<br />

Beumer: Den Erfolg einer Partnerschaft<br />

messen wir nicht in erster Linie daran,<br />

welchen wirtschaftlichen Erfolg die<br />

Beteiligten kurzfristig haben, son<strong>de</strong>rn<br />

vor allem daran, welchen Nutzen die<br />

Kun<strong>de</strong>n haben. Dieser Nutzen ist groß,<br />

wenn Partner zusammenfi n<strong>de</strong>n, die in<br />

ihrer jeweiligen Disziplin führend sind<br />

– und das wie<strong>de</strong>rum bringt allen Beteiligten<br />

langfristigen Erfolg. Zum zweiten<br />

heißt Partnerschaft für mich nicht, dass<br />

nur <strong>de</strong>r „Partner schafft“. Bei<strong>de</strong> Seiten<br />

sollten gemeinsam wachsen können.<br />

Das macht Partner füreinan<strong>de</strong>r attraktiv.<br />

Je<strong>de</strong>r bringt seine Kernkompetenz zum<br />

Erfolg <strong>de</strong>s gemeinsamen Ganzen ein. Je<br />

vertrauensvoller die Verbindung ist, <strong>de</strong>sto<br />

eher steht man auch Krisen durch.<br />

Wie sollten kleinere mittelständische<br />

Unternehmen bei <strong>de</strong>r Suche nach strategischen<br />

Partnern vorgehen?<br />

Beumer: Zuerst sollten sie <strong>de</strong>n Markt<br />

und <strong>de</strong>n Wettbewerb genau beobachten.<br />

Sie sollten dort nachschauen, wo<br />

ähnliche Projekte realisiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Zum an<strong>de</strong>rem bieten Unternehmen auf<br />

Messen, zum Beispiel auf <strong>de</strong>r CeMAT,<br />

eine Fülle von Lösungen an – man muss<br />

sich intensiv umsehen. Beim potenziellen<br />

Partner sollten dabei ähnliche<br />

Tugen<strong>de</strong>n und Arbeitsweisen vorherrschen<br />

wie im eigenen Unternehmen.<br />

Die gleiche Wellenlänge und Mentalität<br />

sind Voraussetzung.<br />

Viele größere Unternehmen beschäftigen<br />

ganze Rechtsabteilungen, die sich<br />

um <strong>de</strong>n Patentschutz und die Ausarbeitung<br />

von Kooperationsverträgen<br />

kümmern, bei <strong>de</strong>nen die Herkunft je<strong>de</strong>r<br />

Schraube vertraglich festgeschrieben<br />

DIE BEUMER GROUP<br />

wur<strong>de</strong> im Jahr 1935 als Maschinenfabrik<br />

am Standort Beckum für die<br />

Produktion von För<strong>de</strong>ranlagen gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Erste Aufträge kamen aus<br />

<strong>de</strong>r westfälischen Zement- und Kalkindustrie<br />

und vom Bergbau <strong>de</strong>s Ruhrgebiets.<br />

Heute ist das Unternehmen<br />

mit einem Auslandsanteil von mehr<br />

als 85 Prozent für <strong>de</strong>n Weltmarkt tätig.<br />

Mit rund 2.000 Mitarbeitern und<br />

einer Gesamtleistung von rund 375<br />

Millionen Euro ist die Beumer Group<br />

mit Tochtergesellschaften und Vertretungen<br />

weltweit für unterschiedliche<br />

Branchen präsent.<br />

40 ProFirma 10 2011<br />

Foto: privat


wird. Was bevorzugen Sie: Immer alles<br />

wasserdicht o<strong>de</strong>r auch mal per Handschlag?<br />

Beumer: Wenn die richtige Vertrauensbasis<br />

geschaffen ist, genügt <strong>de</strong>r<br />

Handschlag. Ich halte Beziehungen mit<br />

Handschlagqualität sogar für besser.<br />

Getreu <strong>de</strong>m Motto: Vertrauen ist gut,<br />

ohne Kontrolle ist alles besser. Realistischerweise<br />

muss man aber konstatieren,<br />

dass sich die Welt in diesem Punkt<br />

nicht zum Positiven verän<strong>de</strong>rt hat.<br />

Wenn Sie sich mit einem Partner einig<br />

sind: Wie stellen Sie sicher, dass die<br />

Zusammenarbeit auch auf Arbeitsebene<br />

funktioniert? Setzt man sich da beispielsweise<br />

mit <strong>de</strong>m Kooperationspartner<br />

hin und sagt: Okay, diese bei<strong>de</strong>n<br />

Ingenieure können gut miteinan<strong>de</strong>r,<br />

das müsste funktionieren?<br />

ProFirma 10 2011<br />

Beumer: Sich nur einmal mit <strong>de</strong>m Kooperationspartner<br />

zusammenzusetzen,<br />

reicht hier sicher nicht aus. Nach mehreren<br />

Treffen merkt man aber normalerweise<br />

schnell, ob die Chemie stimmt.<br />

Dazu sollten auch die Kollegen, die später<br />

im Projekt zusammenarbeiten, mit<br />

am Tisch sitzen. Es bringt nichts, wenn<br />

man sich auf Leitungsebene versteht<br />

und in <strong>de</strong>r Praxis nicht.<br />

In welchen Bereichen, zum Beispiel Produktion,<br />

Entwicklung, Vertrieb, lohnen<br />

sich Partnerschaften Ihrer Erfahrung<br />

nach am meisten?<br />

Beumer: Meiner Erfahrung nach lohnen<br />

sich Entwicklungspartnerschaften<br />

am meisten: Je<strong>de</strong>r profi tiert hier vom<br />

Wissen <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren, es fl ießt Knowhow<br />

aus verschie<strong>de</strong>nen Richtungen ein,<br />

Probleme wer<strong>de</strong>n immer aus verschie-<br />

<strong>de</strong>nen Blickwinkeln beleuchtet. <strong>Als</strong> Ergebnisse<br />

erhalten wir Lösungen, die <strong>de</strong>n<br />

höchsten Kun<strong>de</strong>nnutzen haben. Eine<br />

Partnerschaft im Vertrieb lohnt sich<br />

zum Beispiel im Ausland, wenn län<strong>de</strong>rspezifi<br />

sche Beson<strong>de</strong>rheiten zu beachten<br />

sind o<strong>de</strong>r wenn man einen neuen Markt<br />

bearbeiten möchte – dabei tut man sich<br />

gemeinsam leichter.<br />

Welche Exit-Strategien können Sie empfehlen,<br />

falls eine Partnerschaft nicht <strong>de</strong>n<br />

gewünschten Erfolg bringt?<br />

Beumer: Hier empfehle ich ein ehrliches<br />

und offenes Gespräch, um gegebenenfalls<br />

einen gemeinsamen Ansatz<br />

zu fi n<strong>de</strong>n, um die Partnerschaft zu<br />

been<strong>de</strong>n. Ein nächster Schritt könnte<br />

dann sein, eine eigene Fachabteilung zu<br />

schaffen und sich das Wissen ins Haus<br />

zu holen.<br />

„Es bringt nichts,<br />

wenn man sich auf <strong>de</strong>r<br />

Leitungsebene versteht<br />

und in <strong>de</strong>r Praxis nicht.“<br />

DR. CHRISTOPH BEUMER<br />

Dr. Christoph Beumer ist seit <strong>de</strong>m Jahr<br />

1992 Chairman and CEO <strong>de</strong>r Beumer Group<br />

GmbH & Co. KG in Beckum, daneben unter<br />

an<strong>de</strong>rem stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>svereinigung Logistik (BVL).<br />

Er hat in Hannover Maschinenbau studiert.<br />

41


Unternehmensführung<br />

Teilzeitarbeit<br />

Anlass für einen Teilzeitwunsch ist oft<br />

die Geburt von Nachwuchs, weshalb<br />

weit überwiegend Arbeitnehmerinnen<br />

betroffen sind. Je<strong>de</strong> Arbeitnehmerin hat<br />

Anspruch auf eine bis zu dreijährige Elternzeit<br />

je Kind. Die Elternzeit bereitet<br />

<strong>de</strong>m Arbeitgeber meist keine Schwierigkeiten.<br />

Erst <strong>de</strong>r Wunsch <strong>de</strong>r Arbeitnehmerin,<br />

während <strong>de</strong>r Elternzeit in<br />

Teilzeit zu arbeiten, schafft Probleme.<br />

Sofern <strong>de</strong>r Arbeitgeber regelmäßig min-<br />

RECHT<br />

Flexibilität ist gefragt<br />

Teilzeitbeschäftigung ist fester Bestandteil <strong>de</strong>r Arbeitszeitregelung in vielen Betrieben.<br />

Trotz<strong>de</strong>m gibt es oft Probleme, wenn Mitarbeiter ihre Stun<strong>de</strong>nzahl reduzieren wollen.<br />

ProFirma erläutert <strong>de</strong>n rechtlichen Rahmen. VON BERND WELLER<br />

Viele junge Mütter wollen in Teilzeit arbeiten –<br />

wegen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r aber vorwiegend vormittags.<br />

<strong>de</strong>stens 15 Arbeitnehmer beschäftigt,<br />

die Arbeitnehmerin zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s<br />

Teilzeitverlangens länger als sechs Monate<br />

im Unternehmen beschäftigt ist<br />

und die gefor<strong>de</strong>rte Teilzeit min<strong>de</strong>stens<br />

15 und höchstens 30 Stun<strong>de</strong>n je Woche<br />

beträgt, hat die Arbeitnehmerin auf<br />

ihre Teilzeitbeschäftigung während <strong>de</strong>r<br />

Elternzeit auch einen einklagbaren Anspruch<br />

aus § 15 Bun<strong>de</strong>selterngeld- und<br />

Elternzeitgesetz (BEEG).<br />

Der Arbeitgeber kann <strong>de</strong>n Teilzeitanspruch<br />

nur abwehren, wenn er dringen<strong>de</strong><br />

betriebliche Grün<strong>de</strong> anführen<br />

kann, die <strong>de</strong>r Teilzeittätigkeit wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />

Dabei wird oft behauptet, die<br />

konkrete Tätigkeit könne nicht in Teilzeit<br />

erledigt wer<strong>de</strong>n. Hier wird regelmäßig<br />

vergessen, dass Kolleginnen einen<br />

vergleichbaren Job bereits in Teilzeit<br />

erledigen. Dieses Argument zieht daher<br />

selten, etwa beim Vertriebsaußen-<br />

42 ProFirma 10 2011


Wie sieht Arbeiten morgen aus?<br />

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Unternehmensführung – Recht<br />

Urteils-Ticker<br />

ALTER GEHT VOR<br />

UNTERHALTSPFLICHTEN<br />

Bei betriebsbedingten Kündigungen<br />

geht bei <strong>de</strong>r Sozialauswahl das Lebensalter<br />

vor Unterhaltspfl ichten, hat<br />

das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht (LAG) Köln<br />

entschie<strong>de</strong>n. Gekündigt wor<strong>de</strong>n war<br />

einem 53-jährigen, kin<strong>de</strong>rlosen Mitarbeiter,<br />

während sein 35 Jahre alter<br />

Kollege mit zwei Kin<strong>de</strong>rn bleiben<br />

durfte. Die Richter erklärten die Kündigung<br />

für unwirksam, <strong>de</strong>r jüngere<br />

Arbeitnehmer habe <strong>de</strong>utlich bessere<br />

Chancen, eine neue Arbeit zu fi n<strong>de</strong>n.<br />

INFO: LAG Köln, Az. 4/Sa/1122/10<br />

ARBEITNEHMER MUSS<br />

ÜBERSTUNDEN NACHWEISEN<br />

Ein Arbeitgeber muss Überstun<strong>de</strong>n nur<br />

dann bezahlen, wenn <strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

diese im Einzelnen belegen kann, urteilte<br />

das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht (LAG)<br />

Rheinland-Pfalz. Ein Mitarbeiter wollte<br />

von seinem früheren Arbeitgeber im<br />

Nachhinein 700 Überstun<strong>de</strong>n bezahlt<br />

bekommen. Die Richter <strong>de</strong>s LAG verlangten,<br />

er solle darlegen, an welchen<br />

Tagen und zu welchen Tageszeiten er<br />

Überstun<strong>de</strong>n geleistet habe, und was<br />

er konkret getan habe. Dies konnte<br />

<strong>de</strong>r Mann nicht.<br />

INFO: LAG Rheinland-Pfalz,<br />

Az. 7 Sa 622/10<br />

KEINE KÜNDIGUNG WEGEN<br />

ZU VIELER FEHLER<br />

Ein Arbeitgeber kann einem Angestellten<br />

nicht einfach mit <strong>de</strong>r Begründung<br />

kündigen, er mache zu viele Fehler,<br />

entschied das Lan<strong>de</strong>sarbeitsgericht<br />

(LAG) München. Eine solche Kündigung<br />

setze voraus, dass <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

die „Durchschnittsleistung“ vergleichbarer<br />

Arbeitnehmer über einen<br />

längeren Zeittraum dokumentiert, um<br />

die abweichen<strong>de</strong> Leistung <strong>de</strong>s zu kündigen<strong>de</strong>n<br />

Mitarbeiters festzustellen.<br />

INFO: LAG München,<br />

Az. 3 Sa764/10<br />

dienst mit vielen Reisen o<strong>de</strong>r Arbeit am<br />

Fließband.<br />

Faktisch geht es daher bei <strong>de</strong>r Teilzeitfrage<br />

eher darum, welche Stun<strong>de</strong>nverteilung<br />

möglich ist. Die Arbeitnehmerin<br />

soll bei ihrem Teilzeitwunsch<br />

die gewünschte Arbeitszeitverteilung<br />

angeben. Das ist in <strong>de</strong>r Praxis fast immer<br />

eine Vormittagstätigkeit, <strong>de</strong>nn<br />

nachmittags kann nur selten die externe<br />

Kin<strong>de</strong>sbetreuung gesichert wer<strong>de</strong>n.<br />

Für <strong>de</strong>n Arbeitgeber be<strong>de</strong>utet dies ein<br />

echtes Problem. Von <strong>de</strong>r Kapazität<br />

her hat <strong>de</strong>r Arbeitgeber vormittags ein<br />

Über- und nachmittags ein Unterangebot<br />

zu beklagen. Dies ist ein objektives<br />

Kriterium, welches <strong>de</strong>r Arbeitgeber mit<br />

Erfolg anführen kann. Er teilt <strong>de</strong>r Arbeitnehmerin<br />

daher mit, sie könne gerne in<br />

Teilzeit arbeiten – nachmittags.<br />

Wenn die Elternzeit sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> zuneigt,<br />

wird <strong>de</strong>r zweite Teilzeitanspruch<br />

genutzt – § 8 Teilzeit- und Befristungs-<br />

Gesetz (TzBfG). Danach hat je<strong>de</strong>r Arbeitnehmer<br />

das Recht, je<strong>de</strong>rzeit im<br />

Arbeitsverhältnis – sofern dieses schon<br />

länger als sechs Monate besteht und <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber regelmäßig mehr als 15 Arbeitnehmer<br />

beschäftigt – eine Verringerung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitszeit zu beanspruchen.<br />

Der Teilzeitanspruch nach § 8 TzBfG ist<br />

nicht auf die Spanne zwischen 15 und<br />

30 Wochenstun<strong>de</strong>n beschränkt. Hier<br />

kann die Arbeitnehmerin noch fl exibler<br />

agieren. Den Teilzeitwunsch muss<br />

die Arbeitnehmerin spätestens drei<br />

Monate vor <strong>de</strong>r geplanten Arbeitszeitreduzierung<br />

geltend machen und dabei<br />

die gewünschte Arbeitszeitverteilung<br />

angeben.<br />

Frist nicht versäumen<br />

Der Arbeitgeber kann <strong>de</strong>m Teilzeitwunsch<br />

betriebliche Grün<strong>de</strong> entgegenhalten.<br />

Seine ablehnen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

muss <strong>de</strong>r Arbeitgeber <strong>de</strong>m Arbeitnehmer<br />

spätestens einen Monat vor <strong>de</strong>r<br />

geplanten Verringerung schriftlich<br />

mitteilen. Versäumt er die Frist, tritt<br />

automatisch die vom Arbeitnehmer<br />

gewünschte Arbeitszeitreduktion ein.<br />

Der Arbeitgeber muss seine Entscheidung<br />

nicht begrün<strong>de</strong>n; tut er dies jedoch<br />

nicht, sind seine Einwendungen<br />

in einem Gerichtsprozess unbeachtlich,<br />

wenn sie vom Arbeitnehmer zuvor hätten<br />

ausgeräumt wer<strong>de</strong>n können. Eine<br />

schriftliche Begründung ist daher dringend<br />

ratsam. Auch hier bleibt für <strong>de</strong>n<br />

Arbeitgeber faktisch die Möglichkeit<br />

<strong>de</strong>r Ablehnung, in<strong>de</strong>m die gewünschte<br />

Arbeitszeitverteilung angegriffen wird.<br />

Der neueste Teilzeitanspruch ist <strong>de</strong>m<br />

Pfl egezeitgesetz zu entnehmen, wonach<br />

je<strong>de</strong>r Arbeitnehmer höchstens<br />

sechs Monate „Auszeit“ für die Pfl ege<br />

bedürftiger naher Angehöriger beanspruchen<br />

kann, sofern <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

mehr als 15 Arbeitnehmer beschäftigt.<br />

Hier muss <strong>de</strong>r Arbeitnehmer seine Pfl egezeit<br />

spätestens zehn Tage vor Beginn<br />

ankündigen.<br />

Dringen<strong>de</strong> betriebliche Grün<strong>de</strong><br />

Das Gesetz sieht, auch wenn dies verklausuliert<br />

ist, auch einen Anspruch<br />

<strong>de</strong>s Arbeitnehmers zur teilweisen Befreiung<br />

von <strong>de</strong>r Arbeit, sprich auf Teilzeitbeschäftigung<br />

vor. Auch sind Min<strong>de</strong>st-<br />

und Höchstwochenstun<strong>de</strong>nzahl<br />

nicht vorgesehen. Einwen<strong>de</strong>n kann <strong>de</strong>r<br />

Arbeitgeber hier nur betriebliche Belange.<br />

Wie dies beson<strong>de</strong>rs angesichts <strong>de</strong>r<br />

extrem kurzen Ankündigungsfrist von<br />

zehn Tagen von <strong>de</strong>n Gerichten bewertet<br />

wird, ist noch völlig offen. Entscheidungen<br />

dazu liegen noch nicht vor.<br />

Fazit: In <strong>de</strong>r Regel kann <strong>de</strong>r Arbeitgeber<br />

<strong>de</strong>n Teilzeitwunsch eines Arbeitnehmers<br />

nicht mit <strong>de</strong>r pauschalen Begründung<br />

ablehnen, dass die Tätigkeit nicht<br />

in Teilzeit möglich sei. Mehr Erfolg verspricht<br />

die Argumentation mit <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

Gegebenheiten, wonach es<br />

nicht möglich ist, alle (beziehungsweise<br />

viele) Arbeitnehmer nur vormittags zu<br />

beschäftigen, da auch nachmittags die<br />

Erreichbarkeit <strong>de</strong>s Unternehmens nach<br />

außen o<strong>de</strong>r eine Min<strong>de</strong>stproduktionsstärke<br />

erfüllt sein muss. Auch die zeitlich<br />

fl exibleren Vollzeitkräfte können<br />

schließlich ihre Arbeitszeit nicht doppelt<br />

am Nachmittag erbringen.<br />

Der Autor: Bernd Weller ist Fachanwalt für<br />

Arbeitrecht in <strong>de</strong>r Kanzlei Heuking Kühn Lüer<br />

Wojtek, Frankfurt am Main<br />

44 ProFirma 10 2011


Wirtschaftsmagazin<br />

09<br />

4 195069 807601<br />

www.bran<strong>de</strong>ins.<strong>de</strong> brand eins 13. Jahrgang Heft 09 September 2011 7,60 Euro C 50777<br />

Wirtschaft<br />

ist…<br />

Echt?<br />

Schwerpunkt Gut & Böse<br />

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Finanzen & Steuern<br />

Konfl iktmanagement<br />

„Nach zwei Jahren war mein Entschluss<br />

klar. Ich muss hier raus.“ Georg<br />

T., Geschäftsführer einer PR-GmbH, ist<br />

immer noch ziemlich genervt, wenn er<br />

auf seine Erfahrungen mit seinem Ex-<br />

Geschäftspartner angesprochen wird.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r: Die andauern<strong>de</strong>n Konfl<br />

ikte haben die GmbH viele Kun<strong>de</strong>n,<br />

Umsatz und ihn selbst viel Substanz<br />

gekostet. Dabei waren die Auslöser für<br />

die Konfl ikte mit seinem Partner eher<br />

unscheinbar, aber bei<strong>de</strong> fan<strong>de</strong>n nicht<br />

<strong>de</strong>n richtigen Umgang bei Streitigkeiten.<br />

Das ist kein Einzelfall. Beson<strong>de</strong>rs anfällig<br />

für sich aufbauschen<strong>de</strong> Konfl ikte<br />

sind Zwei-Personen-GmbH. Erfahrungsgemäß<br />

kommt es in dieser Konstellation<br />

alle zwei Jahre zu heftigen<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten zwischen<br />

<strong>de</strong>n beteiligten Gesellschafter-Geschäftsführern,<br />

die über übliche Kontroversen<br />

hinausgehen. Die Folgen: Ist<br />

man sich nicht mehr einig, geht zwar<br />

das Tagesgeschäft weiter. In wichtigen<br />

Entscheidungen – etwa zur Strategie<br />

– kommt man aber nicht zusammen,<br />

was sich in späteren Geschäftsjahren<br />

auswirkt. Die häufi gsten Streitpunkte<br />

sind:<br />

> unterschiedliche Arbeitsstile,<br />

> unterschiedliche Auffassungen über<br />

die Zukunft <strong>de</strong>s Unternehmens,<br />

GMBH-CHEF<br />

Zermürben<strong>de</strong>r Kleinkrieg<br />

Wenn sich die Gesellschafter-Geschäftsführer in einer GmbH ständig streiten, lei<strong>de</strong>n<br />

darunter das Unternehmen, die Mitarbeiter und manchmal sogar die Geschäftspartner.<br />

Vorbeugen ist die beste Lösung. VON LOTHAR VOLKELT<br />

> Konfl ikte über Nebentätigkeiten<br />

und konkurrieren<strong>de</strong> geschäftliche<br />

Aktivitäten,<br />

> unterschiedlicher Umgang mit <strong>de</strong>m<br />

Geld und <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>r GmbH.<br />

Erschwerend kommt hinzu, dass es in<br />

dieser Konstellation keinen funktionieren<strong>de</strong>n<br />

Mechanismus für Lösungen<br />

gibt. So ist eine Abberufung eines Ge-<br />

schäftsführers nur unter erschwerten<br />

Bedingungen möglich. Konkret: Erst<br />

wenn ein Gericht <strong>de</strong>n Abberufungsbeschluss<br />

bestätigt hat, ist dieser wirksam<br />

und kann umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Bis dahin<br />

hat <strong>de</strong>r nicht einsichtige Mit-Geschäftsführer<br />

weiter Zugriff auf das GmbH-<br />

Vermögen und kann einen nachhaltigen<br />

Scha<strong>de</strong>n anrichten.<br />

46 ProFirma 10 2011


ProFirma 10 2011<br />

CHECKLISTE<br />

Zehn Regeln für die Zusammenarbeit<br />

1. Arbeiten mit Zielvereinbarungen<br />

In <strong>de</strong>r Zielvereinbarung legen alle Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

gemeinsam fest, wer welche Ziele bis wann mit welchen<br />

Ressourcen erreichen will. Sobald ein Partner Anzeichen erkennt,<br />

dass er ein vereinbartes Ziel nicht erreichen kann, hat er<br />

die Pfl icht, seine Mit-Gesellschafter darüber zu informieren. Alle<br />

Zielvereinbarungen wer<strong>de</strong>n in einem Katalog zusammengefasst<br />

und laufend aktualisiert.<br />

2. Zuständigkeiten klar abgrenzen<br />

Es sollte darauf geachtet wer<strong>de</strong>n, dass die Aufgabenbereiche<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführer klar abgegrenzt sind. Dabei kann man sich<br />

an <strong>de</strong>r fachlichen Qualifi kation orientieren, aber auch an <strong>de</strong>r betriebswirtschaftlich<br />

gängigen Verteilung <strong>de</strong>r Ressorts (kaufmännische<br />

Leitung, Produktion/Entwicklung, Marketing/Vertrieb,<br />

Personal, IT). Der Geschäftsführer ist dabei für alle üblicherweise<br />

im Ressort anfallen<strong>de</strong>n Aufgaben zuständig.<br />

3. Transparenz und Offenheit<br />

Es ist Aufgabe je<strong>de</strong>s Geschäftsführers, die Partner über sein jeweiliges<br />

Ressort so gut wie möglich zu informieren. Über Probleme,<br />

die in einem Ressort auftreten, sollte offen gesprochen<br />

und <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Kollegen dazu eingeholt wer<strong>de</strong>n. Der Geschäftsführer<br />

sollte lieber zu viel als zu wenig informieren.<br />

4. Absprachen dokumentieren<br />

Alle geschäftsbezogenen Absprachen und Vereinbarungen<br />

zwischen <strong>de</strong>n GmbH-Chefs sollten vollständig und inhaltlich<br />

nachvollziehbar dokumentiert wer<strong>de</strong>n. Das betrifft Gesellschafterversammlungen,<br />

Ressortsitzungen, aber auch Abteilungen<br />

sowie abteilungsübergreifen<strong>de</strong> Projektarbeit. Damit ist sichergestellt,<br />

dass im Konfl iktfall o<strong>de</strong>r bei späteren gerichtlichen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen auf eine lückenlose Dokumentation <strong>de</strong>r<br />

betrieblichen Abläufe zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

5. Arbeitstechniken ständig verbessern<br />

Man sollte sich nicht auf einer einmal gewohnten Arbeitstechnik<br />

ausruhen. Die technische Entwicklung ermöglicht laufend neue<br />

Kommunikations- und Arbeitstechniken im Betrieb. Das Thema<br />

Arbeitstechnik ist ein ständiges, persönliches Weiterbildungsthema.<br />

6. Kontrolle muss sein<br />

Zielvereinbarungen dürfen und müssen gegenseitig kontrolliert<br />

wer<strong>de</strong>n können. Diese sind kein Ausdruck von Misstrauen, son-<br />

An einem Strang, aber in unterschiedliche Richtungen ziehen,<br />

führt früher o<strong>de</strong>r später zum En<strong>de</strong> eines Unternehmens.<br />

<strong>de</strong>rn wichtiger Bestandteil gemeinsamen Han<strong>de</strong>lns. Kontrollen<br />

beinhalten Verständnisfragen, gezielte Zusatzfragen, aber auch<br />

Einsicht in Unterlagen und Dokumente, die für die eigene Meinungsbildung<br />

wichtig sind.<br />

7. Konfl ikte offen ansprechen<br />

Meinungsverschie<strong>de</strong>nheiten gehören zur Arbeits- und Ressortteilung.<br />

Wichtig ist, dass diese zeitnah, direkt und ohne Polemik<br />

angesprochen wer<strong>de</strong>n. Dazu gehört auch, Fehler und Pannen<br />

offen anzusprechen und Maßnahmen zur Abhilfe vorzuschlagen.<br />

Die meisten Konfl ikte lassen sich entschärfen, in<strong>de</strong>m sie von<br />

allen Beteiligten gemeinsam und offen – also im Gremium – diskutiert<br />

und gelöst wer<strong>de</strong>n. Gruppen- und Untergruppenbildung<br />

sollte erst gar nicht aufkommen.<br />

8. Bei Bedarf externe Berater einschalten<br />

Sind sich die Gesellschafter bei <strong>de</strong>r Beurteilung einer Sachfrage<br />

nicht einig, ist es hilfreich, externe Fachleute und Berater in<br />

die Entscheidungsfi ndung mit einzubeziehen. Das können Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>s Beirats, aber auch ausgewiesene Spezialisten außerhalb<br />

<strong>de</strong>r GmbH sein. Erfahrungsgemäß wird damit die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Entscheidung für die GmbH <strong>de</strong>utlich erhöht.<br />

9. Zustimmung zum Mediationsverfahren<br />

Bevor Konfl ikte zwischen <strong>de</strong>n Gesellschaftern gerichtlich entschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, sollten sich die Gesellschafter(-Geschäftsführer)<br />

darauf verständigen, schlichten<strong>de</strong> Einigungsgespräche<br />

unter externer Leitung durchzuführen (Mediationsverfahren).<br />

Das Verfahren ist in <strong>de</strong>r Regel kostengünstiger als die gerichtliche<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung und führt zu vergleichbaren Ergebnissen.<br />

