Ausgabe 4/2012 - Ghorfa
Ausgabe 4/2012 - Ghorfa Ausgabe 4/2012 - Ghorfa
4/2012 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin SOUQ www.ghorfa.de 2nd Iraqi-German Business Forum Der Irak präsentiert sich in Berlin Energie Forum Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen Branchen Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance Finanzen Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor
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- Seite 46 und 47: ENErGIE Country Algeria (Sonil-Gaz)
4/<strong>2012</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />
SOUQ www.ghorfa.de<br />
2nd Iraqi-German Business Forum<br />
Der Irak präsentiert sich in Berlin<br />
Energie Forum<br />
Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen<br />
Branchen<br />
Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance<br />
Finanzen<br />
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor
Laut dem Weltwirtschaftsforum gehört Bahrain zu den modernsten, größten Finanzzentren der Golfregion.<br />
Weitere Einblicke erhalten Sie unter bahrain.com
Verstärkte Kooperation<br />
Liebe Mitglieder,<br />
liebe Leser,<br />
ob zu einem kleinen, persönlichen Fachgespräch oder zu einer<br />
großen Konferenz mit mehreren Hunderten Teilnehmern – im<br />
Herbst lud die <strong>Ghorfa</strong> wieder herzlich zu ihren zahlreichen<br />
Veranstaltungen ein.<br />
Ein Highlight war sicherlich das 2nd Iraqi-German Business<br />
Forum. Eine mehr als 200-köpfige hochrangige Delegation<br />
aus dem Irak informierte rund 200 deutsche Unternehmer aus<br />
erster Hand über geplante Investitionsprojekte und Kooperationsmöglichkeiten.<br />
In dieser Souq <strong>Ausgabe</strong> berichtet der irakische<br />
Finanzminister Rafie Al-Issawi, warum eine boomende<br />
Ölindustrie für sein Land nicht genug ist und wie die irakische<br />
Regierung die Volkswirtschaft reformieren möchte.<br />
Auf dem 3rd Arab-German Energy Forum Mitte Oktober bestätigte<br />
sich, welch großes Potenzial weiterhin bei der deutscharabischen<br />
Zusammenarbeit im Energiesektor liegt. Nicht<br />
umsonst wurden dieses Jahr auch die deutsch-marokkanische<br />
und die deutsch-tunesische Energiepartnerschaften eröffnet.<br />
Unsere Souq <strong>Ausgabe</strong> greift auch die großen Chancen der Solarenergie<br />
auf der arabischen Halbinsel auf.<br />
Für einen Austausch im kleineren Rahmen gab es ebenso Gelegenheit.<br />
Erstmals organisierte die <strong>Ghorfa</strong> gemeinsam mit der<br />
AHK in Abu Dhabi und der AHK in Riad im September auf der<br />
InnoTrans in Berlin, dem weltweit führenden Business-Treff<br />
für Schienenverkehrstechnik, eine Majlis. Als Majlis bezeichnet<br />
man in der arabischen Sprache einen Ort, an dem man<br />
sich trifft, um gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />
Angelegenheiten zu besprechen.<br />
Mit dem 4th Arab-German Education and Vocational Training<br />
Forum Ende November in Berlin schließen wir das Jahr mit<br />
einem zukunftsweisenden Thema ab. Deutschland und die<br />
arabische Welt investieren bereits kräftig in Bildungsprojekte,<br />
um die junge Generation für den Arbeitsmarkt zu quali-<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
EDItOrIal<br />
fizieren, ihnen optimale Berufsaussichten und einen hohen<br />
Bildungsstandard zu ermöglichen. In einem Interview spricht<br />
Prof. Weiß, ständiger Vertreter des Präsidenten und Leiter des<br />
Forschungsbereichs im Bundesinstitut für Berufsbildung, über<br />
die als vorbildlich geltende deutsche duale Berufsausbildung.<br />
Als weiterer Schwerpunkt greift unsere <strong>Ausgabe</strong> in einem Interview<br />
mit dem deutschen Botschafter in Riad, Dieter Haller,<br />
die dynamischen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Saudi-<br />
Arabien und Deutschland auf. Zudem liegt der Fokus auf den<br />
potenziellen Geschäftschancen im Finanzsektor in Bahrain sowie<br />
auf den geplanten Investitionen in der Schienenindustrie<br />
in den arabischen Ländern.<br />
Wir freuen uns bereits, Sie 2013 bei einer unserer diversen<br />
Veranstaltungen zu begrüßen und wünschen Ihnen bis dahin<br />
erholsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr.<br />
Ihr<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
Generalsekretär<br />
3
Editorial<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />
Personalien<br />
Nachrichten<br />
Irak<br />
2nd Iraqi-German Business Forum: Der Irak präsentiert sich in Berlin 10<br />
Interview mit S.E. Rafie Al-Issawi, Finanzminister der Republik Irak 14<br />
Finanzen<br />
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor 16<br />
Bahrain als wirtschaftliches Drehkreuz des Arabischen Golfs 18<br />
Kooperation<br />
Interview mit S.E Dieter Haller, deutscher Botschafter in Riad 20<br />
Bildung<br />
Ausbau des saudischen Bildungssektors 22<br />
Interview mit Prof. Dr. Weiß, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 24<br />
Branchenreport<br />
Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance 26<br />
Ägypten setzt auf umweltfreundlichen Tourismus 30<br />
länderreport<br />
Kuwait: Öl-Sektor hält Volkswirtschaft auf Wachstumskurs 32<br />
Energie<br />
Wachstumsmotor Solarenergie 36<br />
Interview mit Prof. Dr. Eng. Osman, Präsident der Egyptian Wind Energy Association 38<br />
Energie Forum: Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen 39<br />
Präsentation S.E. Prof. Dr. Shobokshi im Rahmen des Energie Forums 44<br />
6<br />
7<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />
Commerce and Industry e.V.<br />
Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />
Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />
Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />
ghorfa@ghorfa.de<br />
www.ghorfa.de<br />
Präsident: Dr. Thomas Bach<br />
Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />
redaktion:<br />
Dr. Ralf Neubauer<br />
redaktionelle Mitarbeit:<br />
Leoni Abel, Jessica Noll<br />
titelbild: M. El-Sauaf<br />
layout: Fadhl Al-Romaima<br />
Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />
Erscheinungsweise:<br />
Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />
Richtigkeit der Angaben.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />
Quellenangabe gestattet.<br />
Erscheinungsdatum: November <strong>2012</strong>
Grenzenlose Erfolge<br />
Rödl & Partner ist an 89 eigenen Standorten in 39 Ländern vertreten. Die<br />
integrierte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft für Recht, Steuern, Unternehmensberatung<br />
und Wirtschaftsprüfung verdankt ihren dynamischen Erfolg<br />
über dreitausend unternehmerisch denkenden Mitarbeitern.<br />
Im engen Schulterschluss mit ihren Mandanten erarbeiten sie Informationen<br />
für fundierte – häufig grenzüberschreitende – Entscheidungen aus<br />
den Bereichen Wirtschaft, Steuern, Recht und IT und setzen sie gemeinsam<br />
mit ihnen um.<br />
Von Dubai aus steuern wir die Geschäfte unserer Mandanten in der<br />
arabischen Welt. Diese betreuen wir umfassend aus einer Hand – ganz<br />
gleich, ob ein Markteintritt in der Region vorbereitet oder ein bestehendes<br />
Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden soll.<br />
Ihre Ansprechpartner für den Nahen Osten<br />
Sabine Reindel<br />
Tel.: + 971 (56) 115 65 44<br />
sabine.reindel@roedl.pro<br />
Dr. Marcus Felsner<br />
Tel.: +49 (30) 810 795-51<br />
marcus.felsner@roedl.pro
PErSONalIEN / NEUE araBIScHE MItGlIEDEr<br />
Personalien<br />
Dr. Benno Bunse<br />
Seit Oktober <strong>2012</strong> ist Dr. Benno<br />
Bunse neuer Geschäftsführer von<br />
Germany Trade & Invest (GTAI).<br />
Der studierte Jurist promovierte in<br />
Münster und erhielt einen Master<br />
of Public Administration in Hartford<br />
in den USA. Bunse arbeitete<br />
als Referent Wirtschaft bei der<br />
Ständigen Vertretung der Bundesrepublik<br />
Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York (1988 bis<br />
1989) und als stellv. Referatsleiter Wirtschaft an der Deutschen Botschaft<br />
in Tokyo (1993 bis 1997). Im Anschluss folgte eine Tätigkeit als Leiter<br />
des Referats Exportfinanzierung und Exportversicherung beim Bundeswirtschaftsministerium<br />
(1998 bis 2003). Von 2003 bis 2006 war er unter<br />
anderem Leiter der Unterabteilung Außenwirtschaftsrecht, Außenwirtschaftskontrollen,<br />
Zusammenarbeit Nordafrika und Mittlerer Osten.<br />
Bevor Bunse zum neuen GTAI Geschäftsführer ernannt wurde, war er<br />
seit 2006 Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer<br />
in New York. Bunse ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />
Neue arabische Mitglieder<br />
Al Hamad Engineering W.L.L. is a dynamic and responsive<br />
construction company established with the goal of providing<br />
high quality built projects. We are able to serve clients through<br />
all stages of their projects with our in-house design services, our ability to offer turn-key<br />
solutions and post-contract facilities management services. Al Hamad Engineering is part<br />
of Mohammed Hamad Al Mana Group of Companies and was established with the aspiration<br />
to become a leader in construction excellence for the region from our head office<br />
in Doha, Qatar. AHE has a strong reputation for constructing high quality sustainable<br />
property assets in Civil, Infrastructure, Commercial, Residential, Retail, Industrial sectors.<br />
AHE has the following in-house capabilities and resources to Design Team, Value Engineering,<br />
Quantity Surveying – Estimating, MEP Design and Installation provide to clients.<br />
Our companies are engineering, contracting and trading companies.<br />
We have worked in rehabilitation and reconstruction of many<br />
projects (industrial, buildings, communications, warehouses, water<br />
treatment stations & water nets, sewerage stations, sewerage<br />
nets, supplying, concrete barriers, power stations, distribution<br />
nets, general services, logistics and live support). In addition, our<br />
companies are completely ready to work and coordinate with the giver countries and<br />
Non-Governmental organizations (NGO’s) in the different types of projects by any of<br />
the following means: preparing complete technical studies for the new projects; construction<br />
and supervision for reconstruction projects; plus supply of materials and<br />
equipment.<br />
Neuer irakischer Generalkonsul in<br />
Frankfurt am Main ist Dr. Ali Hadi<br />
Hameed Al-Bayati. Der Diplomat<br />
(Jahrgang 1957) studierte an der<br />
Manchester Metropolitan University<br />
in England und erwarb im Jahr<br />
1981 ein Diplom im Fach Mechanical<br />
Engineering. Später, im Jahr<br />
2008, erlangte er einen M.A. im<br />
Fach Diplomatic Studies an der University of Westminister in England.<br />
Seine Doktorarbeit über das föderale System im Irak stellte er im Jahr<br />
2010 fertig. Seine diplomatische Laufbahn begann Al-Bayati im Jahr<br />
2004 im irakischen Außenministerium in Bagdad, wo er einen vorbereitendenden<br />
Kurs für den diplomatischen Dienst absolvierte. Im Zeitraum<br />
2005 bis 2010 war Al-Bayati als Botschaftsrat in der irakischen Botschaft<br />
in London tätig. 2010 wurde er wieder in das irakische Außenministerium<br />
nach Bagdad berufen. Dort war er bis <strong>2012</strong> als stellvertretender<br />
Chef des Protokolls und Gesandter tätig. Ali Hadi Hameed Al-Bayati ist<br />
verheiratet und hat drei Kinder.<br />
AL HAMAD ENGINEERING W.L.L.<br />
AL HAMAD ENGINEERING W.L.L.<br />
P.O Box 31731, DOHA | QATAR<br />
Hawks of Iraq Group/ Sqoor Al Iraq Co.<br />
Hilla City | Babylon | Iraq<br />
Dr. Ali Hadi Hameed<br />
Al-Bayati<br />
Mr. Ammar Al Kadi<br />
Phone: +974 4424 2777 | Fax: +974 4436 9944<br />
info@alhamadqatar.com | www.alhamadqatar.com<br />
Hawks of Iraq Group<br />
Eng. Ahmed Habeeb Alsaabari<br />
General Manager<br />
Phone: +964 7801 118 070<br />
babylon.projects@gmail.com | hawks_ofiraq@yahoo.com<br />
6 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
Vivantes International aktiv in Libyen<br />
Die Vivantes International GmbH ist beratend als<br />
Gesundheitsdienstleiser in Libyen aktiv. Wie Vivantes<br />
International GmbH mitteilte, wird seit Anfang<br />
November dieses Jahres das private Healthcare Investment<br />
Libyan European Hospital (LEH) in Benghasi<br />
unter der strategischen Leitung der Vivantes<br />
International GmbH beraten. Das Portfolio des LEH<br />
soll validiert und den aktuellen Bedürfnissen des<br />
libyschen Gesundheitsmarktes angepasst werden.<br />
Dr. Andreas Schmitt, Geschäftsführer der Vivantes<br />
International GmbH, und Investor Anwar Moussa<br />
unterzeichneten den Kooperationsvertrag im Berliner<br />
Roten Rathaus. Der Vertrag wurde im Beisein von<br />
Vertretern der Berliner Senatskanzlei und der Libyschen<br />
Handelskammer in Tripolis sowie <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />
Abdulaziz Al-Mikhlafi unterzeichnet.<br />
Hintergrund der Vereinbarung ist es, nachhaltig die<br />
geplanten Reformen des libyschen Gesundheitssystems<br />
zu unterstützen. Eine Stärkung des privaten<br />
Sektors werde dabei erstmals begünstigt, teilte Vivantes<br />
International GmbH mit. Zu den Herausforderungen<br />
gehörten Umstrukturierungen von<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
bestehenden Kliniken und der Aufbau neuer Krankenhäuser<br />
in Libyen. Laut Anwar Moussa gibt es<br />
in Libyen „eine enorme Nachfrage nach qualitativ<br />
hochwertiger Medizin“, Deutschland gelte in dem<br />
Maghreb-Land als „Gesundheitsregion Nummer<br />
eins“. „Die LEH hat sich für Vivantes International<br />
GmbH entschieden, weil das Unternehmen großes<br />
Know-how im medizinischen Bereich mitbringt“,<br />
sagte Herr Moussa.<br />
Vivantes ist der größte kommunale Klinikkonzern<br />
Deutschlands. Das Unternehmen betreibt als Gesundheitsnetzwerk<br />
neun Krankenhäuser mit über<br />
5300 Betten, 13 Pflegeeinrichtungen und eine eigene<br />
Pflegeschule. Jährlich werden rund 500.000<br />
Patienten behandelt. Anwar Moussa berichtete von<br />
dem großen Interesse des libyschen Bankensektors<br />
an einer Investment-Beteiligung am Libyan European<br />
Hospital. Der Chef der libyschen Zentralbank<br />
engagiere sich bei dem Projekt persönlich. Bei der<br />
Umsetzung des Vorhabens orientiere man sich an<br />
deutschen Qualitätskriterien. Das gelte auch mit<br />
Blick auf das Krankenhausdesign, die Architektur<br />
und das Equipment.<br />
Deutsche Unternehmen expandieren in<br />
die arabischen Länder<br />
Souq: Herr Truttenbach, welche wirtschaftlichen<br />
Chancen sehen Sie in der arabischen Welt?<br />
Truttenbach: Die wohl wichtigste Aufgabe in<br />
den arabischen Ländern für die RMA ist es,<br />
Marktanteile weiter auszubauen, da es in den<br />
letzten Jahren immer schwieriger wurde, sich<br />
als ausländischer Zulieferer hochwertiger Pipelineprodukte<br />
gegen die inländischen Hersteller<br />
durchzusetzen. Gemäß unserem Motto „think<br />
global act local“ suchen wir mit diesem Produktionsstandort<br />
und lokalen Ansprechpartnern<br />
vor allem die Nähe zum Kunden.<br />
Souq: Warum haben Sie sich für den Standort<br />
Bahrain entschieden?<br />
Truttenbach: Nach einer umfangreichen Stand-<br />
ortanalyse in der gesamten arabischen Region<br />
fiel unsere Entscheidung in erster Linie auf-<br />
grund der optimalen logistischen Anbindung<br />
auf Bahrain. Weitere sehr wichtige wirtschaftliche<br />
Faktoren waren die hundertprozentige<br />
ausländische Eigentümerschaft, die steuerliche<br />
NacHrIcHtEN<br />
Dr. Andreas Schmitt sagte: „Wir freuen uns auf<br />
die Kooperation mit dem LEH. Sie steht symbolisch<br />
für die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
zwischen den Ländern Deutschland und Libyen.<br />
Die jahrelange Erfahrung im Bereich Healthcare<br />
konnte die Vivantes International GmbH<br />
bereits in der Phase des Wiederaufbaus des Gesundheitssektors<br />
nach der Revolution in Libyen<br />
einbringen.“ Die internationalen Kooperationen<br />
zeigten, so Schmitt, dass Berlin immer mehr zu<br />
einer internationalen Gesundheitsmetropole<br />
werde.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Al-Mikhlafi begrüßte<br />
die geplante Zusammenarbeit: „Diese Kooperation<br />
ist ein wichtiges Zeichen für die deutschlibyschen<br />
Wirtschaftsbeziehungen. Für deutsche<br />
Unternehmen bieten sich im libyschen Gesundheitssektor<br />
interessante und insbesondere nachhaltige<br />
Geschäftschancen. Der Kooperationsvertrag<br />
zwischen Vivantes International und dem<br />
Libyan European Hospital kann als Vorbild für<br />
weitere bilaterale Projekte der beiden Ländern<br />
dienen“.<br />
Die Firma RMA Pipeline Equipment, Kehl, hat Anfang November ihren neuen Produktionsstandort in Bahrain eröffnet.<br />
Im Gespräch mit dem Souq erläutert CEO Andreas Truttenbach die Gründe für das Engagement in dem Golfstaat.<br />
Souq: Welche Produkte und Dienstleistungen<br />
bieten Sie von Bahrain aus an?<br />
Truttenbach: Im Bereich Pipeline Equipment<br />
Attraktivität sowie die staatlichen Investitions- werden drei wesentliche Produkte angeboten:<br />
anreize.<br />
Molchschleusen, Isolierkupplungen und T-Stücke.<br />
Aufgrund der hochmodernen Produktions-<br />
Souq: Haben Sie in Bahrain qualifizierte Areinrichtungen sind wir in der Lage, Auftragsbeitskräfte<br />
gefunden?<br />
f e r t i g u n g e n<br />
im Bereich<br />
Truttenbach: In den letzten Jahren hat die<br />
mecha nische<br />
bahrainische Regierung die Notwendigkeit<br />
Bearbeitung,<br />
gut ausgebildeter Arbeitskräfte erkannt und<br />
Wärme- und<br />
diverse Ausbildungsförderungsprojekte voOberflächenrangetrieben.<br />
Auf Basis dieser Ausbildungsb<br />
e h a n d l u n g<br />
stände konnte die Firma RMA in Zusammen-<br />
sowie diverse<br />
arbeit mit den Bildungseinrichtungen des<br />
Prüfverfahren<br />
Landes qualifizierte Mitarbeiter akquirieren<br />
durchzuf üh-<br />
und in Deutschland über mehrere Monaten<br />
ren.<br />
weiterbilden. Andreas Truttenbach, CEO<br />
7
NacHrIcHtEN<br />
Nachrichten<br />
Ägypten<br />
In Suez soll ein Kraftwerk<br />
mit 650 MW entstehen<br />
Die ägyptische East Delta Electricity Production<br />
Company (EDEPC) will Presseberichten<br />
zufolge in Suez ein großes thermisches<br />
Kraftwerk errichten lassen. Es soll<br />
eine installierte Leistung zur Erzeugung<br />
von Strom in Höhe von 650 Megawatt (MW)<br />
haben und auf der Basis von Öl und Gas betrieben<br />
werden. Die Investitionskosten werden<br />
auf rund 550 Mio. US-Dollar geschätzt.<br />
Für die Finanzierung konnte die African<br />
Development Bank (ADB) gewonnen werden.<br />
Die Unternehmen wurden jetzt dazu<br />
eingeladen, bis zum 8. Januar 2013 Angebote<br />
für die Lieferung und Installation der<br />
elektrischen Anlagen zu unterbreiten. In<br />
dem Land am Nil werden derzeit zahlreiche<br />
Stromprojekte geplant, um die wachsende<br />
Nachfrage nach Elektrizität zu befriedigen.<br />
Irak<br />
Entwicklung des<br />
Öl-Sektors in Nasiriya<br />
Das irakische Ölministerium hat jetzt ein<br />
integriertes Projekt zur Entwicklung des<br />
Öl-Sektors in Nasiriya im Süden des Zweistromlandes<br />
gestartet. Nahe der Hauptstadt<br />
der Provinz Dhi Qar lagern Reserven<br />
in Höhe von vier Mrd. Barrel Rohöl. Die<br />
internationalen Ölfirmen wurden laut der<br />
Agentur Reuters dazu eingeladen, sich für<br />
die Entwicklung des Ölfeldes sowie den<br />
Bau und Betrieb einer Raffinerie mit einer<br />
Kapazität von 300.000 Barrel pro Tag vorzuqualifizieren.<br />
Bislang hat der Irak drei<br />
große Raffinerien in Baiji, Daura und Basra<br />
mit einer Gesamtkapazität in Höhe von<br />
schätzungsweise 567.000 Barrel pro Tag.<br />
Die US-Firma Foster Wheeler war mit dem<br />
Front End Engineering and Design (FEED)<br />
für das Projekt in Nasiriya beauftragt und<br />
hat ihre Arbeiten jetzt abgeschlossen. Die<br />
Ölfirmen haben bis zum 13. Dezember<br />
Zeit, ihre Unterlagen zur Vorqualifizierung<br />
abzugeben. Ende Januar sollen dann<br />
in Sitzungen mit den Unternehmen Details<br />
erörtert werden.<br />
Saudi-Arabien<br />
Gesundheitssektor wird<br />
massiv ausgebaut<br />
In Saudi-Arabien hat König Abdullah Ende<br />
Oktober 420 neue Gesundheitsprojekte eröffnet.<br />
Wie die Tageszeitung „Arab News“<br />
berichtete, legte der König zugleich die<br />
Grundsteine für weitere 127 Gesundheitseinrichtungen.<br />
Bei den neu eröffneten Projekten<br />
handelt es sich um 29 Krankenhäuser<br />
und 391 Primary Health Care Center. Gegenwärtig<br />
sind im Auftrag des saudischen<br />
Gesundheitsministeriums 122 Krankenhäuser<br />
und 305 Gesundheitszentren im Bau.<br />
Den Planungen zufolge soll sich die Zahl<br />
der Krankenhausbetten in Saudi-Arabien<br />
in den kommenden sieben Jahren verdoppeln.<br />
Wie die Zeitung „The Saudi Gazette“<br />
berichtet, gibt Saudi-Arabien in diesem Jahr<br />
umgerechnet 24,4 Mrd. US-Dollar für den<br />
Gesundheitssektor aus. Gegenüber 2011 (21<br />
Mrd. US-Dollar) ist dies ein Anstieg um 16<br />
Prozent.<br />
Stadtverwaltung in Mekka<br />
plant großes Solarprojekt<br />
Die Stadtverwaltung in Mekka plant ein großes<br />
Solarprojekt, das schätzungsweise 640<br />
Mio. US-Dollar kosten wird und eine installierte<br />
Leistung zur Erzeugung von Strom in<br />
Höhe von 100 Megawatt (MW) haben soll.<br />
Das berichtet die Tageszeitung „Arab News“<br />
unter Berufung auf Bürgermeister Osama<br />
bin Fadl Al-Bar. Nach seinen Angaben hat<br />
das Finanzministerium das Vorhaben bereits<br />
genehmigt. Mekka werde die Investitionskosten<br />
durch monatliche Zahlungen in Höhe von<br />
rund 2,7 Mio. US-Dollar aufbringen. Der Bürgermeister<br />
geht davon aus, dass sich an dem<br />
Ausschreibungsverfahren 20 internationale<br />
Konsortien beteiligen.<br />
VAE<br />
Siemens gewinnt bedeutende<br />
Serviceaufträge in Dubai<br />
Siemens hat von der Dubai Electricity and<br />
Water Authority (DEWA) Serviceaufträge<br />
im Wert von 450 Mio. US-Dollar erhalten.<br />
Der Münchener Konzern soll das jüngste<br />
Kraftwerk der DEWA in Jebel Ali betreuen.<br />
Es hat eine elektrische Leistung von 2.000<br />
Megawatt (MW) und eine angeschlossene<br />
Anlage zur Entsalzung von Meerwasser, die<br />
täglich 630.000 Kubikmeter Wasser liefert.<br />
Das Gas- und Dampf (GuD)-Kraftwerk hat in<br />
diesem Jahr den kommerziellen Betrieb aufgenommen<br />
und kann rund eine Mio. Haushalte<br />
in Dubai mit sauberem Strom aus hocheffizienten<br />
Gasturbinen versorgen, heißt es<br />
in einer Pressemitteilung von Siemens. Die<br />
Wartungs- und Ersatzteilverträge haben eine<br />
Laufzeit von zwölf Jahren. Die Servicevereinbarung<br />
ist nach Angaben von Siemens einer<br />
der größten Wartungsaufträge des Konzerns<br />
in der Region. Siemens hatte auch die Gasturbinen<br />
und Generatoren geliefert. Das Unternehmen<br />
und die DEWA blicken nunmehr<br />
auf eine mehr als drei Jahrzehnte währende<br />
Geschäftsbeziehung zurück.<br />
Arabische Länder<br />
In den Energiesektor werden<br />
740 Mrd. US-Dollar investiert<br />
Die Öl produzierenden Länder in der arabischen<br />
Welt wollen in den kommenden fünf<br />
Jahren 740 Mrd. US-Dollar in den Energiesektor<br />
investieren. Das berichtet die Agentur<br />
Bloomberg unter Berufung auf eine Studie<br />
der Arab Petroleum Investments Corp. (Apicorp).<br />
Danach will Saudi-Arabien, der weltgrößte<br />
Ölexporteur, in den Jahren 2013 bis<br />
2017 rund 165 Mrd. US-Dollar ausgeben,<br />
gefolgt von den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten mit Investitionen in Höhe von 107<br />
Mrd. US-Dollar. Auf dem dritten Platz des<br />
Rankings liegt Algerien mit 71 Mrd. US-<br />
Dollar. Laut Apicorp sind die Länder in der<br />
Lage, ihre Investitionen aus eigener Kraft zu<br />
finanzieren, solange der OPEC Basket-Price<br />
100 US-Dollar pro Barrel übersteigt. In die<br />
Berechnung der geplanten Investitionen hat<br />
Apicorp Projekte in den Sektoren Öl, Gas,<br />
Petrochemie und Stromerzeugung einbezogen.<br />
8 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
1. Sitzung der Deutsch-Marokkanischen<br />
Gemischten Wirtschaftskommission<br />
(GWK)<br />
Am 24. Oktober fand in Berlin die erste Sitzung der Deutsch-<br />
Marokkanischen Gemischten Wirtschaftskommission (GWK)<br />
statt. Im Mai <strong>2012</strong> unterzeichneten die Staatssekretärin im<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, I.E.<br />
Anne Ruth Herkes, zusammen mit dem marokkanischen Industrieminister<br />
S.E. Abdelkader Amara das deutsch-marokkanische<br />
Abkommen zur Einrichtung der GWK. In der von<br />
beiden Seiten geleiteten ersten Sitzung unterzeichneten die<br />
Regierungsvertreter ein gemeinsames Protokoll über die Zusammenarbeit<br />
insbesondere in den Bereichen Energie, Investitionen,<br />
Unternehmenszusammenarbeit, ländliche Entwicklung<br />
sowie Transport und Infrastruktur.<br />
Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,<br />
I.E. Anne Ruth Herkes und der marokkanische Industrieminister S.E. Abdelkader<br />
Amara (v. l.)<br />
Weitere Schwerpunkte der Beratungen bilden die Themenfelder<br />
Aus- und Weiterbildung sowie Gesundheitswirtschaft. An<br />
den Gesprächen nahmen neben Regierungsvertretern beider<br />
Seiten auch etwa 80 deutsche und marokkanische Wirtschafts-<br />
und Verbandsvertreter teil. Zur Diskussion regten unter anderem<br />
Vorträge an über das Geschäfts- und Investitionsklima<br />
in Marokko. Zudem fanden Wirtschaftsgespräche statt zu den<br />
Themen (erneuerbare) Energien, Infrastruktur, Maschinenbau<br />
und Automobilwirtschaft sowie Gesundheitswesen. Im Rahmen<br />
der Sitzung lud die <strong>Ghorfa</strong> einige Journalisten zu einem<br />
persönlichen Hintergrundgespräch mit dem marokkanischen<br />
Industrieminister S.E. Abdelkader Amara ein.
