TCM und Yijing - Ling Zhen
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Titel: Traditionelle Medizin: <strong>TCM</strong><br />
Dr. phil.<br />
Andrea Mercedes Riegel<br />
ist pro mo vier te Si no lo gin, Heil prak ti ke rin<br />
<strong>und</strong> Lei te rin des In sti tuts für For schung <strong>und</strong><br />
Leh re der Tra di tio nel len Chi ne si schen Medi<br />
zin (<strong>TCM</strong>) in Of ters heim. Ih re For schungsschwer<br />
punk te sind: Tri gramm-Aku punk tur<br />
so wie The ra pie chro ni scher Er kran kun gen (Fib ro my al gie,<br />
Dia be tes, Neu ro der mi tis, Pso ria sis <strong>und</strong> Tu mor er kran kun -<br />
gen) mit <strong>TCM</strong>. Sie ist au ßer dem Fach buch au to rin <strong>und</strong> Medi<br />
zi ni sche Dol met sche rin für Chi ne sisch <strong>und</strong> Mit or ga ni sa -<br />
to rin von Chi nah ospi ta tio nen nach Pe king.<br />
Kon takt:<br />
Mann hei mer Str. 40, D-68723 Of ters heim<br />
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Wie oder nach welchen Prinzipien müssen<br />
Organe miteinander zusammenarbeiten?<br />
Auch hierfür gibt die Natur ein Muster vor, abgeleitet<br />
aus Himmelskonstellationen: die Fünf<br />
Wandlungsphasen (chin. 五行 wuxing). Die Lehre<br />
von den Fünf Wandlungsphasen, die zur Zeit<br />
der Streitenden Reiche (475 bis 221 v. Chr.)<br />
in China aufkam, wurde in verschiedenen Klassikern<br />
beschrieben. In den meisten von ihnen<br />
sind die wuxing jedoch noch als reine Elemente<br />
beschrieben <strong>und</strong> ohne Zusammenhang.<br />
Erst im Buch der Riten wurde eine Abfolge der<br />
wuxing als Kreislauf beschrieben. Aber nirgendwo<br />
ist die Lehre von den wuxing <strong>und</strong> ihren<br />
Zusammenhängen sowie ihren systematischen<br />
Zuordnungen so deutlich beschrieben<br />
wie im <strong>Yijing</strong>.<br />
Das <strong>Yijing</strong> bildete eine ideale<br />
Quelle für die Zuordnung der<br />
Wandlungsphasen oder Elemente<br />
zu Organpaaren, Farben,<br />
Geschmacksrichtungen, Sinnesorganen<br />
<strong>und</strong><br />
Körperstrukturen.<br />
Jede Diagnose orientiert sich auch heute noch<br />
an den insgesamt sehr komplexen Gesetzmäßigkeiten<br />
der Fünf Wandlungsphasen. Der<br />
chinesische Therapeut sucht stets nach der<br />
Ursache der vorherrschenden Symptomatik,<br />
<strong>und</strong> diese Suche erfolgt stets über die Betrachtung<br />
des Fünf-Phasen-Modells, insbesondere<br />
im Bereich der inneren Medizin.<br />
Seitdem wir uns auf schriftliche Überlieferung<br />
berufen können, ist eine besondere wichtige<br />
Vorstellung der chinesischen Medizin die der<br />
Existenz energetischer Leitbahnen. Man unterscheidet<br />
seit dem Huangdi neijing – entsprechend<br />
den zwölf Monaten des Jahres <strong>und</strong><br />
den zwölf Doppelst<strong>und</strong>en des Tages – zwölf<br />
verschiedene Hauptleitbahnen mit Organbezug<br />
<strong>und</strong> damit natürlich sechs Yin/Yang-Paare,<br />
dies in strenger Anwendung des im <strong>Yijing</strong><br />
verbrieften Postulats, dass der Mensch Mikrokosmos<br />
im Makrokosmos sei. Das Leit-<br />
bahnensystem ist in seiner Gesamtheit<br />
sehr verzweigt <strong>und</strong> von<br />
seiner Struktur her vergleichbar<br />
mit unserem Kapillarsystem. Man<br />
sah <strong>und</strong> sieht eine Vernetzung aller<br />
Gewebe <strong>und</strong> Organe durch<br />
die Leitbahnen, ein freier Energiefluss<br />
ist unabdingbar für die<br />
Ges<strong>und</strong>heit des Organismus. Da<br />
die Existenz dieses Leitbahnensystems<br />
nie eindeutig nachgewiesen<br />
werden konnte, bleibt ihm<br />
innerhalb der Schulmedizin der<br />
Status des „Gedankenmodells“.<br />
Eine besondere Entdeckung sind<br />