Erst wenn hier keine einvernehmliche Lösung gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann, sollte eine gerichtliche Klärung zugelassen<br />

sein.<br />

10. Teamgeist för<strong>de</strong>rn<br />

Gesellschafter arbeiten im Team und sollten sich ganz bewusst<br />

Zeit nehmen, Teamgeist und Teamfähigkeiten zu verbessern.<br />

Dazu geeignet sind gemeinsame Brainstorming-Wochenen<strong>de</strong>n,<br />

an <strong>de</strong>nen auch einmal GmbH-übergreifen<strong>de</strong> Themen angesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n können. <strong>Als</strong> praktisch sinnvoll haben sich Teamerfahrungen<br />

erwiesen, wie sie von Event-Agenturen angeboten<br />

wer<strong>de</strong>n. Solche Maßnahmen sind nicht nur für angestellte Mitarbeiter<br />

o<strong>de</strong>r Abteilungen wertvoll. Auch die Qualität <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Geschäftsführer-Gremiums kann dadurch nachhaltig<br />

verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />

47


Finanzen & Steuern – Gmbh-Chef<br />

IHR PARTNER MACHT<br />

DER GMBH KONKURRENZ –<br />

WAS TUN?<br />

> Intensivieren Sie das Gespräch<br />

mit <strong>de</strong>m Mit-Gesellschafter-Geschäftsführer.<br />

> Erfahren Sie mehr über die<br />

Erwartungen <strong>de</strong>s Geschäftspartners<br />

an Ihre GmbH.<br />

> Gehen Sie nicht davon aus, dass<br />

sich mit <strong>de</strong>m ersten Gespräch<br />

etwas än<strong>de</strong>rn wird. Signalisieren<br />

Sie jedoch, dass Sie für ein neues<br />

Geschäftsmo<strong>de</strong>ll aufgeschlossen<br />

sind.<br />

> Versuchen Sie, über das neue<br />

Konzept so viel wie möglich in<br />

Erfahrung zu bringen.<br />

> Defi nieren Sie Ihre eigenen geschäftlichen<br />

Chancen in <strong>de</strong>m Gesamtkonzept.<br />

Prüfen Sie auch die<br />

Möglichkeit einer arbeitsteiligen<br />

Einordnung in das Gesamtkonzept.<br />

> Lassen Sie sich von Dritt-Meinungen<br />

nicht irritieren. Je<strong>de</strong>r Außenstehen<strong>de</strong><br />

wird Sie darin bestärken, sich<br />

„das nicht bieten zu lassen“, was<br />

kooperative Lösungen erschwert.<br />

> Kommen Sie nach ausführlicher<br />

Prüfung zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass eine<br />

kooperative Lösung nicht gewollt<br />

wird, ist das weitere Vorgehen<br />

genau zu prüfen. Die rechtlichen<br />

Schritte (Feststellung <strong>de</strong>r Treuepfl<br />

ichtverletzung, Durchsetzen <strong>de</strong>s<br />

Unterlassungsanspruchs, Scha<strong>de</strong>nsersatzfor<strong>de</strong>rungen,Ausschlussverfahren)<br />

haben nur Aussicht<br />

auf Erfolg, wenn alle Maßnahmen<br />

korrekt, frühzeitig und mit<br />

<strong>de</strong>m richtigen Timing eingeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierzu ist unbedingt ein<br />

Anwalt einzuschalten.<br />

> Unabhängig davon ist zu prüfen,<br />

wie eine neue Finanzierung aussehen<br />

könnte. Denn die beabsichtigte<br />

konkurrieren<strong>de</strong> Tätigkeit <strong>de</strong>s Gesellschafters<br />

dürfte ein ernsthafter<br />

Hinweis auf die Erfolgsträchtigkeit<br />

Ihres Unternehmensgegenstands<br />

sein.<br />

Wie Konfl ikte gelöst wer<strong>de</strong>n müssen,<br />

zeigt folgen<strong>de</strong>r typischer Fall: Die<br />

Vorstellungen über die Zukunft <strong>de</strong>r<br />

GmbH zwischen zwei Gesellschafter-<br />

Geschäftsführern gehen weit auseinan<strong>de</strong>r<br />

– <strong>de</strong>r eine will investieren, <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re „möglichst viel aus <strong>de</strong>r GmbH<br />

herausholen“. In einer solchen Situation<br />

bringt es wenig, nach Ursachen und<br />

möglichen Therapien zu forschen, weil<br />

sich die Geschäftslage meist schnell und<br />

drastisch verschlechtert. Es muss rasch<br />

gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Punkte sollten Sie prüfen<br />

Dazu sollten zunächst im Gesellschaftsvertrag<br />

<strong>de</strong>r GmbH folgen<strong>de</strong> Punkte<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n: Die Vereinbarungen<br />

zur „Dauer <strong>de</strong>r Gesellschaft“, zu „Kündigung<br />

und Ausschei<strong>de</strong>n eines Gesellschafters“,<br />

zur „Übertragung von<br />

Geschäftsanteilen“, zur „Einziehung<br />

eines GmbH-Anteils“ und zur Frage <strong>de</strong>r<br />

„Abfi ndung für <strong>de</strong>n ausschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Gesellschafter“. In guten Verträgen sind<br />

dynamische Regelungen vorgesehen,<br />

die im Falle zerstrittener Gesellschafter<br />

greifen. Üblich sind übersichtliche<br />

Kündigungsregelungen (sechs Monate<br />

zum Jahresen<strong>de</strong>), verbun<strong>de</strong>n mit Regelungen<br />

zum Fortbestehen <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

und Vereinbarungen zur Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Abfi ndung inklusive<br />

Zahlungsmodalitäten.<br />

ProFirma rät: Enthält <strong>de</strong>r Gesellschaftsvertrag<br />

solche Regelungen nicht, ist<br />

davon auszugehen, dass eine Lösung<br />

gerichtlich erstritten wer<strong>de</strong>n muss. Sie<br />

muss aber gut vorbereitet sein:<br />

> Es genügt nicht, dass „Versäumnisse“<br />

<strong>de</strong>s Mit-Gesellschafters nur behauptet<br />

wer<strong>de</strong>n. Es ist dafür zu sorgen, dass<br />

Verträge und Beschlüsse aus Gesellschafterversammlungen<br />

systematisch<br />

vorliegen, in <strong>de</strong>nen die Zusammenarbeit<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsführung verbindlich<br />

und schriftlich festgehalten ist. Dazu<br />

sind schriftliche Protokolle <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />

Vorfälle anzulegen. Gedächtnisprotokolle<br />

alleine reichen nicht.<br />

> Sollen auf einer Gesellschafterversammlung<br />

Beschlüsse gefasst wer<strong>de</strong>n<br />

(Aufl ösungsbeschluss, Beschluss zur<br />

Ausschließung eines Gesellschafters,<br />

Austritt eines Gesellschafters), müssen<br />

alle Formvorschriften für die Gesellschafterversammlung<br />

eingehalten<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

> Der Ausschließungsbeschluss ist nur<br />

Erfolg versprechend, wenn es wichtige<br />

Grün<strong>de</strong> dafür gibt. Und er ist bis<br />

zur endgültigen gerichtlichen Entscheidung<br />

unwirksam.<br />

Regeln für das Miteinan<strong>de</strong>r<br />

Das Ausschlussverfahren kann aber immer<br />

nur das letzte Mittel zur Konfl iktlösung<br />

sein. Das sehen auch die Gerichte<br />

in ihren Entscheidungen regelmäßig<br />

so. Besser ist es, wenn zusätzliche organisatorische<br />

Vorkehrungen getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n. Wollen die Geschäftspartner<br />

eine GmbH gleichberechtigt führen,<br />

sollten sie sich zumin<strong>de</strong>st über folgen<strong>de</strong><br />

Punkte einigen:<br />

> Vereinbarung einer Kündigungsklausel<br />

mit Aufl ösungs- o<strong>de</strong>r mit Fortsetzungsoption<br />

je nach Fall und Branche.<br />

Wur<strong>de</strong> zum Beispiel ein Großauftrag<br />

mit einem Zulieferer abgeschlossen,<br />

sollte die GmbH beibehalten bleiben,<br />

also eine Fortsetzungsoption für <strong>de</strong>n<br />

verbleiben<strong>de</strong>n Gesellschafter vereinbart<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

> Vereinbarung eines Schiedsrichters<br />

für Konfl iktfälle: Auf <strong>de</strong>n sollten sich<br />

die Beteiligten vorab einigen (Steuerberater,<br />

Anwalt, Mediator), o<strong>de</strong>r<br />

dieser wird per Vereinbarung von <strong>de</strong>r<br />

IHK eingesetzt.<br />

> Vereinbarung einer zusätzlichen Geschäftsordnung:<br />

Darin wer<strong>de</strong>n Rechte<br />

und Pfl ichten formal vorgegeben, sodass<br />

bei<strong>de</strong> Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

genau wissen, wie sie korrekt<br />

vorzugehen haben.<br />

Aber wie für eine gute Ehe gilt für die<br />

Geschäftsführer <strong>de</strong>r GmbH: Wichtig<br />

sind Vertrauen, ständige Kommunikation<br />

miteinan<strong>de</strong>r, Mut und Bereitschaft,<br />

Konfl ikte offen anzusprechen und auf<br />

Verän<strong>de</strong>rungen mit Anpassung zu reagieren.<br />

Dazu gehört aber auch, <strong>de</strong>n<br />

richtigen Zeitpunkt zu erkennen, wann<br />

<strong>de</strong>r Geschäftspartner das gemeinsame<br />

Terrain verlassen hat und die Scheidung<br />

<strong>de</strong>r Anfang für einen erfolgreichen Neustart<br />

ist.<br />

48 ProFirma 10 2011


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Finanzen & Steuern<br />

FINANZTRENDS<br />

Verzinsung bei Aktien höher als bei Anleihen<br />

Die Aktien großer europäischer Unternehmen<br />

sind nach einer Studie <strong>de</strong>r<br />

Fondsgesellschaft Allianz Global Investors<br />

im Umfeld <strong>de</strong>r niedrigen Renditen<br />

an <strong>de</strong>n Rentenmärkten eine attraktive<br />

Alternative. Während zehnjährige<br />

Bun<strong>de</strong>sanleihen <strong>de</strong>rzeit beispielsweise<br />

kaum zwei Prozent Ertrag abwerfen,<br />

ist die Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nrendite <strong>de</strong>r im MSCI-<br />

Europa enthaltenen Aktien auf mehr als<br />

vier Prozent gestiegen (aktuelle Ausschüttung<br />

bezogen auf <strong>de</strong>n Kurs <strong>de</strong>r<br />

DIVIDENDENRENDITEN EUROPÄISCHER AKTIEN<br />

Rendite 10-j. Bun<strong>de</strong>sanleihen<br />

KfW-Konjunkturprognose<br />

Rezessionsängste sind wenig begrün<strong>de</strong>t<br />

Trotz <strong>de</strong>s niedrigen Wachstums <strong>de</strong>s Bruttoinlandsprodukts (BIP)<br />

von nur 0,1 Prozent im zweiten Quartal 2011 und <strong>de</strong>r jüngsten<br />

Börsenturbulenzen sind die Ängste vor einer neuen Rezession<br />

nach Ansicht <strong>de</strong>r KfW nur wenig begrün<strong>de</strong>t. Trotz <strong>de</strong>r Beinahestagnation<br />

sei das BIP im ersten Halbjahr insgesamt um 1,6 Prozent<br />

gewachsen und damit <strong>de</strong>utlich stärker als im zweiten Halbjahr<br />

2010. Die KfW geht daher davon aus, dass sich die aufwärts<br />

gerichtete Grundten<strong>de</strong>nz in <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte fortsetzen<br />

wer<strong>de</strong> und aufs Gesamtjahr mit einem Wirtschaftswachstum von<br />

mehr als drei Prozent zu rechnen sei. Für das Jahr 2012 erwartet<br />

die För<strong>de</strong>rbank ein weiteres Plus von 1,6 Prozent.<br />

Aktie in Prozent). Noch größer ist <strong>de</strong>r<br />

Abstand zu <strong>de</strong>n Anleihen bei <strong>de</strong>n Ausschüttungen<br />

<strong>de</strong>rjenigen Unternehmen,<br />

die sich schon immer durch eine hohe<br />

Gewinnbeteiligung <strong>de</strong>r Aktionäre ausgezeichnet<br />

haben. Gemessen am MSCI<br />

Europa High Divi<strong>de</strong>nd erbringen diese<br />

Aktien sogar eine Verzinsung von sechs<br />

Prozent (siehe Grafi k unten).<br />

Nach Einschätzung <strong>de</strong>r Allianz-Analysten<br />

ist ein Blick auf diese Papiere im<br />

aktuell schwierigen Kapitalmarktum-<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nrendite MSCI Europa High Divi<strong>de</strong>nd<br />

Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nrendite MSCI Europa<br />

feld unter zwei Gesichtspunkten interessant:<br />

Zum einen wer<strong>de</strong> die Gewinnausschüttung<br />

als Erfolgsfaktor bei <strong>de</strong>r<br />

Aktienanlage oft unterschätzt. So sei im<br />

Zeitraum 1970 bis En<strong>de</strong> August 2011<br />

die aufs Jahr hochgerechnete Gesamtrendite<br />

<strong>de</strong>r Aktienanlage für <strong>de</strong>n MSCI<br />

Europa zu rund 44 Prozent durch Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

bestimmt. Zum an<strong>de</strong>ren wiesen<br />

Aktien mit einer hohen Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nrendite<br />

meist ein besseres Chance-Risiko-<br />

Profi l auf als <strong>de</strong>r Gesamtaktienmarkt.<br />

Quelle: Datastream; Allianz Global Investors Kapitalmarktanalyse<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />

Drei Grün<strong>de</strong> nennt die KfW für ihre optimistische Prognose:<br />

Ers-tens wer<strong>de</strong> die Weltwirtschaft in <strong>de</strong>n Jahren 2011 und 2012,<br />

getrieben von <strong>de</strong>r Entwicklung in <strong>de</strong>n Schwellenlän<strong>de</strong>rn, jeweils<br />

um rund 3,5 Prozent wachsen. Davon profi tierten gera<strong>de</strong> die<br />

<strong>de</strong>utschen Exporte.<br />

Der zweite Grund liege in <strong>de</strong>r überdurchschnittlichen Auslastung<br />

<strong>de</strong>r Produktionskapazitäten <strong>de</strong>r Unternehmen, was die Ausrüstungsinvestitionen<br />

stimulieren wer<strong>de</strong>.<br />

Das dritte Argument für eine stabile Entwicklung in Deutschland<br />

sei die sehr gute Lage am Arbeitsmarkt, die <strong>de</strong>m privaten Konsum<br />

sowie <strong>de</strong>m Wohnungsbau zusätzliche Impulse gebe.<br />

50 ProFirma 10 2011<br />

6,0%<br />

5,0%<br />

4,0%<br />

3,0%<br />

2,0%


För<strong>de</strong>rmittel<br />

Bankberater mögen För<strong>de</strong>rkredite nicht<br />

Fast die Hälfte <strong>de</strong>r kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hat in<br />

<strong>de</strong>n vergangenen fünf Jahren nach För<strong>de</strong>rkrediten gesucht. Aber nur<br />

ein Viertel wur<strong>de</strong> von ihrem Bankberater auf die Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

För<strong>de</strong>rmittel gezielt angesprochen. Zu diesem Ergebnis kommt <strong>de</strong>r<br />

„För<strong>de</strong>ratlas Mittelstand“ <strong>de</strong>r Forschungs- und Beratungsunternehmen<br />

Evers & Jung und YouGov-Psychonomics in Köln.<br />

Die fehlen<strong>de</strong> Bekanntheit <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />

ist <strong>de</strong>r häufi gste Hin<strong>de</strong>rungsgrund für die Nutzung <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Investitionsunterstützungen und <strong>de</strong>s Leistungsspektrums von För<strong>de</strong>rbanken.<br />

Bei verstärkter individueller Beratung wür<strong>de</strong>n mehr Unternehmen<br />

För<strong>de</strong>rkredite nutzen, meinen 90 Prozent <strong>de</strong>r befragten<br />

Mittelständler.<br />

Der Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt mit 25 Prozent <strong>de</strong>r KMU, die von ihren Bankberatern<br />

Hinweise auf För<strong>de</strong>rmittel erhalten haben, lässt aber keinen<br />

Schluss auf die Situation in <strong>de</strong>n einzelnen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn zu. Unternehmen<br />

aus <strong>de</strong>m Saarland (37 Prozent), Hessen (32 Prozent), Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg (30 Prozent), Nordrhein-Westfalen, Sachsen (je 27 Prozent)<br />

und Bayern (26 Prozent) haben eine höhere Chance, von ihrem<br />

Bankberater auf Investitionsför<strong>de</strong>rungen hingewiesen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlechte Chancen haben KMU in Thüringen (15 Prozent) und Bran<strong>de</strong>nburg<br />

(zehn Prozent/siehe Grafi k).<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

27%<br />

Rheinland-Pfalz<br />

23%<br />

Saarland<br />

37%<br />

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Schleswig-Holstein 21%<br />

Bremen<br />

20%<br />

Nie<strong>de</strong>rsachsen 26%<br />

Hessen 32%<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

30%<br />

Hamburg<br />

18%<br />

Sachsen-Anhalt<br />

23%<br />

Thüringen 15%<br />

Bayern 26%<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

25%<br />

Berlin<br />

20%<br />

Bran<strong>de</strong>nburg<br />

11%<br />

Sachsen 27%<br />

Im Saarland geben Firmenkun<strong>de</strong>nberaterUnternehmen<br />

am häufi gsten Hinweise<br />

auf För<strong>de</strong>rkredite.<br />

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Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt 25%<br />

Bun<strong>de</strong>sland (je n=100 Finanzentschei<strong>de</strong>r in KMU)<br />

Quelle: YouGov-Psychonomics


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

For<strong>de</strong>rungsausfall<br />

Rechtzeitig han<strong>de</strong>ln zahlt sich aus<br />

Was tun, wenn ein Kun<strong>de</strong> partout nicht zahlt? Den Anwalt einschalten? Ein Inkassobüro<br />

beauftragen? O<strong>de</strong>r ist es besser, sich bereits im Vorfeld gegen For<strong>de</strong>rungsausfälle<br />

abzusichern? Möglichkeiten gibt es viele – mit Vor- und Nachteilen. VON SABINE HÖLPER<br />

<strong>Als</strong> Dieter Walz und sein Partner Roland Walter Anfang 2010<br />

ein Fitnesscenter <strong>de</strong>r Franchise-Kette „Clever Fit“ im Münchner<br />

Nor<strong>de</strong>n übernahmen, stellten sie bei <strong>de</strong>r Durchsicht <strong>de</strong>r<br />

Bücher fest, dass 15 Prozent <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r ihre Monatsbeiträge<br />

nicht gezahlt hatten. Weil sich Walz und Walter mit dieser<br />

unerfreulichen Tatsache nicht abfi n<strong>de</strong>n wollten, begannen<br />

sie, Mahnungen zu schreiben und <strong>de</strong>n säumigen Schuldnern<br />

hinterherzutelefonieren. Nur: Die Anstrengungen blieben<br />

weitgehend erfolglos. „So kommen wir nicht weiter“, lautete<br />

das Fazit von Walz. „Wir brauchen professionelle Unterstützung.“<br />

Die holten sich die bei<strong>de</strong>n Unternehmer bei <strong>de</strong>r PNO<br />

Inkasso GmbH aus <strong>de</strong>m nie<strong>de</strong>rbayerischen Deggendorf. Resultat:<br />

Seit sich das Inkassounternehmen um die zahlungsunwilligen<br />

Schuldner kümmert, ist die Quote <strong>de</strong>r säumigen<br />

Zahler auf gut die Hälfte geschrumpft.<br />

Vielen Unternehmern geht es wie Dieter Walz und Roland<br />

Walter. Sie klagen über die schlechte Zahlungsmoral ihrer<br />

Kun<strong>de</strong>n und häufi g genug auch über Totalausfälle. Das Problem<br />

kennen Unternehmer, die im B-to-B-Geschäft tätig sind,<br />

schon lange. Noch mehr aber trifft es <strong>de</strong>rzeit Firmen, die an<br />

Privatkun<strong>de</strong>n liefern. Denn während die Zahl <strong>de</strong>r Unternehmensinsolvenzen<br />

mit aktuell rund 30.000 um fast ein Viertel<br />

niedriger ist als in <strong>de</strong>n Jahren 2003 und 2004, geht die Zahl<br />

<strong>de</strong>r Verbraucherinsolvenzen stetig nach oben. Der Bun<strong>de</strong>sverband<br />

Deutscher Inkassounternehmen (BDIU) geht von<br />

110.000 Privatinsolvenzen in diesem Jahr aus. 2005 waren es<br />

erst rund 69.000 (siehe Grafi k auf Seite 54).<br />

Die Folgen <strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit o<strong>de</strong>r -unwilligkeit können<br />

verheerend sein. Im schlimmsten Fall geraten die Geprellten<br />

selbst in eine Schiefl age, zumin<strong>de</strong>st aber tun sich erhebliche<br />

Liquiditätslücken im Unternehmen auf. Damit ist klar,<br />

dass die Firmenchefs einschreiten müssen, wenn es ernst wird.<br />

Die Frage ist nur: wie? Den Anwalt einschalten? Ein Inkassobüro<br />

beauftragen? O<strong>de</strong>r ist es besser, sich bereits im Vorfeld<br />

gegen For<strong>de</strong>rungsausfälle abzusichern?<br />

Manche Kun<strong>de</strong>n machen<br />

kurzen Prozess. Die For<strong>de</strong>rung<br />

müssen Unternehmen<br />

aber noch lange nicht<br />

abschreiben.<br />

Option 1: Inkassofi rma beauftragen<br />

Inkassofi rmen sollten eingeschaltet wer<strong>de</strong>n, wenn Mahnen<br />

aussichtsreich erscheint, die personellen Ressourcen im eigenen<br />

Unternehmen aber fehlen, um selbst aktiv zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Denn Inkassounternehmen sind die Spezialisten, wenn es<br />

darum geht, Gel<strong>de</strong>r einzutreiben. „Die Aufgabe <strong>de</strong>r Inkassounternehmen<br />

ist es, einen außergerichtlichen Erfolg herbeizuführen“,<br />

sagt BDIU-Präsi<strong>de</strong>nt Wolfgang Spitz. Und diese<br />

Aufgabe erledigen die Firmen recht gut. Laut Spitz weisen die<br />

Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Brachenverbands eine vorgerichtliche Erfolgsquote<br />

von mehr als 50 Prozent auf. Ein Grund dafür ist pure<br />

Psychologie, wie Spitz glaubt: „Dass ein Unternehmen ein<br />

Inkassobüro einschaltet, zeigt <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utlich, dass <strong>de</strong>r<br />

52 ProFirma 10 2011<br />

Foto: panthermedia.net/Mechthild Bach


Gläubiger nicht gewillt ist, die For<strong>de</strong>rung abzuschreiben, und<br />

zwar auch dann nicht, wenn es sich um einen kleinen Rechnungsbetrag<br />

han<strong>de</strong>lt.“ Ein weiterer Grund ist das Image <strong>de</strong>r<br />

Branche. Allein <strong>de</strong>r Briefkopf <strong>de</strong>s Inkassounternehmens auf<br />

<strong>de</strong>r Mahnung bewegt viele Schuldner zur Zahlung.<br />

Dass das Geld fl ießt, weil die Firmen Schlägertrupps vorbeischicken,<br />

ist hingegen Legen<strong>de</strong>. Die Dienstleister, die im BDIU<br />

organisiert sind, legen großen Wert darauf, dass sie bei ihrer<br />

Arbeit nicht brachial vorgehen. „Im Gegenteil“, beteuert Alfons<br />

Winhart, Vorstand <strong>de</strong>r PNO Inkasso AG. „Eine Inkassofi<br />

rma versteht sich als Mediator zwischen Gläubiger und<br />

Schuldner, sie sucht nach einer für bei<strong>de</strong> Parteien akzeptablen<br />

Lösung und stellt damit sicher, dass sich die Fronten nicht<br />

weiter verhärten und eine spätere geschäftliche Zusammenarbeit<br />

möglich bleibt.“ Fitnesscenter-Betreiber Walz bestätigt<br />

das. „Mancher ehemals säumige Schuldner trainiert wie<strong>de</strong>r<br />

bei uns“, sagt er. Allerdings sagt er auch, dass nicht je<strong>de</strong>r<br />

Schuldner auf die Mahnungen <strong>de</strong>r Profi s reagiert. Damit solche<br />

Fälle Ausnahmen bleiben, laufen seriöse Inkassofi rmen<br />

nicht je<strong>de</strong>m Euro hinterher. Vielmehr analysieren sie zuerst<br />

einmal die For<strong>de</strong>rung, machen sich in Datenbanken über<br />

<strong>de</strong>n Schuldner kundig. Kommt bei dieser Recherche heraus,<br />

dass die Aussichten, ans Geld zu kommen, schlecht stehen,<br />

etwa weil <strong>de</strong>r Schuldner insolvent ist, lässt man alle weiteren<br />

Schritte bleiben. „Wir werfen kein gutes Geld schlechtem hinterher“,<br />

sagt Spitz.<br />

Option 2: Anwalt einschalten<br />

Ist beim Schuldner auf <strong>de</strong>m Mahnweg voraussichtlich nichts<br />

zu holen, muss man sich also eine Alternative überlegen. Eine<br />

Möglichkeit ist, gleich einen Anwalt einzuschalten. Allerdings<br />

sollte diese Variante nur bei For<strong>de</strong>rungen von min<strong>de</strong>stens<br />

Wir bieten Ihnen 100 %-ige Sicherheit für Ihre For<strong>de</strong>rungen<br />

und sorgen dafür, dass Sie schnell liqui<strong>de</strong> sind.<br />

Die SüdFactoring ist eine Tochtergesellschaft <strong>de</strong>r LBBW-<br />

Unternehmensgruppe, die in <strong>de</strong>r Mittelstandsfinanzierung<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielt. Diese Verbindung steht nicht<br />

nur für Seriosität und Sicherheit, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

enge Verzahnung klassischer Finanzierungsformen mit<br />

innovativen Instrumenten, wie <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungsfinanzierung.<br />

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WO SCHULDNER IN DER KREIDE STEHEN<br />

Erwachsene ab 25 Jahren<br />

Jugendliche bis 24 Jahre<br />

Kreditinstitute<br />

Versandhändler<br />

Telekommunikationsunternehmen<br />

Vermieter<br />

Online-Händler<br />

Handwerker<br />

Internet-Serviceanbieter<br />

Dienstleister<br />

Gesundheitsbranche<br />

Warenhäuser<br />

Die schönsten Rechnungen<br />

sind die, die sofort bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

77%<br />

39%<br />

63%<br />

64%<br />

61%<br />

87%<br />

58%<br />

36%<br />

45%<br />

77%<br />

41%<br />

6%<br />

33%<br />

51%<br />

21%<br />

17%<br />

18%<br />

6%<br />

17%<br />

7%<br />

Quelle: Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher<br />

Inkasso-Unternehmen, Stand April 2011


Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

HISTORISCHER HÖCHSTSTAND<br />

Immer mehr private Haushalte insolvent.<br />

2005 68.898<br />

2006 96.586<br />

2007 105.238<br />

2008 98.140<br />

2009 101.102<br />

2010 108.798<br />

2011 110.000<br />

NUR SELTEN VORSATZ<br />

Warum Unternehmen schlecht zahlen<br />

(in Prozent, Mehrfachnennungen möglich).<br />

Hohe Zahlungsausfälle bei eigenen Kun<strong>de</strong>n 79%<br />

Momentaner Liquiditätsengpass 70%<br />

Schlechte Auftragslage 69%<br />

Zu wenig Eigenkapital 54%<br />

Ausnutzen von Lieferantenkredit 50%<br />

Reklamation 18%<br />

Vorsätzliches Nichtbezahlen 16%<br />

Quelle: Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Inkasso-Unternehmen, Stand April 2011<br />

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> Checkliste: Kun<strong>de</strong>nschonen<strong>de</strong>s Inkasso<br />

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300 Euro gewählt wer<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>renfalls sind die Kosten unangemessen<br />

hoch. Der Vorteil <strong>de</strong>s Anwaltsinkassos ist seine<br />

Schnelligkeit. „Wir mahnen nur ein Mal, und wenn dann<br />

nichts passiert, erwirken wir sofort einen Mahnbescheid bzw.<br />

reichen Klage ein“, sagt <strong>de</strong>r auf Inkasso spezialisierte Rechtsanwalt<br />

Michael Feinen. Allerdings räumt er ein, dass die Erfolgschancen<br />

vor Gericht nicht sehr hoch sind. Aber: „Ob<br />

Geld reinkommt, hängt ja nicht von mir ab, son<strong>de</strong>rn davon,<br />

ob <strong>de</strong>r Schuldner Geld hat“, sagt <strong>de</strong>r Kölner Anwalt.<br />

Option 3: Versicherung o<strong>de</strong>r Factoring<br />

Oft genug hat er eben kein Geld, wie die Insolvenzstatistiken<br />

zeigen. Doch sogar in diesen Fällen muss ein Unternehmer<br />

die For<strong>de</strong>rung nicht komplett abschreiben, auch dagegen gibt<br />

es eine Medizin. Sie muss allerdings präventiv genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum Beispiel, in<strong>de</strong>m man eine Kredit- bzw. For<strong>de</strong>rungsausfallversicherung<br />

abschließt o<strong>de</strong>r die For<strong>de</strong>rung an<br />

ein Factoring-Unternehmen verkauft. Sowohl Kreditversicherer<br />

als auch Factoring-Dienstleister zahlen im Insolvenzfall<br />

<strong>de</strong>s Schuldners einen Teil <strong>de</strong>r Rechnungssumme an das<br />

Unternehmen aus. Die Zusammenarbeit mit einer Factoringgesellschaft<br />

hat darüber hinaus <strong>de</strong>n positiven Effekt, dass die<br />

Gefahr von Zahlungsausfällen sinkt. Schließlich übernehmen<br />

die Dienstleister in <strong>de</strong>r Regel das For<strong>de</strong>rungs- bzw. Debitorenmanagement<br />

und das dazugehörige Mahnwesen, was „die<br />

Zahlungsmoral <strong>de</strong>r Debitoren nachweislich verbessert“, wie<br />

Jörg Freial<strong>de</strong>nhoven, Geschäftsführer <strong>de</strong>r Bibby Financial Services<br />