IraK<br />
Vorsitzender der irakischen National Investment Commission (NIC) S.E. Dr. Sami Al-Araji, irakischer Finanzminister S.E. Dr. Rafie Al-Issawi, irakischer Vize-Premierminister<br />
S.E. Rowsch Nuri Shaways, deutsche Botschafterin im Irak I.E. Brita Wagener, irakischer Transportminister S.E. Hadi Farhan Al-Amiri und irakischer Botschafter in Berlin<br />
S.E. Dr. Hussain M. F. Alkhateeb (v.l.)<br />
Der Irak präsentiert sich in Berlin<br />
Großer Auftrieb in Berlin: Rund 200 hochrangige Entscheidungsträger und Experten aus dem Zweistromland warben auf<br />
dem 2nd Iraqi-German Business Form um deutsche Unternehmen. Sie präsentierten den Irak als Chancenland, in dem<br />
deutsche Geschäftsleute höchst willkommen sind.<br />
Insgesamt nahmen an dem Forum gut 400<br />
Vertreter aus Wirtschaft und Politik teil.<br />
Somit stammte die Hälfte der Teilnehmer<br />
aus dem Irak. Darunter waren Rowsch Nuri<br />
Shaways, der für die Wirtschaft zuständige<br />
stellvertretende Premierminister, Finanzminister<br />
Dr. Rafie Al-Issawi, Transportminister<br />
Hadi Farhan Al-Amiri, Dr. Sami Al-Araji,<br />
der Vorsitzende der National Investment<br />
Commission (NIC) und der stellvertretende<br />
Elektrizitätsminister Raad Al Harris. Zudem<br />
waren die Gouverneure zahlreicher Provinzen<br />
präsent. Veranstaltet wurde das Forum<br />
von der <strong>Ghorfa</strong> und der irakischen Botschaft<br />
in Berlin. Die Schirmherrschaft hatte Nouri<br />
Al-Maliki, der irakische Ministerpräsident,<br />
übernommen.<br />
Alle irakischen Entscheidungsträger betonten<br />
das große Interesse an einem stärkeren<br />
deutschen Engagement in ihrem Land.<br />
„Deutsche Produkte sind im Irak gefragt.<br />
Hoffentlich können wir Sie bald bei uns<br />
begrüßen“, sagte Rowsch Nuri Shaways in<br />
seiner Eröffnungsansprache. Zugleich versicherte<br />
er, dass die irakische Regierung die<br />
Hürden für Investitionen und die Bürokra-<br />
tie weitgehend abgebaut habe. Jetzt seien die<br />
Türen weit geöffnet und für ausländische<br />
Geschäftsleute und Investoren böten sich in<br />
allen Branchen große Chancen: „Zögern Sie<br />
nicht, alles ist möglich“, sagte der stellvertretende<br />
irakische Premierminister.<br />
Shaways erinnerte daran, dass bereits am<br />
wirtschaftlichen Aufbau des Iraks in den<br />
sechziger und siebziger Jahren deutsche Unternehmen<br />
beteiligt waren. Zahlreiche große<br />
Infrastrukturprojekte seien mit deutscher<br />
Unterstützung entstanden. Andere Vertreter<br />
aus dem Irak äußerten sich gleichlautend.<br />
Ganz offensichtlich wirken die guten<br />
Erfahrungen, die damals in der bilateralen<br />
Zusammenarbeit mit deutschen Firmen gemacht<br />
wurden, bis heute nach.<br />
<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach stellte in<br />
seiner Eröffnungsrede fest, dass die deutsche<br />
Wirtschaft im Irak Nachholbedarf habe. Die<br />
europäischen Partner nutzten die geschäftlichen<br />
Chancen in dem Zweistromland häufig<br />
entschlossener. Dabei sehne der Irak die<br />
Zusammenarbeit mit deutschen Firmen geradezu<br />
herbei. Zwar hätten, so Dr. Bach, die<br />
deutschen Exporte in das Land im vergangenen<br />
Jahr gegenüber 2010 um 22 Prozent auf<br />
1,1 Mrd. Euro zugenommen. Doch sei das<br />
Potenzial längst nicht ausgeschöpft.<br />
Nach Einschätzung des <strong>Ghorfa</strong>-Präsidenten<br />
entwickelt sich der Irak aufgrund seines<br />
Öl- und Wasserreichtums zu einem der interessantesten<br />
und am schnellsten wachsenden<br />
Märkte der arabischen Welt. So sehe<br />
der neue irakische Entwicklungsplan für die<br />
Jahre 2013 bis 2017 <strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von<br />
250 bis 275 Mrd. US-Dollar vor. Auch die<br />
institutionellen Rahmenbedingungen für<br />
ausländische Firmen seien stark verbessert<br />
worden. Was die Sicherheitslage anbelange,<br />
so sei er davon überzeugt, dass die irakische<br />
Regierung alle notwendigen Maßnahmen<br />
ergreifen werde, sagte Dr. Bach.<br />
Peter Hintze, parlamentarischer Staatssekretär<br />
im Bundeswirtschaftsministerium,<br />
bezeichnete den Irak als „Chancenland“ und<br />
einen der dynamischsten Staaten der Region:<br />
„Der Irak kann einer unserer wichtigsten<br />
Partner in der arabischen Welt werden.“ Allerdings<br />
müssten die bürokratischen Hemm-<br />
10 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
nisse weiter abgebaut und die Transparenz<br />
weiter verbessert werden. Dies sei gerade für<br />
mittelständische Unternehmen wichtig.<br />
Nach dem Urteil von Brita Wagener, der<br />
neuen deutschen Botschafterin in Bagdad,<br />
hat der Irak bei der internationalen Integration<br />
große Fortschritte gemacht. Sie wies<br />
in diesem Zusammenhang darauf hin, dass<br />
kürzlich erstmals seit 20 Jahren wieder ein<br />
Gipfeltreffen der Arabischen Liga in dem<br />
Zweistromland stattgefunden hat. Zugleich<br />
mahnte Frau Wagener mehr Rechtssicherheit<br />
an: „Die Ausschreibungen könnten im Irak<br />
transparenter sein“, sagte sie.<br />
Dr. Hussain M.F. Alkhateeb, irakischer Botschafter<br />
in Berlin, ging wie Rowsch Nuri<br />
Shaways auf die geschichtliche Entwicklung<br />
der irakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen<br />
ein. Frühere Projekte hätten dazu<br />
beigetragen, dass den deutschen Partnern<br />
heute großes Vertrauen und großer Respekt<br />
entgegengebracht werde. Zudem würden<br />
deutsche Produkte wegen ihrer Qualität und<br />
Technologie geschätzt. Ein schneller Ausbau<br />
der wirtschaftlichen Beziehungen sei erstrebenswert,<br />
sagte Alkhateeb. Einen wichtigen<br />
Beitrag dazu hat er persönlich geleistet. Wie<br />
der Botschafter versicherte, können deutsche<br />
Geschäftsleute darauf vertrauen, binnen weniger<br />
Stunden in Berlin ein Visum für sein<br />
Land zu erhalten.<br />
An den beiden Tagen des Iraqi-German Business<br />
Forums fanden sechs Sitzungen sowie<br />
die abschließende Plenarsitzung statt. In<br />
diesem Rahmen schilderten die irakischen<br />
Vertreter die wirtschaftlichen Potenziale in<br />
dem Land und Ansatzpunkte für deutschirakische<br />
Projekte.<br />
In Session 1 („Infrastructure, Construction<br />
and Logistics“) gab der irakische Transportminister<br />
Hadi Farhan Al-Amiri einen Überblick<br />
über die großen Projekte zum Ausbau<br />
der Transportinfrastruktur. In allen Bereichen<br />
– Flughäfen, Seehäfen, Schienennetz,<br />
Straßen – sind bedeutende Vorhaben in der<br />
Pipeline. So soll in Al Faw am Schatt Al-<br />
Arab einer der größten Seehäfen der Welt<br />
entstehen. Auch sind umfangreiche Schienenprojekte<br />
geplant. Neu geschaffen werden<br />
sollen Strecken auf einer Länge von fast<br />
2.000 km; unter anderem soll das Land mit<br />
der Türkei und anderen Nachbarländern vernetzt<br />
werden. Intern soll das Schienennetz<br />
alle Provinzen verbinden.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
<strong>Ghorfa</strong> Präsident Dr. Bach<br />
Irakischer Vize-Premierminister S.E. Rowsch Nuri Shaways<br />
Minister Al-Amiri lud die deutschen Unternehmen<br />
ausdrücklich ein, sich an den Vorhaben<br />
zu beteiligten. Er wisse, dass sie in<br />
Europa die größte Erfahrung bei der Realisierung<br />
von Schienenprojekten hätten, sagte<br />
er. Große Flughafenprojekte werden laut Al-<br />
Amiri im Irak ebenfalls vorangetrieben. In<br />
Bagdad, Basra und Mosul werden die bestehenden<br />
Airports modernisiert und erweitert.<br />
In einigen Provinzen sind neue Flughäfen<br />
geplant.<br />
Dr. Sami Al-Araji, der Vorsitzende der National<br />
Investment Commission (NIC), zählte<br />
in Session 1 zehn Investitionsschwerpunkte<br />
auf: Transport, Landwirtschaft, Stromerzeugung,<br />
Gesundheit, Wohnungsbau, Indus trie,<br />
Öl und Gas, Telekommunikationsnetze,<br />
Tourismus sowie Einzelhandel und Bildung.<br />
Nähere Informationen sind auf der NIC-<br />
Homepage zu finden: www.investpromo.gov.<br />
iq. Nach Einschätzung von Al-Araji hat sich<br />
das Investitionsklima im Irak in den vergan-<br />
IraK<br />
genen Monaten stark verbessert. Weitere<br />
Fortschritte seien in Sicht. So werde gegenwärtig<br />
eine Novelle des Investitionsgesetzes<br />
von 2006 vorbereitet.<br />
Wie Olaf Hoffmann, CEO der Dorsch Holding,<br />
berichtete, sind laut United States<br />
Agency for International Development<br />
(USAID) allein für die nötigsten Investitionen<br />
im Irak umgerechnet 150 Mrd. US-<br />
Dollar erforderlich. Infrastruktur- und<br />
Bauprojekten komme eine strategische<br />
Schlüsselrolle zu. Bis zum Jahr 2020 müssten<br />
im Irak beispielsweise drei Mio. neue<br />
Wohnungen gebaut werden, d.h. 375.000 pro<br />
Jahr. Dabei sei das Land weitgehend auf den<br />
Import von Bauleistungen und Baustoffen<br />
angewiesen, was gerade für den Mittelstand<br />
große Chancen eröffne.<br />
Hans-Joachim Bliss, Mitglied der Geschäftsleitung<br />
bei der BAUER Spezialtiefbau<br />
GmbH, berichtete über die geplante Sanie-<br />
11
IraK<br />
Gut 400 Vertreter aus Wirtschaft und Politik nahmen am Irak Forum teil<br />
rung des Mosul-Staudammes. BAUER hat<br />
hierfür Ende 2011 den Zuschlag von der irakischen<br />
Regierung im Rahmen eines „Letter<br />
of Understanding“ erhalten. Auf dem Forum<br />
in Berlin wurde das Unternehmen jetzt nach<br />
Bagdad eingeladen, um mit den Entscheidungsträgern<br />
das Projekt voranzutreiben.<br />
Die größte Talsperre des Landes soll mit<br />
einem Kostenaufwand von schätzungsweise<br />
1,9 Mrd. US-Dollar saniert werden.<br />
Zuhair Mohammed Sharba, Chairman der<br />
Najaf Chamber of Commerce, berichtete<br />
über die geschäftlichen Chancen seiner Region.<br />
Die Provinz Nadschaf habe aufgrund<br />
der Pilgerströme besonders großes Potenzial<br />
im Tourismus. Vor allem für Deutsche mit<br />
irakischem Hintergrund eröffneten sich in<br />
Nadschaf Chancen.<br />
In Session 2 („Industrial Sector – Finance/<br />
Privatisation“) wies der irakische Finanzminister<br />
Dr. Rafie Al-Issawi darauf hin, dass<br />
sich sein Land gegenwärtig im Übergang<br />
von einer Plan- zu einer Marktwirtschaft<br />
befinde. Ein zentrales Ziel der irakischen<br />
Regierung sei es daher, den privaten Sektor<br />
zu stärken. Die größte Herausforderung<br />
für die Politik in dem Zweistromland sei die<br />
Diversifizierung der Volkswirtschaft. Deutsche<br />
Firmen mit ihrer Erfahrung und ihrem<br />
Know-how könnten diesen Prozess wirksam<br />
unterstützen, sagte der Minister (siehe Interview<br />
Seite 14).<br />
Nach Angaben von Ghazi Al-Abudi, stellvertretender<br />
irakischer Agrarminister, ist<br />
der Irak trotz seines landwirtschaftlichen<br />
Potenzials derzeit stark von Nahrungsmittelimporten<br />
abhängig. Nur bei Obst und<br />
Gemüse werde ein Überschuss erzielt. Zudem<br />
gebe es kaum Betriebe, die Agrarprodukte<br />
industriell verarbeiten. Ziel der irakischen<br />
Regierung sei die Selbstversorgung<br />
mit Nahrungsmitteln. Deswegen werde die<br />
Landwirtschaft mit einer Reihe von Maßnahmen<br />
gefördert. An die deutschen Unternehmen<br />
appellierte Al-Abudi, in den Irak zu<br />
kommen und zu investieren.<br />
Jaafar Rasoul Al-Hamadani, Präsident der<br />
Federation of Iraqi Chambers of Commerce,<br />
bekräftigte, dass die irakischen Kammern<br />
deutsche Unternehmen dabei tatkräftig unterstützen,<br />
Partner im Irak zu finden. Groß<br />
ist der Bedarf aus seiner Sicht vor allem in<br />
der Stromwirtschaft. Ibraheem Masaoodi<br />
Al-Baghdadi, Chairman des Iraqi National<br />
Business Council, stellte eine Reihe beeindruckender<br />
Projekte vor, die mit Unterstützung<br />
ausländischer Firmen verwirklicht<br />
Experten aus der Wirtschaft diskutierten in den Sessions<br />
werden, und wünschte sich mehr deutsches<br />
Engagement.<br />
In Session 3 („Energy, Electricity and Water”)<br />
gab der frühere Ölminister Dr. Ibrahim<br />
Bahr Al-Ulum einen Überblick über den<br />
Ölsektor im Irak. Danach verfügt das Land<br />
über Reserven in Höhe von 175 Mrd. Barrel<br />
und ist damit einer der ölreichsten Staaten<br />
der Welt. In diesem Jahr werde die Förderung<br />
bei drei Mio. Barrel pro Tag liegen<br />
und damit so hoch sein wie seit Jahrzehnten<br />
nicht mehr. Im August <strong>2012</strong> war das Land<br />
nach Saudi-Arabien und Russland der drittgrößte<br />
Ölexporteur der Welt. Bis zum Jahr<br />
2020 soll die Ölförderung auf acht bis neun<br />
Mio. Barrel pro Tag zunehmen. Um dieses<br />
Ziel zu erreichen, seien in den nächsten zehn<br />
Jahren Investitionen in Höhe von 300 Mrd.<br />
US-Dollar nötig. Auch deutsche Unternehmen<br />
seien eingeladen, sich an dem Ausbau<br />
des irakischen Ölsektors zu beteiligen, sagte<br />
Dr. Al-Ulum.<br />
Enorme Investitionen sind nach Angaben<br />
von Raad Al Harris, stellvertretender Elektrizitätsminister,<br />
auch in der irakischen<br />
Stromwirtschaft nötig. Das Land kann derzeit<br />
den Strombedarf nicht annähernd decken<br />
und will daher in den Jahren <strong>2012</strong> bis<br />
2015 eine zusätzliche Leistung zur Erzeugung<br />
von Elektrizität in Höhe von 20.000<br />
Megawatt (MW) schaffen. Dabei soll vor allem<br />
in Gas und Dampf (GuD)-Kraftwerke investiert<br />
werden. Doch muss auch viel Geld in<br />
das Stromnetz gesteckt werden. Das Verteilnetz<br />
ist seit den achtziger Jahren nicht mehr<br />
erneuert worden. Deutsche Unternehmen<br />
sind an dem Ausbau der Stromwirtschaft<br />
12 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
eteiligt. Die Siemens AG erhielt Ende 2008<br />
vom irakischen Elektrizitätsministerium<br />
den Auftrag für die Lieferung von 16 Gasturbinen<br />
im Wert von 2,1 Mrd. US-Dollar.<br />
In Session 4 („Health, Education and Vocational<br />
Training“) ging Thomas Ilka, Staatssekretär<br />
im Bundesgesundheitsministerium,<br />
auf die irakisch-deutsche Zusammenarbeit<br />
auf Regierungsebene im Gesundheitssektor<br />
ein. Die Beziehungen seien eng und freundschaftlich<br />
und seit dem Jahr 2003 intensiviert<br />
worden. Es habe eine Reihe hochrangiger Besuche<br />
auf beiden Seiten gegeben. Anlässlich<br />
einer Visite von Bundeswirtschaftsminister<br />
Rösler in Bagdad sei eine Arbeitsgruppe Gesundheit<br />
gegründet worden. Deutschen Gesundheitsanbietern<br />
im Irak empfahl Ilka, auf<br />
Systemlösungen zu setzen – zum Beispiel im<br />
Krankenhausmanagement.<br />
Laut Dr. Adel Mohsin, Generalinspekteur im<br />
irakischen Gesundheitsministerium, hat die<br />
Gesundheitsfürsorge im Irak eine lange Tradition.<br />
Das Gesundheitssystem in dem Zweistromland<br />
galt in der Region als vorbildlich.<br />
Jetzt wird massiv in Krankenhäuser und<br />
medizinische Ausrüstungen investiert, um<br />
den alten Standard wieder zu erreichen. Von<br />
deutscher Seite wünscht sich Dr. Mohsin unter<br />
anderem eine Beteiligung am Herzzentrum<br />
in Bagdad.<br />
Nach Angaben von Prof. Dr. Fadhil Al-Ameri,<br />
Kulturattaché in der irakischen Botschaft<br />
in Berlin, wird im Irak der Wiederaufbau<br />
der Hochschulen und die Verbesserung des<br />
akademischen Standards vorangetrieben.<br />
Geplant seien zwölf neue Universitäten und<br />
19 neue Forschungszentren. Auf internationaler<br />
Ebene würden unter anderem Kooperationen<br />
in den Bereichen Bibliotheken, Informatik<br />
und Medizin angestrebt.<br />
Jochen Renger, Regionaldirektor der Deutschen<br />
Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit<br />
(GIZ), hob die Bedeutung des<br />
„Capacity Development“ für den Berufsbildungs-<br />
und Gesundheitssektor im Irak<br />
hervor. Es gelte, die Leistungsfähigkeit der<br />
Institutionen durch Fach-, Prozess- und Organisationsberatung<br />
sowie individuelle Fortbildung,<br />
Training on the Job und Coaching<br />
zu verbessern. Außerdem sei internationale<br />
Vernetzung wichtig.<br />
Prof. Dr. Dr. Sefik Alp Bahadir, Direktor des<br />
Center for Iraq Studies an der Universität<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Erlangen-Nürnberg, stellte vier Projekte zur<br />
deutsch-irakischen Kooperation im Hochschulbereich<br />
vor, darunter das „Baghdad-<br />
Erbil-Erlangen-Project“ (BEEP). Gesucht<br />
würden unter anderem deutsche Firmen, die<br />
irakische Gaststudierende beschäftigen und<br />
ausbilden.<br />
In den Sitzungen 5-1 und 5-2 skizzierten<br />
Vertreter der Provinzen bzw. Gouvernements<br />
die geschäftlichen Potenziale ihrer<br />
Regionen für deutsche Firmen und Investoren.<br />
Qasem Mohammed Abed, Gouverneur<br />
von Al-Anbar, hob die große Nachfrage nach<br />
Wohnungen hervor. Deutsche Unternehmen<br />
könnten im Wohnungsbau und in der<br />
Herstellung von Baustoffen mit hohen Gewinnen<br />
rechnen. Ali Daway Lazim Al Farttoosi,<br />
Gouverneur von Maisan, betonte den<br />
Ölreichtum seiner Provinz; 15 Felder seien<br />
noch nicht erschlossen. Auch in vielen anderen<br />
Bereichen eröffneten sich geschäftliche<br />
Chancen. Deutsche Firmen seien eingeladen,<br />
sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.<br />
Ismael Halob, Vertreter der Provinz Salah<br />
Ad-Din, ging unter anderem auf den Bankensektor<br />
in seiner Region ein. Asiatische<br />
Firmen nutzen die sich in dieser Branche<br />
bietenden Chancen entschlossener als deutsche<br />
Unternehmen, sagte Halob. Nabel Al-<br />
Anbary, Präsident der Handelskammer in<br />
Kerbala, ging schwerpunktmäßig auf die<br />
Themen Landwirtschaft, Zementindustrie,<br />
Pilgertourismus und Berufsausbildung ein.<br />
In allen Bereichen seien deutsch-irakische<br />
Kooperationen möglich und erwünscht.<br />
Auch Wafi Al-Bahash, Vorsitzender der Investment<br />
Commission in Najaf, betonte die<br />
IraK<br />
Irakischer Botschafter S.E. Alkhateeb, Vorsitzender der irakischen National Investment Commission (NIC) S.E. Dr.<br />
Al-Araji, irakischer Vize-Premierminister S.E. Shaways, S.E. Bundesminister Rösler, irakischer Transportminister<br />
S.E. Al-Amiri und irakischer Finanzminister S.E. Al-Issawi (v.l.)<br />
mit dem Pilgertourismus verbundenen ge-<br />
schäftlichen Möglichkeiten und ging zudem<br />
auf die Landwirtschaft und das Agribusiness<br />
in seiner Region ein. Athil Abdulazeez<br />
Al Najafi, Gouverneur der Provinz Ninive,<br />
berichtete über die Flughafenpläne in Mosul<br />
und den geplanten Bau einer Stadtbahn.<br />
Hierfür gebe es noch keinen ausländischen<br />
Partner. Auch in der Bewässerungswirtschaft<br />
und im historischen Tourismus gebe<br />
es interessante Projekte.<br />
Kurdistan war auf den Podien des Forums<br />
mit einer großen Wirtschaftsdelegation vertreten.<br />
Taher Abdallah Othman, stellvertretender<br />
Gouverneur von Erbil, gab einen<br />
umfassenden Überblick über die geschäftlichen<br />
Chancen in der Region. In folgenden<br />
Sektoren bestehen nach seinen Angaben<br />
Investitionsmöglichkeiten: Schwer- und<br />
Leichtindustrie; Tourismus; Landwirtschaft,<br />
Dämme und Bewässerungskanäle; Ölindustrie;<br />
Stromerzeugung; Transport und Kommunikation;<br />
Gesundheit; Bildung; Banken;<br />
Handel; Kunst und Sport; Wohnungsbau.<br />
Zahlreiche Firmen nutzten das zweite<br />
Irakisch-Deutsche Forum, um Geschäftsbeziehungen<br />
mit den irakischen Partnern<br />
zu knüpfen. Lufthansa Consulting und die<br />
Provinz Ninive unterzeichneten eine Absichtserklärung<br />
für eine enge Zusammenarbeit<br />
bei der Entwicklung des Flughafens<br />
Mosul. Das Abkommen umfasst unter anderem<br />
die Definition der Airport-Strategie,<br />
das Airport-Marketing, die Suche nach<br />
neuen Airlines sowie den Ausbau der luftfahrtnahen<br />
Geschäfte Catering, Flugzeugwartung<br />
sowie die Aus- und Weiterbildung<br />
von Mitarbeitern.<br />
13
IraK<br />
„Es besteht eine Finanzierungslücke“<br />
Goldene Zeiten in Sicht? Iraks Finanzminister Rafie Al-Issawi erklärt, warum eine boomende Ölindustrie für sein<br />
Land nicht genug ist und wie er die Fünfjahresplan-basierte Volkswirtschaft reformieren möchte.<br />
Metzger: Über Jahrzehnte dominierten<br />
öffentliche Gelder und Staatskonzerne die<br />
irakische Wirtschaft. In jüngster Zeit hat<br />
Ihre Regierung vermehrt Programme ins<br />
Leben gerufen, um den Privatsektor zu<br />
stärken. Was beinhaltet Ihre Politik der<br />
Privatisierung?<br />
Al-Issawi: Die irakische Wirtschaft<br />
wächst, doch leider nur in einem einzigen<br />
Sektor: dem Öl-Geschäft. Also konzentriert<br />
sich die gesamte Wirtschaftsleistung<br />
auf dieses Gebiet. Inzwischen denkt die Regierung<br />
aber über Diversifizierung nach.<br />
Teil davon sind Privatisierungen und Partnerschaften<br />
mit der Privatwirtschaft. Wir<br />
haben eine Finanzierungslücke und nicht<br />
ausreichend Budget, um als Finanzministerium<br />
alle Investitionen und Projekte<br />
der anderen Ministerien zu finanzieren.<br />
Lösen wir dieses Problem nicht, könnten<br />
wir damit über die nächsten Jahrzehnte zu<br />
kämpfen haben. Also konzentrieren wir<br />
uns aktuell auf Partnerschaften mit Investoren<br />
und nicht auf Privatisierungen.<br />
Diese Herangehensweise hat sich bereits<br />
bei mehreren Zement- und Stahlwerken<br />
ausgezahlt und viele weitere Gelegenheiten<br />
werden sich noch ergeben. Um jedoch<br />
komplette Privatisierungen anzuschieben,<br />
benötigen wir zunächst ein neues Gesetz.<br />
Metzger: In welchen Branchen verzeichnen<br />
deutsche Unternehmen den meisten<br />
Erfolg?<br />
Al-Issawi: Sobald es um den Bau von Infrastruktur<br />
geht: Züge, Straßen und Häfen.<br />
Zumindest sofern die Firmen bereit<br />
sind, auf Basis von nachträglicher Bezahlung<br />
zu arbeiten. Das neue Infrastrukturgesetz,<br />
das gerade dem Parlament vorliegt,<br />
erlaubt bis zu 40 Milliarden Dollar an<br />
neuen Investitionen.<br />
Metzger: Trotz des Wirtschaftswachstums<br />
hält sich die Kritik an mangelnder Transparenz<br />
und versteckter Kosten im Investitionsgesetz.<br />
Was müssen Unternehmer<br />
hinnehmen und welche Einschränkungen<br />
bei den Besitzverhältnissen von Investitionen<br />
und Joint-Ventures existieren?<br />
Al-Issawi: Wir möchten ausländische wie<br />
lokale Investoren anziehen. Durch das<br />
neue Investitionsgesetz kann Bauland<br />
kostenlos übertragen werden und es bedarf<br />
keines irakischen Eigentümers. Das<br />
trifft auf alle Projekte zu, die wir unter<br />
„Building and Reconstruction“ führen –<br />
für alle anderen fallen geringe Gebühren<br />
an. Dennoch haben Unternehmer natürlich<br />
das Recht sich zu beklagen: Sollten<br />
Regularien abgeändert werden, soll das<br />
nicht zu ihrem Nachteil und transparent<br />
geschehen. Wir sind noch immer in einer<br />
Übergangsphase. Zahlreiche Vorgaben<br />
müssen angepasst werden, darunter auch<br />
viele Gesetze. Wir möchten unsere Investoren<br />
nicht verschrecken.<br />
Metzger: Wie möchten Sie in diesem Zusammenhang<br />
den Kampf gegen Korruption<br />
intensivieren?<br />
Al-Issawi: Das Fördern privater Unternehmen<br />
wird zumindest eine Besserung<br />
herbeiführen. Wir arbeiten darüber hinaus<br />
mit allen verantwortlichen Behörden<br />
und Ausschüssen zusammen, um unsaubere<br />
Geschäftspraktiken zu bekämpfen.<br />
Viele Investoren sind besorgt, dass die Errungenschaften<br />
der letzten Monate durch<br />
die anhaltenden Konflikte zwischen Bagdad<br />
und der Region Kurdistan wieder eingebüßt<br />
werden.<br />
Während der jüngsten Kabinettssitzungen<br />
haben wir uns auf Zahlungsmodalitäten<br />
