Ausgabe 4/2012 - Ghorfa

Ausgabe 4/2012 - Ghorfa Ausgabe 4/2012 - Ghorfa

02.01.2013 Aufrufe

4/2012 Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin SOUQ www.ghorfa.de 2nd Iraqi-German Business Forum Der Irak präsentiert sich in Berlin Energie Forum Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen Branchen Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance Finanzen Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor

4/<strong>2012</strong> Das Ghor fa – Wir tschaftsmagazin<br />

SOUQ www.ghorfa.de<br />

2nd Iraqi-German Business Forum<br />

Der Irak präsentiert sich in Berlin<br />

Energie Forum<br />

Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen<br />

Branchen<br />

Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance<br />

Finanzen<br />

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor


Laut dem Weltwirtschaftsforum gehört Bahrain zu den modernsten, größten Finanzzentren der Golfregion.<br />

Weitere Einblicke erhalten Sie unter bahrain.com


Verstärkte Kooperation<br />

Liebe Mitglieder,<br />

liebe Leser,<br />

ob zu einem kleinen, persönlichen Fachgespräch oder zu einer<br />

großen Konferenz mit mehreren Hunderten Teilnehmern – im<br />

Herbst lud die <strong>Ghorfa</strong> wieder herzlich zu ihren zahlreichen<br />

Veranstaltungen ein.<br />

Ein Highlight war sicherlich das 2nd Iraqi-German Business<br />

Forum. Eine mehr als 200-köpfige hochrangige Delegation<br />

aus dem Irak informierte rund 200 deutsche Unternehmer aus<br />

erster Hand über geplante Investitionsprojekte und Kooperationsmöglichkeiten.<br />

In dieser Souq <strong>Ausgabe</strong> berichtet der irakische<br />

Finanzminister Rafie Al-Issawi, warum eine boomende<br />

Ölindustrie für sein Land nicht genug ist und wie die irakische<br />

Regierung die Volkswirtschaft reformieren möchte.<br />

Auf dem 3rd Arab-German Energy Forum Mitte Oktober bestätigte<br />

sich, welch großes Potenzial weiterhin bei der deutscharabischen<br />

Zusammenarbeit im Energiesektor liegt. Nicht<br />

umsonst wurden dieses Jahr auch die deutsch-marokkanische<br />

und die deutsch-tunesische Energiepartnerschaften eröffnet.<br />

Unsere Souq <strong>Ausgabe</strong> greift auch die großen Chancen der Solarenergie<br />

auf der arabischen Halbinsel auf.<br />

Für einen Austausch im kleineren Rahmen gab es ebenso Gelegenheit.<br />

Erstmals organisierte die <strong>Ghorfa</strong> gemeinsam mit der<br />

AHK in Abu Dhabi und der AHK in Riad im September auf der<br />

InnoTrans in Berlin, dem weltweit führenden Business-Treff<br />

für Schienenverkehrstechnik, eine Majlis. Als Majlis bezeichnet<br />

man in der arabischen Sprache einen Ort, an dem man<br />

sich trifft, um gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />

Angelegenheiten zu besprechen.<br />

Mit dem 4th Arab-German Education and Vocational Training<br />

Forum Ende November in Berlin schließen wir das Jahr mit<br />

einem zukunftsweisenden Thema ab. Deutschland und die<br />

arabische Welt investieren bereits kräftig in Bildungsprojekte,<br />

um die junge Generation für den Arbeitsmarkt zu quali-<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

EDItOrIal<br />

fizieren, ihnen optimale Berufsaussichten und einen hohen<br />

Bildungsstandard zu ermöglichen. In einem Interview spricht<br />

Prof. Weiß, ständiger Vertreter des Präsidenten und Leiter des<br />

Forschungsbereichs im Bundesinstitut für Berufsbildung, über<br />

die als vorbildlich geltende deutsche duale Berufsausbildung.<br />

Als weiterer Schwerpunkt greift unsere <strong>Ausgabe</strong> in einem Interview<br />

mit dem deutschen Botschafter in Riad, Dieter Haller,<br />

die dynamischen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Saudi-<br />

Arabien und Deutschland auf. Zudem liegt der Fokus auf den<br />

potenziellen Geschäftschancen im Finanzsektor in Bahrain sowie<br />

auf den geplanten Investitionen in der Schienenindustrie<br />

in den arabischen Ländern.<br />

Wir freuen uns bereits, Sie 2013 bei einer unserer diversen<br />

Veranstaltungen zu begrüßen und wünschen Ihnen bis dahin<br />

erholsame Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr.<br />

Ihr<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

Generalsekretär<br />

3


Editorial<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi 3<br />

Personalien<br />

Nachrichten<br />

Irak<br />

2nd Iraqi-German Business Forum: Der Irak präsentiert sich in Berlin 10<br />

Interview mit S.E. Rafie Al-Issawi, Finanzminister der Republik Irak 14<br />

Finanzen<br />

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Finanzsektor 16<br />

Bahrain als wirtschaftliches Drehkreuz des Arabischen Golfs 18<br />

Kooperation<br />

Interview mit S.E Dieter Haller, deutscher Botschafter in Riad 20<br />

Bildung<br />

Ausbau des saudischen Bildungssektors 22<br />

Interview mit Prof. Dr. Weiß, Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) 24<br />

Branchenreport<br />

Die Eisenbahn erlebt in den arabischen Ländern eine Renaissance 26<br />

Ägypten setzt auf umweltfreundlichen Tourismus 30<br />

länderreport<br />

Kuwait: Öl-Sektor hält Volkswirtschaft auf Wachstumskurs 32<br />

Energie<br />

Wachstumsmotor Solarenergie 36<br />

Interview mit Prof. Dr. Eng. Osman, Präsident der Egyptian Wind Energy Association 38<br />

Energie Forum: Arabisch-Deutsche Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen 39<br />

Präsentation S.E. Prof. Dr. Shobokshi im Rahmen des Energie Forums 44<br />

6<br />

7<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Ghorfa</strong> Arab-German Chamber of<br />

Commerce and Industry e.V.<br />

Garnisonkirchplatz 1, 10178 Berlin<br />

Telefon: + 49 (0)30 278907-0<br />

Telefax: + 49 (0)30 278907-49<br />

ghorfa@ghorfa.de<br />

www.ghorfa.de<br />

Präsident: Dr. Thomas Bach<br />

Generalsekretär: Abdulaziz Al-Mikhlafi<br />

redaktion:<br />

Dr. Ralf Neubauer<br />

redaktionelle Mitarbeit:<br />

Leoni Abel, Jessica Noll<br />

titelbild: M. El-Sauaf<br />

layout: Fadhl Al-Romaima<br />

Druck: Druck Center Meckenheim GmbH<br />

Erscheinungsweise:<br />

Der SOUQ erscheint viermal jährlich. Für<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Mitglieder ist der Zeitschriftenpreis im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Die <strong>Ghorfa</strong> übernimmt keine Gewähr für die<br />

Richtigkeit der Angaben.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit<br />

Quellenangabe gestattet.<br />

Erscheinungsdatum: November <strong>2012</strong>


Grenzenlose Erfolge<br />

Rödl & Partner ist an 89 eigenen Standorten in 39 Ländern vertreten. Die<br />

integrierte Beratungs- und Prüfungsgesellschaft für Recht, Steuern, Unternehmensberatung<br />

und Wirtschaftsprüfung verdankt ihren dynamischen Erfolg<br />

über dreitausend unternehmerisch denkenden Mitarbeitern.<br />

Im engen Schulterschluss mit ihren Mandanten erarbeiten sie Informationen<br />

für fundierte – häufig grenzüberschreitende – Entscheidungen aus<br />

den Bereichen Wirtschaft, Steuern, Recht und IT und setzen sie gemeinsam<br />

mit ihnen um.<br />

Von Dubai aus steuern wir die Geschäfte unserer Mandanten in der<br />

arabischen Welt. Diese betreuen wir umfassend aus einer Hand – ganz<br />

gleich, ob ein Markteintritt in der Region vorbereitet oder ein bestehendes<br />

Geschäftsmodell weiter ausgebaut werden soll.<br />

Ihre Ansprechpartner für den Nahen Osten<br />

Sabine Reindel<br />

Tel.: + 971 (56) 115 65 44<br />

sabine.reindel@roedl.pro<br />

Dr. Marcus Felsner<br />

Tel.: +49 (30) 810 795-51<br />

marcus.felsner@roedl.pro


PErSONalIEN / NEUE araBIScHE MItGlIEDEr<br />

Personalien<br />

Dr. Benno Bunse<br />

Seit Oktober <strong>2012</strong> ist Dr. Benno<br />

Bunse neuer Geschäftsführer von<br />

Germany Trade & Invest (GTAI).<br />

Der studierte Jurist promovierte in<br />

Münster und erhielt einen Master<br />

of Public Administration in Hartford<br />

in den USA. Bunse arbeitete<br />

als Referent Wirtschaft bei der<br />

Ständigen Vertretung der Bundesrepublik<br />

Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York (1988 bis<br />

1989) und als stellv. Referatsleiter Wirtschaft an der Deutschen Botschaft<br />

in Tokyo (1993 bis 1997). Im Anschluss folgte eine Tätigkeit als Leiter<br />

des Referats Exportfinanzierung und Exportversicherung beim Bundeswirtschaftsministerium<br />

(1998 bis 2003). Von 2003 bis 2006 war er unter<br />

anderem Leiter der Unterabteilung Außenwirtschaftsrecht, Außenwirtschaftskontrollen,<br />

Zusammenarbeit Nordafrika und Mittlerer Osten.<br />

Bevor Bunse zum neuen GTAI Geschäftsführer ernannt wurde, war er<br />

seit 2006 Geschäftsführer der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer<br />

in New York. Bunse ist verheiratet und hat drei Kinder.<br />

Neue arabische Mitglieder<br />

Al Hamad Engineering W.L.L. is a dynamic and responsive<br />

construction company established with the goal of providing<br />

high quality built projects. We are able to serve clients through<br />

all stages of their projects with our in-house design services, our ability to offer turn-key<br />

solutions and post-contract facilities management services. Al Hamad Engineering is part<br />

of Mohammed Hamad Al Mana Group of Companies and was established with the aspiration<br />

to become a leader in construction excellence for the region from our head office<br />

in Doha, Qatar. AHE has a strong reputation for constructing high quality sustainable<br />

property assets in Civil, Infrastructure, Commercial, Residential, Retail, Industrial sectors.<br />

AHE has the following in-house capabilities and resources to Design Team, Value Engineering,<br />

Quantity Surveying – Estimating, MEP Design and Installation provide to clients.<br />

Our companies are engineering, contracting and trading companies.<br />

We have worked in rehabilitation and reconstruction of many<br />

projects (industrial, buildings, communications, warehouses, water<br />

treatment stations & water nets, sewerage stations, sewerage<br />

nets, supplying, concrete barriers, power stations, distribution<br />

nets, general services, logistics and live support). In addition, our<br />

companies are completely ready to work and coordinate with the giver countries and<br />

Non-Governmental organizations (NGO’s) in the different types of projects by any of<br />

the following means: preparing complete technical studies for the new projects; construction<br />

and supervision for reconstruction projects; plus supply of materials and<br />

equipment.<br />

Neuer irakischer Generalkonsul in<br />

Frankfurt am Main ist Dr. Ali Hadi<br />

Hameed Al-Bayati. Der Diplomat<br />

(Jahrgang 1957) studierte an der<br />

Manchester Metropolitan University<br />

in England und erwarb im Jahr<br />

1981 ein Diplom im Fach Mechanical<br />

Engineering. Später, im Jahr<br />

2008, erlangte er einen M.A. im<br />

Fach Diplomatic Studies an der University of Westminister in England.<br />

Seine Doktorarbeit über das föderale System im Irak stellte er im Jahr<br />

2010 fertig. Seine diplomatische Laufbahn begann Al-Bayati im Jahr<br />

2004 im irakischen Außenministerium in Bagdad, wo er einen vorbereitendenden<br />

Kurs für den diplomatischen Dienst absolvierte. Im Zeitraum<br />

2005 bis 2010 war Al-Bayati als Botschaftsrat in der irakischen Botschaft<br />

in London tätig. 2010 wurde er wieder in das irakische Außenministerium<br />

nach Bagdad berufen. Dort war er bis <strong>2012</strong> als stellvertretender<br />

Chef des Protokolls und Gesandter tätig. Ali Hadi Hameed Al-Bayati ist<br />

verheiratet und hat drei Kinder.<br />

AL HAMAD ENGINEERING W.L.L.<br />

AL HAMAD ENGINEERING W.L.L.<br />

P.O Box 31731, DOHA | QATAR<br />

Hawks of Iraq Group/ Sqoor Al Iraq Co.<br />

Hilla City | Babylon | Iraq<br />

Dr. Ali Hadi Hameed<br />

Al-Bayati<br />

Mr. Ammar Al Kadi<br />

Phone: +974 4424 2777 | Fax: +974 4436 9944<br />

info@alhamadqatar.com | www.alhamadqatar.com<br />

Hawks of Iraq Group<br />

Eng. Ahmed Habeeb Alsaabari<br />

General Manager<br />

Phone: +964 7801 118 070<br />

babylon.projects@gmail.com | hawks_ofiraq@yahoo.com<br />

6 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


Vivantes International aktiv in Libyen<br />

Die Vivantes International GmbH ist beratend als<br />

Gesundheitsdienstleiser in Libyen aktiv. Wie Vivantes<br />

International GmbH mitteilte, wird seit Anfang<br />

November dieses Jahres das private Healthcare Investment<br />

Libyan European Hospital (LEH) in Benghasi<br />

unter der strategischen Leitung der Vivantes<br />

International GmbH beraten. Das Portfolio des LEH<br />

soll validiert und den aktuellen Bedürfnissen des<br />

libyschen Gesundheitsmarktes angepasst werden.<br />

Dr. Andreas Schmitt, Geschäftsführer der Vivantes<br />

International GmbH, und Investor Anwar Moussa<br />

unterzeichneten den Kooperationsvertrag im Berliner<br />

Roten Rathaus. Der Vertrag wurde im Beisein von<br />

Vertretern der Berliner Senatskanzlei und der Libyschen<br />

Handelskammer in Tripolis sowie <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär<br />

Abdulaziz Al-Mikhlafi unterzeichnet.<br />

Hintergrund der Vereinbarung ist es, nachhaltig die<br />

geplanten Reformen des libyschen Gesundheitssystems<br />

zu unterstützen. Eine Stärkung des privaten<br />

Sektors werde dabei erstmals begünstigt, teilte Vivantes<br />

International GmbH mit. Zu den Herausforderungen<br />

gehörten Umstrukturierungen von<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

bestehenden Kliniken und der Aufbau neuer Krankenhäuser<br />

in Libyen. Laut Anwar Moussa gibt es<br />

in Libyen „eine enorme Nachfrage nach qualitativ<br />

hochwertiger Medizin“, Deutschland gelte in dem<br />

Maghreb-Land als „Gesundheitsregion Nummer<br />

eins“. „Die LEH hat sich für Vivantes International<br />

GmbH entschieden, weil das Unternehmen großes<br />

Know-how im medizinischen Bereich mitbringt“,<br />

sagte Herr Moussa.<br />

Vivantes ist der größte kommunale Klinikkonzern<br />

Deutschlands. Das Unternehmen betreibt als Gesundheitsnetzwerk<br />

neun Krankenhäuser mit über<br />

5300 Betten, 13 Pflegeeinrichtungen und eine eigene<br />

Pflegeschule. Jährlich werden rund 500.000<br />

Patienten behandelt. Anwar Moussa berichtete von<br />

dem großen Interesse des libyschen Bankensektors<br />

an einer Investment-Beteiligung am Libyan European<br />

Hospital. Der Chef der libyschen Zentralbank<br />

engagiere sich bei dem Projekt persönlich. Bei der<br />

Umsetzung des Vorhabens orientiere man sich an<br />

deutschen Qualitätskriterien. Das gelte auch mit<br />

Blick auf das Krankenhausdesign, die Architektur<br />

und das Equipment.<br />

Deutsche Unternehmen expandieren in<br />

die arabischen Länder<br />

Souq: Herr Truttenbach, welche wirtschaftlichen<br />

Chancen sehen Sie in der arabischen Welt?<br />

Truttenbach: Die wohl wichtigste Aufgabe in<br />

den arabischen Ländern für die RMA ist es,<br />

Marktanteile weiter auszubauen, da es in den<br />

letzten Jahren immer schwieriger wurde, sich<br />

als ausländischer Zulieferer hochwertiger Pipelineprodukte<br />

gegen die inländischen Hersteller<br />

durchzusetzen. Gemäß unserem Motto „think<br />

global act local“ suchen wir mit diesem Produktionsstandort<br />

und lokalen Ansprechpartnern<br />

vor allem die Nähe zum Kunden.<br />

Souq: Warum haben Sie sich für den Standort<br />

Bahrain entschieden?<br />

Truttenbach: Nach einer umfangreichen Stand-<br />

ortanalyse in der gesamten arabischen Region<br />

fiel unsere Entscheidung in erster Linie auf-<br />

grund der optimalen logistischen Anbindung<br />

auf Bahrain. Weitere sehr wichtige wirtschaftliche<br />

Faktoren waren die hundertprozentige<br />

ausländische Eigentümerschaft, die steuerliche<br />

NacHrIcHtEN<br />

Dr. Andreas Schmitt sagte: „Wir freuen uns auf<br />

die Kooperation mit dem LEH. Sie steht symbolisch<br />

für die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

zwischen den Ländern Deutschland und Libyen.<br />

Die jahrelange Erfahrung im Bereich Healthcare<br />

konnte die Vivantes International GmbH<br />

bereits in der Phase des Wiederaufbaus des Gesundheitssektors<br />

nach der Revolution in Libyen<br />

einbringen.“ Die internationalen Kooperationen<br />

zeigten, so Schmitt, dass Berlin immer mehr zu<br />

einer internationalen Gesundheitsmetropole<br />

werde.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Al-Mikhlafi begrüßte<br />

die geplante Zusammenarbeit: „Diese Kooperation<br />

ist ein wichtiges Zeichen für die deutschlibyschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen. Für deutsche<br />

Unternehmen bieten sich im libyschen Gesundheitssektor<br />

interessante und insbesondere nachhaltige<br />

Geschäftschancen. Der Kooperationsvertrag<br />

zwischen Vivantes International und dem<br />

Libyan European Hospital kann als Vorbild für<br />

weitere bilaterale Projekte der beiden Ländern<br />

dienen“.<br />

Die Firma RMA Pipeline Equipment, Kehl, hat Anfang November ihren neuen Produktionsstandort in Bahrain eröffnet.<br />

Im Gespräch mit dem Souq erläutert CEO Andreas Truttenbach die Gründe für das Engagement in dem Golfstaat.<br />

Souq: Welche Produkte und Dienstleistungen<br />

bieten Sie von Bahrain aus an?<br />

Truttenbach: Im Bereich Pipeline Equipment<br />

Attraktivität sowie die staatlichen Investitions- werden drei wesentliche Produkte angeboten:<br />

anreize.<br />

Molchschleusen, Isolierkupplungen und T-Stücke.<br />

Aufgrund der hochmodernen Produktions-<br />

Souq: Haben Sie in Bahrain qualifizierte Areinrichtungen sind wir in der Lage, Auftragsbeitskräfte<br />

gefunden?<br />

f e r t i g u n g e n<br />

im Bereich<br />

Truttenbach: In den letzten Jahren hat die<br />

mecha nische<br />

bahrainische Regierung die Notwendigkeit<br />

Bearbeitung,<br />

gut ausgebildeter Arbeitskräfte erkannt und<br />

Wärme- und<br />

diverse Ausbildungsförderungsprojekte voOberflächenrangetrieben.<br />

Auf Basis dieser Ausbildungsb<br />

e h a n d l u n g<br />

stände konnte die Firma RMA in Zusammen-<br />

sowie diverse<br />

arbeit mit den Bildungseinrichtungen des<br />

Prüfverfahren<br />

Landes qualifizierte Mitarbeiter akquirieren<br />

durchzuf üh-<br />

und in Deutschland über mehrere Monaten<br />

ren.<br />

weiterbilden. Andreas Truttenbach, CEO<br />

7


NacHrIcHtEN<br />

Nachrichten<br />

Ägypten<br />

In Suez soll ein Kraftwerk<br />

mit 650 MW entstehen<br />

Die ägyptische East Delta Electricity Production<br />

Company (EDEPC) will Presseberichten<br />

zufolge in Suez ein großes thermisches<br />

Kraftwerk errichten lassen. Es soll<br />

eine installierte Leistung zur Erzeugung<br />

von Strom in Höhe von 650 Megawatt (MW)<br />

haben und auf der Basis von Öl und Gas betrieben<br />

werden. Die Investitionskosten werden<br />

auf rund 550 Mio. US-Dollar geschätzt.<br />

Für die Finanzierung konnte die African<br />

Development Bank (ADB) gewonnen werden.<br />

Die Unternehmen wurden jetzt dazu<br />

eingeladen, bis zum 8. Januar 2013 Angebote<br />

für die Lieferung und Installation der<br />

elektrischen Anlagen zu unterbreiten. In<br />

dem Land am Nil werden derzeit zahlreiche<br />

Stromprojekte geplant, um die wachsende<br />

Nachfrage nach Elektrizität zu befriedigen.<br />

Irak<br />

Entwicklung des<br />

Öl-Sektors in Nasiriya<br />

Das irakische Ölministerium hat jetzt ein<br />

integriertes Projekt zur Entwicklung des<br />

Öl-Sektors in Nasiriya im Süden des Zweistromlandes<br />

gestartet. Nahe der Hauptstadt<br />

der Provinz Dhi Qar lagern Reserven<br />

in Höhe von vier Mrd. Barrel Rohöl. Die<br />

internationalen Ölfirmen wurden laut der<br />

Agentur Reuters dazu eingeladen, sich für<br />

die Entwicklung des Ölfeldes sowie den<br />

Bau und Betrieb einer Raffinerie mit einer<br />

Kapazität von 300.000 Barrel pro Tag vorzuqualifizieren.<br />

Bislang hat der Irak drei<br />

große Raffinerien in Baiji, Daura und Basra<br />

mit einer Gesamtkapazität in Höhe von<br />

schätzungsweise 567.000 Barrel pro Tag.<br />

Die US-Firma Foster Wheeler war mit dem<br />

Front End Engineering and Design (FEED)<br />

für das Projekt in Nasiriya beauftragt und<br />

hat ihre Arbeiten jetzt abgeschlossen. Die<br />

Ölfirmen haben bis zum 13. Dezember<br />

Zeit, ihre Unterlagen zur Vorqualifizierung<br />

abzugeben. Ende Januar sollen dann<br />

in Sitzungen mit den Unternehmen Details<br />

erörtert werden.<br />

Saudi-Arabien<br />

Gesundheitssektor wird<br />

massiv ausgebaut<br />

In Saudi-Arabien hat König Abdullah Ende<br />

Oktober 420 neue Gesundheitsprojekte eröffnet.<br />

Wie die Tageszeitung „Arab News“<br />

berichtete, legte der König zugleich die<br />

Grundsteine für weitere 127 Gesundheitseinrichtungen.<br />

Bei den neu eröffneten Projekten<br />

handelt es sich um 29 Krankenhäuser<br />

und 391 Primary Health Care Center. Gegenwärtig<br />

sind im Auftrag des saudischen<br />

Gesundheitsministeriums 122 Krankenhäuser<br />

und 305 Gesundheitszentren im Bau.<br />

Den Planungen zufolge soll sich die Zahl<br />

der Krankenhausbetten in Saudi-Arabien<br />

in den kommenden sieben Jahren verdoppeln.<br />

Wie die Zeitung „The Saudi Gazette“<br />

berichtet, gibt Saudi-Arabien in diesem Jahr<br />

umgerechnet 24,4 Mrd. US-Dollar für den<br />

Gesundheitssektor aus. Gegenüber 2011 (21<br />

Mrd. US-Dollar) ist dies ein Anstieg um 16<br />

Prozent.<br />

Stadtverwaltung in Mekka<br />

plant großes Solarprojekt<br />

Die Stadtverwaltung in Mekka plant ein großes<br />

Solarprojekt, das schätzungsweise 640<br />

Mio. US-Dollar kosten wird und eine installierte<br />

Leistung zur Erzeugung von Strom in<br />

Höhe von 100 Megawatt (MW) haben soll.<br />

Das berichtet die Tageszeitung „Arab News“<br />

unter Berufung auf Bürgermeister Osama<br />

bin Fadl Al-Bar. Nach seinen Angaben hat<br />

das Finanzministerium das Vorhaben bereits<br />

genehmigt. Mekka werde die Investitionskosten<br />

durch monatliche Zahlungen in Höhe von<br />

rund 2,7 Mio. US-Dollar aufbringen. Der Bürgermeister<br />

geht davon aus, dass sich an dem<br />

Ausschreibungsverfahren 20 internationale<br />

Konsortien beteiligen.<br />

VAE<br />

Siemens gewinnt bedeutende<br />

Serviceaufträge in Dubai<br />

Siemens hat von der Dubai Electricity and<br />

Water Authority (DEWA) Serviceaufträge<br />

im Wert von 450 Mio. US-Dollar erhalten.<br />

Der Münchener Konzern soll das jüngste<br />

Kraftwerk der DEWA in Jebel Ali betreuen.<br />

Es hat eine elektrische Leistung von 2.000<br />

Megawatt (MW) und eine angeschlossene<br />

Anlage zur Entsalzung von Meerwasser, die<br />

täglich 630.000 Kubikmeter Wasser liefert.<br />

Das Gas- und Dampf (GuD)-Kraftwerk hat in<br />

diesem Jahr den kommerziellen Betrieb aufgenommen<br />

und kann rund eine Mio. Haushalte<br />

in Dubai mit sauberem Strom aus hocheffizienten<br />

Gasturbinen versorgen, heißt es<br />

in einer Pressemitteilung von Siemens. Die<br />

Wartungs- und Ersatzteilverträge haben eine<br />

Laufzeit von zwölf Jahren. Die Servicevereinbarung<br />

ist nach Angaben von Siemens einer<br />

der größten Wartungsaufträge des Konzerns<br />

in der Region. Siemens hatte auch die Gasturbinen<br />

und Generatoren geliefert. Das Unternehmen<br />

und die DEWA blicken nunmehr<br />

auf eine mehr als drei Jahrzehnte währende<br />

Geschäftsbeziehung zurück.<br />

Arabische Länder<br />

In den Energiesektor werden<br />

740 Mrd. US-Dollar investiert<br />

Die Öl produzierenden Länder in der arabischen<br />

Welt wollen in den kommenden fünf<br />

Jahren 740 Mrd. US-Dollar in den Energiesektor<br />

investieren. Das berichtet die Agentur<br />

Bloomberg unter Berufung auf eine Studie<br />

der Arab Petroleum Investments Corp. (Apicorp).<br />

Danach will Saudi-Arabien, der weltgrößte<br />

Ölexporteur, in den Jahren 2013 bis<br />

2017 rund 165 Mrd. US-Dollar ausgeben,<br />

gefolgt von den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten mit Investitionen in Höhe von 107<br />