GmbH in Düsseldorf, sagt. „Factoring ist eine Finanzierungsalternative,<br />

die ihre Vorteile bereits ausspielt, bevor eine<br />

For<strong>de</strong>rung ausfällt.“<br />

Ist die For<strong>de</strong>rung dann aber doch ausgefallen, zeigt sich, wo<br />

<strong>de</strong>r Nachteil von Factoring liegt: Die Gesellschaft überweist<br />

nur einen Teilbetrag <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung – je nach Vertragsausgestaltung<br />

ist das weniger als die Hälfte <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Rechnungssumme. „Die Ausbeute beim Factoring ist gering“,<br />

sagt auch Walz. Deshalb greift er nur dann darauf zurück,<br />

wenn „Hopfen und Malz verloren ist“, wenn also an<strong>de</strong>re Maßnahmen<br />

aussichtslos erscheinen. Ansonsten ist Inkasso seine<br />

erste Wahl. Zwar fl ießt bei dieser Variante das Geld manchmal<br />

nur schleppend, weil <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in Raten zahlt. Aber am<br />

En<strong>de</strong> geht doch meist die gesamte Summe auf <strong>de</strong>m Konto <strong>de</strong>s<br />

Fitnesstrainers ein – inklusive aller Gebühren, <strong>de</strong>nn auch die<br />

zahlt <strong>de</strong>r Schuldner. „Das Gute am Inkasso ist, dass uns keine<br />

Kosten entstehen“, sagt Walz.<br />

„Die Aufgabe <strong>de</strong>r Inkassounternehmen ist es,<br />

einen außergerichtlichen Erfolg herbeizuführen.“<br />

WOLFGANG SPITZ, PRÄSIDENT DES BUNDESVERBANDS<br />

DEUTSCHER INKASSOUNTERNEHMEN, BERLIN<br />

54 ProFirma 10 2011


Spezialisten <strong>de</strong>r<br />

DREI WEGE ZUM ZIEL<br />

Erfolgreich gegen For<strong>de</strong>rungsausfall vorgehen<br />

Sicherheit mit Selbstbehalt: Eine Möglichkeit,<br />

For<strong>de</strong>rungsausfälle zu vermei<strong>de</strong>n,<br />

ist <strong>de</strong>r Abschluss einer For<strong>de</strong>rungsausfall-<br />

bzw. Kreditversicherung, wie sie Marktführer<br />

Euler Hermes und an<strong>de</strong>re Versicherungsunternehmen<br />

anbieten. Versichert wer<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Regel For<strong>de</strong>rungen aus Warenlieferungen,<br />

Werk- o<strong>de</strong>r Dienstleistungen gegenüber<br />

Privat- und Firmenkun<strong>de</strong>n im In-<br />

und Ausland mit einem Zahlungsziel von<br />

bis zu 180 Tagen. Voraussetzung ist, dass<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Unternehmens über eine<br />

positive Bonität verfügt.<br />

Die Versicherung greift, nach<strong>de</strong>m das Zahlungsziel<br />

um zwei Monate überschritten<br />

wur<strong>de</strong>. Allerdings zahlt die Versicherungsgesellschaft<br />

<strong>de</strong>n ausstehen<strong>de</strong>n Betrag<br />

meist nur bei Insolvenz <strong>de</strong>s Schuldners.<br />

Kreditversicherer erstatten ihren Kun<strong>de</strong>n<br />

meist nicht <strong>de</strong>n vollen Rechnungsbetrag.<br />

Üblich ist ein Selbstbehalt in Höhe von<br />

zehn bis 20 Prozent. Die Prämie beträgt<br />

unter 0,5 Prozent <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rungssumme.<br />

Kreditversicherung Deluxe: Auch mit<br />

Factoring kann man sich gegen uneinbringliche<br />

For<strong>de</strong>rungen absichern. Tritt <strong>de</strong>r<br />

Zahlungsausfall ein, greift <strong>de</strong>r Delkre<strong>de</strong>reschutz.<br />

Allerdings ist Factoring in erster Linie<br />

eine Finanzdienstleistung.<br />

Eine Alternative zur Absicherung gegen<br />

Zahlungsausfälle ist das Fälligkeits-Factoring.<br />

Dabei verzichtet <strong>de</strong>r Unternehmer auf<br />

die sofortige Begleichung <strong>de</strong>r Rechnungssumme<br />

durch das Factoring-Unternehmen.<br />

Fälligkeits-Factoring ist folglich keine Finanzierungsform,<br />

son<strong>de</strong>rn sichert das Risiko<br />

eines For<strong>de</strong>rungsausfalls ab und entlastet<br />

das Unternehmen beim Debitorenmanagement.<br />

Damit entspricht Fälligkeits-<br />

Factoring in etwa einer Kreditversicherung<br />

mit 100 Prozent Entschädigungsleistung.<br />

Tim Beerbohm, Factoring-Experte beim<br />

Industrieversicherungsmakler Gossler, Gobert<br />

und Wolters, nennt die Variante <strong>de</strong>shalb<br />

„Kreditversicherung Deluxe“.<br />

Der Weg zum richtigen Inkassobüro: Das<br />

Vorurteil, Inkassofi rmen wür<strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen<br />

mithilfe rü<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n eintreiben,<br />

lässt sich nicht so leicht aus <strong>de</strong>r Welt<br />

schaffen. Wolfgang Spitz, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sverband Deutscher Inkassounternehmen<br />

(BDIU), versucht es trotz<strong>de</strong>m: „Das<br />

ist so nah an <strong>de</strong>r Wahrheit wie die Fernsehreihe<br />

Tatort an <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Kriminalpolizei“,<br />

sagt er. Allerdings spricht <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>s<br />

Branchenverbands nur für seine etwa 530<br />

Mitglie<strong>de</strong>r. Diese verpfl ichteten sich, beim<br />

Eintreiben von For<strong>de</strong>rungen die gebotenen<br />

Umgangsformen an <strong>de</strong>n Tag zu legen. Hält<br />

sich ein Unternehmen nicht daran, wird es<br />

vom Verband ausgeschlossen.<br />

Sicherheit<br />

schreibt man<br />

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For<strong>de</strong>rungen zeitgemäß managen


Finanzen & Steuern – Versicherungen<br />

56<br />

Kfz-Policen für Flotten<br />

Jetzt alle Trümpfe ausspielen<br />

Die Versicherer ziehen die Daumenschrauben an: Im nächsten Jahr steigen die Beiträge<br />

für Fahrzeugfl otten. Genug Anlass also für einen Policen-Check. VON EVA NEUTHINGER<br />

Knapp kalkulierte Tarife, hohe Scha<strong>de</strong>nsquoten:<br />

Die Kfz-Sparte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Versicherer steht enorm unter<br />

Druck. Allein im Jahr 2010 haben die<br />

Gesellschaften 1,5 Milliar<strong>de</strong>n Euro Verlust<br />

eingefahren. Für das laufen<strong>de</strong> Jahr<br />

prognostiziert <strong>de</strong>r Gesamtverband <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Versicherungswirtschaft<br />

(GdV) ein Minus von rund 1,1 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Euro.<br />

„Die Versicherer müssen jetzt gegensteuern“,<br />

sagt Uwe Hüholt, Leiter Produktmanagement<br />

Kraftfahrt-Flotte <strong>de</strong>r<br />

AXA in Köln. Viele Optionen haben die<br />

Assekuranzen nicht. Im kommen<strong>de</strong>n<br />

Jahr dürften Beitragserhöhungen eine<br />

Folge sein. Insbeson<strong>de</strong>re Firmen mit hohen<br />

Scha<strong>de</strong>nsquoten müssen mit einer<br />

härteren Gangart ihrer Versicherung<br />

rechnen. Parallel dazu setzen die Gesellschaften<br />

auf ein professionelles Risikomanagement.<br />

„Wir haben ergänzend<br />

auch ein Frühwarnsystem eingeführt“,<br />

erklärt Hüholt. Vermittler und Kun<strong>de</strong><br />

analysieren gemeinsam die Ursachen,<br />

sobald eine Firma <strong>de</strong>utlich mehr Schä<strong>de</strong>n<br />

als in <strong>de</strong>n Vorjahren mel<strong>de</strong>t. „Ziel<br />

ist es, Kündigungen zu vermei<strong>de</strong>n“, betont<br />

Hüholt.<br />

Bei an<strong>de</strong>ren Anbietern herrscht <strong>de</strong>r<br />

gleiche Tenor vor. Auch <strong>de</strong>r HDI-Gerling-Konzern<br />

in Hannover will Kündigungen<br />

nicht ausschließen. „Wir gehen<br />

hier aber nicht so rigoros vor wie vielleicht<br />

an<strong>de</strong>re Gesellschaften“, meint<br />

Frank Liesen, Leitung Kraftfahrt Firmen<br />

von HDI-Gerling. Bevor eine Firma mit<br />

<strong>de</strong>r Aufl ösung <strong>de</strong>s Vertrags konfrontiert<br />

wird, bespricht <strong>de</strong>r Vertrieb das<br />

Problem. „Wir überlegen gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n die Lösungsmöglichkeiten“,<br />

so Liesen.<br />

Die Assekuranzen reagieren also sensibel:<br />

„Kritisch könnte es für Firmenchefs<br />

schon bei zwei bis drei größeren Schä<strong>de</strong>n<br />

im Jahr wer<strong>de</strong>n“, erklärt Martina<br />

Rönsch, Leiterin Backoffi ce <strong>de</strong>r GMFS<br />

Versicherungsmakler GmbH in Rostock.<br />

Dann heißt es verhan<strong>de</strong>ln. Denn<br />

die Versicherungen tauschen untereinan<strong>de</strong>r<br />

Informationen aus. Wird ein<br />

Vertrag durch die Gesellschaft been<strong>de</strong>t,<br />

erschwert das extrem die Suche nach<br />

einem neuen Anbieter. „Der Unternehmer<br />

sollte im Ernstfall bereit sein, etwa<br />

die Selbstbeteiligung zu erhöhen o<strong>de</strong>r<br />

alternativ eben eine höhere Prämie zu<br />

akzeptieren“, rät Rönsch.<br />

Rabatte verhan<strong>de</strong>ln<br />

Unternehmen mit einem positiven<br />

Scha<strong>de</strong>nsverlauf haben <strong>de</strong>rzeit dagegen<br />

alle Trümpfe in <strong>de</strong>r Hand. „Um diese<br />

Kun<strong>de</strong>n reißen sich die Gesellschaften“,<br />

sagt Rönsch. Die Chancen stehen dann<br />

gut, satte Rabatte fürs nächste Jahr<br />

auszuhan<strong>de</strong>ln. Wer Mitarbeiter zu einer<br />

vernünftigen Fahrweise animiert o<strong>de</strong>r<br />

zu einem Sicherheitstraining schickt,<br />

kann aktuell also viel Geld sparen. Bei<br />

einer Scha<strong>de</strong>nsquote von weniger als 70<br />

„Wichtig ist für uns,<br />

dass wir mit festen<br />

Kosten beim Fuhrpark<br />

kalkulieren können.“<br />

THOMAS HEUER, SIV AG, ROSTOCK


Prozent wird es für die Gesellschaften<br />

interessant. Die Kennzahl gibt <strong>de</strong>n<br />

Anteil <strong>de</strong>r Aufwendungen für Unfälle<br />

im Verhältnis zu <strong>de</strong>n gezahlten Beiträgen<br />

an.<br />

So kann Thomas Heuer, Finanzvorstand<br />

<strong>de</strong>r SIV AG in Rostock, aufgrund<br />

einer niedrigen Scha<strong>de</strong>nsquote nach<br />

<strong>de</strong>m Wechsel seines Anbieters ein Drittel<br />

<strong>de</strong>s Jahresbeitrags sparen. Das Unternehmen<br />

bietet IT-Lösungen für die<br />

Energie- und Wasserwirtschaft an. Bei<br />

<strong>de</strong>r Zürich Versicherung hat er ein sogenanntes<br />

Stückprämienmo<strong>de</strong>ll abgeschlossen.<br />

Heuer zahlt für je<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r 125<br />

Firmenwagen damit die gleiche Prämie<br />

– unabhängig von Mo<strong>de</strong>ll, Ausstattung<br />

und Scha<strong>de</strong>nsverlauf <strong>de</strong>s einzelnen<br />

Fahrzeugs. „Wir wur<strong>de</strong>n beim Wechsel<br />

<strong>de</strong>s Anbieters von unserem Versicherungsmakler<br />

GMFS unterstützt“, sagt<br />

Heuer. Der Dienstleister holte mehrere<br />

Angebote ein und verglich diese in<br />

puncto Konditionen und Kosten. Es lief<br />

alles glatt. Fristgerecht zum 30. November<br />

<strong>de</strong>s Vorjahres kündigte Heuer seinen<br />

alten Vertrag, nach<strong>de</strong>m er die Zusage<br />

<strong>de</strong>r neuen Gesellschaft vorliegen<br />

hatte. „Unsere Mitarbeiter legen im Jahr<br />

zwischen 80.000 und 240.000 Kilometer<br />

zurück. Sicherlich kommt es schon<br />

ÜBERSICHT<br />

Optimal versichert<br />

Stichtag für eine Kündigung zum Jahresanfang ist <strong>de</strong>r<br />

30. November. Doch bevor das Schreiben verschickt wird, sollte<br />

die Anschlussversicherung in allen Einzelheiten geklärt sein.<br />

Bedarfsanalyse starten. Für <strong>de</strong>n optimalen<br />

Schutz muss zuerst <strong>de</strong>r Bedarf<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n. Versicherungsexperten<br />

unterstützen <strong>de</strong>n Unternehmer<br />

dabei.<br />

Fünf Angebote einholen. Gewerbliche<br />

Policen wer<strong>de</strong>n individuell kalkuliert.<br />

Deshalb erscheint es ratsam, drei bis<br />

fünf Angebote bei verschie<strong>de</strong>nen Gesellschaften<br />

einzuholen. O<strong>de</strong>r alternativ<br />

einen Versicherungsexperten zu beauftragen.<br />

Wichtig ist es, nicht nur <strong>de</strong>n<br />

Preis, son<strong>de</strong>rn auch die Leistungen zu<br />

vergleichen.<br />

Schä<strong>de</strong>n begrenzen. Ein großer Scha<strong>de</strong>n<br />

schlägt mitunter über mehrere Jahre auf<br />

die Prämie durch. Die Versicherer bieten<br />

eine sogenannte Großscha<strong>de</strong>nkappung<br />

an. Vorteil für <strong>de</strong>n Versicherten: Ab einer<br />

Scha<strong>de</strong>nssumme von 100.000 Euro erhöht<br />

die Gesellschaft die Beiträge nicht<br />

noch weiter.<br />

Selbstbeteiligung vereinbaren. Wer<br />

Prämien sparen will, verhan<strong>de</strong>lt mit <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft. Wird eine Selbstbeteiligung<br />

vereinbart, sinkt automatisch <strong>de</strong>r Beitrag<br />

und somit auch die Versicherungssteuer.<br />

Einzel- und Flottentarif vergleichen.<br />

Bei einem Flottentarif wer<strong>de</strong>n neue<br />

Fahrzeuge in die gleiche Beitragsklasse<br />

eingestuft wie alle an<strong>de</strong>ren Fahrzeuge.<br />

Problem: Falls in einem Jahr viele Unfälle<br />

passieren, erhöht sich im Gegenzug<br />

die Prämie für alle Autos. Die Vor- und<br />

Nachteile gilt es nach <strong>de</strong>r individuellen<br />

Risikosituation abzuwägen.<br />

mal zu einem Scha<strong>de</strong>n“, räumt <strong>de</strong>r Finanzvorstand<br />

ein. Das wirkte sich für<br />

ihn aber nicht negativ aus, weil sich die<br />

Reparaturen in Grenzen hielten. Bisher<br />

gab es kaum größere Schä<strong>de</strong>n. „Wichtig<br />

ist für uns vor allem, dass wir mit festen<br />

Kosten beim Fuhrpark kalkulieren können“,<br />

sagt Heuer.<br />

So wählte er einen Rundumschutz.<br />

Weil <strong>de</strong>r Betrieb seine Flotte geleast hat,<br />

nahm er noch eine spezielle Klausel<br />

mit in seinen Vertrag auf, nach <strong>de</strong>r die<br />

sogenannte Gap-Deckungslücke mitversichert<br />

ist. Bei einem Unfall mit Totalscha<strong>de</strong>n<br />

ersetzt ihm die Gesellschaft<br />

nicht nur <strong>de</strong>n Betrag nach <strong>de</strong>r Schwacke-Liste,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n kompletten<br />

Mit neuem Versicherungsschutz in<br />

<strong>de</strong>n Winter. Bis zum 30. November<br />

können alte Versicherungsverträge<br />

gekündigt wer<strong>de</strong>n.<br />

57


Finanzen & Steuern – Versicherungen<br />

Leasing-Restwert. „Das erscheint bei<br />

geleasten Autos sinnvoll“, empfi ehlt<br />

Rönsch (siehe Checkliste oben).<br />

Knackpunkt<br />

Versicherungsbedingungen<br />

CHECKLISTE<br />

Darauf sollten Sie achten<br />

Rabatte auszuhan<strong>de</strong>ln ist gut. Niedrige Beiträge sollten<br />

aber nicht auf Kosten <strong>de</strong>s Leistungsumfangs gehen.<br />

> Ist zum Beispiel grobe Fahrlässigkeit<br />

in <strong>de</strong>r Vollkasko mitversichert?<br />

Dann zahlt die Gesellschaft auch<br />

bei Unfällen, bei <strong>de</strong>nen die Reifen<br />

abgefahren waren o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wagen<br />

überlastet war.<br />

> Erstreckt sich <strong>de</strong>r Versicherungsschutz<br />

auch auf Son<strong>de</strong>raufbauten/Son<strong>de</strong>rausstattungen?<br />

> Sind Navis o<strong>de</strong>r Radio/CD-Player<br />

bis zu 3.000 Euro mitversichert?<br />

> Wichtig ist auch eine verlässliche<br />

Unterstützung im Scha<strong>de</strong>nsfall:<br />

Wird ein passen<strong>de</strong>s Ersatzfahrzeug<br />

organisiert, um <strong>de</strong>n Betrieb mobil<br />

zu halten?<br />

> Wird <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n schnell und reibungslos<br />

reguliert?<br />

> Akzeptiert die Gesellschaft einen<br />

Scha<strong>de</strong>n im Jahr, ohne die Firma gleich<br />

Kun<strong>de</strong>nfreundliche Klauseln im Kleingedruckten<br />

run<strong>de</strong>n einen optimalen<br />

Versicherungsschutz ab. Sich nur auf<br />

die Entscheidung zwischen Voll-, Teilkasko<br />

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Risikomanagement Wie Unternehmen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Risikomanagements <strong>de</strong>n optimalen<br />

Versicherungsschutz ermitteln.<br />

mit einer schlechteren Freiheitsklasse<br />

zu bestrafen (Rabattretter)?<br />

> Unterstützt die Gesellschaft <strong>de</strong>n Unternehmer<br />

dabei, Risiken zu erkennen<br />

(Risk-Management)?<br />

> Bietet die Gesellschaft bei einer<br />

hohen Scha<strong>de</strong>nsquote Problemlösungen<br />

an?<br />

> Besteht auch Schutz im Ausland?<br />

> Sind Wildschä<strong>de</strong>n mit abge<strong>de</strong>ckt?<br />

> Ließe sich ein Totalscha<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r<br />

Firmenkasse fi nanzieren? Dann genügt<br />

in <strong>de</strong>r Regel eine Teilkasko- o<strong>de</strong>r<br />

ggf. nur eine Haftpfl ichtversicherung.<br />

> Ist eine Fahrerversicherung eingeschlossen?<br />

> Bei Leasing-Fahrzeugen: Ist die Lücke<br />

zwischen <strong>de</strong>m Leasing-Restwert und<br />

<strong>de</strong>n Angaben in <strong>de</strong>r Schwacke-Liste<br />

für das Fahrzeug ge<strong>de</strong>ckt?<br />

beschränken, reicht nicht aus. Clevere<br />

Unternehmer setzen auf ein breites<br />

Leistungsspektrum zu einem günstigen<br />

Preis. Zum Beispiel bieten Versicherungen<br />

wie HDI Gerling auch eine<br />

Fahrerschutzversicherung mit an. Die<br />

Gesellschaft zahlt dann auch bei einem<br />

selbst verschul<strong>de</strong>ten Unfall. „Die Versicherung<br />

sollte unbedingt grobes Verschul<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Fahrers mit ab<strong>de</strong>cken“, so<br />

Rönsch. Auch ein Schmerzensgeld darf<br />

<strong>de</strong>r Fahrzeuglenker im Ernstfall erwarten.<br />

Die Fahrerschutzversicherung gibt<br />

es für einen geringen Aufpreis.<br />

Viele Gesellschaften geben rund zehn<br />

bis 15 Prozent Prämiennachlass, falls<br />

sich <strong>de</strong>r Unternehmer für eine Werkstattbindung<br />

entschei<strong>de</strong>t. Wer mehrere<br />

Tausend Euro Beiträge im Jahr für<br />

die Flottenversicherung überweisen<br />

muss, kann damit also viel Geld sparen.<br />

Schließlich kostet <strong>de</strong>r Schutz für<br />

eine Flotte von sechs Autos bei einer<br />

günstigen Gesellschaft rund 4.000 Euro<br />

jährlich. „Trotz<strong>de</strong>m verzichten viele<br />

Firmenchefs lieber auf die Werkstattbindung“,<br />

sagt Rönsch. Denn <strong>de</strong>r Versicherer<br />

bestimmt dann, wer das Auto repariert.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re Firmenchefs, die<br />

eine gute Geschäftsbeziehung zu einem<br />

Autohaus ihres Vertrauens pfl egen, sehen<br />

die Klausel eher als Handicap.<br />

Deshalb entschied sich auch Thomas<br />

Gremmers, Vorstand <strong>de</strong>r Sohnix AG im<br />

mecklenburgischen Sievershagen, gegen<br />

die Werkstattbindung. Der Spezialist für<br />

PC-Netzwerke mit 50 Mitarbeitern hat<br />

bei <strong>de</strong>r Allianz in München eine Flottenversicherung<br />

mit einheitlichem Beitragssatz<br />

für 22 Fahrzeuge abgeschlossen.<br />

„Wir verzeichneten bisher aber auch nur<br />

kleinere Schä<strong>de</strong>n“, so Gremmers. Allerdings<br />

hat ihn die Gesellschaft in einem<br />

Jahr <strong>de</strong>nnoch schon einmal in <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>nsklasse<br />

hochgesetzt. Entsprechend<br />

stiegen die Prämien. Im nächsten Jahr<br />

gab es weniger Unfälle, und die Firma<br />

wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r in die bisherige Kategorie<br />

heruntergestuft. Gremmers blieb gelassen:<br />

„Eine reibungslose Regulierung<br />

bei einem Scha<strong>de</strong>n ist für uns das A<br />

und O.“<br />

Auf Serviceleistungen achten<br />

Guter Service ist auch für Armin Glasser,<br />

Chef <strong>de</strong>r Firma Leber Bausanierung<br />

in Dortmund, das erste Kriterium für<br />

die Auswahl <strong>de</strong>s Anbieters. Der Unternehmer<br />

hat sich für die Signal Iduna in<br />

Hamburg entschie<strong>de</strong>n, „weil ich mit <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft bereits in an<strong>de</strong>ren Sparten<br />

gute Erfahrungen gemacht habe“, so<br />

Glasser. Seine fünf Firmenfahrzeuge<br />

und einen Anhänger hat er separat<br />

versichert. Beim Einzeltarif wer<strong>de</strong>n<br />

im Gegensatz zum Stückprämienmo<strong>de</strong>ll<br />

beson<strong>de</strong>re Tarifparameter wie die<br />

Nutzungsart, Fahrleistung sowie Scha<strong>de</strong>nsfreiheitsklasse<br />

für je<strong>de</strong>n Wagen<br />

geson<strong>de</strong>rt ermittelt. Für Glasser brachte<br />

das Pluspunkte bei <strong>de</strong>r Prämie. Einen<br />

Flottentarif bieten die meisten Gesellschaften<br />

ohnehin erst ab sechs Fahrzeugen<br />

an. Die Regel: „Bei überschaubaren<br />

Fuhrparks mit festen Fahrern, wenigen<br />

Fahrzeugwechseln und festen Einsatzgebieten<br />

ist <strong>de</strong>r Einzeltarif die bessere<br />

Variante“, sagt Hüholt.<br />

58 ProFirma 10 2011


ProFirma 10 2011<br />

Soll & Haben<br />

Kostenkontrolle<br />

versus Renditeträume<br />

Ein warmer Geldregen ist keine Garantie für ein fi nanziell<br />

sorgenfreies Leben. Dies musste ein Einzelhan<strong>de</strong>lskaufmann<br />

erfahren, <strong>de</strong>r sein Unternehmen vor zehn Jahren für drei<br />

Millionen Euro verkauft hatte. Einen Teil <strong>de</strong>s Erlöses legte er<br />

bei verschie<strong>de</strong>nen Banken und Fondsvermögensverwaltern<br />

an: Zur Hälfte in Anteilen von Aktienfonds und zur an<strong>de</strong>ren<br />

Hälfte in Anteilen offener Immobilienfonds und Anleihen.<br />

Aber auch diese breite Streuung schützte vor Verlusten nicht.<br />

So kam es ausgerechnet im Zusammenhang mit teilweise<br />

heftigen Einbußen bei <strong>de</strong>n vermeintlich beson<strong>de</strong>rs sicheren<br />

Offenen Immobilienfonds zu Rechtsstreitigkeiten mit seinen<br />

Beratern. Sein Rechtsanwalt empfahl ihm daher, sich von<br />

einem unabhängigen Honorarberater helfen zu lassen.<br />

Die Bestandsaufnahme fi el ernüchternd aus. Denn auch bei<br />

seinen aktiv verwalteten Aktienfonds, die zum Kaufzeitpunkt<br />

in Fonds-Rankings immer auf <strong>de</strong>n vor<strong>de</strong>ren Plätzen zu fi n<strong>de</strong>n<br />

waren, stand nur eine schwarze Null unterm Strich. Das ist<br />

auch kaum verwun<strong>de</strong>rlich. Schließlich belegen empirische<br />

Studien, dass Aktienfonds mit einer gezielten Auswahl von<br />

Papieren nur selten <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x o<strong>de</strong>r einen<br />

ausgewählten Aktienkorb nach Kosten schlagen. Der Berater<br />

empfi ehlt <strong>de</strong>m Anleger daher, <strong>de</strong>n Kauf von „passiven“ In<strong>de</strong>xfonds<br />

ins Auge zu fassen.<br />

Deren Vorteile liegen auf <strong>de</strong>r Hand. So sind die Kosten beim<br />

Kauf <strong>de</strong>r Anteile gering, die Orientierung an einem In<strong>de</strong>x<br />

machen teure Analysen überfl üssig und min<strong>de</strong>rn die Risiken<br />

falscher Kaufentscheidungen. Darüber hinaus kann je<strong>de</strong>r<br />

Anleger die Entwicklung <strong>de</strong>r Fonds selbst überwachen. Dem<br />

Kaufmann gefällt diese I<strong>de</strong>e. Dennoch stört ihn dabei, dass<br />

mögliche Kursgewinne beim Kauf <strong>de</strong>r Aktienin<strong>de</strong>xfonds <strong>de</strong>r<br />

Abgeltungsteuer unterliegen. Zwar seien seine Fonds mit einer<br />

sogenannten Total Expense Ratio (TER/eine Kennziffer<br />

Von Gabriel Hopmeier<br />

Gabriel Hopmeier ist Certifi ed<br />

Financial Planner (CFP) und Sachverständiger<br />

für Anlageberatung<br />

und Finanzplanung in Freiburg.<br />

Info: www.hopmeier.<strong>de</strong><br />

für die laufen<strong>de</strong>n Kosten) von 1,5 bis zwei Prozent teurer, argumentierte<br />

er. Dafür falle aber keine Abgeltungsteuer beim<br />

Verkauf <strong>de</strong>r Anteile an, weil er sie vor <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rung<br />

im Jahr 2009 erworben hatte. Inklusive Solidaritätszuschlag<br />

und Kirchensteuer seien das immerhin rund 28 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Erträge, die ihm nach <strong>de</strong>m Wechsel auf die In<strong>de</strong>xfonds wegbesteuert<br />

wür<strong>de</strong>n.<br />

Dieses Argument lässt sich mo<strong>de</strong>llhaft auf <strong>de</strong>n Prüfstand stellen.<br />

Gegen die Rechnung <strong>de</strong>s Kaufmanns spricht schon, dass<br />

die TER nicht alle Kosten <strong>de</strong>r Fonds berücksichtigt. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

fehlen die Leistungsgebühren, die anfallen, falls <strong>de</strong>r Fonds<br />

mal seinen Vergleichsin<strong>de</strong>x schlägt. Darüber hinaus bleiben<br />

in <strong>de</strong>r Kalkulation auch viele kleinere Kostenpositionen, wie<br />

Beratungsleistungen, Spesen, Courtagen, Umsatzsteuern und<br />

bei Dachfonds die TER <strong>de</strong>r verwalteten Fonds, außen vor.<br />

Geht man nun davon aus, dass aktiv verwaltete Aktienfonds<br />

und vergleichbare In<strong>de</strong>xfonds mit sechs Prozent pro Jahr zulegen<br />

und die TER <strong>de</strong>r In<strong>de</strong>xfonds bei 0,15 Prozent pro Jahr<br />

liegt, darf die Gesamtkostenbelastung <strong>de</strong>r aktiven Fonds bei<br />

einem Anlagevolumen von 1,5 Millionen Euro nicht mehr als<br />

1,77 Prozent betragen, damit sie sich inklusive Steuerfreiheit<br />

<strong>de</strong>r Kursgewinne gegenüber <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>xfonds lohnen. In absoluten<br />