tatsächlich die Reizpunkte, die<br />
es auf den Leitbahnen <strong>und</strong> auch<br />
außerhalb gibt. Diese wurden als<br />
„Höhlen“ (xue 穴) bezeichnet. In<br />
Entsprechung der Jahrestage<br />
nahm man 365 dieser Leibahnenpunkte an. Tatsächlich<br />
kennt man heute 361 dieser Reizpunkte,<br />
<strong>und</strong> man weiß heute, dass diese Reizpunkte<br />
Einbuchtungen in der Körperfaszie sind,<br />
durch die Nerven <strong>und</strong> kleine Adern ziehen.<br />
Man weiß auch, dass über die manuelle oder<br />
Nadelreizung dieser Punkte physiologische<br />
Reaktionen ausgelöst werden, deren hauptsächliche<br />
die Ausschüttung von Endorphinen<br />
ist.<br />
Für die Dokumentation einer Diagnose stehen<br />
dem Therapeuten nur acht Termini zur Verfügung:<br />
Yin – Yang, innen – außen, Fülle – Leere,<br />
Kälte – Hitze. Bei richtiger Betrachtung fällt<br />
auf, dass die übrigen neben Yin <strong>und</strong> Yang wieder<br />
nur Manifestationen von Yin bzw. Yang<br />
sind <strong>und</strong> letztlich auch eine Entsprechung der<br />
acht Trigramme aus dem <strong>Yijing</strong>:<br />
Yin Yang<br />
Innen (li) Außen (biao)<br />
Kälte (han) Hitze (re)<br />
Leere (xu) Fülle (shi)<br />
Denn: Feuer kann Hitze (re 热) repräsentieren,<br />
Wasser Kälte (han 寒). Wind verursacht Fülle<br />
(shi 實), Donner verhallt in der Leere (xu 虚).<br />
Die Wellen des Sees hüpfen an der Oberfläche<br />
(biao 表), der Berg birgt Substanz im Innern (li<br />
裏).<br />
Die terminologische Knappheit<br />
der chinesischen Medizin ist im<br />
Gegensatz zur Schulmedizin<br />
indifferent <strong>und</strong> allgemein,<br />
beschreibend, nicht definierend.<br />
Andererseits eröffnet sie die Möglichkeit, den<br />
Patienten individuell zu erfassen <strong>und</strong> zu therapieren.<br />
Die Symptome führen uns wie bereits<br />
angedeutet auf die „Typenmuster“.<br />
Welches Fazit kann man nun aus der Darstellung<br />
der Gr<strong>und</strong>prinzipien der chinesischen<br />
Medizin ziehen?<br />
Die chinesische Medizin ist ein naturphilosophisches<br />
System, das den Patienten als Ein-<br />
heit mit Himmel <strong>und</strong> Erde, aber auch auf körperlich-seelischer<br />
Ebene betrachtet. Sie sucht<br />
nach Zusammenhängen <strong>und</strong> Krankheitsursachen<br />
auf der Basis von Theorien, die die Autoren<br />
des ersten Medizinklassikers Huangdi neijing<br />
zum großen Teil aus dem <strong>Yijing</strong> übernommen<br />
haben: die Einheit von Himmel, Erde <strong>und</strong><br />
Mensch, die Fünf Wandlungsphasen, Yin <strong>und</strong><br />
Yang, die Zahlensymbolik.<br />
Die Nutzung des <strong>Yijing</strong><br />
in der Medizin<br />
Es stellt sich nun die Frage, warum diese Ursprünge<br />
der chinesischen Medizintheorien heute<br />
zwar in der modernen Praxis angewandt werden,<br />
jedoch letztlich nicht in vollem Umfang genutzt<br />
werden. Die „Nutzung in vollem Umfang“<br />
bedeutet, dass man auch heute wie in antiker<br />
Zeit auf das <strong>Yijing</strong> <strong>und</strong> seine Aussagen direkt<br />
zurückgreifen kann, um zu Diagnosen <strong>und</strong><br />
Prognosen zu gelangen. Auch ist es möglich,<br />
über die den 64 Hexagrammen zu Gr<strong>und</strong>e liegenden<br />
acht Trigramme <strong>und</strong> ihren beiden zyklischen<br />
Anordnungen Hetu <strong>und</strong> Luoshu <strong>und</strong> die<br />
Geburtsdaten des Patienten gewisse Krankheitsdispositionen<br />
abzulesen.<br />
Die zyklische Anordnung der Trigramme repräsentieren<br />
entweder die „vorweltliche“ Ordnung<br />
(Hetu, vgl. Abb. 3) oder die „nachweltli-<br />
Abb. 3: Hetu-Karte<br />
Abb. 4: Luoshu-Karte<br />
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