Mrd. US-Dollar. Auf dem dritten Platz des<br />

Rankings liegt Algerien mit 71 Mrd. US-<br />

Dollar. Laut Apicorp sind die Länder in der<br />

Lage, ihre Investitionen aus eigener Kraft zu<br />

finanzieren, solange der OPEC Basket-Price<br />

100 US-Dollar pro Barrel übersteigt. In die<br />

Berechnung der geplanten Investitionen hat<br />

Apicorp Projekte in den Sektoren Öl, Gas,<br />

Petrochemie und Stromerzeugung einbezogen.<br />

8 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


1. Sitzung der Deutsch-Marokkanischen<br />

Gemischten Wirtschaftskommission<br />

(GWK)<br />

Am 24. Oktober fand in Berlin die erste Sitzung der Deutsch-<br />

Marokkanischen Gemischten Wirtschaftskommission (GWK)<br />

statt. Im Mai <strong>2012</strong> unterzeichneten die Staatssekretärin im<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, I.E.<br />

Anne Ruth Herkes, zusammen mit dem marokkanischen Industrieminister<br />

S.E. Abdelkader Amara das deutsch-marokkanische<br />

Abkommen zur Einrichtung der GWK. In der von<br />

beiden Seiten geleiteten ersten Sitzung unterzeichneten die<br />

Regierungsvertreter ein gemeinsames Protokoll über die Zusammenarbeit<br />

insbesondere in den Bereichen Energie, Investitionen,<br />

Unternehmenszusammenarbeit, ländliche Entwicklung<br />

sowie Transport und Infrastruktur.<br />

Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie,<br />

I.E. Anne Ruth Herkes und der marokkanische Industrieminister S.E. Abdelkader<br />

Amara (v. l.)<br />

Weitere Schwerpunkte der Beratungen bilden die Themenfelder<br />

Aus- und Weiterbildung sowie Gesundheitswirtschaft. An<br />

den Gesprächen nahmen neben Regierungsvertretern beider<br />

Seiten auch etwa 80 deutsche und marokkanische Wirtschafts-<br />

und Verbandsvertreter teil. Zur Diskussion regten unter anderem<br />

Vorträge an über das Geschäfts- und Investitionsklima<br />

in Marokko. Zudem fanden Wirtschaftsgespräche statt zu den<br />

Themen (erneuerbare) Energien, Infrastruktur, Maschinenbau<br />

und Automobilwirtschaft sowie Gesundheitswesen. Im Rahmen<br />

der Sitzung lud die <strong>Ghorfa</strong> einige Journalisten zu einem<br />

persönlichen Hintergrundgespräch mit dem marokkanischen<br />

Industrieminister S.E. Abdelkader Amara ein.


IraK<br />

Vorsitzender der irakischen National Investment Commission (NIC) S.E. Dr. Sami Al-Araji, irakischer Finanzminister S.E. Dr. Rafie Al-Issawi, irakischer Vize-Premierminister<br />

S.E. Rowsch Nuri Shaways, deutsche Botschafterin im Irak I.E. Brita Wagener, irakischer Transportminister S.E. Hadi Farhan Al-Amiri und irakischer Botschafter in Berlin<br />

S.E. Dr. Hussain M. F. Alkhateeb (v.l.)<br />

Der Irak präsentiert sich in Berlin<br />

Großer Auftrieb in Berlin: Rund 200 hochrangige Entscheidungsträger und Experten aus dem Zweistromland warben auf<br />

dem 2nd Iraqi-German Business Form um deutsche Unternehmen. Sie präsentierten den Irak als Chancenland, in dem<br />

deutsche Geschäftsleute höchst willkommen sind.<br />

Insgesamt nahmen an dem Forum gut 400<br />

Vertreter aus Wirtschaft und Politik teil.<br />

Somit stammte die Hälfte der Teilnehmer<br />

aus dem Irak. Darunter waren Rowsch Nuri<br />

Shaways, der für die Wirtschaft zuständige<br />

stellvertretende Premierminister, Finanzminister<br />

Dr. Rafie Al-Issawi, Transportminister<br />

Hadi Farhan Al-Amiri, Dr. Sami Al-Araji,<br />

der Vorsitzende der National Investment<br />

Commission (NIC) und der stellvertretende<br />

Elektrizitätsminister Raad Al Harris. Zudem<br />

waren die Gouverneure zahlreicher Provinzen<br />

präsent. Veranstaltet wurde das Forum<br />

von der <strong>Ghorfa</strong> und der irakischen Botschaft<br />

in Berlin. Die Schirmherrschaft hatte Nouri<br />

Al-Maliki, der irakische Ministerpräsident,<br />

übernommen.<br />

Alle irakischen Entscheidungsträger betonten<br />

das große Interesse an einem stärkeren<br />

deutschen Engagement in ihrem Land.<br />

„Deutsche Produkte sind im Irak gefragt.<br />

Hoffentlich können wir Sie bald bei uns<br />

begrüßen“, sagte Rowsch Nuri Shaways in<br />

seiner Eröffnungsansprache. Zugleich versicherte<br />

er, dass die irakische Regierung die<br />

Hürden für Investitionen und die Bürokra-<br />

tie weitgehend abgebaut habe. Jetzt seien die<br />

Türen weit geöffnet und für ausländische<br />

Geschäftsleute und Investoren böten sich in<br />

allen Branchen große Chancen: „Zögern Sie<br />

nicht, alles ist möglich“, sagte der stellvertretende<br />

irakische Premierminister.<br />

Shaways erinnerte daran, dass bereits am<br />

wirtschaftlichen Aufbau des Iraks in den<br />

sechziger und siebziger Jahren deutsche Unternehmen<br />

beteiligt waren. Zahlreiche große<br />

Infrastrukturprojekte seien mit deutscher<br />

Unterstützung entstanden. Andere Vertreter<br />

aus dem Irak äußerten sich gleichlautend.<br />

Ganz offensichtlich wirken die guten<br />

Erfahrungen, die damals in der bilateralen<br />

Zusammenarbeit mit deutschen Firmen gemacht<br />

wurden, bis heute nach.<br />

<strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach stellte in<br />

seiner Eröffnungsrede fest, dass die deutsche<br />

Wirtschaft im Irak Nachholbedarf habe. Die<br />

europäischen Partner nutzten die geschäftlichen<br />

Chancen in dem Zweistromland häufig<br />

entschlossener. Dabei sehne der Irak die<br />

Zusammenarbeit mit deutschen Firmen geradezu<br />

herbei. Zwar hätten, so Dr. Bach, die<br />

deutschen Exporte in das Land im vergangenen<br />

Jahr gegenüber 2010 um 22 Prozent auf<br />

1,1 Mrd. Euro zugenommen. Doch sei das<br />

Potenzial längst nicht ausgeschöpft.<br />

Nach Einschätzung des <strong>Ghorfa</strong>-Präsidenten<br />

entwickelt sich der Irak aufgrund seines<br />

Öl- und Wasserreichtums zu einem der interessantesten<br />

und am schnellsten wachsenden<br />

Märkte der arabischen Welt. So sehe<br />

der neue irakische Entwicklungsplan für die<br />

Jahre 2013 bis 2017 <strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von<br />

250 bis 275 Mrd. US-Dollar vor. Auch die<br />

institutionellen Rahmenbedingungen für<br />

ausländische Firmen seien stark verbessert<br />

worden. Was die Sicherheitslage anbelange,<br />

so sei er davon überzeugt, dass die irakische<br />

Regierung alle notwendigen Maßnahmen<br />

ergreifen werde, sagte Dr. Bach.<br />

Peter Hintze, parlamentarischer Staatssekretär<br />

im Bundeswirtschaftsministerium,<br />

bezeichnete den Irak als „Chancenland“ und<br />

einen der dynamischsten Staaten der Region:<br />

„Der Irak kann einer unserer wichtigsten<br />

Partner in der arabischen Welt werden.“ Allerdings<br />

müssten die bürokratischen Hemm-<br />

10 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


nisse weiter abgebaut und die Transparenz<br />

weiter verbessert werden. Dies sei gerade für<br />

mittelständische Unternehmen wichtig.<br />

Nach dem Urteil von Brita Wagener, der<br />

neuen deutschen Botschafterin in Bagdad,<br />

hat der Irak bei der internationalen Integration<br />

große Fortschritte gemacht. Sie wies<br />

in diesem Zusammenhang darauf hin, dass<br />

kürzlich erstmals seit 20 Jahren wieder ein<br />

Gipfeltreffen der Arabischen Liga in dem<br />

Zweistromland stattgefunden hat. Zugleich<br />

mahnte Frau Wagener mehr Rechtssicherheit<br />

an: „Die Ausschreibungen könnten im Irak<br />

transparenter sein“, sagte sie.<br />

Dr. Hussain M.F. Alkhateeb, irakischer Botschafter<br />

in Berlin, ging wie Rowsch Nuri<br />

Shaways auf die geschichtliche Entwicklung<br />

der irakisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen<br />

ein. Frühere Projekte hätten dazu<br />

beigetragen, dass den deutschen Partnern<br />

heute großes Vertrauen und großer Respekt<br />

entgegengebracht werde. Zudem würden<br />

deutsche Produkte wegen ihrer Qualität und<br />

Technologie geschätzt. Ein schneller Ausbau<br />

der wirtschaftlichen Beziehungen sei erstrebenswert,<br />

sagte Alkhateeb. Einen wichtigen<br />

Beitrag dazu hat er persönlich geleistet. Wie<br />

der Botschafter versicherte, können deutsche<br />

Geschäftsleute darauf vertrauen, binnen weniger<br />

Stunden in Berlin ein Visum für sein<br />

Land zu erhalten.<br />

An den beiden Tagen des Iraqi-German Business<br />

Forums fanden sechs Sitzungen sowie<br />

die abschließende Plenarsitzung statt. In<br />

diesem Rahmen schilderten die irakischen<br />

Vertreter die wirtschaftlichen Potenziale in<br />

dem Land und Ansatzpunkte für deutschirakische<br />

Projekte.<br />

In Session 1 („Infrastructure, Construction<br />

and Logistics“) gab der irakische Transportminister<br />

Hadi Farhan Al-Amiri einen Überblick<br />

über die großen Projekte zum Ausbau<br />

der Transportinfrastruktur. In allen Bereichen<br />

– Flughäfen, Seehäfen, Schienennetz,<br />

Straßen – sind bedeutende Vorhaben in der<br />

Pipeline. So soll in Al Faw am Schatt Al-<br />

Arab einer der größten Seehäfen der Welt<br />

entstehen. Auch sind umfangreiche Schienenprojekte<br />

geplant. Neu geschaffen werden<br />

sollen Strecken auf einer Länge von fast<br />

2.000 km; unter anderem soll das Land mit<br />

der Türkei und anderen Nachbarländern vernetzt<br />

werden. Intern soll das Schienennetz<br />

alle Provinzen verbinden.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

<strong>Ghorfa</strong> Präsident Dr. Bach<br />

Irakischer Vize-Premierminister S.E. Rowsch Nuri Shaways<br />

Minister Al-Amiri lud die deutschen Unternehmen<br />

ausdrücklich ein, sich an den Vorhaben<br />

zu beteiligten. Er wisse, dass sie in<br />

Europa die größte Erfahrung bei der Realisierung<br />

von Schienenprojekten hätten, sagte<br />

er. Große Flughafenprojekte werden laut Al-<br />

Amiri im Irak ebenfalls vorangetrieben. In<br />

Bagdad, Basra und Mosul werden die bestehenden<br />

Airports modernisiert und erweitert.<br />

In einigen Provinzen sind neue Flughäfen<br />

geplant.<br />

Dr. Sami Al-Araji, der Vorsitzende der National<br />

Investment Commission (NIC), zählte<br />

in Session 1 zehn Investitionsschwerpunkte<br />

auf: Transport, Landwirtschaft, Stromerzeugung,<br />

Gesundheit, Wohnungsbau, Indus trie,<br />

Öl und Gas, Telekommunikationsnetze,<br />

Tourismus sowie Einzelhandel und Bildung.<br />

Nähere Informationen sind auf der NIC-<br />

Homepage zu finden: www.investpromo.gov.<br />

iq. Nach Einschätzung von Al-Araji hat sich<br />

das Investitionsklima im Irak in den vergan-<br />

IraK<br />

genen Monaten stark verbessert. Weitere<br />

Fortschritte seien in Sicht. So werde gegenwärtig<br />

eine Novelle des Investitionsgesetzes<br />

von 2006 vorbereitet.<br />

Wie Olaf Hoffmann, CEO der Dorsch Holding,<br />

berichtete, sind laut United States<br />

Agency for International Development<br />

(USAID) allein für die nötigsten Investitionen<br />

im Irak umgerechnet 150 Mrd. US-<br />

Dollar erforderlich. Infrastruktur- und<br />

Bauprojekten komme eine strategische<br />

Schlüsselrolle zu. Bis zum Jahr 2020 müssten<br />

im Irak beispielsweise drei Mio. neue<br />

Wohnungen gebaut werden, d.h. 375.000 pro<br />

Jahr. Dabei sei das Land weitgehend auf den<br />

Import von Bauleistungen und Baustoffen<br />

angewiesen, was gerade für den Mittelstand<br />

große Chancen eröffne.<br />

Hans-Joachim Bliss, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei der BAUER Spezialtiefbau<br />

GmbH, berichtete über die geplante Sanie-<br />

11


IraK<br />

Gut 400 Vertreter aus Wirtschaft und Politik nahmen am Irak Forum teil<br />

rung des Mosul-Staudammes. BAUER hat<br />

hierfür Ende 2011 den Zuschlag von der irakischen<br />

Regierung im Rahmen eines „Letter<br />

of Understanding“ erhalten. Auf dem Forum<br />

in Berlin wurde das Unternehmen jetzt nach<br />

Bagdad eingeladen, um mit den Entscheidungsträgern<br />

das Projekt voranzutreiben.<br />

Die größte Talsperre des Landes soll mit<br />

einem Kostenaufwand von schätzungsweise<br />

1,9 Mrd. US-Dollar saniert werden.<br />

Zuhair Mohammed Sharba, Chairman der<br />

Najaf Chamber of Commerce, berichtete<br />

über die geschäftlichen Chancen seiner Region.<br />

Die Provinz Nadschaf habe aufgrund<br />

der Pilgerströme besonders großes Potenzial<br />

im Tourismus. Vor allem für Deutsche mit<br />

irakischem Hintergrund eröffneten sich in<br />

Nadschaf Chancen.<br />

In Session 2 („Industrial Sector – Finance/<br />

Privatisation“) wies der irakische Finanzminister<br />

Dr. Rafie Al-Issawi darauf hin, dass<br />

sich sein Land gegenwärtig im Übergang<br />

von einer Plan- zu einer Marktwirtschaft<br />

befinde. Ein zentrales Ziel der irakischen<br />

Regierung sei es daher, den privaten Sektor<br />

zu stärken. Die größte Herausforderung<br />

für die Politik in dem Zweistromland sei die<br />

Diversifizierung der Volkswirtschaft. Deutsche<br />

Firmen mit ihrer Erfahrung und ihrem<br />

Know-how könnten diesen Prozess wirksam<br />

unterstützen, sagte der Minister (siehe Interview<br />

Seite 14).<br />

Nach Angaben von Ghazi Al-Abudi, stellvertretender<br />

irakischer Agrarminister, ist<br />

der Irak trotz seines landwirtschaftlichen<br />

Potenzials derzeit stark von Nahrungsmittelimporten<br />

abhängig. Nur bei Obst und<br />

Gemüse werde ein Überschuss erzielt. Zudem<br />

gebe es kaum Betriebe, die Agrarprodukte<br />

industriell verarbeiten. Ziel der irakischen<br />

Regierung sei die Selbstversorgung<br />

mit Nahrungsmitteln. Deswegen werde die<br />

Landwirtschaft mit einer Reihe von Maßnahmen<br />

gefördert. An die deutschen Unternehmen<br />

appellierte Al-Abudi, in den Irak zu<br />

kommen und zu investieren.<br />

Jaafar Rasoul Al-Hamadani, Präsident der<br />

Federation of Iraqi Chambers of Commerce,<br />

bekräftigte, dass die irakischen Kammern<br />

deutsche Unternehmen dabei tatkräftig unterstützen,<br />

Partner im Irak zu finden. Groß<br />

ist der Bedarf aus seiner Sicht vor allem in<br />

der Stromwirtschaft. Ibraheem Masaoodi<br />

Al-Baghdadi, Chairman des Iraqi National<br />

Business Council, stellte eine Reihe beeindruckender<br />

Projekte vor, die mit Unterstützung<br />

ausländischer Firmen verwirklicht<br />

Experten aus der Wirtschaft diskutierten in den Sessions<br />

werden, und wünschte sich mehr deutsches<br />

Engagement.<br />

In Session 3 („Energy, Electricity and Water”)<br />

gab der frühere Ölminister Dr. Ibrahim<br />

Bahr Al-Ulum einen Überblick über den<br />

Ölsektor im Irak. Danach verfügt das Land<br />

über Reserven in Höhe von 175 Mrd. Barrel<br />

und ist damit einer der ölreichsten Staaten<br />

der Welt. In diesem Jahr werde die Förderung<br />

bei drei Mio. Barrel pro Tag liegen<br />

und damit so hoch sein wie seit Jahrzehnten<br />

nicht mehr. Im August <strong>2012</strong> war das Land<br />

nach Saudi-Arabien und Russland der drittgrößte<br />

Ölexporteur der Welt. Bis zum Jahr<br />

2020 soll die Ölförderung auf acht bis neun<br />

Mio. Barrel pro Tag zunehmen. Um dieses<br />

Ziel zu erreichen, seien in den nächsten zehn<br />

Jahren Investitionen in Höhe von 300 Mrd.<br />

US-Dollar nötig. Auch deutsche Unternehmen<br />

seien eingeladen, sich an dem Ausbau<br />

des irakischen Ölsektors zu beteiligen, sagte<br />

Dr. Al-Ulum.<br />

Enorme Investitionen sind nach Angaben<br />

von Raad Al Harris, stellvertretender Elektrizitätsminister,<br />

auch in der irakischen<br />

Stromwirtschaft nötig. Das Land kann derzeit<br />

den Strombedarf nicht annähernd decken<br />

und will daher in den Jahren <strong>2012</strong> bis<br />

2015 eine zusätzliche Leistung zur Erzeugung<br />

von Elektrizität in Höhe von 20.000<br />

Megawatt (MW) schaffen. Dabei soll vor allem<br />

in Gas und Dampf (GuD)-Kraftwerke investiert<br />

werden. Doch muss auch viel Geld in<br />

das Stromnetz gesteckt werden. Das Verteilnetz<br />

ist seit den achtziger Jahren nicht mehr<br />

erneuert worden. Deutsche Unternehmen<br />

sind an dem Ausbau der Stromwirtschaft<br />

12 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


eteiligt. Die Siemens AG erhielt Ende 2008<br />

vom irakischen Elektrizitätsministerium<br />

den Auftrag für die Lieferung von 16 Gasturbinen<br />

im Wert von 2,1 Mrd. US-Dollar.<br />

In Session 4 („Health, Education and Vocational<br />

Training“) ging Thomas Ilka, Staatssekretär<br />

im Bundesgesundheitsministerium,<br />

auf die irakisch-deutsche Zusammenarbeit<br />

auf Regierungsebene im Gesundheitssektor<br />

ein. Die Beziehungen seien eng und freundschaftlich<br />

und seit dem Jahr 2003 intensiviert<br />

worden. Es habe eine Reihe hochrangiger Besuche<br />

auf beiden Seiten gegeben. Anlässlich<br />

einer Visite von Bundeswirtschaftsminister<br />

Rösler in Bagdad sei eine Arbeitsgruppe Gesundheit<br />

gegründet worden. Deutschen Gesundheitsanbietern<br />

im Irak empfahl Ilka, auf<br />

Systemlösungen zu setzen – zum Beispiel im<br />

Krankenhausmanagement.<br />

Laut Dr. Adel Mohsin, Generalinspekteur im<br />

irakischen Gesundheitsministerium, hat die<br />

Gesundheitsfürsorge im Irak eine lange Tradition.<br />

Das Gesundheitssystem in dem Zweistromland<br />

galt in der Region als vorbildlich.<br />

Jetzt wird massiv in Krankenhäuser und<br />

medizinische Ausrüstungen investiert, um<br />

den alten Standard wieder zu erreichen. Von<br />

deutscher Seite wünscht sich Dr. Mohsin unter<br />

anderem eine Beteiligung am Herzzentrum<br />

in Bagdad.<br />

Nach Angaben von Prof. Dr. Fadhil Al-Ameri,<br />

Kulturattaché in der irakischen Botschaft<br />

in Berlin, wird im Irak der Wiederaufbau<br />

der Hochschulen und die Verbesserung des<br />

akademischen Standards vorangetrieben.<br />

Geplant seien zwölf neue Universitäten und<br />

19 neue Forschungszentren. Auf internationaler<br />

Ebene würden unter anderem Kooperationen<br />

in den Bereichen Bibliotheken, Informatik<br />

und Medizin angestrebt.<br />

Jochen Renger, Regionaldirektor der Deutschen<br />

Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ), hob die Bedeutung des<br />

„Capacity Development“ für den Berufsbildungs-<br />

und Gesundheitssektor im Irak<br />

hervor. Es gelte, die Leistungsfähigkeit der<br />

Institutionen durch Fach-, Prozess- und Organisationsberatung<br />

sowie individuelle Fortbildung,<br />

Training on the Job und Coaching<br />

zu verbessern. Außerdem sei internationale<br />

Vernetzung wichtig.<br />

Prof. Dr. Dr. Sefik Alp Bahadir, Direktor des<br />

Center for Iraq Studies an der Universität<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Erlangen-Nürnberg, stellte vier Projekte zur<br />

deutsch-irakischen Kooperation im Hochschulbereich<br />

vor, darunter das „Baghdad-<br />

Erbil-Erlangen-Project“ (BEEP). Gesucht<br />

würden unter anderem deutsche Firmen, die<br />

irakische Gaststudierende beschäftigen und<br />

ausbilden.<br />

In den Sitzungen 5-1 und 5-2 skizzierten<br />

Vertreter der Provinzen bzw. Gouvernements<br />

die geschäftlichen Potenziale ihrer<br />

Regionen für deutsche Firmen und Investoren.<br />

Qasem Mohammed Abed, Gouverneur<br />

von Al-Anbar, hob die große Nachfrage nach<br />

Wohnungen hervor. Deutsche Unternehmen<br />

könnten im Wohnungsbau und in der<br />

Herstellung von Baustoffen mit hohen Gewinnen<br />

rechnen. Ali Daway Lazim Al Farttoosi,<br />

Gouverneur von Maisan, betonte den<br />

Ölreichtum seiner Provinz; 15 Felder seien<br />

noch nicht erschlossen. Auch in vielen anderen<br />

Bereichen eröffneten sich geschäftliche<br />

Chancen. Deutsche Firmen seien eingeladen,<br />

sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.<br />

Ismael Halob, Vertreter der Provinz Salah<br />

Ad-Din, ging unter anderem auf den Bankensektor<br />

in seiner Region ein. Asiatische<br />

Firmen nutzen die sich in dieser Branche<br />

bietenden Chancen entschlossener als deutsche<br />

Unternehmen, sagte Halob. Nabel Al-<br />

Anbary, Präsident der Handelskammer in<br />

Kerbala, ging schwerpunktmäßig auf die<br />

Themen Landwirtschaft, Zementindustrie,<br />

Pilgertourismus und Berufsausbildung ein.<br />

In allen Bereichen seien deutsch-irakische<br />

Kooperationen möglich und erwünscht.<br />

Auch Wafi Al-Bahash, Vorsitzender der Investment<br />

Commission in Najaf, betonte die<br />

IraK<br />

Irakischer Botschafter S.E. Alkhateeb, Vorsitzender der irakischen National Investment Commission (NIC) S.E. Dr.<br />

Al-Araji, irakischer Vize-Premierminister S.E. Shaways, S.E. Bundesminister Rösler, irakischer Transportminister<br />