Zahlen fallen bei <strong>de</strong>n aktiven Fonds Kosten von 27.000<br />

Euro pro Jahr an. Bei <strong>de</strong>n passiven In<strong>de</strong>xfonds wer<strong>de</strong>n in gleicher<br />

Höhe Fondskosten und Abgeltungsteuer fällig.<br />

Die Rechnung <strong>de</strong>s Anlegers geht aber nur auf, wenn die Wertzuwächse<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n. Legen die Fondsanteile weniger als<br />

sechs Prozent pro Jahr zu, dann wer<strong>de</strong>n die In<strong>de</strong>xfonds immer<br />

attraktiver. Der Berater empfi ehlt daher trotz Abgeltungsteuer<br />

<strong>de</strong>n Wechsel. Denn die ersparten Kosten sind Fakt. Hohe<br />

steuerfreie Kursgewinne sind dagegen nur eine Hoffnung, die<br />

bereits in <strong>de</strong>r Vergangenheit enttäuscht wur<strong>de</strong>.<br />

Kolumne<br />

59


Finanzen & Steuern<br />

STEUERTRENDS<br />

Geburtstagsfeier ist Privatsache<br />

Geburtstagsfeiern im Kreise von Mitarbeitern<br />

und Geschäftspartnern sind<br />

regelmäßig privat veranlasst, entschied<br />

das Finanzgericht (FG) Münster in<br />

einem Urteil vom 12. Mai 2011 (Az.:<br />

10 K 1643/10 E). Die Kosten für solche<br />

Feste können also auch nicht als Werbungskosten<br />

o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben<br />

geltend gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

In <strong>de</strong>m zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Fall hatte <strong>de</strong>r<br />

Kläger als einer von mehreren Gesellschafter-Geschäftsführern<br />

einer GmbH<br />

zu seinem 60. Geburtstag Mitarbeiter<br />

und Geschäftskollegen eingela<strong>de</strong>n, um<br />

laut Einladung „nicht charakterlos“ zu<br />

erscheinen und „weil an<strong>de</strong>rnfalls <strong>de</strong>r<br />

Ruf lei<strong>de</strong>n könne“. Die Feier, die 6.251<br />

Euro kostete, fand außerhalb <strong>de</strong>r Ge-<br />

Verzögerungsgeld<br />

Wie Chefs die neue Wun<strong>de</strong>rwaffe<br />

<strong>de</strong>r Prüfer entschärfen<br />

schäftsräume statt. Neben <strong>de</strong>n knapp<br />

90 Mitarbeitern und 18 Geschäftspartnern<br />

waren auch die Geschwister mit<br />

Familien zugegen. Der Kläger wollte<br />

nun die Aufwendungen als Werbungskosten<br />

absetzen. Das Finanzamt (Beklagte)<br />

gewährte ihm jedoch nur <strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmer-Pauschbetrag in Höhe<br />

von 920 Euro.<br />

Das FG Münster wies die Klage mit<br />

<strong>de</strong>r Begründung ab, dass die Aufwendungen<br />

für die Geburtstagsfeier privat<br />

veranlasst seien, weshalb auch kein<br />

Werbungskostenabzug infrage kam.<br />

Für die private Veranlassung sprechen<br />

nach Ansicht <strong>de</strong>r Richter mehrere Indizien.<br />

Unter an<strong>de</strong>rem sei als Anlass <strong>de</strong>r<br />

Feier ein<strong>de</strong>utig und ausschließlich <strong>de</strong>r<br />

Bei Betriebsprüfungen gibt es eine neue Wun<strong>de</strong>rwaffe, um Unternehmer<br />

zu mehr Mitarbeit zu verdonnern. Das sogenannte Verzögerungsgeld nach<br />

§ 146 Abs. 2 AO. Min<strong>de</strong>stens 2.500 Euro kostet es einen Unternehmer, wenn<br />

er trotz mehrmaliger Mahnungen die gefor<strong>de</strong>rten Unterlagen nicht vorlegt.<br />

Was also tun, wenn <strong>de</strong>r Betriebsprüfer ein Verzögerungsgeld androht? Ein<br />

Einspruch schei<strong>de</strong>t aus, weil die bloße Androhung kein anfechtbarer Verwaltungsakt<br />

ist (FG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 29.7.2011, Az. 1 V 1151/11).<br />

ProFirma rät: Bei Androhung<br />

eines Verzögerungsgelds empfi<br />

ehlt es sich, <strong>de</strong>m Prüfer <strong>de</strong>n<br />

Grund für die schwierige und<br />

zeitintensive Beschaffung <strong>de</strong>r<br />

gefor<strong>de</strong>rten Unterlagen schriftlich<br />

mitzuteilen und eine<br />

letztmalige Verlängerung <strong>de</strong>r<br />

Vorlagepfl icht zu beantragen.<br />

Lehnt <strong>de</strong>r Prüfer dieses Gesuch<br />

ab, sollte das Gespräch mit <strong>de</strong>n<br />

Vorgesetzen <strong>de</strong>s Prüfers gesucht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

60. Geburtstag kommuniziert wor<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m sei ausschließlich <strong>de</strong>r Kläger<br />

als Einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r aufgetreten.<br />

ProFirma rät: Prüfen Sie vor <strong>de</strong>r nächsten<br />

Feier folgen<strong>de</strong> Punkte:<br />

> Anlass <strong>de</strong>r Feier?<br />

> Wer tritt als Gastgeber auf?<br />

> Wer bestimmt die Gästeliste?<br />

> Stammen die Gäste aus <strong>de</strong>m beruflichen<br />

o<strong>de</strong>r privaten Umfeld?<br />

> Wo fi n<strong>de</strong>t die Feier statt?<br />

> Weist das Fest <strong>de</strong>n Charakter einer<br />

privaten Feier auf o<strong>de</strong>r nicht?<br />

> Wie hoch liegen die Aufwendungen<br />

pro Gast?<br />

> Erhält <strong>de</strong>r Gastgeber eine variable, erfolgsabhängige<br />

Entlohnung (spricht<br />

für die berufl iche Veranlassung)?<br />

BMF BESTÄTIGT PROFIRMA<br />

Bereits in unserer Juli-Ausgabe hatten wir<br />

EHEC-Epi<strong>de</strong>mie-geschädigten Lesern empfohlen,<br />

Steuererleichterungen wie Stundung,<br />

Herabsetzung von Vorauszahlungen<br />

o<strong>de</strong>r Absehen von Vollstreckungsmaßnahmen<br />

beim Finanzamt zu beantragen.<br />

Knapp zwei Monate später haben die Finanzbehör<strong>de</strong>n<br />

unsere Auffassung bestätigt<br />

und in einem gleichlauten<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rerlass<br />

vom 1. August 2011 erläutert, welche Vergünstigungen<br />

Selbstständige erhalten.<br />

ProFirma rät: Wir raten in diesem Zusammenhang<br />

nochmals dringend dazu,<br />

schriftliche Nachweise für die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Umsatzrückgangs während <strong>de</strong>r EHEC-Krise<br />

aufzubewahren (Gästestornos, Vertragskündigungen,<br />

neue Speisekarten, Nachweise<br />

über Umfang und Wert vernichteter<br />

Nahrungsmittel). Denn nur so können bei<br />

einer Jahre später stattfi n<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Betriebsprüfung<br />

die Kalkulationsabweichungen<br />

begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Ohne Aufzeichnungen<br />

drohen an<strong>de</strong>rnfalls Zuschätzungen zu Gewinn<br />

und Umsatz.<br />

60 ProFirma 10 2011


BFH stoppt fragwürdige Praxis <strong>de</strong>r Finanzämter<br />

Hat das Finanzamt einem Unternehmer einen Schätzungsbescheid<br />

zugeschickt, weil dieser trotz mehrmaliger Mahnungen<br />

seine Steuererklärung nicht abgegeben hat, helfen<br />

gegen die geschätzten Steuernachzahlungen nur ein Einspruch<br />

und das Einreichen <strong>de</strong>r ausstehen<strong>de</strong>n Steuererklärung.<br />

Doch was passiert, wenn <strong>de</strong>r Selbstständige in seiner<br />

Erklärung einen Investitionsabzugsbetrag für geplante Investitionen<br />

vom Gewinn abzieht und die Investition erfolgt ist?<br />

Für das Finanzamt ist die Sache hier klar: Der Investitionsabzug<br />

wird wegen <strong>de</strong>r bereits erfolgten Investition gekippt (BMF,<br />

ProFirma 10 2011<br />

Ticker<br />

BEWIRTUNG<br />

Stehen auf <strong>de</strong>m Bewirtungsbeleg<br />

nur die Namen <strong>de</strong>r Teilnehmer sowie<br />

<strong>de</strong>ren Funktion und nicht <strong>de</strong>r<br />

betriebliche Anlass, entfällt <strong>de</strong>r Betriebsausgaben-<br />

und Vorsteuerabzug<br />

(FG Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg, Urteil vom<br />

11.5.2011, Az. 12 K 12209/10).<br />

GRUNDERWERBSTEUER<br />

Verspricht <strong>de</strong>r Verkäufer <strong>de</strong>m Käufer<br />

einer Immobilie bei Zahlung <strong>de</strong>s<br />

Kaufpreises eine Eigenprovision,<br />

min<strong>de</strong>rt diese Provision <strong>de</strong>n Kaufpreis<br />

<strong>de</strong>r Immobilie und somit die<br />

Grun<strong>de</strong>rwerbsteuer (Finanzgericht<br />

Sachsen, Urteil vom 16.3.2011, Az. 8<br />

K 1123/10).<br />

LIMITED<br />

Immer mehr Selbstständige wollen<br />

ihren Betrieb nicht mehr in <strong>de</strong>r<br />

Rechtsform einer englischen Limited<br />

führen. Doch aufgepasst: Vor <strong>de</strong>r<br />

Aufl ösung <strong>de</strong>r Limited im englischen<br />

Han<strong>de</strong>lsregister sollten in Deutschland<br />

alle notwendigen Anträge, Erklärungen,<br />

Einspruchverfahren und<br />

Verkäufe stattfi n<strong>de</strong>n. Denn sobald<br />

die Limited im englischen Han<strong>de</strong>lsregister<br />

gelöscht ist, fällt ihr gesamtes<br />

Vermögen <strong>de</strong>r englischen Krone zu.<br />

Der bisherige Gesellschafter hat dann<br />

keine Befugnisse mehr (FG Münster,<br />

Beschluss vom 11.5.2011, Az. 9 V<br />

3872/10 K).<br />

Markenwerte<br />

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Programm-Highlights<br />

Praxisbeispiele<br />

namhafter B2B-<br />

Unternehmen z.B.<br />

STILL<br />

MAN Truck & Bus<br />

Kemmerich Group<br />

u.a.<br />

Schreiben vom 8.5.2009, BStBl. I S. 633, Rz. 27). Doch die Richter<br />

<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs kassierten diese fragwürdige Auslegung<br />

<strong>de</strong>r Finanzverwaltung zum § 7g Abs. 1 EStG und erlaubten <strong>de</strong>m<br />

Selbstständigen <strong>de</strong>n Abzug (Urteil vom 8.6.2011, Az. I R 90/10).<br />

ProFirma rät: Dieses Urteil ist so aktuell, dass es vielen Finanzbeamten<br />

noch nicht geläufi g ist. Betroffene Unternehmer, <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r Investitionsabzugsbetrag nach einer Schätzung also<br />

versagt wird, weil die Investition zwischenzeitlich erfolgt ist,<br />

sollten sich mit einem Einspruch und einem <strong>de</strong>zenten Hinweis<br />

auf die neue Rechsprechung wehren.<br />

Impulsvortrag<br />

von Dr. Karsten Kilian<br />

(markenlexikon.com)<br />

zum Thema:<br />

Markentechnik B2B:<br />

Markenwerte, welche<br />

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Keynote<br />

vonProf.Dr.Torsten<br />

Tomczak zum Thema:<br />

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Der Führungsstil macht<br />

<strong>de</strong>n Unterschied<br />

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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Urteile und Anweisungen<br />

Vereinfachung nicht in Sicht<br />

Allen gegenteiligen Ankündigungen zum Trotz: Firmenchefs und ihre Steuerberater<br />

müssen sich mit einer unaufhörlichen Flut an neuen Steuerregeln herumschlagen.<br />

Zehn wichtige Neuerungen in Kürze. VON OTTFRIED WEISS<br />

Beinahe täglich tickern neue Urteile,<br />

Verwaltungsanweisungen und Trends<br />

zu Steuerthemen durch die Medien. Zu<br />

viel, um als beschäftigter Unternehmer<br />

noch <strong>de</strong>n Überblick zu behalten. Hier<br />

zehn aktuelle Urteile und Verwaltungsanweisungen.<br />

1. CMR-Frachtbrief<br />

Versen<strong>de</strong>t ein Unternehmer Waren in<br />

ein EU-Land, ist die Lieferung nur dann<br />

umsatzsteuerfrei, wenn man einen Versendungsbeleg,<br />

einen CMR-Frachtbrief,<br />

vorlegen kann. Hat <strong>de</strong>r Versen<strong>de</strong>r diesen<br />

nicht unterschrieben, entfällt die Umsatzsteuerfreiheit<br />

entgegen <strong>de</strong>r Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Finanzverwaltung nicht (BFH,<br />

Urteil vom 17.2.2011, Az. V R 28/10).<br />

2. Verzicht auf<br />

Mehrheitsstimmrecht<br />

Verzichtet ein GmbH-Gesellschafter<br />

aufgrund einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Gesellschaftsvertrags<br />

gegenüber <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Anteilseignern auf das Mehrheitsstimmrecht,<br />

for<strong>de</strong>rn Finanzämter Schenkungsteuer<br />

von <strong>de</strong>n übrigen Gesellschaftern.<br />

Doch die Richter <strong>de</strong>s Finanzgerichts<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg entschie<strong>de</strong>n jetzt<br />

gegen diese Praxis <strong>de</strong>r Verwaltung (Urteil<br />

vom 5.5.2011, Az. 7 K 1475/09).<br />

3. Steuerleichterungen<br />

wegen Unwetter<br />

Steuerzahler, die Opfer <strong>de</strong>r heftigen<br />

Unwetter in Bayern im Juni wur<strong>de</strong>n,<br />

können beim Finanzamt Steuererleichterungen<br />

beantragen. Neben <strong>de</strong>r unbürokratischen<br />

Herabsetzung <strong>de</strong>r Vorauszahlungen<br />

sieht das Finanzamt vorerst<br />

von Beitreibungsmaßnahmen ab und<br />

gewährt die Stundung <strong>de</strong>r fälligen Steuerzahlungen<br />

zwischen <strong>de</strong>m 6. Juni und<br />

30. September 2011 (Bayerisches Staatsministerium<br />

<strong>de</strong>r Finanzen, Pressemitteilung<br />

202/2011 vom 22.6.2011).<br />

4. Unentgeltliche Zugaben<br />

Gewährt ein Unternehmer seinem Kun<strong>de</strong>n<br />

beim Kauf <strong>de</strong>r Ware unentgeltliche<br />

Zugaben, greifen die Einschränkungen<br />

<strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG für Geschenke<br />

nicht: Auch wenn die Zugabe<br />

mehr als 35 Euro netto kostet, kann sie<br />

vollständig abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH,<br />

Urteil vom 12.10.2010, Az. I R 99/09;<br />

BFH/NV 2011 S. 650 ff.).<br />

5. Gutscheine<br />

Wen<strong>de</strong>t ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern<br />

einen Gutschein im Wert von<br />

maximal 44 Euro zu, ist diese Zuwendung<br />

steuer- und abgabenfrei. Wird<br />

dieser Höchstbetrag nur um einen Euro<br />

überschritten, ist <strong>de</strong>r gesamte Vorteil<br />

lohnsteuer- und sozialversicherungspfl<br />

ichtig. Doch es gibt eine Möglichkeit,<br />

<strong>de</strong>m Mitarbeiter zwei Gutscheine pro<br />

Monat zuzuwen<strong>de</strong>n. Die Oberfi nanzdirektionen<br />

Rheinland und Münster<br />

wiesen nämlich darauf hin, dass Gutscheine,<br />

für die Arbeitgeber nach § 37b<br />

EStG 30 Prozent Steuern plus Soli und<br />

gegebenenfalls Kirchensteuer abführen,<br />

nicht mehr in die Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

monatlichen 44-Euro-Grenze einzubeziehen<br />

sind (Kurz-Info Lohnsteuer-Außendienst<br />

Nr. 02/2011 vom 6.7.2011).<br />

6. Verzögerungsgeld aufteilen<br />

Setzt das Finanzamt während einer Betriebsprüfung<br />

ein Verzögerungsgeld<br />

fest, weil ein Unternehmer trotz mehrmaliger<br />

Mahnungen bestimmte Unterlagen<br />

nicht vorgelegt hat, behan<strong>de</strong>ln<br />

die Finanzämter diese Strafzahlung als<br />

Nebenleistung zu Steuern. Das Fatale<br />

62 ProFirma 10 2011


daran: Betreffen die Anfragen nicht<br />

abziehbare Steuern (Einkommensteuer,<br />

Körperschaftsteuer, Solidaritätszuschlag<br />

und Gewerbesteuer von 2008<br />

an), darf auch das Verzögerungsgeld<br />

<strong>de</strong>n Gewinn nicht min<strong>de</strong>rn.<br />

ProFirma rät: Betreffen die nicht vorgelegten<br />

Unterlagen zum Teil abziehbare<br />

und zum Teil nicht abziehbare Steuern,<br />

darf auch das Verzögerungsgeld in einen<br />

abziehbaren und einen nicht abziehbaren<br />

Teil aufgeteilt wer<strong>de</strong>n (siehe<br />

auch Seite 60).<br />

7. Kostenvoranschlag<br />

In einem Urteil <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs<br />

schul<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Aussteller von Rechnungen<br />

die Umsatzsteuer, obwohl er die<br />

Leistungen nie erbracht hat (BFH, Urteil<br />

vom 17.2.2011, Az. V R 39/09). ProFirma<br />

hat beim Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium<br />

nachgehakt, ob davon auch Kostenvoranschläge<br />

mit Umsatzsteuer betroffen<br />

sind: Die klare Antwort: Nein.<br />

8. Tages- und Börsenzeitungen<br />

Mit Vorliebe streichen die Prüfer <strong>de</strong>s<br />

Finanzamts die Betriebsausgaben für<br />

Tageszeitungen, Börsen- und Wirtschaftspublikationen<br />

zusammen. Doch<br />

ein Urteil <strong>de</strong>s Finanzgerichts München<br />

macht Hoffnung. Der Kläger betonte,<br />

die Zeitungen und Zeitschriften zu<br />

benötigen, um Kenntnisse über gesamtwirtschaftliche<br />

Vorgänge, insbeson<strong>de</strong>re<br />

zum Konsumverhalten <strong>de</strong>r<br />

Verbraucher zu erlangen. Die Richter<br />

ließen in diesem Fall die Betriebsausgabe<br />

zu (FG München, Az. 5 K 379/08).<br />

9. Firmenwagen<br />

Der nachträgliche Einbau einer Flüssiggasanlage<br />

hat keine Auswirkung<br />

auf <strong>de</strong>n Listenpreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs und<br />

erhöht so auch nicht <strong>de</strong>n zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Anteil für die Privatnutzung bei<br />

<strong>de</strong>r Ein-Prozent-Regelung (BFH, Urteil<br />

vom 13.10.2010, BStBl 2011 II S. 361).<br />

Dieses Urteil befl ügelt Unternehmer.<br />

Autos wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit immer häufi ger<br />

nur in <strong>de</strong>r Grundausstattung gekauft.<br />

Die Son<strong>de</strong>rausstattung wird dann<br />

nachträglich eingebaut und bleibt bei<br />

<strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Privatanteils außen<br />

vor.<br />

ProFirma 10 2011<br />

10. Zivilprozesskosten abziehbar?<br />

Der Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof än<strong>de</strong>rte seine<br />

Rechtsprechung zum Abzug einer außergewöhnlichen<br />

Belastung bei Zivilprozessen.<br />

Die Kosten für Zivilprozesse<br />

sind danach bei hinreichen<strong>de</strong>r Aussicht<br />

auf Erfolg unabhängig vom Grund <strong>de</strong>s<br />

Prozesses abziehbar.<br />

Bisher ließ <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof <strong>de</strong>n<br />

Abzug einer außergewöhnlichen Belastung<br />

für die Kosten eines Zivilprozesses<br />

nur zum Abzug zu, wenn die<br />

Gute<br />

Geschäfte<br />

sofort<br />

erkennen<br />

Rechtsstreitigkeit für <strong>de</strong>n Steuerzahler<br />

von existenzieller Be<strong>de</strong>utung war. Doch<br />

von diesem Grundgedanken haben sich<br />

die Richter <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs aktuell<br />

verabschie<strong>de</strong>t (Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof, Urteil<br />

vom 12.5.2011, Az. VI R 42/10). In<br />

<strong>de</strong>m Streitfall vor <strong>de</strong>m BFH klagte eine<br />

Frau gegen ihre Versicherung, weil diese<br />

nach einer Erkrankung die Zahlung <strong>de</strong>s<br />

Krankentagegelds einstellte. Die Richter<br />

gewährten <strong>de</strong>n Abzug außergewöhnlicher<br />

Belastungen.<br />

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Finanzen & Steuern – Steuertipp<br />

Reverse-Charge-Verfahren<br />

Auf <strong>de</strong>n Kopf gestellt<br />

Der Gesetzgeber hat die Regelung, nach <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n und nicht Lieferanten die<br />

Umsatzsteuer abführen müssen, <strong>de</strong>utlich ausgeweitet. Betroffene Unternehmen<br />

müssen genau aufpassen. VON OTTFRIED WEISS<br />

Am Reverse-Charge-Verfahren, besser<br />

auch als Steuerschuldnerschaft nach<br />

§ 13b Umsatzsteuergesetz bekannt,<br />

kommt heute kaum noch ein Unternehmen<br />

vorbei. Dieses Jahr wur<strong>de</strong>n die Regelungen<br />

bereits mehrfach ergänzt, zuletzt<br />

für Umsätze auf Mobilfunkgeräte<br />

und auf bestimmte Computerbauteile.<br />

ProFirma hat die wichtigsten Grundregeln,<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten und Stolperfallen<br />

für Betriebsinhaber zusammengestellt.<br />

Trotz <strong>de</strong>s Stopps <strong>de</strong>s Steuervereinfachungsgesetzes<br />

2011 durch <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat<br />

Anfang Juli traten die Än<strong>de</strong>rungen<br />

zur Steuerschuldnerschaft für Umsätze<br />

aus Mobilfunkgeräten und Computerbauteilen<br />

pünktlich zum 1. Juli 2011 in<br />

Kraft. Diese Än<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong> nämlich<br />

in einem an<strong>de</strong>ren Gesetz beschlossen.<br />

Zum Steuerschuldner nach § 13b Abs. 2<br />

Nr. 10 UStG wird <strong>de</strong>r Besteller von Mobilfunkgeräten<br />

und integrierten Schaltkreisen<br />

nur dann, wenn <strong>de</strong>r Nettobetrag<br />

<strong>de</strong>r Bestellung min<strong>de</strong>stens 5.000 Euro<br />

beträgt. Nachträgliche Entgeltsmin<strong>de</strong>rungen<br />

wie Skonti, Rabatte o<strong>de</strong>r Boni<br />

bleiben unberücksichtigt.<br />

Beispiel: Unternehmer Müller kauft bei<br />

Bedarf bei einem Hersteller Handys: Im<br />

Juli für 7.000 Euro, im August für 3.000<br />

Euro und im September für 5.000 Euro.<br />

In diesem Fall wür<strong>de</strong> Herr Müller nur<br />

für die Juli- und die September-Rechnung<br />

nach § 13b UStG zum Schuldner<br />

<strong>de</strong>r Umsatzsteuer wer<strong>de</strong>n.<br />

Variante 1: Herr Müller bestellt im September<br />

für 20.000 Euro Handys, die<br />

vertragsgemäß in zehn getrennten<br />

Lieferungen zu je 2.000 Euro geliefert<br />

wer<strong>de</strong>n. Da es sich hier um einen wirtschaftlich<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Vorgang<br />

han<strong>de</strong>lt, greift das Reverse-Charge-Verfahren<br />

für <strong>de</strong>n gesamten Betrag.<br />

Variante 2: Herr Müller or<strong>de</strong>rt im Oktober<br />

nur für 5.300 Euro Handys. Da eine<br />

bestimmte Umsatzgrenze erreicht ist,<br />

bekommt er einen Rabatt von 600 Euro,<br />

überweist also unter <strong>de</strong>m Strich nur<br />

noch 4.700 Euro. Da Entgeltsmin<strong>de</strong>rung<br />

bei dieser Regelung nicht interessiert,<br />

bleibt es bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r<br />

Steuerschuldnerschaft<br />

BMF schafft Klarheit<br />

In <strong>de</strong>r Praxis stellen sich Lieferanten<br />

und Abnehmer von Handys meist die<br />

Frage, welche Geräte eigentlich als<br />

Mobilfunkgeräte einzustufen sind. In<br />

einem ausführlichen Infoschreiben hat<br />

das Bun<strong>de</strong>sfi nanzministerium dazu<br />

Stellung genommen, welche Geräte<br />

nicht unter die neue Regelung <strong>de</strong>s §<br />

13b Abs. 2 Nr. 10 UStG fallen (BMF,<br />

Schreiben vom 24.7.2011, Az. IV D 3 – S<br />

7279/11/10001). Danach sind folgen<strong>de</strong><br />

Produkte nicht von <strong>de</strong>r Regel betroffen:<br />

Navigationsgeräte, Computer, soweit sie<br />

eine Sprachübertragung über drahtlose<br />

Mobilfunk-Netzwerke nicht ermöglichen<br />

(z.B. Tablet-PC), MP3-Player, Spielekonsolen<br />

und On-Board-Units.<br />

REVERSE-CHARGE-<br />

VERFAHREN<br />

Nettorechnung: Müssen die Regelungen<br />

zum § 13b UStG angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n, darf <strong>de</strong>r leisten<strong>de</strong> Unternehmer<br />

in seiner Rechnung keine Umsatzsteuer<br />

ausweisen.<br />

Umsatzsteuer: Der Empfänger <strong>de</strong>r<br />

Leistung (Auftraggeber) rechnet die<br />

Umsatzsteuer aus und führt diese ans<br />

Finanzamt ab.<br />

Vorsteuer: Ist er zum Vorsteuerabzug<br />

berechtigt, kann er im gleichen Zuge<br />

in gleicher Höhe Vorsteuer gegenrechnen.<br />

Ein Nullsummenspiel, das<br />

einzig und allein <strong>de</strong>n Zweck hat, die<br />

Abführung <strong>de</strong>r Umsatzsteuer sicherzustellen.<br />

Vorteil: Die Steuerschuldnerschaft hat<br />

für <strong>de</strong>n Auftraggeber einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Vorteil. Auch wenn die Rechnungsangaben<br />

fehlerhaft sind o<strong>de</strong>r<br />

die Rechnung verloren geht – sobald<br />

<strong>de</strong>r § 13b UStG gilt, greift <strong>de</strong>r Vorsteuerabzug.<br />

Risiko: Wird das Reverse-Charge-Verfahren<br />

versehentlich nicht angewandt,<br />

schul<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r leisten<strong>de</strong> Unternehmer<br />

die ausgewiesene Umsatzsteuer nach<br />

§ 14c UStG. Dem Auftraggeber steht in<br />

diesem Fall dann jedoch kein Vorsteuerabzug<br />

aus dieser Rechnung zu.<br />

64 ProFirma 10 2011


Einkommensteuer<br />

Überraschung<br />

Unternehmer können nachträglich für ihre Erstausbildung<br />

Werbungskosten o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben geltend<br />

machen, urteilt <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sfi nanzhof. VON OTTFRIED WEISS<br />

Betriebsinhaber, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Studiums noch nicht so lange<br />

her ist, profi tieren möglicherweise<br />

von zwei überraschen<strong>de</strong>n Urteilen <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs. Eine Geld-Zurück-<br />

Garantie könnte auch Unternehmern<br />

winken, die für ihre erstmalige Berufsausbildung<br />

wie zum Piloten, Schauspieler<br />

o<strong>de</strong>r Designer vor <strong>de</strong>m Weg in die<br />

berufl iche Selbstständigkeit viel Geld<br />

investieren mussten.<br />

Nachträglicher Abzug<br />

Nach bisheriger Rechtsprechung ließ<br />

das Finanzamt die Aufwendungen für<br />

ein Erststudium o<strong>de</strong>r eine Erstausbildung<br />

mit maximal 4.000 Euro pro Jahr<br />

als Son<strong>de</strong>rausgabenabzug zu. Der Haken<br />

daran war, dass Stu<strong>de</strong>nten o<strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

ohne Einnahmen mit Son<strong>de</strong>rausgaben<br />

herzlich wenig anfangen<br />

können. In <strong>de</strong>n meisten Fällen verpuffte<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausgabenabzug <strong>de</strong>shalb<br />

steuerlich ungenutzt. In zwei Urteilen<br />

ließen die Richter <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfi nanzhofs<br />

nun für die Erstausbildung o<strong>de</strong>r für das<br />

Erststudium vorweggenommene Werbungskosten<br />

und Betriebsausgaben<br />

zum Abzug zu (Urteile vom 28.7.2011,<br />

Az. VI R 7/10 und VI R 38/10).<br />

Der Vorteil: Das Finanzamt stellt die<br />

aufgelaufenen Verluste (keine Einnahmen<br />

– nur Ausgaben) je<strong>de</strong>s Jahr fest.<br />

Diese Verluste können dann in späteren<br />

Jahren mit <strong>de</strong>m Verdienst Steuer sparend<br />

saldiert wer<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zu<br />

ProFirma 10 2011<br />

Son<strong>de</strong>rausgaben fallen Werbungskosten<br />

o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben also nicht<br />

einfach unter <strong>de</strong>n Tisch.<br />

Keine Steuererklärung<br />

in <strong>de</strong>n Vorjahren?<br />

Wer in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren während<br />

seines Studiums keine Steuererklärung<br />

beim Finanzamt eingereicht<br />

hat, kann sich freuen. Er kann bis zum<br />

31. Dezember 2011 rückwirkend für<br />

die Jahre 2007 bis 2011 die Feststellung<br />

eines vortragsfähigen Verlusts wegen<br />

<strong>de</strong>r vorweggenommenen Betriebsausgaben<br />

beim Finanzamt beantragen.<br />

Dazu müssen <strong>de</strong>m Finanzamt nur die<br />

Kosten für das Erststudium o<strong>de</strong>r die<br />

Erstausbildung aufgelistet wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m<br />

muss ein konkreter Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>m Studium o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Ausbildung und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeit ausgeübten<br />