für alle betroffenen Unternehmen<br />
geeinigt. Das Öl aus Kurdistan wird bald<br />
wieder fließen.<br />
Metzger: Jüngst besuchten Sie die Konferenz<br />
„Iraqi Finance“ in London. Welche<br />
Fortschritte wurden dort erarbeitet – insbesondere<br />
mit Blick auf die Einführung<br />
von Geldautomaten und bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten?<br />
Al-Issawi: Die beiden größten staatlichen<br />
Banken, Rasheed und Rafidain, befinden<br />
sich noch immer im Wiederaufbau. Das<br />
umfasst nicht nur Verwaltungsprozesse,<br />
sondern ebenfalls das Wiedererlangen von<br />
Kompetenzen. In den späten Siebzigern<br />
führte Irak für kurze Zeit erstmals Geldautomaten-System<br />
ein. Es hatte nicht lange bestand.<br />
Gegenwärtig stecken wir viel Arbeit<br />
in die Digitalisierung unseres Bankwesens.<br />
Den exakten Zeitplan kann ich Ihnen nicht<br />
nennen, wir kooperieren jedoch eng mit der<br />
Weltbank um dieses Ziel zu erreichen.<br />
Metzger: Wie sieht es mit den Plänen für<br />
eine Finanzreform aus? Sie hatten ja überlegt,<br />
dem irakischen Dinar drei Nullen zu<br />
streichen.<br />
Al-Issawi: Ein solches Vorhaben wäre Teil<br />
der Geldpolitik, für die die Zentralbank<br />
verantwortlich ist. Ich glaube nicht, dass<br />
wir eine Übereinkunft finden werden und<br />
alle Pläne wurden auf unbestimmte Zeit<br />
verschoben. Unsere Regierung hatte einige<br />
Vorbehalte was einen solchen Schritt<br />
angeht.<br />
Das Interview wurde von Nils Metzger in<br />
Kooperation mit Zenith geführt.<br />
14 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: Botschaft der Republik Irak
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Inmitten der Eurokrise ist Deutschland als Investitionsstandort international gefragter denn je, insbesondere<br />
auch bei arabischen Unternehmen. Prominente Beispiele sind der Einstieg von Qatar Holdings bei Hochtief<br />
oder von Etihad Airways bei Air Berlin. Dass es dabei nicht unbedingt um vollständige Übernahmen, sondern<br />
vielmehr um strategische Partnerschaften geht, haben jüngste Investorengespräche in den arabischen Ländern<br />
ergeben. Für deutsche Mittelständler bieten sich dadurch interessante Möglichkeiten mit Blick auf ihre internationale<br />
Expansion.<br />
„Deutschland ist für uns ein interessanter Markt – wir<br />
haben dort konkrete Akquisitionsabsichten“, sagt Werner<br />
Flaig und lässt seinen Blick aus dem Büroturm über das<br />
Hafenbecken des Dubai Creek schweifen. Der deutsche<br />
Manager kümmert sich als CFO um die finanzstrategische<br />
Ausrichtung der Easa Saleh Al Gurg Group, ein Familienunternehmen<br />
aus Dubai, das in den Bereichen Stahl und<br />
Industrie sowie Farben und Holzverarbeitung tätig ist. In<br />
den vergangenen Jahren hat die Familie Al Gurg in organisches<br />
Wachstum investiert, nun sind auch Zukäufe beabsichtigt.<br />
„Dabei geht es uns vor allem darum, entweder<br />
Zugang zum deutschen Markt mit unseren Produkten zu<br />
bekommen oder aber die deutschen Produkte, respektive<br />
Lösungen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu<br />
vermarkten“, so Flaig.<br />
Strategische Partnerschaften als Treiber<br />
Mit dieser Haltung ist die Al Gurg Group nicht allein: wie die<br />
Commerzbank durch Investorengespräche in den arabischen<br />
Ländern erfuhr, werden derzeit Akquisitionspläne in verschiedenen<br />
Branchen in Deutschland gehegt. Allerdings geht es<br />
dabei selten um vollständige Übernahmen: Die meisten Investoren<br />
berichten, dass sie eine Mehrheitsbeteiligung anstreben,<br />
zugleich aber den bisherigen Eigentümer und das Management<br />
weiter mit an Bord haben wollen. Zudem sind handelsorientierte<br />
Familienunternehmen aus Dubai oder Bahrain daran interessiert,<br />
auch Minderheitsbeteiligungen in Deutschland einzugehen,<br />
um damit eine operative Zusammenarbeit oder ein<br />
Gemeinschaftsunternehmen zur Vermarktung deutscher Produkte<br />
in den arabischen Ländern zu unterstreichen.<br />
16 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: istockphoto.com
Foto: istockphoto.com<br />
Blick auf den Kingdom Tower (Burj Al-Mamlaka)<br />
Technologietransfer bedeutsam<br />
Im Sommer <strong>2012</strong> führte die Commerzbank<br />
in den arabischen Ländern<br />
zahlreiche Investorengespräche. Als<br />
wesentliches Motiv für „Investments<br />
in Germany“ zeigte sich der Technologietransfer.<br />
Aus der Region ist verbreitet<br />
zu hören, dass eine Beteiligung<br />
in Deutschland dazu führen sollte, die<br />
deutsche Technologie z.B. in den Emiraten<br />
einzusetzen. Es geht also nicht<br />
um den Abzug, sondern um die praktische<br />
Anwendung deutscher Technologie.<br />
Eine gemeinsame Wachstumsstory<br />
ist daher genau das, was grenzüberschreitende<br />
M&A-Transaktionen hinsichtlich<br />
Beteiligungen an deutschen<br />
Unternehmen kennzeichnen sollte.<br />
Durch die Aufnahme eines neuen Gesellschafters<br />
aus den arabischen Ländern<br />
kann sich das deutsche Unternehmen<br />
somit nicht nur frisches Kapital<br />
beschaffen, sondern seine Produkte<br />
auch in neue Märkte einführen.<br />
Internationale<br />
Expansion im Visier<br />
Eben dies bestätigten die Investorengespräche<br />
in der Golfregion. Um dort<br />
erfolgreich deutsche Produkte zu vermarkten,<br />
sind lokale Marktkenntnisse<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
und ein breites Netzwerk erforderlich<br />
– dies kann ein arabischer Investor<br />
bieten. Darüber hinaus stehen gerade<br />
Unternehmen aus Dubai dem afrikanischen<br />
und asiatischen Markt nahe;<br />
die Belegschaft der Al Gurg Group<br />
beispielsweise ist zu 85% indischer<br />
Abstammung. Somit kann ein arabischer<br />
Partner als neuer Gesellschafter<br />
für deutsche Mittelständler auch für<br />
eine Expansion nach Indien interessant<br />
sein.<br />
Kulturelles Verständnis von<br />
Bedeutung<br />
Wenn ein deutsches Unternehmen arabische<br />
Gesellschafter aufnimmt, ist das gegenseitige<br />
kulturelle Verständnis bedeutsam.<br />
Dabei zeigt die Praxis, dass es trotz<br />
mancher Unterschiede auch interessante<br />
Gemeinsamkeiten zum deutschen Mittel-<br />
Dr. Rüdiger<br />
Theiselmann,<br />
Head of Corporate<br />
Center<br />
im Bereich<br />
Corporate<br />
Finance der<br />
Commerzbank<br />
in<br />
Frankfurt<br />
FINaNzEN<br />
stand gibt. So setzt man in den arabischen<br />
Ländern auf eine nachhaltige Zusammenarbeit:<br />
„Investitionen der Al Gurg Gruppe<br />
sind stets langfristig angelegt und zielen<br />
nicht auf kurzfristige Rendite. Dies sind<br />
starke Parallelen zur Ausrichtung deutscher<br />
Unternehmer aus dem Mittelstand“,<br />
sagt Werner Flaig. Im Rahmen von Verhandlungen<br />
mit arabischen Investoren<br />
sollten deutsche Unternehmer zudem beachten,<br />
dass sie mit den für sie relevanten<br />
Ansprechpartnern in Kontakt kommen,<br />
weil selbst Gespräche auf Geschäftsführungsebene<br />
oft nur vorbereitenden<br />
Charakter haben. Dabei ist das Herausarbeiten<br />
von Gemeinsamkeiten und positiver<br />
Aspekte für eine Zusammenarbeit<br />
förderlich. Für deutsche Unternehmen<br />
mit internationalen Expansionsabsichten<br />
kann die Aufnahme arabischer Eigenkapitalgeber<br />
interessant sein, um künftiges<br />
Wachstum abzusichern.<br />
Ralph M.<br />
Nitzgen, SeniorExecutive<br />
Officer<br />
und General<br />
Manager der<br />
Commerzbank-Niederlassung<br />
in Dubai<br />
17
FINaNzEN<br />
Blick auf Bahrain Financial Harbour<br />
Finanzdienstleistungen machen Bahrain zum<br />
wirtschaftlichen Drehkreuz des Arabischen Golfs<br />
Das Königreich Bahrain war das erste Land in der Golfregion, das mit der Erdölförderung begann. Zuletzt hat es die<br />
Golfstaaten in ein neues wirtschaftliches Zeitalter geführt, indem es seine Volkswirtschaft ganz gezielt diversifiziert<br />
und sich dabei auf den Sektor Finanzdienstleistungen konzentriert. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung<br />
des Schul-, Hochschul- und Berufsbildungssystems hat das Königreich sein Wachstum klug vorangetrieben und damit<br />
langfristig Stabilität und eine nachhaltig gute Entwicklung für alle Bahraini beschert.<br />
Das ist der Grund, weshalb Bahrains<br />
Wohlstand weniger auf seine großen Erdölvorkommen<br />
als vielmehr auf seine vorausschauende<br />
Haltung zurückzuführen<br />
ist. Als stark entwickelte, liberale und<br />
gut diversifizierte Volkswirtschaft der<br />
Golfregion ist das Königreich inzwischen<br />
nicht mehr allein von seinen Ölexporten<br />
abhängig – ganz im Gegenteil: Mehr als<br />
75 Prozent seiner Einkünfte erzielt Bahrain<br />
in Sektoren, die unabhängig von Öl<br />
sind. Die Erdölexporte, die in den letzten<br />
zehn Jahren um mehr als 50 Prozent<br />
zurückgegangen sind, machen heute<br />
nur noch 33 Prozent des gesamten Exportvolumens<br />
des Landes aus. Während<br />
Erdöl und Erdgas mit nur 13 Prozent an<br />
Bahrains Bruttoinlandsprodukt beteiligt<br />
sind, kommt der Finanzsektor auf stolze<br />
25 Prozent und bspw. die Industrie auf 17<br />
Prozent. Mit dieser Strategie führt das<br />
Königreich Bahrain seine Volkswirtschaft<br />
gezielt in eine nachhaltig stabile Zukunft<br />
für die Zeit nach dem Öl.<br />
Renommiertes Finanzzentrum in der<br />
Golfregion<br />
Bis heute haben sich die Finanzdienstleistungen<br />
als stärkster und am weitesten entwickelter<br />
Sektor von Bahrains Volkswirtschaft<br />
erwiesen. Seit mehr als 40 Jahren hat<br />
sich das Königreich als Standort von vielen<br />
internationalen Unternehmen bewährt.<br />
Dank seiner strengen aufsichtsrechtlichen<br />
Vorschriften und seiner hervorragenden<br />
wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen<br />
hat sich Bahrain zu einem<br />
internationalen Finanzknotenpunkt für allgemeine<br />
und islamische Finanzdienstleistungen<br />
entwickelt.<br />
Mehr als 400 Finanzinstitute – darunter<br />
lokale, regionale und zunehmend auch internationale<br />
Unternehmen – haben sich bis<br />
dato in Bahrain niedergelassen. In diesem<br />
Jahr hat auch Deutschlands führende Versicherungsgruppe<br />
Talanx die Genehmigung<br />
von der Zentralbank Bahrain bekommen,<br />
über ihre Tochtergesellschaft HDI-Gerling<br />
Industrie Versicherung AG im Königreich<br />
tätig zu werden und Industrieversicherungsprodukte<br />
anzubieten. Eine andere führende<br />
deutsche Versicherungsgesellschaft, die<br />
Hannover RE, vertraut ebenfalls auf die konsequent<br />
umgesetzten aufsichtsrechtlichen<br />
Vorgaben des Königreichs und macht sie<br />
sich erfolgreich zunutze. Außerdem haben<br />
Bahrains hoch kompetente in- und ausländische<br />
Arbeitskräfte im Sektor Finanzdienstleistungen<br />
viele internationale Investoren<br />
angezogen. Dass Bahrain mit mehr als zwei<br />
Drittel der Arbeitskräfte im Finanzsektor auf<br />
inländische Arbeitskräfte setzt, unterstreicht<br />
die erfolgreiche Bildungsoffensive und wird<br />
von keinem anderen Land am Arabischen<br />
Golf erreicht.<br />
Kompetente Arbeitskräfte<br />
Bahrain war auch im Bildungsbereich ein<br />
Vorreiter unter den Golfstaaten, als es 1919<br />
ein öffentliches Bildungssystem einrichte-<br />
18 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: Economic Development Board
Foto: Economic Development Board<br />
te. Die kontinuierliche Verbesserung seines<br />
Bildungssystems hilft zu verstehen, warum<br />
so viele Einheimische in einfachen wie in<br />
Spitzenpositionen des Banken- und Finanzsektors<br />
beschäftigt sind.<br />
Schulpflicht besteht sowohl im Primär- als<br />
auch im Sekundärbereich im bahrainischen<br />
Bildungswesen, das kostenlos und selbstverständlich<br />
gleichermaßen sowohl Jungen<br />
wie auch Mädchen offen steht. Der „Intelligence<br />
Unit’s Women’s Economic Opportunity<br />
Report“ der britischen Wochenzeitschrift<br />
The Economist verlieh Bahrain den zweiten<br />
Platz in der arabischen Welt hinsichtlich der<br />
Chancen von Frauen in der Hochschul- und<br />
Berufsbildung. Diese Offenheit spiegelt sich<br />
schon in der Tatsache wider, dass Frauen 37<br />
Prozent der Belegschaft des nationalen Finanzdienstsektors<br />
ausmachen. Nicht zuletzt,<br />
weil die bahrainische Regierung nahezu 11<br />
Prozent des Budgets für Investitionen in Bildung<br />
vorsieht, ist der Alphabetisierungsgrad<br />
einer der höchsten der Region.<br />
In den letzten Jahren hat sich das Königreich<br />
beim gezielten Ausbau seines Bildungssystems<br />
zunehmend auf die Berufsbildung konzentriert.<br />
Das „Bahrain Institute of Banking<br />
and Finance“ (BIBF), die größte spezialisierte<br />
Bildungseinrichtung des Landes, haben in<br />
den letzten 30 Jahren mehr als 10.000 Menschen<br />
durchlaufen, die damit ihre Qualifikationen<br />
in den Bereichen Banking, Finanzen,<br />
Führung und Management-Kenntnissen gewinnbringend<br />
erweitern konnten.<br />
Mehr als 400 Finanzinstitute haben sich in Bahrain niedergelassen<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Ein freier Markt<br />
Bahrains liberaler Markt ist der Garant dafür,<br />
dass sich Unternehmen frei bewegen<br />
können. Es gibt nur wenige bürokratische<br />
Vorgaben und keine Eigentumsbeschränkungen<br />
für ausländische Bürger. Außerdem<br />
besitzt Bahrain etablierte und funktionierende<br />
gesetzliche und aufsichtsrechtliche<br />
Rahmenbedingungen, die Investoren die Sicherheit<br />
geben, dass ihre Interessen auf offene<br />
und transparente Weise gewahrt werden.<br />
Bahrain nimmt beim Ranking der Heritage-<br />
Foundation der globalen Volkswirtschaften<br />
in punkto Freiheit den zwölften und in den<br />
arabischen Ländern sogar den ersten Rang<br />
ein. Außerdem ist das Land das einzige in<br />
der arabischen Welt, das unter die ersten 15<br />
Länder des Index of Economic Freedom von<br />
<strong>2012</strong> gekommen ist.<br />
Aufgrund dieser Erfolge nehmen auch andere<br />
Länder der Region das Königreich Bahrain<br />
zum Vorbild, wenn es darum geht, eigene<br />
Vorschriften und Strukturen zu entwickeln<br />
– vor allem im Bezug auf islamische Finanzprodukte.<br />
Bahrains Reiz für große Versicherungen<br />
und Banken aus allen Teilen der Welt<br />
erhöht sich noch durch die Tatsache, dass das<br />
Königreich das einzige Mitglied des Golfkooperationsrates<br />
ist, das erlaubt, dass sich<br />
Unternehmen aller Sektoren zu 100 Prozent<br />
in ausländischer Hand befinden, und das<br />
ihnen keine Beschränkungen auferlegt, wie<br />
beispielsweise bezüglich des Ringfencings in<br />
„Freihandelszonen“.<br />
FINaNzEN<br />
Die Entwicklung aufsichtsrechtlicher<br />
Vorgaben<br />
Das Königreich Bahrain hat nur eine Behörde,<br />
bei der die Aufsicht über alle Banken- und<br />
Finanzdienstleistungen zusammenläuft; die<br />
Zentralbank von Bahrain. Sie steht in einem<br />
ständigen intensiven Austausch mit Experten<br />
dieser Sektoren, und zwar nicht nur, um<br />
sicher zu gehen, dass ihre Vorgaben in diesem<br />
Bereich regulatorischen Zwecken und<br />
Interessen entsprechen, sondern in erster<br />
Linie im Sinne des Schutzes der Investoren<br />
vor Ort. Außerdem sind in Bahrain einige<br />
führende Aufsichtsgremien für den internationalen<br />
islamischen Finanzsektor ansässig,<br />
wie etwa die „Accounting and Auditing Organisation<br />
for Islamic Financial Institutions<br />
(AAOIFI)“, das „Liquidity Management<br />
Centre“ (LMC) und der „International Islamic<br />
Financial Market“ (IIFM).<br />
Diese wirtschaftlichen Stärken und regulatorischen<br />
Rahmenbedingungen tragen einen<br />
maßgeblichen Anteil daran, internationalen<br />
Investoren einen idealen Zugangspunkt zu<br />
den übrigen Staaten des Golf-Kooperationsrates<br />
zu schaffen. Der außerordentliche<br />
wirtschaftliche Grad der Freiheit, der hohe<br />
Bildungsgrad der bahrainischen Arbeitskräfte<br />
und die geringen unternehmerischen Kosten<br />
im Königreich schaffen ideale Wachstumsbedingungen.<br />
Mit fortschreitender<br />
Entwicklung der Region insgesamt, werden<br />
diese Standortvorteile noch weiter an Attraktivität<br />
gewinnen.<br />
19
KOOPEratION<br />
„Deutsche Unternehmen sind für<br />
Saudi-Arabien geborene Partner“<br />
Botschafter Haller in der Asharqia Chamber im Rahmen eines Besuchs einer deutschen Wirtschaftsdelegation<br />
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien werden sich auch in Zukunft dynamisch<br />
entwickeln. Zu dieser Einschätzung kommt Dieter W. Haller, deutscher Botschafter in Riad, im Gespräch mit dem<br />
Souq. Deutsche Firmen seien die geborenen Partner für das Königreich und bräuchten die wachsende Konkurrenz<br />
asiatischer Anbieter nicht fürchten.<br />
Souq: Herr Botschafter, der Warenaustausch zwischen<br />
Saudi-Arabien und Deutschland wächst<br />
deutlich. Im ersten Halbjahr <strong>2012</strong> war das Königreich<br />
das wichtigste Empfängerland für deutsche<br />
Warenexporte in der arabischen Welt. Aus der<br />
Sicht des Königreichs ist Deutschland ebenfalls<br />
einer der wichtigsten Handelspartner. Welches<br />
sind aus Ihrer Sicht die Bestimmungsgründe für<br />
diese erfreuliche Entwicklung?<br />
Haller: Unser Handel mit Saudi-Arabien entwi-<br />
ckelt sich überaus positiv. Mit einem Gesamtvolumen<br />
von 5 Mrd. Euro in den ersten sechs<br />
Monaten dieses Jahres beträgt der Zuwachs immerhin<br />
47% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders<br />
erfreulich ist, dass die saudischen Exporte<br />
nach Deutschland – wenn auch von einer geringen<br />
Basis – überproportional zunehmen.<br />
Zwei wesentliche Gründe sehe ich: Die Diver-<br />
sifizierung der saudischen Wirtschaft mit der<br />
Stärkung des Downstream-Bereichs bei Petrochemie<br />
oder dem Aufbau neuer verarbeitender<br />
Industriezweige erhöht die Nachfrage nach Anlagen,<br />
Maschinen – kurz nach Hochtechnologie,<br />
über die deutsche Unternehmen verfügen. Zum<br />
anderen haben auf deutscher Seite in letzter Zeit<br />
Bewusstsein und Verständnis für die sich aus der<br />
rasch wachsenden Wirtschaft des größten Landes<br />
am Golf ergebenden Möglichkeiten stark zugenommen.<br />
Allen, die daran Anteil haben, auch der<br />
<strong>Ghorfa</strong>, gilt mein großer Dank.<br />
Souq: Deutsche Firmen haben zwar in vielen Be-<br />
reichen eine starke Stellung. Unternehmen aus<br />
Korea und China machen der deutschen Wirtschaft<br />
am Arabischen Golf aber immer stärker<br />
Konkurrenz. Welche Konsequenzen sollten die<br />
deutschen Unternehmen ziehen?<br />
Haller: Deutsche Firmen haben keinen Grund,<br />
sich vor der in der Tat zunehmenden Konkur-<br />
renz aus Asien zu fürchten. Die hohe techno-<br />
logische Qualität unserer Produkte sowie die<br />
Zuverlässigkeit bei der Auftragserfüllung sind<br />
und bleiben komparative Vorteile. Unsere Partner<br />
in Saudi-Arabien sind vor allem an Knowhow-Transfer<br />
sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
interessiert. Ich empfehle den deutschen<br />
Unternehmen, stets diese Aspekte bei ihrem<br />
Engagement mitzuberücksichtigen. Die geplante<br />
Errichtung eines Siemens-Kompetenz- und<br />
Ausbildungszentrums in Dammam ist ein sehr<br />
gutes Beispiel hierfür.<br />
„Vor-Ort-Präsenz ist wichtig für Erfolg<br />
auf dem boomenden saudischen<br />
Markt“<br />
Souq: Präsenz und Investitionen vor Ort gelten<br />
als eine wichtige Voraussetzung für geschäftlichen<br />
Erfolg in den Golfstaaten. Haben die deutschen<br />
Unternehmen diesbezüglich in Saudi-Arabien<br />
Nachholbedarf?<br />
Haller: Wer auf dem boomenden saudischen<br />
Markt Erfolg haben will, muss vor Ort stän-<br />
dig präsent sein. Nur Saudi-Arabien ver-<br />
fügt am Golf über die geographischen und<br />
demographischen Voraussetzungen sowie<br />
über natürliche Ressourcen für ein langfristiges<br />
und nachhaltiges Wachstum und eine<br />
diversifizierte Wirtschaft. Auch die soziokulturellen<br />
Besonderheiten lassen es angezeigt<br />
erscheinen, vor Ort präsent zu sein. In<br />
Riad, Djidda und Dammam finden regelmäßig<br />
wichtige Wirtschaftskonferenzen statt.<br />
Nur wer „eng“ am Markt ist, die Augen<br />
öffnet und die Ohren spitzt, hat letztendlich<br />
Erfolg. Und nicht zu vergessen: jeder<br />
Unternehmer sollte auch ein wenig Zeit und<br />
Flexibilität mitbringen.<br />
20 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: Asharqia Chamber
Souq: Welche Erwartungen hat die saudische Re-<br />
gierung generell an ausländische Investoren und<br />
Unternehmen?<br />
Haller: Die saudische Regierung legt nach einigen<br />
Enttäuschungen in der Vergangenheit großen<br />
Wert auf echte, langfristige Partnerschaften. Von<br />
Investoren wird erwartet, dass sie sowohl technisches<br />
Wissen an Saudi-Arabien weitergeben als<br />
auch, dass saudische Arbeitskräfte in angemessenem<br />
Umfang beschäftigt werden. Die Ausbildung<br />
saudischer Jugendlicher gerade in technischen<br />
Berufen und ihre Heranführung an die moderne<br />
Arbeitswelt ist eine große Herausforderung<br />
für die saudische Regierung. Jeder Investor, der<br />
sich an Ausbildungsmaßnahmen – allein oder in<br />
Zusammenarbeit mit der Technical and Vocational<br />
Training Corporation (TVTC) – beteiligt, gewinnt<br />
Sympathie.<br />
Souq: Kleine und mittlere Unternehmen tun sich<br />
naturgemäß schwer mit einem Engagement vor<br />
Ort. Was raten Sie diesen Unternehmen, um trotzdem<br />
Fuß auf dem Markt im Königreich zu fassen?<br />
„Für Joint Ventures gibt es ein<br />
umfassendes Anreizsystem“<br />
Haller: Kleine und mittlere Unternehmen brauchen<br />
selbstverständlich erheblich mehr flankierende<br />
Unterstützung als unsere großen „global<br />
players“. Der Markteintritt verlangt zunächst eine<br />
realistische Analyse des Marktpotentials, dann<br />
vor allem auch die Wahl des richtigen Partners je<br />
nachdem, ob ein Engagement in Richtung Handel<br />
oder Fertigung beabsichtigt ist. Seitens der saudischen<br />
Regierung gibt es für Joint Ventures ein umfassendes<br />
Anreizsystem. Auch dieser Aspekt sollte<br />
frühzeitig in die Planungen einbezogen werden.<br />
Souq: Aufgrund der hohen und wachsenden Ein-<br />
nahmen aus dem Ölgeschäft ist das Königreich<br />
in der Lage, massiv in die soziale Entwicklung<br />
und die Diversifizierung der Volkswirtschaft zu<br />
investieren. In welchen Branchen eröffnen sich<br />
nach Ihrer Einschätzung die besten Chancen für<br />
deutsche Unternehmen?<br />
Haller: In allen Bereichen, die die soziale Da-<br />
seinsvorsorge betreffen, das heißt Transport und<br />
Verkehr, Ausbildung, Wohnungsbau, Lebensmittelversorgung<br />
und Gesundheitswirtschaft. Gute<br />
Chancen sehe ich auch in allen Branchen der Fertigungstechnik,<br />
die mit saudischen Rohstoffen<br />
arbeiten können, das heißt Petrochemie/Kunststoffe<br />
und Stahl, aber in nächster Zukunft auch<br />
Aluminium und möglicherweise weitere Metalle.<br />
Im Norden des Landes liegen beispielsweise gro-<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
ße Vorräte an Bauxit. Auch seltene Erden werden<br />
dort vermutet.<br />
Souq: Die Rahmenbedingungen für ausländische<br />
Investoren in Saudi-Arabien gelten als gut. Teilen<br />
Sie diese Einschätzung? Worauf sollten deutsche<br />
Unternehmen achten, wenn sie sich in dem Land<br />
engagieren?<br />
Haller: Der rechtliche Rahmen wie zum Beispiel<br />
Investitionsschutz oder Streitschlichtung und die<br />