S.E. Al-Amiri und irakischer Finanzminister S.E. Al-Issawi (v.l.)<br />

mit dem Pilgertourismus verbundenen ge-<br />

schäftlichen Möglichkeiten und ging zudem<br />

auf die Landwirtschaft und das Agribusiness<br />

in seiner Region ein. Athil Abdulazeez<br />

Al Najafi, Gouverneur der Provinz Ninive,<br />

berichtete über die Flughafenpläne in Mosul<br />

und den geplanten Bau einer Stadtbahn.<br />

Hierfür gebe es noch keinen ausländischen<br />

Partner. Auch in der Bewässerungswirtschaft<br />

und im historischen Tourismus gebe<br />

es interessante Projekte.<br />

Kurdistan war auf den Podien des Forums<br />

mit einer großen Wirtschaftsdelegation vertreten.<br />

Taher Abdallah Othman, stellvertretender<br />

Gouverneur von Erbil, gab einen<br />

umfassenden Überblick über die geschäftlichen<br />

Chancen in der Region. In folgenden<br />

Sektoren bestehen nach seinen Angaben<br />

Investitionsmöglichkeiten: Schwer- und<br />

Leichtindustrie; Tourismus; Landwirtschaft,<br />

Dämme und Bewässerungskanäle; Ölindustrie;<br />

Stromerzeugung; Transport und Kommunikation;<br />

Gesundheit; Bildung; Banken;<br />

Handel; Kunst und Sport; Wohnungsbau.<br />

Zahlreiche Firmen nutzten das zweite<br />

Irakisch-Deutsche Forum, um Geschäftsbeziehungen<br />

mit den irakischen Partnern<br />

zu knüpfen. Lufthansa Consulting und die<br />

Provinz Ninive unterzeichneten eine Absichtserklärung<br />

für eine enge Zusammenarbeit<br />

bei der Entwicklung des Flughafens<br />

Mosul. Das Abkommen umfasst unter anderem<br />

die Definition der Airport-Strategie,<br />

das Airport-Marketing, die Suche nach<br />

neuen Airlines sowie den Ausbau der luftfahrtnahen<br />

Geschäfte Catering, Flugzeugwartung<br />

sowie die Aus- und Weiterbildung<br />

von Mitarbeitern.<br />

13


IraK<br />

„Es besteht eine Finanzierungslücke“<br />

Goldene Zeiten in Sicht? Iraks Finanzminister Rafie Al-Issawi erklärt, warum eine boomende Ölindustrie für sein<br />

Land nicht genug ist und wie er die Fünfjahresplan-basierte Volkswirtschaft reformieren möchte.<br />

Metzger: Über Jahrzehnte dominierten<br />

öffentliche Gelder und Staatskonzerne die<br />

irakische Wirtschaft. In jüngster Zeit hat<br />

Ihre Regierung vermehrt Programme ins<br />

Leben gerufen, um den Privatsektor zu<br />

stärken. Was beinhaltet Ihre Politik der<br />

Privatisierung?<br />

Al-Issawi: Die irakische Wirtschaft<br />

wächst, doch leider nur in einem einzigen<br />

Sektor: dem Öl-Geschäft. Also konzentriert<br />

sich die gesamte Wirtschaftsleistung<br />

auf dieses Gebiet. Inzwischen denkt die Regierung<br />

aber über Diversifizierung nach.<br />

Teil davon sind Privatisierungen und Partnerschaften<br />

mit der Privatwirtschaft. Wir<br />

haben eine Finanzierungslücke und nicht<br />

ausreichend Budget, um als Finanzministerium<br />

alle Investitionen und Projekte<br />

der anderen Ministerien zu finanzieren.<br />

Lösen wir dieses Problem nicht, könnten<br />

wir damit über die nächsten Jahrzehnte zu<br />

kämpfen haben. Also konzentrieren wir<br />

uns aktuell auf Partnerschaften mit Investoren<br />

und nicht auf Privatisierungen.<br />

Diese Herangehensweise hat sich bereits<br />

bei mehreren Zement- und Stahlwerken<br />

ausgezahlt und viele weitere Gelegenheiten<br />

werden sich noch ergeben. Um jedoch<br />

komplette Privatisierungen anzuschieben,<br />

benötigen wir zunächst ein neues Gesetz.<br />

Metzger: In welchen Branchen verzeichnen<br />

deutsche Unternehmen den meisten<br />

Erfolg?<br />

Al-Issawi: Sobald es um den Bau von Infrastruktur<br />

geht: Züge, Straßen und Häfen.<br />

Zumindest sofern die Firmen bereit<br />

sind, auf Basis von nachträglicher Bezahlung<br />

zu arbeiten. Das neue Infrastrukturgesetz,<br />

das gerade dem Parlament vorliegt,<br />

erlaubt bis zu 40 Milliarden Dollar an<br />

neuen Investitionen.<br />

Metzger: Trotz des Wirtschaftswachstums<br />

hält sich die Kritik an mangelnder Transparenz<br />

und versteckter Kosten im Investitionsgesetz.<br />

Was müssen Unternehmer<br />

hinnehmen und welche Einschränkungen<br />

bei den Besitzverhältnissen von Investitionen<br />

und Joint-Ventures existieren?<br />

Al-Issawi: Wir möchten ausländische wie<br />

lokale Investoren anziehen. Durch das<br />

neue Investitionsgesetz kann Bauland<br />

kostenlos übertragen werden und es bedarf<br />

keines irakischen Eigentümers. Das<br />

trifft auf alle Projekte zu, die wir unter<br />

„Building and Reconstruction“ führen –<br />

für alle anderen fallen geringe Gebühren<br />

an. Dennoch haben Unternehmer natürlich<br />

das Recht sich zu beklagen: Sollten<br />

Regularien abgeändert werden, soll das<br />

nicht zu ihrem Nachteil und transparent<br />

geschehen. Wir sind noch immer in einer<br />

Übergangsphase. Zahlreiche Vorgaben<br />

müssen angepasst werden, darunter auch<br />

viele Gesetze. Wir möchten unsere Investoren<br />

nicht verschrecken.<br />

Metzger: Wie möchten Sie in diesem Zusammenhang<br />

den Kampf gegen Korruption<br />

intensivieren?<br />

Al-Issawi: Das Fördern privater Unternehmen<br />

wird zumindest eine Besserung<br />

herbeiführen. Wir arbeiten darüber hinaus<br />

mit allen verantwortlichen Behörden<br />

und Ausschüssen zusammen, um unsaubere<br />

Geschäftspraktiken zu bekämpfen.<br />

Viele Investoren sind besorgt, dass die Errungenschaften<br />

der letzten Monate durch<br />

die anhaltenden Konflikte zwischen Bagdad<br />

und der Region Kurdistan wieder eingebüßt<br />

werden.<br />

Während der jüngsten Kabinettssitzungen<br />

haben wir uns auf Zahlungsmodalitäten<br />

für alle betroffenen Unternehmen<br />

geeinigt. Das Öl aus Kurdistan wird bald<br />

wieder fließen.<br />

Metzger: Jüngst besuchten Sie die Konferenz<br />

„Iraqi Finance“ in London. Welche<br />

Fortschritte wurden dort erarbeitet – insbesondere<br />

mit Blick auf die Einführung<br />

von Geldautomaten und bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten?<br />

Al-Issawi: Die beiden größten staatlichen<br />

Banken, Rasheed und Rafidain, befinden<br />

sich noch immer im Wiederaufbau. Das<br />

umfasst nicht nur Verwaltungsprozesse,<br />

sondern ebenfalls das Wiedererlangen von<br />

Kompetenzen. In den späten Siebzigern<br />

führte Irak für kurze Zeit erstmals Geldautomaten-System<br />

ein. Es hatte nicht lange bestand.<br />

Gegenwärtig stecken wir viel Arbeit<br />

in die Digitalisierung unseres Bankwesens.<br />

Den exakten Zeitplan kann ich Ihnen nicht<br />

nennen, wir kooperieren jedoch eng mit der<br />

Weltbank um dieses Ziel zu erreichen.<br />

Metzger: Wie sieht es mit den Plänen für<br />

eine Finanzreform aus? Sie hatten ja überlegt,<br />

dem irakischen Dinar drei Nullen zu<br />

streichen.<br />

Al-Issawi: Ein solches Vorhaben wäre Teil<br />

der Geldpolitik, für die die Zentralbank<br />

verantwortlich ist. Ich glaube nicht, dass<br />

wir eine Übereinkunft finden werden und<br />

alle Pläne wurden auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben. Unsere Regierung hatte einige<br />

Vorbehalte was einen solchen Schritt<br />

angeht.<br />

Das Interview wurde von Nils Metzger in<br />

Kooperation mit Zenith geführt.<br />

14 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: Botschaft der Republik Irak


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Palmeninsel Jumeirah in Dubai<br />

Grenzüberschreitende zusammenarbeit<br />

arabisch-Deutsche Geschäftspartnerschaften<br />

forcieren internationale Expansion<br />

Von Ralph Nitzgen und Rüdiger Theiselmann<br />

Inmitten der Eurokrise ist Deutschland als Investitionsstandort international gefragter denn je, insbesondere<br />

auch bei arabischen Unternehmen. Prominente Beispiele sind der Einstieg von Qatar Holdings bei Hochtief<br />

oder von Etihad Airways bei Air Berlin. Dass es dabei nicht unbedingt um vollständige Übernahmen, sondern<br />

vielmehr um strategische Partnerschaften geht, haben jüngste Investorengespräche in den arabischen Ländern<br />

ergeben. Für deutsche Mittelständler bieten sich dadurch interessante Möglichkeiten mit Blick auf ihre internationale<br />

Expansion.<br />

„Deutschland ist für uns ein interessanter Markt – wir<br />

haben dort konkrete Akquisitionsabsichten“, sagt Werner<br />

Flaig und lässt seinen Blick aus dem Büroturm über das<br />

Hafenbecken des Dubai Creek schweifen. Der deutsche<br />

Manager kümmert sich als CFO um die finanzstrategische<br />

Ausrichtung der Easa Saleh Al Gurg Group, ein Familienunternehmen<br />

aus Dubai, das in den Bereichen Stahl und<br />

Industrie sowie Farben und Holzverarbeitung tätig ist. In<br />

den vergangenen Jahren hat die Familie Al Gurg in organisches<br />

Wachstum investiert, nun sind auch Zukäufe beabsichtigt.<br />

„Dabei geht es uns vor allem darum, entweder<br />

Zugang zum deutschen Markt mit unseren Produkten zu<br />

bekommen oder aber die deutschen Produkte, respektive<br />

Lösungen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu<br />

vermarkten“, so Flaig.<br />

Strategische Partnerschaften als Treiber<br />

Mit dieser Haltung ist die Al Gurg Group nicht allein: wie die<br />

Commerzbank durch Investorengespräche in den arabischen<br />

Ländern erfuhr, werden derzeit Akquisitionspläne in verschiedenen<br />

Branchen in Deutschland gehegt. Allerdings geht es<br />

dabei selten um vollständige Übernahmen: Die meisten Investoren<br />

berichten, dass sie eine Mehrheitsbeteiligung anstreben,<br />

zugleich aber den bisherigen Eigentümer und das Management<br />

weiter mit an Bord haben wollen. Zudem sind handelsorientierte<br />

Familienunternehmen aus Dubai oder Bahrain daran interessiert,<br />

auch Minderheitsbeteiligungen in Deutschland einzugehen,<br />

um damit eine operative Zusammenarbeit oder ein<br />

Gemeinschaftsunternehmen zur Vermarktung deutscher Produkte<br />

in den arabischen Ländern zu unterstreichen.<br />

16 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: istockphoto.com


Foto: istockphoto.com<br />

Blick auf den Kingdom Tower (Burj Al-Mamlaka)<br />

Technologietransfer bedeutsam<br />

Im Sommer <strong>2012</strong> führte die Commerzbank<br />

in den arabischen Ländern<br />

zahlreiche Investorengespräche. Als<br />

wesentliches Motiv für „Investments<br />

in Germany“ zeigte sich der Technologietransfer.<br />

Aus der Region ist verbreitet<br />

zu hören, dass eine Beteiligung<br />

in Deutschland dazu führen sollte, die<br />

deutsche Technologie z.B. in den Emiraten<br />

einzusetzen. Es geht also nicht<br />

um den Abzug, sondern um die praktische<br />

Anwendung deutscher Technologie.<br />

Eine gemeinsame Wachstumsstory<br />

ist daher genau das, was grenzüberschreitende<br />

M&A-Transaktionen hinsichtlich<br />

Beteiligungen an deutschen<br />

Unternehmen kennzeichnen sollte.<br />

Durch die Aufnahme eines neuen Gesellschafters<br />

aus den arabischen Ländern<br />

kann sich das deutsche Unternehmen<br />

somit nicht nur frisches Kapital<br />

beschaffen, sondern seine Produkte<br />

auch in neue Märkte einführen.<br />

Internationale<br />

Expansion im Visier<br />

Eben dies bestätigten die Investorengespräche<br />

in der Golfregion. Um dort<br />

erfolgreich deutsche Produkte zu vermarkten,<br />

sind lokale Marktkenntnisse<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

und ein breites Netzwerk erforderlich<br />

– dies kann ein arabischer Investor<br />

bieten. Darüber hinaus stehen gerade<br />

Unternehmen aus Dubai dem afrikanischen<br />

und asiatischen Markt nahe;<br />

die Belegschaft der Al Gurg Group<br />

beispielsweise ist zu 85% indischer<br />

Abstammung. Somit kann ein arabischer<br />

Partner als neuer Gesellschafter<br />

für deutsche Mittelständler auch für<br />

eine Expansion nach Indien interessant<br />

sein.<br />

Kulturelles Verständnis von<br />

Bedeutung<br />

Wenn ein deutsches Unternehmen arabische<br />

Gesellschafter aufnimmt, ist das gegenseitige<br />

kulturelle Verständnis bedeutsam.<br />

Dabei zeigt die Praxis, dass es trotz<br />

mancher Unterschiede auch interessante<br />

Gemeinsamkeiten zum deutschen Mittel-<br />

Dr. Rüdiger<br />

Theiselmann,<br />

Head of Corporate<br />

Center<br />

im Bereich<br />

Corporate<br />

Finance der<br />

Commerzbank<br />

in<br />

Frankfurt<br />

FINaNzEN<br />

stand gibt. So setzt man in den arabischen<br />

Ländern auf eine nachhaltige Zusammenarbeit:<br />

„Investitionen der Al Gurg Gruppe<br />

sind stets langfristig angelegt und zielen<br />

nicht auf kurzfristige Rendite. Dies sind<br />

starke Parallelen zur Ausrichtung deutscher<br />

Unternehmer aus dem Mittelstand“,<br />

sagt Werner Flaig. Im Rahmen von Verhandlungen<br />

mit arabischen Investoren<br />

sollten deutsche Unternehmer zudem beachten,<br />

dass sie mit den für sie relevanten<br />

Ansprechpartnern in Kontakt kommen,<br />

weil selbst Gespräche auf Geschäftsführungsebene<br />

oft nur vorbereitenden<br />

Charakter haben. Dabei ist das Herausarbeiten<br />

von Gemeinsamkeiten und positiver<br />

Aspekte für eine Zusammenarbeit<br />

förderlich. Für deutsche Unternehmen<br />

mit internationalen Expansionsabsichten<br />

kann die Aufnahme arabischer Eigenkapitalgeber<br />

interessant sein, um künftiges<br />

Wachstum abzusichern.<br />

Ralph M.<br />

Nitzgen, SeniorExecutive<br />

Officer<br />

und General<br />

Manager der<br />

Commerzbank-Niederlassung<br />

in Dubai<br />

17


FINaNzEN<br />

Blick auf Bahrain Financial Harbour<br />

Finanzdienstleistungen machen Bahrain zum<br />

wirtschaftlichen Drehkreuz des Arabischen Golfs<br />

Das Königreich Bahrain war das erste Land in der Golfregion, das mit der Erdölförderung begann. Zuletzt hat es die<br />

Golfstaaten in ein neues wirtschaftliches Zeitalter geführt, indem es seine Volkswirtschaft ganz gezielt diversifiziert<br />

und sich dabei auf den Sektor Finanzdienstleistungen konzentriert. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

des Schul-, Hochschul- und Berufsbildungssystems hat das Königreich sein Wachstum klug vorangetrieben und damit<br />

langfristig Stabilität und eine nachhaltig gute Entwicklung für alle Bahraini beschert.<br />

Das ist der Grund, weshalb Bahrains<br />

Wohlstand weniger auf seine großen Erdölvorkommen<br />

als vielmehr auf seine vorausschauende<br />

Haltung zurückzuführen<br />

ist. Als stark entwickelte, liberale und<br />

gut diversifizierte Volkswirtschaft der<br />

Golfregion ist das Königreich inzwischen<br />

nicht mehr allein von seinen Ölexporten<br />

abhängig – ganz im Gegenteil: Mehr als<br />

75 Prozent seiner Einkünfte erzielt Bahrain<br />

in Sektoren, die unabhängig von Öl<br />

sind. Die Erdölexporte, die in den letzten<br />

zehn Jahren um mehr als 50 Prozent<br />

zurückgegangen sind, machen heute<br />

nur noch 33 Prozent des gesamten Exportvolumens<br />

des Landes aus. Während<br />

Erdöl und Erdgas mit nur 13 Prozent an<br />

Bahrains Bruttoinlandsprodukt beteiligt<br />

sind, kommt der Finanzsektor auf stolze<br />

25 Prozent und bspw. die Industrie auf 17<br />

Prozent. Mit dieser Strategie führt das<br />

Königreich Bahrain seine Volkswirtschaft<br />

gezielt in eine nachhaltig stabile Zukunft<br />

für die Zeit nach dem Öl.<br />

Renommiertes Finanzzentrum in der<br />

Golfregion<br />

Bis heute haben sich die Finanzdienstleistungen<br />

als stärkster und am weitesten entwickelter<br />

Sektor von Bahrains Volkswirtschaft<br />

erwiesen. Seit mehr als 40 Jahren hat<br />

sich das Königreich als Standort von vielen<br />

internationalen Unternehmen bewährt.<br />

Dank seiner strengen aufsichtsrechtlichen<br />

Vorschriften und seiner hervorragenden<br />

wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen<br />

hat sich Bahrain zu einem<br />

internationalen Finanzknotenpunkt für allgemeine<br />

und islamische Finanzdienstleistungen<br />

entwickelt.<br />

Mehr als 400 Finanzinstitute – darunter<br />

lokale, regionale und zunehmend auch internationale<br />

Unternehmen – haben sich bis<br />

dato in Bahrain niedergelassen. In diesem<br />

Jahr hat auch Deutschlands führende Versicherungsgruppe<br />

Talanx die Genehmigung<br />

von der Zentralbank Bahrain bekommen,<br />

über ihre Tochtergesellschaft HDI-Gerling<br />

Industrie Versicherung AG im Königreich<br />

tätig zu werden und Industrieversicherungsprodukte<br />

anzubieten. Eine andere führende<br />

deutsche Versicherungsgesellschaft, die<br />

Hannover RE, vertraut ebenfalls auf die konsequent<br />

umgesetzten aufsichtsrechtlichen<br />

Vorgaben des Königreichs und macht sie<br />

sich erfolgreich zunutze. Außerdem haben<br />

Bahrains hoch kompetente in- und ausländische<br />

Arbeitskräfte im Sektor Finanzdienstleistungen<br />

viele internationale Investoren<br />

angezogen. Dass Bahrain mit mehr als zwei<br />

Drittel der Arbeitskräfte im Finanzsektor auf<br />

inländische Arbeitskräfte setzt, unterstreicht<br />

die erfolgreiche Bildungsoffensive und wird<br />

von keinem anderen Land am Arabischen<br />

Golf erreicht.<br />

Kompetente Arbeitskräfte<br />

Bahrain war auch im Bildungsbereich ein<br />

Vorreiter unter den Golfstaaten, als es 1919<br />

ein öffentliches Bildungssystem einrichte-<br />

18 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: Economic Development Board


Foto: Economic Development Board<br />

te. Die kontinuierliche Verbesserung seines<br />

Bildungssystems hilft zu verstehen, warum<br />

so viele Einheimische in einfachen wie in<br />

Spitzenpositionen des Banken- und Finanzsektors<br />

beschäftigt sind.<br />

Schulpflicht besteht sowohl im Primär- als<br />

auch im Sekundärbereich im bahrainischen<br />

Bildungswesen, das kostenlos und selbstverständlich<br />

gleichermaßen sowohl Jungen<br />

wie auch Mädchen offen steht. Der „Intelligence<br />

Unit’s Women’s Economic Opportunity<br />

Report“ der britischen Wochenzeitschrift<br />

The Economist verlieh Bahrain den zweiten<br />

Platz in der arabischen Welt hinsichtlich der<br />

Chancen von Frauen in der Hochschul- und<br />

Berufsbildung. Diese Offenheit spiegelt sich<br />

schon in der Tatsache wider, dass Frauen 37<br />

Prozent der Belegschaft des nationalen Finanzdienstsektors<br />

ausmachen. Nicht zuletzt,<br />

weil die bahrainische Regierung nahezu 11<br />

Prozent des Budgets für Investitionen in Bildung<br />

vorsieht, ist der Alphabetisierungsgrad<br />

einer der höchsten der Region.<br />

In den letzten Jahren hat sich das Königreich<br />

beim gezielten Ausbau seines Bildungssystems<br />

zunehmend auf die Berufsbildung konzentriert.<br />

Das „Bahrain Institute of Banking<br />

and Finance“ (BIBF), die größte spezialisierte<br />

Bildungseinrichtung des Landes, haben in<br />

den letzten 30 Jahren mehr als 10.000 Menschen<br />

durchlaufen, die damit ihre Qualifikationen<br />

in den Bereichen Banking, Finanzen,<br />

Führung und Management-Kenntnissen gewinnbringend<br />

erweitern konnten.<br />

Mehr als 400 Finanzinstitute haben sich in Bahrain niedergelassen<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Ein freier Markt<br />

Bahrains liberaler Markt ist der Garant dafür,<br />

dass sich Unternehmen frei bewegen<br />

können. Es gibt nur wenige bürokratische<br />

Vorgaben und keine Eigentumsbeschränkungen<br />

für ausländische Bürger. Außerdem<br />

besitzt Bahrain etablierte und funktionierende<br />

gesetzliche und aufsichtsrechtliche<br />

Rahmenbedingungen, die Investoren die Sicherheit<br />

geben, dass ihre Interessen auf offene<br />

und transparente Weise gewahrt werden.<br />

Bahrain nimmt beim Ranking der Heritage-<br />

Foundation der globalen Volkswirtschaften<br />

in punkto Freiheit den zwölften und in den<br />

arabischen Ländern sogar den ersten Rang<br />

ein. Außerdem ist das Land das einzige in<br />

der arabischen Welt, das unter die ersten 15<br />

Länder des Index of Economic Freedom von<br />

<strong>2012</strong> gekommen ist.<br />

Aufgrund dieser Erfolge nehmen auch andere<br />

Länder der Region das Königreich Bahrain<br />

zum Vorbild, wenn es darum geht, eigene<br />

Vorschriften und Strukturen zu entwickeln<br />

– vor allem im Bezug auf islamische Finanzprodukte.<br />

Bahrains Reiz für große Versicherungen<br />

und Banken aus allen Teilen der Welt<br />

erhöht sich noch durch die Tatsache, dass das<br />

Königreich das einzige Mitglied des Golfkooperationsrates<br />

ist, das erlaubt, dass sich<br />

Unternehmen aller Sektoren zu 100 Prozent<br />

in ausländischer Hand befinden, und das<br />

ihnen keine Beschränkungen auferlegt, wie<br />

beispielsweise bezüglich des Ringfencings in<br />

„Freihandelszonen“.<br />

FINaNzEN<br />

Die Entwicklung aufsichtsrechtlicher<br />

Vorgaben<br />

Das Königreich Bahrain hat nur eine Behörde,<br />

bei der die Aufsicht über alle Banken- und<br />

Finanzdienstleistungen zusammenläuft; die<br />

Zentralbank von Bahrain. Sie steht in einem<br />

ständigen intensiven Austausch mit Experten<br />

dieser Sektoren, und zwar nicht nur, um<br />

sicher zu gehen, dass ihre Vorgaben in diesem<br />

Bereich regulatorischen Zwecken und<br />

Interessen entsprechen, sondern in erster<br />

Linie im Sinne des Schutzes der Investoren<br />

vor Ort. Außerdem sind in Bahrain einige<br />

führende Aufsichtsgremien für den internationalen<br />

islamischen Finanzsektor ansässig,<br />

wie etwa die „Accounting and Auditing Organisation<br />

for Islamic Financial Institutions<br />

(AAOIFI)“, das „Liquidity Management<br />

Centre“ (LMC) und der „International Islamic<br />

Financial Market“ (IIFM).<br />

Diese wirtschaftlichen Stärken und regulatorischen<br />

Rahmenbedingungen tragen einen<br />

maßgeblichen Anteil daran, internationalen<br />

Investoren einen idealen Zugangspunkt zu<br />

den übrigen Staaten des Golf-Kooperationsrates<br />

zu schaffen. Der außerordentliche<br />

wirtschaftliche Grad der Freiheit, der hohe<br />

Bildungsgrad der bahrainischen Arbeitskräfte<br />

und die geringen unternehmerischen Kosten<br />

im Königreich schaffen ideale Wachstumsbedingungen.<br />

Mit fortschreitender<br />

Entwicklung der Region insgesamt, werden<br />

diese Standortvorteile noch weiter an Attraktivität<br />

gewinnen.<br />

19


KOOPEratION<br />

„Deutsche Unternehmen sind für<br />

Saudi-Arabien geborene Partner“<br />

Botschafter Haller in der Asharqia Chamber im Rahmen eines Besuchs einer deutschen Wirtschaftsdelegation<br />

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Saudi-Arabien werden sich auch in Zukunft dynamisch<br />

entwickeln. Zu dieser Einschätzung kommt Dieter W. Haller, deutscher Botschafter in Riad, im Gespräch mit dem<br />