Beruf nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Wur<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Studiumszeit<br />

bereits Steuererklärungen eingereicht,<br />

besteht nur dann die Chance auf Festsetzung<br />

<strong>de</strong>s Verlustvortrags, wenn gegen<br />

die Steuerbeschei<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Musterprozesse Einspruch eingelegt<br />

wur<strong>de</strong> und diese Einsprüche noch offen<br />

sind. Sind die Beschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorjahre<br />

bereits bestandskräftig, bleibt alles<br />

beim Alten. Eine Feststellung und Verrechnung<br />

<strong>de</strong>r Verluste für vorweggenommene<br />

Betriebsausgaben aus einem<br />

Erststudium o<strong>de</strong>r einer Erstausbildung<br />

schei<strong>de</strong>n dann aus.<br />

Zukunft<br />

im Kopf.<br />

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IT & Investition – Special Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

Standortvorteile<br />

Konkurrenzlos kuschelig<br />

Weil kein Mensch schielen<strong>de</strong> Bären kauft, been<strong>de</strong>te Steiff die Produktion in China.<br />

Auch <strong>de</strong>r Plüschtierhersteller stellte fest, was immer mehr Unternehmen erfahren:<br />

Für Premiumprodukte ist <strong>de</strong>r Standort Deutschland nicht so einfach zu ersetzen.<br />

VON STEFAN GNEITING<br />

Mal saß ein Auge schief, ein an<strong>de</strong>res Mal war die Schnauze<br />

nicht am richtigen Platz, manchmal bei<strong>de</strong>s. Weil diese Plüschtiere<br />

dann eher dümmlich statt lieb in die Welt schauten, war<br />

ihr Steiff-Leben bereits been<strong>de</strong>t, bevor es überhaupt richtig<br />

begonnen hatte: Die Qualitätskontrolleure <strong>de</strong>r Margarete<br />

Steiff GmbH verweigerten <strong>de</strong>n schielen<strong>de</strong>n Bären <strong>de</strong>n Knopf<br />

im Ohr. Vier Jahre versuchte das Unternehmen, einen Teil <strong>de</strong>r<br />

Produktion an einen Auftragsfertiger nach China auszulagern,<br />

dann war Schluss. Die Verantwortlichen gaben auf. „Für<br />

Premiumprodukte ist China einfach nicht kalkulierbar“, sagte<br />

<strong>de</strong>r damalige Firmenchef Martin Frechen über das gescheiterte<br />

Projekt. Abgesehen von <strong>de</strong>n Qualitätsproblemen erwiesen<br />

sich auch die weiten Transportwege als Hin<strong>de</strong>rnis, da sie<br />

zu unverhältnismäßig langen Lieferzeiten führten.<br />

Damit steht <strong>de</strong>r Kuscheltier-Hersteller nicht allein: Schlechte<br />

Lieferfähigkeit, unerwartet hohe Personalkosten sowie teure<br />

Transport- und Logistikkosten gehören laut einer Erhebung<br />

<strong>de</strong>s Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung<br />

(SIS) zu <strong>de</strong>n wichtigsten Grün<strong>de</strong>n für eine Rückverlagerung<br />

<strong>de</strong>r Fertigung vom Ausland nach Deutschland. Ganz<br />

oben auf <strong>de</strong>r Mängelliste stehen nicht erfüllte Qualitätsanfor<strong>de</strong>rungen.<br />

„Auslöser sind häufi g die unterschätzte Zeitdauer<br />

für die Sicherstellung <strong>de</strong>r angestrebten Produkt- und Prozessqualität<br />

in Län<strong>de</strong>rn mit an<strong>de</strong>rer Sprache und Kultur sowie<br />

daraus folgen<strong>de</strong> Aufwendungen für die interne Qualitätskontrolle“,<br />

so Dr. Steffen Kinkel und Spomenka Maloca vom<br />

Fraunhofer SIS in ihrer Studie.<br />

Qualität aus Deutschland<br />

Laut einer Untersuchung von TNS Infratest steht „Ma<strong>de</strong> in<br />

Germany“ für 62 Prozent <strong>de</strong>r Deutschen für Spitzenqualität.<br />

Das war nicht immer so. Ursprünglich wur<strong>de</strong> das Label<br />

nämlich von <strong>de</strong>r britischen Regierung im Merchandise Marks<br />

Act von 1887 verfügt, um Produkte aus Deutschland zu kennzeichnen.<br />

Nicht wegen ihrer Spitzenqualität allerdings, son-<br />

<strong>de</strong>rn um englische Bürger vor <strong>de</strong>n als min<strong>de</strong>rwertig und billig<br />

erachteten Waren zu schützen. Das Label baut nicht auf eine<br />

gesetzliche Grundlage. Mithin gibt es keine staatliche Institution,<br />

die die Vergabe prüft. Theoretisch kann also je<strong>de</strong>s Produkt<br />

das Label tragen. „Erst wenn jemand klagt, muss <strong>de</strong>r Hersteller<br />

<strong>de</strong>n Beweis erbringen, dass die Herkunftsbezeichnung ihre<br />

Berechtigung hat“, sagt Ingo Pfeil, Leiter Marketing und Innovation<br />

beim TÜV Nord. „Kann er das nicht, hat er ein Problem.<br />

Dann geht es beispielsweise um unlauteren Wettbewerb, <strong>de</strong>r<br />

mit erheblichen Regressfor<strong>de</strong>rungen verbun<strong>de</strong>n sein kann.“<br />

Trotz<strong>de</strong>m können Unternehmen für ihre Produkte beim TÜV<br />

Nord eine zertifi zierte Herkunftsbezeichnung erhalten. Mangels<br />

gesetzlicher Vorgaben hat <strong>de</strong>r Dienstleister einen eigenen<br />

Kriterienkatalog als Basis für die Zertifi zierung erstellt, <strong>de</strong>r im<br />

Online-Angebot <strong>de</strong>s TÜV für alle einsehbar ist. „Neben vielen<br />

an<strong>de</strong>ren Kriterien verlangen wir, dass mehr als 50 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Wertschöpfung in Deutschland erfolgen“, sagt Ingo Pfeil. Bisher<br />

haben 20 Unternehmen das Zertifi zierungsverfahren erfolgreich<br />

abgeschlossen. „Sie haben <strong>de</strong>n Vorteil, dass sie sich<br />

einem transparenten und für alle nachvollziehbaren Verfahren<br />

unterwerfen.“<br />

Ein Netz erfahrener Zulieferer und Handwerker ist einer <strong>de</strong>r<br />

Grün<strong>de</strong>, warum Glasbau Hahn seine Glasvitrinen für Museen<br />

in <strong>de</strong>r Nähe von Frankfurt herstellt. Nur einmal ist die Geschäftsführung<br />

auf <strong>de</strong>n – häufi ger geäußerten – Wunsch eines<br />

Kun<strong>de</strong>n eingegangen, doch bitte direkt vor Ort zu produzieren.<br />

Für einen Auftrag in Toronto bezog Hahn das Glas für die bestellten<br />

Vitrinen bei einem kanadischen Hersteller. „Die Qualität<br />

war so miserabel, dass wir etwa 30 Prozent <strong>de</strong>s gelieferten<br />

Materials zurückweisen mussten“, berichtet Geschäftsführerin<br />

Isabel Hahn. Die Folge: Lieferverzögerungen und Mehraufwand,<br />

weil Hahn eigene Mitarbeiter zum Lieferanten schickte,<br />

um die Qualitätskontrolle <strong>de</strong>s Glases vor Ort zu überwachen.<br />

/shutterstock.com<br />

Ein weiteres Argument gegen eine Produktionsverlagerung<br />

Berti<br />

lieferte Isabel Hahn ausgerechnet einer ihrer Wettbewerber:<br />

Fabio<br />

Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r einen Teil seiner Produktion verlagert hatte, Foto:<br />

66 ProFirma 10 2011<br />

ProFirma<br />

Special


ProFirma 10 2011<br />

Vom Makel zum Qualitätssiegel<br />

Auto, Aspirin, Kaffeefi lter, Fernsehgerät, Computer, Plastikdübel und Airbag sind <strong>de</strong>utsche Erfi ndungen. Ma<strong>de</strong> in Germany gehört dagegen<br />

nicht dazu. Der Herkunftsnachweis ist eine britische Erfi ndung. Der Merchandise Marks Act von 1887 schrieb vor, dass nach Großbritannien<br />

eingeführte <strong>de</strong>utsche Waren unter an<strong>de</strong>rem dann <strong>de</strong>n Herkunftsvermerk „Ma<strong>de</strong> in Germany“ tragen mussten, wenn ihr Name mit<br />

<strong>de</strong>m einer britischen Firma o<strong>de</strong>r eines Produkts übereinstimmten o<strong>de</strong>r verwechselt wer<strong>de</strong>n konnte. Damit sollten die englischen Kun<strong>de</strong>n<br />

erkennen können, dass ein Produkt in Deutschland produziert wur<strong>de</strong>. Diese galten nämlich als schlechte und min<strong>de</strong>rwertige Imitationen<br />

englischer Erzeugnisse. Schon zuvor gab es in Deutschland eine Diskussion über die Produktqualität, die von Franz Reuleaux ausgelöst<br />

wur<strong>de</strong>. Der <strong>de</strong>utsche Professor für Maschinenlehre war Jurymitglied <strong>de</strong>r Weltausstellung 1876 in Phila<strong>de</strong>lphia und schrieb am 2. Juni<br />

1876: „Unsere Leistungen stehen in <strong>de</strong>r weitaus größten Zahl <strong>de</strong>r ausgestellten Gegenstän<strong>de</strong> hinter <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Nationen zurück. <strong>Als</strong><br />

Quintessenz […] tritt <strong>de</strong>r Wahlspruch auf: Deutschlands Industrie hat das Grundprinzip ‚billig und schlecht‘.“ Die auf <strong>de</strong>n Brief folgen<strong>de</strong><br />

breite Diskussion verfehlte ihre Wirkung nicht: Wenige Jahre nach <strong>de</strong>m Erlass <strong>de</strong>s Merchandising Marks Act wan<strong>de</strong>lte sich das Label vom<br />

Malus zum Bonus. „Ma<strong>de</strong> in Germany“ hatte bald <strong>de</strong>n Ruf eines Qualitätssiegels, <strong>de</strong>r ihm bis heute anhängt.<br />

67


IT & Investition – Special Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

musste er feststellen, dass <strong>de</strong>r chinesische Partner die Produkte<br />

kopierte und auf eigene Faust auf <strong>de</strong>n Markt brachte. „Das war<br />

Know-how-Klau par Excellence“, sagt Hahn.<br />

Ein Grund mehr für die Geschäftsführerin, weiter auf <strong>de</strong>utsche<br />

Handwerksfertigkeiten zu vertrauen. „Die Qualitätsprobleme<br />

bei ausländischer Herstellung wer<strong>de</strong>n nämlich noch<br />

viel schlimmer, wenn man weitere Handwerksarbeiten von<br />

Schlossern o<strong>de</strong>r Schreinern benötigt“, sagt Isabel Hahn. Hier<br />

mache sich bemerkbar, dass Handwerker in Deutschland drei<br />

Jahre lang ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Im Ausland sei eine vergleichbare<br />

Lehrzeit nicht üblich.<br />

Hoher Automatisierungsgrad<br />

Die Qualität <strong>de</strong>r Fachkräfte gehört allgemein zu <strong>de</strong>n Qualitätsmerkmalen<br />

<strong>de</strong>s Standorts Deutschland, stellte <strong>de</strong>r DIHK<br />

bei einer Befragung von 1.400 Unternehmen fest. „Ohne das<br />

gute Fachwissen <strong>de</strong>r Mitarbeiter wäre Deutschland nie Exportweltmeister<br />

gewor<strong>de</strong>n“, sagt Dr. Susanne Lechner, Referatsleiterin<br />

Europäische Wirtschaftspolitik, Grundsatzfragen<br />

Steiff<br />

Heimat <strong>de</strong>r Kuscheltiere<br />

Der größte Teil <strong>de</strong>r Produktion <strong>de</strong>r Steiff-Tiere erfolgt am<br />

Firmensitz <strong>de</strong>r Margarete Steiff GmbH in Giengen an <strong>de</strong>r<br />

Brenz: Die Materialien wer<strong>de</strong>n alle in Giengen angeliefert,<br />

geprüft, konfektioniert und zugeschnitten, bevor sie in<br />

<strong>de</strong>n fi rmeneigenen Nähbetrieben in Portugal und<br />

Tunesien zusammengenäht wer<strong>de</strong>n. Zur Endfertigung<br />

kommen sie wie<strong>de</strong>r nach Giengen zurück, wer<strong>de</strong>n<br />

geprüft, verpackt, bekommen <strong>de</strong>n Knopf ins Ohr<br />

und treten von hier aus die Reise in die ganze<br />

Welt an.<br />

Branche: Spielwaren<br />

Hauptsitz: Giengen an <strong>de</strong>r Brenz<br />

Umsatz: 69,2 Millionen Euro (2009)<br />

Mitarbeiter: 1.375 Mitarbeiter (2009)<br />

Teure Logistik und lange Lieferzeiten waren –<br />

neben Qualitätsproblemen – die wichtigsten Grün<strong>de</strong>,<br />

warum Steiff sein China-Engagement aufgab.<br />

<strong>de</strong>r Industrie beim DIHK in Brüssel. Ein weiterer Punkt ist die<br />

kaum kalkulierbare Lohnentwicklung im Ausland: „Die meisten<br />

Niedriglohnlän<strong>de</strong>r – o<strong>de</strong>r solche, die es einmal waren<br />

– weisen inzwischen Lohnsteigerungen auf, die wesentlich<br />

höher sind als in Deutschland“, gibt Martin Neuhold, Mitglied<br />

<strong>de</strong>r Geschäftsleitung <strong>de</strong>r Kienbaum Management Consulting,<br />

zu be<strong>de</strong>nken. Hinzu komme, dass Deutschland dank <strong>de</strong>r<br />

Automatisierungsanstrengungen in <strong>de</strong>r Fertigung gute Fortschritte<br />

bei <strong>de</strong>r Produktivität vorweisen könne, die <strong>de</strong>nen in<br />

Niedriglohnlän<strong>de</strong>rn überlegen sei. „Die im internationalen<br />

Vergleich bereits hocheffi zient produzieren<strong>de</strong> Industrie arbeitet<br />

weiter an einem sparsamen Einsatz von Energie, Materi-<br />

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IT & Investition – Special Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

MT Aerospace<br />

Spitzentechnologie fürs Weltall<br />

Wenn <strong>de</strong>r Countdown für eine Ariane-5-Rakete auf <strong>de</strong>r Startrampe<br />

<strong>de</strong>s europäischen Weltraumbahnhofs in Kourou läuft,<br />

stehen die Mitarbeiter <strong>de</strong>r MT Aerospace AG unter Hochspannung.<br />

Schließlich fertigen sie in Augsburg rund zehn Prozent <strong>de</strong>r<br />

Raketenteile, unter an<strong>de</strong>rem das Booster-Gehäuse sowie <strong>de</strong>n<br />

Tank-Dome für die Zentral- und Oberstufe <strong>de</strong>s Trägers. Auch viele<br />

Airbus-Flugzeuge haben Produkte von MT Aerospace an Bord.<br />

Der Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r MT Aerospace, Hans J. Steininger,<br />

ist vom Standort Deutschland überzeugt: „Wenn es um hohe<br />

Qualität und einen hohen Innovationsgrad geht, dann kann man<br />

in Deutschland wettbewerbsfähig produzieren – nicht nur in <strong>de</strong>r<br />

Luft- und Raumfahrttechnik.“<br />

Branche: Luft- und Raumfahrttechnik<br />

Hauptsitz: Augsburg<br />

Umsatz: 138 Millionen Euro<br />

Mitarbeiter: 710<br />

„Es ist einfacher, gute Ingenieure<br />

in Deutschland zu fi n<strong>de</strong>n als irgendwo<br />

sonst in <strong>de</strong>r Welt“, meint Hans<br />

J. Steininger, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

bei <strong>de</strong>r MT Aerospace.<br />

al, und Rohstoffen“, fügt DIHK-Mitarbeiterin Lechner hinzu.<br />

Diese Argumente überzeugen viele Unternehmen, auch <strong>de</strong>n<br />

Etikettenspezialisten Herma in Fil<strong>de</strong>rstadt. Der Hersteller von<br />

Haftverbun<strong>de</strong>n, Selbstklebeprodukten, Etikettierlösungen<br />

und Etikettiermaschinen kompensiert <strong>de</strong>n Nachteil <strong>de</strong>s relativ<br />

teuren Standorts mit einer sehr hohen Auslastung seiner<br />

extrem schnellen Maschinen, einem niedrigen Energieverbrauch<br />

und geringen Ausschussraten. „Außer<strong>de</strong>m ist wegen<br />

<strong>de</strong>s hohen Automatisierungsgrads in <strong>de</strong>r Fertigung <strong>de</strong>r Personalkostenanteil<br />

bei Herma mit zehn Prozent sehr gering.<br />

Damit ist eine Auslagerung wegen geringerer Lohnkosten<br />

allein für uns uninteressant“, berichtet Geschäftsführer Dr.<br />

Thomas Baumgärtner. Da das Unternehmen überwiegend europäische<br />

Kun<strong>de</strong>n beliefert, bräuchte es für eine Produktion<br />

in Asien zusätzlich ein Logistikzentrum, um Waren vorhalten<br />

zu können. Die bei Herma üblichen Vorlaufzeiten von rund<br />

fünf Tagen o<strong>de</strong>r weniger wären angesichts <strong>de</strong>r langen Transportwege<br />

aus Übersee ohne Lager nicht einzuhalten.<br />

Überdies verlange die kontinuierliche Fertigung eine sehr zuverlässige<br />

Infrastruktur. „Die ist in einem Schwellenland eher<br />

schwierig zu fi n<strong>de</strong>n. Dort sind beispielsweise Energie- und<br />

Rohstoffversorgung nicht immer durchgängig zu gewährleisten“,<br />

so Baumgärtner. Auf diese Weise entstün<strong>de</strong>n dann<br />

Produktionsverzögerungen o<strong>de</strong>r zusätzliche Kosten, die in<br />

vielen Fällen sogar die ursprünglich kalkulierten Kostenvorteile<br />

übertreffen.<br />

Fachkräfte gesucht<br />

Allenfalls <strong>de</strong>r Fachkräftemangel in Deutschland stellt Herma<br />

gelegentlich vor Herausfor<strong>de</strong>rungen. „Deswegen bil<strong>de</strong>n wir<br />

unser Personal möglichst selbst aus“, erklärt <strong>de</strong>r Geschäftsführer.<br />

48 Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> beschäftigt das Unternehmen und<br />

(2)<br />

arbeitet überdies mit Stu<strong>de</strong>nten zusammen. Aber speziell bei<br />

Hahn<br />

SPS-Programmierern o<strong>de</strong>r Maschinenbauingenieuren sei <strong>de</strong>r<br />

Engpass schon zu spüren. „Das ist aber kein Nachteil, <strong>de</strong>r uns<br />

(2)/Galsbau<br />

dazu bewegen wür<strong>de</strong>, aus Deutschland wegzugehen“, schiebt<br />

<strong>de</strong>r Manager hinterher. Diese Vorgehensweise beobachtet die<br />

Aerospace<br />

DIHK-Mitarbeiterin Lechner auch bei an<strong>de</strong>ren Unternehmen:<br />

MT<br />

„Viele Unternehmen sichern sich ihren Nachwuchs bereits Fotos:<br />

70 ProFirma 10 2011


Glasbau Hahn<br />

Vitrinen für wertvolle Exponate<br />

Wenn Museen beson<strong>de</strong>rs wertvolle und empfi ndliche Exponate<br />

in ihrem Ausstellungsbestand haben, dann kann man mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie die Stücke mit<br />

einer Glasvitrine „Ma<strong>de</strong> in Germany“ schützen. Das Frankfurter<br />

Unternehmen Glasbau Hahn GmbH ist einer <strong>de</strong>r Marktführer.<br />

„Wir produzieren in Deutschland, weil wir hier das hoch qualifi -<br />

zierte Personal fi n<strong>de</strong>n, das die Vitrinen in <strong>de</strong>r von uns gewohnten<br />

hohen Qualität herstellen kann“, sagt Geschäftsführerin Isabel<br />

Hahn. Glasbau Hahn wur<strong>de</strong> 1836 als Glaserei und Glashandlung<br />

gegrün<strong>de</strong>t und ist eines <strong>de</strong>r ältesten Handwerksunternehmen in<br />

Frankfurt, in <strong>de</strong>m die vierte und fünfte Generation <strong>de</strong>r Familie<br />

Hahn tätig sind. Neben <strong>de</strong>m Bau von Glasvitrinen hat sich die Firma<br />

in Stockstadt bei Aschaffenburg mit <strong>de</strong>m Lamellenfensterbau<br />

ein zweites Standbein aufgebaut.<br />

Branche: Glasbau<br />

Hauptsitz: Frankfurt/Main<br />

Rohergebnis: 11 Millionen Euro (2009)<br />

Mitarbeiter: 130<br />

Die Qualität <strong>de</strong>utscher Handwerksarbeiten<br />

ist ein wichtiger Grund, warum<br />

Geschäftsführerin Isabel Hahn nicht<br />

mehr im Ausland produzieren will.<br />

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IT & Investition – Special Ma<strong>de</strong> in Germany<br />

Herma<br />

Der Etikettenspezialist<br />

Kurze Lieferzeiten und hohe Qualität haben für Herma große<br />

Be<strong>de</strong>utung. „Wir haben uns ganz bewusst für <strong>de</strong>n Standort Fil<strong>de</strong>rstadt<br />

entschie<strong>de</strong>n, weil unsere Kun<strong>de</strong>n hauptsächlich in Europa<br />

sind und wir hier auch für die Zukunft ein hohes Marktpotenzial<br />

sehen. Daher gibt es keine Notwendigkeit, die Fertigung nach<br />

Asien zu verlegen“, sagt Geschäftsführer Dr. Thomas Baumgärtner.<br />

Rund 800 Mitarbeiter stellen im schwäbischen Fil<strong>de</strong>rstadt<br />

Selbstklebeprodukte für <strong>de</strong>n Einsatz in Büro, Schule, Haushalt<br />

o<strong>de</strong>r Druckereien, selbstkleben<strong>de</strong> Papier- und Folienverbun<strong>de</strong>,<br />

Industrieetiketten und Etikettiermaschinen her.<br />

Branche: Papierverarbeitung,<br />

Druckgewerbe, Maschinenbau<br />

Hauptsitz: Fil<strong>de</strong>rstadt<br />

Umsatz: 229 Millionen Euro<br />

Mitarbeiter: 800<br />

frühzeitig, insbeson<strong>de</strong>re durch verstärkte Kooperationen mit<br />

Schulen und Hochschulen.“ Dass viele Ingenieursstellen tatsächlich<br />

unbesetzt bleiben, bestätigen die Zahlen <strong>de</strong>s Ingenieurmonitors,<br />

<strong>de</strong>n monatlich <strong>de</strong>r VDI und das Institut <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utschen Wirtschaft (IW) in Köln herausgeben: „Aktuell gibt<br />

es 96.600 offene Stellen. Zu keinem Zeitpunkt seit Beginn <strong>de</strong>r<br />

Aufzeichnungen vor elf Jahren waren mehr Stellen für Ingenieure<br />

zu besetzen“, so <strong>de</strong>r IW-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter<br />

Klös. Der Mangel treffe vor allem Unternehmen, die Maschinen-<br />

und Fahrzeugbauingenieure beschäftigen. Aber auch<br />

Elektro- und Bauingenieure seien gesucht.<br />

Entwicklung nahe an <strong>de</strong>r Produktion<br />

Hans J. Steininger, Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r MT Aerospace<br />

in Augsburg, relativiert diese Aussagen allerdings: „Es<br />

ist einfacher, gute Ingenieure in Deutschland zu fi n<strong>de</strong>n als irgendwo<br />

sonst in <strong>de</strong>r Welt.“ Man dürfe nicht vergessen, dass<br />

<strong>de</strong>r Ausbildungsstand in Deutschland sehr hoch sei. „Unsere<br />

Firma, die Branche Luft- und Raumfahrttechnik sowie <strong>de</strong>r<br />

Standort Augsburg waren bisher attraktiv genug, um die Leute<br />

zu bekommen, die wir benötigen.“<br />

Der Zulieferer für die Luft- und Raumfahrtindustrie, <strong>de</strong>r auf<br />

einen Lieferanteil von zirka zehn Prozent an <strong>de</strong>r Ariane-Trägerrakete<br />

verweisen kann, hat seinen Produktionsstandort<br />

teilung im bayerischen Augsburg. „Für uns ist es wichtig, die<br />

Entwicklungsmannschaft nahe an <strong>de</strong>r Produktion zu haben,<br />

um eine hohe Qualität zu erreichen.“ Bei <strong>de</strong>n Produkten, die<br />

MT Aerospace für die Raumfahrtindustrie herstellt, han<strong>de</strong>lt es<br />

sich ausschließlich um hochkomplexe Einzelstücke. „Obwohl<br />

<strong>de</strong>r Automatisierungsgrad sehr gering ist, können wir profi tabel<br />

produzieren“, sagt Steininger. Das liege aber auch daran,<br />

dass sich Europa eine eigene Raumfahrtindustrie leiste, um<br />

einen unabhängigen Zugang ins Weltall zu haben.<br />

Ganz an<strong>de</strong>rs verhält es sich wie<strong>de</strong>rum bei <strong>de</strong>n Produkten für<br />

die Luftfahrtindustrie, wo MT Aerospace für Airbus und die<br />

Lufthansa produziert. „Da geht es neben <strong>de</strong>r Qualität auch um<br />

<strong>de</strong>n Preis“, sagt Steininger. Hier könne man in einem Hochlohnland<br />

wie Bayern nur mit Serienproduktion und einer<br />

hohen Automatisierung wettbewerbsfähig und profi tabel arbeiten.<br />

Ähnlich sieht man dies bei <strong>de</strong>r Firma Thermoplastik,<br />

die im hessischen Dieburg Kunststoffteile für nahezu alle Automobilhersteller<br />

produziert. „Unsere Fertigung hat einen Automatisierungsgrad,<br />

<strong>de</strong>r zwar einen hohen Maschinen-Invest<br />

verlangt, dafür aber die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Lohnfaktors min<strong>de</strong>rt“,<br />

erläutert Geschäftsführer Erich Müller junior. Das be<strong>de</strong>utet:<br />

Wenn die Firma im Ausland produzierte, bräuchte sie die<br />

gleichen Maschinen und die gleichen Rohstoffe und könnte<br />

nur in geringem Maße an <strong>de</strong>n Lohnkosten sparen. Vor diesem<br />

GmbH<br />

Müller Erich Thermoplastik<br />

Hintergrund fällt das Bekenntnis zum Standort ein<strong>de</strong>utig aus:<br />

Herma,<br />

sowie die etwa 65-köpfi ge Forschungs- und Entwicklungsab- „Wir bleiben in Deutschland.“<br />

Fotos:<br />

72 ProFirma 10 2011


KRITERIEN FÜR DEN<br />

ZERTIFIZIERTEN HERKUNFTSNACHWEIS<br />

Unternehmen, die in Deutschland produzieren,<br />

können beim TÜV Nord einen zertifi zierten Herkunftsnachweis<br />

beantragen. Der Zertifi zierungsdienstleister<br />

prüft die Produkte anhand eines öffentlich einsehbaren<br />

Kriterienkatalogs, <strong>de</strong>r qualitätsbezogene und<br />

technische Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>fi niert. Dort sind unter<br />

an<strong>de</strong>rem folgen<strong>de</strong> Kriterien aufgeführt:<br />

> Min<strong>de</strong>stens die Hälfte <strong>de</strong>s Herstellungsprozesses muss<br />

im Inland stattfi n<strong>de</strong>n.<br />

> Für die auszuzeichnen<strong>de</strong>n Produkte sind die Nachweise<br />

zur Erfüllung <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Sicherheitsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

zu erbringen.<br />

> Das Unternehmen verfügt über eine Beschaffungsstrategie,<br />

die möglichst auf nationalen Zulieferern basiert.<br />

> Das Unternehmen bemüht sich nachweislich um die<br />

Schaffung und <strong>de</strong>n Erhalt von Arbeitsplätzen im<br />

Herstellungsland. Es sollte ausbil<strong>de</strong>n und aktive<br />

Personalentwicklung im Herkunftsland betreiben.<br />

> Die Kun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n offensiv und verständlich über das<br />