Praxis deren Anwendung haben sich in den letzten<br />
Jahren ganz erheblich verbessert. Viel hängt,<br />
wie gesagt, auch von der Wahl des richtigen<br />
saudischen Partners ab. Theoretisch kann eine<br />
ausländische Firma auch allein agieren, aber ein<br />
schlagkräftiger Partner erleichtert das Agieren<br />
sehr. An Auswahl herrscht kein Mangel. Investoren<br />
sollten stets sorgfältig prüfen, mit wem sie<br />
ihre Ziele am besten erreichen können. Organisationen<br />
wie die <strong>Ghorfa</strong>, die AHK oder die saudischen<br />
Handelskammern können hier beratend<br />
sehr behilflich sein.<br />
Souq: Hohe Priorität räumt die saudische Re-<br />
gierung dem Bildungssektor ein. In Deutschland<br />
studieren aber relativ wenige saudische Studierende.<br />
Wie groß ist die Konkurrenz der traditionell<br />
starken angelsächsischen Anbieter?<br />
Haller: Die Mehrzahl der saudischen Auslands-<br />
studenten studiert in den USA und anderen angelsächsischen<br />
Ländern. Ausschlaggebend dafür<br />
ist die Sprache. Saudische Schüler lernen außer<br />
Englisch in der Regel keine weitere Fremdsprache.<br />
Die von deutschen Hoch- und Fachhochschulen<br />
angebotenen Bachelor- und Master-Kurse auf<br />
Englisch werden nach meiner Einschätzung noch<br />
zu wenig genutzt.<br />
Ein weiterer Punkt ist die Betreuung während<br />
des Studiums. Während deutsche Bildungseinrichtungen<br />
dazu neigen, ihre Absolventen<br />
zu selbstständiger Wissensaneignung zu erziehen,<br />
bieten englischsprachige Ausbilder ein<br />
stark verschultes System an und organisieren<br />
in der Regel auch die Freizeit ihrer Studenten<br />
in hohem Umfang. Da dies dem saudischen Bildungssystem<br />
eher entspricht, fühlen sich viele<br />
saudische Studierende in einem solchen „Rundum-Sorglos-Paket“<br />
etwas wohler als auf einer<br />
deutschen, wenn ich es einmal zugespitzt formulieren<br />
darf, „Abenteuer- und Entdeckungsreise“,<br />
die allerdings dann auch ans Ziel führt.<br />
Hier müssen wir das richtige Mittelmaß finden.<br />
Private Universitäten in Bremen und Magdeburg<br />
haben bereits sehr interessante diesbezügliche<br />
Initiativen entwickelt.<br />
KOOPEratION<br />
„Mit Ausschreibungen für größere<br />
Photovoltaik-Kraftwerke oder CSP-Anlagen<br />
rechnen wir Anfang 2013“<br />
Souq: Ambitionierte Pläne hat die Regierung in<br />
Riad angekündigt, was den Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien anbelangt. Was ist zu erwarten? Wann<br />
wird die Entwicklung hier Fahrt aufnehmen?<br />
Haller: Der künftige saudische Energiemix soll<br />
41.000 MW an installierter Leistung durch erneu-<br />
erbare Energien sowie 20.000 MW durch Kern-<br />
energie enthalten. Die fossilen Energieträger Öl<br />
und Gas sollen Zug um Zug ergänzt bzw. ersetzt<br />
werden. Ich gehe davon aus, dass die Einführung<br />
der erneuerbaren Energie rasch erfolgen wird. Am<br />
regulatorischen Rahmen wird intensiv gearbeitet.<br />
Parallel werden aber bereits heute alte ölbefeuerte<br />
Kraftwerke durch effizientere Kombi-Kraftwerke<br />
(öl- oder gasbefeuert) ausgetauscht. Die<br />
grundsätzliche Entscheidung zur Einführung erneuerbarer<br />
Energien eröffnet vielfältige Chancen<br />
auch für deutsche Unternehmen. Mit Ausschreibungen<br />
für größere Photovoltaik-Kraftwerke<br />
oder CSP-Anlagen rechnen wir Anfang 2013.<br />
Ebenso wichtig: der Stromnetzausbau innerhalb<br />
Saudi-Arabiens und auch zwischen den Staaten<br />
des Golf-Kooperationsrats hat gute Fortschritte gemacht.<br />
Ich bin sicher, dass zukünftig auch erheblich<br />
mehr in intelligentes Netzmanagement – ich nenne<br />
nur die Speichertechnik – investiert werden wird.<br />
Souq: Erlauben Sie uns eine abschließende Frage:<br />
Wie schätzen Sie die langfristigen Perspektiven<br />
ein? Werden die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen<br />
weiter expandieren?<br />
Haller: Ich gehe fest davon aus, dass die Weichen<br />
langfristig auf weitere Verflechtung und nachhaltiges<br />
Wachstum gestellt sind. Saudi-Arabien<br />
wird politisch und wirtschaftlich zukünftig für<br />
uns Deutsche noch wichtiger werden: als Taktgeber<br />
für die regionale Integration am Golf und als<br />
Wachstumsmotor mit starken Impulsen sowohl<br />
für den einheimischen Markt, aber auch für die<br />
ganze Region. Deutsche Unternehmen mit ihren<br />
Qualitätsprodukten sind aus meiner Sicht in vielen<br />
Bereichen dabei „geborene Partner“.<br />
Ich hoffe auch sehr, dass mehr saudisches Investitionskapital<br />
seinen Weg nach Deutschland findet.<br />
Mit unseren Partnern aus der Regierung und<br />
dem Privatsektor werden wir uns auch weiterhin<br />
mit Nachdruck dafür einsetzen, noch mehr „tragende<br />
Pfeiler“ in unsere bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />
einzuziehen.<br />
21
BIlDUNG<br />
In Saudi-Arabien wird der Ausbau des Bildungssektors<br />
konsequent vorangetrieben<br />
Bildung und Ausbildung der jungen Bevölkerung haben in Saudi-Arabien Priorität. Dabei ist das Königreich auf ausländische<br />
Expertise angewiesen. Für deutsche Anbieter eröffnen sich insbesondere in der Berufsausbildung gute geschäftliche Chancen.<br />
von Dr. Ralf Neubauer<br />
Die Bevölkerung in Saudi-Arabien wächst in<br />
diesem Jahr um etwa 1,5 Prozent und zählt<br />
derzeit rund 26,5 Mio. Einwohner. Bis zum<br />
Jahr 2020 soll die Einwohnerzahl in dem Königreich<br />
Prognosen zufolge auf 47 Mio. Menschen<br />
ansteigen. Die Bevölkerung wird immer<br />
jünger. Dabei sind laut einer Studie von<br />
iMOVE , der Initiative des Bundesbildungs-<br />
ministeriums für den Bildungsexport, schon<br />
heute mehr als 50 Prozent der im Land lebenden<br />
Menschen jünger als 16 Jahre.<br />
Für den Arbeitsmarkt in dem Golfstaat und<br />
die jungen Saudis hat das gravierende Konsequenzen.<br />
Jahr für Jahr drängen mehr als<br />
430.000 Schulabgänger und Hochschulabsolventen<br />
auf den Markt. Viele davon finden keinen<br />
Arbeitsplatz und werden arbeitslos. Dem<br />
Magazin MEED zufolge sind in Saudi-Arabien<br />
zwei Fünftel der Bürger im Alter von 20 bis<br />
24 Jahren ohne Job. Nach einer Rechnung, die<br />
das Arbeitsministerium in Riad unlängst veröffentlichte,<br />
müssen bis zum Jahr 2030 fünf<br />
Mio. Stellen geschaffen werden, um die neuen<br />
Schulabgänger und Hochschulabsolventen in<br />
Lohn und Brot zu bringen.<br />
Dabei besteht das Problem nicht primär in<br />
den fehlenden Arbeitsplätzen, sondern in der<br />
mangelnden Qualifikation der jungen Menschen.<br />
Wie Adel Fakeih, der saudi-arabische<br />
Arbeitsminister Anfang dieses Jahres auf dem<br />
sechsten „Global Competitiveness Form“ mitteilte,<br />
erlangen lediglich neun Prozent einer<br />
Altersgruppe in seinem Land eine berufliche<br />
Ausbildung in praktischen und technischen<br />
Berufen. Der OECD-Durschnitt liege hingegen<br />
bei 45 Prozent.<br />
Auch eine Analyse von Germany Trade & In-<br />
vest (GTAI) weist darauf hin, dass sich die vom<br />
Privatsektor geforderten Qualifikationsprofile<br />
häufig zu wenig mit der Ausbildung und/oder<br />
den Berufserfahrungen der saudi-arabischen<br />
Bewerber decken. Die privaten Firmen würden<br />
daher weiter ausländische Fachkräfte einstellen.<br />
Allerdings sind dieser Rekrutierung enge<br />
Grenzen gesetzt. Denn die Regierung hat ein<br />
Beschäftigungsquotensystem eingeführt, wo-<br />
Saudi-Arabien hat den hohen Stellenwert von Bildung erkannt<br />
nach mindestens 75 Prozent der Belegschaft in<br />
privaten Unternehmen saudi-arabische Bürger<br />
sein müssen. Die Initiative iMOVE rechnet<br />
damit, dass diese Regelung der Aus- und Weiterbildung<br />
in dem Land Impulse geben wird.<br />
Die Regierung hat den hohen Stellenwert von<br />
Bildung im Allgemeinen und von Aus- und<br />
Weiterbildung im Besonderen längst erkannt<br />
und steuert nicht nur mit einem Quotensystem<br />
gegen. Seit vielen Jahren wird massiv in<br />
den Bildungssektor investiert. So hat laut der<br />
Investmentbank Alpen Capital der Anteil der<br />
Bildungsausgaben an den gesamten Staatsausgaben<br />
im Zeitraum 1985 bis 2008 von<br />
10,1 Prozent auf 19,3 Prozent zugenommen.<br />
Im Staatshaushalt für das Jahr <strong>2012</strong> sind 45<br />
Mrd. US-Dollar für Bildung und Qualifikation<br />
reserviert. Die Bildungsausgaben machen<br />
damit 24 Prozent des gesamten Budgets aus.<br />
Im internationalen Vergleich sind dies absolute<br />
Spitzenwerte.<br />
Um die fachlichen Kompetenzen und Be-<br />
schäftigungschancen der jungen Menschen zu<br />
verbessern, wird der beruflichen Ausbildung<br />
seit geraumer Zeit besonderes Augenmerk<br />
geschenkt. Allerdings reichen laut iMOVE<br />
die Kapazitäten der staatlichen Aus- und Weiterbildungsprogramme<br />
derzeit noch nicht<br />
aus, um die Nachfrage annähernd zu bedie-<br />
nen. Nur 32 Prozent der Bewerber können<br />
angenommen werden. Mit anderen Worten:<br />
Das Berufsbildungssystem steckt noch in den<br />
Anfängen und muss weiter massiv ausgebaut<br />
werden, was für ausländische Bildungsanbieter<br />
potenziell große geschäftliche Chancen<br />
eröffnet.<br />
Die Studie von iMOVE gibt einen Überblick<br />
über das Ausbildungssystem in dem Königreich.<br />
Danach ist die staatliche „Technical and<br />
Vocational Training Corporation“ (TVTC) die<br />
zentrale Stelle für die technische und berufliche<br />
Aus- und Weiterbildung in Saudi-Arabien.<br />
Ihr Fokus liegt auf generellen Trainings und<br />
On-the-Job-Schulungen. Dabei bindet sie die<br />
privaten Unternehmen, die von diesen Maßnahmen<br />
profitieren, ein. So fördert die TVTC<br />
entsprechende Investitionen.<br />
Die berufliche Ausbildung findet in staatli-<br />
chen und privaten Institutionen statt. Generell<br />
wird getrennt nach Geschlechtern unterrichtet.<br />
Zum einen gibt es sogenannte Industrial<br />
Vocational Institutes, deren Abschlüsse der<br />
Secondary General School entsprechen. Andererseits<br />
erfolgt die Ausbildung in Technical<br />
Colleges. Ihr Ziel ist es, die Zahl der Absolventen<br />
mit Ingenieurausbildung zu erhöhen. Junge<br />
Frauen können sich an 14 Higher Technical<br />
Institutes im ganzen Land ausbilden lassen.<br />
22 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: Getty Images
Foto: KfW-Bildarchiv / Fotoagentur: Studio<br />
Besonders die Berufsausbildung bietet deutschen Anbietern gute geschäftliche Chancen<br />
Für männliche Studierende stehen 36 staatli-<br />
che „Colleges of Technology“ oder „Technical<br />
Colleges“ zur Verfügung.<br />
Das Programm für beide Einrichtungen – In-<br />
dustrial Vocational Institutes und Technical<br />
Colleges – ist auf drei bis vier Jahre angesetzt<br />
und führt zu einem Diplom. Spezialisierungen<br />
sind in Bereichen wie Energietechnik,<br />
Mechanik und Chemie, Informations- und<br />
Kommunikationstechnik sowie Umwelt- und<br />
Agrotechnik möglich.<br />
Die TVTC ist federführend am Bau zusätz-<br />
licher Berufsbildungszentren beteiligt. Laut<br />
iMOVE sollen im gesamten Königreich 55<br />
Technical Colleges, 39 Technical Higher Institutes<br />
sowie 150 Vocational Institutes neu<br />
geschaffen werden. In diesem Zusammenhang<br />
gebe es einen Bedarf an sämtlichen<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Produkten und Leistungen der beruflichen<br />
Bildung, von der Ausstattung bis hin zum<br />
Betrieb und Management der Bildungszentren.<br />
Auch vier neue Technical Trainers Colleges<br />
(TTC) sollen entstehen. Vorbild ist hierbei<br />
das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ) aufgebaute<br />
und betriebene TTC in Riad. Es ist ein<br />
Ausbildungsinstitut für Berufsschullehrer,<br />
das internationalen Standards entspricht und<br />
saudischen Studierenden ein dreijähriges<br />
Studium zum „Bachelor of Engineering Technology“<br />
(BET) bietet. Das Studium ist nach<br />
Angaben der GIZ zu 60 Prozent theoretisch<br />
und zu 40 Prozent praktisch orientiert. Die<br />
Studierenden erlernen einen technischen Beruf<br />
und zugleich, wie man technische Berufe<br />
unterrichtet.<br />
Schüler und Studierende in Saudi-Arabien*<br />
Damit auf allen Lehrgebieten eine hohe Qualität<br />
gewährleistet ist, kooperiert die GIZ mit<br />
deutschen und ausländischen Fachpartnern.<br />
Seit Mai <strong>2012</strong> ist das TTC nach europäischen<br />
Standards akkreditiert. Die GIZ führt das<br />
Projekt gemeinsam mit der TVTC durch, die<br />
das Gelände und die Gebäude für das College<br />
zur Verfügung stellt und deren Personal die<br />
GIZ qualifiziert. Für alle Management- und<br />
Verwaltungsprozesse ist die GIZ zuständig.<br />
Ihr Leistungskatalog reicht von der architektonischen<br />
Planung und technischen Ausstattung<br />
der College-Räume über die Lehrpläne<br />
und Lehrmethoden bis hin zur Budgetierung.<br />
Im September 2009 begann der Schulbetrieb<br />
mit knapp 200 eingeschriebenen Studierenden.<br />
Derzeit werden am College deutlich über<br />
1.000 Studierende ausgebildet.<br />
Ein anderes Projekt, an dem deutsche Un-<br />
ternehmen beteiligt sein werden, ist das<br />
Saudi-German Institute for Technology,<br />
für das Anfang <strong>2012</strong> der Grundstein gelegt<br />
wurde. Kooperationspartner sind hier<br />
die TVTC und das saudische Unternehmen<br />
E.A. Juffali & Brothers. Letzteres arbeitet<br />
in dem Königreich wiederum mit namhaften<br />
ausländischen Konzernen zusammen,<br />
darunter Daimler und Siemens. Juffali soll<br />
als strategischer Partner von TVTC das Institut<br />
betreiben. Geplant ist, 800 Auszubildende<br />
zu schulen. Die Investitionssumme<br />
wird auf umgerechnet 40 Mio. US-Dollar<br />
veranschlagt. Deutsche Firmen werden die<br />
Technologien und Trainingsprogramme zur<br />
Verfügung stellen, Experten aus Deutschland<br />
sind als Lehrkräfte vorgesehen.<br />
Die Beispiele und Pläne für weitere Ausbil-<br />
dungszentren belegen, mit welcher enormen<br />
Dynamik sich der Weiter- und Ausbildungssektor<br />
in Saudi-Arabien entwickelt. Für deutsche<br />
Bildungsanbieter, die in dem Golfstaat<br />
einen hervorragenden Ruf genießen, eröffnen<br />
sich vielfältige geschäftliche Chancen, die entschlossen<br />
genutzt werden sollten.<br />
2011 2013 2015<br />
Vorschule 233.858 356.996 489.193<br />
Primary and Secondary Education 6.301.238 6.470.652 6.606.099<br />
Tertiary Education 949.544 1.044.257 1.142.171<br />
Gesamt 7.484.640 7.871.905 8.237.463<br />
Quelle: Alpen Capital<br />
BIlDUNG<br />
* Prognose bzw. Schätzung<br />
23
BIlDUNG<br />
„Die Internationalisierung des deutschen<br />
Bildungssystems macht gute Fortschritte“<br />
Das stark praxisorientierte deutsche duale System gilt als positives Beispiel einer an den Bedürfnissen der Wirtschaft<br />
ausgerichteten Berufsausbildung. Im Gespräch mit dem Souq spricht Prof. Dr. Reinhold Weiß, Ständiger<br />
Vertreter des Präsidenten und Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, über die<br />
Besonderheiten der deutschen Berufsausbildung und die arabisch-deutsche Kooperation im Bildungssektor.<br />
Souq: Herr Prof. Weiß, wie wichtig sind<br />
leistungsfähige Berufsbildungssysteme<br />
für die Entwicklung der Wirtschaft?<br />
Weiß: Vor dem Hintergrund globaler<br />
Märkte und zunehmend wissensbasierter<br />
Gesellschaften wandeln sich die Anforderungen<br />
an die berufliche Qualifikation der<br />
Beschäftigten ständig. Gefragt sind solides<br />
fachliches Wissen, der selbstverständliche<br />
Umgang mit modernen Technologien,<br />
gute Teamwork-Fähigkeiten und eine<br />
hohe berufliche Handlungskompetenz.<br />
Nur eine qualitativ hochwertige Aus- und<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter kann die<br />
Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen langfristig garantieren.<br />
OECD-Studien zufolge gibt es einen<br />
deutlichen Zusammenhang zwischen<br />
dem Bildungsniveau und Wohlstand sowie<br />
der Wachstumsdynamik eines Landes.<br />
Souq: Welche Besonderheiten hat das<br />
deutsche Berufsbildungssystem im internationalen<br />
Vergleich?<br />
Weiß: Das deutsche System der Berufsbildung<br />
ist weltweit einzigartig. Vorzüge<br />
sind die enge Zusammenarbeit von Staat<br />
und Wirtschaft sowie die starke Stellung<br />
der Sozialpartner und Kammerorganisationen<br />
in der Berufsbildungspolitik. Weiterhin<br />
lernen die jungen Erwachsenen im<br />
realen Arbeitsprozess, verbunden mit der<br />
engen Koppelung von theoriegeleitetem<br />
Lernen in der Berufsschule und praxisorientierter<br />
Ausbildung im Unternehmen.<br />
Es gibt eine hohe gesellschaftliche<br />
Akzeptanz einheitlicher Regelungen für<br />
die Berufsbildung und die darin geltenden<br />
Standards. Die Qualität des Ausbildungspersonals<br />
in Betrieben und Berufsschulen<br />
sowie die institutionalisierte<br />
Berufsbildungsforschung sind weitere<br />
Besonderheiten. Das „Matching“ zwi-<br />
Prof. Dr. Reinhold Weiß, Ständiger Vertreter des Präsidenten<br />
und Forschungsdirektor des Bundesinstituts<br />
für Berufsbildung (BIBB) in Bonn<br />
schen den Anforderungen des Beschäftigungssystems<br />
und der beruflichen Bildung<br />
gelingt viel besser als in Systemen<br />
mit beruflichen Vollzeitschulen oder einer<br />
hohen Akademisierung.<br />
Souq: Wie kann die Internationalisierung<br />
des deutschen Bildungssystems gefördert<br />
werden?<br />
Weiß: Die Internationalisierung des<br />
deutschen Bildungssystems hat gute<br />
Fortschritte gemacht. Viele Schüler nehmen<br />
die Möglichkeit wahr und gehen<br />
als Austauschschüler an eine Schule im<br />
Ausland. Der Fremdsprachenunterricht<br />
ist ein wichtiger Bestandteil des Curriculums,<br />
und viele junge Menschen kommen<br />
aus anderen Ländern zum Studium nach<br />
Deutschland. Auch in der Berufsausbildung<br />
ist viel getan worden, um interkulturelle<br />
Kompetenzen zu entwickeln.<br />
Allerdings müssen wir feststellen, dass<br />
Austauschprogramme mit arabischen<br />
Ländern noch ausbaufähig sind.<br />
Souq: Das deutsche System der dualen Berufsausbildung<br />
gilt als vorbildlich. Lässt<br />
es sich einfach auf die arabischen Länder<br />
übertragen?<br />
Weiß: Ein historisch gewachsenes System<br />
der beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />
lässt sich nicht 1:1 auf ein anderes Bildungssystem<br />
übertragen. Es ist aber sehr<br />
wohl möglich, Elemente dieses Systems<br />
zu übertragen. Dies gilt beispielsweise für<br />
die enge Einbindung des privaten Sektors<br />
und der Sozialpartner in die Steuerung<br />
und Curriculumentwicklung. Wir sind<br />
überzeugt, dass ein solches Konzept des<br />
Public-Private-Partnership auch in der<br />
internationalen Zusammenarbeit sinnvoll<br />
und wirksam ist.<br />
Souq: Können Sie uns einige Praxisbeispiele<br />
von einer erfolgreichen deutscharabischen<br />
Zusammenarbeit in der Berufsausbildung<br />
nennen?<br />
Weiß: Vor allem durch die Aktivitäten<br />
von iMOVE sind zahlreiche Kontakte,<br />
Projekte und Partnerschaften zustande<br />
gekommen. iMOVE unterstützt deutsche<br />
Bildungsanbieter mit Serviceleistungen<br />
bei der Vorbereitung und Realisierung<br />
ihres Engagements im Ausland.<br />
Gleichzeitig steht iMOVE ausländischen<br />
Nachfragern von „Training – Made in<br />
Germany“ als Ansprechpartner zur<br />
Verfügung. Wie das Projekt „Water-<br />
Energy-Building – Training & Transfer“<br />
(WEB-TT) in Ägypten oder das Kunststoffzentrum<br />
SKZ in den VAE – erfolgreiche<br />
Beispiele der Kooperation gibt es<br />
viele. Eine Zusammenstellung mit acht<br />
Erfolgsgeschichten der arabisch-deutschen<br />
Kooperation „Developing Skills<br />
for Employability with German Partners.<br />
8 Success Stories from Arab Countries“<br />
steht im Internet unter www.<br />
imove-germany.de in der Rubrik „Publikationen“<br />
zur Verfügung.<br />
24 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: BIBB
3. Arabisch-Deutsches Bildungsforum 2011 in Berlin<br />
Souq: Angelsächsische Anbieter im Bildungssektor<br />
haben in den arabischen Ländern<br />
einen Vorsprung. Was können deutsche<br />
Unternehmen von ihnen lernen?<br />
Weiß: Studien haben gezeigt, dass sich der<br />
Ruf angelsächsischer Länder im Bildungsexport<br />
vor allem auf die Leistungen ihrer<br />
Hochschulen stützt. Gleichzeitig betonen<br />
Experten, dass Deutschland mit seinem<br />
dualen Berufsbildungssystem über einen<br />
außergewöhnlichen Wettbewerbsvorteil<br />
verfügt. Das zeigen auch die verstärkten<br />
Nachfragen in jüngster Zeit aus dem angelsächsischen<br />
Raum, beispielsweise aus<br />
den USA und dem Vereinigten Königreich<br />
selbst. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen<br />
und Instrumenten, um berufliche Aus- und<br />
Weiterbildung aus Deutschland international<br />
noch besser zu positionieren. Eine starke<br />
Serviceorientierung und das professionelle<br />
Marketing von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen<br />
erhöhen die Marktchancen<br />
der Bildungsanbieter. Die Stärkung<br />
der deutschen Industriepräsenz auf ausländischen<br />
Märkten ist eine besonders Erfolg<br />
versprechende „Huckepack-Strategie“.<br />
Souq: Wie beurteilen Sie den Entwicklungsstand<br />
und die Qualität der Bildung<br />
in den arabischen Ländern? Welche Zukunftsaufgaben<br />
sehen Sie?<br />
Weiß: Viele arabische Länder haben in<br />
den letzten Jahren Fortschritte bei der<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Verbesserung ihrer Bildungssysteme erreicht.<br />
Aber der Mangel an Angeboten<br />
zur beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />
ist nach wie vor einer der Gründe für die<br />
hohe Jugendarbeitslosigkeit. Gegenwärtig<br />
ist über ein Fünftel der Bevölkerung in<br />
der arabischen Welt zwischen 15 und 24<br />
Jahre alt. Mehr als ein Viertel der rund<br />
70 Millionen jungen Menschen findet<br />
langfristig keine Arbeitsstelle. Durch ihre<br />
mangelnde Beschäftigungsfähigkeit können<br />
sie nicht gleichberechtigt am wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Leben<br />
teilhaben und zu einem nachhaltigen<br />
Wirtschaftswachstum beitragen. Zugleich<br />
ist die Nachfrage nach qualifizierten<br />
Fachkräften viel höher als das Angebot.<br />
Deshalb sind einige Staaten auf ausländische<br />
Arbeitskräfte angewiesen. Ihr Ziel<br />
ist es jedoch, den Anteil der Einheimischen<br />
an den Beschäftigten zu erhöhen.<br />
Wir möchten unsere arabischen Partner<br />
dabei unterstützen, Strukturen zu schaffen<br />
und Angebote zu entwickeln, die den<br />
Anforderungen des Arbeitsmarktes genügen.<br />
Dazu ist es wichtig, dass sich die<br />
Wirtschaft vor Ort aktiv beteiligt.<br />
Souq: Es gibt eine Reihe von deutschen<br />
Bildungsprojekten in den arabischen Ländern.<br />
Wie beurteilen Sie die Chancen für<br />
weitere Vorhaben?<br />
Weiß: Die Umwälzungen im Zuge des<br />
„Arabischen Frühlings“ haben eine Auf-<br />
BIlDUNG<br />
bruchstimmung erzeugt. Die Zeit ist<br />
reif und überfällig für Reformen – auch<br />
im Bildungswesen. Vieles, was lange<br />
galt, wird nun infrage gestellt. Neue Instrumente<br />
und Bildungswege müssen<br />
entwickelt und erprobt werden. Diese<br />
Ausgangssituation und die vielen guten<br />
Erfahrungen, die deutsche und arabische<br />
Kooperationspartner bereits miteinander<br />
gemacht haben, bieten eine gute Grundlage<br />
für die weitere Zusammenarbeit.<br />