Souq. Deutsche Firmen seien die geborenen Partner für das Königreich und bräuchten die wachsende Konkurrenz<br />

asiatischer Anbieter nicht fürchten.<br />

Souq: Herr Botschafter, der Warenaustausch zwischen<br />

Saudi-Arabien und Deutschland wächst<br />

deutlich. Im ersten Halbjahr <strong>2012</strong> war das Königreich<br />

das wichtigste Empfängerland für deutsche<br />

Warenexporte in der arabischen Welt. Aus der<br />

Sicht des Königreichs ist Deutschland ebenfalls<br />

einer der wichtigsten Handelspartner. Welches<br />

sind aus Ihrer Sicht die Bestimmungsgründe für<br />

diese erfreuliche Entwicklung?<br />

Haller: Unser Handel mit Saudi-Arabien entwi-<br />

ckelt sich überaus positiv. Mit einem Gesamtvolumen<br />

von 5 Mrd. Euro in den ersten sechs<br />

Monaten dieses Jahres beträgt der Zuwachs immerhin<br />

47% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders<br />

erfreulich ist, dass die saudischen Exporte<br />

nach Deutschland – wenn auch von einer geringen<br />

Basis – überproportional zunehmen.<br />

Zwei wesentliche Gründe sehe ich: Die Diver-<br />

sifizierung der saudischen Wirtschaft mit der<br />

Stärkung des Downstream-Bereichs bei Petrochemie<br />

oder dem Aufbau neuer verarbeitender<br />

Industriezweige erhöht die Nachfrage nach Anlagen,<br />

Maschinen – kurz nach Hochtechnologie,<br />

über die deutsche Unternehmen verfügen. Zum<br />

anderen haben auf deutscher Seite in letzter Zeit<br />

Bewusstsein und Verständnis für die sich aus der<br />

rasch wachsenden Wirtschaft des größten Landes<br />

am Golf ergebenden Möglichkeiten stark zugenommen.<br />

Allen, die daran Anteil haben, auch der<br />

<strong>Ghorfa</strong>, gilt mein großer Dank.<br />

Souq: Deutsche Firmen haben zwar in vielen Be-<br />

reichen eine starke Stellung. Unternehmen aus<br />

Korea und China machen der deutschen Wirtschaft<br />

am Arabischen Golf aber immer stärker<br />

Konkurrenz. Welche Konsequenzen sollten die<br />

deutschen Unternehmen ziehen?<br />

Haller: Deutsche Firmen haben keinen Grund,<br />

sich vor der in der Tat zunehmenden Konkur-<br />

renz aus Asien zu fürchten. Die hohe techno-<br />

logische Qualität unserer Produkte sowie die<br />

Zuverlässigkeit bei der Auftragserfüllung sind<br />

und bleiben komparative Vorteile. Unsere Partner<br />

in Saudi-Arabien sind vor allem an Knowhow-Transfer<br />

sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

interessiert. Ich empfehle den deutschen<br />

Unternehmen, stets diese Aspekte bei ihrem<br />

Engagement mitzuberücksichtigen. Die geplante<br />

Errichtung eines Siemens-Kompetenz- und<br />

Ausbildungszentrums in Dammam ist ein sehr<br />

gutes Beispiel hierfür.<br />

„Vor-Ort-Präsenz ist wichtig für Erfolg<br />

auf dem boomenden saudischen<br />

Markt“<br />

Souq: Präsenz und Investitionen vor Ort gelten<br />

als eine wichtige Voraussetzung für geschäftlichen<br />

Erfolg in den Golfstaaten. Haben die deutschen<br />

Unternehmen diesbezüglich in Saudi-Arabien<br />

Nachholbedarf?<br />

Haller: Wer auf dem boomenden saudischen<br />

Markt Erfolg haben will, muss vor Ort stän-<br />

dig präsent sein. Nur Saudi-Arabien ver-<br />

fügt am Golf über die geographischen und<br />

demographischen Voraussetzungen sowie<br />

über natürliche Ressourcen für ein langfristiges<br />

und nachhaltiges Wachstum und eine<br />

diversifizierte Wirtschaft. Auch die soziokulturellen<br />

Besonderheiten lassen es angezeigt<br />

erscheinen, vor Ort präsent zu sein. In<br />

Riad, Djidda und Dammam finden regelmäßig<br />

wichtige Wirtschaftskonferenzen statt.<br />

Nur wer „eng“ am Markt ist, die Augen<br />

öffnet und die Ohren spitzt, hat letztendlich<br />

Erfolg. Und nicht zu vergessen: jeder<br />

Unternehmer sollte auch ein wenig Zeit und<br />

Flexibilität mitbringen.<br />

20 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: Asharqia Chamber


Souq: Welche Erwartungen hat die saudische Re-<br />

gierung generell an ausländische Investoren und<br />

Unternehmen?<br />

Haller: Die saudische Regierung legt nach einigen<br />

Enttäuschungen in der Vergangenheit großen<br />

Wert auf echte, langfristige Partnerschaften. Von<br />

Investoren wird erwartet, dass sie sowohl technisches<br />

Wissen an Saudi-Arabien weitergeben als<br />

auch, dass saudische Arbeitskräfte in angemessenem<br />

Umfang beschäftigt werden. Die Ausbildung<br />

saudischer Jugendlicher gerade in technischen<br />

Berufen und ihre Heranführung an die moderne<br />

Arbeitswelt ist eine große Herausforderung<br />

für die saudische Regierung. Jeder Investor, der<br />

sich an Ausbildungsmaßnahmen – allein oder in<br />

Zusammenarbeit mit der Technical and Vocational<br />

Training Corporation (TVTC) – beteiligt, gewinnt<br />

Sympathie.<br />

Souq: Kleine und mittlere Unternehmen tun sich<br />

naturgemäß schwer mit einem Engagement vor<br />

Ort. Was raten Sie diesen Unternehmen, um trotzdem<br />

Fuß auf dem Markt im Königreich zu fassen?<br />

„Für Joint Ventures gibt es ein<br />

umfassendes Anreizsystem“<br />

Haller: Kleine und mittlere Unternehmen brauchen<br />

selbstverständlich erheblich mehr flankierende<br />

Unterstützung als unsere großen „global<br />

players“. Der Markteintritt verlangt zunächst eine<br />

realistische Analyse des Marktpotentials, dann<br />

vor allem auch die Wahl des richtigen Partners je<br />

nachdem, ob ein Engagement in Richtung Handel<br />

oder Fertigung beabsichtigt ist. Seitens der saudischen<br />

Regierung gibt es für Joint Ventures ein umfassendes<br />

Anreizsystem. Auch dieser Aspekt sollte<br />

frühzeitig in die Planungen einbezogen werden.<br />

Souq: Aufgrund der hohen und wachsenden Ein-<br />

nahmen aus dem Ölgeschäft ist das Königreich<br />

in der Lage, massiv in die soziale Entwicklung<br />

und die Diversifizierung der Volkswirtschaft zu<br />

investieren. In welchen Branchen eröffnen sich<br />

nach Ihrer Einschätzung die besten Chancen für<br />

deutsche Unternehmen?<br />

Haller: In allen Bereichen, die die soziale Da-<br />

seinsvorsorge betreffen, das heißt Transport und<br />

Verkehr, Ausbildung, Wohnungsbau, Lebensmittelversorgung<br />

und Gesundheitswirtschaft. Gute<br />

Chancen sehe ich auch in allen Branchen der Fertigungstechnik,<br />

die mit saudischen Rohstoffen<br />

arbeiten können, das heißt Petrochemie/Kunststoffe<br />

und Stahl, aber in nächster Zukunft auch<br />

Aluminium und möglicherweise weitere Metalle.<br />

Im Norden des Landes liegen beispielsweise gro-<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

ße Vorräte an Bauxit. Auch seltene Erden werden<br />

dort vermutet.<br />

Souq: Die Rahmenbedingungen für ausländische<br />

Investoren in Saudi-Arabien gelten als gut. Teilen<br />

Sie diese Einschätzung? Worauf sollten deutsche<br />

Unternehmen achten, wenn sie sich in dem Land<br />

engagieren?<br />

Haller: Der rechtliche Rahmen wie zum Beispiel<br />

Investitionsschutz oder Streitschlichtung und die<br />

Praxis deren Anwendung haben sich in den letzten<br />

Jahren ganz erheblich verbessert. Viel hängt,<br />

wie gesagt, auch von der Wahl des richtigen<br />

saudischen Partners ab. Theoretisch kann eine<br />

ausländische Firma auch allein agieren, aber ein<br />

schlagkräftiger Partner erleichtert das Agieren<br />

sehr. An Auswahl herrscht kein Mangel. Investoren<br />

sollten stets sorgfältig prüfen, mit wem sie<br />

ihre Ziele am besten erreichen können. Organisationen<br />

wie die <strong>Ghorfa</strong>, die AHK oder die saudischen<br />

Handelskammern können hier beratend<br />

sehr behilflich sein.<br />

Souq: Hohe Priorität räumt die saudische Re-<br />

gierung dem Bildungssektor ein. In Deutschland<br />

studieren aber relativ wenige saudische Studierende.<br />

Wie groß ist die Konkurrenz der traditionell<br />

starken angelsächsischen Anbieter?<br />

Haller: Die Mehrzahl der saudischen Auslands-<br />

studenten studiert in den USA und anderen angelsächsischen<br />

Ländern. Ausschlaggebend dafür<br />

ist die Sprache. Saudische Schüler lernen außer<br />

Englisch in der Regel keine weitere Fremdsprache.<br />

Die von deutschen Hoch- und Fachhochschulen<br />

angebotenen Bachelor- und Master-Kurse auf<br />

Englisch werden nach meiner Einschätzung noch<br />

zu wenig genutzt.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Betreuung während<br />

des Studiums. Während deutsche Bildungseinrichtungen<br />

dazu neigen, ihre Absolventen<br />

zu selbstständiger Wissensaneignung zu erziehen,<br />

bieten englischsprachige Ausbilder ein<br />

stark verschultes System an und organisieren<br />

in der Regel auch die Freizeit ihrer Studenten<br />

in hohem Umfang. Da dies dem saudischen Bildungssystem<br />

eher entspricht, fühlen sich viele<br />

saudische Studierende in einem solchen „Rundum-Sorglos-Paket“<br />

etwas wohler als auf einer<br />

deutschen, wenn ich es einmal zugespitzt formulieren<br />

darf, „Abenteuer- und Entdeckungsreise“,<br />

die allerdings dann auch ans Ziel führt.<br />

Hier müssen wir das richtige Mittelmaß finden.<br />

Private Universitäten in Bremen und Magdeburg<br />

haben bereits sehr interessante diesbezügliche<br />

Initiativen entwickelt.<br />

KOOPEratION<br />

„Mit Ausschreibungen für größere<br />

Photovoltaik-Kraftwerke oder CSP-Anlagen<br />

rechnen wir Anfang 2013“<br />

Souq: Ambitionierte Pläne hat die Regierung in<br />

Riad angekündigt, was den Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien anbelangt. Was ist zu erwarten? Wann<br />

wird die Entwicklung hier Fahrt aufnehmen?<br />

Haller: Der künftige saudische Energiemix soll<br />

41.000 MW an installierter Leistung durch erneu-<br />

erbare Energien sowie 20.000 MW durch Kern-<br />

energie enthalten. Die fossilen Energieträger Öl<br />

und Gas sollen Zug um Zug ergänzt bzw. ersetzt<br />

werden. Ich gehe davon aus, dass die Einführung<br />

der erneuerbaren Energie rasch erfolgen wird. Am<br />

regulatorischen Rahmen wird intensiv gearbeitet.<br />

Parallel werden aber bereits heute alte ölbefeuerte<br />

Kraftwerke durch effizientere Kombi-Kraftwerke<br />

(öl- oder gasbefeuert) ausgetauscht. Die<br />

grundsätzliche Entscheidung zur Einführung erneuerbarer<br />

Energien eröffnet vielfältige Chancen<br />

auch für deutsche Unternehmen. Mit Ausschreibungen<br />

für größere Photovoltaik-Kraftwerke<br />

oder CSP-Anlagen rechnen wir Anfang 2013.<br />

Ebenso wichtig: der Stromnetzausbau innerhalb<br />

Saudi-Arabiens und auch zwischen den Staaten<br />

des Golf-Kooperationsrats hat gute Fortschritte gemacht.<br />

Ich bin sicher, dass zukünftig auch erheblich<br />

mehr in intelligentes Netzmanagement – ich nenne<br />

nur die Speichertechnik – investiert werden wird.<br />

Souq: Erlauben Sie uns eine abschließende Frage:<br />

Wie schätzen Sie die langfristigen Perspektiven<br />

ein? Werden die deutsch-saudischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

weiter expandieren?<br />

Haller: Ich gehe fest davon aus, dass die Weichen<br />

langfristig auf weitere Verflechtung und nachhaltiges<br />

Wachstum gestellt sind. Saudi-Arabien<br />

wird politisch und wirtschaftlich zukünftig für<br />

uns Deutsche noch wichtiger werden: als Taktgeber<br />

für die regionale Integration am Golf und als<br />

Wachstumsmotor mit starken Impulsen sowohl<br />

für den einheimischen Markt, aber auch für die<br />

ganze Region. Deutsche Unternehmen mit ihren<br />

Qualitätsprodukten sind aus meiner Sicht in vielen<br />

Bereichen dabei „geborene Partner“.<br />

Ich hoffe auch sehr, dass mehr saudisches Investitionskapital<br />

seinen Weg nach Deutschland findet.<br />

Mit unseren Partnern aus der Regierung und<br />

dem Privatsektor werden wir uns auch weiterhin<br />

mit Nachdruck dafür einsetzen, noch mehr „tragende<br />

Pfeiler“ in unsere bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />

einzuziehen.<br />

21


BIlDUNG<br />

In Saudi-Arabien wird der Ausbau des Bildungssektors<br />

konsequent vorangetrieben<br />

Bildung und Ausbildung der jungen Bevölkerung haben in Saudi-Arabien Priorität. Dabei ist das Königreich auf ausländische<br />

Expertise angewiesen. Für deutsche Anbieter eröffnen sich insbesondere in der Berufsausbildung gute geschäftliche Chancen.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Die Bevölkerung in Saudi-Arabien wächst in<br />

diesem Jahr um etwa 1,5 Prozent und zählt<br />

derzeit rund 26,5 Mio. Einwohner. Bis zum<br />

Jahr 2020 soll die Einwohnerzahl in dem Königreich<br />

Prognosen zufolge auf 47 Mio. Menschen<br />

ansteigen. Die Bevölkerung wird immer<br />

jünger. Dabei sind laut einer Studie von<br />

iMOVE , der Initiative des Bundesbildungs-<br />

ministeriums für den Bildungsexport, schon<br />

heute mehr als 50 Prozent der im Land lebenden<br />

Menschen jünger als 16 Jahre.<br />

Für den Arbeitsmarkt in dem Golfstaat und<br />

die jungen Saudis hat das gravierende Konsequenzen.<br />

Jahr für Jahr drängen mehr als<br />

430.000 Schulabgänger und Hochschulabsolventen<br />

auf den Markt. Viele davon finden keinen<br />

Arbeitsplatz und werden arbeitslos. Dem<br />

Magazin MEED zufolge sind in Saudi-Arabien<br />

zwei Fünftel der Bürger im Alter von 20 bis<br />

24 Jahren ohne Job. Nach einer Rechnung, die<br />

das Arbeitsministerium in Riad unlängst veröffentlichte,<br />

müssen bis zum Jahr 2030 fünf<br />

Mio. Stellen geschaffen werden, um die neuen<br />

Schulabgänger und Hochschulabsolventen in<br />

Lohn und Brot zu bringen.<br />

Dabei besteht das Problem nicht primär in<br />

den fehlenden Arbeitsplätzen, sondern in der<br />

mangelnden Qualifikation der jungen Menschen.<br />

Wie Adel Fakeih, der saudi-arabische<br />

Arbeitsminister Anfang dieses Jahres auf dem<br />

sechsten „Global Competitiveness Form“ mitteilte,<br />

erlangen lediglich neun Prozent einer<br />

Altersgruppe in seinem Land eine berufliche<br />

Ausbildung in praktischen und technischen<br />

Berufen. Der OECD-Durschnitt liege hingegen<br />

bei 45 Prozent.<br />

Auch eine Analyse von Germany Trade & In-<br />

vest (GTAI) weist darauf hin, dass sich die vom<br />

Privatsektor geforderten Qualifikationsprofile<br />

häufig zu wenig mit der Ausbildung und/oder<br />

den Berufserfahrungen der saudi-arabischen<br />

Bewerber decken. Die privaten Firmen würden<br />

daher weiter ausländische Fachkräfte einstellen.<br />

Allerdings sind dieser Rekrutierung enge<br />

Grenzen gesetzt. Denn die Regierung hat ein<br />

Beschäftigungsquotensystem eingeführt, wo-<br />

Saudi-Arabien hat den hohen Stellenwert von Bildung erkannt<br />

nach mindestens 75 Prozent der Belegschaft in<br />

privaten Unternehmen saudi-arabische Bürger<br />

sein müssen. Die Initiative iMOVE rechnet<br />

damit, dass diese Regelung der Aus- und Weiterbildung<br />

in dem Land Impulse geben wird.<br />

Die Regierung hat den hohen Stellenwert von<br />

Bildung im Allgemeinen und von Aus- und<br />

Weiterbildung im Besonderen längst erkannt<br />

und steuert nicht nur mit einem Quotensystem<br />

gegen. Seit vielen Jahren wird massiv in<br />

den Bildungssektor investiert. So hat laut der<br />

Investmentbank Alpen Capital der Anteil der<br />

Bildungsausgaben an den gesamten Staatsausgaben<br />

im Zeitraum 1985 bis 2008 von<br />

10,1 Prozent auf 19,3 Prozent zugenommen.<br />

Im Staatshaushalt für das Jahr <strong>2012</strong> sind 45<br />

Mrd. US-Dollar für Bildung und Qualifikation<br />

reserviert. Die Bildungsausgaben machen<br />

damit 24 Prozent des gesamten Budgets aus.<br />

Im internationalen Vergleich sind dies absolute<br />

Spitzenwerte.<br />

Um die fachlichen Kompetenzen und Be-<br />

schäftigungschancen der jungen Menschen zu<br />

verbessern, wird der beruflichen Ausbildung<br />

seit geraumer Zeit besonderes Augenmerk<br />

geschenkt. Allerdings reichen laut iMOVE<br />

die Kapazitäten der staatlichen Aus- und Weiterbildungsprogramme<br />

derzeit noch nicht<br />

aus, um die Nachfrage annähernd zu bedie-<br />

nen. Nur 32 Prozent der Bewerber können<br />

angenommen werden. Mit anderen Worten:<br />

Das Berufsbildungssystem steckt noch in den<br />

Anfängen und muss weiter massiv ausgebaut<br />

werden, was für ausländische Bildungsanbieter<br />

potenziell große geschäftliche Chancen<br />

eröffnet.<br />

Die Studie von iMOVE gibt einen Überblick<br />

über das Ausbildungssystem in dem Königreich.<br />

Danach ist die staatliche „Technical and<br />

Vocational Training Corporation“ (TVTC) die<br />

zentrale Stelle für die technische und berufliche<br />

Aus- und Weiterbildung in Saudi-Arabien.<br />

Ihr Fokus liegt auf generellen Trainings und<br />

On-the-Job-Schulungen. Dabei bindet sie die<br />

privaten Unternehmen, die von diesen Maßnahmen<br />

profitieren, ein. So fördert die TVTC<br />

entsprechende Investitionen.<br />

Die berufliche Ausbildung findet in staatli-<br />

chen und privaten Institutionen statt. Generell<br />

wird getrennt nach Geschlechtern unterrichtet.<br />

Zum einen gibt es sogenannte Industrial<br />

Vocational Institutes, deren Abschlüsse der<br />

Secondary General School entsprechen. Andererseits<br />

erfolgt die Ausbildung in Technical<br />

Colleges. Ihr Ziel ist es, die Zahl der Absolventen<br />

mit Ingenieurausbildung zu erhöhen. Junge<br />

Frauen können sich an 14 Higher Technical<br />

Institutes im ganzen Land ausbilden lassen.<br />

22 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: Getty Images


Foto: KfW-Bildarchiv / Fotoagentur: Studio<br />

Besonders die Berufsausbildung bietet deutschen Anbietern gute geschäftliche Chancen<br />

Für männliche Studierende stehen 36 staatli-<br />

che „Colleges of Technology“ oder „Technical<br />

Colleges“ zur Verfügung.<br />

Das Programm für beide Einrichtungen – In-<br />

dustrial Vocational Institutes und Technical<br />

Colleges – ist auf drei bis vier Jahre angesetzt<br />

und führt zu einem Diplom. Spezialisierungen<br />

sind in Bereichen wie Energietechnik,<br />

Mechanik und Chemie, Informations- und<br />

Kommunikationstechnik sowie Umwelt- und<br />

Agrotechnik möglich.<br />

Die TVTC ist federführend am Bau zusätz-<br />

licher Berufsbildungszentren beteiligt. Laut<br />

iMOVE sollen im gesamten Königreich 55<br />

Technical Colleges, 39 Technical Higher Institutes<br />

sowie 150 Vocational Institutes neu<br />

geschaffen werden. In diesem Zusammenhang<br />

gebe es einen Bedarf an sämtlichen<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Produkten und Leistungen der beruflichen<br />

Bildung, von der Ausstattung bis hin zum<br />

Betrieb und Management der Bildungszentren.<br />

Auch vier neue Technical Trainers Colleges<br />

(TTC) sollen entstehen. Vorbild ist hierbei<br />

das von der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) aufgebaute<br />

und betriebene TTC in Riad. Es ist ein<br />

Ausbildungsinstitut für Berufsschullehrer,<br />

das internationalen Standards entspricht und<br />

saudischen Studierenden ein dreijähriges<br />

Studium zum „Bachelor of Engineering Technology“<br />

(BET) bietet. Das Studium ist nach<br />

Angaben der GIZ zu 60 Prozent theoretisch<br />

und zu 40 Prozent praktisch orientiert. Die<br />

Studierenden erlernen einen technischen Beruf<br />

und zugleich, wie man technische Berufe<br />

unterrichtet.<br />

Schüler und Studierende in Saudi-Arabien*<br />

Damit auf allen Lehrgebieten eine hohe Qualität<br />

gewährleistet ist, kooperiert die GIZ mit<br />

deutschen und ausländischen Fachpartnern.<br />

Seit Mai <strong>2012</strong> ist das TTC nach europäischen<br />

Standards akkreditiert. Die GIZ führt das<br />

Projekt gemeinsam mit der TVTC durch, die<br />

das Gelände und die Gebäude für das College<br />

zur Verfügung stellt und deren Personal die<br />

GIZ qualifiziert. Für alle Management- und<br />

Verwaltungsprozesse ist die GIZ zuständig.<br />

Ihr Leistungskatalog reicht von der architektonischen<br />

Planung und technischen Ausstattung<br />

der College-Räume über die Lehrpläne<br />

und Lehrmethoden bis hin zur Budgetierung.<br />

Im September 2009 begann der Schulbetrieb<br />

mit knapp 200 eingeschriebenen Studierenden.<br />

Derzeit werden am College deutlich über<br />

1.000 Studierende ausgebildet.<br />

Ein anderes Projekt, an dem deutsche Un-<br />

ternehmen beteiligt sein werden, ist das<br />

Saudi-German Institute for Technology,<br />

für das Anfang <strong>2012</strong> der Grundstein gelegt<br />

wurde. Kooperationspartner sind hier<br />

die TVTC und das saudische Unternehmen<br />

E.A. Juffali & Brothers. Letzteres arbeitet<br />

in dem Königreich wiederum mit namhaften<br />

ausländischen Konzernen zusammen,<br />

darunter Daimler und Siemens. Juffali soll<br />

als strategischer Partner von TVTC das Institut<br />

betreiben. Geplant ist, 800 Auszubildende<br />

zu schulen. Die Investitionssumme<br />

wird auf umgerechnet 40 Mio. US-Dollar<br />

veranschlagt. Deutsche Firmen werden die<br />

Technologien und Trainingsprogramme zur<br />

Verfügung stellen, Experten aus Deutschland<br />

sind als Lehrkräfte vorgesehen.<br />

Die Beispiele und Pläne für weitere Ausbil-<br />

dungszentren belegen, mit welcher enormen<br />

Dynamik sich der Weiter- und Ausbildungssektor<br />

in Saudi-Arabien entwickelt. Für deutsche<br />

Bildungsanbieter, die in dem Golfstaat<br />

einen hervorragenden Ruf genießen, eröffnen<br />

sich vielfältige geschäftliche Chancen, die entschlossen<br />

genutzt werden sollten.<br />

2011 2013 2015<br />

Vorschule 233.858 356.996 489.193<br />

Primary and Secondary Education 6.301.238 6.470.652 6.606.099<br />

Tertiary Education 949.544 1.044.257 1.142.171<br />

Gesamt 7.484.640 7.871.905 8.237.463<br />

Quelle: Alpen Capital<br />

BIlDUNG<br />

* Prognose bzw. Schätzung<br />

23


BIlDUNG<br />

„Die Internationalisierung des deutschen<br />

Bildungssystems macht gute Fortschritte“<br />

Das stark praxisorientierte deutsche duale System gilt als positives Beispiel einer an den Bedürfnissen der Wirtschaft<br />

ausgerichteten Berufsausbildung. Im Gespräch mit dem Souq spricht Prof. Dr. Reinhold Weiß, Ständiger<br />

Vertreter des Präsidenten und Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, über die<br />

Besonderheiten der deutschen Berufsausbildung und die arabisch-deutsche Kooperation im Bildungssektor.<br />