Leistungsangebot <strong>de</strong>s Unternehmens und die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s nationalen Standorts für dieses Unternehmen<br />

informiert.<br />

ProFirma 10 2011<br />

„Wir brauchen eine zuverlässige Energie-<br />

und Rohstoffversorgung. Bei<strong>de</strong>s ist in<br />

Schwellenlän<strong>de</strong>rn eher schwierig zu fi n<strong>de</strong>n.“<br />

THOMAS BAUMGÄRTNER, HERMA, FILDERSTADT<br />

Thermoplastik<br />

Kunststoffbauteile für Autos<br />

und Flugzeuge<br />

Produkte für die Automobil- und Luftfahrtindustrie in hoher<br />

Qualität und zu wettbewerbsfähigen Preisen: Das hat sich die<br />

Thermoplastik Erich Müller GmbH auf die Fahnen geschrieben.<br />

„Wir fertigen in Dieburg, weil wir in <strong>de</strong>r Region seit vier Generationen<br />

verwurzelt sind und hier die Fachleute haben, die wir benötigen“,<br />

sagt Geschäftsführer Erich Müller. Kunststoffspritzgussteile<br />

aus <strong>de</strong>m Werk in Dieburg fi n<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>n Fahrzeugfl otten<br />

fast aller Autohersteller – im Kofferraum <strong>de</strong>s VW Passat Variant,<br />

in <strong>de</strong>n Hutablagen <strong>de</strong>s Audi A6 und <strong>de</strong>s Merce<strong>de</strong>s SL, im Kofferraum<br />

<strong>de</strong>s Renault Laguna. Auch das Bedien-Interface <strong>de</strong>r First-<br />

und Business-Class-Sitze <strong>de</strong>r Boeing 777- und Airbus A340-Flotte<br />

<strong>de</strong>r Lufthansa ist mit Kunststoff- und Aluminiumbauteilen <strong>de</strong>s<br />

Dieburger Familienunternehmens hergestellt.<br />

Branche: Automobil- und Luftfahrtindustrie<br />

Hauptsitz: Dieburg<br />

Umsatz: 13 Millionen Euro<br />

Mitarbeiter: 50<br />

„Unsere Fertigung hat einen hohen<br />

Automatisierungsgrad; das min<strong>de</strong>rt<br />

die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Lohnfaktors“,<br />

sagt Erich Müller, Geschäftsführer bei<br />

Thermoplastik in Dieburg.<br />

73


IT & Investition – Geschäftswagen<br />

Flottenmanagement<br />

Fahren<strong>de</strong> Prämien<br />

Viele Unternehmen nutzen Firmenwagenprogramme, um Leistungsträger zu motivieren.<br />

Ob als Bonus o<strong>de</strong>r fester Bestandteil <strong>de</strong>s Arbeitsvertrags: Finanziell interessant<br />

sind die meisten Mo<strong>de</strong>lle nicht nur für <strong>de</strong>n Arbeitnehmer. VON FRANK THOMAS UHRIG<br />

Ob Versicherungsvertreter, Pharmareferent<br />

o<strong>de</strong>r Pfl egedienst: Mobilität ist die<br />

Voraussetzung für <strong>de</strong>n Job. Der Firmenwagen<br />

ist <strong>de</strong>shalb häufi g Bestandteil <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsvertrags, noch häufi ger Teil <strong>de</strong>r<br />

ausgehan<strong>de</strong>lten Vergütung. Innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens dienen Dienstwagen<br />

als Motivationsanreiz für Mitarbeiter,<br />

außerhalb vermitteln sie <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n<br />

das Image, das die Firma mit ihren<br />

Wagen vorgibt. Die Bandbreite reicht<br />

hier vom bunten Kleinwagen mit aufgedrucktem<br />

Firmenlogo bis zur <strong>de</strong>zent<br />

schwarzen Oberklasselimousine. Sehr<br />

beliebt sind Dienstwagen als Motivationsanreiz<br />

insbeson<strong>de</strong>re beim Außendienstvertrieb.<br />

Eine fl exible Handhabung<br />

<strong>de</strong>r Dienstwagenberechtigungen<br />

für das mittlere und obere Management<br />

ist für <strong>de</strong>n Arbeitgeber oft einfacher<br />

und günstiger als das Aushan<strong>de</strong>ln von<br />

Gehaltsbestandteilen o<strong>de</strong>r Zusatzgratifi<br />

kationen.<br />

Bonussystem stärkt Loyalität<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter<br />

Zu <strong>de</strong>n größten Firmenwagenspen<strong>de</strong>rn<br />

zählen die Autohersteller selbst. Je<strong>de</strong>r<br />

Autobauer hält sich einen großen Fuhrpark.<br />

<strong>Als</strong> Motivationsanreiz funktionieren<br />

unterschiedliche Fahrzeugtypen<br />

und -größen jedoch nur bedingt, da<br />

meist Wagen vom eigenen Fließband<br />

im Übermaß verfügbar sind. Dafür gibt<br />

es Rabatte für Erzeugnisse aus <strong>de</strong>r ei-<br />

genen Produktion, die manchmal ein<br />

festes Zubrot zum normalen Gehalt<br />

sind, immer aber die Gewähr dafür, relativ<br />

günstig das neueste Auto zu fahren<br />

und so <strong>de</strong>n Nachbarn zu beeindrucken.<br />

Damit wird die Loyalität zum Unternehmen<br />

entschei<strong>de</strong>nd gestärkt, in Zeiten<br />

<strong>de</strong>s Fachkräftemangels also ein nicht<br />

zu unterschätzen<strong>de</strong>r Vorteil. Bei Volkswagen<br />

in Wolfsburg gibt es beispielsweise<br />

ein Bonussystem, das <strong>de</strong>n Wagen<br />

stufenweise billiger macht. Zugang zu<br />

diesem „Personal-Automarkt“ haben<br />

grundsätzlich alle Mitarbeiter. Für <strong>de</strong>n<br />

Volkswagen-Außendienstler, <strong>de</strong>r einen<br />

Firmenwagen privat nutzt, gilt die Ein-<br />

Prozent-Regelung.<br />

Etwas weniger Auswahl als bei VW,<br />

dafür aber zumin<strong>de</strong>st bei manchen Mo<strong>de</strong>llen<br />

günstigere Bedingungen, wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Beschäftigten bei Ford in Köln geboten.<br />

Rund 20 Prozent billiger als für<br />

Normalkun<strong>de</strong>n sind Fiesta o<strong>de</strong>r Focus<br />

AG<br />

für Ford-Beschäftigte und -Rentner. „In<br />

diesem Jahr wer<strong>de</strong>n wir rund 7.500 Au-<br />

Volkswagen<br />

tos an Werksangehörige verkaufen“, er- Foto:<br />

74 ProFirma 10 2011


klärt Klaus Sawallisch, Leiter Fleet Operations<br />

und Remarketing <strong>de</strong>s Kölner<br />

Autobauers. Demgegenüber steht ein<br />

Flottengeschäft von rund 60.000 Autos<br />

in diesem Jahr bei einer Gesamtzahl von<br />

rund 200.000 verkauften Autos. „Das<br />

Flottengeschäft wird immer wichtiger“,<br />

so Sawallisch, „was nicht zuletzt darauf<br />

zurückzuführen ist, dass immer mehr<br />

Firmen ihren Mitarbeitern anstelle eines<br />

Teils <strong>de</strong>s Gehalts ein Auto anbieten.“<br />

Etwa die Hälfte <strong>de</strong>s jährlichen Flottenabsatzes<br />

geht an Großkun<strong>de</strong>n, die mehr<br />

als 50 Autos abnehmen. Die an<strong>de</strong>re<br />

Hälfte sind meist kleine und mittlere<br />

Unternehmen, bei <strong>de</strong>nen die Fahrzeuge<br />

aber überwiegend als Funktionsfahrzeuge<br />

eingesetzt sind.<br />

„Das Fahrzeug ist nach wie vor eines <strong>de</strong>r<br />

stärksten Motivationsinstrumente“, sagt<br />

Michael Velte, Sprecher <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Leasing Fleet<br />

GmbH in Bad Homburg. Die Leasing-<br />

Gesellschaft versorgt zahlreiche Firmen<br />

mit Dienstwagen und übernimmt auch<br />

das Fuhrparkmanagement. Velte unterschei<strong>de</strong>t<br />

zunächst zwei Kategorien von<br />

Firmenwagen: Die Funktionsfahrzeuge<br />

– beispielsweise Montagewagen o<strong>de</strong>r<br />

Transporter – und „Gehaltsverzichtsmo<strong>de</strong>lle“<br />

– also Autos, die <strong>de</strong>n Mitar-<br />

ProFirma 10 2011<br />

beiterinnen und Mitarbeitern auch zur<br />

privaten Nutzung überlassen wer<strong>de</strong>n<br />

und für die auf ein Teil <strong>de</strong>s Gehalts verzichtet<br />

wird. Nur Letztere sind dazu<br />

geeignet, als Leistungsanreize o<strong>de</strong>r Prämie<br />

eingesetzt zu wer<strong>de</strong>n. „Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer haben Vorteile von<br />

<strong>de</strong>r Überlassung von Dienstwagen zur<br />

privaten Nutzung“, so Velte, aber es gibt<br />

natürlich auch Pfl ichten, also „Aufwand,<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Arbeitgeber treiben muss“. Die<br />

Pfl icht <strong>de</strong>s Arbeitnehmers ist in erster<br />

Linie, <strong>de</strong>n geldwerten Vorteil, <strong>de</strong>n er<br />

durch die Dienstwagennutzung hat, zu<br />

versteuern. Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrzahl<br />

<strong>de</strong>r bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>utschen Dienstwagen wird<br />

nach <strong>de</strong>r Ein-Prozent-Regel versteuert:<br />

Jährlich ist dieser Satz, gemessen am<br />

Listen-Brutto-Neupreis <strong>de</strong>s Fahrzeugs,<br />

ans Finanzamt abzuführen. Die Alternative<br />

heißt Fahrtenbuch, dann wer<strong>de</strong>n<br />

lediglich die Fahrten versteuert, die tatsächlich<br />

privaten Zwecken dienten.<br />

Spielregeln müssen sein<br />

„Wichtig ist“, so Velte, „dass die Spielregeln<br />

im Betrieb bestimmt wer<strong>de</strong>n,<br />

nach <strong>de</strong>nen die Dienstwagenvergabe erfolgt.“<br />

Die Spielregeln legen fest, welche<br />

Hierarchieebene welche Dienstwagen-<br />

berechtigung hat, und welche Marken<br />

bestellt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Da ein <strong>de</strong>rartiges Fuhrparkmanagement<br />

recht sensible Daten benötigt, wird<br />

es in aller Regel im Haus behalten und<br />

selten ausgelagert, im Gegensatz zum<br />

Management von Funktionsfahrzeugen.<br />

„Die größte Motivation gibt es natürlich<br />

bei maximaler Flexibilität“, erklärt<br />

Michael Velte. Allerdings gelte es auch,<br />

fi rmeninterne Beson<strong>de</strong>rheiten und Zielvorgaben<br />

zu berücksichtigen. So ist es<br />

etwa in vielen Firmen nicht gestattet,<br />

Sportwagen, Cabriolets o<strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>wagen<br />

zu bestellen – je nach Image, das<br />

sich die Firma geben möchte o<strong>de</strong>r wie<br />

sie in eine Kun<strong>de</strong>nbeziehung eintreten<br />

Bei Volkswagen in Wolfsburg<br />

gibt es ein Bonussystem,<br />

das <strong>de</strong>n Wagen stufenweise<br />

billiger macht. Zugang zu<br />

diesem „Personal-Automarkt“<br />

haben grundsätzlich<br />

alle Mitarbeiter.<br />

will. Immer unwichtiger wer<strong>de</strong> allerdings<br />

die Vorgabe <strong>de</strong>r internen Hierarchie.<br />

Bei <strong>de</strong>r Deutschen Leasing Fleet<br />

GmbH ist man sehr fl exibel: Lediglich<br />

Cabrios und Sportwagen sind als privat<br />

genutzte Dienstwagen ausgeschlossen.<br />

Die Zusammensetzung <strong>de</strong>s Fuhrparks<br />

entspricht <strong>de</strong>nnoch <strong>de</strong>rjenigen, die in<br />

<strong>de</strong>n meisten Betrieben zu beobachten<br />

ist: Je höher <strong>de</strong>r „Dienstgrad“, <strong>de</strong>sto<br />

kräftiger <strong>de</strong>r Dienstwagen. Und: „Rund<br />

80 Prozent sind <strong>de</strong>utsche Premiummarken“,<br />

so Velte.<br />

75


IT & Investition – Geschäftswagen<br />

Der Automobilzulieferer Continental in<br />

Hannover gehört zu <strong>de</strong>n Großen seiner<br />

Branche und hält entsprechend viele<br />

Dienstwagen bereit. Allein in Deutschland<br />

rollen 2.000 Conti-Firmenwagen,<br />

die auch privat genutzt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Die Verwaltung <strong>de</strong>r Fahrzeuge im Konzern<br />

übernimmt die Abteilung „Compensation<br />

and Benefi ts“. Die Vergabe<br />

<strong>de</strong>r Fahrzeuge hängt an <strong>de</strong>r Funktion<br />

<strong>de</strong>r Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />

wobei für alle Berechtigten die gleichen<br />

Richtlinien gelten. Anspruch auf einen<br />

privat nutzbaren Dienstwagen haben<br />

das mittlere und obere Management<br />

und natürlich <strong>de</strong>r Außendienst. „Wer<br />

für das Unternehmen viel unterwegs<br />

ist, soll auch sicher und komfortabel<br />

fahren können“, erklärt Unternehmenssprecherin<br />

Denise Maria Eichhorn. „Ob<br />

das ein beson<strong>de</strong>rer Motivationsanreiz<br />

ist, kann ich nicht beurteilen“, so Eichhorn.<br />

Der Dienstwagen ist bei Conti ein<br />

üblicher Bestandteil <strong>de</strong>s Vergütungspakets.<br />

Da Firmenwagen in <strong>de</strong>r gesamten<br />

Industrie nach ähnlichen Kriterien<br />

vergeben wer<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong> ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Auto beim Antritt <strong>de</strong>r Stelle<br />

oft vorausgesetzt, so Eichhorn. Für<br />

Außendienstler und Manager gilt die<br />

Ein-Prozent-Regel für die Versteuerung<br />

<strong>de</strong>s geldwerten Vorteils. Eine Beson<strong>de</strong>rheit<br />

bei Conti: Ein Wagen kann von<br />

einer Führungskraft auch abgewählt<br />

und gegen eine Barvergütung getauscht<br />

wer<strong>de</strong>n. Und wie überall gilt auch in<br />

Hannover: Wer etwas kann und gut ver-<br />

han<strong>de</strong>lt, kann mehr für sich herausholen.<br />

Restriktionen hinsichtlich <strong>de</strong>r eingekauften<br />

Automarke gibt es bei Continental<br />

keine, allerdings überwiegen<br />

auch in Hannover die drei <strong>de</strong>utschen<br />

Premiummarken im Firmenwagenfuhrpark.<br />

„Einschränkungen gibt es<br />

nur bei Luxus- und Sportwagen sowie<br />

Cabriolets“, so Eichhorn. <strong>Als</strong> Luxus<br />

zählen die Oberklasselimousinen, sodass<br />

sich die Conti-Firmenwagenfl otte<br />

größtenteils aus Autos zwischen Kom-<br />

„Für Manager und Außendienstler gilt<br />

bei Continental die Ein-Prozent-Regel.“<br />

DENISE MARIA EICHHORN, CONTINENTAL, HANNOVER<br />

paktklasse und oberer Mittelklasse zusammensetzt.<br />

Die Verteilung auf die<br />

Stellen entspricht dabei weitestgehend<br />

<strong>de</strong>r Hierarchie im Unternehmen und<br />

damit <strong>de</strong>m Gehaltsgefüge. Ausgenommen<br />

von dieser Regel ist lediglich <strong>de</strong>r<br />

Vorstand. Der darf selbstverständlich<br />

Oberklasse fahren – mit Chauffeur.<br />

Dienstwagen spart Steuern<br />

Ähnlich wie bei Conti gibt es bei Lanxess<br />

– <strong>de</strong>r ausgeglie<strong>de</strong>rten Kunststoffsparte<br />

<strong>de</strong>s Chemieriesen Bayer – in Leverkusen<br />

„Dienstwagen für einen Kreis von<br />

Berechtigten, die vollständig vom Konzern<br />

fi nanziert wer<strong>de</strong>n“, wie Lanxess-<br />

Sprecher Frank Grodzki erklärt. „Dazu<br />

zählen beispielsweise Geschäftsbereichsleiter,<br />

Vertriebsleiter, aber auch<br />

Außendienstmitarbeiter.“ Darüber hinaus<br />

bietet Lanxess außertarifl ichen<br />

Mitarbeitern und leiten<strong>de</strong>n Angestellten<br />

die Möglichkeit, einen Dienstwagen<br />

im Rahmen einer Gehaltsumwandlung<br />

zu beantragen. Das kann trotz Ein-<br />

Prozent-Versteuerung, die auch für die<br />

Privatnutzer im Leverkusener Konzern<br />

gilt, sinnvoll sein, wenn sie dabei etwa<br />

weniger Steuern auf ihr Einkommen<br />

zahlen müssen.<br />

Von <strong>de</strong>n rund 7.600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern von Lanxess in<br />

Deutschland haben rund 17 Prozent<br />

die Möglichkeit, einen Dienstwagen zu<br />

fahren. Allerdings machen bei Weitem<br />

nicht alle Berechtigten davon Gebrauch.<br />

Entsprechend gering schätzt Grodzki<br />

<strong>de</strong>n Motivationsanreiz von Firmenwagen<br />

in seiner Branche ein: „Unserer<br />

Kenntnis nach nimmt das Instrument<br />

<strong>de</strong>s Firmenwagens in <strong>de</strong>r gesamten<br />

chemischen Industrie – an<strong>de</strong>rs als in an<strong>de</strong>ren<br />

Branchen – eine eher untergeordnete<br />

Rolle ein.“ Den Beschäftigten sei<br />

die Monatsabrechnung wichtiger, und<br />

die ist bei Lanxess üppiger als an<strong>de</strong>rswo<br />

in <strong>de</strong>r Republik. Zu <strong>de</strong>n branchenüblich<br />

hohen Gehältern mit festem und<br />

variablem Anteil gibt es ein recht attraktives<br />

Mitarbeiter-Aktienprogramm, Unterstützung<br />

bei <strong>de</strong>r Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie sowie eine ansprechen<strong>de</strong><br />

Altersversorgung.<br />

Wer sich für einen privat genutzten<br />

Dienstwagen o<strong>de</strong>r das Gehaltsverzichtsmo<strong>de</strong>ll<br />

entschei<strong>de</strong>t, wen<strong>de</strong>t sich<br />

bei Lanxess an einen externen Dienstleister,<br />

<strong>de</strong>r Autos verschie<strong>de</strong>ner Hersteller<br />

im Wahlprogramm hat. Auch in<br />

Leverkusen dominieren die drei großen<br />

Premiumhersteller.<br />

Der Blick auf die großen Firmen zeigt,<br />

dass ein privat nutzbarer Dienstwagen<br />

gezielt als Motivationsanreiz eingesetzt<br />

wird. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Dienstwagens<br />

hat zugunsten an<strong>de</strong>rer Faktoren, die<br />

über das reine Gehalt hinausgehen, zwar<br />

abgenommen, besitzt aber immer noch<br />

einen hohen Stellenwert. In vielen Firmen<br />

ist er ab einer gewissen Gehaltsklasse<br />

selbstverständlich. Der nach <strong>de</strong>r Ein-<br />

Prozent-Regel versteuerte Firmenwagen<br />

für Mitarbeiter kann auch für kleinere<br />

Unternehmen ein Mo<strong>de</strong>ll sein, Anreize<br />

zu schaffen, die über das Gehalt hinausgehen<br />

und – gera<strong>de</strong> in Zeiten knapper<br />

AG<br />

wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Facharbeitskräfte – eine stärkere<br />

Bindung zum Unternehmen schaf-<br />

Continental<br />

fen, ohne allzu teuer zu sein. Foto:<br />

76 ProFirma 10 2011


.<br />

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IT & Investition – Kolumne<br />

Unsere Nachbarn haben einen kleinen Sohn, und wenn sie<br />

mal ausgehen wollen, bitten sie uns manchmal, ob sie uns das<br />

Babyfon rüberstellen dürfen. Der Grieche am Eck, zu <strong>de</strong>m sie<br />

gerne gehen, ist lei<strong>de</strong>r knapp außer Reichweite <strong>de</strong>s Geräts; also<br />

rufen wir sie an, wenn <strong>de</strong>r junge Stupor mundi wie<strong>de</strong>r schreit,<br />

und sie müssen dann alles stehen und liegen lassen und nach<br />

Hause stürmen, weil wir sonst wahnsinnig wer<strong>de</strong>n ob <strong>de</strong>s blechernen<br />

Krächzens aus <strong>de</strong>m winzigen Billiglautsprecher <strong>de</strong>s<br />

klobigen Geräts.<br />

Das muss aber alles nicht mehr sein, <strong>de</strong>nn jetzt gibt es das<br />

Babyfon fürs Handy! Darauf hat mich neulich <strong>de</strong>r Branchenverband<br />

Bitkom per Pressemeldung aufmerksam gemacht.<br />

Möglich wird das durch sogenannte „Apps“ – winzige Applikationen,<br />

die es beispielsweise für Apples iPhone sowie für<br />

Mobiltelefone mit <strong>de</strong>m zunehmend beliebteren Android-Betriebssystem<br />

von Google gibt. Sie heißen „Babysitter Phone“,<br />

„BabyPhone Deluxe“ o<strong>de</strong>r „Dial My Nanny“ (funktioniert<br />

wahrscheinlich nur bei Paaren, die sich ein Kin<strong>de</strong>rmädchen<br />

leisten können) und bieten alle die gleichen Grundfunktionen:<br />

Man legt das Mobiltelefon mit eingeschalteter App ins<br />

Kin<strong>de</strong>rzimmer und geht zum Griechen, Italiener, Franzosen<br />

o<strong>de</strong>r in die kleine Kneipe am Eck. Fängt <strong>de</strong>r Nachwuchs an zu<br />

schreien, löst das einen Anruf an eine vorher festgelegte Telefonnummer<br />

aus. Voraussetzung ist also, dass bei<strong>de</strong> Elternteile<br />

über ein Handy verfügen, aber das dürfte heute eher selbstverständlich<br />

sein. Wahlweise kann man auch die Festnetznummer<br />

<strong>de</strong>r Groß- o<strong>de</strong>r Schwiegermutter hinterlegen, die freut<br />

sich sicher, mal wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>m kleinen Wonneproppen zu<br />

hören, selbst mitten in <strong>de</strong>r Nacht.<br />

Doch damit nicht genug: Die App-Schreiber überbieten sich<br />

gegenseitig mit Zusatzfunktionen, die weit über das hinaus-<br />

Cole's Corner<br />

Karaoke<br />

fürs Kin<strong>de</strong>rzimmer<br />

Von Tim Cole<br />

Tim Cole Der IT-Journalist und Chefredakteur<br />

mehrerer Elektronikzeitschriften<br />

ist ein gefragter Autor und Redner zum<br />

Thema E-Commerce.<br />

Info: www.cole.<strong>de</strong><br />

gehen, was ein gemeines Babyfon bislang zu leisten vermochte.<br />

Man kann zum Beispiel mit <strong>de</strong>m lieben Kleinen daheim<br />

re<strong>de</strong>n – schließlich ist es ein Telefon! Vielleicht reicht das ja<br />

auch, und er schläft wie<strong>de</strong>r ein, dann kann man sein Soufl aki<br />

in Ruhe zu En<strong>de</strong> essen.<br />

Die meisten Babyfon-Apps funktionieren im Übrigen auch<br />

als Einschlafhilfe, in<strong>de</strong>m sie beruhigen<strong>de</strong> Melodien o<strong>de</strong>r das<br />

Lieblingslied <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s spielen. Das können Musikkonserven<br />

sein o<strong>de</strong>r wahlweise auch selbst aufgenommene Stücke,<br />

falls man sich davon eine beruhigen<strong>de</strong> Wirkung verspricht.<br />

Achtung: Vorher testen! Schließlich soll das Kind ja nicht vor<br />

lauter Schreck über die Karaoke-Einlage <strong>de</strong>r Eltern noch lauter<br />

schreien.<br />

Auch wirtschaftlich sind Babyfon-Apps laut Bitkom sinnvoll,<br />

<strong>de</strong>nn sie kosten in <strong>de</strong>r Regel nur wenige Euro, während gute<br />

DECT- o<strong>de</strong>r UKW-Babyfons 80 Euro und mehr kosten können.<br />

Zwar gibt es auch spezielle Geräte, die ebenfalls einen<br />

Anruf über die Telefonnetze auslösen und damit keine Reichweitenbeschränkung<br />

haben. Sie kosten aber gleich ein paar<br />

Hun<strong>de</strong>rt Euro.<br />

Auf eine Gefahr weisen die Autoren <strong>de</strong>s Bitkom allerdings<br />

vorsichtshalber beson<strong>de</strong>rs hin: „Die Akkus bei<strong>de</strong>r Geräte<br />

sollten einen ausreichen<strong>de</strong>n La<strong>de</strong>stand haben.“ Meine Frau<br />

vergisst ständig, ihr Handy aufzula<strong>de</strong>n, was aber nicht so<br />

schlimm ist, <strong>de</strong>nn unsere Tochter ist zum Glück längst erwachsen<br />

und aus <strong>de</strong>m Haus. Wenn sie uns womöglich mal<br />

ein Enkelchen beschert, kann sie gerne ihr Handy neben das<br />

Bettchen stellen und die Babyfon-App einschalten. Wir wer<strong>de</strong>n<br />

uns sicher freuen, die Stimme <strong>de</strong>s Kleinen zu hören, ansonsten<br />

aber nichts weiter tun müssen. Sie wohnt nämlich<br />

in Irland ...<br />

78 ProFirma 10 2011


IT & Investition – IT-Security<br />

Datensicherheit<br />

Bis <strong>de</strong>r Kammerjäger kommt<br />

Fünf Jahre lang blieb „Shady Rat“ unerkannt. Bei min<strong>de</strong>stens 72 Firmen und Behör<strong>de</strong>n<br />

schöpften die Unbekannten sensible Daten ab. Der Fall zeigt: Die Diebe wer<strong>de</strong>n immer<br />

dreister. Vor allem KMU müssen lernen, dass es keine absolute Sicherheit gibt. VON TIM COLE<br />

Die Ratten sind überall. Sie schleichen<br />

durch die Leitungen bis in <strong>de</strong>n digitalen<br />

Bauch <strong>de</strong>r Firma, zu <strong>de</strong>n Servern und<br />

Datenspeichern, und nisten sich dort<br />

ein. Sie nagen an Dateien und Ordnern,<br />

picken sich die schmackhaftesten heraus<br />

und stehlen sich dann leise damit<br />

davon.<br />

Die Re<strong>de</strong> ist nicht von normalen Nagetieren,<br />

son<strong>de</strong>rn von ihren virtuellen Verwandten.<br />

Dirk Kollberg schüttelt <strong>de</strong>n<br />

Kopf: „Es ist unglaublich, wie raffi niert<br />

die vorgegangen sind.“ Der IT-Spezialist<br />

im Hamburger Security Lab <strong>de</strong>r Firma<br />

Sophos hat schon viel gesehen, aber <strong>de</strong>r<br />

Angriff, <strong>de</strong>r unter <strong>de</strong>m Namen „Shady<br />

Rat“ („zwielichtige Ratte“) im Frühjahr<br />

2011 ans Tageslicht kam, hat ihn doch<br />

erstaunt.<br />

Den Hackern war es gelungen, die Server<br />

von min<strong>de</strong>stens 72 Unternehmen,<br />

Behör<strong>de</strong>n und Organisationen zu infi<br />

ltrieren und dort winzige Software-<br />

Programme zu hinterlassen, die systematisch<br />

wertvolle Daten abgriffen und<br />

per Internet an ihre unbekannten Auftraggeber<br />

übermittelten. Fünf Jahre lang<br />

konnten die digitalen Ratten ungestört<br />

und unerkannt ihr Unwesen treiben. Die<br />

Liste <strong>de</strong>r Opfer ist lang und eindrucksvoll:<br />

Regierungsstellen in aller Welt,<br />

das Internationale Olympische Komitee,<br />

die Welt-Dopingagentur Wada, die<br />

Nachrichtenagentur AP. Vor allem aber<br />

hatten es die Ratten auf Unternehmen<br />

abgesehen: Rüstungshersteller und ihre<br />

Lieferanten, Hightech-Unternehmen,<br />

mittelständische Maschinenbauer und<br />

Automobilzulieferer.<br />

Sousa/shutterstock.com<br />

Niemand weiß bis heute genau, wer die<br />

Miguel<br />

Hintermänner von Shady Rat sind. „Die<br />

Pedro<br />

meisten Experten vermuten, dass es Chi- Foto:<br />

80 ProFirma 10 2011


nesen o<strong>de</strong>r Russen waren, die das Knowhow<br />

auch kleinerer Firmen systematisch<br />

klauten“, berichtet Kollberg. Doch ob es<br />

sich um staatlich organisierte Industriespionage<br />

o<strong>de</strong>r um das Werk von<br />

gedungenen Hackern han<strong>de</strong>lt, wird sich<br />

vermutlich niemals klären lassen. Eines<br />

zeige <strong>de</strong>r Fall aber ganz klar: Es kann<br />

je<strong>de</strong>n treffen, auch KMU. „Deutschland<br />

ist bekannt als Spezialist für Innovation,<br />

und <strong>de</strong>shalb sind heute gera<strong>de</strong> mittelständische<br />