Souq: Die <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE veranstalten<br />
jährlich das Bildungsforum. Wie beurteilen<br />
Sie die Zusammenarbeit und welche<br />
Erwartungen haben Sie an das Forum?<br />
Weiß: Das Arabisch-Deutsche Bildungsforum<br />
ist ein fester Bestandteil der bilateralen<br />
Zusammenarbeit auf dem Gebiet<br />
der beruflichen Bildung. Sie ist das<br />
Kernthema der Veranstaltung und wird<br />
in Zukunft noch stärker in das Zen trum<br />
des Dialogs rücken. iMOVE und die<br />
<strong>Ghorfa</strong> engagieren sich gemeinsam dafür,<br />
dass das Bildungsforum eine zen trale<br />
Plattform für neue Ideen zur Weiterentwicklung<br />
von Bildungskooperationen<br />
bleibt. Das Bildungsforum leistet damit<br />
einen wichtigen Beitrag zum Dialog der<br />
Kulturen, der von Respekt und Toleranz<br />
geprägt ist. Ich erwarte die Festigung der<br />
bereits geschaffenen partnerschaftlichen<br />
Grundlagen und die Erschließung neuer<br />
Bildungshorizonte.<br />
25
BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />
Dubai gilt als Vorreiter bei den Metroprojekten am Arabischen Golf<br />
Die Eisenbahn erlebt in den<br />
arabischen Ländern eine Renaissance<br />
Eisenbahnprojekte fristeten in der arabischen Welt lange Zeit ein Schattendasein. Das hat sich mittlerweile grundlegend<br />
geändert. Schätzungen zufolge sind in der arabischen Welt Vorhaben im Wert von 250 Mrd. US-Dollar geplant.<br />
Viele Projekte werden bereits verwirklicht. Vor allem die arabischen Golfstaaten setzen auf die Schiene.<br />
von Dr. Ralf Neubauer<br />
Eisenbahnen haben in den arabischen Ländern<br />
durchaus eine gewisse Tradition. Bereits<br />
1853 wurde in Ägypten eine Strecke,<br />
die Kairo mit Alexandria verband, eingeweiht.<br />
Legendär ist auch die Hedschasbahn,<br />
die über mehr als 1.300 Kilometer (km)<br />
Pilger von Damaskus nach Medina beförderte.<br />
Diese 1908 eröffnete Strecke war<br />
ein Abzweig der Bagdadbahn, die ebenfalls<br />
Anfang des vergangenen Jahrtausends entstand<br />
und von Konya in der heutigen Türkei<br />
über 1.600 km nach Bagdad verlief.<br />
Deutsche Unternehmen waren an der Bagdadbahn<br />
maßgeblich beteiligt. So übernahm<br />
der Baukonzern Philipp Holzmann<br />
AG neben den Streckenarbeiten auch den<br />
Bau vieler Stationen und vor allem großer<br />
Bahnhöfe. Die Schienen lieferte die Friedrich<br />
Krupp AG, die Lokomotiven stammten<br />
von Borsig, Cail, Hanomag, Henschel und<br />
Maffei. Noch heute gilt die Bagdadbahn,<br />
die 1914 die heutige irakische Hauptstadt<br />
erreichte, als ingenieurtechnische Meisterleistung.<br />
Seit jenen Tagen gab es nur noch wenige<br />
Schienenprojekte in der arabischen<br />
Welt. Die Dichte des Eisenbahnnetzes in<br />
der Region ist daher mit einer Stecke von<br />
34.000 km sehr gering. Zum Vergleich: In<br />
Deutschland ist nach Angaben der Deutschen<br />
Bahn AG das Schienennetz etwa<br />
ebenso lang wie in allen arabischen Ländern<br />
zusammen.<br />
Das ändert sich jetzt. Die Eisenbahn in der<br />
arabischen Welt steht vor einer Renaissance.<br />
Überall werden Schienenprojekte<br />
geplant oder bereits realisiert. Dem Magazin<br />
MEED zufolge erwägen die arabischen<br />
Länder Vorhaben im Wert von 250 Mrd.<br />
US-Dollar, um die Netze auf 67.000 km zu<br />
verdoppeln. Allein in den kommenden drei<br />
Jahren sollen Aufträge im Wert von knapp<br />
107 Mrd. US-Dollar vergeben werden.<br />
Vorreiter sind die Staaten des Golf-Kooperationsrates<br />
(GCC). Sie einigten sich im<br />
Jahr 2008 auf eine Bahn, die alle Mitgliedsstaaten<br />
verbinden soll. Die GCC Railway<br />
wird eine Länge von voraussichtlich rund<br />
2.200 km haben und entlang der Golfküste<br />
von Kuwait über Saudi-Arabien und die<br />
Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bis<br />
zur omanischen Hauptstadt Maskat verlaufen.<br />
Auch Bahrain und Katar sollen angebunden<br />
werden. Diese Erweiterung würde<br />
über den „King Fahd Causeway“ zwischen<br />
Saudi-Arabien und Bahrain und über die<br />
geplante „Friendship Bridge“ zwischen<br />
Bahrain und Katar verlaufen.<br />
Der Bau der GCC Railway, die vor allem<br />
dem Warenaustausch zwischen den Golfländern<br />
nachhaltige Impulse geben soll,<br />
beinhaltet große ingenieurtechnische und<br />
planerische Herausforderungen. Dabei<br />
sind die beteiligten Staaten für den Bau<br />
der Strecken auf ihrem jeweiligen Gebiet<br />
allein verantwortlich. Die Verbindung<br />
soll einspurig und für den Personen- und<br />
Frachttransport gleichermaßen bestimmt<br />
sein. Sie wird voraussichtlich bis zum Jahr<br />
2018 fertiggestellt sein und letzten Schätzungen<br />
zufolge rund 30 Mrd. US-Dollar<br />
kosten. Für sich genommen ist die GCC<br />
Railway das größte Eisenbahnprojekt am<br />
26 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: gulfup.com
Foto: Thomas Kohler<br />
Arabischen Golf. Doch planen und verwirklichen<br />
die einzelnen Mitgliedsstaaten<br />
parallel weitere lange Überlandstrecken<br />
sowie städtische Schienenprojekte.<br />
Saudi-Arabien ist beim Ausbau der Schieneninfrastruktur<br />
am weitesten vorangeschritten<br />
und verfolgt zahlreiche ambitionierte<br />
Projekte. Das Königreich betrieb<br />
bislang die einzige Eisenbahn am Arabischen<br />
Golf. Diese Passagier- und Güterbahn<br />
verbindet Riad mit der Hafenstadt<br />
Dammam. Im Jahr 2011 kam die sogenannte<br />
„Mineral Line“ hinzu. Dies ist eine<br />
1.800 km lange Strecke zum Transport<br />
von Rohstoffen, die von Al-Jalamid im<br />
Norden des Landes nach Ras Al-Zour am<br />
Arabischen Golf verläuft. Sie ist Teil einer<br />
Nord-Süd-Verbindung, die insgesamt 2.750<br />
km umfasst und als das aktuell weltgrößte<br />
Eisenbahnprojekt gilt. Bislang sind 75 Prozent<br />
dieses Vorhabens, das von der Saudi<br />
Railway Company (SAR) verantwortet<br />
wird, fertiggestellt. Die Investitionskosten<br />
werden auf 14 Mrd. US-Dollar veranschlagt.<br />
Zwei weitere große Projekte sind in Saudi-<br />
Arabien auf dem Weg. So plant die SAR die<br />
950 km lange „Saudi Landbridge“ zwischen<br />
Riad und Jeddah sowie zwischen Dammam<br />
und Jubail. Letzten Angaben zufolge haben<br />
sich für das Projektmanagement vier US-<br />
Firmen und ein australisches Unternehmen<br />
beworben. Das sieben Mrd. US-Dollar<br />
schwere Projekt ist als Fracht- und Passa-<br />
�<br />
gierbahn konzipiert. Jährlich sollen acht<br />
�<br />
Mio. Tonnen Fracht vom Hafen in Jeddah<br />
am Roten Meer nach Riad und zu den ande�<br />
ren industriellen Standorten im Osten des<br />
Landes transportiert werden. Ausgeschrieben<br />
ist das Vorhaben bislang nicht.<br />
Zwischen den heiligen Städten Medina<br />
und Mekka wird zudem eine 444 km lan�<br />
ge Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut. �<br />
Die Züge der Haramain-Bahn werden in �<br />
der Spitze eine Geschwindigkeit von 320 �<br />
km/h erreichen und in der Hochsaison täg�<br />
lich mehr als 150.000 Fahrgäste, vor allem<br />
�<br />
Pilger, befördern können. Die Aufträge für<br />
das Projekt im Wert von 11,9 Mrd. US-�<br />
Dollar wurden in zwei Abschnitten 2009<br />
und <strong>2012</strong> vergeben. Anfang dieses Jahres<br />
erhielt das saudisch-spanische Konsortium<br />
Al-Shoula Co. den Zuschlag für den zweiten<br />
Abschnitt im Wert von 8,2 Mrd. US-<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
�<br />
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�����<br />
Die Schieneninfrastruktur bietet ein hohes Investitionspotenzial<br />
Dollar. Wie die Tageszeitung „Arab News“<br />
berichtet, schließt der Auftrag den Betrieb<br />
und die Wartung für einen Zeitraum von<br />
zwölf Jahren ein.<br />
Damit nicht genug. In dem Königreich<br />
werden zudem drei große Metroprojekte<br />
in Mekka, Jeddah und Riad vorangetrieben.<br />
So hat die Regierung jetzt umgerechnet<br />
16,5 Mrd. US-Dollar für den Ausbau<br />
des städtischen Verkehrsnetzes in Mekka<br />
bewilligt. Neben einer Metro sind auch<br />
Buslinien geplant. Die Projekte werden in<br />
drei Phasen verwirklicht. In einem ersten<br />
����LET US BRING A SMILE �<br />
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�<br />
�<br />
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BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />
Schritt sollen in den kommenden drei Jahren<br />
6,8 Mrd. investiert werden. Das sogenannte<br />
Mecca Mass Rail Transit (MMRT)<br />
System wird vier Metro-Linien mit insgesamt<br />
88 Stationen auf einer Länge von 182<br />
km umfassen.<br />
Unterdessen wurden, wie MEED berichtet,<br />
die Planungsarbeiten für die Metro in Jeddah<br />
abgeschlossen. Vorgesehen sind drei<br />
Linien auf einer Länge von 108 km, und<br />
der Ausschreibungsprozess für das mehr<br />
als neun Mrd. US-Dollar teure Projekt soll<br />
in Kürze gestartet werden. Weiter fort-<br />
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27
BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />
Marokko: Bis 2015 sollen umgerechnet drei Mrd. Euro in den Eisenbahnsektor investiert werden<br />
geschritten sind die Metro-Pläne in Riad.<br />
Dort hat die Arriyadh Development Authority<br />
(ADA) jetzt vier Konsortien für das<br />
sieben bis acht Mrd. US-Dollar teure und<br />
180 km lange Transportsystem vorqualifiziert.<br />
An einem Konsortium mit Vinci<br />
(Frankreich) an der Spitze ist auch die<br />
deutsche Siemens AG beteiligt.<br />
Vorreiter bei den Metroprojekten am Arabischen<br />
Golf ist indes Dubai. In dem VAE-<br />
Emirat wurde am 9. September 2009 die<br />
rote Linie der Dubai Metro eröffnet. Diese<br />
Strecke der hochmodernen und völlig<br />
fahrerlos betriebenen Bahn verbindet die<br />
City mit Jebel Ali, wo der größte Tiefseehafen<br />
der Region stationiert ist und der neue<br />
Airport entsteht. Sie hat auf einer Länge<br />
von 52 km 29 Stationen. Im September<br />
2011 folgte die grüne Innenstadt-Linie mit<br />
18 Stationen auf einer Länge von 23 km.<br />
Weitere Verbindungen – die blaue und die<br />
purpurne Linie – sollen folgen. Insgesamt<br />
soll die Dubai Metro auf einer Länge von<br />
166 km fast 80 Stationen haben. Bislang ist<br />
die Bahn ein großer Erfolg. Wie die Roads<br />
& Transport Authority (RTA) des Emirates<br />
im vergangenen September anlässlich des<br />
dreijährigen Jubiläums bekannt gab, wurden<br />
bislang 184 Mio. Fahrgäste befördert.<br />
Auch das Nachbar-Emirat Abu Dhabi will<br />
ein modernes und nachhaltiges System<br />
für den öffentlichen Personennahverkehr<br />
aufbauen, um dem Verkehrschaos zu entgehen.<br />
Eine Machbarkeitsstudie für die<br />
geplante Metro wurde jetzt abgeschlossen.<br />
Demnächst soll die vorbereitende Engineering-Phase<br />
beginnen. Die Metro soll alle<br />
wichtigen Vororte und den Flughafen mit<br />
der City verbinden. Geplant ist früheren<br />
Angaben zufolge ein 130 km langes Streckennetz.<br />
Ergänzt werden soll die Metro<br />
durch einige Tramlinien auf einer Gesamtlänge<br />
von mehr als 300 km.<br />
Bereits im Bau ist eine 264 km lange Teilstrecke<br />
der „Ethiad Rail“, die alle sieben<br />
VAE-Emirate verbinden soll und Teil der<br />
GCC Railway sein wird. Insgesamt wird<br />
das Schienennetz in den VAE 1200 km lang<br />
sein. Mit der Fertigstellung des letzten<br />
Streckenabschnitts (217 km) wird für das<br />
Jahr 2018 gerechnet. Auch ein deutsches<br />
Unternehmen ist an dem Schienenprojekt<br />
beteiligt. Die Firma Hoyer Global Transport,<br />
eine Tochtergesellschaft des deutschen<br />
Logistikkonzerns Hoyer, und Etihad<br />
Rail wollen, wie jetzt bekannt wurde,<br />
künftig zusammenarbeiten. Ein entsprechendes<br />
Memorandum of Understanding<br />
(MoU) wurde unterzeichnet. Wie es heißt,<br />
soll Hoyer die Emiratis bei der Schaffung<br />
eines sicheren und nachhaltigen Eisenbahnsystems<br />
für den Transport von Flüssigmassengut<br />
unterstützen.<br />
In einer noch frühen Planungsphase sind<br />
die Eisenbahnprojekte im Sultanat Oman.<br />
Wie MEED berichtet, hat das omanische<br />
Transportministerium jetzt eine entsprechende<br />
Design-Studie erneut ausgeschrie-<br />
ben. Unter den Firmen, die zur Angebotsabgabe<br />
eingeladen wurden, ist auch ein<br />
Konsortium, an dem die Deutsche Bahn<br />
AG beteiligt ist. Der erfolgreiche Bieter<br />
soll später ebenfalls die Bauarbeiten überwachen.<br />
Fest geplant sind zwei große Teilstrecken:<br />
Von Sohar nach Maskat (230 km)<br />
und von Maskat nach Duqum (560 km).<br />
Früheren Angaben zufolge sollen alle Strecken<br />
zweispurig verlaufen und Personenzüge<br />
mit Tempo 200 aufnehmen können.<br />
Die auf diesen Gleisen ebenfalls fahrenden<br />
Güterzüge werden bis zu 120 km/h schnell<br />
sein.<br />
Auch in Katar werden große Schienenprojekte<br />
vorangetrieben – allen voran die Metro<br />
in der Hauptstadt Doha. Das Projekt steht<br />
in engem Zusammenhang mit der FIFA-<br />
Fußball-WM 2022, die in dem Emirat stattfinden<br />
wird. Geplant sind vier Strecken: die<br />
Red, Gold, Green und Blue Line. Insgesamt<br />
wird das Streckennetz der Metro 300 km<br />
lang sein und 80 Stationen haben.<br />
Das Ausschreibungsverfahren ist schon<br />
relativ weit fortgeschritten. Die Qatar<br />
Railways Company (Qrail) hat jetzt 18<br />
vorqualifizierte Konsortien dazu aufgefordert,<br />
noch in diesem Jahr für vier Angebotspakte<br />
zu bieten: Red Line North, Red<br />
Line South, Green Line und Golden Line.<br />
Außerdem wurde ein Angebotspaket für<br />
Bahnhöfe ausgeschrieben. Von deutscher<br />
Seite bewerben sich die Konzerne Hochtief<br />
und Züblin als Konsortialmitglieder<br />
um einzelne Angebotspakte. Betriebsbereit<br />
sollen alle Strecken im Jahr 2020 sein.<br />
QRail plant darüber hinaus eine 340 km<br />
lange Frachtlinie, die vom Hafen Ras Laffan<br />
im Norden über Doha und dessen neuen<br />
Hafen bis nach Mesaieed im Süden und<br />
weiter zur saudi-arabischen Grenze und<br />
dem geplanten GCC-Schienennetz verlaufen<br />
soll. Insgesamt beinhaltet der „Qatar<br />
Integrated Rail Plan“ Investitionen in<br />
Höhe von umgerechnet 35 Mrd. US-Dollar.<br />
Bei der Realisierung der Pläne steht QRail<br />
beratend die DB International, eine Tochtergesellschaft<br />
der Deutschen Bahn AG,<br />
zur Seite.<br />
In Kuwait will die Regierung für sieben<br />
Mrd. US-Dollar im Großraum Kuwait City<br />
ebenfalls eine Metro bauen lassen. Früheren<br />
Verlautbarungen zufolge soll die Bahn<br />
28 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: travel.maktoob.com
auf einer Strecke von rund 170 km vier Linien<br />
und 68 Stationen haben. Eine Aufteilung<br />
auf mehrere Teilprojekte ist geplant.<br />
Das staatliche kuwaitische Partnerships<br />
Technical Bureau (PTB) hatte in einem ersten<br />
Schritt im Frühjahr <strong>2012</strong> die Unternehmen<br />
aufgefordert, Interessenbekundungen<br />
für die Lieferung des rollenden Materials<br />
und die Systemtechnik abzugeben, worauf<br />
sich rund 60 Firmen meldeten. Aktuell soll<br />
für den ersten Abschnitt des Projekts ein<br />
Transaktionsberater bestimmt werden.<br />
Die Agenda der GCC-Staaten ist wahrhaft<br />
beeindruckend. Doch treiben auch andere<br />
arabische Länder Eisenbahnprojekte voran.<br />
So will der Irak in den kommenden Jahren<br />
den Umfang des Schienennetzes (derzeit<br />
2.000 km) auf 10.000 km verfünffachen.<br />
Hierzu sind zahlreiche Projekte geplant. Unter<br />
anderem soll für sieben Mrd. US-Dollar<br />
eine 555 km lange Strecke gebaut werden, die<br />
Bagdad, Baqubah, Kirkuk, Erbil und Mosul<br />
verbindet. Für Bagdad wird eine drei Mrd.<br />
teure Metro mit zwei Linien geplant.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Jordanien will für 4,3 Mrd. US-Dollar eine<br />
900 km lange nationale Frachtlinie schaffen.<br />
So soll die Hafenstadt Aqaba an das<br />
irakische und syrische Schienennetz angebunden<br />
werden. Auch eine Verbindung<br />
zum saudi-arabischen Nord-Süd-Netz<br />
ist geplant. Seit längerem ist zudem eine<br />
Stadtbahn oder Metro in der Hauptstadt<br />
Amman im Gespräch.<br />
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo wird<br />
derzeit die bestehende Metro mit zwei Linien<br />
auf einer Länge von gut 60 km um<br />
eine dritte Linie erweitert. Sie verläuft in<br />
Ost-West-Richtung und wird im Nordosten<br />
den Flughafen anbinden. Wie MEED<br />
berichtet, soll in Kürze der dritte von vier<br />
Bauabschnitten ausgeschrieben werden.<br />
Die Erweiterung der Metro um weitere<br />
drei Linien bis 2022 ist im Gespräch.<br />
In Algerien sind laut GTAI für den Ausbau<br />
des Schienenverkehrs im Fünfjahresplan<br />
2010 bis 2014 Investitionen in Höhe<br />
von 24,4 Mrd. Euro vorgesehen. Im Juli<br />
Für große Pläne –<br />
mit den richtigen Partnern<br />
BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />
2010 ist eine 700 km lange Fracht- und<br />
Passagierbahn von der Küstenstadt Oran<br />
nach Bechar im Landesinneren in Betrieb<br />
gegangen. Insgesamt soll das algerische<br />
Schienennetz bis 2015 auf eine Länge von<br />
10.500 km ausgebaut werden und komplett<br />
elektrifiziert sein. Darüber hinaus<br />
gibt es zahlreiche städtische Projekte. In<br />
der Hauptstadt Algier entsteht derzeit eine<br />
Metro, die im Jahr 2020 eine Länge von<br />
40 km haben soll. Beteiligt an dem Projekt<br />
sind auch deutsche Unternehmen wie<br />
Siemens und Dywidag. Zudem sind in 14<br />
Städten Straßenbahnen geplant oder werden<br />
bereits realisiert.<br />
Das Nachbarland Marokko verfolgt ebenfalls<br />
ambitionierte Bahnpläne. Bis 2015<br />
sollen umgerechnet drei Mrd. Euro in den<br />
Eisenbahnsektor investiert werden, etwa<br />
zwei Drittel davon sind für den Bau der<br />
ersten TGV-Strecke Afrikas vorgesehen.<br />
Die Hochgeschwindigkeitsbahn soll einmal<br />
von Tanger im Norden bis nach Agadir im<br />
Süden verlaufen.<br />
CMS_LawTax_CMYK_<br />
Die arabische Halbinsel ist Schauplatz zahlreicher ambitionierter Großbauvorhaben<br />
und Infrastrukturprojekte, die gerade deutschen Unternehmen<br />
ausgezeichnete Geschäftschancen eröffnen. Sie wollen am Boom teilhaben<br />
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BraNcHENrEPOrt - tOUrISMUS<br />
El Gouna am Roten Meer<br />
Ägypten setzt auf umweltfreundlichen<br />
Tourismus<br />
Das ägyptische Tourismusministerium baut das ökologische Zertifizierungsprogramm für Hotels aus. Die Green<br />
Star Hotel Initiative wird auf das ganze Land ausgeweitet. Für deutsche Unternehmen in den Bereichen Abfallwirtschaft,<br />
Wasseraufbereitung und Energieeffizienz sind daraus entstehende Geschäftsmöglichkeiten interessant.<br />
Für Ägypten ist die Tourismusbranche ein<br />
wichtiger Sektor, der zahlreiche Arbeitsplätze<br />
schafft und Devisen erwirtschaftet.<br />
Deshalb ist es wichtig, den negativen sozialen<br />
und ökologischen Wirkungen des Fremdenverkehrs<br />
entgegenzuwirken. So gilt es,<br />
den wachsenden Wasser- und Energiebedarf<br />
zu beschränken und die Abwasserentsorgung<br />
zu optimieren. Da in der Hotellerie<br />
bislang nachhaltige und umweltfreundliche<br />
Managementverfahren fehlten und Öko-<br />
und Qualitätsstandards nicht umgesetzt<br />
wurden, haben sich die Probleme in der jüngeren<br />
Vergangenheit verschärft.<br />
Um die Umweltbelastungen durch die Hotellerie<br />
zu minimieren, schlossen sich maßgebliche<br />
Akteure der ägyptischen Hotelindustrie<br />
zusammen – die Orascom Hotels<br />
& Development, die Travco Group und die<br />
TUI AG. Sie riefen im Jahr 2007 die Green<br />
Star Hotel Initiative ins Leben. Im Rahmen<br />
dieses Public Private Projektes (PPP) wurde<br />
nach internationalen Standards und in Zusammenarbeit<br />
mit den Hotelanlagen der Pilotdestination<br />
El Gouna am Roten Meer ein<br />
Ökolabel für die ägyptische Hotellerie entwickelt.<br />
Das Programm wurde im Auftrag<br />
des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />
von der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />
Zusammenarbeit (GIZ) durchführt.<br />
Fachlich unterstützt wurde es von der Beratungsfirma<br />
AGEG Consultants.<br />
Umsetzung vor Ort<br />
Das Green Star Hotel System setzt auf die<br />
praktische Umsetzung und Anwendbarkeit<br />
vor Ort. So wurden internationale Kriterien<br />
in den lokalen ägyptischen Kontext<br />
übersetzt und durch messbare Indikatoren<br />
und klare Benchmarks ergänzt. Der Kriterienkatalog<br />
des Programms umfasst hundert<br />
Pflichtkriterien, die zu 100 Prozent erfüllt<br />
werden müssen. Darüber hinaus haben die<br />
teilnehmenden Hotels die Möglichkeit, eine<br />
Reihe optionaler Kriterien umzusetzen,<br />
was die Grundlage für eine Zertifizierung<br />
mit drei, vier oder fünf grünen Sternen<br />
darstellt. Die Hotels werden in der Umsetzung<br />
durch ein eigens entwickeltes Capacity<br />
Building Programm, ein praktisches Toolkit<br />
und ein ganzes Trainingspaket unterstützt.<br />
Darüber hinaus bildet die Initiative vor Ort<br />
junges Personal in eigens konzipierten Trainingsprogrammen<br />
aus.<br />
Durch die enge Zusammenarbeit aller beteiligten<br />
Akteure ist ein praktisch ausgerichtetes<br />
und auch für kleinere Hotels<br />
umsetzbares Umweltmanagement- und<br />
Ökozertifizierungssystem entstanden, das<br />
30 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: Green Star Hotel Initiative
Fotos: Green Star Hotel Initiative<br />
Madinat Coraya<br />
Vorbildcharakter für die gesamte Region<br />
hat. Das ägyptische Tourismusministerium<br />
und die GIZ schlossen daher im Februar<br />
<strong>2012</strong> ein weitergehendes Kooperationsabkommen.<br />
Ziel der Zusammenarbeit ist es,<br />
die Green Star Hotel Initiative unter der<br />
Schirmherrschaft des Ministeriums als nationales<br />
Öko-Zertifizierungssystem auf die<br />
gesamte ägyptische Hotellerie auszuweiten.<br />
46 Hotels bisher zertifiziert<br />
Das Green Star System wurde auf weitere<br />
Destinationen am Roten Meer ausgedehnt:<br />
Madinat Makadi, Madinat Coraya,<br />
Taba Heights, Sharm El Sheikh, Dahab und<br />
Taba. Inzwischen gibt es am Roten Meer<br />
und auf der Sinaihalbinsel 46 zertifizierte<br />
Hotels. Einige Hotels setzen nicht nur das<br />
Programm um, sondern sind sogar selbst<br />
initiativ geworden und verwirklichen kleine<br />
eigene Umweltprojekte.<br />
Zusammenfassend lassen sich die Ziele der<br />
Green Star Hotel Initiative wie folgt beschreiben:<br />
• Verbesserung der Umweltqualität in<br />
den ägyptischen Urlaubsdestinationen,<br />
• Einsparung beim Wasser- und Energieverbrauch<br />
in Höhe von 20 bis 30<br />
Prozent,<br />
• Kontrollierter Einsatz von Chemikalien,<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
• Stärkere Nutzung der erneuerbaren<br />
Energien,<br />
• Geringeres Abfallaufkommen und<br />
kontrolliertes Abfallmanagement,<br />
• Schutz der Biodiversität der Korallenriffe,<br />
• Kontrollierte Abwasserentsorgung,<br />
• Capacity Building für ein nachhaltiges<br />
Hotelmanagement.<br />
Die Green Star Hotel Initiative stellt zum<br />
einen sicher, dass der Ressourcenschutz<br />
vor Ort vorangetrieben wird. Zum an-<br />
BraNcHENrEPOrt - tOUrISMUS<br />
deren ermöglicht es den Hotels, darüber<br />
hinaus gehende Einsparpotenziale durch<br />
gezielte Maßnahmen zu nutzen. Die durch<br />
die Zertifizierung bewirkte stärkere Ausrichtung<br />
der ägyptischen Ferienhotellerie<br />