Souq: Herr Prof. Weiß, wie wichtig sind<br />

leistungsfähige Berufsbildungssysteme<br />

für die Entwicklung der Wirtschaft?<br />

Weiß: Vor dem Hintergrund globaler<br />

Märkte und zunehmend wissensbasierter<br />

Gesellschaften wandeln sich die Anforderungen<br />

an die berufliche Qualifikation der<br />

Beschäftigten ständig. Gefragt sind solides<br />

fachliches Wissen, der selbstverständliche<br />

Umgang mit modernen Technologien,<br />

gute Teamwork-Fähigkeiten und eine<br />

hohe berufliche Handlungskompetenz.<br />

Nur eine qualitativ hochwertige Aus- und<br />

Weiterbildung der Mitarbeiter kann die<br />

Produktivität und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Unternehmen langfristig garantieren.<br />

OECD-Studien zufolge gibt es einen<br />

deutlichen Zusammenhang zwischen<br />

dem Bildungsniveau und Wohlstand sowie<br />

der Wachstumsdynamik eines Landes.<br />

Souq: Welche Besonderheiten hat das<br />

deutsche Berufsbildungssystem im internationalen<br />

Vergleich?<br />

Weiß: Das deutsche System der Berufsbildung<br />

ist weltweit einzigartig. Vorzüge<br />

sind die enge Zusammenarbeit von Staat<br />

und Wirtschaft sowie die starke Stellung<br />

der Sozialpartner und Kammerorganisationen<br />

in der Berufsbildungspolitik. Weiterhin<br />

lernen die jungen Erwachsenen im<br />

realen Arbeitsprozess, verbunden mit der<br />

engen Koppelung von theoriegeleitetem<br />

Lernen in der Berufsschule und praxisorientierter<br />

Ausbildung im Unternehmen.<br />

Es gibt eine hohe gesellschaftliche<br />

Akzeptanz einheitlicher Regelungen für<br />

die Berufsbildung und die darin geltenden<br />

Standards. Die Qualität des Ausbildungspersonals<br />

in Betrieben und Berufsschulen<br />

sowie die institutionalisierte<br />

Berufsbildungsforschung sind weitere<br />

Besonderheiten. Das „Matching“ zwi-<br />

Prof. Dr. Reinhold Weiß, Ständiger Vertreter des Präsidenten<br />

und Forschungsdirektor des Bundesinstituts<br />

für Berufsbildung (BIBB) in Bonn<br />

schen den Anforderungen des Beschäftigungssystems<br />

und der beruflichen Bildung<br />

gelingt viel besser als in Systemen<br />

mit beruflichen Vollzeitschulen oder einer<br />

hohen Akademisierung.<br />

Souq: Wie kann die Internationalisierung<br />

des deutschen Bildungssystems gefördert<br />

werden?<br />

Weiß: Die Internationalisierung des<br />

deutschen Bildungssystems hat gute<br />

Fortschritte gemacht. Viele Schüler nehmen<br />

die Möglichkeit wahr und gehen<br />

als Austauschschüler an eine Schule im<br />

Ausland. Der Fremdsprachenunterricht<br />

ist ein wichtiger Bestandteil des Curriculums,<br />

und viele junge Menschen kommen<br />

aus anderen Ländern zum Studium nach<br />

Deutschland. Auch in der Berufsausbildung<br />

ist viel getan worden, um interkulturelle<br />

Kompetenzen zu entwickeln.<br />

Allerdings müssen wir feststellen, dass<br />

Austauschprogramme mit arabischen<br />

Ländern noch ausbaufähig sind.<br />

Souq: Das deutsche System der dualen Berufsausbildung<br />

gilt als vorbildlich. Lässt<br />

es sich einfach auf die arabischen Länder<br />

übertragen?<br />

Weiß: Ein historisch gewachsenes System<br />

der beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

lässt sich nicht 1:1 auf ein anderes Bildungssystem<br />

übertragen. Es ist aber sehr<br />

wohl möglich, Elemente dieses Systems<br />

zu übertragen. Dies gilt beispielsweise für<br />

die enge Einbindung des privaten Sektors<br />

und der Sozialpartner in die Steuerung<br />

und Curriculumentwicklung. Wir sind<br />

überzeugt, dass ein solches Konzept des<br />

Public-Private-Partnership auch in der<br />

internationalen Zusammenarbeit sinnvoll<br />

und wirksam ist.<br />

Souq: Können Sie uns einige Praxisbeispiele<br />

von einer erfolgreichen deutscharabischen<br />

Zusammenarbeit in der Berufsausbildung<br />

nennen?<br />

Weiß: Vor allem durch die Aktivitäten<br />

von iMOVE sind zahlreiche Kontakte,<br />

Projekte und Partnerschaften zustande<br />

gekommen. iMOVE unterstützt deutsche<br />

Bildungsanbieter mit Serviceleistungen<br />

bei der Vorbereitung und Realisierung<br />

ihres Engagements im Ausland.<br />

Gleichzeitig steht iMOVE ausländischen<br />

Nachfragern von „Training – Made in<br />

Germany“ als Ansprechpartner zur<br />

Verfügung. Wie das Projekt „Water-<br />

Energy-Building – Training & Transfer“<br />

(WEB-TT) in Ägypten oder das Kunststoffzentrum<br />

SKZ in den VAE – erfolgreiche<br />

Beispiele der Kooperation gibt es<br />

viele. Eine Zusammenstellung mit acht<br />

Erfolgsgeschichten der arabisch-deutschen<br />

Kooperation „Developing Skills<br />

for Employability with German Partners.<br />

8 Success Stories from Arab Countries“<br />

steht im Internet unter www.<br />

imove-germany.de in der Rubrik „Publikationen“<br />

zur Verfügung.<br />

24 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: BIBB


3. Arabisch-Deutsches Bildungsforum 2011 in Berlin<br />

Souq: Angelsächsische Anbieter im Bildungssektor<br />

haben in den arabischen Ländern<br />

einen Vorsprung. Was können deutsche<br />

Unternehmen von ihnen lernen?<br />

Weiß: Studien haben gezeigt, dass sich der<br />

Ruf angelsächsischer Länder im Bildungsexport<br />

vor allem auf die Leistungen ihrer<br />

Hochschulen stützt. Gleichzeitig betonen<br />

Experten, dass Deutschland mit seinem<br />

dualen Berufsbildungssystem über einen<br />

außergewöhnlichen Wettbewerbsvorteil<br />

verfügt. Das zeigen auch die verstärkten<br />

Nachfragen in jüngster Zeit aus dem angelsächsischen<br />

Raum, beispielsweise aus<br />

den USA und dem Vereinigten Königreich<br />

selbst. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen<br />

und Instrumenten, um berufliche Aus- und<br />

Weiterbildung aus Deutschland international<br />

noch besser zu positionieren. Eine starke<br />

Serviceorientierung und das professionelle<br />

Marketing von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen<br />

erhöhen die Marktchancen<br />

der Bildungsanbieter. Die Stärkung<br />

der deutschen Industriepräsenz auf ausländischen<br />

Märkten ist eine besonders Erfolg<br />

versprechende „Huckepack-Strategie“.<br />

Souq: Wie beurteilen Sie den Entwicklungsstand<br />

und die Qualität der Bildung<br />

in den arabischen Ländern? Welche Zukunftsaufgaben<br />

sehen Sie?<br />

Weiß: Viele arabische Länder haben in<br />

den letzten Jahren Fortschritte bei der<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Verbesserung ihrer Bildungssysteme erreicht.<br />

Aber der Mangel an Angeboten<br />

zur beruflichen Aus- und Weiterbildung<br />

ist nach wie vor einer der Gründe für die<br />

hohe Jugendarbeitslosigkeit. Gegenwärtig<br />

ist über ein Fünftel der Bevölkerung in<br />

der arabischen Welt zwischen 15 und 24<br />

Jahre alt. Mehr als ein Viertel der rund<br />

70 Millionen jungen Menschen findet<br />

langfristig keine Arbeitsstelle. Durch ihre<br />

mangelnde Beschäftigungsfähigkeit können<br />

sie nicht gleichberechtigt am wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Leben<br />

teilhaben und zu einem nachhaltigen<br />

Wirtschaftswachstum beitragen. Zugleich<br />

ist die Nachfrage nach qualifizierten<br />

Fachkräften viel höher als das Angebot.<br />

Deshalb sind einige Staaten auf ausländische<br />

Arbeitskräfte angewiesen. Ihr Ziel<br />

ist es jedoch, den Anteil der Einheimischen<br />

an den Beschäftigten zu erhöhen.<br />

Wir möchten unsere arabischen Partner<br />

dabei unterstützen, Strukturen zu schaffen<br />

und Angebote zu entwickeln, die den<br />

Anforderungen des Arbeitsmarktes genügen.<br />

Dazu ist es wichtig, dass sich die<br />

Wirtschaft vor Ort aktiv beteiligt.<br />

Souq: Es gibt eine Reihe von deutschen<br />

Bildungsprojekten in den arabischen Ländern.<br />

Wie beurteilen Sie die Chancen für<br />

weitere Vorhaben?<br />

Weiß: Die Umwälzungen im Zuge des<br />

„Arabischen Frühlings“ haben eine Auf-<br />

BIlDUNG<br />

bruchstimmung erzeugt. Die Zeit ist<br />

reif und überfällig für Reformen – auch<br />

im Bildungswesen. Vieles, was lange<br />

galt, wird nun infrage gestellt. Neue Instrumente<br />

und Bildungswege müssen<br />

entwickelt und erprobt werden. Diese<br />

Ausgangssituation und die vielen guten<br />

Erfahrungen, die deutsche und arabische<br />

Kooperationspartner bereits miteinander<br />

gemacht haben, bieten eine gute Grundlage<br />

für die weitere Zusammenarbeit.<br />

Souq: Die <strong>Ghorfa</strong> und iMOVE veranstalten<br />

jährlich das Bildungsforum. Wie beurteilen<br />

Sie die Zusammenarbeit und welche<br />

Erwartungen haben Sie an das Forum?<br />

Weiß: Das Arabisch-Deutsche Bildungsforum<br />

ist ein fester Bestandteil der bilateralen<br />

Zusammenarbeit auf dem Gebiet<br />

der beruflichen Bildung. Sie ist das<br />

Kernthema der Veranstaltung und wird<br />

in Zukunft noch stärker in das Zen trum<br />

des Dialogs rücken. iMOVE und die<br />

<strong>Ghorfa</strong> engagieren sich gemeinsam dafür,<br />

dass das Bildungsforum eine zen trale<br />

Plattform für neue Ideen zur Weiterentwicklung<br />

von Bildungskooperationen<br />

bleibt. Das Bildungsforum leistet damit<br />

einen wichtigen Beitrag zum Dialog der<br />

Kulturen, der von Respekt und Toleranz<br />

geprägt ist. Ich erwarte die Festigung der<br />

bereits geschaffenen partnerschaftlichen<br />

Grundlagen und die Erschließung neuer<br />

Bildungshorizonte.<br />

25


BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />

Dubai gilt als Vorreiter bei den Metroprojekten am Arabischen Golf<br />

Die Eisenbahn erlebt in den<br />

arabischen Ländern eine Renaissance<br />

Eisenbahnprojekte fristeten in der arabischen Welt lange Zeit ein Schattendasein. Das hat sich mittlerweile grundlegend<br />

geändert. Schätzungen zufolge sind in der arabischen Welt Vorhaben im Wert von 250 Mrd. US-Dollar geplant.<br />

Viele Projekte werden bereits verwirklicht. Vor allem die arabischen Golfstaaten setzen auf die Schiene.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Eisenbahnen haben in den arabischen Ländern<br />

durchaus eine gewisse Tradition. Bereits<br />

1853 wurde in Ägypten eine Strecke,<br />

die Kairo mit Alexandria verband, eingeweiht.<br />

Legendär ist auch die Hedschasbahn,<br />

die über mehr als 1.300 Kilometer (km)<br />

Pilger von Damaskus nach Medina beförderte.<br />

Diese 1908 eröffnete Strecke war<br />

ein Abzweig der Bagdadbahn, die ebenfalls<br />

Anfang des vergangenen Jahrtausends entstand<br />

und von Konya in der heutigen Türkei<br />

über 1.600 km nach Bagdad verlief.<br />

Deutsche Unternehmen waren an der Bagdadbahn<br />

maßgeblich beteiligt. So übernahm<br />

der Baukonzern Philipp Holzmann<br />

AG neben den Streckenarbeiten auch den<br />

Bau vieler Stationen und vor allem großer<br />

Bahnhöfe. Die Schienen lieferte die Friedrich<br />

Krupp AG, die Lokomotiven stammten<br />

von Borsig, Cail, Hanomag, Henschel und<br />

Maffei. Noch heute gilt die Bagdadbahn,<br />

die 1914 die heutige irakische Hauptstadt<br />

erreichte, als ingenieurtechnische Meisterleistung.<br />

Seit jenen Tagen gab es nur noch wenige<br />

Schienenprojekte in der arabischen<br />

Welt. Die Dichte des Eisenbahnnetzes in<br />

der Region ist daher mit einer Stecke von<br />

34.000 km sehr gering. Zum Vergleich: In<br />

Deutschland ist nach Angaben der Deutschen<br />

Bahn AG das Schienennetz etwa<br />

ebenso lang wie in allen arabischen Ländern<br />

zusammen.<br />

Das ändert sich jetzt. Die Eisenbahn in der<br />

arabischen Welt steht vor einer Renaissance.<br />

Überall werden Schienenprojekte<br />

geplant oder bereits realisiert. Dem Magazin<br />

MEED zufolge erwägen die arabischen<br />

Länder Vorhaben im Wert von 250 Mrd.<br />

US-Dollar, um die Netze auf 67.000 km zu<br />

verdoppeln. Allein in den kommenden drei<br />

Jahren sollen Aufträge im Wert von knapp<br />

107 Mrd. US-Dollar vergeben werden.<br />

Vorreiter sind die Staaten des Golf-Kooperationsrates<br />

(GCC). Sie einigten sich im<br />

Jahr 2008 auf eine Bahn, die alle Mitgliedsstaaten<br />

verbinden soll. Die GCC Railway<br />

wird eine Länge von voraussichtlich rund<br />

2.200 km haben und entlang der Golfküste<br />

von Kuwait über Saudi-Arabien und die<br />

Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bis<br />

zur omanischen Hauptstadt Maskat verlaufen.<br />

Auch Bahrain und Katar sollen angebunden<br />

werden. Diese Erweiterung würde<br />

über den „King Fahd Causeway“ zwischen<br />

Saudi-Arabien und Bahrain und über die<br />

geplante „Friendship Bridge“ zwischen<br />

Bahrain und Katar verlaufen.<br />

Der Bau der GCC Railway, die vor allem<br />

dem Warenaustausch zwischen den Golfländern<br />

nachhaltige Impulse geben soll,<br />

beinhaltet große ingenieurtechnische und<br />

planerische Herausforderungen. Dabei<br />

sind die beteiligten Staaten für den Bau<br />

der Strecken auf ihrem jeweiligen Gebiet<br />

allein verantwortlich. Die Verbindung<br />

soll einspurig und für den Personen- und<br />

Frachttransport gleichermaßen bestimmt<br />

sein. Sie wird voraussichtlich bis zum Jahr<br />

2018 fertiggestellt sein und letzten Schätzungen<br />

zufolge rund 30 Mrd. US-Dollar<br />

kosten. Für sich genommen ist die GCC<br />

Railway das größte Eisenbahnprojekt am<br />

26 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: gulfup.com


Foto: Thomas Kohler<br />

Arabischen Golf. Doch planen und verwirklichen<br />

die einzelnen Mitgliedsstaaten<br />

parallel weitere lange Überlandstrecken<br />

sowie städtische Schienenprojekte.<br />

Saudi-Arabien ist beim Ausbau der Schieneninfrastruktur<br />

am weitesten vorangeschritten<br />

und verfolgt zahlreiche ambitionierte<br />

Projekte. Das Königreich betrieb<br />

bislang die einzige Eisenbahn am Arabischen<br />

Golf. Diese Passagier- und Güterbahn<br />

verbindet Riad mit der Hafenstadt<br />

Dammam. Im Jahr 2011 kam die sogenannte<br />

„Mineral Line“ hinzu. Dies ist eine<br />

1.800 km lange Strecke zum Transport<br />

von Rohstoffen, die von Al-Jalamid im<br />

Norden des Landes nach Ras Al-Zour am<br />

Arabischen Golf verläuft. Sie ist Teil einer<br />

Nord-Süd-Verbindung, die insgesamt 2.750<br />

km umfasst und als das aktuell weltgrößte<br />

Eisenbahnprojekt gilt. Bislang sind 75 Prozent<br />

dieses Vorhabens, das von der Saudi<br />

Railway Company (SAR) verantwortet<br />

wird, fertiggestellt. Die Investitionskosten<br />

werden auf 14 Mrd. US-Dollar veranschlagt.<br />

Zwei weitere große Projekte sind in Saudi-<br />

Arabien auf dem Weg. So plant die SAR die<br />

950 km lange „Saudi Landbridge“ zwischen<br />

Riad und Jeddah sowie zwischen Dammam<br />

und Jubail. Letzten Angaben zufolge haben<br />

sich für das Projektmanagement vier US-<br />

Firmen und ein australisches Unternehmen<br />

beworben. Das sieben Mrd. US-Dollar<br />

schwere Projekt ist als Fracht- und Passa-<br />

�<br />

gierbahn konzipiert. Jährlich sollen acht<br />

�<br />

Mio. Tonnen Fracht vom Hafen in Jeddah<br />

am Roten Meer nach Riad und zu den ande�<br />

ren industriellen Standorten im Osten des<br />

Landes transportiert werden. Ausgeschrieben<br />

ist das Vorhaben bislang nicht.<br />

Zwischen den heiligen Städten Medina<br />

und Mekka wird zudem eine 444 km lan�<br />

ge Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut. �<br />

Die Züge der Haramain-Bahn werden in �<br />

der Spitze eine Geschwindigkeit von 320 �<br />

km/h erreichen und in der Hochsaison täg�<br />

lich mehr als 150.000 Fahrgäste, vor allem<br />

�<br />

Pilger, befördern können. Die Aufträge für<br />

das Projekt im Wert von 11,9 Mrd. US-�<br />

Dollar wurden in zwei Abschnitten 2009<br />

und <strong>2012</strong> vergeben. Anfang dieses Jahres<br />

erhielt das saudisch-spanische Konsortium<br />

Al-Shoula Co. den Zuschlag für den zweiten<br />

Abschnitt im Wert von 8,2 Mrd. US-<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

�<br />

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Die Schieneninfrastruktur bietet ein hohes Investitionspotenzial<br />

Dollar. Wie die Tageszeitung „Arab News“<br />

berichtet, schließt der Auftrag den Betrieb<br />

und die Wartung für einen Zeitraum von<br />

zwölf Jahren ein.<br />

Damit nicht genug. In dem Königreich<br />

werden zudem drei große Metroprojekte<br />

in Mekka, Jeddah und Riad vorangetrieben.<br />

So hat die Regierung jetzt umgerechnet<br />

16,5 Mrd. US-Dollar für den Ausbau<br />

des städtischen Verkehrsnetzes in Mekka<br />

bewilligt. Neben einer Metro sind auch<br />

Buslinien geplant. Die Projekte werden in<br />

drei Phasen verwirklicht. In einem ersten<br />

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BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />

Schritt sollen in den kommenden drei Jahren<br />

6,8 Mrd. investiert werden. Das sogenannte<br />

Mecca Mass Rail Transit (MMRT)<br />

System wird vier Metro-Linien mit insgesamt<br />

88 Stationen auf einer Länge von 182<br />

km umfassen.<br />

Unterdessen wurden, wie MEED berichtet,<br />

die Planungsarbeiten für die Metro in Jeddah<br />

abgeschlossen. Vorgesehen sind drei<br />

Linien auf einer Länge von 108 km, und<br />

der Ausschreibungsprozess für das mehr<br />

als neun Mrd. US-Dollar teure Projekt soll<br />

in Kürze gestartet werden. Weiter fort-<br />

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27


BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />

Marokko: Bis 2015 sollen umgerechnet drei Mrd. Euro in den Eisenbahnsektor investiert werden<br />

geschritten sind die Metro-Pläne in Riad.<br />

Dort hat die Arriyadh Development Authority<br />

(ADA) jetzt vier Konsortien für das<br />

sieben bis acht Mrd. US-Dollar teure und<br />

180 km lange Transportsystem vorqualifiziert.<br />

An einem Konsortium mit Vinci<br />

(Frankreich) an der Spitze ist auch die<br />

deutsche Siemens AG beteiligt.<br />

Vorreiter bei den Metroprojekten am Arabischen<br />

Golf ist indes Dubai. In dem VAE-<br />

Emirat wurde am 9. September 2009 die<br />

rote Linie der Dubai Metro eröffnet. Diese<br />

Strecke der hochmodernen und völlig<br />

fahrerlos betriebenen Bahn verbindet die<br />

City mit Jebel Ali, wo der größte Tiefseehafen<br />

der Region stationiert ist und der neue<br />

Airport entsteht. Sie hat auf einer Länge<br />

von 52 km 29 Stationen. Im September<br />

2011 folgte die grüne Innenstadt-Linie mit<br />

18 Stationen auf einer Länge von 23 km.<br />

Weitere Verbindungen – die blaue und die<br />

purpurne Linie – sollen folgen. Insgesamt<br />

soll die Dubai Metro auf einer Länge von<br />

166 km fast 80 Stationen haben. Bislang ist<br />

die Bahn ein großer Erfolg. Wie die Roads<br />

& Transport Authority (RTA) des Emirates<br />

im vergangenen September anlässlich des<br />

dreijährigen Jubiläums bekannt gab, wurden<br />

bislang 184 Mio. Fahrgäste befördert.<br />

Auch das Nachbar-Emirat Abu Dhabi will<br />

ein modernes und nachhaltiges System<br />

für den öffentlichen Personennahverkehr<br />

aufbauen, um dem Verkehrschaos zu entgehen.<br />

Eine Machbarkeitsstudie für die<br />

geplante Metro wurde jetzt abgeschlossen.<br />

Demnächst soll die vorbereitende Engineering-Phase<br />

beginnen. Die Metro soll alle<br />

wichtigen Vororte und den Flughafen mit<br />

der City verbinden. Geplant ist früheren<br />

Angaben zufolge ein 130 km langes Streckennetz.<br />

Ergänzt werden soll die Metro<br />

durch einige Tramlinien auf einer Gesamtlänge<br />

von mehr als 300 km.<br />

Bereits im Bau ist eine 264 km lange Teilstrecke<br />

der „Ethiad Rail“, die alle sieben<br />

VAE-Emirate verbinden soll und Teil der<br />

GCC Railway sein wird. Insgesamt wird<br />

das Schienennetz in den VAE 1200 km lang<br />

sein. Mit der Fertigstellung des letzten<br />

Streckenabschnitts (217 km) wird für das<br />

Jahr 2018 gerechnet. Auch ein deutsches<br />

Unternehmen ist an dem Schienenprojekt<br />

beteiligt. Die Firma Hoyer Global Transport,<br />

eine Tochtergesellschaft des deutschen<br />

Logistikkonzerns Hoyer, und Etihad<br />

Rail wollen, wie jetzt bekannt wurde,<br />

künftig zusammenarbeiten. Ein entsprechendes<br />

Memorandum of Understanding<br />

(MoU) wurde unterzeichnet. Wie es heißt,<br />

soll Hoyer die Emiratis bei der Schaffung<br />

eines sicheren und nachhaltigen Eisenbahnsystems<br />

für den Transport von Flüssigmassengut<br />

unterstützen.<br />

In einer noch frühen Planungsphase sind<br />

die Eisenbahnprojekte im Sultanat Oman.<br />

Wie MEED berichtet, hat das omanische<br />

Transportministerium jetzt eine entsprechende<br />

Design-Studie erneut ausgeschrie-<br />

ben. Unter den Firmen, die zur Angebotsabgabe<br />

eingeladen wurden, ist auch ein<br />

Konsortium, an dem die Deutsche Bahn<br />

AG beteiligt ist. Der erfolgreiche Bieter<br />

soll später ebenfalls die Bauarbeiten überwachen.<br />

Fest geplant sind zwei große Teilstrecken:<br />

Von Sohar nach Maskat (230 km)<br />

und von Maskat nach Duqum (560 km).<br />

Früheren Angaben zufolge sollen alle Strecken<br />

zweispurig verlaufen und Personenzüge<br />

mit Tempo 200 aufnehmen können.<br />

Die auf diesen Gleisen ebenfalls fahrenden<br />

Güterzüge werden bis zu 120 km/h schnell<br />

sein.<br />

Auch in Katar werden große Schienenprojekte<br />

vorangetrieben – allen voran die Metro<br />

in der Hauptstadt Doha. Das Projekt steht<br />

in engem Zusammenhang mit der FIFA-<br />

Fußball-WM 2022, die in dem Emirat stattfinden<br />

wird. Geplant sind vier Strecken: die<br />

Red, Gold, Green und Blue Line. Insgesamt<br />

wird das Streckennetz der Metro 300 km<br />

lang sein und 80 Stationen haben.<br />

Das Ausschreibungsverfahren ist schon<br />

relativ weit fortgeschritten. Die Qatar<br />

Railways Company (Qrail) hat jetzt 18<br />

vorqualifizierte Konsortien dazu aufgefordert,<br />

noch in diesem Jahr für vier Angebotspakte<br />

zu bieten: Red Line North, Red<br />

Line South, Green Line und Golden Line.<br />

Außerdem wurde ein Angebotspaket für<br />

Bahnhöfe ausgeschrieben. Von deutscher<br />

Seite bewerben sich die Konzerne Hochtief<br />

und Züblin als Konsortialmitglieder<br />

um einzelne Angebotspakte. Betriebsbereit<br />

sollen alle Strecken im Jahr 2020 sein.<br />

QRail plant darüber hinaus eine 340 km<br />

lange Frachtlinie, die vom Hafen Ras Laffan<br />

im Norden über Doha und dessen neuen<br />

Hafen bis nach Mesaieed im Süden und<br />

weiter zur saudi-arabischen Grenze und<br />

dem geplanten GCC-Schienennetz verlaufen<br />

soll. Insgesamt beinhaltet der „Qatar<br />

Integrated Rail Plan“ Investitionen in<br />

Höhe von umgerechnet 35 Mrd. US-Dollar.<br />

Bei der Realisierung der Pläne steht QRail<br />

beratend die DB International, eine Tochtergesellschaft<br />

der Deutschen Bahn AG,<br />

zur Seite.<br />

In Kuwait will die Regierung für sieben<br />

Mrd. US-Dollar im Großraum Kuwait City<br />

ebenfalls eine Metro bauen lassen. Früheren<br />

Verlautbarungen zufolge soll die Bahn<br />

28 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: travel.maktoob.com


auf einer Strecke von rund 170 km vier Linien<br />

und 68 Stationen haben. Eine Aufteilung<br />

auf mehrere Teilprojekte ist geplant.<br />

Das staatliche kuwaitische Partnerships<br />

Technical Bureau (PTB) hatte in einem ersten<br />

Schritt im Frühjahr <strong>2012</strong> die Unternehmen<br />

aufgefordert, Interessenbekundungen<br />

für die Lieferung des rollenden Materials<br />

und die Systemtechnik abzugeben, worauf<br />

sich rund 60 Firmen meldeten. Aktuell soll<br />

für den ersten Abschnitt des Projekts ein<br />

Transaktionsberater bestimmt werden.<br />

Die Agenda der GCC-Staaten ist wahrhaft<br />

beeindruckend. Doch treiben auch andere<br />

arabische Länder Eisenbahnprojekte voran.<br />

So will der Irak in den kommenden Jahren<br />

den Umfang des Schienennetzes (derzeit<br />

2.000 km) auf 10.000 km verfünffachen.<br />

Hierzu sind zahlreiche Projekte geplant. Unter<br />

anderem soll für sieben Mrd. US-Dollar<br />

eine 555 km lange Strecke gebaut werden, die<br />

Bagdad, Baqubah, Kirkuk, Erbil und Mosul<br />

verbindet. Für Bagdad wird eine drei Mrd.<br />

teure Metro mit zwei Linien geplant.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Jordanien will für 4,3 Mrd. US-Dollar eine<br />