<strong>de</strong>utsche Unternehmen ein<br />

beliebtes Ziel für Computerangriffe.<br />

Und die machen es <strong>de</strong>n Hackern leicht,<br />

<strong>de</strong>nn sie schützen ihre Betriebsgeheimnisse<br />

in <strong>de</strong>r Regel schlecht – o<strong>de</strong>r überhaupt<br />

nicht“, sagt Kollberg.<br />

Dazu kommt: Die Gauner sind raffi -<br />

nierter gewor<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n Sophos Labors<br />

in Hamburg, Vancouver, Sydney und<br />

Abingdon bei London treffen je<strong>de</strong>n Tag<br />

durchschnittlich 150.000 Meldungen<br />

über vermutete o<strong>de</strong>r tatsächliche Online-<br />

Angriffe gegen Unternehmenskun<strong>de</strong>n<br />

ein: Viren, Trojaner, Computer-Würmer,<br />

phantomartige „BotNets“ aus Tausen<strong>de</strong>n<br />

von heimlich gekaperten PC und –<br />

immer häufi ger – sogenannte „Denial of<br />

Service“-Attacken, bei <strong>de</strong>nen die Server<br />

<strong>de</strong>s Opfers mit Millionen von Anfragen<br />

pro Stun<strong>de</strong> bombardiert wer<strong>de</strong>n, bis sie<br />

vor Überlastung in die Knie gehen.<br />

Online-Gauner greifen gezielt an<br />

Doch all das sei noch harmlos, meint<br />

Kollberg, im Vergleich zu <strong>de</strong>m, was<br />

Betrügerban<strong>de</strong>n und Industriespione<br />

inzwischen täglich versuchen: mithilfe<br />

von „targeted attacks“ ganz gezielt auf<br />

einzelne Firmenmitarbeiter loszugehen<br />

und sie mit List und Tücke dazu zu kriegen,<br />

ihre Zugangsdaten wie Benutzername<br />

und Passwort herauszurücken.<br />

Das Vorgehen ist perfi <strong>de</strong>: Die Gauner<br />

recherchieren so lange im Internet, bis<br />

sie die Namen <strong>de</strong>rjenigen herausgefun<strong>de</strong>n<br />

haben, die für beson<strong>de</strong>rs sensible<br />

Informationen o<strong>de</strong>r Systeme zuständig<br />

sind: Die IT-Administratoren, leiten<strong>de</strong><br />

Mitarbeiter o<strong>de</strong>r sogar <strong>de</strong>r Finanzchef.<br />

„Der bekommt dann eine E-Mail, die<br />

täuschend echt aussieht, als käme sie<br />

von <strong>de</strong>r IT-Abteilung. Darin wird er<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt‚ zum Beispiel aus irgend-<br />

ProFirma 10 2011<br />

welchen Wartungsgrün<strong>de</strong>n seine Zugangsdaten<br />

durchzugeben. Und dann<br />

ist natürlich Polen offen“, so Kollberg.<br />

Unter <strong>de</strong>m Oberbegriff „Social Engineering“<br />

halten Online-Betrüger und<br />

Spione eine ganze Trickkiste bereit.<br />

Beson<strong>de</strong>rs beliebt: Komplizen lassen<br />

USB-Sticks auf <strong>de</strong>r Straße o<strong>de</strong>r an Haltestellen<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Firmengebäu<strong>de</strong>s<br />

liegen. „Das funktioniert erstaunlich<br />

gut“, sagt Kollberg: Fünf von zehn solcher<br />

Findlinge, so seine Erfahrung, wer<strong>de</strong>n<br />

von Mitarbeitern ins Büro mitgenommen<br />

und gleich in <strong>de</strong>n PC gesteckt.<br />

„Das machen sogar gestan<strong>de</strong>ne Profi s<br />

aus <strong>de</strong>r IT-Abteilung“, so Kollberg,<br />

„weil die Neugier manchmal stärker ist<br />

als <strong>de</strong>r Menschenverstand.“ Ergebnis:<br />

Die Bösewichte sind „drin“ und können<br />

Schad-Software installieren, die sich<br />

übers Netzwerk ausbreiten und in aller<br />

Ruhe sensible Daten abziehen kann.<br />

Was tun? Mit herkömmlichen Schutzmaßnahmen<br />

wie Antivirus-Software<br />

o<strong>de</strong>r Firewalls allein ist <strong>de</strong>r neuen Bedrohung<br />

aus <strong>de</strong>m Netz kaum Herr zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Und außer<strong>de</strong>m: „Hun<strong>de</strong>rtprozentigen<br />

Schutz gibt es nicht“, glaubt<br />

Günther Ennen, Referatsleiter Informationssicherheitsberatung<br />

im Bun-<br />

CHECKLISTE<br />

Wie sicher ist Ihre IT?<br />

■ Ist auf Ihrem System eine Firewall installiert?<br />

■ Sind alle vom Hersteller Ihres Betriebssystems empfohlenen Sicherheits-<br />

Updates installiert?<br />

■ Ist Ihr Browser aktuell und sicher konfi guriert?<br />

■ Ist ein lokaler Viren-Scanner installiert, und wird dieser permanent<br />

aktualisiert?<br />

■ Sind vertrauliche Daten auf Ihrer Festplatte verschlüsselt?<br />

■ Ist <strong>de</strong>r Zugang zu Ihrem System mit einem Passwortschutz versehen?<br />

■ Verwen<strong>de</strong>n Sie sichere Passwörter?<br />

■ Ist <strong>de</strong>r USB-Anschluss <strong>de</strong>aktiviert o<strong>de</strong>r durch einen Administrator<br />

kontrollierbar?<br />

■ Gelten für Ihre PDA und Smartphones gleich hohe Sicherheitsstandards<br />

wie für Notebooks und PC?<br />

■ Sind die Bluetooth- und Infrarotschnittstellen Ihrer Handys, PDA und<br />

Notebooks <strong>de</strong>aktiviert, wenn sie nicht verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n?<br />

Quelle: Deutschland sicher im Netz e.V.<br />

<strong>de</strong>samt für Sicherheit in <strong>de</strong>r Informationstechnik<br />

(BSI) in Bonn. Zwar setzen<br />

nach seiner Erfahrung immer mehr Mittelständler<br />

auf technischen Schutz, aber<br />

das sei so, als „wür<strong>de</strong>n Sie die Fenster in<br />

<strong>de</strong>r Firma vergittern, aber in <strong>de</strong>r Pförtnerloge<br />

sitzt keiner“.<br />

Sicherheitsexperten for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>shalb seit<br />

Langem eine an<strong>de</strong>re Herangehensweise<br />

an das Thema IT-Sicherheit. „Man muss<br />

die leiten<strong>de</strong>n Leute im Unternehmen ins<br />

Boot holen und gemeinsam eine Sicherheitsstrategie<br />

entwerfen. IT-Sicherheit<br />

ist Chefsache“, sagt Ennen.<br />

Heike Troue, Geschäftsführerin <strong>de</strong>s Vereins<br />

„Deutschland sicher im Netz“, for<strong>de</strong>rt<br />

zum Beispiel klare Zuständigkeiten<br />

und eine methodische Vorgehensweise.<br />

Ihrer Meinung nach sollte je<strong>de</strong>s mittelständische<br />

Unternehmen einen IT-<br />

Sicherheitsbeauftragten benennen, <strong>de</strong>ssen<br />

Job es ist, Sicherheitsmaßnahmen<br />

zu koordinieren und die Risikosituation<br />

zu überwachen. Er sollte sich stets auf<br />

<strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n halten in Sachen neuer<br />

Bedrohungsszenarien, sich regelmäßig<br />

beispielsweise auf <strong>de</strong>n Webseiten <strong>de</strong>s<br />

BSI schlau machen und die Kollegen informieren,<br />

wenn neue Angriffsformen<br />

bekannt wer<strong>de</strong>n.<br />

81


IT & Investition – IT-Security<br />

„Wenn Leute ihr Passwort per Klebenotiz an <strong>de</strong>n<br />

Bildschirm hängen, ist <strong>de</strong>r Firma nicht zu helfen.“<br />

SACHAR PAULUS, PROFESSOR FÜR WIRTSCHAFTSINFORMATIK, FH BRANDENBURG<br />

Ganz am Anfang aber steht für Fachleute<br />

wie Troue die Risikoanalyse. Am besten<br />

habe sich ein eigens dafür geschaffenes<br />

Gremium bewährt. <strong>Als</strong> Sicherheits-<br />

Ausschuss habe diese Arbeitsgruppe<br />

zunächst die Aufgabe, Schwachstellen<br />

und Gefahrenpotenziale zu i<strong>de</strong>ntifi zieren<br />

und eine Wunschliste zu erstellen,<br />

aus <strong>de</strong>r ein Anfor<strong>de</strong>rungsprofi l abgeleitet<br />

wird. Später könne die gleiche o<strong>de</strong>r<br />

eine kleinere Run<strong>de</strong> das Ergebnis prüfen<br />

und Verbesserungen vorschlagen.<br />

Erster Schritt:<br />

Die Risiken erkennen<br />

Um die Risiken richtig einschätzen zu<br />

können, muss sich <strong>de</strong>r Arbeitskreis<br />

zunächst einen Überblick über die<br />

wichtigsten Firmenwerte verschaffen,<br />

sozusagen die „Kronjuwelen“ <strong>de</strong>s Unternehmens.<br />

Die Fragenliste kann dabei<br />

ziemlich lang wer<strong>de</strong>n und auch nicht<br />

technische Aspekte umfassen, zum Beispiel:<br />

> Wie viele Aufträge wür<strong>de</strong>n wir verlieren,<br />

wenn jemand unsere Bestell- o<strong>de</strong>r<br />

Vertragsdaten löscht o<strong>de</strong>r manipuliert?<br />

> Wie teuer wäre es, die verlorenen Daten<br />

mithilfe von Backups o<strong>de</strong>r durch<br />

MEHR WISSEN ONLINE<br />

www.profi rma.<strong>de</strong><br />

Weitere Informationen rund um das<br />

Thema IT-Sicherheit haben wir für Sie<br />

unter www.profi rma.<strong>de</strong> zusammengestellt.<br />

Dort fi n<strong>de</strong>n Sie unter an<strong>de</strong>rem:<br />

> Checklisten zur IT-Sicherheit<br />

> Fachbeitrag Sicherheitsmaßnahmen<br />

> Fachbeitrag IT Sicherheit – Wer haftet?<br />

> Fachbeitrag Grundschutz in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Lesen Sie mehr unter<br />

www.profi rma.<strong>de</strong>/knowledgeStart<br />

manuelle Eingabe wie<strong>de</strong>rherzustellen?<br />

> Könnte ein Betrüger durch Manipulation<br />

unserer Daten Veruntreuungen<br />

erfolgreich verbergen?<br />

> Wären wir im Falle einer unbefugten<br />

Veröffentlichung interner Daten gegenüber<br />

Vertragspartnern regresspfl<br />

ichtig?<br />

> Wie groß wäre <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n, wenn unser<br />

Wettbewerber unsere wichtigsten<br />

Betriebsgeheimnisse in die Hand bekäme?<br />

Sogar Fragen <strong>de</strong>r Personalpolitik können<br />

zur Sprache kommen, etwa dann,<br />

wenn es um die Bestrafung o<strong>de</strong>r Entlassung<br />

von Mitarbeitern geht, die fahrlässig<br />

o<strong>de</strong>r vorsätzlich gegen die Sicherheitsinteressen<br />

<strong>de</strong>s Hauses verstoßen.<br />

Schon <strong>de</strong>shalb müssen Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Personalabteilung sowie <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

bei <strong>de</strong>n Beratungen über die künftige<br />

Sicherheitspolitik eines Unternehmens<br />

eingebun<strong>de</strong>n sein. Was passiert<br />

zum Beispiel, wenn ein Mitarbeiter<br />

kündigt? Wie sichert sich das Unternehmen<br />

dagegen ab, dass er wichtige Daten<br />

mitnimmt o<strong>de</strong>r löscht? Wer kümmert<br />

sich darum, dass seine Zugangsberechtigungen<br />

rechtzeitig annulliert wer<strong>de</strong>n?<br />

Von welchem Zeitpunkt an ist es besser,<br />

ihn freizustellen, damit er keinen Scha<strong>de</strong>n<br />

anrichten kann?<br />

„Solche Risikoabschätzung ist ein zeitrauben<strong>de</strong>r<br />

und komplizierter Prozess“,<br />

weiß Troue aus Erfahrung, und das<br />

Umsetzen <strong>de</strong>r beschlossenen Maßnahmen<br />

kostet Geld. Sie ist aber überzeugt:<br />

„IT-Sicherheit gibt es lei<strong>de</strong>r nicht zum<br />

Nulltarif.“<br />

Zweiter Schritt:<br />

Spielregeln für die Sicherheit<br />

Erst wenn die Unternehmensleitung<br />

ihre Hausaufgaben in Form von Risikoanalyse<br />

und Sicherheitskonzept ge-<br />

macht hat, können konkrete technische<br />

Maßnahmen folgen. Technische Ansätze<br />

zur Absicherung von Firmeninformationen<br />

unterteilen sich prinzipiell in<br />

vier Bereiche:<br />

1. Anti-Virus-Software: Schadprogramme<br />

gegen Viren, Würmer und<br />

Trojaner sind nur wirksam, wenn sie<br />

immer auf <strong>de</strong>m neuesten Stand sind.<br />

Die entsprechen<strong>de</strong>n Virus-Bibliotheken<br />

können zentral von <strong>de</strong>r IT-Abteilung<br />

o<strong>de</strong>r von je<strong>de</strong>m Mitarbeiter einzeln heruntergela<strong>de</strong>n<br />

und installiert wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Backups: Die billigste Form <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

ist die Sicherungskopie.<br />

Sogar im Fall eines Totalabsturzes hält<br />

sich <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n nämlich in Grenzen,<br />

weil sich die Daten zumin<strong>de</strong>st auf <strong>de</strong>m<br />

Stand <strong>de</strong>r letzten Sicherheitskopie leicht<br />

rekonstruieren lassen.<br />

3. Kryptografi e: Das Verschlüsseln<br />

von empfi ndlichen Daten ist die einfachste<br />

und wirkungsvollste Art, sie zu<br />

schützen. Lei<strong>de</strong>r wird diese Tatsache in<br />

<strong>de</strong>r Unternehmenspraxis viel zu selten<br />

beachtet.<br />

4. Stromversorgung: Sogar in Deutschland<br />

gehen bis zu 46 Prozent aller<br />

schwerwiegen<strong>de</strong>n Fälle von Datenverlust<br />

auf das Konto <strong>de</strong>r E-Werke. Zwar<br />

weisen die Stromnetze hierzulan<strong>de</strong> eine<br />

durchschnittliche Verfügbarkeit von<br />

99,98 Prozent auf, das heißt aber nach<br />

Adam Riese, dass <strong>de</strong>r Strom je<strong>de</strong>s Jahr<br />

für 105 Minuten weg ist. Außer<strong>de</strong>m gibt<br />

es auch bei uns regelmäßig Spannungsschwankungen,<br />

die empfi ndliche Com-<br />

privat<br />

putersysteme fast ebenso stark beein- Foto:<br />

82 ProFirma 10 2011


trächtigen können wie ein Totalausfall.<br />

Geld für eigene unterbrechungsfreie<br />

Stromversorgungsanlagen ist also in<br />

je<strong>de</strong>m Fall gut angelegt. Zwar wird die<br />

Umsetzung dieser technischen Maßnahmen<br />

weitgehend Aufgabe <strong>de</strong>r IT-Fachleute<br />

im Unternehmen beziehungsweise<br />

von externen Dienstleistern sein, es<br />

ist aber wichtig, dass das Management<br />

weiß, welche Maßnahmen geplant sind<br />

und wer dafür zuständig ist.<br />

Dritter Schritt:<br />

Planen für <strong>de</strong>n Notfall<br />

Die Planung für <strong>de</strong>n Notfall ist laut Ennen<br />

ein elementarer Baustein je<strong>de</strong>s guten<br />

Sicherheitskonzepts. Dazu müssen,<br />

wie bei je<strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Katastrophenplanung,<br />

zuerst die Verantwortungen<br />

und Kompetenzen klar sein. Für das<br />

rechtzeitige Einleiten von Gegenmaßnahmen<br />

sollte <strong>de</strong>shalb ein Notfall-Verantwortlicher<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n. Dieser<br />

muss genau wissen, was er zu tun hat,<br />

aber auch, wen er wann informieren<br />

muss. Das Konzept muss bereits vorgeben,<br />

was die EDV-Leute selbst entschei<strong>de</strong>n<br />

dürfen und wann sie einen Manager<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Firmenchef alarmieren<br />

müssen. Dazu müssen sie zum Beispiel<br />

wissen, unter welcher Telefonnummer<br />

sie ihn im Zweifelsfall nachts aus <strong>de</strong>m<br />

Bett klingeln können. Die hierzu erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Regelungen sollten am besten<br />

schriftlich als „Notfall-Organigramm“<br />

nie<strong>de</strong>rgelegt sein.<br />

Und wenn es nun doch passiert und<br />

Gauner eindringen und <strong>de</strong>n Datenschatz<br />

<strong>de</strong>s Unternehmens entführen?<br />

Neben <strong>de</strong>m Gang zur nächsten Polizeidienststelle<br />

o<strong>de</strong>r am besten gleich zum<br />

Lan<strong>de</strong>skriminalamt (inzwischen gibt<br />

es in allen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn sogenannte<br />

„Online-Dezernate“) steht <strong>de</strong>m Management<br />

noch ein hochnotpeinliches<br />

Gespräch bevor – mit <strong>de</strong>r Innenrevision.<br />

Die wird nämlich wissen wollen, wie so<br />

etwas passieren konnte. Auch Banken<br />

verlangen inzwischen im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

jährlichen Rating-Gesprächs über die<br />

Kreditlinie <strong>de</strong>r Firma oft <strong>de</strong>n Nachweis<br />

ausreichen<strong>de</strong>r Risikovorsorge in <strong>de</strong>r IT,<br />

wie es die Richtlinien von Basel II auch<br />

vorschreiben.<br />

ProFirma 10 2011<br />

„Compliance wird immer wichtiger“,<br />

glaubt Professor Sachar Paulus, Ordinarius<br />

für Wirtschaftsinformatik und<br />

Unternehmenssicherheit an <strong>de</strong>r Fachhochschule<br />

Bran<strong>de</strong>nburg. Doch gera<strong>de</strong><br />

darum sei es im Mittelstand lei<strong>de</strong>r nicht<br />

gut bestellt. Laut einer Studie, die er<br />

für <strong>de</strong>n Verein „Deutschland sicher im<br />

Netz“ durchgeführt hat, besitzen nur 24<br />

Prozent <strong>de</strong>r KMU in Deutschland eine<br />

Compliance-Strategie, in <strong>de</strong>r das Unternehmen<br />

Verhaltensmaßregeln und die<br />

Berücksichtigung von Gesetzen sowie<br />

Richtlinien im IT-Bereich <strong>de</strong>fi niert und<br />

dokumentiert.<br />

I<strong>de</strong>ntity- und Access-Management<br />

Vor diesem Hintergrund wird es immer<br />

wichtiger, dafür zu sorgen, dass je<strong>de</strong>rzeit<br />

nachvollziehbar ist, wer das Recht<br />

hat, auf bestimmte Informationen in<br />

<strong>de</strong>r Firmen-IT zuzugreifen o<strong>de</strong>r bestimmte<br />

Anwendungen zu verwen<strong>de</strong>n.<br />

„I<strong>de</strong>ntity- und Access-Management ist<br />

eine relativ junge Disziplin in <strong>de</strong>r IT“,<br />

sagt Paulus, „aber sie wird in Zukunft<br />

eine Schlüsselrolle spielen.“ Es müsse<br />

nachvollziehbar sein, welche Mitarbeiter<br />

wann auf welche Daten zugegriffen<br />

haben und ob sie dazu auch berechtigt<br />

waren. „Schon ein Beauftragungsprozess<br />

per E-Mail, verbun<strong>de</strong>n mit einer guten<br />

Protokollierung, ist ein erster wichtiger<br />

Schritt“, meint er. Viele Vorgänge<br />

ließen sich auch automatisieren. Und<br />

auch ein durchdachtes Passwort-Management<br />

könne viel zur Sicherheit <strong>de</strong>r<br />

Unternehmensdaten beitragen, glaubt<br />

Paulus. „Wenn die Leute natürlich <strong>de</strong>n<br />

Vornamen <strong>de</strong>r Ehefrau o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Hun<strong>de</strong>s<br />

als Passwort verwen<strong>de</strong>n und diesen<br />

auch noch gut sichtbar auf einer Klebenotiz<br />

an <strong>de</strong>n Bildschirm heften, dann ist<br />

<strong>de</strong>m Unternehmen wohl nicht mehr zu<br />

helfen.“<br />

Von einer Illusion, so Paulus, müsse<br />

sich <strong>de</strong>r Mittelständler allerdings verabschie<strong>de</strong>n,<br />

nämlich dass er das alles selbst<br />

leisten kann. „IT-Sicherheit ist heute so<br />

komplex, dass kein Unternehmen mehr<br />

ohne einen externen Spezialisten o<strong>de</strong>r<br />

die aufwendige Zertifi zierung <strong>de</strong>r eigenen<br />

IT-Leute auskommen kann“, behauptet<br />

er. An <strong>de</strong>n Unis und Fachhoch-<br />

schulen wer<strong>de</strong>n inzwischen Inhalte<br />

aus <strong>de</strong>n zahlreichen Publikationen und<br />

Vorgaben <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samts für Sicherheit<br />

in <strong>de</strong>r Informationstechnik in <strong>de</strong>n<br />

Unterricht eingebun<strong>de</strong>n. Beratungsunternehmen<br />

wie <strong>de</strong>r TÜV, zahlreiche Systemhäuser<br />

und selbstständige Berater<br />

und Auditoren bieten landauf, landab<br />

ihre Dienste an (siehe Kasten: „Sichere<br />

Adressen“).<br />

„Bei einem Angriff wie Shady Rat ist<br />

<strong>de</strong>r typische Mittelständler endgültig<br />

überfor<strong>de</strong>rt“, sagt Paulus. Um <strong>de</strong>r<br />

Rattenplage Herr zu wer<strong>de</strong>n, müsse<br />

man sich schon professionelle Helfer<br />

holen, die min<strong>de</strong>stens einmal im Jahr<br />

einen „Grundcheck“ <strong>de</strong>r IT-Systeme<br />

durchführen. „Das digitale Ungeziefer<br />

breitet sich immer mehr aus“, sagt<br />

Paulus, fügt aber süffi sant hinzu: „Zum<br />

Glück gibt es ja <strong>de</strong>n digitalen Kammerjäger<br />

…“<br />

SICHERE ADRESSEN<br />

Eine Liste <strong>de</strong>r von BSI anerkannten<br />

und zertifi zierten Sicherheitsberater<br />

und Auditoren gibt es unter www.<br />

bsi.bund.<strong>de</strong>/ContentBSI/grundschutz/zert/veroeffentl/ISO27001<br />

Auditoren/auditoren27001.html<br />

Das „Bürger-CERT“ („Computer<br />

Emergency Response Team“) warnt<br />

mittelständische Unternehmen gezielt<br />

und schnell vor neuen Angriffsszenarien<br />

aus <strong>de</strong>m Netz wie Viren,<br />

Würmer und Trojaner sowie neu<br />

ent<strong>de</strong>ckte Sicherheitslücken in <strong>de</strong>n<br />

meisten Standardanwendungen.<br />

www.buerger-cert.<strong>de</strong><br />

Die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft (ASW) fungiert<br />

seit <strong>de</strong>m Jahr 2003 als Dachverband<br />

<strong>de</strong>r regionalen Verbän<strong>de</strong> für Sicherheit<br />

in <strong>de</strong>r Wirtschaft (VSWn) und<br />

arbeitet eng mit <strong>de</strong>n Industrie- und<br />

Han<strong>de</strong>lskammern zusammen, um<br />

<strong>de</strong>n Mittelstand in Sicherheitsfragen<br />

zu beraten und zu unterstützen.<br />

www.asw-online.<strong>de</strong><br />

83


Business English<br />

Können Sie mir helfen?<br />

Polite Requests<br />

„Chris, can I borrow your laptop over<br />

the weekend please? The screen on mine<br />

has gone funny and I really have to fi -<br />

nish that presentation.” Or: „Uh, Chris?<br />

Sorry to bother you but I was just won<strong>de</strong>ring<br />

whether I might possibly be able<br />

to borrow your laptop for a while over<br />

the weekend if you weren’t planning on<br />

using it? It’s just that the screen on mine<br />

has been dodgy this week, and I’m rather<br />

worried about getting that presentation<br />

done. So if you weren’t going to<br />

be too busy maybe I could pop over on<br />

Sunday morning and pick it up?”<br />

The correct choice<br />

Does the fi rst one sound good to you? It<br />

is polite, there is a „please” in the request,<br />

there is even an explanation of why<br />

you need to borrow the laptop so badly.<br />

Business English<br />

Was im Deutschen höfl ich klingt, muss es im Englischen noch lange nicht<br />

sein, auch wenn die Frage ein „Bitte“ enthält. Diese Folge hilft Ihnen, Anfragen<br />

so zu formulieren, wie englische Muttersprachler sie gern hören.<br />

Mit <strong>de</strong>r Serie „Business English“ können Sie<br />

je<strong>de</strong> Aufgabe in perfektem Englisch lösen. Verbessern<br />

Sie durch die Lektüre Ihre Fähigkeit, Präsentationen,<br />

Verhandlungen und Meetings in englischer<br />

Sprache erfolgreich zu gestalten.<br />

Souverän und sicher im Daily Business English<br />

business-english.<strong>de</strong> bietet Ihnen die i<strong>de</strong>ale<br />