auf effizienteres und ökologischeres<br />
Wirtschaften eröffnet zudem für die deutsche<br />
Exportwirtschaft neue Perspektiven.<br />
Insbesondere für innovative und wettbewerbsfähige<br />
Produkte in den Bereichen<br />
Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und<br />
Energieeffizienz bestehen gute Geschäftschancen.<br />
Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen dem ägyptischen Tourismusministerium und der GIZ<br />
31
läNDErrEPOrt<br />
Kuwait: Öl-Sektor hält Volkswirtschaft<br />
auf Wachstumskurs<br />
Kuwait City: Skyline<br />
Der Ölreichtum versetzt Kuwait in die Lage, massiv in die Diversifizierung der Wirtschaft zu investieren. Auch für<br />
deutsche Unternehmen ergeben sich mittel- und langfristig lukrative geschäftliche Chancen.<br />
von Dr. Ralf Neubauer<br />
Kuwait hat die globale Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise überwunden und laut Internationalem<br />
Währungsfonds (IWF) im vergangenen<br />
Jahr ein beachtliches Wirtschaftswachstum<br />
von 8,3 Prozent erreicht. Für<br />
dieses Jahr rechnet die Washingtoner Institution<br />
erneut mit einem hohen Zuwachs<br />
des realen Bruttoinlandsproduktes (6,6<br />
Prozent). Das Land zählt damit zu den am<br />
stärksten wachsenden Staaten in der arabischen<br />
Welt.<br />
Erfreulich sind auch andere makroökonomische<br />
Indikatoren. So hat sich der Anstieg<br />
der Verbraucherpreise seit dem Jahr 2009<br />
deutlich verlangsamt, und die Arbeitslosenquote<br />
der kuwaitischen Staatsbürger liegt<br />
auf einem fortgesetzt niedrigen Niveau.<br />
Zugleich ist die finanzielle Stabilität groß.<br />
Seit vielen Jahren erzielt das Land enorme<br />
Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüsse.<br />
Im Jahr 2011 belief sich der Haushaltsüberschuss<br />
auf 44,8 Mrd. US-Dollar. Ein<br />
Jahr zuvor waren es 65,1 Mrd. US-Dollar.<br />
Der größte Teil dieses Geldes wird regelmäßig<br />
zur Zukunftssicherung über den<br />
sogenannten „Reservefonds für zukünftige<br />
Generationen“ international angelegt. Vor<br />
diesem Hintergrund verwundert es nicht,<br />
dass die Ratingagenturen Kuwait regelmäßig<br />
eine hohe finanzielle Bonität bescheinigen.<br />
Möglich ist diese wirtschaftliche Performance<br />
aufgrund der umfangreichen Ölvorkommen<br />
des Landes. Die nachgewiesenen<br />
Ölreserven belaufen sich dem World<br />
Factbook zufolge auf 104 Mrd. Barrel. Im<br />
Ranking der ölreichsten Staaten der Welt<br />
belegt das Land damit den siebten Platz.<br />
Bei derzeitigem Produktionsniveau halten<br />
die kuwaitischen Ölvorräte noch etwa<br />
hundert Jahre.<br />
Nach Angaben der OPEC lag die Ölförderung<br />
in dem Golfstaat im vergangenen September<br />
bei rund 2,8 Mio. Barrel pro Tag.<br />
Mittelfristig sollen vier Mio. Barrel pro Tag<br />
gefördert werden. Die kuwaitischen Gasreserven<br />
sind mit geschätzten 1,8 Billionen<br />
Kubikmetern nicht ganz so umfangreich<br />
wie beim Öl. Immerhin belegt das Land<br />
damit aber im globalen Ranking den 21.<br />
Platz, und beim erforderlichen Ausbau der<br />
Stromerzeugung spielen die Gasvorkommen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Der Reichtum an Kohlenwasserstoffen ist<br />
ein Segen, versetzt er die Regierung doch<br />
in die Lage, massiv in die wirtschaftliche<br />
Entwicklung des Landes zu investieren. Ziel<br />
ist es, die hohe Abhängigkeit vom Öl zu<br />
reduzieren und die Wirtschaft zu diversifizieren.<br />
Denn der Öl-Sektor erwirtschaftet<br />
noch immer rund 90 Prozent der Staatseinnahmen<br />
und etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes.<br />
Die Vision ist es, Kuwait zu einer Logistikdrehscheibe<br />
und zu einem Finanzzentrum<br />
zu machen. Doch soll auch die petrochemische<br />
Industrie und der Kohlenwasserstoff-<br />
Sektor ausgebaut werden. Die Richtung<br />
gibt der Entwicklungsplan für den Zeitraum<br />
2010 bis 2014 vor, den das kuwaitische Parlament<br />
Anfang 2010 verabschiedet hat.<br />
Die Umsetzung dieses Plans ist noch nicht<br />
weit fortgeschritten, weil in der jüngeren<br />
Vergangenheit Unstimmigkeiten zwischen<br />
Regierung und Parlament immer wieder<br />
große Projekte verzögert haben. Aktuell ist<br />
32 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Foto: AHMED-AL-BATHER
Kuwait möchte zur Logistikdrehscheibe und Finanzzentrum werden<br />
das Parlament aufgelöst und soll am 1. Dezember<br />
<strong>2012</strong> neu gewählt werden.<br />
Mittel- und langfristig dürfte der enorme<br />
Investitionsbedarf in Verbindung mit der<br />
gewaltigen Finanzkraft des Landes dazu<br />
führen, dass die wirtschaftliche Entwicklung<br />
weiter an Dynamik gewinnen wird.<br />
Allein im laufenden Entwicklungsplan sind<br />
<strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von 104 Mrd. US-Dollar<br />
vorgesehen, und das Geld für zusätzliche<br />
große Projekte ist vorhanden. Investitionsbedarf<br />
besteht vor allem in den Bereichen<br />
Energie- und Wasserversorgung, Verkehr,<br />
Wohnungsbau, Gesundheitswesen und Bildung.<br />
Bei der Umsetzung der Entwicklungsplanung<br />
soll der Privatsektor nach den Vorstellungen<br />
der Regierung eine zentrale Rolle<br />
einnehmen; PPP-Projekte (Public Private<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Partnership) haben Priorität. Die Federführung<br />
bei all diesen Vorhaben hat das 2008<br />
gegründete „Partnerships Technical Bureau“<br />
(PTB). Die zum Finanzministerium<br />
zählende Behörde verfolgt, wie Germany<br />
Trade & Invest (GTAI) berichtet, mehr als<br />
30 Projekte in verschiedenen Bereichen.<br />
Priorität hat laut PTB-Präsident Adel Al-<br />
Roumi derzeit der Energiesektor.<br />
Vor allem die Stromerzeugung muss ausgebaut<br />
werden. Die Nachfrage nach Elektrizität<br />
wächst in Kuwait jährlich um etwa acht<br />
Prozent, und die Kapazitäten sind äußerst<br />
knapp bemessen. In den Sommermonaten<br />
drohen deswegen Versorgungsengpässe. Die<br />
installierte Leistung zur Produktion von<br />
Strom soll daher laut Elektrizitätsministerium<br />
von 12.800 MW (2011) auf 25.400<br />
MW im Jahr 2020 nahezu verdoppelt werden.<br />
läNDErrEPOrt<br />
Eine Schlüsselrolle kommt in diesem Zusammenhang<br />
einem großen Independent<br />
Power and Water Project (IWPP) in Al Zour<br />
North zu. Geplant sind dort für zwei Mrd.<br />
US-Dollar ein Kraftwerk mit einer Leistung<br />
von 1.500 MW und eine angeschlossene<br />
Anlage zur Entsalzung von Meerwasser, die<br />
täglich 380.000 Kubikmeter Wasser liefern<br />
kann. Nach der Ausschreibung wurde im<br />
März ein Konsortium, dem die Sumitomo<br />
Corporation, GDF Suez Development und<br />
eine lokale Firma angehören, als günstigster<br />
Anbieter benannt. Wann die endgültige<br />
Auftragsvergabe erfolgt, lässt sich derzeit<br />
nicht abschätzen. Das Projekt gilt als Testfall<br />
des neuen PPP-Programms. Wird es<br />
erfolgreich implementiert, sollen weitere<br />
Stromprojekte in einer ähnlichen Größenordnung<br />
folgen.<br />
Auch im Kohlenwasserstoff-Sektor sind<br />
bedeutende Investitionen geplant. Die Ölförderkapazitäten<br />
sollen laut GTAI vor allem<br />
durch den Ausbau der vier nördlichen<br />
Ölvorkommen Raudhatain, Sabriya, Al-<br />
Ratqa und Abdali bis zum Jahr 2015 auf 3,5<br />
Mio. Barrel pro Tag und bis 2020 auf vier<br />
Mio. Barrel zunehmen. Hierfür sollen die<br />
Exportterminals ausgebaut und die Tankerflotte<br />
vergrößert werden. Beim Gas ist es<br />
das Ziel, die Förderung von derzeit täglich<br />
1,2 auf vier Mrd. Kubikfuß auszuweiten.<br />
Die verarbeitende Industrie in Kuwait besteht<br />
vor allem aus Raffinerien und Anlagen<br />
der Petrochemie. Beide Bereiche sollen in den<br />
kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden.<br />
So ist der Petrochemie unter anderem<br />
33
läNDErrEPOrt<br />
Deutsche Handelspartner sind in Kuwait höchst willkommen<br />
ein drittes Olefin-Werk mit einer Jahreskapazität<br />
von einer Mio. Tonnen Ethylen geplant.<br />
Im Raffinerie-Sektor verfügt das Land<br />
laut U.S. Energy Information Administration<br />
(EIA) über drei große Komplexe<br />
in Al-Ahmadi, Abdullah und Al-Shuaiba.<br />
Sie sind 30 km südlich von Kuwait City<br />
stationiert und haben eine Kapazität von<br />
insgesamt 936.000 Barrel pro Tag. Mitte<br />
2011 hat der Supreme Petroleum Council<br />
grünes Licht für die Neuausschreibung einer<br />
vierten Raffinerie gegeben. In Al Zour<br />
will die Kuwait National Petroleum Company<br />
für 15 Mrd. US-Dollar eine Anlage mit<br />
einer Kapazität von 615.000 Barrel pro Tag<br />
errichten. Ein anderes Megaprojekte, das<br />
„Clean Fuel Project 2020“ mit geschätzten<br />
Investitionskosten in Höhe von 18,5 Mrd.<br />
US-Dollar, zielt auf die Modernisierung der<br />
bestehenden Raffinerie-Kapazitäten ab. Für<br />
beide Vorhaben wurden interessierte Unternehmen<br />
im April <strong>2012</strong> eingeladen, an der<br />
Vorqualifizierung teilzunehmen.<br />
Ein bedeutendes Großprojekt im Logistikbereich<br />
ist der geplante neue Seehafen auf der<br />
Insel Bubiyan, der den Golfstaat mit Asien<br />
verbinden soll. Der Grundstein für dieses<br />
Projekt wurde im Frühjahr 2010 gelegt, und<br />
erste Aufträge sind vergeben. Unter anderem<br />
entstehen auf Bubiyan ein Containerterminal<br />
und 60 Docks. Am oberen nördlichen<br />
Ende der kuwaitischen Bucht, angrenzend<br />
an Bubiyan soll zudem die neue Stadt „Silk<br />
City“ gebaut werden. In der Stadt, die als<br />
Freihandelszone konzipiert ist, sollen einmal<br />
700.000 Menschen leben und 450.000<br />
Arbeitsplätze angesiedelt sein. Die Investitionen<br />
hierfür werden auf mehr als 70 Mrd.<br />
US-Dollar geschätzt. Der Großteil des Megaprojektes<br />
soll auf BOT-Basis (Build, Operate,<br />
Transfer) finanziert werden.<br />
Deutsche Unternehmen sollten die Entwicklung<br />
in Kuwait aufmerksam verfolgen. Für<br />
sie eröffnen die geplanten Projekte mittel-<br />
und langfristig hervorragende geschäftliche<br />
Chancen, zumal die wirtschaftlichen und politischen<br />
Beziehungen zwischen Kuwait und<br />
Deutschland eng und freundschaftlich sind.<br />
Deutsche Firmen genießen in dem Land<br />
einen exzellenten Ruf und sind als Investoren<br />
und Handelspartner höchst willkommen.<br />
Der Emir von Kuwait, Scheich Sabah<br />
Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah, forderte die<br />
deutsche Wirtschaft anlässlich eines Besuches<br />
in Berlin im April 2010 ausdrücklich<br />
dazu auf, sich stärker in seinem Land zu<br />
engagieren. Andererseits hält Kuwait erhebliche<br />
Investitionen in Deutschland und<br />
ist an namhaften Unternehmen beteiligt.<br />
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach<br />
Kuwait findet vom 12.-15. Januar 2013 eine<br />
branchenübergreifende Delegationsreise der<br />
<strong>Ghorfa</strong> nach Kuwait statt.<br />
Die deutschen Exporte nach Kuwait beliefen<br />
sich im vergangenen Jahr auf rund 1,1<br />
Mrd. Euro, die deutschen Importe aus dem<br />
Golfstaat erreichten lediglich rund 100 Mio.<br />
Euro. Die deutsche Industrie liefert vor allem<br />
hochwertige Fahrzeuge, Maschinen, Anlagen<br />
(insbesondere Kraftwerke), elektrotechnische<br />
und chemische Erzeugnisse, Eisenwaren<br />
und Lebensmittel nach Kuwait. Unter den<br />
Lieferländern belegte Deutschland zuletzt<br />
nach den USA und China den dritten Platz.<br />
2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>*<br />
Reales BIP-Wachstum in % 6,4 4,3 -7,8 2,4 8,3 6,6<br />
Wachstum Öl-Sektor in % -4,7 5,4 -12,9 0,7 14,9 8,4<br />
Wachstum Nicht-Öl-Sektor in % 15,3 2,7 -4,8 3,4 4,5 5,5<br />
Anstieg der Verbraucherpreise in % 5,5 10,6 4,0 4,0 4,7 4,1<br />
Arbeitslosenquote (Staatsbürger) in % 6,1 4,9 3,6 2,9 3,4 ..<br />
Leistungsbilanzüberschuss in % des BIP 36,6 40,9 26,7 30,8 41,4 44,2<br />
Quelle: IWF Country Report No. 12/150, Juni <strong>2012</strong><br />
Wirtschaftliche Entwicklung in Kuwait 2007 – <strong>2012</strong><br />
* Schätzung bzw. Prognose<br />
34 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
Roundtable Libyen<br />
Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr veranstaltete<br />
die <strong>Ghorfa</strong> am 9. Oktober <strong>2012</strong> einen<br />
Roundtable zu Libyen. Rund 20 Unternehmer<br />
hörten den Vortrag des Libyen-Experten des<br />
German Institute for Global and Area Studies<br />
(GIGA) Dr. Hanspeter Mattes, der über die aktuellen<br />
politischen und verfassungsrechtlichen<br />
Entwicklungen in Libyen referierte und die<br />
sicherheitspolitische Lage im Land beurteilte.<br />
Seiner Einschätzung nach stünden in der<br />
gegenwärtigen Phase zwei wichtige Entscheidungen<br />
an. Zum einen stehe in den kommenden<br />
Monaten die Ausarbeitung der nationalen<br />
Verfassung im Mittelpunkt, die nicht nur die<br />
Struktur des politischen Systems festlege, sondern<br />
auch die Frage nach der Wirtschaftsordnung<br />
des Landes beantworte. Zum anderen sei<br />
eine Regelung für die sich vollziehende Dezentralisierung zu beschließen.<br />
Gerade dieser Prozess, so Dr. Mattes, berge Herausforderungen für<br />
Unternehmer, da sich die Entscheidungsinstanzen vervielfachen würden,<br />
was bei der Vergabe von Wirtschaftsaufträgen zu berücksichtigen<br />
sei. Neben Dr. Mattes ging Claudia Jäckel vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Technologie auf die deutsch-libyschen Beziehungen aus<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Rund 20 Unternehmer nahmen am Roundtable Libyen teil<br />
aKtIVItätEN<br />
Sicht des Ministeriums ein. Sie sieht die im Juli stattgefundenen Wahlen<br />
als Fundament der weiteren politischen Entwicklung und betonte,<br />
dass der Austausch mit Libyen intensiviert werden solle. Im Anschluss<br />
an die Vorträge hatten die Unternehmer die Möglichkeit, Fragen an die<br />
beiden Referenten zu stellen und ihre persönlichen Erfahrungen auszutauschen.<br />
Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> nimmt an dem<br />
Arab-Hungarian Economic Forum teil<br />
Der Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> Abdulaziz Al-<br />
Mikhlafi nahm vom 12.-13. November <strong>2012</strong><br />
an dem Arab-Hungarian Economic Forum in<br />
Budapest teil, das unter der Schirmherrschaft<br />
von S.E. Dr. Victor Orban, dem Premierminister<br />
Ungarns, stattfand.<br />
S.E. Dr. Victor Orban sowie S.E. Adnan Kassar,<br />
Präsident der Generalunion der Kammern für<br />
Handel, Industrie und Landwirtschaft der Arabischen<br />
Länder, eröffneten die Veranstaltung.<br />
Das Forum, an dem über 500 arabische sowie<br />
ungarische Entscheidungsträger teilnahmen,<br />
wurde zum ersten Mal von der Generalunion<br />
der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />
der Arabischen Länder und der ungarischen<br />
Investment und Trade Agency durchgeführt.<br />
Thema der Veranstaltung war das Potenzial<br />
der arabischen-ungarischen Beziehungen. Ins-<br />
besondere die folgenden Bereiche standen im<br />
Fokus: Bank- und Finanzwesen, erneuerbare<br />
Energien, KMUs, grüne Industrie, Tourismus,<br />
Agrikultur, Lebensmittelwirtschaft, Umweltwissenschaften<br />
und Informations- und Kommunikationstechnik<br />
(IuK).<br />
S.E. Adnan Kassar, Präsident der Generalunion der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft der<br />
Arabischen Länder, bei der Eröffnung<br />
35
ENErGIE<br />
Solarenergie auf der arabischen<br />
Halbinsel: Absatzmarkt und lokaler<br />
Wachstumsmotor<br />
Für die Realisierung ihrer großen Solarenergiepläne sind die arabischen Länder auf die internationale<br />
Solarindustrie angewiesen. Zur langfristigen Sicherung volkswirtschaftlichen Wohlstands sollen mit<br />
gezielten Local-Content-Regelungen Wertschöpfung in den jeweiligen Ländern erreicht und dringend<br />
benötigte Arbeitsplätze geschaffen werden – ein von internationalen Unternehmen oft unterschätzter<br />
Aspekt beim Markteintritt.<br />
von Dr. Niklas Schirmer<br />
Die arabische Halbinsel ist prädestiniert für<br />
die Nutzung der Solarenergie: Scheint in<br />
mittleren europäischen Breiten gerade einmal<br />
1.000 Stunden im Jahr die Sonne, so sind<br />
es am nahezu wolkenfreien Arabischen Golf<br />
etwa 1.800 Stunden. Ideale Voraussetzungen<br />
also, um den ständig steigenden Energiehunger<br />
der Golfstaaten mit Sonnenenergie zu decken<br />
und wertvolle Erdöl- und Erdgasressourcen<br />
für den Export zu sichern. Bedeutet doch<br />
jede Kilowattstunde Strom, die nicht aus (subventioniertem)<br />
Erdöl erzeugt wurde, einen<br />
volkswirtschaftlichen Gewinn für den Erdölexporteur.<br />
Auf den ersten Blick also ein Absatzmarkt<br />
mit hervorragenden Perspektiven<br />
für global tätige Solarunternehmen, zugleich<br />
für die Golfstaaten die einmalige Chance, einen<br />
neuen Industriezweig als durchsetzungsfähigen<br />
Komplementär zur Erdölwirtschaft<br />
zu etablieren.<br />
Solarenergie nimmt Fahrt auf<br />
Dass der vermehrte Einsatz der Solarenergie<br />
politisch gewollt ist und nun richtig Fahrt aufnimmt,<br />
zeigen die Ankündigungen der letzten<br />
Monate: Die saudische Behörde für alternative<br />
Energien, King Abdullah City for Atomic and<br />
Renewable Energy (KA-CARE), verkündete zu<br />
Jahresbeginn, innerhalb der nächsten 20 Jahre<br />
bis zu 41 GW solarer Kraftwerkskapazität ans<br />
Netz gehen zu lassen. Davon sollen 16 GW auf<br />
Photovoltaik und 25 GW auf solarthermische<br />
Stromerzeugung entfallen. Dubai wird einen<br />
bedeutenden Teil seiner Stromversorgung (1<br />
GW) über Großflächensolaranlagen bereit-<br />
stellen, ein Förderprogramm für Aufdachanlagen<br />
(2,5 GW) ist in den Startlöchern. Abu<br />
Dhabi verfolgt schon seit etlichen Jahren mit<br />
dem Masdar-Projekt einen ähnlichen Kurs,<br />
und auch in den restlichen Emiraten sind vergleichbare<br />
Programme in Planung. Kuwait hat<br />
erste Ausschreibungen für Solarparks veröffentlicht.<br />
Der Irak will in den kommenden drei<br />
Jahren gar 1,6 Milliarden Dollar in Sonnenund<br />
Windenergie investieren.<br />
In erster Linie gelten diese Infrastrukturinvestitionen<br />
der Deckung einer immens steigenden<br />
Stromnachfrage bei gleichzeitigem Ersatz<br />
alter (ineffizienter) Kraftwerkskapazitäten.<br />
Viel weitreichender ist der politische Ansatz,<br />
Investitionen so zu kanalisieren, dass sie Einfluss<br />
in Richtung einer nachhaltigen nationalen<br />
Wertschöpfung nehmen. Denn jenseits der<br />
reinen Installation von Kraftwerkskapazität<br />
bietet die Ansiedelung einer wettbewerbsfähigen<br />
Solarbranche die Chance, tausende Arbeitsplätze<br />
zu schaffen, lokale Wertschöpfung<br />
zu erzeugen und langfristig einen tragfähigen<br />
Industriezweig zu etablieren, der auch über die<br />
Golfregion hinaus sichtbar und international<br />
konkurrenzfähig ist.<br />
Hierfür werden zurzeit die politischen Rahmenbedingungen<br />
geschaffen und erste Umsetzungserfolge<br />
sind bereits sichtbar. Große<br />
Investitionen im F&E-Bereich wie die KAUST<br />
Universität in Saudi-Arabien, Masdar City in<br />
Abu Dhabi oder das für 2015 geplante National<br />
Center for Renewable Energy in Kuwait bereiten<br />
den Nährboden für einen substanziellen<br />
Schwenk in Richtung erneuerbare Energien.<br />
Diese Investitionen in industrienahe F&E-<br />
Dienstleistungen sind ein elementarer Schritt,<br />
um zukünftig qualifizierte Arbeitskräfte im<br />
eigenen Land ausbilden zu können und somit<br />
auch komplexere Produktionsschritte entlang<br />
der solaren Wertschöpfungskette im Land anzusiedeln.<br />
Engagement internationaler Konzerne<br />
wächst<br />
Bereits jetzt planen mehrere lokale privatwirtschaftliche<br />
Akteure, angelockt von niedrigen<br />
Strompreisen, Polysiliziumproduktionsstätten<br />
in Saudi-Arabien aufzubauen. In<br />
einem nächsten Schritt könnte die nachgelagerte<br />
Wafer- und Zellfertigung folgen, die jedoch<br />
auf hervorragend qualifiziertes Personal<br />
angewiesen ist. Während Solarmodul- oder<br />
Wechselrichterendmontage erst vereinzelt<br />
vor Ort im arabischen Absatzmarkt zu finden<br />
sind, können Projektplaner schon heute auf<br />
lokal gefertigte Systemkomponenten zurückgreifen,<br />
die in ähnlicher Weise in der Bauindustrie<br />
Verwendung finden: Metallgestelle,<br />
Fundamente, Befestigungsteile oder Kabel.<br />
Internationale Konzerne suchen den Weg in<br />
die arabischen Länder. So erhielt der amerikanische<br />
Dünnschichtmarktführer First Solar<br />
den Zuschlag für ein erstes 13 MW Projekt<br />
innerhalb des Solarförderprogramms in Dubai.<br />
Gleichzeitig sind arabische Unternehmen<br />
international tätig: Der saudische Wasser- und<br />
Stromgigant ACWA Power errichtet als feder-<br />
36 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
führender Independent Power Producer (IPP)<br />
in Marokko ein 160 MW Solarthermieprojekt<br />
mit einem Projektumfang von knapp einer<br />
Milliarde US-Dollar. Holdings vom Arabischen<br />
Golf nutzen die gegenwärtige Schwäche<br />
der unter Überkapazitäten leidenden und von<br />
Insolvenzen geplagten Solarbranche. Jüngst<br />
erfolgte Investitionen eines Vertreters des<br />
saudischen Königshauses in die Dünnschicht-<br />
Modulproduktion von Saint-Gobain und der<br />
Einstieg von Microsol beim Berliner Modulspezialisten<br />
Solon sind dabei nur Leuchtturmbeispiele.<br />
Local-Content-Regelungen<br />
Ein entscheidender Hebel, um den Aufbau der<br />
lokalen Solarindustrie zu forcieren, sind sogenannte<br />
Local-Content-Regelungen, die bei der<br />
Ausschreibung großer Energieprojekte greifen.<br />
Zwei zentrale Ziele werden hier verfolgt:<br />
Einerseits soll nachhaltig Wertschöpfung im<br />
eigenen Land generiert, andererseits dringend<br />
benötigte Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung<br />
geschaffen werden. In der Praxis wird daher<br />
üblicherweise vom Gesetzgeber verlangt,<br />
dass ein vorgegebener Teil der Gesamtprojekt-<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Saudi-Arabien<br />
Quelle: Apricum GmbH<br />
41<br />
kosten im Land anfallen und ein vorgegebener<br />
Prozentsatz der Mitarbeiter nationaler Herkunft<br />
sein muss. Saudi-Arabien beispielsweise<br />
befindet sich laut Aussagen von KA-CARE in<br />
der finalen Ausgestaltung solcher Regelungen.<br />
Hohe Bedeutung des lokalen Partners<br />
Ein aus Unternehmenssicht typisches Vorgehen,<br />
um dieser Gesetzgebung gerecht zu werden,<br />
ist die Bildung von Joint Ventures zwischen<br />
internationalen Technologiepartnern<br />
und arabischen Akteuren. Für arabische Akteure<br />
bietet sich damit die Chance, Technologiezugang<br />
und Projektentwicklungserfahrung<br />
zu erlangen, während sich westliche Technologieanbieter<br />
Zugang zu einem der wichtigsten<br />
Zukunftsmärkte sichern können.<br />
Für den westlichen Akteur gilt dabei: Erfolgreich<br />
wird sein, wer ein lokales Netzwerk<br />
aufbaut, Präsenz zeigt und seine Produkte als<br />
„Made in GCC“ qualifiziert. Der richtige arabische<br />
Partner ist dabei der Schlüssel zum Erfolg,<br />
den es sorgfältig auszuwählen gilt, denn<br />
der Weg zu langfristigem wirtschaftlichen<br />
Erfolg in der Region ist an Commitment und<br />
ENErGIE<br />
Aktionsradius des lokalen Partners geknüpft.<br />
Hier gilt es zu klären, wie gut dieser in der<br />
Branche vernetzt ist, ob er sich z.B. auch für<br />
die lokale Projektentwicklung eignet und ob<br />