Kombination aus Informationen, Mustervorlagen,<br />

Arbeitshilfen, Experten-Know-how und Lernspaß<br />

für ein fehlerfreies Englisch im Job.<br />

Für je<strong>de</strong> Herausfor<strong>de</strong>rung auf Englisch sofort<br />

die passen<strong>de</strong> Lösung: Überzeugen Sie sich selbst<br />

unter www.business-english.<strong>de</strong><br />

However, you’re more likely to end up<br />

with no laptop if you use this approach:<br />

it just isn’t polite enough for a native<br />

speaker.<br />

The second approach is far more likely<br />

to get you what you want: it’s very polite,<br />

allowing both you and your colleague<br />

to avoid losing face or being embarrassed,<br />

no matter what the response<br />

is, meaning that your future relationship<br />

can be a good or better one. It doesn’t<br />

sound like a <strong>de</strong>mand whereas the fi rst<br />

one is rather peremptory, although of<br />

course your tone of voice could do a lot<br />

to soften the words, even though the<br />

fi rst version uses the word „please” and<br />

the second doesn’t. This is not always<br />

the <strong>de</strong>ciding factor in whether or not<br />

a request is polite. The more tentative<br />

a request, as seen by the use of words<br />

such as „maybe” and „perhaps”, as well<br />

as phrases such as „I was just won<strong>de</strong>ring<br />

whether …” and „… if you weren’t<br />

going to be too busy …”, the more it<br />

shows that you are trying to be as polite<br />

as possible. The use of a „pre-appeal”<br />

such as the „Sorry to bother you …” in<br />

our second example, also signifi es politeness<br />

and – another important sign of<br />

a good, polite request – it also gives escape<br />

routes for the person being asked<br />

should they need to fi nd a way of saying<br />

„no” (in a very polite way, of course),<br />

which is very important in English.<br />

Who is speaking to whom?<br />

The fi rst point to consi<strong>de</strong>r is the relationship<br />

between the speakers. If a ma-<br />

nager is speaking to the caretaker, he<br />

may well use fewer polite markers in a<br />

request:<br />

> „Could you hand me that fol<strong>de</strong>r<br />

please?”<br />

Lektion 19<br />

would be suffi cient.<br />

If a secretary is speaking to her boss, she<br />

might want to phrase her request in a<br />

more polite way:<br />

> „Do you think you could pass me that<br />

fol<strong>de</strong>r, please?”<br />

> „I won<strong>de</strong>r if you could just pass me<br />

that fol<strong>de</strong>r?”<br />

As you see, the use of „please” is not<br />

mandatory and doesn’t serve to make a<br />

request acceptable.<br />

Background to the request<br />

The history between the speakers – how<br />

long have they known each other or<br />

worked together, are they on fi rst name<br />

84 ProFirma 10 2011<br />

ProFirma<br />

Serie


TIP: Intonation can make a big difference to a request – the more tentative your voice<br />

sounds, the more polite a request is going to be. <strong>Als</strong>o, rising intonation at the end<br />

of the sentence is vital: falling intonation could indicate a <strong>de</strong>mand even if it does<br />

coinci<strong>de</strong> with the word „please”, whereas making your voice go up at the end of your<br />

request often obviates the need for „please”.<br />

terms, is it a very formal setting with<br />

others present or a relaxed, informal<br />

occasion – all contribute to the level of<br />

politeness required.<br />

In addition, the immediate background<br />

to the request needs to be consi<strong>de</strong>red. Is<br />

this the fi rst or the third time of asking?<br />

If the request was ignored or not complied<br />

with for some reason, second and<br />

further requests may very well not show<br />

the same <strong>de</strong>gree of politeness.<br />

Is it a request the speaker might reasonably<br />

be expected to make? Passing a<br />

fol<strong>de</strong>r is one thing, lending someone<br />

your brand new car for a week is quite<br />

another and would <strong>de</strong>mand quite another<br />

level of politeness!<br />

Modifying adverbs<br />

and pre-appeals<br />

You may have noticed that several of the<br />

examples use modifying adverbs such as<br />

„just” , „possibly” or „terribly” to make<br />

the request more tentative and hence<br />

more polite. These are used by native<br />

speakers more than the word „please”<br />

to indicate politeness, so it is well worth<br />

ProFirma 10 2011<br />

Vocabulary<br />

dodgy (coll.) nicht einwandfrei<br />

to pop over (schnell) besuchen<br />

to lose face das Gesicht verlieren<br />

peremptory unabweisbar<br />

tentative vorsichtig<br />

pre-appeal erster Anlauf<br />

caretaker Hausmeister<br />

mandatory obligatorisch<br />

to comply with etwas einhalten<br />

to coinci<strong>de</strong> zusammenfallen<br />

to obviate vermei<strong>de</strong>n<br />

curt knapp<br />

subordinate Untergebener<br />

to acce<strong>de</strong> to einwilligen<br />

convoluted verschachtelt<br />

learning a few of such phrases that you<br />

will feel comfortable using should you<br />

need to make a polite request.<br />

Pre-appeals or apologies are used to indicate<br />

to your listener that you are going<br />

to be phrasing a request and that you<br />

wish to be very humble and polite while<br />

doing so. They inclu<strong>de</strong> phrases such<br />

as „Sorry …” or „I was just won<strong>de</strong>ring<br />

whether …”; see our download for a list<br />

of phrases you can choose from.<br />

So do you get the laptop?<br />

> „Sorry, I need it this weekend.”<br />

This response would be very likely if<br />

you asked for the favour using the fi rst<br />

example back at the beginning of this<br />

article: although grammatically correct,<br />

it is curt almost to the point of being<br />

ru<strong>de</strong> (<strong>de</strong>pending on the tone, it could be<br />

ma<strong>de</strong> very ru<strong>de</strong> or a little more polite)<br />

and doesn’t leave either you or your colleague<br />

feeling particularly good about<br />

the exchange. Then again, the request<br />

wasn’t really <strong>de</strong>signed to make your<br />

colleague feel good – more the kind of<br />

thing a CEO might say to a subordinate<br />

than one colleague to another.<br />

> „Oh I would but I’m terribly sorry,<br />

I’m afraid I’m going to Brighton for<br />

the weekend and I will need to catch<br />

up on some work myself while I’m<br />

there. You could try asking Heather<br />

though.”<br />

A very polite refusal to the polite request,<br />

this says: „no” in a nice way. It<br />

shows that Chris feels bad about not<br />

being able to lend you his laptop, and<br />

is doing his best to make up for this<br />

by suggesting an alternative: ask Heather.<br />

You haven’t got the laptop but<br />

you have maintained your relationship<br />

with Chris and you now have another<br />

avenue to try.<br />

> „Yeah, sure, I guess I don’t really need<br />

to do much myself this weekend.<br />

Why don’t you call in around 11 on<br />

Sunday?”<br />

Success! You have the laptop and a time<br />

to pick it up on Sunday – well done!<br />

Accepting or<br />

refusing a request<br />

Accepting a request is easy. Everyone<br />

wants to hear: „Sure, no problem!”<br />

You may want to dress it up or express<br />

more enthusiasm: „I’d love to!” or „Absolutely,<br />

right away!” but your answer is<br />

going to be accepted happily no matter<br />

how you word it.<br />

Negative responses are rather more tricky,<br />

though. For a native speaker, it is<br />

very important that a request is acce<strong>de</strong>d<br />

to, even if the fi nal answer is „no”.<br />

This means that a phrase showing the<br />

respon<strong>de</strong>nt’s willingness to comply is<br />

vital. In our original scenario we showed<br />

both a negative and a positive possible<br />

response to the second and more<br />

acceptable request. Even the negative<br />

response started off in a positive way by<br />

stating: „I would but …”<br />

This allows both participants in the exchange<br />

to maintain face, it is a very nice<br />

way to say „no”.<br />

Should you have to <strong>de</strong>ny someone’s request,<br />

it is always kin<strong>de</strong>r to start off in a<br />

positive way if you can – just remember<br />

to show your willingness in some way<br />

and then continue with the word „but”<br />

to indicate a change of direction in your<br />

reply.<br />

TIP: To make a request more polite, use more words! The longer and more convoluted<br />

it is, the more polite it will generally seem. Compare „Wait a moment” to „I won<strong>de</strong>r<br />

whether you would mind terribly just waiting for a moment, please?”<br />

S. 86 Correspon<strong>de</strong>nce, S. 87 Kreuzworträtsel<br />

85


Business English<br />

Korrekte Anfragen formulieren<br />

How to write letters and e-mails of enquiry<br />

Schriftliche Anfragen an englischsprachige Geschäftspartner verlangen treffsichere Formulierungen. Mit <strong>de</strong>m<br />

passen<strong>de</strong>n Vokabular, das wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen, erzielen Sie gute Ergebnisse.<br />

Letter of enquiry<br />

If your company is approaching a new<br />

company for the fi rst time, with a view<br />

to doing business with that fi rm, it is<br />

wise to write a letter rather than an email.<br />

Th is not only gives the impression<br />

that your company intends to enter a serious<br />

business relationship but also you<br />

avoid the risk of your mail ending up in<br />

the spam fi le or being <strong>de</strong>leted without<br />

being read.<br />

Essential components of a letter of enquiry<br />

are:<br />

1. Subject Heading<br />

Th is highlights that the letter is an enquiry<br />

e.g.<br />

> Query about Price List<br />

> Enquiry about Stationery<br />

> Request for Brochure<br />

2. First Paragraph<br />

Th is introduces you to the rea<strong>de</strong>r and<br />

should briefl y summarize your line of<br />

business e.g.<br />

> We are IT and network consultants<br />

operating mostly in Germany’s northern<br />

region and are based in Cologne.<br />

business-english<br />

Fachmodule auf<br />

business-english.<strong>de</strong><br />

<strong>Als</strong> Experte sind Sie im internationalen<br />

Business beson<strong>de</strong>rs<br />

gefor<strong>de</strong>rt. Personalverantwortliche,<br />

Controller und Unternehmer<br />

fi n<strong>de</strong>n im Professional-Bereich von<br />

business-english.<strong>de</strong> speziell auf<br />

ihre Arbeitsanfor<strong>de</strong>rungen zugeschnittene<br />

Arbeitsvorlagen, Beiträge,<br />

Downloads und Trainings.<br />

ANZEIGE<br />

3. Second Paragraph<br />

If it is a standard request, such as sending<br />

sales literature or a price list, you<br />

can use:<br />

> Please send me/us…<br />

If it is a request for something more unusual,<br />

use:<br />

> I/we would be very grateful if you<br />

could send me/us…<br />

Perhaps you need more background information<br />

fi rst; then use:<br />

> I am/We are writing to enquire if it is<br />

possible …<br />

When checking prices, ask if they inclu<strong>de</strong><br />

tax (AmE) or VAT (BrE)<br />

Additional or extra information can be<br />

requested in the following way:<br />

> I/We would especially like to know…<br />

> Could you also tell me/us…<br />

4. Final Paragraph<br />

Th is tells the rea<strong>de</strong>r why you are writing<br />

and gives more <strong>de</strong>tails. Here, you can<br />

mention a contact person or fi rm. Alternatively,<br />

you can quote the newspaper<br />

or tra<strong>de</strong> journal where you saw this<br />

company advertised.<br />

> You were recommen<strong>de</strong>d to us by Karl<br />

Grün at NetTel GmbH as experts in<br />

cable systems. We are looking for new<br />

distributors in this area.<br />

> Your advertisement in the May edition<br />

of CableSys mentioned your pest resistant<br />

cables and we are interested in<br />

or<strong>de</strong>ring some.<br />

5. Closing remark<br />

Th is draws the letter to a close and adds<br />

a time reference for future contact e.g.<br />

> We look forward to receiving your<br />

catalogue/brochure/sales literature at<br />

your earliest convenience.<br />

In letters, use a formal fi nish which matches<br />

the salutation e.g.<br />

> Yours faithfully<br />

> Yours sincerely<br />

Vocabulary<br />

enquiry (BrE)/inquiry Anfrage<br />

(AmE)<br />

to approach sich annähern<br />

with a view to in <strong>de</strong>r Absicht<br />

query (An-)Frage<br />

request Bitte<br />

line of business Branche<br />

sales literature Verkaufsprospekt<br />

distributor Lieferant<br />

pest resistant schädlingssicher<br />

to draw to a close sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> nähern<br />

at your earliest<br />

convenience<br />

umgehend<br />

recognisable erkennbar<br />

E-mails requesting an offer<br />

Most companies have standard forms<br />

on their homepages when it comes to<br />

requesting an off er of goods. Th at is<br />

why it makes sense to either use their<br />

86 ProFirma 10 2011


form or formulate a request by e-mail.<br />

Letters in this case would waste valuable<br />

time. It is important to layout your<br />

e-mail so that the quantity and catalogue<br />

number (or similar) is clearly re-<br />

Die Autoren: Lucy Renner Jones und Anita Duncan<br />

CROSSWORD PUZZLE<br />

ProFirma 10 2011<br />

1<br />

2 3<br />

5<br />

6 7 8 9<br />

13 14<br />

12<br />

16 17<br />

Across:<br />

2. long-win<strong>de</strong>d (excuse, answer etc.)<br />

4. friendly, amiable<br />

10. a large collection of data<br />

12. to timetable<br />

13. especially, particularly<br />

14. area, sphere or subdivision of the<br />

Internet with common purpose<br />

16. appropriate (e.g. skills for a job)<br />

–<br />

cognisable. Th e rest of the e-mail can<br />

be kept to a minimum. Th e style is not<br />

necessarily informal just because it is<br />

an e-mail. Aft er all, this is the fi rst impression<br />

of your company.<br />

15<br />

10<br />

4<br />

Down:<br />

1. discreet<br />

3. to repeat (for rhetoric reasons)<br />

5. a rough draft (of a letter, plan etc.)<br />

6. to ratify or sanction<br />

7. give or supply<br />

8. to put forward an i<strong>de</strong>a<br />

9. the organizer, architect or brains behind<br />

something<br />

11. outlook, manner, stance<br />

15. rough or brusque<br />

17. to drag (heavy things)<br />

Answers: Across: 2. convoluted, 4. affable, 10. database, 12. schedule, 13. notably, 14. domain, 16. well-suited<br />

Down: 1. judicious, 3. reiterate, 5. preliminary, 6. validate, 7. contribute, 8. pitch, 9. mastermind, 11. attitu<strong>de</strong>,<br />

15. gruff, 17. lug<br />

11


Rückschau & Termine<br />

TERMINE<br />

STATISTA STARTET<br />

ENGLISCHSPRACHIGE SEITE<br />

Das Statistikportal Statista, Kooperationspartner<br />

von ProFirma, hat unter<br />

www.statista.com seine englischsprachige<br />

Seite freigeschaltet. Auf ihr<br />

fi n<strong>de</strong>n Nutzer Statistiken zu 20 verschie<strong>de</strong>nen<br />

Branchen in <strong>de</strong>n USA und<br />

zu weiteren internationalen Märkten.<br />

Die Daten wer<strong>de</strong>n ergänzt mit englischen<br />

Übersetzungen von Statistiken<br />

zum <strong>de</strong>utschen Markt. Statista startete<br />

im Mai 2008 als <strong>de</strong>utschsprachiges<br />

Angebot. Kun<strong>de</strong>n haben Zugriff auf<br />

Daten zu 60.000 Themen aus mehr<br />

als 10.000 Quellen. En<strong>de</strong> 2010 hat die<br />

Statista GmbH (Hamburg/New York)<br />

als Trägerin <strong>de</strong>s Portals in Deutschland<br />

<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Break-even<br />

erreicht und bewiesen, dass ihr Geschäftsmo<strong>de</strong>ll<br />

funktioniert.<br />

5. Oktober 2011<br />

Mittelstandskongress<br />

Konzerthaus Freiburg<br />

www.fr-mk.<strong>de</strong><br />

25. bis 27. Oktober 2011<br />

DKM<br />

Messe Dortmund<br />

www.dkm-messe.<strong>de</strong><br />

Alles, was Unternehmen zum Thema<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehung wissen müssen, fi n<strong>de</strong>n sie<br />

bei <strong>de</strong>r CRM-Expo in Nürnberg.<br />

CRM-Expo<br />

Wertvolles CRM-Wissen für kleine<br />

und große Unternehmen<br />

Die CRM-Expo am 5. und 6. Oktober 2011 in <strong>de</strong>r Messe Nürnberg bietet Führungskräften<br />

aus Industrie, Han<strong>de</strong>l und Dienstleistung wertvolles Praxiswissen, Experten-<br />

Know-how und Anwendungsbeispiele rund um die Themen Kun<strong>de</strong>nbindung, Neukun<strong>de</strong>ngewinnung,<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungsmanagement und -pfl ege.<br />

„Die CRM-Expo hält erneut ein spannen<strong>de</strong>s, praxisorientiertes Programm mit Mehrwert<br />

für alle Unternehmensgrößen vor“, betont Ralf Korb, Projektleiter <strong>de</strong>r CRM-<br />

Expo beim Veranstalter Atelier Scherer Fair Consulting GmbH (asfc) in Fürth. „CRM<br />

ist heute in vielen Unternehmensbereichen nicht nur ein integraler und wichtiger<br />

Bestandteil. CRM ist die Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg und Wachstum“,<br />

so Korb. Denn entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Erfolg aller Unternehmen seien dauerhaft gute<br />

Kun<strong>de</strong>nbeziehungen.<br />

Auch in diesem Jahr gibt es wie<strong>de</strong>r eine Fülle spannen<strong>de</strong>r Kongressbeiträge. Neben<br />

<strong>de</strong>r Reihe „CRM @ its best“ mit <strong>de</strong>n Siegerkonzepten <strong>de</strong>r Finalisten <strong>de</strong>s CRM Best<br />

Practice Awards dürfen sich Besucher auf Vorträge und Software-Tests freuen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.crm-expo.com und www.mobile-business-area.<strong>de</strong><br />

Mittelstandsprogramm<br />

Attraktive För<strong>de</strong>rpreise für <strong>de</strong>n Mittelstand<br />

Bereits zum neunten Mal können sich<br />

kleine und mittlere Unternehmen um<br />

die begehrten Preise <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative<br />

Mittelstandsprogramm bewerben. „Die<br />

ausgezeichneten Mittelständler können<br />

kostenfrei, schnell und ohne Risiko<br />

neue innovative Produkte in ihrem<br />

Unternehmen einführen o<strong>de</strong>r Dienstleistungen<br />

zur Steigerung ihres Unternehmenserfolgs<br />

in Anspruch nehmen“,<br />

erklärt Martin Hubschnei<strong>de</strong>r, Initiator<br />

<strong>de</strong>s Mittelstandsprogramms und Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r CAS Software<br />

AG in Karlsruhe.<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative ist einfach:<br />

Hersteller und Dienstleister aus verschie<strong>de</strong>nen<br />

Branchen stellen als Sponsoren<br />

ihr aktuelles Produktportfolio für<br />

mittelständische Unternehmen kostenfrei<br />

bereit. Insgesamt 390 Sponsoren<br />

sorgten in <strong>de</strong>n vergangenen acht Run<strong>de</strong>n<br />

dafür, dass <strong>de</strong>m Mittelstand Preise<br />

im Wert von mehr als 13 Millionen Euro<br />

übergeben wer<strong>de</strong>n konnten. Das För<strong>de</strong>rpreisangebot<br />

umfasste IT-Lösungen<br />

und Dienstleistungen für Vertrieb und<br />

Marketing, Back Offi ce und Organisation<br />

sowie Planung und Management.<br />

Ein unabhängiger Innovationsrat prüft<br />

im Vorfeld die Innovationskraft <strong>de</strong>r<br />

Sponsoren. Eine Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>s Mittelstandsprogramms<br />

ist, dass je<strong>de</strong>r<br />

Sponsor selbst entschei<strong>de</strong>t, welcher<br />

Bewerber Preisträger wird. Die nächste<br />

Run<strong>de</strong> startet am 1. November 2011. Sie<br />

wird wie<strong>de</strong>r vom renommierten Mittelstandsexperten<br />

Prof. Dr. h.c. Lothar<br />

Späth unterstützt.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.mittelstandsprogramm.com<br />

88 ProFirma 10 2011<br />

Foto: CRM-Expo


Vorschau 11.2011<br />

Titelthema: Das Wachstum steuern<br />

Für mittelständische Unternehmen gibt es viele Möglichkeiten, um zu wachsen.<br />

Sie können neue Filialen eröffnen, ins Ausland expandieren, ihr Geschäft in<br />

ein Franchise-System umwan<strong>de</strong>ln und vieles mehr. In unserer Titelgeschichte<br />

beschreiben wir anhand von Unternehmensbeispielen, welche Ansätze sich<br />

unter verschie<strong>de</strong>nen Voraussetzungen eignen, und geben Expertentipps für die<br />

erfolgreiche Umsetzung <strong>de</strong>r Strategie.<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion:<br />

Dieter Römer (Chefredakteur)<br />

E-Mail: Dieter.Roemer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Paul Lauer (Redakteur)<br />

E-Mail: Paul.Lauer@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Christoph Lorenz (Redakteur)<br />

E-Mail: Christoph.Lorenz@profi rma.<strong>de</strong><br />

Hans-Walter Neunzig (Redakteur)<br />

E-Mail: Hans-Walter.Neunzig@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Gabi Reuys (Assistentin)<br />

E-Mail: Gabi.Reuys@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Telefon 07 61/89 83 031, Fax 07 61/89 83 112<br />

Hausadresse <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

<strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Munzingerstr. 9, 79111 Freiburg<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

M. Bahnerth, Prof. M. Beck, A. Bemmer, J. Christ,<br />

T. Cole, K. Dietzel, A. Duncan, St. Gneiting, S.<br />

Hölper, G. Hopmeier, E. Neuthinger, L. Renner<br />

Jones, Johannes Schmeer, F. T. Uhrig, L. Volkelt, O.<br />

Weiss, B. Weller<br />

Grafi k: Hanjo Tews<br />

ProFirma 10 2011<br />

Anzeigen-Verkauf:<br />

Bernd Junker (Anzeigenleitung)<br />

Telefon 09 31/27 91 556<br />

Oliver Cekys (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 731<br />

Thomas Horejsi (Senior Key Account Manager)<br />

Telefon 09 31/27 91 451<br />

Michaela Dotzler (Disposition)<br />

Tel. 09 31/27 91 559, Fax 09 31/27 91 477<br />

E-Mail: Anzeigen@ProFirma.<strong>de</strong><br />

Verbreitete Aufl age,<br />

2. Quartal 2011: 79.441<br />

Verkaufte Aufl age: 58.198<br />

IVW-geprüft. ISSN 1435-6082<br />

Abonnentenservice:<br />

<strong>Haufe</strong> Service Center GmbH, Postfach,<br />

79091 Freiburg<br />

Telefon 01 80/50 50 169*, Fax 01 80/50 50 441*<br />

E-Mail: Zeitschriften@<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

* 0,14 €/Min. aus <strong>de</strong>m dt. Festnetz, max. 0,42 €/Min. mobil.<br />

Ein Service von dtms.<br />

Die Ausgabe 11/2011 erscheint am 27. Oktober 2011<br />

Weitere Themen:<br />

WORK-LIFE-BALANCE<br />

Alles zu seiner Zeit<br />

Beruf und Privates gut zu vereinen, fällt<br />

vielen Unternehmern schwer, ist aber<br />

wichtig für die Gesundheit. ProFirma gibt<br />

Ratschläge, wie es gelingen kann.<br />

BASEL III<br />

Der Countdown läuft<br />

In <strong>de</strong>n Banken haben die Vorbereitungen<br />

für Basel III begonnen. Auch Unternehmen<br />

müssen wissen, was auf sie zukommt.<br />

ProFirma nennt die wichtigsten Punkte.<br />

SPECIAL NUTZFAHRZEUGE<br />

Leasing lohnt sich<br />

Full-Service-Leasing lohnt sich für Transporter<br />

und Nutzfahrzeuge. ProFirma zeigt,<br />

wie Unternehmen diese Finanzierungsform<br />

für ihren Fuhrpark richtig nutzen.<br />

Verlag: <strong>Haufe</strong>-Lexware GmbH & Co. KG<br />

Verlagsleitung: Reiner Straub<br />

Munzinger Straße 9, D-79111 Freiburg<br />

www.<strong>Haufe</strong>.<strong>de</strong><br />

Druck: Druckerei Echter, Würzburg<br />

Vertrieb im Han<strong>de</strong>l:<br />

SPECIAL INTEREST<br />

Zeitschriften Distribution & Marketing GmbH<br />

Nor<strong>de</strong>ndstraße 2; 64546 Mörfel<strong>de</strong>n-Walldorf<br />

Der jährliche Bezugspreis beträgt für ProFirma im Inland: 68 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 79 Euro inkl. Versand. Das Kombi-Jahresabo ProFirma<br />

Professional kostet im Inland 237,60 Euro inkl. MwSt. und Versand, im Ausland 252,60 Euro inkl. Versand. Bezieher <strong>de</strong>r Produkte aus <strong>de</strong>r „Lexware professional<br />

line“ (9018, 9182, 9183, 9170, 9171, 9172, 9173, 9174, 8804, 9094) erhalten ProFirma im Rahmen ihres Abonnements. Für Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r Selbständigen<br />

(BDS) und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverban<strong>de</strong>s Metall ist <strong>de</strong>r Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

89


Schluss mit lustig<br />

H2O saß mit Clara, von <strong>de</strong>r er im Moment nicht wusste, ob sie<br />

jetzt noch seine Ex-Frau o<strong>de</strong>r schon wie<strong>de</strong>r seine Frau war, auf<br />

<strong>de</strong>n Stühlen im Achter<strong>de</strong>ck <strong>de</strong>r Jacht seines griechischen Geschäftsfreun<strong>de</strong>s.<br />

Sie hatten bei<strong>de</strong> ein Glas kühlen Cava Drios<br />

in <strong>de</strong>r Hand und blickten über das Meer auf die lichtgesprenkelte<br />

Küste Korfus. „Zwei Millionen“, seufzte H2O. „Haben<br />

wir nicht, Henning“, antwortete Clara. „Ich weiß. Aber ohne<br />

eine CO 2 -Waschanlage für das Methangas von Kühen geht es<br />

nicht.“ „Henning, versteh mich jetzt nicht falsch, aber hast du<br />

dir mal überlegt, dass das ganze Projekt einfach eine Nummer<br />

zu groß ist für dich? Für uns?“ „Was heißt hier zu groß,<br />

Clara? Zwei Millionen für eine<br />

CO 2 -Waschanlage ist im Grun<strong>de</strong><br />

ein guter Preis. Und die I<strong>de</strong>e, aus<br />

Methangas von Rin<strong>de</strong>rn Bioenergie<br />

herzustellen, die ist, Clara, na<br />

ja, unschlagbar.“<br />

„Henning, wir müssen jetzt vernünftig<br />

sein.“ „Wir, Clara?“ „Mein<br />

Geld steckt da auch drin, Henning.<br />

Und wir sind immer noch verheiratet.“<br />

„Ich weiß. Aber sind wir noch<br />

ein Paar?“ „Vielleicht wer<strong>de</strong>n wir<br />

wie<strong>de</strong>r eines, Henning. Wenn wir<br />

es schaffen, uns zu vertrauen, uns<br />

zu respektieren und <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

zu akzeptieren, so wie er ist.“ „Hab<br />

ich das nicht immer getan, Clara?“<br />

„Henning, bitte.“ „Wie jetzt, bitte?“ „Ich hatte am Schluss das<br />

Gefühl, dass alles, was ich tue, dir zuwi<strong>de</strong>r ist, Henning.“ „Vielleicht,<br />

Clara, aber das war nur, weil ich das Gefühl hatte, dass<br />

alles, was ich tue, dir zuwi<strong>de</strong>r ist.“ Eine Zeitlang blickten sie<br />

schweigend auf die Küste, je<strong>de</strong>r versunken in seiner Welt.<br />

„Wür<strong>de</strong>st du mich noch wollen?“, fragte H2O leise in die Dunkelheit.<br />

„Unter Umstän<strong>de</strong>n.“ „Ich auch nur unter Umstän<strong>de</strong>n,<br />

Clara, das ist ja klar.“ „Ich frage mich gera<strong>de</strong>, ob ich dich noch<br />

lieben könnte, Henning.“ „Ich weiß nur, Clara, dass ich nie<br />

aufgehört habe, dich zu lieben. Irgendwie. Und dass es richtig<br />

gut war, wie<strong>de</strong>r mit dir zu schlafen.“ „Das, Henning, können<br />

wir wirklich gut, stimmt.“ „Können wir das wie<strong>de</strong>rholen,<br />

Clara, jetzt?“ „Später, Henning, wir müssen uns zuerst noch<br />

H 2O<br />

... fl irtet so gut wie lange nicht<br />

von Michael Bahnerth<br />

Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, liebäugelt mit seiner Ex-Frau,<br />

behält aber weiter die Methangas-Geschäfte im Blick.<br />

über die Waschanlage klar wer<strong>de</strong>n. Aber ich fän<strong>de</strong> es schön,<br />

wenn du näher kommen und <strong>de</strong>ine Hand auf mein Bein legen<br />

wür<strong>de</strong>st.“<br />

„Gut so?“, fragte H2O. „Ja.“ „Clara?“. „Ja?“ „Vielleicht sollten<br />

wir Deutschland verlassen und hier unsere Zelte aufschlagen.“<br />

„Vielleicht.“ „Wir grün<strong>de</strong>n eine griechische Firma und<br />

hängen uns an die EU-Subventions-Infusion für dieses abgewirtschaftete<br />

Land hier, erhalten vielleicht 60 Prozent <strong>de</strong>r zwei<br />

Millionen, weil wir Arbeitsplätze schaffen und nachhaltige<br />

Produktion betreiben und so weiter.“ „Könnte sein, Henning,<br />

aber ist dir aufgefallen, dass es hier kaum Kühe gibt?“. „Oh.<br />

Vielleicht gibt es ein paar oben im<br />

Nor<strong>de</strong>n. Und es geht ja nur darum,<br />

diese eine Waschanlage zu bauen,<br />

das Gas auf <strong>de</strong>n Markt zu bringen.<br />

Danach verkaufen wir das Konzept<br />

im Franchising und kümmern uns<br />

nur noch um uns.“<br />

„Machst du dir das nicht alles ein<br />

bisschen zu einfach, Henning?“<br />

„Wieso soll ich es mir schwer machen,<br />

Clara?“ „Weil die Dinge nicht<br />

immer einfach sind!“ „Aber stell<br />

dir vor, wir bei<strong>de</strong> hier in Griechenland,<br />

leben unsere I<strong>de</strong>e, geben noch<br />

einmal alles, bevor wir richtig alt<br />

wer<strong>de</strong>n, und dann haben wir genug<br />

Geld, um unsere letzten Jahre<br />

zu genießen.“ „Und wenn es nicht klappt, Henning?“ „Clara,<br />

mit Pessimismus kannst du keine Geschäftsi<strong>de</strong>e zum Laufen<br />

bringen. Da musst du nach vorne schauen. Immer.“ „Und<br />

warum gibt’s dann so viele Firmenpleiten, Henning?“ „Weil,<br />

natürlich, neben Optimismus braucht man auch Können.<br />

Und Glück.“ „Und das haben wir?“ „Wer<strong>de</strong>n wir haben.“ „Ich<br />

<strong>de</strong>nke darüber nach, Henning.“ „Gut.“ „Übrigens, <strong>de</strong>ine Hand<br />

fühlt sich gut an.“ „Das liegt an <strong>de</strong>inem Oberschenkel.“ „Ach,<br />

Henning.“<br />

DIE NÄCHSTE FOLGE: H2O, Clara und <strong>de</strong>r Spatz in <strong>de</strong>r<br />

Hand o<strong>de</strong>r die Taube auf <strong>de</strong>m Dach.<br />

90 ProFirma 10 2011<br />

Folge 38<br />

Illustration: Reinhold Harwath


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„Viele Dinge funktionieren nur mit vereinten Kräften. Zum Beispiel wenn wir<br />

unsere Mannschaft beim Heimspiel anfeuern. O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Karnevalsumzug<br />

organisieren. Und alleine grillen macht auch keinen Spaß. Zusammen kann man<br />

Je<strong>de</strong>r Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />

vr.<strong>de</strong>/naehe<br />

Wir machen <strong>de</strong>n Weg frei.<br />

halt mehr auf die Beine stellen.<br />

Und genauso funktioniert das<br />

bei uns im Ort: Man kennt sich,<br />

man schätzt sich, und man ist ganz selbstverständlich füreinan<strong>de</strong>r da.<br />

Das schafft gegenseitiges Vertrauen, auf das sich aufbauen lässt. Schließlich ist<br />

Vertrauen die beste Grundlage, wenn man gemeinsam was erreichen will.“<br />

Udo Totzke, Volksbank Rhein-Wupper eG in Leverkusen-Schlebusch, einer unserer über 160.000 Mitarbeiter<br />

Wir machen <strong>de</strong>n Weg frei. Gemeinsam mit <strong>de</strong>n Spezialisten <strong>de</strong>r Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: DZ BANK, WGZ BANK,<br />

BausparkasseSchwäbischHall,DGHyp,DZPRIVATBANK,easyCredit,MünchenerHyp,R+VVersicherung,UnionInvestment,VRLEASING,WLBank.

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