er die Auflagen der Beschäftigung lokaler Arbeitskräfte<br />
sicherstellen kann.<br />
Sollten die ambitionierten Ziele für die Solarenergie<br />
in der arabischen Welt konkret<br />
Umsetzung finden, ist davon auszugehen,<br />
dass die arabische Halbinsel auch weiterhin<br />
ein Dreh- und Angelpunkt des weltweiten<br />
Energiegeschäfts bleibt. Inwieweit Local-<br />
Content-Regelungen die Region auch zu<br />
einem Produktionsstandort der Solarindustrie<br />
machen, bleibt indes abzuwarten. Sie<br />
sind ein erster Schritt in diese Richtung, es<br />
gilt sie jedoch wohldosiert einzusetzen, um<br />
eine Überregulierung des Marktes zu verhindern:<br />
Internationalen Akteuren darf der<br />
Markteintritt nicht versperrt werden. Zugleich<br />
müssen nationale Akteure international<br />
wettbewerbsfähig werden, um langfristig<br />
handlungsfähig zu bleiben.<br />
Die Länder der arabischen Halbinsel planen, in den nächsten Jahren<br />
über 50 GW neuer Solarkraftwerkskapazität zu errichten.<br />
Geplante installierte Solarleistung 2030 [GW]<br />
3.0<br />
Dr. Niklas Schirmer ist Consultant bei<br />
Apricum GmbH.<br />
Kuwait<br />
Jährlicher Stromverbrauch pro<br />
Einwohner 2010 [kWh]<br />
>10.000<br />
5.000–10.000<br />
1.000–5.000<br />
0.7 Bahrain<br />
ENErGIE<br />
Windenergie:<br />
Das Potenzial in Ägypten ist groß<br />
Ägypten zählt weltweit zu den Ländern<br />
mit den besten natürlichen<br />
Bedingungen zur Nutzung der erneuerbaren<br />
Energien. Im Gespräch<br />
mit dem Souq gibt Prof. Dr. Eng.<br />
Galal Osman Auskunft über die<br />
Entwicklung, Potenziale und Ziele<br />
in diesem Bereich. Prof. Osman<br />
gilt als der führende Windenergie-<br />
Experte in dem Land am Nil. Er ist<br />
Präsident der Egyptian Wind Energy<br />
Association und zugleich Vizepräsident<br />
der World Wind Energy<br />
Association.<br />
Souq: Herr Prof. Osman wie wichtig sind<br />
die erneuerbaren Energien für Ägypten?<br />
Osman: Sehr wichtig, weil die Stromnachfrage<br />
in Ägypten hoch ist und kaum noch<br />
gedeckt werden kann. Wir hatten in diesem<br />
Sommer wegen des hohen Verbrauchs der<br />
Klimaanlagen wieder Stromausfälle. Die<br />
Industrie benötigt ebenso viel Elektrizität<br />
wie Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser.<br />
An einem schnellen Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien geht daher kein Weg vorbei,<br />
zumal diese auch ein Job-Motor sind.<br />
Souq: Gilt Ägypten in der Region nicht als<br />
führende Nation bei der Windenergie?<br />
Osman: In Zafarana am Golf von Suez<br />
wurde ein Windpark mit einer installierten<br />
Leistung von rund 550 Megawatt<br />
(MW) geschaffen. Er gilt als einer der<br />
weltweit produktivsten, und in Afrika<br />
sind wir mit dieser Kapazität tatsächlich<br />
führend. Das kann aber nur der Anfang<br />
sein. Das Potenzial der Windenergie ist in<br />
Ägypten viel größer.<br />
Souq: Wie groß ist es insgesamt?<br />
Osman: Wir gehen davon aus, dass in<br />
Ägypten Windparks mit einer Kapazität<br />
in Höhe 20.000 MW verwirklicht werden<br />
könnten. Das sind schon erhebliche Dimensionen,<br />
wenn man bedenkt, dass sich<br />
die installierte Leistung zur Erzeugung<br />
Prof. Dr. Eng. Osman auf dem 3rd Arab-German Energy Forum<br />
von Strom im Jahr 2010 auf insgesamt<br />
etwa 25.000 MW belief.<br />
Souq: Welche weiteren Projekte sind in der<br />
Pipeline?<br />
Osman: Ziel ist es, bis zum Jahr 2020<br />
Windprojekte mit einer Windenergie-<br />
Kapazität von 7200 MW zu erreichen. Um<br />
dies zu realisieren, müsste jeden Tag eine<br />
Turbine mit zwei MW installiert werden.<br />
Die Pläne sind also sehr ambitioniert. Insgesamt<br />
ist das offizielle Ziel, im Jahr 2020<br />
rund 20 Prozent der erzeugten Elektrizität<br />
aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.<br />
Darin eingerechnet sind die Solarenergie<br />
und die Wasserkraft.<br />
Souq: Wie lauten die Ziele bei der Solarenergie?<br />
Osman: In diesem Bereich soll eine installierte<br />
Leistung in Höhe von 3500 MW geschaffen<br />
werden. Bisher wurde ein großes<br />
solarthermisches Kraftwerk in Kuraymat<br />
mit 140 MW gebaut. Geplant ist jetzt außerdem<br />
ein CSP-Kraftwerk in Kom Ombo<br />
nordöstlich von Assuan. Es soll eine installierte<br />
Leistung von 100 MW haben.<br />
Souq: Welche Faktoren behindern die Entwicklung<br />
der erneuerbaren Energien in<br />
Ägypten?<br />
Osman: Das waren bisher die stark subventionierten<br />
Strompreise. Sie haben<br />
Investitionen in entsprechende Projekte<br />
unrentabel gemacht. Doch jetzt<br />
werden die Subventionen abgebaut,<br />
weil sie nicht mehr finanzierbar sind,<br />
und die erneuerbaren Energien werden<br />
wirtschaftlich attraktiv. Die Regierung<br />
muss daher ein aggressives Programm<br />
auflegen, um weitere Vorhaben anzustoßen.<br />
Wir brauchen zudem wie in Indien<br />
ein Ministerium für erneuerbare<br />
Energien, das sich für entsprechende<br />
Projekte stark macht.<br />
Souq: Wie ist es möglich, dass bisher Projekte<br />
im Bereich der erneuerbaren Energien<br />
verwirklicht wurden, obwohl die Rahmenbedingungen<br />
ungünstig waren?<br />
Osman: Der Windpark in Zafarana wurde<br />
mit ausländischer Hilfe verwirklicht.<br />
Auch die deutsche Entwicklungsbank<br />
KfW hat dieses Projekt unterstützt. Die<br />
Gründung des Regional Center for Renewable<br />
Energy and Energy Efficiency in<br />
Kairo wurde ebenfalls von Deutschland<br />
finanziell gefördert. Es gibt zudem vielfältige<br />
Kontakte zu deutschen Hochschulen<br />
und Instituten. Ich wünsche mir, dass<br />
die Zusammenarbeit mit Deutschland bei<br />
den erneuerbaren Energien weiter ausgebaut<br />
wird.<br />
38 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
Opening Ceremony<br />
Energie Forum: Arabisch-Deutsche<br />
Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen<br />
An dem Forum, das am 11. und 12. Oktober<br />
<strong>2012</strong> im Hotel Adlon stattfand, nahmen erneut<br />
nahezu 300 hochkarätige Experten aus<br />
Deutschland und den arabischen Ländern<br />
teil. Sie tauschten sich auf fachlich hohem<br />
Niveau aus, und es wurde so mancher Erfolg<br />
versprechende geschäftliche Kontakt<br />
geknüpft: „Das Energie Forum hat sich erfolgreich<br />
etabliert. Zahlreiche Teilnehmer<br />
haben uns versichert, dass es eine exzellente<br />
Plattform zum Erfahrungsaustausch und<br />
zur Anbahnung von Geschäften darstellt“,<br />
sagt <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />
Mikhlafi.<br />
Veranstaltet wurde das Forum von der<br />
<strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />
(GIZ), der Arabischen Liga<br />
und der Generalunion der arabischen Kammern.<br />
Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
und das Auswärtige Amt unterstützten die<br />
Veranstaltung. Die Schirmherrschaft hatte<br />
erneut Bundeswirtschaftsminister Dr.<br />
Philipp Rösler übernommen.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Wie in den Vorjahren standen auch diesmal<br />
die erneuerbaren Energien im Fokus<br />
der Diskussionen. Sie sollen in Zukunft<br />
einen zunehmenden Beitrag zum stark<br />
wachsenden Strombedarf in der Region<br />
leisten. <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach<br />
wies in seiner Eröffnungsansprache auf die<br />
sehr guten Bedingungen zur Nutzung der<br />
Wind- und Solarenergie in der arabischen<br />
Welt hin. Diese seien geradezu ideal. Fast<br />
alle Länder förderten daher die grünen<br />
Technologien. Ein Highlight sei in diesem<br />
Zusammenhang die jüngste Entwicklung<br />
in Saudi-Arabien. Das Königreich wolle bis<br />
zum Jahr 2032 Solarsysteme mit einer Kapazität<br />
von 41 Gigawatt (GW) und weitere<br />
Wind- und Geothermie-Ressourcen schaffen.<br />
Andere Länder in der Golfregion oder in<br />
Nordafrika verfolgen, so Dr. Bach, ebenfalls<br />
ambitionierte Pläne im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien. Dies eröffne mittel- und<br />
langfristig enorme geschäftliche Möglichkeiten.<br />
Um diese zu nutzen, sei eine enge<br />
ENErGIE<br />
Deutschland und die arabische Welt wollen ihre Zusammenarbeit im Energiesektor in den kommenden Jahren vertiefen.<br />
Vor allem bei den erneuerbaren Energien können deutsche Unternehmen in der Region eine führende Rolle<br />
übernehmen. Das war der Tenor auf dem 3rd Arab-German Energy Forum in Berlin.<br />
Kooperation zwischen arabischen und<br />
deutschen Unternehmen erforderlich. Den<br />
deutschen Firmen räumt der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident<br />
gute Chancen ein, zum Zuge zu kommen.<br />
Denn sie verfügten über das Knowhow<br />
und die neuesten Technologien, die<br />
nötig seien, um in den arabischen Ländern<br />
praktische Lösungen zu verwirklichen.<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed<br />
Shobokshi, der saudische Botschafter in<br />
Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen<br />
Korps in Deutschland, gab zur<br />
Eröffnung des Energie Forums einen umfassenden<br />
Überblick über die Entwicklung<br />
der Energiewirtschaft in den arabischen<br />
Ländern und weltweit. Wesentliche Teile<br />
seiner Präsentation sind im Anschluss an<br />
diesen Artikel dokumentiert (Seite 44).<br />
Der Botschafter wies darauf hin, dass derzeit<br />
noch 38 Prozent der weltweiten Energieerzeugung<br />
auf Öl basieren. In Zukunft<br />
werde dieser Anteil abnehmen. Denn das<br />
Erdöl sei eine teure Energiequelle und die<br />
39
ENErGIE<br />
<strong>Ghorfa</strong> Präsident Dr. Bach<br />
Parlamentarischer Staatssekretär Otto<br />
weltweiten Reserven nähmen ständig ab.<br />
Die Entwicklung erneuerbarer Energien<br />
werde daher in den arabischen Ländern zu<br />
Recht vorangetrieben. In Saudi-Arabien<br />
wird der Energiebedarf derzeit noch hauptsächlich<br />
durch Kohlenwasserstoffe (Öl und<br />
Gas) gedeckt: täglich rund eine Mio. Barrel.<br />
Ziel der Regierung sei es daher, langfristig<br />
täglich 523.000 Barrel Öl durch die Erzeugung<br />
von Strom aus erneuerbaren Energien<br />
einzusparen. Die Zusammenarbeit zwischen<br />
Deutschland und der arabischen Welt<br />
bei den „Renewables“ birgt laut Prof. Shobokshi<br />
großes Potenzial. Der Botschafter<br />
sprach sich in diesem Zusammenhang für<br />
eine „wirkliche Energiepartnerschaft“ aus.<br />
Hans-Joachim Otto, parlamentarischer<br />
Staatssekretär im Bundeswirtschaftsminis-<br />
Prof. Dr. Shobokshi<br />
Prof. Dr. Köhler<br />
terium, ging auf die deutsche Energiewende<br />
ein. Bis zum Jahr 2050 sollen hierzulande<br />
80 Prozent des Stroms aus Wind, Sonne,<br />
Biomasse oder Wasser kommen. Hierfür<br />
habe die Bundesregierung die Weichen gestellt<br />
und unter anderem die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen geschaffen.<br />
Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit<br />
ist das Wirtschaftsministerium laut<br />
Otto Energiepartnerschaften mit Tunesien<br />
und Marokko eingegangen. Damit soll nicht<br />
zuletzt eine zuverlässige Basis für Projekte<br />
im Rahmen der Desertec Industrial Initiative<br />
(Dii) geschaffen werden. In diesem Zusammenhang<br />
begrüßte der Staatssekretär, dass<br />
Dii in Marokko ein erstes Referenzprojekt<br />
verwirklichen will. Bekanntlich plant das von<br />
deutschen Unternehmen initiierte Konsorti-<br />
um große Solar- und Windprojekte in Nordafrika<br />
für den Stromexport nach Europa.<br />
Prof. Dr. Michael Köhler, Kabinettschef von<br />
EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger,<br />
betonte, dass die Europäische Union<br />
großes Interesse daran habe, die Zusammenarbeit<br />
mit den arabischen Ländern im<br />
Energiebereich auszubauen. Er kündigte<br />
an, dass die EU-Kommission demnächst ein<br />
Papier veröffentlichen wolle, in dem es um<br />
die Integration der Elektrizitätswirtschaft<br />
der Maghreb-Staaten gehe. Beide Seiten<br />
könnten von einer noch intensiveren Kooperation<br />
nur profitieren.<br />
An beiden Tagen des Arab-German Energy<br />
Forum fanden neben der Eröffnungsveranstaltung<br />
sieben Sitzungen und eine<br />
abschließende Sitzung statt. In Session 1<br />
(„Wind Energy: Stormy Potentials“) berichtete<br />
Prof. Dr. Eng. Galal Osman, Präsident<br />
der Egyptian Wind Energy Association,<br />
von den Plänen der ägyptischen<br />
Regierung zum Ausbau der Windenergie.<br />
Bis zum Jahr 2020 soll die installierte Kapazität<br />
zur Stromerzeugung in Windparks<br />
von derzeit 550 Megawatt (MW) auf 7.200<br />
MW zunehmen. Ein wichtiges Einsatzgebiet<br />
seien Anlagen zur Entsalzung von<br />
Meerwasser. Ägypten habe, so Prof. Osman,<br />
bei der Windenergie großes Potenzial.<br />
Uwe Möller, Projektmanager bei der Kraftwerksschule<br />
(KWS), präsentierte das Programm<br />
des Bildungsanbieters im Energiebereich.<br />
Seit dem Jahr 2007 bildet KWS<br />
auch Fachkräfte im Bereich erneuerbare<br />
Energien aus und ist global präsent. Stephan<br />
Chun, Geschäftsführer der deutschen<br />
CUBE Engineering GmbH, ging am Beispiel<br />
von Jordanien auf die Erfolgsfaktoren bei<br />
Windenergieprojekten ein. Die Windressourcen<br />
in Jordanien sind laut Chun sehr<br />
gut, und im Jahr 2014 soll der erste Windpark<br />
ans Netz gehen.<br />
Laut Dr. Kilian Bälz, Partner bei Amereller<br />
Legal Consultants, hat der „Arabische<br />
Frühling“ auch bei den erneuerbaren Energien<br />
Veränderungen gebracht. Die Regierungen<br />
seien jetzt offener für Neuerungen.<br />
August von Joest, Mitglied im Aufsichtsrat<br />
der Windreich AG, gab einen Überblick<br />
über die Aktivitäten des führenden deutschen<br />
Anbieters von Offshore-Windkraftanlagen.<br />
Der Marktanteil von Windreich in<br />
40 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
der deutschen Nordsee liegt demnach bei<br />
35,3 Prozent. Nach Angaben von Dr. Peter<br />
Thimme, bei der KfW-Tochter DEG, Leiter<br />
der Abteilung Europa, Nahost, Zentralasien,<br />
wächst das Interesse in der arabischen<br />
Welt an den erneuerbaren Energien. Dies<br />
gelte insbesondere für Länder mit geringen<br />
fossilen Ressourcen. Das Potenzial der<br />
Windenergie in Nordafrika sei groß, aber<br />
noch weitgehend ungenutzt.<br />
In Session 2 („Conventional Energy: Safeguarding<br />
Supply“) gab Saud Alrashed,<br />
technischer Berater im saudischen Wasser-<br />
und Elektrizitätsministerium, einen<br />
Überblick über den Strommarkt in Saudi-<br />
Arabien. Danach wächst die Elektrizitätsnachfrage<br />
in dem Königreich derzeit um<br />
jährlich acht Prozent. Die installierte Kapazität<br />
zur Erzeugung von Strom (gegenwärtig<br />
rund 57 GW) soll daher bis 2020 um<br />
insgesamt 26 GW ausgebaut werden, wozu<br />
private Investoren rund 30 Prozent beitragen<br />
werden. Auch die Stromleitungen werden<br />
massiv ausgebaut. So soll das Verteilernetz<br />
um 200.000 km zunehmen.<br />
Gerhard Scheffer, Vice President Sales New<br />
Power Plants & Services von Siemens in<br />
den VAE, referierte über hochleistungsfähige<br />
Gasturbinen und Gas-und-Dampf-<br />
Kombikraftwerk (GuD)-Systeme. Siemens<br />
ist in diesem Bereich in den arabischen<br />
Ländern ein führender Anbieter. Seit Ende<br />
der siebziger Jahre hat das Unternehmen<br />
dort rund 250 Projekte verwirklicht, die<br />
meisten in Saudi-Arabien und in den VAE.<br />
Dr. Albrecht Reuter, Geschäftsführer der<br />
Fichtner IT Consulting AG, gab einen Ausblick<br />
auf die Entwicklung der Stromnachfrage<br />
in Deutschland und der arabischen<br />
Welt. Demnach wird die Nachfrage hierzulande<br />
bis zum Jahr 2050 um 25 Prozent auf<br />
461 TWh zurückgehen, während sie in den<br />
arabischen Ländern um 300 Prozent auf<br />
2300 TWh steigt. Die erneuerbaren Energien<br />
werden dann der Prognose zufolge jeweils<br />
etwa 80 Prozent des Bedarfs decken.<br />
Martin Kaufmann, Vizepräsident bei der<br />
Voith Turbo GmbH, stellte die Technologie<br />
seines Unternehmens bei GuD-Kraftwerken<br />
vor. Sie zeichnen sich durch einen hohen<br />
Wirkungsgrad bzw. hohe Effizienz aus.<br />
Das Thema von Session 3 lautete „Water<br />
Security and Supply: Tackling Scarcity“.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Das Forum war hochrangig besetzt<br />
Session 7„Extending Grids: Connecting Countries“<br />
Khaldon H. Khashman, Generalsekretär der<br />
Arab Countries Water Utility Association<br />
(ACWUA) mit Sitz in Amman, stellte seine<br />
Organisation vor. Die ACWUA fungiert<br />
als regionale Plattform für den Austausch<br />
von Wissen und Best Practices im Bereich<br />
Wasser und Abwasser. Dr. Tawfick Sufian,<br />
Professor an der Universität in Sana’a im<br />
Jemen, berichtete von einem geplanten<br />
Projekt zur Entsalzung von Meerwasser<br />
mittels Solarenergie in der jemenitischen<br />
Hauptstadt. Der Jemen zählt bekanntlich<br />
zu den wasserärmsten Ländern der Welt.<br />
Laut Peter Jakob Menche von der GIZ haben<br />
die arabischen Länder einen Anteil an<br />
der Weltbevölkerung von fünf Prozent. Der<br />
Anteil an den globalen Wasserressourcen<br />
liege dagegen bei nur einem Prozent. Men-<br />
ENErGIE<br />
che unterbreitete vor diesem Hintergrund<br />
Vorschläge für ein nachhaltiges Wassermanagement.<br />
Prof. Dr. Patrick Linke, Chefingenieur<br />
des Qatar National Food Security<br />
Programme (QNFSP), berichtete über die<br />
Pläne Katars für den Ausbau der Landwirtschaft.<br />
Das Emirat will künftig zur Bewässerung<br />
entsalztes Meerwasser einsetzen,<br />
das von Solaranlagen erzeugt wird.<br />
In Session 4 („Oil and Gas: Fueling<br />
Growth“) gab Dr. Samir Serhan, Managing<br />
Director bei der Linde Engineering Division,<br />
einen Überblick über die sogenannten<br />
„Enhanced Oil Recovery Technologies”.<br />
Zudem skizzierte er das Engagement von<br />
Linde in den VAE, Katar und Saudi-Arabien.<br />
Dr. Timm Kehler, CEO des deutschen<br />
Vereins Erdgas Mobil, schilderte die Vor-<br />
41
ENErGIE<br />
Diskussion während der Konferenz<br />
teile von Erdgas als Kraftstoff und ging auf<br />
den Ausbaustand bei Erdgas-Tankstellen in<br />
Deutschland ein. Dr. Hans Hermann Ecke,<br />
Vizepräsident der New Ventures RWE Dea<br />
AG, stellte die globalen Aktivitäten seines<br />
Unternehmen in der Exploration und Produktion<br />
von Erdgas und Erdöl dar. Die Gesellschaft<br />
verfügt über 118 Lizenzen in 14<br />
Ländern. In den ägyptischen Kohlenwasserstoff-Sektor<br />
wurden bisher drei Mrd.<br />
US-Dollar investiert.<br />
Sabah Al Shammari, Chairman der irakischen<br />
SAPCO Group, gab einen Überblick<br />
über die Öl- und Gasreserven sowie den<br />
Stromsektor im Irak. Zugleich zeigte er die<br />
sich in diesem Zusammenhang ergebenden<br />
geschäftlichen Chancen auf. Deutschen Firmen<br />
empfahl er, den Markt in enger Kooperation<br />
mit privaten irakischen Unternehmen<br />
zu erschließen. Dr. Stefan Liebing,<br />
Präsident des Afrika-Vereins der deutschen<br />
Wirtschaft, wies darauf hin, dass die nordafrikanischen<br />
Länder der drittgrößte Energielieferant<br />
Deutschlands sind. Für den<br />
Erfolg der deutschen Energiewende seien<br />
insbesondere Gaslieferungen aus der arabischen<br />
Welt wichtig.<br />
In Sitzung 5 („Solar Energy I: Brilliant<br />
Perspectives“) referierte einführend Dr.<br />
Khalid Al-Hajri, Chairman und CEO der<br />
Qatar Solar Technologies (QSTec). Sein<br />
Unternehmen ist ein Joint Venture mit der<br />
deutschen Solar World AG und soll eine<br />
der weltweit führenden integrierten Solarfirmen<br />
werden. Für ihn sei klar gewesen,<br />
dass er einen Partner aus Deutschland ha-<br />
ben wollte, sagte Al-Hajri. Stephan Auer,<br />
Beauftragter des Auswärtigen Amtes für<br />
Energie- und Klimapolitik, plädierte für<br />
eine enge Zusammenarbeit mit den arabischen<br />
Ländern im Energiebereich. Entsprechende<br />
Solarprojekte in Nordafrika basierten<br />
auf einer Win-Win-Situation.<br />
Prof. Dr. Pitz-Paal, Direktor des Instituts<br />
für Solarforschung beim Deutschen Zentrum<br />
für Luft- und Raumfahrt (DLR), ging<br />
auf Fragen der Stromspeicherung ein. Ein<br />
Ergebnis: CSP-Systeme (Concentrated Solar<br />
Power) mit thermischer Energiespeicherung<br />
könnten die Stromnachfrage flexibel<br />
bedienen. Jürgen Hogrefe, Chairman<br />
der h.c. hogrefe consult, verglich Photovoltaik<br />
(PV) und CSP. Beide Technologien hät-<br />
Reger Austausch zwischen den Sessions<br />
ten Vor- und Nachteile, und man sollte sie<br />
nicht gegeneinander ausspielen, sagte Hogrefe.<br />
Im Zusammenwirken könnten sie einen<br />
bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz<br />
und zur Befriedigung der wachsenden<br />
Energie- und Wassernachfrage leisten. Dabei<br />
habe der Solarboom in der arabischen<br />
Welt gerade erst begonnen.<br />
Dieter Manz, Gründer und CEO der Manz<br />
AG, ging auf die Herstellung von Dünnschicht-Solarmodulen<br />
ein. Die Preise hierfür<br />
seien in den vergangenen Jahren dank<br />
verbesserter Technologien und der wachsenden<br />
chinesischen Konkurrenz um ein<br />
Drittel gesunken. KfW-Abteilungsleiter<br />
Wolfgang Reuß berichtete über das CSP-<br />
Projekt Ouarzazate I in Marokko. Mit einer<br />
Kapazität von 160 MW und Investitionskosten<br />
in Höhe von 750 Mio. Euro sei es<br />
das größte CSP-Vorhaben in den arabischen<br />
Ländern. Die KfW unterstützt das<br />
Projekt mit einem günstigen Kredit.<br />
In Session 6 ging es um das Thema „Optimizing<br />
Energy: Efficiency in the Industry“.<br />
Laut Dr. Omar Kittaneh, CEO der Palestinian<br />
Energy Authority, sollte Energieeffizienz<br />
als Ressource betrachtet werden.<br />
Seine Behörde habe daher ein Anreizsystem<br />
zur Stromeinsparung für die privaten<br />
Haushalte geschaffen. Auch PR- und Medienkampagnen<br />
seien hilfreich.<br />
Nach Ansicht von Christian Noll, Geschäftsführer<br />
und Gründer der Deutschen<br />
Unternehmensinitiative Energieeffizienz<br />
42 SOUQ 4/<strong>2012</strong>
(DENEFF), muss Energieeffizienz ein strategisches<br />
Thema für das Top-Management<br />
sein. Da die Zusammenhänge relativ komplex<br />
seien, sollten sich die Entscheidungsträger<br />
auf wenige Maßnahmen beschränken.<br />
Karim Asali von First Solar stellte die<br />
Referenzprojekte vor, die Dii in Nordafrika<br />
erwägt. Derzeit würden Studien zu möglichen<br />
Wind- und Solarvorhaben in Algerien,<br />
Marokko und Tunesien erstellt.<br />
Das Thema von Session 7 lautete „Extending<br />
Grids: Connecting Countries”. Dr.<br />
Ghaleb Maabreh, Direktor für Energieeffizienz<br />
im jordanischen Energieministerium,<br />
berichtete, dass es das Ziel der Regierung<br />
in Jordanien ist, den Energiemix zu diversifizieren.<br />
Neben den erneuerbaren Energien<br />
soll künftig auch die Kernkraft genutzt<br />
werden. Derzeit werde daran gearbeitet, die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen<br />
in die erneuerbaren Energien<br />
zu verbessern.<br />
Wie Wolfgang Braun, Leiter der Siemens-<br />
Sparte Transmission Middle East, erklärte,<br />
resultieren aus der zunehmenden Verbreitung<br />
dezentraler Anlagen zur Erzeugung<br />
von Strom aus erneuerbaren Energien<br />
höhere Anforderungen an die Netztechnologie.<br />
Das vorher lineare Energiesystem<br />
werde zu einer komplexen Energiematrix.<br />
Hierzu stellte Braun eine Reihe technischer<br />
Lösungen vor.<br />
Auch Prof. Dr. Eng. Galal Osman, der Präsident<br />
der Egyptian Wind Energy Association,<br />
betonte dass die Einführung der<br />
erneuerbaren Energien Investitionen in<br />
das Stromnetz voraussetzt. Es müsse in<br />
den Ausbau der Infrastruktur, aber auch in<br />
die Ausbildung von Fachkräften investiert<br />
werden. Nötig sei es zudem, die Netzintegration<br />
auf zwischenstaatlicher Ebene besser<br />
zu koordinieren.<br />
Ana Aguado, CEO der Friends of the Supergrid,<br />
stellte ihre Organisation vor. Dahinter<br />
stehen europäische Unternehmen wie<br />
Siemens, ABB und Vattenfall. Ziel der Initiative<br />
ist es, ein paneuropäisches Übertragungsnetz<br />
zu schaffen, das die Integration<br />
großer Anlagen zur Erzeugung von Strom<br />
aus erneuerbaren Energien ermöglicht. Die<br />
Technologie für das Supergrid existiert, so<br />
Frau Aguado, in Europa bereits.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Dr. Bach begrüßt die Gäste des Forums beim Gala Dinner<br />
Closing Session<br />
In Sitzung 8 („Solar Energy II: Technologies“)<br />
berichtete Dr. Andreas Wiese, Bereichsleiter<br />
bei Lahmeyer International,<br />
am Beispiel von Ägypten über die Ausarbeitung<br />
eines Masterplans für den Bereich<br />
der erneuerbaren Energien. Hierbei sei eine<br />
Vielzahl von Aspekten zu berücksichtigen<br />
wie die voraussichtliche Entwicklung der<br />
Stromnachfrage, das Potenzial der erneuerbaren<br />
Energien oder die Anforderungen an<br />
die rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />
Henning von Barsewisch, Vizepräsident<br />
der Soitec Solar GmbH, referierte über die<br />
Solartechnologie „Concentrator Photovoltaic“<br />
(CPV). Hier ist Soitec ein führender<br />
Hersteller. CPV eignet sich für Regionen<br />
mit hoher direkter Sonneneinstrahlung.<br />
Hierzu zählen unter anderem die arabischen<br />
Länder. Dort stellt CPV laut von Bar-<br />
ENErGIE<br />
sewisch die kostengünstigste Solartechnologie<br />
dar.<br />
Christoph Fark, Vizepräsident bei der<br />
Schott AG, ging in seinem Vortrag auf<br />
Concentrated Solar Power (CSP) ein. Ein<br />
großer Vorteil dieser Technologie sei die<br />
Speicherfähigkeit, so dass auch während<br />
der Nacht Elektrizität bereitgestellt werden<br />
könne. Gut geeignet seien CSP-Anlagen<br />
nicht zuletzt für die Entsalzung von Meerwasser.<br />
Schott ist laut Fark in allen relevanten<br />
Regionen Marktführer bei sogenannten<br />
„Solar Receivern“. Diese seien das<br />
Herzstück von CSP-Anlagen. Die Closing<br />
Session wurde in bewährter Manier von<br />
Olaf Hoffmann, CEO von Dorsch Holding,<br />
moderiert. Im kommenden Jahr 2013 wird<br />
die <strong>Ghorfa</strong> zum 4th Arab-German Energy<br />
Forum einladen.<br />
43
ENErGIE<br />
Presentation of H.E. Prof. Dr. med. Ossama<br />
bin Abdul Majed Shobokshi at the<br />
3rd Arab-German Energy Forum<br />
In his speech at the 3rd Arab-German Energy Forum in Berlin on October 11-12, H.E.<br />
Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, Ambassador of the Kingdom of<br />
Saudi Arabia and Doyen of the Arab Diplomatic Corps, gave an extensive overview<br />
of the current development and projects in the energy sector in the Arab world. The<br />
following presentation focuses primarily on these countries: Algeria, Iraq, Jordan,<br />
Kuwait, Lebanon, Qatar, Saudi-Arabia, United Arab Emirates and Yemen. The figures<br />
underline the high potential of Arab-German cooperation in the energy sector.<br />
Dear Dr. Thomas Bach,<br />
Dear Parliamentary State Secretary Otto,<br />
Ladies and Gentlemen,<br />
It gives me a great pleasure to speak at the 3rd Arab-German<br />
Energy Forum.<br />
As we all know energy is the fuel of economic development.<br />
More than half of the proven crude oil reserves are from our Menaregion,<br />
which holds the biggest gas reserves in the world as well.<br />
The energy production<br />
1. From Oil : 38% to the total energy production<br />
2. From Coal : 26% to the total energy production<br />
3. From Gas : 23% to the total energy production<br />
4. From Nuclear : 6% to the total energy production<br />
5. From Hydroelectric : 6% to the total energy production<br />
6. From Solar, Wind :<br />
Wave, Tidal and<br />
Geothermal sources<br />
1% to the total energy production<br />
On the contrary to fossil fuels like oil, natural gas and coal which<br />
are accessible only for limited time, renewable energies are available<br />
permanently.<br />
Oil is getting more and more expensive; its resources are becoming less<br />
and less.<br />
Coal consumption has been increasing over the past few years due to :<br />
a) the increasing price of oil<br />
b) its availability...though it has a reserved limit<br />
Gas is very flammable or combustible; it has to be cooled and<br />
pressurized to bring it into liquid form for easier and safer<br />
transportation.<br />
Nuclear power disasters in Chernobyl and Fukushima scared the citizens<br />
all over the world.<br />
Hydroelectric power is only applicable where sufficient water is<br />
available.The largest station in the world built on the Yangtze river in<br />
China generates 1000 terawatts<br />
Proven Oil Reserves<br />
(Billion Barrels)<br />
The World<br />
Middle East<br />
Saudi Arabia<br />
Saudi Arabia Share<br />
Size and Lifetime of Oil Reserves<br />
Cumulative<br />
Production<br />
44 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
1980<br />
667<br />
362<br />
168<br />
25%<br />
R/P<br />
Years<br />
29<br />
53<br />
45<br />
2010<br />
1333<br />
754<br />
265<br />
20%<br />
R/P<br />
Years<br />
According to the estimates, the total energy consumption in the Arab<br />
countries will double within the next 20 years. Oil is the world`s<br />
favourite energy source which comprises 38% of the total energy<br />
production followed by coal with 26% and gas with 23%. Both nuclear<br />
and hydroelectric energy contribute equally 6% each with the<br />
remaining 1% coming from solar, wind, wood, wave, tidel and geothermal<br />
sources.<br />
With energy demand growing continuously, we examine the possibilities<br />
of diversifying the energy production in order to provide<br />
an effective and sustainable energy mix.<br />
46<br />
85<br />
75<br />
492<br />
143<br />
62<br />
13%<br />
Share of primary Energy in the Supply Mix<br />
27<br />
70<br />
Oils share to decline from 35% to 30% still the highest,fossil fuels<br />
from 86% to 83%, by far the highest<br />
6<br />
17<br />
93
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Alternative energy sources :<br />
1. SOLAR POWER: energy from the sun is limitless, modern technology<br />
transferring sun energy into electrical power. Often wind power is<br />
installed to help or complement on a daily and seasonal basis a solar<br />
power generation system. For instance in Europe wind blows stronger<br />
at night time, storms or in winter when the sun is not shinning.<br />
Disadvantage : Establishing of sun power station costs too much.<br />
Alternative energy sources :<br />
3. WAVE POWER: is the energy generated from ocean surface waves.<br />
First farm was installed in Portugal, later in the Northern coast of<br />
California and Northern coast of England.<br />
Wave power ought to be distinguished from „Tidal Power“ which is<br />
derived from the interaction of the Earth-Moon-gravitational system.<br />
Disadvantage : countries with no accession to sea water.<br />
Uncertainties abound : IEAs Projections of 2010<br />
Oil Demand and Supply vs. Actual<br />
Most Arab countries are presently facing marked population and economy<br />
growth, leading to a steadily rising energy demand. Taking<br />
into consideration the depletion of oil and gas in the long term and<br />
the fact that it is a pitty to burn oil just to obtain energy whereas it<br />
could become more beneficial if oil was utilized in the petrochemical<br />
industry, the awareness for the need of energy diversification is<br />
growing significantly. Therefore, it is increasingly vital to build up a<br />
secure, sustainable and affordable energy supply through developing<br />
modern technologies and solutions.<br />
Alternative energy sources :<br />
2. WIND POWER: the Philippines installed as first country the largest<br />
commercial wind sugar cane farm with 15 turbines producing up to<br />
25 Megawatts. Energy from biological sources such as sugar cane are<br />
far cheaper than oil. Brazil – another sugar cane producer – mixed<br />
Ethanol with Diesel which was called „ Bio-Diesel“ or „Bio-Fuel“.<br />
Disadvantage : Price of wheat went high and price of bread was<br />
doubled.<br />
Alternative energy sources :<br />
ENErGIE<br />
4. GEOTHERMAL POWER: It could supply up to 50.000 times the<br />
equivalent energy of oil and gas.<br />
Suitable site : Major plate boundaries between continental shelves,<br />
i.e. Volcanoes, Earthquakes, belts<br />
Disadvantage : the temperature level at which this becomes useful<br />
used to be 350 Fahrenheit ( about 177 Celsius ) and could be<br />
decreased now with new technique to 165 Fahrenheit ( about 74<br />
Celsius ).<br />
Arab countries have significant potential to play a pioneering role in<br />
the generation of clean energy from renewable sources. They have<br />
both an advantageous geography and climate conditions for the usage<br />
of renewable energies. A large part of the Middle East and North<br />
Africa falls within the so-called “sun-belt”, which benefits from the<br />
most energy intensive sunlight on the globe. Renewable energies are<br />
the lowest cost option for energy.<br />
Saudi Arabia, being an industrialized nation, has immense energy requirements<br />
which are primarily met by burning its massive oil reserves. The country burns<br />
1 million barrels of hydrocarbon daily, including 600,000 barrels of crude oil.<br />
If it starts producing from solar energy instead, then it would save at least<br />
150,000 barrels of crude oil every day.<br />
The government plans to save 523,000 barrels of oil daily by producing<br />
electricity though renewables.<br />
Based on the responses I received from my respected colleagues, the accredited Arab Ambassadors to Germany, I would like to inform you<br />
about the steps undertaken by some Arab countries:<br />
45
ENErGIE<br />
Country<br />
Algeria<br />
(Sonil-Gaz)<br />
Egypt<br />
Jordan<br />
Yemen<br />
Kuwait<br />
Lebanon<br />
Morocco<br />
- by 2020 42% of its<br />
energy consumption<br />
will be covered from<br />
renewable energy<br />
Solar Power Plant<br />
-World Bank Project<br />
-DESERTEC,7200MW in 2030<br />
-Photovoltaic,3000 MW in<br />
2030<br />
- World Bank Project<br />
- World Bank Project<br />
-National Strategic for<br />
renewable Energy 108MW<br />
-South Kuwait 280 MW<br />
-Shafaya 60 MW<br />
-Schools 10 KW<br />
-Ministry of Electricity 1 MW<br />
-Recycling 230 MW<br />
-By 2020: 12% of its total<br />
energy consumption will<br />
be covered by solar/biofuel<br />
energy<br />
-World Bank Project<br />
2000 MW in 2020<br />
Wind Power<br />
Plant<br />
-DESERTEC, 2000MW<br />
in 2030<br />
-National Strategic for<br />
renewable Energy<br />
400 MW<br />
-Shafaya 10 MW<br />
-Possible in Northern<br />
Lebanon<br />
-completed projects:<br />
280 MW<br />
-ongoing projects :<br />
720 MW<br />
-future projects :<br />
1000 MW<br />
Hydro-electric<br />
Power Plant<br />
2020: 300 MW<br />
costs : $ 500 Mio<br />
Nuclear Plant<br />
Investment for<br />
renewable energy<br />
projects<br />
$ 20 Billions<br />
over 20 years<br />
$ 178 Million<br />
$ 27 Billion<br />
$ 9 Billion<br />
The World Bank is participating with a $5.5 billion project to build solar power<br />
plants in Algeria, Egypt, Jordan, Morocco and Tunisia. The fund for clean energy<br />
from the the World Bank has invested in the past four years $750 million for the<br />
construction of eleven solar thermal power plants in those five Arab countries.<br />
They should produce approximately one gigawatt power and thus tripling the<br />
current capacity of solar thermal power plants worldwide. Dii GmbH in Munich<br />
confirmed their first reference project would be on Moroccan soil and signed a<br />
Memorandum of Understanding (MoU) with the Moroccan Agency for Solar<br />
Energy (Masen).<br />
Under the DESERTEC proposal, concentrating solar power systems, photovoltaic<br />
systems and wind parks would be spread over the desert regions in Northern<br />
Africa. Produced electricity would be transmitted to European and African countries.<br />
It would provide a considerable part of the electricity demand of the MENA<br />
countries (Europe, Middle East, Northern Africa) and furthermore provide continental<br />
Europe with 15% of its electricity needs. By 2050, investments into solar<br />
plants and transmission lines would be a total of 400 billion Euro.<br />
In Algeria by 2030 there will be:<br />
1) 7.200 Megawatts (MW) from solar power 2) 3.000 MW from photovoltaic<br />
3) 2.000 MW from wind power<br />
Secondly, Algeria has contact with the DESERTEC-programme within the frame<br />
of the MENA-region. This has been agreed upon in December 2011 after which<br />
a project to produce 1000 MW out of the renewable energy has been announced.<br />
30% of the generated power will be transferred to Europe and the rest will be<br />
used in Algeria. Algeria is planning that 40% of its energy demand will be covered<br />
from renewable sources by 2030. Once the basis has been established for<br />
renewable energy Algeria is planning to export 10 Gigawatts to Europe. The Algerian<br />
Government has established a company with the name Sonil-Gaz to deal<br />
with those projects. Sonil-Gaz will invest $20 billion over the next 20 years to<br />
produce renewable energy. As one of the first projects they built a gas hybrid<br />
power work in Hasse R`mel with 25 Watts which is generated by gas and a steam<br />
combination power work with 130 MW. Until 2020: 6.000 MW solar energy will<br />
be exported to Europe.<br />
- The Lebanese Government developed a strategic plan to produce by 2020: 12%<br />
of its total energy consumption which will come from solar/biofuel energy. In the<br />
60ies of the last century Lebanon obtained part of its known energy from hydroelectric<br />
power. Regrettably the currency of water is getting less and less. Therefore<br />
the Lebanese Government is concentrating on approaching solar power. Wind<br />
power might be possible in the Northern part of Lebanon.<br />
-Jordan<br />
Jordan has a renewable energy law that allows the private sector to “generate”<br />
electricity from renewable resources. The law also allows the citizen to generate<br />
his own electricity from his roof top. Currently, 27 international and local con-<br />
sortiums have signed MoUs to build and operate electrical power plants using<br />
renewables. The new law has created a renewable energy fund to support the<br />
development in this new sector.<br />
-Yemen<br />
The Ministry of Electricity and Energy has adopted designing policies to develop<br />
the production and exploitation of energy resources which aims at raising the<br />
percentage contribution of renewable energy with its various available sources, in<br />
particular solar energy to 15% of the total energy in the country until 2025. The<br />
Cabinet Ministers in Palestine decided the new strategy. The pioneer programme<br />
was for solar power (3 MW) and wind power (1 MW) to test how economical this<br />
project will be based on which results it will be decided upon to expand on this<br />
programme or not.<br />
-Iraq<br />
Utilization of solar energy for water heating in the domestic and the government<br />
sectors is to provide hot water for 3 million subscribers in order to ease the load<br />
on the national grid. It is expected to install 300.000 solar water heaters for the<br />
period <strong>2012</strong> to 2015 with a total cost of $180 million.<br />
-Qatar<br />
a) The Qatar Natioanl Food Security Programme (QNFSP) and the German Aerospace<br />
Center (DLR) have signed an agreement to mark its award of the “Solar<br />
Resource Assessment” project.<br />
b) Qatar Solar Technologies will build a polysilicon production plant worth $1<br />
billion in Ras Laffa, North East Qatar. The plant will produce 8.000 metric tons<br />
of polysilicon per year.<br />
c) Solar Testing Facility together with Chevron and Green Gulf will invest up to<br />
$20 million to establish the test facility.<br />
d) Qatar will use solar thermal collectors to aircondition football stadiums<br />
e) The Qatar National Convention Center will provide photovoltaic solar panels<br />
which will contribute 12.5% to the total energy saving.<br />
-Kuwait<br />
The project is to create electric power through solar energy in combination with<br />
the turbines in Al Abdaliyya (South of Kuwait). The produced energy: 280 MW<br />
combines cycle plus solar energy.<br />
Station Al-Shafayya (Southern Kuwait): 50 MW wind plus solar energy.<br />
Electro solar station for the schools: 10 KiloWatt.<br />
Electro solar cells on the Ministry of Labour ceiling: costs for electricity and water:<br />
1.2 million Kuwaiti Dinars, the produced energy is 0.5 MW for both ministries.<br />
Project to recycle the garbage into electrical energy: the produced energy will be<br />
230 MW which will be needed to support the electric supply in Kuwait.<br />
-In the UAE, Masdar have announced that they are well on the way to bringing<br />
their $600 million solar power plant in Abu Dhabi online soon. Shams 1 will be<br />
one of the world`s largest concentrated solar power plants, with a capacity of 100 MW.<br />
Solar Power Plant<br />
Hydro-electric<br />
Power Plant<br />
Nuclear Plant<br />
Investment for<br />
renewable energy<br />
projects<br />
46 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
Country<br />
Palestine<br />
Iraq<br />
Qatar<br />
Saudi Arabia<br />
Tunisia<br />
United Arab<br />
Emirates<br />
„ Irene-Headquarter“<br />
- 3 MW<br />
-Al Anhur Governorate 6MW<br />
-Al Anbar Governorate 18 MW<br />
-Basra Governorate 4 MW<br />
-Meesan Governorate 2 MW<br />
-Al Munhana 18 MW<br />
-Al Najaf 2 MW<br />
-Wasit Governorate 3 MW<br />
-QSTec polysilicon production<br />
plant in Ras Laffan, will<br />
produce 8000 metric tons of<br />
polysilicon/year<br />
-Solar Testing Facility<br />
-by May 2010 Solar Park,<br />
3300 MW<br />
- in Al-Hafji Solar power<br />
destillation plant 2010<br />
-KACST: solar power station<br />
for research: 10 MW<br />
-by <strong>2012</strong> solar plant with<br />
500 MW on Farasan Island<br />
- World Bank Project<br />
-$ 600 Mio solar power<br />
station in Abu Dhabi<br />
-Shams I : 100 MW<br />
-2030 in Dubai : 15% will be<br />
produced from solar power<br />
station<br />
Wind Power<br />
Plant<br />
- 1 MW<br />
- yes<br />
$ 180 Million<br />
$ 125 Billion<br />
$ 100 Billion
-Saudi-Arabia is investing in the next 10 years $10 billion in the production<br />
of renewable energies. In May 2010 the Hamburger Conergy<br />
AG built the first and largest solar park at the King Abdullah University<br />
of Science and Technology (KAUST) with an annual output<br />
of 3.300 MW.<br />
The government responded to these challenges with immense public<br />
Investments. To meet the demands of a modern industrial society.<br />
By the year 2020, 900 billion $ will be invested in the expansion of<br />
infrastructure, $ 300 billion for petrochemicals, energy and water projects<br />
and $ 100 billion for transportation and logistics.<br />
In Al Khafji, near the border with Kuwait on the Arabian Gulf, the<br />
largest solar-powered desalination plant is being built, completion<br />
will be in late <strong>2012</strong>. The King Abdulaziz City for Science and Technology<br />
(KACST) – the national Saudi research agency – will build<br />
together with IBM a produced solar energy of 10 MW.<br />
In Al Khafji, near the border with Kuwait on the Arabian Gulf, the largest solar<br />
powered seawater desalination plant in the world is beeing built,to be finished<br />
In 2013. The generated solar energy is 10 mega watt.<br />
As the energy demand in Saudi Arabia is increasing due to rapid population<br />
growth and the progressive industrialization, the Kingdom<br />
is planning to increase the electricity production capacity to 120 GW<br />
in 2030 – more than double of today`s 52 GW.<br />
Saudi Arabia's energy consumption was about 52 Giga watt in 2011 and will be<br />
approximately 120 GW in 2030, so the Kingdom is investing in the next<br />
10 years, 100 billion U.S. $ in the production of renewable energies to meet the rising<br />
demands. The plan could eventually transform Saudi Arabia from the world’s largest oil<br />
exporter to a leading innovator of solar energy and technologies.<br />
SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />
With 3.000 sun hours per year, desert space and sand the production<br />
of Silizium solar cells are the best factors for Saudi Arabia to produce<br />
such solar cells for their energy production.<br />
Renewable Energy<br />
In 2007, the total capacity of installed solar systems in Saudi Arabia<br />
was 9162 MW, an increase of about 30% to the previous year.<br />
Saudi Arabia for its Geographical location is ideal for the use of<br />
solar energy, because the sun shines 9.8 hrs in the annual average.<br />
The efficiency is about 2200 kWh per square meter.<br />
In July this year, the Japanese company Showa Shell built a solar<br />
plant with 500 MW on Farasan Islan.<br />
500 kilowatt Solar Power Plant<br />
Saudi Aramco and Showa Shell Sekiyu KK, in partnership with the Saudi<br />
Electricity Company, have just completed construction of a 500 kilowatt working<br />
solar power plant in the Kingdom desert. Rather than burn 28,000 barrels of<br />
diesel per year at the Farasan Island facility to produce electricity, the Saudis<br />
have decided to let the sun do all the work. This project is one of many solar<br />
projects that the Saudi government has recently approved and constructed.<br />
The world’s largest solar thermal plant recently opened in Riyadh,<br />
Saudi Arabia. The new plant is almost double the size of what was<br />
previously the largest solar thermal facility (located in Denmark),<br />
and it will generate enough power for the Princess Noura Bint<br />
Abdulrahman University of 40,000 students.<br />
ENErGIE<br />
The largest solar thermal plant: Princess Nour Unversity, 46.000 students.<br />
Thanks to high quality of standard and experience in research and development,<br />
German manufactures are among the world`s leaders for<br />
renewable energies and energy efficiency. Together, Germany and the<br />
Arab world have the potential to shape the post-fossil energy future.<br />
Arab decision makers nowadays are not only interested in innovative<br />
German technologies on skilled and applied research experience. What<br />
they are looking for is not a one-way-track for the German economy`s<br />
export of technology and knowledge, but a true energy partnership<br />
that is mutually beneficial rather than one-dimensional. At the end of<br />
the day, what Germany and the Arab world need to establish together<br />
is a real energy partnership, with equal partners benefitting from the<br />
huge potential that the energy sector has to offer.<br />
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