900 km lange nationale Frachtlinie schaffen.<br />

So soll die Hafenstadt Aqaba an das<br />

irakische und syrische Schienennetz angebunden<br />

werden. Auch eine Verbindung<br />

zum saudi-arabischen Nord-Süd-Netz<br />

ist geplant. Seit längerem ist zudem eine<br />

Stadtbahn oder Metro in der Hauptstadt<br />

Amman im Gespräch.<br />

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo wird<br />

derzeit die bestehende Metro mit zwei Linien<br />

auf einer Länge von gut 60 km um<br />

eine dritte Linie erweitert. Sie verläuft in<br />

Ost-West-Richtung und wird im Nordosten<br />

den Flughafen anbinden. Wie MEED<br />

berichtet, soll in Kürze der dritte von vier<br />

Bauabschnitten ausgeschrieben werden.<br />

Die Erweiterung der Metro um weitere<br />

drei Linien bis 2022 ist im Gespräch.<br />

In Algerien sind laut GTAI für den Ausbau<br />

des Schienenverkehrs im Fünfjahresplan<br />

2010 bis 2014 Investitionen in Höhe<br />

von 24,4 Mrd. Euro vorgesehen. Im Juli<br />

Für große Pläne –<br />

mit den richtigen Partnern<br />

BraNcHENrEPOrt - ScHIENEN<br />

2010 ist eine 700 km lange Fracht- und<br />

Passagierbahn von der Küstenstadt Oran<br />

nach Bechar im Landesinneren in Betrieb<br />

gegangen. Insgesamt soll das algerische<br />

Schienennetz bis 2015 auf eine Länge von<br />

10.500 km ausgebaut werden und komplett<br />

elektrifiziert sein. Darüber hinaus<br />

gibt es zahlreiche städtische Projekte. In<br />

der Hauptstadt Algier entsteht derzeit eine<br />

Metro, die im Jahr 2020 eine Länge von<br />

40 km haben soll. Beteiligt an dem Projekt<br />

sind auch deutsche Unternehmen wie<br />

Siemens und Dywidag. Zudem sind in 14<br />

Städten Straßenbahnen geplant oder werden<br />

bereits realisiert.<br />

Das Nachbarland Marokko verfolgt ebenfalls<br />

ambitionierte Bahnpläne. Bis 2015<br />

sollen umgerechnet drei Mrd. Euro in den<br />

Eisenbahnsektor investiert werden, etwa<br />

zwei Drittel davon sind für den Bau der<br />

ersten TGV-Strecke Afrikas vorgesehen.<br />

Die Hochgeschwindigkeitsbahn soll einmal<br />

von Tanger im Norden bis nach Agadir im<br />

Süden verlaufen.<br />

CMS_LawTax_CMYK_<br />

Die arabische Halbinsel ist Schauplatz zahlreicher ambitionierter Großbauvorhaben<br />

und Infrastrukturprojekte, die gerade deutschen Unternehmen<br />

ausgezeichnete Geschäftschancen eröffnen. Sie wollen am Boom teilhaben<br />

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BraNcHENrEPOrt - tOUrISMUS<br />

El Gouna am Roten Meer<br />

Ägypten setzt auf umweltfreundlichen<br />

Tourismus<br />

Das ägyptische Tourismusministerium baut das ökologische Zertifizierungsprogramm für Hotels aus. Die Green<br />

Star Hotel Initiative wird auf das ganze Land ausgeweitet. Für deutsche Unternehmen in den Bereichen Abfallwirtschaft,<br />

Wasseraufbereitung und Energieeffizienz sind daraus entstehende Geschäftsmöglichkeiten interessant.<br />

Für Ägypten ist die Tourismusbranche ein<br />

wichtiger Sektor, der zahlreiche Arbeitsplätze<br />

schafft und Devisen erwirtschaftet.<br />

Deshalb ist es wichtig, den negativen sozialen<br />

und ökologischen Wirkungen des Fremdenverkehrs<br />

entgegenzuwirken. So gilt es,<br />

den wachsenden Wasser- und Energiebedarf<br />

zu beschränken und die Abwasserentsorgung<br />

zu optimieren. Da in der Hotellerie<br />

bislang nachhaltige und umweltfreundliche<br />

Managementverfahren fehlten und Öko-<br />

und Qualitätsstandards nicht umgesetzt<br />

wurden, haben sich die Probleme in der jüngeren<br />

Vergangenheit verschärft.<br />

Um die Umweltbelastungen durch die Hotellerie<br />

zu minimieren, schlossen sich maßgebliche<br />

Akteure der ägyptischen Hotelindustrie<br />

zusammen – die Orascom Hotels<br />

& Development, die Travco Group und die<br />

TUI AG. Sie riefen im Jahr 2007 die Green<br />

Star Hotel Initiative ins Leben. Im Rahmen<br />

dieses Public Private Projektes (PPP) wurde<br />

nach internationalen Standards und in Zusammenarbeit<br />

mit den Hotelanlagen der Pilotdestination<br />

El Gouna am Roten Meer ein<br />

Ökolabel für die ägyptische Hotellerie entwickelt.<br />

Das Programm wurde im Auftrag<br />

des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)<br />

von der Deutschen Gesellschaft für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) durchführt.<br />

Fachlich unterstützt wurde es von der Beratungsfirma<br />

AGEG Consultants.<br />

Umsetzung vor Ort<br />

Das Green Star Hotel System setzt auf die<br />

praktische Umsetzung und Anwendbarkeit<br />

vor Ort. So wurden internationale Kriterien<br />

in den lokalen ägyptischen Kontext<br />

übersetzt und durch messbare Indikatoren<br />

und klare Benchmarks ergänzt. Der Kriterienkatalog<br />

des Programms umfasst hundert<br />

Pflichtkriterien, die zu 100 Prozent erfüllt<br />

werden müssen. Darüber hinaus haben die<br />

teilnehmenden Hotels die Möglichkeit, eine<br />

Reihe optionaler Kriterien umzusetzen,<br />

was die Grundlage für eine Zertifizierung<br />

mit drei, vier oder fünf grünen Sternen<br />

darstellt. Die Hotels werden in der Umsetzung<br />

durch ein eigens entwickeltes Capacity<br />

Building Programm, ein praktisches Toolkit<br />

und ein ganzes Trainingspaket unterstützt.<br />

Darüber hinaus bildet die Initiative vor Ort<br />

junges Personal in eigens konzipierten Trainingsprogrammen<br />

aus.<br />

Durch die enge Zusammenarbeit aller beteiligten<br />

Akteure ist ein praktisch ausgerichtetes<br />

und auch für kleinere Hotels<br />

umsetzbares Umweltmanagement- und<br />

Ökozertifizierungssystem entstanden, das<br />

30 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: Green Star Hotel Initiative


Fotos: Green Star Hotel Initiative<br />

Madinat Coraya<br />

Vorbildcharakter für die gesamte Region<br />

hat. Das ägyptische Tourismusministerium<br />

und die GIZ schlossen daher im Februar<br />

<strong>2012</strong> ein weitergehendes Kooperationsabkommen.<br />

Ziel der Zusammenarbeit ist es,<br />

die Green Star Hotel Initiative unter der<br />

Schirmherrschaft des Ministeriums als nationales<br />

Öko-Zertifizierungssystem auf die<br />

gesamte ägyptische Hotellerie auszuweiten.<br />

46 Hotels bisher zertifiziert<br />

Das Green Star System wurde auf weitere<br />

Destinationen am Roten Meer ausgedehnt:<br />

Madinat Makadi, Madinat Coraya,<br />

Taba Heights, Sharm El Sheikh, Dahab und<br />

Taba. Inzwischen gibt es am Roten Meer<br />

und auf der Sinaihalbinsel 46 zertifizierte<br />

Hotels. Einige Hotels setzen nicht nur das<br />

Programm um, sondern sind sogar selbst<br />

initiativ geworden und verwirklichen kleine<br />

eigene Umweltprojekte.<br />

Zusammenfassend lassen sich die Ziele der<br />

Green Star Hotel Initiative wie folgt beschreiben:<br />

• Verbesserung der Umweltqualität in<br />

den ägyptischen Urlaubsdestinationen,<br />

• Einsparung beim Wasser- und Energieverbrauch<br />

in Höhe von 20 bis 30<br />

Prozent,<br />

• Kontrollierter Einsatz von Chemikalien,<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

• Stärkere Nutzung der erneuerbaren<br />

Energien,<br />

• Geringeres Abfallaufkommen und<br />

kontrolliertes Abfallmanagement,<br />

• Schutz der Biodiversität der Korallenriffe,<br />

• Kontrollierte Abwasserentsorgung,<br />

• Capacity Building für ein nachhaltiges<br />

Hotelmanagement.<br />

Die Green Star Hotel Initiative stellt zum<br />

einen sicher, dass der Ressourcenschutz<br />

vor Ort vorangetrieben wird. Zum an-<br />

BraNcHENrEPOrt - tOUrISMUS<br />

deren ermöglicht es den Hotels, darüber<br />

hinaus gehende Einsparpotenziale durch<br />

gezielte Maßnahmen zu nutzen. Die durch<br />

die Zertifizierung bewirkte stärkere Ausrichtung<br />

der ägyptischen Ferienhotellerie<br />

auf effizienteres und ökologischeres<br />

Wirtschaften eröffnet zudem für die deutsche<br />

Exportwirtschaft neue Perspektiven.<br />

Insbesondere für innovative und wettbewerbsfähige<br />

Produkte in den Bereichen<br />

Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und<br />

Energieeffizienz bestehen gute Geschäftschancen.<br />

Unterzeichnung des Kooperationsabkommens zwischen dem ägyptischen Tourismusministerium und der GIZ<br />

31


läNDErrEPOrt<br />

Kuwait: Öl-Sektor hält Volkswirtschaft<br />

auf Wachstumskurs<br />

Kuwait City: Skyline<br />

Der Ölreichtum versetzt Kuwait in die Lage, massiv in die Diversifizierung der Wirtschaft zu investieren. Auch für<br />

deutsche Unternehmen ergeben sich mittel- und langfristig lukrative geschäftliche Chancen.<br />

von Dr. Ralf Neubauer<br />

Kuwait hat die globale Wirtschafts- und<br />

Finanzkrise überwunden und laut Internationalem<br />

Währungsfonds (IWF) im vergangenen<br />

Jahr ein beachtliches Wirtschaftswachstum<br />

von 8,3 Prozent erreicht. Für<br />

dieses Jahr rechnet die Washingtoner Institution<br />

erneut mit einem hohen Zuwachs<br />

des realen Bruttoinlandsproduktes (6,6<br />

Prozent). Das Land zählt damit zu den am<br />

stärksten wachsenden Staaten in der arabischen<br />

Welt.<br />

Erfreulich sind auch andere makroökonomische<br />

Indikatoren. So hat sich der Anstieg<br />

der Verbraucherpreise seit dem Jahr 2009<br />

deutlich verlangsamt, und die Arbeitslosenquote<br />

der kuwaitischen Staatsbürger liegt<br />

auf einem fortgesetzt niedrigen Niveau.<br />

Zugleich ist die finanzielle Stabilität groß.<br />

Seit vielen Jahren erzielt das Land enorme<br />

Haushalts- und Leistungsbilanzüberschüsse.<br />

Im Jahr 2011 belief sich der Haushaltsüberschuss<br />

auf 44,8 Mrd. US-Dollar. Ein<br />

Jahr zuvor waren es 65,1 Mrd. US-Dollar.<br />

Der größte Teil dieses Geldes wird regelmäßig<br />

zur Zukunftssicherung über den<br />

sogenannten „Reservefonds für zukünftige<br />

Generationen“ international angelegt. Vor<br />

diesem Hintergrund verwundert es nicht,<br />

dass die Ratingagenturen Kuwait regelmäßig<br />

eine hohe finanzielle Bonität bescheinigen.<br />

Möglich ist diese wirtschaftliche Performance<br />

aufgrund der umfangreichen Ölvorkommen<br />

des Landes. Die nachgewiesenen<br />

Ölreserven belaufen sich dem World<br />

Factbook zufolge auf 104 Mrd. Barrel. Im<br />

Ranking der ölreichsten Staaten der Welt<br />

belegt das Land damit den siebten Platz.<br />

Bei derzeitigem Produktionsniveau halten<br />

die kuwaitischen Ölvorräte noch etwa<br />

hundert Jahre.<br />

Nach Angaben der OPEC lag die Ölförderung<br />

in dem Golfstaat im vergangenen September<br />

bei rund 2,8 Mio. Barrel pro Tag.<br />

Mittelfristig sollen vier Mio. Barrel pro Tag<br />

gefördert werden. Die kuwaitischen Gasreserven<br />

sind mit geschätzten 1,8 Billionen<br />

Kubikmetern nicht ganz so umfangreich<br />

wie beim Öl. Immerhin belegt das Land<br />

damit aber im globalen Ranking den 21.<br />

Platz, und beim erforderlichen Ausbau der<br />

Stromerzeugung spielen die Gasvorkommen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Der Reichtum an Kohlenwasserstoffen ist<br />

ein Segen, versetzt er die Regierung doch<br />

in die Lage, massiv in die wirtschaftliche<br />

Entwicklung des Landes zu investieren. Ziel<br />

ist es, die hohe Abhängigkeit vom Öl zu<br />

reduzieren und die Wirtschaft zu diversifizieren.<br />

Denn der Öl-Sektor erwirtschaftet<br />

noch immer rund 90 Prozent der Staatseinnahmen<br />

und etwa die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes.<br />

Die Vision ist es, Kuwait zu einer Logistikdrehscheibe<br />

und zu einem Finanzzentrum<br />

zu machen. Doch soll auch die petrochemische<br />

Industrie und der Kohlenwasserstoff-<br />

Sektor ausgebaut werden. Die Richtung<br />

gibt der Entwicklungsplan für den Zeitraum<br />

2010 bis 2014 vor, den das kuwaitische Parlament<br />

Anfang 2010 verabschiedet hat.<br />

Die Umsetzung dieses Plans ist noch nicht<br />

weit fortgeschritten, weil in der jüngeren<br />

Vergangenheit Unstimmigkeiten zwischen<br />

Regierung und Parlament immer wieder<br />

große Projekte verzögert haben. Aktuell ist<br />

32 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Foto: AHMED-AL-BATHER


Kuwait möchte zur Logistikdrehscheibe und Finanzzentrum werden<br />

das Parlament aufgelöst und soll am 1. Dezember<br />

<strong>2012</strong> neu gewählt werden.<br />

Mittel- und langfristig dürfte der enorme<br />

Investitionsbedarf in Verbindung mit der<br />

gewaltigen Finanzkraft des Landes dazu<br />

führen, dass die wirtschaftliche Entwicklung<br />

weiter an Dynamik gewinnen wird.<br />

Allein im laufenden Entwicklungsplan sind<br />

<strong>Ausgabe</strong>n in Höhe von 104 Mrd. US-Dollar<br />

vorgesehen, und das Geld für zusätzliche<br />

große Projekte ist vorhanden. Investitionsbedarf<br />

besteht vor allem in den Bereichen<br />

Energie- und Wasserversorgung, Verkehr,<br />

Wohnungsbau, Gesundheitswesen und Bildung.<br />

Bei der Umsetzung der Entwicklungsplanung<br />

soll der Privatsektor nach den Vorstellungen<br />

der Regierung eine zentrale Rolle<br />

einnehmen; PPP-Projekte (Public Private<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Partnership) haben Priorität. Die Federführung<br />

bei all diesen Vorhaben hat das 2008<br />

gegründete „Partnerships Technical Bureau“<br />

(PTB). Die zum Finanzministerium<br />

zählende Behörde verfolgt, wie Germany<br />

Trade & Invest (GTAI) berichtet, mehr als<br />

30 Projekte in verschiedenen Bereichen.<br />

Priorität hat laut PTB-Präsident Adel Al-<br />

Roumi derzeit der Energiesektor.<br />

Vor allem die Stromerzeugung muss ausgebaut<br />

werden. Die Nachfrage nach Elektrizität<br />

wächst in Kuwait jährlich um etwa acht<br />

Prozent, und die Kapazitäten sind äußerst<br />

knapp bemessen. In den Sommermonaten<br />

drohen deswegen Versorgungsengpässe. Die<br />

installierte Leistung zur Produktion von<br />

Strom soll daher laut Elektrizitätsministerium<br />

von 12.800 MW (2011) auf 25.400<br />

MW im Jahr 2020 nahezu verdoppelt werden.<br />

läNDErrEPOrt<br />

Eine Schlüsselrolle kommt in diesem Zusammenhang<br />

einem großen Independent<br />

Power and Water Project (IWPP) in Al Zour<br />

North zu. Geplant sind dort für zwei Mrd.<br />

US-Dollar ein Kraftwerk mit einer Leistung<br />

von 1.500 MW und eine angeschlossene<br />

Anlage zur Entsalzung von Meerwasser, die<br />

täglich 380.000 Kubikmeter Wasser liefern<br />

kann. Nach der Ausschreibung wurde im<br />

März ein Konsortium, dem die Sumitomo<br />

Corporation, GDF Suez Development und<br />

eine lokale Firma angehören, als günstigster<br />

Anbieter benannt. Wann die endgültige<br />

Auftragsvergabe erfolgt, lässt sich derzeit<br />

nicht abschätzen. Das Projekt gilt als Testfall<br />

des neuen PPP-Programms. Wird es<br />

erfolgreich implementiert, sollen weitere<br />

Stromprojekte in einer ähnlichen Größenordnung<br />

folgen.<br />

Auch im Kohlenwasserstoff-Sektor sind<br />

bedeutende Investitionen geplant. Die Ölförderkapazitäten<br />

sollen laut GTAI vor allem<br />

durch den Ausbau der vier nördlichen<br />

Ölvorkommen Raudhatain, Sabriya, Al-<br />

Ratqa und Abdali bis zum Jahr 2015 auf 3,5<br />

Mio. Barrel pro Tag und bis 2020 auf vier<br />

Mio. Barrel zunehmen. Hierfür sollen die<br />

Exportterminals ausgebaut und die Tankerflotte<br />

vergrößert werden. Beim Gas ist es<br />

das Ziel, die Förderung von derzeit täglich<br />

1,2 auf vier Mrd. Kubikfuß auszuweiten.<br />

Die verarbeitende Industrie in Kuwait besteht<br />

vor allem aus Raffinerien und Anlagen<br />

der Petrochemie. Beide Bereiche sollen in den<br />

kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden.<br />

So ist der Petrochemie unter anderem<br />

33


läNDErrEPOrt<br />

Deutsche Handelspartner sind in Kuwait höchst willkommen<br />

ein drittes Olefin-Werk mit einer Jahreskapazität<br />

von einer Mio. Tonnen Ethylen geplant.<br />

Im Raffinerie-Sektor verfügt das Land<br />

laut U.S. Energy Information Administration<br />

(EIA) über drei große Komplexe<br />

in Al-Ahmadi, Abdullah und Al-Shuaiba.<br />

Sie sind 30 km südlich von Kuwait City<br />

stationiert und haben eine Kapazität von<br />

insgesamt 936.000 Barrel pro Tag. Mitte<br />

2011 hat der Supreme Petroleum Council<br />

grünes Licht für die Neuausschreibung einer<br />

vierten Raffinerie gegeben. In Al Zour<br />

will die Kuwait National Petroleum Company<br />

für 15 Mrd. US-Dollar eine Anlage mit<br />

einer Kapazität von 615.000 Barrel pro Tag<br />

errichten. Ein anderes Megaprojekte, das<br />

„Clean Fuel Project 2020“ mit geschätzten<br />

Investitionskosten in Höhe von 18,5 Mrd.<br />

US-Dollar, zielt auf die Modernisierung der<br />

bestehenden Raffinerie-Kapazitäten ab. Für<br />

beide Vorhaben wurden interessierte Unternehmen<br />

im April <strong>2012</strong> eingeladen, an der<br />

Vorqualifizierung teilzunehmen.<br />

Ein bedeutendes Großprojekt im Logistikbereich<br />

ist der geplante neue Seehafen auf der<br />

Insel Bubiyan, der den Golfstaat mit Asien<br />

verbinden soll. Der Grundstein für dieses<br />

Projekt wurde im Frühjahr 2010 gelegt, und<br />

erste Aufträge sind vergeben. Unter anderem<br />

entstehen auf Bubiyan ein Containerterminal<br />

und 60 Docks. Am oberen nördlichen<br />

Ende der kuwaitischen Bucht, angrenzend<br />

an Bubiyan soll zudem die neue Stadt „Silk<br />

City“ gebaut werden. In der Stadt, die als<br />

Freihandelszone konzipiert ist, sollen einmal<br />

700.000 Menschen leben und 450.000<br />

Arbeitsplätze angesiedelt sein. Die Investitionen<br />

hierfür werden auf mehr als 70 Mrd.<br />

US-Dollar geschätzt. Der Großteil des Megaprojektes<br />

soll auf BOT-Basis (Build, Operate,<br />

Transfer) finanziert werden.<br />

Deutsche Unternehmen sollten die Entwicklung<br />

in Kuwait aufmerksam verfolgen. Für<br />

sie eröffnen die geplanten Projekte mittel-<br />

und langfristig hervorragende geschäftliche<br />

Chancen, zumal die wirtschaftlichen und politischen<br />

Beziehungen zwischen Kuwait und<br />

Deutschland eng und freundschaftlich sind.<br />

Deutsche Firmen genießen in dem Land<br />

einen exzellenten Ruf und sind als Investoren<br />

und Handelspartner höchst willkommen.<br />

Der Emir von Kuwait, Scheich Sabah<br />

Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah, forderte die<br />

deutsche Wirtschaft anlässlich eines Besuches<br />

in Berlin im April 2010 ausdrücklich<br />

dazu auf, sich stärker in seinem Land zu<br />

engagieren. Andererseits hält Kuwait erhebliche<br />

Investitionen in Deutschland und<br />

ist an namhaften Unternehmen beteiligt.<br />

Aufgrund der steigenden Nachfrage nach<br />

Kuwait findet vom 12.-15. Januar 2013 eine<br />

branchenübergreifende Delegationsreise der<br />

<strong>Ghorfa</strong> nach Kuwait statt.<br />

Die deutschen Exporte nach Kuwait beliefen<br />

sich im vergangenen Jahr auf rund 1,1<br />

Mrd. Euro, die deutschen Importe aus dem<br />

Golfstaat erreichten lediglich rund 100 Mio.<br />

Euro. Die deutsche Industrie liefert vor allem<br />

hochwertige Fahrzeuge, Maschinen, Anlagen<br />

(insbesondere Kraftwerke), elektrotechnische<br />

und chemische Erzeugnisse, Eisenwaren<br />

und Lebensmittel nach Kuwait. Unter den<br />

Lieferländern belegte Deutschland zuletzt<br />

nach den USA und China den dritten Platz.<br />

2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>*<br />

Reales BIP-Wachstum in % 6,4 4,3 -7,8 2,4 8,3 6,6<br />

Wachstum Öl-Sektor in % -4,7 5,4 -12,9 0,7 14,9 8,4<br />

Wachstum Nicht-Öl-Sektor in % 15,3 2,7 -4,8 3,4 4,5 5,5<br />

Anstieg der Verbraucherpreise in % 5,5 10,6 4,0 4,0 4,7 4,1<br />

Arbeitslosenquote (Staatsbürger) in % 6,1 4,9 3,6 2,9 3,4 ..<br />

Leistungsbilanzüberschuss in % des BIP 36,6 40,9 26,7 30,8 41,4 44,2<br />

Quelle: IWF Country Report No. 12/150, Juni <strong>2012</strong><br />

Wirtschaftliche Entwicklung in Kuwait 2007 – <strong>2012</strong><br />

* Schätzung bzw. Prognose<br />

34 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


Roundtable Libyen<br />

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr veranstaltete<br />

die <strong>Ghorfa</strong> am 9. Oktober <strong>2012</strong> einen<br />

Roundtable zu Libyen. Rund 20 Unternehmer<br />

hörten den Vortrag des Libyen-Experten des<br />

German Institute for Global and Area Studies<br />

(GIGA) Dr. Hanspeter Mattes, der über die aktuellen<br />

politischen und verfassungsrechtlichen<br />

Entwicklungen in Libyen referierte und die<br />

sicherheitspolitische Lage im Land beurteilte.<br />

Seiner Einschätzung nach stünden in der<br />

gegenwärtigen Phase zwei wichtige Entscheidungen<br />

an. Zum einen stehe in den kommenden<br />

Monaten die Ausarbeitung der nationalen<br />

Verfassung im Mittelpunkt, die nicht nur die<br />

Struktur des politischen Systems festlege, sondern<br />

auch die Frage nach der Wirtschaftsordnung<br />

des Landes beantworte. Zum anderen sei<br />

eine Regelung für die sich vollziehende Dezentralisierung zu beschließen.<br />

Gerade dieser Prozess, so Dr. Mattes, berge Herausforderungen für<br />

Unternehmer, da sich die Entscheidungsinstanzen vervielfachen würden,<br />

was bei der Vergabe von Wirtschaftsaufträgen zu berücksichtigen<br />

sei. Neben Dr. Mattes ging Claudia Jäckel vom Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Technologie auf die deutsch-libyschen Beziehungen aus<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Rund 20 Unternehmer nahmen am Roundtable Libyen teil<br />

aKtIVItätEN<br />

Sicht des Ministeriums ein. Sie sieht die im Juli stattgefundenen Wahlen<br />

als Fundament der weiteren politischen Entwicklung und betonte,<br />

dass der Austausch mit Libyen intensiviert werden solle. Im Anschluss<br />

an die Vorträge hatten die Unternehmer die Möglichkeit, Fragen an die<br />

beiden Referenten zu stellen und ihre persönlichen Erfahrungen auszutauschen.<br />

Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> nimmt an dem<br />

Arab-Hungarian Economic Forum teil<br />

Der Generalsekretär der <strong>Ghorfa</strong> Abdulaziz Al-<br />

Mikhlafi nahm vom 12.-13. November <strong>2012</strong><br />

an dem Arab-Hungarian Economic Forum in<br />

Budapest teil, das unter der Schirmherrschaft<br />

von S.E. Dr. Victor Orban, dem Premierminister<br />

Ungarns, stattfand.<br />

S.E. Dr. Victor Orban sowie S.E. Adnan Kassar,<br />

Präsident der Generalunion der Kammern für<br />

Handel, Industrie und Landwirtschaft der Arabischen<br />

Länder, eröffneten die Veranstaltung.<br />

Das Forum, an dem über 500 arabische sowie<br />

ungarische Entscheidungsträger teilnahmen,<br />

wurde zum ersten Mal von der Generalunion<br />

der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft<br />

der Arabischen Länder und der ungarischen<br />

Investment und Trade Agency durchgeführt.<br />

Thema der Veranstaltung war das Potenzial<br />

der arabischen-ungarischen Beziehungen. Ins-<br />

besondere die folgenden Bereiche standen im<br />

Fokus: Bank- und Finanzwesen, erneuerbare<br />

Energien, KMUs, grüne Industrie, Tourismus,<br />

Agrikultur, Lebensmittelwirtschaft, Umweltwissenschaften<br />

und Informations- und Kommunikationstechnik<br />

(IuK).<br />

S.E. Adnan Kassar, Präsident der Generalunion der Kammern für Handel, Industrie und Landwirtschaft der<br />

Arabischen Länder, bei der Eröffnung<br />

35


ENErGIE<br />

Solarenergie auf der arabischen<br />

Halbinsel: Absatzmarkt und lokaler<br />

Wachstumsmotor<br />

Für die Realisierung ihrer großen Solarenergiepläne sind die arabischen Länder auf die internationale<br />

Solarindustrie angewiesen. Zur langfristigen Sicherung volkswirtschaftlichen Wohlstands sollen mit<br />

gezielten Local-Content-Regelungen Wertschöpfung in den jeweiligen Ländern erreicht und dringend<br />

benötigte Arbeitsplätze geschaffen werden – ein von internationalen Unternehmen oft unterschätzter<br />

Aspekt beim Markteintritt.<br />

von Dr. Niklas Schirmer<br />

Die arabische Halbinsel ist prädestiniert für<br />

die Nutzung der Solarenergie: Scheint in<br />

mittleren europäischen Breiten gerade einmal<br />

1.000 Stunden im Jahr die Sonne, so sind<br />

es am nahezu wolkenfreien Arabischen Golf<br />

etwa 1.800 Stunden. Ideale Voraussetzungen<br />

also, um den ständig steigenden Energiehunger<br />

der Golfstaaten mit Sonnenenergie zu decken<br />

und wertvolle Erdöl- und Erdgasressourcen<br />

für den Export zu sichern. Bedeutet doch<br />

jede Kilowattstunde Strom, die nicht aus (subventioniertem)<br />

Erdöl erzeugt wurde, einen<br />

volkswirtschaftlichen Gewinn für den Erdölexporteur.<br />

Auf den ersten Blick also ein Absatzmarkt<br />

mit hervorragenden Perspektiven<br />

für global tätige Solarunternehmen, zugleich<br />

für die Golfstaaten die einmalige Chance, einen<br />

neuen Industriezweig als durchsetzungsfähigen<br />

Komplementär zur Erdölwirtschaft<br />

zu etablieren.<br />

Solarenergie nimmt Fahrt auf<br />

Dass der vermehrte Einsatz der Solarenergie<br />

politisch gewollt ist und nun richtig Fahrt aufnimmt,<br />

zeigen die Ankündigungen der letzten<br />

Monate: Die saudische Behörde für alternative<br />

Energien, King Abdullah City for Atomic and<br />

Renewable Energy (KA-CARE), verkündete zu<br />

Jahresbeginn, innerhalb der nächsten 20 Jahre<br />

bis zu 41 GW solarer Kraftwerkskapazität ans<br />

Netz gehen zu lassen. Davon sollen 16 GW auf<br />

Photovoltaik und 25 GW auf solarthermische<br />

Stromerzeugung entfallen. Dubai wird einen<br />

bedeutenden Teil seiner Stromversorgung (1<br />

GW) über Großflächensolaranlagen bereit-<br />

stellen, ein Förderprogramm für Aufdachanlagen<br />

(2,5 GW) ist in den Startlöchern. Abu<br />

Dhabi verfolgt schon seit etlichen Jahren mit<br />

dem Masdar-Projekt einen ähnlichen Kurs,<br />

und auch in den restlichen Emiraten sind vergleichbare<br />

Programme in Planung. Kuwait hat<br />

erste Ausschreibungen für Solarparks veröffentlicht.<br />

Der Irak will in den kommenden drei<br />

Jahren gar 1,6 Milliarden Dollar in Sonnenund<br />

Windenergie investieren.<br />

In erster Linie gelten diese Infrastrukturinvestitionen<br />

der Deckung einer immens steigenden<br />

Stromnachfrage bei gleichzeitigem Ersatz<br />

alter (ineffizienter) Kraftwerkskapazitäten.<br />

Viel weitreichender ist der politische Ansatz,<br />

Investitionen so zu kanalisieren, dass sie Einfluss<br />

in Richtung einer nachhaltigen nationalen<br />

Wertschöpfung nehmen. Denn jenseits der<br />

reinen Installation von Kraftwerkskapazität<br />

bietet die Ansiedelung einer wettbewerbsfähigen<br />

Solarbranche die Chance, tausende Arbeitsplätze<br />

zu schaffen, lokale Wertschöpfung<br />

zu erzeugen und langfristig einen tragfähigen<br />

Industriezweig zu etablieren, der auch über die<br />

Golfregion hinaus sichtbar und international<br />

konkurrenzfähig ist.<br />

Hierfür werden zurzeit die politischen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen und erste Umsetzungserfolge<br />

sind bereits sichtbar. Große<br />

Investitionen im F&E-Bereich wie die KAUST<br />

Universität in Saudi-Arabien, Masdar City in<br />

Abu Dhabi oder das für 2015 geplante National<br />

Center for Renewable Energy in Kuwait bereiten<br />

den Nährboden für einen substanziellen<br />

Schwenk in Richtung erneuerbare Energien.<br />

Diese Investitionen in industrienahe F&E-<br />

Dienstleistungen sind ein elementarer Schritt,<br />

um zukünftig qualifizierte Arbeitskräfte im<br />

eigenen Land ausbilden zu können und somit<br />

auch komplexere Produktionsschritte entlang<br />

der solaren Wertschöpfungskette im Land anzusiedeln.<br />

Engagement internationaler Konzerne<br />

wächst<br />

Bereits jetzt planen mehrere lokale privatwirtschaftliche<br />

Akteure, angelockt von niedrigen<br />

Strompreisen, Polysiliziumproduktionsstätten<br />

in Saudi-Arabien aufzubauen. In<br />

einem nächsten Schritt könnte die nachgelagerte<br />

Wafer- und Zellfertigung folgen, die jedoch<br />

auf hervorragend qualifiziertes Personal<br />

angewiesen ist. Während Solarmodul- oder<br />

Wechselrichterendmontage erst vereinzelt<br />

vor Ort im arabischen Absatzmarkt zu finden<br />

sind, können Projektplaner schon heute auf<br />

lokal gefertigte Systemkomponenten zurückgreifen,<br />

die in ähnlicher Weise in der Bauindustrie<br />

Verwendung finden: Metallgestelle,<br />

Fundamente, Befestigungsteile oder Kabel.<br />

Internationale Konzerne suchen den Weg in<br />

die arabischen Länder. So erhielt der amerikanische<br />

Dünnschichtmarktführer First Solar<br />

den Zuschlag für ein erstes 13 MW Projekt<br />

innerhalb des Solarförderprogramms in Dubai.<br />

Gleichzeitig sind arabische Unternehmen<br />

international tätig: Der saudische Wasser- und<br />

Stromgigant ACWA Power errichtet als feder-<br />

36 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


führender Independent Power Producer (IPP)<br />

in Marokko ein 160 MW Solarthermieprojekt<br />

mit einem Projektumfang von knapp einer<br />

Milliarde US-Dollar. Holdings vom Arabischen<br />

Golf nutzen die gegenwärtige Schwäche<br />

der unter Überkapazitäten leidenden und von<br />

Insolvenzen geplagten Solarbranche. Jüngst<br />

erfolgte Investitionen eines Vertreters des<br />

saudischen Königshauses in die Dünnschicht-<br />

Modulproduktion von Saint-Gobain und der<br />

Einstieg von Microsol beim Berliner Modulspezialisten<br />

Solon sind dabei nur Leuchtturmbeispiele.<br />

Local-Content-Regelungen<br />

Ein entscheidender Hebel, um den Aufbau der<br />

lokalen Solarindustrie zu forcieren, sind sogenannte<br />

Local-Content-Regelungen, die bei der<br />

Ausschreibung großer Energieprojekte greifen.<br />

Zwei zentrale Ziele werden hier verfolgt:<br />

Einerseits soll nachhaltig Wertschöpfung im<br />

eigenen Land generiert, andererseits dringend<br />

benötigte Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung<br />

geschaffen werden. In der Praxis wird daher<br />

üblicherweise vom Gesetzgeber verlangt,<br />

dass ein vorgegebener Teil der Gesamtprojekt-<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Saudi-Arabien<br />

Quelle: Apricum GmbH<br />

41<br />

kosten im Land anfallen und ein vorgegebener<br />

Prozentsatz der Mitarbeiter nationaler Herkunft<br />

sein muss. Saudi-Arabien beispielsweise<br />

befindet sich laut Aussagen von KA-CARE in<br />

der finalen Ausgestaltung solcher Regelungen.<br />

Hohe Bedeutung des lokalen Partners<br />

Ein aus Unternehmenssicht typisches Vorgehen,<br />

um dieser Gesetzgebung gerecht zu werden,<br />

ist die Bildung von Joint Ventures zwischen<br />

internationalen Technologiepartnern<br />

und arabischen Akteuren. Für arabische Akteure<br />

bietet sich damit die Chance, Technologiezugang<br />

und Projektentwicklungserfahrung<br />

zu erlangen, während sich westliche Technologieanbieter<br />

Zugang zu einem der wichtigsten<br />

Zukunftsmärkte sichern können.<br />

Für den westlichen Akteur gilt dabei: Erfolgreich<br />

wird sein, wer ein lokales Netzwerk<br />

aufbaut, Präsenz zeigt und seine Produkte als<br />

„Made in GCC“ qualifiziert. Der richtige arabische<br />

Partner ist dabei der Schlüssel zum Erfolg,<br />

den es sorgfältig auszuwählen gilt, denn<br />

der Weg zu langfristigem wirtschaftlichen<br />

Erfolg in der Region ist an Commitment und<br />

ENErGIE<br />

Aktionsradius des lokalen Partners geknüpft.<br />

Hier gilt es zu klären, wie gut dieser in der<br />

Branche vernetzt ist, ob er sich z.B. auch für<br />

die lokale Projektentwicklung eignet und ob<br />

er die Auflagen der Beschäftigung lokaler Arbeitskräfte<br />

sicherstellen kann.<br />

Sollten die ambitionierten Ziele für die Solarenergie<br />

in der arabischen Welt konkret<br />

Umsetzung finden, ist davon auszugehen,<br />

dass die arabische Halbinsel auch weiterhin<br />

ein Dreh- und Angelpunkt des weltweiten<br />

Energiegeschäfts bleibt. Inwieweit Local-<br />

Content-Regelungen die Region auch zu<br />

einem Produktionsstandort der Solarindustrie<br />

machen, bleibt indes abzuwarten. Sie<br />

sind ein erster Schritt in diese Richtung, es<br />

gilt sie jedoch wohldosiert einzusetzen, um<br />

eine Überregulierung des Marktes zu verhindern:<br />

Internationalen Akteuren darf der<br />

Markteintritt nicht versperrt werden. Zugleich<br />

müssen nationale Akteure international<br />

wettbewerbsfähig werden, um langfristig<br />

handlungsfähig zu bleiben.<br />

Die Länder der arabischen Halbinsel planen, in den nächsten Jahren<br />

über 50 GW neuer Solarkraftwerkskapazität zu errichten.<br />

Geplante installierte Solarleistung 2030 [GW]<br />

3.0<br />

Dr. Niklas Schirmer ist Consultant bei<br />

Apricum GmbH.<br />

Kuwait<br />

Jährlicher Stromverbrauch pro<br />

Einwohner 2010 [kWh]<br />

>10.000<br />

5.000–10.000<br />

1.000–5.000<br />

0.7 Bahrain<br />


ENErGIE<br />

Windenergie:<br />

Das Potenzial in Ägypten ist groß<br />

Ägypten zählt weltweit zu den Ländern<br />

mit den besten natürlichen<br />

Bedingungen zur Nutzung der erneuerbaren<br />

Energien. Im Gespräch<br />

mit dem Souq gibt Prof. Dr. Eng.<br />

Galal Osman Auskunft über die<br />

Entwicklung, Potenziale und Ziele<br />

in diesem Bereich. Prof. Osman<br />

gilt als der führende Windenergie-<br />

Experte in dem Land am Nil. Er ist<br />

Präsident der Egyptian Wind Energy<br />

Association und zugleich Vizepräsident<br />

der World Wind Energy<br />

Association.<br />

Souq: Herr Prof. Osman wie wichtig sind<br />

die erneuerbaren Energien für Ägypten?<br />

Osman: Sehr wichtig, weil die Stromnachfrage<br />

in Ägypten hoch ist und kaum noch<br />

gedeckt werden kann. Wir hatten in diesem<br />

Sommer wegen des hohen Verbrauchs der<br />

Klimaanlagen wieder Stromausfälle. Die<br />

Industrie benötigt ebenso viel Elektrizität<br />

wie Anlagen zur Entsalzung von Meerwasser.<br />

An einem schnellen Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien geht daher kein Weg vorbei,<br />

zumal diese auch ein Job-Motor sind.<br />

Souq: Gilt Ägypten in der Region nicht als<br />

führende Nation bei der Windenergie?<br />

Osman: In Zafarana am Golf von Suez<br />

wurde ein Windpark mit einer installierten<br />

Leistung von rund 550 Megawatt<br />

(MW) geschaffen. Er gilt als einer der<br />

weltweit produktivsten, und in Afrika<br />

sind wir mit dieser Kapazität tatsächlich<br />

führend. Das kann aber nur der Anfang<br />

sein. Das Potenzial der Windenergie ist in<br />

Ägypten viel größer.<br />

Souq: Wie groß ist es insgesamt?<br />

Osman: Wir gehen davon aus, dass in<br />

Ägypten Windparks mit einer Kapazität<br />

in Höhe 20.000 MW verwirklicht werden<br />

könnten. Das sind schon erhebliche Dimensionen,<br />

wenn man bedenkt, dass sich<br />

die installierte Leistung zur Erzeugung<br />

Prof. Dr. Eng. Osman auf dem 3rd Arab-German Energy Forum<br />

von Strom im Jahr 2010 auf insgesamt<br />

etwa 25.000 MW belief.<br />

Souq: Welche weiteren Projekte sind in der<br />

Pipeline?<br />

Osman: Ziel ist es, bis zum Jahr 2020<br />

Windprojekte mit einer Windenergie-<br />

Kapazität von 7200 MW zu erreichen. Um<br />

dies zu realisieren, müsste jeden Tag eine<br />

Turbine mit zwei MW installiert werden.<br />

Die Pläne sind also sehr ambitioniert. Insgesamt<br />

ist das offizielle Ziel, im Jahr 2020<br />

rund 20 Prozent der erzeugten Elektrizität<br />

aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.<br />

Darin eingerechnet sind die Solarenergie<br />

und die Wasserkraft.<br />

Souq: Wie lauten die Ziele bei der Solarenergie?<br />

Osman: In diesem Bereich soll eine installierte<br />

Leistung in Höhe von 3500 MW geschaffen<br />

werden. Bisher wurde ein großes<br />

solarthermisches Kraftwerk in Kuraymat<br />

mit 140 MW gebaut. Geplant ist jetzt außerdem<br />

ein CSP-Kraftwerk in Kom Ombo<br />

nordöstlich von Assuan. Es soll eine installierte<br />

Leistung von 100 MW haben.<br />

Souq: Welche Faktoren behindern die Entwicklung<br />

der erneuerbaren Energien in<br />

Ägypten?<br />

Osman: Das waren bisher die stark subventionierten<br />

Strompreise. Sie haben<br />

Investitionen in entsprechende Projekte<br />

unrentabel gemacht. Doch jetzt<br />

werden die Subventionen abgebaut,<br />

weil sie nicht mehr finanzierbar sind,<br />

und die erneuerbaren Energien werden<br />

wirtschaftlich attraktiv. Die Regierung<br />

muss daher ein aggressives Programm<br />

auflegen, um weitere Vorhaben anzustoßen.<br />

Wir brauchen zudem wie in Indien<br />

ein Ministerium für erneuerbare<br />

Energien, das sich für entsprechende<br />

Projekte stark macht.<br />

Souq: Wie ist es möglich, dass bisher Projekte<br />

im Bereich der erneuerbaren Energien<br />

verwirklicht wurden, obwohl die Rahmenbedingungen<br />

ungünstig waren?<br />

Osman: Der Windpark in Zafarana wurde<br />

mit ausländischer Hilfe verwirklicht.<br />

Auch die deutsche Entwicklungsbank<br />

KfW hat dieses Projekt unterstützt. Die<br />

Gründung des Regional Center for Renewable<br />

Energy and Energy Efficiency in<br />

Kairo wurde ebenfalls von Deutschland<br />

finanziell gefördert. Es gibt zudem vielfältige<br />

Kontakte zu deutschen Hochschulen<br />

und Instituten. Ich wünsche mir, dass<br />

die Zusammenarbeit mit Deutschland bei<br />

den erneuerbaren Energien weiter ausgebaut<br />

wird.<br />

38 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


Opening Ceremony<br />

Energie Forum: Arabisch-Deutsche<br />

Kooperation soll weiter an Fahrt gewinnen<br />

An dem Forum, das am 11. und 12. Oktober<br />

<strong>2012</strong> im Hotel Adlon stattfand, nahmen erneut<br />

nahezu 300 hochkarätige Experten aus<br />

Deutschland und den arabischen Ländern<br />

teil. Sie tauschten sich auf fachlich hohem<br />

Niveau aus, und es wurde so mancher Erfolg<br />

versprechende geschäftliche Kontakt<br />

geknüpft: „Das Energie Forum hat sich erfolgreich<br />

etabliert. Zahlreiche Teilnehmer<br />

haben uns versichert, dass es eine exzellente<br />

Plattform zum Erfahrungsaustausch und<br />

zur Anbahnung von Geschäften darstellt“,<br />

sagt <strong>Ghorfa</strong>-Generalsekretär Abdulaziz Al-<br />

Mikhlafi.<br />

Veranstaltet wurde das Forum von der<br />

<strong>Ghorfa</strong> in Zusammenarbeit mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ), der Arabischen Liga<br />

und der Generalunion der arabischen Kammern.<br />

Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

und das Auswärtige Amt unterstützten die<br />

Veranstaltung. Die Schirmherrschaft hatte<br />

erneut Bundeswirtschaftsminister Dr.<br />

Philipp Rösler übernommen.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Wie in den Vorjahren standen auch diesmal<br />

die erneuerbaren Energien im Fokus<br />

der Diskussionen. Sie sollen in Zukunft<br />

einen zunehmenden Beitrag zum stark<br />

wachsenden Strombedarf in der Region<br />

leisten. <strong>Ghorfa</strong>-Präsident Dr. Thomas Bach<br />

wies in seiner Eröffnungsansprache auf die<br />

sehr guten Bedingungen zur Nutzung der<br />

Wind- und Solarenergie in der arabischen<br />

Welt hin. Diese seien geradezu ideal. Fast<br />

alle Länder förderten daher die grünen<br />

Technologien. Ein Highlight sei in diesem<br />

Zusammenhang die jüngste Entwicklung<br />

in Saudi-Arabien. Das Königreich wolle bis<br />

zum Jahr 2032 Solarsysteme mit einer Kapazität<br />

von 41 Gigawatt (GW) und weitere<br />

Wind- und Geothermie-Ressourcen schaffen.<br />

Andere Länder in der Golfregion oder in<br />

Nordafrika verfolgen, so Dr. Bach, ebenfalls<br />

ambitionierte Pläne im Bereich der erneuerbaren<br />

Energien. Dies eröffne mittel- und<br />

langfristig enorme geschäftliche Möglichkeiten.<br />

Um diese zu nutzen, sei eine enge<br />

ENErGIE<br />

Deutschland und die arabische Welt wollen ihre Zusammenarbeit im Energiesektor in den kommenden Jahren vertiefen.<br />

Vor allem bei den erneuerbaren Energien können deutsche Unternehmen in der Region eine führende Rolle<br />

übernehmen. Das war der Tenor auf dem 3rd Arab-German Energy Forum in Berlin.<br />

Kooperation zwischen arabischen und<br />

deutschen Unternehmen erforderlich. Den<br />

deutschen Firmen räumt der <strong>Ghorfa</strong>-Präsident<br />

gute Chancen ein, zum Zuge zu kommen.<br />

Denn sie verfügten über das Knowhow<br />

und die neuesten Technologien, die<br />

nötig seien, um in den arabischen Ländern<br />

praktische Lösungen zu verwirklichen.<br />

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed<br />

Shobokshi, der saudische Botschafter in<br />

Berlin und Doyen des arabischen diplomatischen<br />

Korps in Deutschland, gab zur<br />

Eröffnung des Energie Forums einen umfassenden<br />

Überblick über die Entwicklung<br />

der Energiewirtschaft in den arabischen<br />

Ländern und weltweit. Wesentliche Teile<br />

seiner Präsentation sind im Anschluss an<br />

diesen Artikel dokumentiert (Seite 44).<br />

Der Botschafter wies darauf hin, dass derzeit<br />

noch 38 Prozent der weltweiten Energieerzeugung<br />

auf Öl basieren. In Zukunft<br />

werde dieser Anteil abnehmen. Denn das<br />

Erdöl sei eine teure Energiequelle und die<br />

39


ENErGIE<br />

<strong>Ghorfa</strong> Präsident Dr. Bach<br />

Parlamentarischer Staatssekretär Otto<br />

weltweiten Reserven nähmen ständig ab.<br />

Die Entwicklung erneuerbarer Energien<br />

werde daher in den arabischen Ländern zu<br />

Recht vorangetrieben. In Saudi-Arabien<br />

wird der Energiebedarf derzeit noch hauptsächlich<br />

durch Kohlenwasserstoffe (Öl und<br />

Gas) gedeckt: täglich rund eine Mio. Barrel.<br />

Ziel der Regierung sei es daher, langfristig<br />

täglich 523.000 Barrel Öl durch die Erzeugung<br />

von Strom aus erneuerbaren Energien<br />

einzusparen. Die Zusammenarbeit zwischen<br />

Deutschland und der arabischen Welt<br />

bei den „Renewables“ birgt laut Prof. Shobokshi<br />

großes Potenzial. Der Botschafter<br />

sprach sich in diesem Zusammenhang für<br />

eine „wirkliche Energiepartnerschaft“ aus.<br />

Hans-Joachim Otto, parlamentarischer<br />

Staatssekretär im Bundeswirtschaftsminis-<br />

Prof. Dr. Shobokshi<br />

Prof. Dr. Köhler<br />

terium, ging auf die deutsche Energiewende<br />

ein. Bis zum Jahr 2050 sollen hierzulande<br />

80 Prozent des Stroms aus Wind, Sonne,<br />

Biomasse oder Wasser kommen. Hierfür<br />

habe die Bundesregierung die Weichen gestellt<br />

und unter anderem die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen.<br />

Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit<br />

ist das Wirtschaftsministerium laut<br />

Otto Energiepartnerschaften mit Tunesien<br />

und Marokko eingegangen. Damit soll nicht<br />

zuletzt eine zuverlässige Basis für Projekte<br />

im Rahmen der Desertec Industrial Initiative<br />

(Dii) geschaffen werden. In diesem Zusammenhang<br />

begrüßte der Staatssekretär, dass<br />

Dii in Marokko ein erstes Referenzprojekt<br />

verwirklichen will. Bekanntlich plant das von<br />

deutschen Unternehmen initiierte Konsorti-<br />

um große Solar- und Windprojekte in Nordafrika<br />

für den Stromexport nach Europa.<br />

Prof. Dr. Michael Köhler, Kabinettschef von<br />

EU-Energiekommissar Günther H. Oettinger,<br />

betonte, dass die Europäische Union<br />

großes Interesse daran habe, die Zusammenarbeit<br />

mit den arabischen Ländern im<br />

Energiebereich auszubauen. Er kündigte<br />

an, dass die EU-Kommission demnächst ein<br />

Papier veröffentlichen wolle, in dem es um<br />

die Integration der Elektrizitätswirtschaft<br />

der Maghreb-Staaten gehe. Beide Seiten<br />

könnten von einer noch intensiveren Kooperation<br />

nur profitieren.<br />

An beiden Tagen des Arab-German Energy<br />

Forum fanden neben der Eröffnungsveranstaltung<br />

sieben Sitzungen und eine<br />

abschließende Sitzung statt. In Session 1<br />

(„Wind Energy: Stormy Potentials“) berichtete<br />

Prof. Dr. Eng. Galal Osman, Präsident<br />

der Egyptian Wind Energy Association,<br />

von den Plänen der ägyptischen<br />

Regierung zum Ausbau der Windenergie.<br />

Bis zum Jahr 2020 soll die installierte Kapazität<br />

zur Stromerzeugung in Windparks<br />

von derzeit 550 Megawatt (MW) auf 7.200<br />

MW zunehmen. Ein wichtiges Einsatzgebiet<br />

seien Anlagen zur Entsalzung von<br />

Meerwasser. Ägypten habe, so Prof. Osman,<br />

bei der Windenergie großes Potenzial.<br />

Uwe Möller, Projektmanager bei der Kraftwerksschule<br />

(KWS), präsentierte das Programm<br />

des Bildungsanbieters im Energiebereich.<br />

Seit dem Jahr 2007 bildet KWS<br />

auch Fachkräfte im Bereich erneuerbare<br />

Energien aus und ist global präsent. Stephan<br />

Chun, Geschäftsführer der deutschen<br />

CUBE Engineering GmbH, ging am Beispiel<br />

von Jordanien auf die Erfolgsfaktoren bei<br />

Windenergieprojekten ein. Die Windressourcen<br />

in Jordanien sind laut Chun sehr<br />

gut, und im Jahr 2014 soll der erste Windpark<br />

ans Netz gehen.<br />

Laut Dr. Kilian Bälz, Partner bei Amereller<br />

Legal Consultants, hat der „Arabische<br />

Frühling“ auch bei den erneuerbaren Energien<br />

Veränderungen gebracht. Die Regierungen<br />

seien jetzt offener für Neuerungen.<br />

August von Joest, Mitglied im Aufsichtsrat<br />

der Windreich AG, gab einen Überblick<br />

über die Aktivitäten des führenden deutschen<br />

Anbieters von Offshore-Windkraftanlagen.<br />

Der Marktanteil von Windreich in<br />

40 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


der deutschen Nordsee liegt demnach bei<br />

35,3 Prozent. Nach Angaben von Dr. Peter<br />

Thimme, bei der KfW-Tochter DEG, Leiter<br />

der Abteilung Europa, Nahost, Zentralasien,<br />

wächst das Interesse in der arabischen<br />

Welt an den erneuerbaren Energien. Dies<br />

gelte insbesondere für Länder mit geringen<br />

fossilen Ressourcen. Das Potenzial der<br />

Windenergie in Nordafrika sei groß, aber<br />

noch weitgehend ungenutzt.<br />

In Session 2 („Conventional Energy: Safeguarding<br />

Supply“) gab Saud Alrashed,<br />

technischer Berater im saudischen Wasser-<br />

und Elektrizitätsministerium, einen<br />

Überblick über den Strommarkt in Saudi-<br />

Arabien. Danach wächst die Elektrizitätsnachfrage<br />

in dem Königreich derzeit um<br />

jährlich acht Prozent. Die installierte Kapazität<br />

zur Erzeugung von Strom (gegenwärtig<br />

rund 57 GW) soll daher bis 2020 um<br />

insgesamt 26 GW ausgebaut werden, wozu<br />

private Investoren rund 30 Prozent beitragen<br />

werden. Auch die Stromleitungen werden<br />

massiv ausgebaut. So soll das Verteilernetz<br />

um 200.000 km zunehmen.<br />

Gerhard Scheffer, Vice President Sales New<br />

Power Plants & Services von Siemens in<br />

den VAE, referierte über hochleistungsfähige<br />

Gasturbinen und Gas-und-Dampf-<br />

Kombikraftwerk (GuD)-Systeme. Siemens<br />

ist in diesem Bereich in den arabischen<br />

Ländern ein führender Anbieter. Seit Ende<br />

der siebziger Jahre hat das Unternehmen<br />

dort rund 250 Projekte verwirklicht, die<br />

meisten in Saudi-Arabien und in den VAE.<br />

Dr. Albrecht Reuter, Geschäftsführer der<br />

Fichtner IT Consulting AG, gab einen Ausblick<br />

auf die Entwicklung der Stromnachfrage<br />

in Deutschland und der arabischen<br />

Welt. Demnach wird die Nachfrage hierzulande<br />

bis zum Jahr 2050 um 25 Prozent auf<br />

461 TWh zurückgehen, während sie in den<br />

arabischen Ländern um 300 Prozent auf<br />

2300 TWh steigt. Die erneuerbaren Energien<br />

werden dann der Prognose zufolge jeweils<br />

etwa 80 Prozent des Bedarfs decken.<br />

Martin Kaufmann, Vizepräsident bei der<br />

Voith Turbo GmbH, stellte die Technologie<br />

seines Unternehmens bei GuD-Kraftwerken<br />

vor. Sie zeichnen sich durch einen hohen<br />

Wirkungsgrad bzw. hohe Effizienz aus.<br />

Das Thema von Session 3 lautete „Water<br />

Security and Supply: Tackling Scarcity“.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Das Forum war hochrangig besetzt<br />

Session 7„Extending Grids: Connecting Countries“<br />

Khaldon H. Khashman, Generalsekretär der<br />

Arab Countries Water Utility Association<br />

(ACWUA) mit Sitz in Amman, stellte seine<br />

Organisation vor. Die ACWUA fungiert<br />

als regionale Plattform für den Austausch<br />

von Wissen und Best Practices im Bereich<br />

Wasser und Abwasser. Dr. Tawfick Sufian,<br />

Professor an der Universität in Sana’a im<br />

Jemen, berichtete von einem geplanten<br />

Projekt zur Entsalzung von Meerwasser<br />

mittels Solarenergie in der jemenitischen<br />

Hauptstadt. Der Jemen zählt bekanntlich<br />

zu den wasserärmsten Ländern der Welt.<br />

Laut Peter Jakob Menche von der GIZ haben<br />

die arabischen Länder einen Anteil an<br />

der Weltbevölkerung von fünf Prozent. Der<br />

Anteil an den globalen Wasserressourcen<br />

liege dagegen bei nur einem Prozent. Men-<br />

ENErGIE<br />

che unterbreitete vor diesem Hintergrund<br />

Vorschläge für ein nachhaltiges Wassermanagement.<br />

Prof. Dr. Patrick Linke, Chefingenieur<br />

des Qatar National Food Security<br />

Programme (QNFSP), berichtete über die<br />

Pläne Katars für den Ausbau der Landwirtschaft.<br />

Das Emirat will künftig zur Bewässerung<br />

entsalztes Meerwasser einsetzen,<br />

das von Solaranlagen erzeugt wird.<br />

In Session 4 („Oil and Gas: Fueling<br />

Growth“) gab Dr. Samir Serhan, Managing<br />

Director bei der Linde Engineering Division,<br />

einen Überblick über die sogenannten<br />

„Enhanced Oil Recovery Technologies”.<br />

Zudem skizzierte er das Engagement von<br />

Linde in den VAE, Katar und Saudi-Arabien.<br />

Dr. Timm Kehler, CEO des deutschen<br />

Vereins Erdgas Mobil, schilderte die Vor-<br />

41


ENErGIE<br />

Diskussion während der Konferenz<br />

teile von Erdgas als Kraftstoff und ging auf<br />

den Ausbaustand bei Erdgas-Tankstellen in<br />

Deutschland ein. Dr. Hans Hermann Ecke,<br />

Vizepräsident der New Ventures RWE Dea<br />

AG, stellte die globalen Aktivitäten seines<br />

Unternehmen in der Exploration und Produktion<br />

von Erdgas und Erdöl dar. Die Gesellschaft<br />

verfügt über 118 Lizenzen in 14<br />

Ländern. In den ägyptischen Kohlenwasserstoff-Sektor<br />

wurden bisher drei Mrd.<br />

US-Dollar investiert.<br />

Sabah Al Shammari, Chairman der irakischen<br />

SAPCO Group, gab einen Überblick<br />

über die Öl- und Gasreserven sowie den<br />

Stromsektor im Irak. Zugleich zeigte er die<br />

sich in diesem Zusammenhang ergebenden<br />

geschäftlichen Chancen auf. Deutschen Firmen<br />

empfahl er, den Markt in enger Kooperation<br />

mit privaten irakischen Unternehmen<br />

zu erschließen. Dr. Stefan Liebing,<br />

Präsident des Afrika-Vereins der deutschen<br />

Wirtschaft, wies darauf hin, dass die nordafrikanischen<br />

Länder der drittgrößte Energielieferant<br />

Deutschlands sind. Für den<br />

Erfolg der deutschen Energiewende seien<br />

insbesondere Gaslieferungen aus der arabischen<br />

Welt wichtig.<br />

In Sitzung 5 („Solar Energy I: Brilliant<br />

Perspectives“) referierte einführend Dr.<br />

Khalid Al-Hajri, Chairman und CEO der<br />

Qatar Solar Technologies (QSTec). Sein<br />

Unternehmen ist ein Joint Venture mit der<br />

deutschen Solar World AG und soll eine<br />

der weltweit führenden integrierten Solarfirmen<br />

werden. Für ihn sei klar gewesen,<br />

dass er einen Partner aus Deutschland ha-<br />

ben wollte, sagte Al-Hajri. Stephan Auer,<br />

Beauftragter des Auswärtigen Amtes für<br />

Energie- und Klimapolitik, plädierte für<br />

eine enge Zusammenarbeit mit den arabischen<br />

Ländern im Energiebereich. Entsprechende<br />

Solarprojekte in Nordafrika basierten<br />

auf einer Win-Win-Situation.<br />

Prof. Dr. Pitz-Paal, Direktor des Instituts<br />

für Solarforschung beim Deutschen Zentrum<br />

für Luft- und Raumfahrt (DLR), ging<br />

auf Fragen der Stromspeicherung ein. Ein<br />

Ergebnis: CSP-Systeme (Concentrated Solar<br />

Power) mit thermischer Energiespeicherung<br />

könnten die Stromnachfrage flexibel<br />

bedienen. Jürgen Hogrefe, Chairman<br />

der h.c. hogrefe consult, verglich Photovoltaik<br />

(PV) und CSP. Beide Technologien hät-<br />

Reger Austausch zwischen den Sessions<br />

ten Vor- und Nachteile, und man sollte sie<br />

nicht gegeneinander ausspielen, sagte Hogrefe.<br />

Im Zusammenwirken könnten sie einen<br />

bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz<br />

und zur Befriedigung der wachsenden<br />

Energie- und Wassernachfrage leisten. Dabei<br />

habe der Solarboom in der arabischen<br />

Welt gerade erst begonnen.<br />

Dieter Manz, Gründer und CEO der Manz<br />

AG, ging auf die Herstellung von Dünnschicht-Solarmodulen<br />

ein. Die Preise hierfür<br />

seien in den vergangenen Jahren dank<br />

verbesserter Technologien und der wachsenden<br />

chinesischen Konkurrenz um ein<br />

Drittel gesunken. KfW-Abteilungsleiter<br />

Wolfgang Reuß berichtete über das CSP-<br />

Projekt Ouarzazate I in Marokko. Mit einer<br />

Kapazität von 160 MW und Investitionskosten<br />

in Höhe von 750 Mio. Euro sei es<br />

das größte CSP-Vorhaben in den arabischen<br />

Ländern. Die KfW unterstützt das<br />

Projekt mit einem günstigen Kredit.<br />

In Session 6 ging es um das Thema „Optimizing<br />

Energy: Efficiency in the Industry“.<br />

Laut Dr. Omar Kittaneh, CEO der Palestinian<br />

Energy Authority, sollte Energieeffizienz<br />

als Ressource betrachtet werden.<br />

Seine Behörde habe daher ein Anreizsystem<br />

zur Stromeinsparung für die privaten<br />

Haushalte geschaffen. Auch PR- und Medienkampagnen<br />

seien hilfreich.<br />

Nach Ansicht von Christian Noll, Geschäftsführer<br />

und Gründer der Deutschen<br />

Unternehmensinitiative Energieeffizienz<br />

42 SOUQ 4/<strong>2012</strong>


(DENEFF), muss Energieeffizienz ein strategisches<br />

Thema für das Top-Management<br />

sein. Da die Zusammenhänge relativ komplex<br />

seien, sollten sich die Entscheidungsträger<br />

auf wenige Maßnahmen beschränken.<br />

Karim Asali von First Solar stellte die<br />

Referenzprojekte vor, die Dii in Nordafrika<br />

erwägt. Derzeit würden Studien zu möglichen<br />

Wind- und Solarvorhaben in Algerien,<br />

Marokko und Tunesien erstellt.<br />

Das Thema von Session 7 lautete „Extending<br />

Grids: Connecting Countries”. Dr.<br />

Ghaleb Maabreh, Direktor für Energieeffizienz<br />

im jordanischen Energieministerium,<br />

berichtete, dass es das Ziel der Regierung<br />

in Jordanien ist, den Energiemix zu diversifizieren.<br />

Neben den erneuerbaren Energien<br />

soll künftig auch die Kernkraft genutzt<br />

werden. Derzeit werde daran gearbeitet, die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen für Investitionen<br />

in die erneuerbaren Energien<br />

zu verbessern.<br />

Wie Wolfgang Braun, Leiter der Siemens-<br />

Sparte Transmission Middle East, erklärte,<br />

resultieren aus der zunehmenden Verbreitung<br />

dezentraler Anlagen zur Erzeugung<br />

von Strom aus erneuerbaren Energien<br />

höhere Anforderungen an die Netztechnologie.<br />

Das vorher lineare Energiesystem<br />

werde zu einer komplexen Energiematrix.<br />

Hierzu stellte Braun eine Reihe technischer<br />

Lösungen vor.<br />

Auch Prof. Dr. Eng. Galal Osman, der Präsident<br />

der Egyptian Wind Energy Association,<br />

betonte dass die Einführung der<br />

erneuerbaren Energien Investitionen in<br />

das Stromnetz voraussetzt. Es müsse in<br />

den Ausbau der Infrastruktur, aber auch in<br />

die Ausbildung von Fachkräften investiert<br />

werden. Nötig sei es zudem, die Netzintegration<br />

auf zwischenstaatlicher Ebene besser<br />

zu koordinieren.<br />

Ana Aguado, CEO der Friends of the Supergrid,<br />

stellte ihre Organisation vor. Dahinter<br />

stehen europäische Unternehmen wie<br />

Siemens, ABB und Vattenfall. Ziel der Initiative<br />

ist es, ein paneuropäisches Übertragungsnetz<br />

zu schaffen, das die Integration<br />

großer Anlagen zur Erzeugung von Strom<br />

aus erneuerbaren Energien ermöglicht. Die<br />

Technologie für das Supergrid existiert, so<br />

Frau Aguado, in Europa bereits.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Dr. Bach begrüßt die Gäste des Forums beim Gala Dinner<br />

Closing Session<br />

In Sitzung 8 („Solar Energy II: Technologies“)<br />

berichtete Dr. Andreas Wiese, Bereichsleiter<br />

bei Lahmeyer International,<br />

am Beispiel von Ägypten über die Ausarbeitung<br />

eines Masterplans für den Bereich<br />

der erneuerbaren Energien. Hierbei sei eine<br />

Vielzahl von Aspekten zu berücksichtigen<br />

wie die voraussichtliche Entwicklung der<br />

Stromnachfrage, das Potenzial der erneuerbaren<br />

Energien oder die Anforderungen an<br />

die rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />

Henning von Barsewisch, Vizepräsident<br />

der Soitec Solar GmbH, referierte über die<br />

Solartechnologie „Concentrator Photovoltaic“<br />

(CPV). Hier ist Soitec ein führender<br />

Hersteller. CPV eignet sich für Regionen<br />

mit hoher direkter Sonneneinstrahlung.<br />

Hierzu zählen unter anderem die arabischen<br />

Länder. Dort stellt CPV laut von Bar-<br />

ENErGIE<br />

sewisch die kostengünstigste Solartechnologie<br />

dar.<br />

Christoph Fark, Vizepräsident bei der<br />

Schott AG, ging in seinem Vortrag auf<br />

Concentrated Solar Power (CSP) ein. Ein<br />

großer Vorteil dieser Technologie sei die<br />

Speicherfähigkeit, so dass auch während<br />

der Nacht Elektrizität bereitgestellt werden<br />

könne. Gut geeignet seien CSP-Anlagen<br />

nicht zuletzt für die Entsalzung von Meerwasser.<br />

Schott ist laut Fark in allen relevanten<br />

Regionen Marktführer bei sogenannten<br />

„Solar Receivern“. Diese seien das<br />

Herzstück von CSP-Anlagen. Die Closing<br />

Session wurde in bewährter Manier von<br />

Olaf Hoffmann, CEO von Dorsch Holding,<br />

moderiert. Im kommenden Jahr 2013 wird<br />

die <strong>Ghorfa</strong> zum 4th Arab-German Energy<br />

Forum einladen.<br />

43


ENErGIE<br />

Presentation of H.E. Prof. Dr. med. Ossama<br />

bin Abdul Majed Shobokshi at the<br />

3rd Arab-German Energy Forum<br />

In his speech at the 3rd Arab-German Energy Forum in Berlin on October 11-12, H.E.<br />

Prof. Dr. med. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, Ambassador of the Kingdom of<br />

Saudi Arabia and Doyen of the Arab Diplomatic Corps, gave an extensive overview<br />

of the current development and projects in the energy sector in the Arab world. The<br />

following presentation focuses primarily on these countries: Algeria, Iraq, Jordan,<br />

Kuwait, Lebanon, Qatar, Saudi-Arabia, United Arab Emirates and Yemen. The figures<br />

underline the high potential of Arab-German cooperation in the energy sector.<br />

Dear Dr. Thomas Bach,<br />

Dear Parliamentary State Secretary Otto,<br />

Ladies and Gentlemen,<br />

It gives me a great pleasure to speak at the 3rd Arab-German<br />

Energy Forum.<br />

As we all know energy is the fuel of economic development.<br />

More than half of the proven crude oil reserves are from our Menaregion,<br />

which holds the biggest gas reserves in the world as well.<br />

The energy production<br />

1. From Oil : 38% to the total energy production<br />

2. From Coal : 26% to the total energy production<br />

3. From Gas : 23% to the total energy production<br />

4. From Nuclear : 6% to the total energy production<br />

5. From Hydroelectric : 6% to the total energy production<br />

6. From Solar, Wind :<br />

Wave, Tidal and<br />

Geothermal sources<br />

1% to the total energy production<br />

On the contrary to fossil fuels like oil, natural gas and coal which<br />

are accessible only for limited time, renewable energies are available<br />

permanently.<br />

Oil is getting more and more expensive; its resources are becoming less<br />

and less.<br />

Coal consumption has been increasing over the past few years due to :<br />

a) the increasing price of oil<br />

b) its availability...though it has a reserved limit<br />

Gas is very flammable or combustible; it has to be cooled and<br />

pressurized to bring it into liquid form for easier and safer<br />

transportation.<br />

Nuclear power disasters in Chernobyl and Fukushima scared the citizens<br />

all over the world.<br />

Hydroelectric power is only applicable where sufficient water is<br />

available.The largest station in the world built on the Yangtze river in<br />

China generates 1000 terawatts<br />

Proven Oil Reserves<br />

(Billion Barrels)<br />

The World<br />

Middle East<br />

Saudi Arabia<br />

Saudi Arabia Share<br />

Size and Lifetime of Oil Reserves<br />

Cumulative<br />

Production<br />

44 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

1980<br />

667<br />

362<br />

168<br />

25%<br />

R/P<br />

Years<br />

29<br />

53<br />

45<br />

2010<br />

1333<br />

754<br />

265<br />

20%<br />

R/P<br />

Years<br />

According to the estimates, the total energy consumption in the Arab<br />

countries will double within the next 20 years. Oil is the world`s<br />

favourite energy source which comprises 38% of the total energy<br />

production followed by coal with 26% and gas with 23%. Both nuclear<br />

and hydroelectric energy contribute equally 6% each with the<br />

remaining 1% coming from solar, wind, wood, wave, tidel and geothermal<br />

sources.<br />

With energy demand growing continuously, we examine the possibilities<br />

of diversifying the energy production in order to provide<br />

an effective and sustainable energy mix.<br />

46<br />

85<br />

75<br />

492<br />

143<br />

62<br />

13%<br />

Share of primary Energy in the Supply Mix<br />

27<br />

70<br />

Oils share to decline from 35% to 30% still the highest,fossil fuels<br />

from 86% to 83%, by far the highest<br />

6<br />

17<br />

93


SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Alternative energy sources :<br />

1. SOLAR POWER: energy from the sun is limitless, modern technology<br />

transferring sun energy into electrical power. Often wind power is<br />

installed to help or complement on a daily and seasonal basis a solar<br />

power generation system. For instance in Europe wind blows stronger<br />

at night time, storms or in winter when the sun is not shinning.<br />

Disadvantage : Establishing of sun power station costs too much.<br />

Alternative energy sources :<br />

3. WAVE POWER: is the energy generated from ocean surface waves.<br />

First farm was installed in Portugal, later in the Northern coast of<br />

California and Northern coast of England.<br />

Wave power ought to be distinguished from „Tidal Power“ which is<br />

derived from the interaction of the Earth-Moon-gravitational system.<br />

Disadvantage : countries with no accession to sea water.<br />

Uncertainties abound : IEAs Projections of 2010<br />

Oil Demand and Supply vs. Actual<br />

Most Arab countries are presently facing marked population and economy<br />

growth, leading to a steadily rising energy demand. Taking<br />

into consideration the depletion of oil and gas in the long term and<br />

the fact that it is a pitty to burn oil just to obtain energy whereas it<br />

could become more beneficial if oil was utilized in the petrochemical<br />

industry, the awareness for the need of energy diversification is<br />

growing significantly. Therefore, it is increasingly vital to build up a<br />

secure, sustainable and affordable energy supply through developing<br />

modern technologies and solutions.<br />

Alternative energy sources :<br />

2. WIND POWER: the Philippines installed as first country the largest<br />

commercial wind sugar cane farm with 15 turbines producing up to<br />

25 Megawatts. Energy from biological sources such as sugar cane are<br />

far cheaper than oil. Brazil – another sugar cane producer – mixed<br />

Ethanol with Diesel which was called „ Bio-Diesel“ or „Bio-Fuel“.<br />

Disadvantage : Price of wheat went high and price of bread was<br />

doubled.<br />

Alternative energy sources :<br />

ENErGIE<br />

4. GEOTHERMAL POWER: It could supply up to 50.000 times the<br />

equivalent energy of oil and gas.<br />

Suitable site : Major plate boundaries between continental shelves,<br />

i.e. Volcanoes, Earthquakes, belts<br />

Disadvantage : the temperature level at which this becomes useful<br />

used to be 350 Fahrenheit ( about 177 Celsius ) and could be<br />

decreased now with new technique to 165 Fahrenheit ( about 74<br />

Celsius ).<br />

Arab countries have significant potential to play a pioneering role in<br />

the generation of clean energy from renewable sources. They have<br />

both an advantageous geography and climate conditions for the usage<br />

of renewable energies. A large part of the Middle East and North<br />

Africa falls within the so-called “sun-belt”, which benefits from the<br />

most energy intensive sunlight on the globe. Renewable energies are<br />

the lowest cost option for energy.<br />

Saudi Arabia, being an industrialized nation, has immense energy requirements<br />

which are primarily met by burning its massive oil reserves. The country burns<br />

1 million barrels of hydrocarbon daily, including 600,000 barrels of crude oil.<br />

If it starts producing from solar energy instead, then it would save at least<br />

150,000 barrels of crude oil every day.<br />

The government plans to save 523,000 barrels of oil daily by producing<br />

electricity though renewables.<br />

Based on the responses I received from my respected colleagues, the accredited Arab Ambassadors to Germany, I would like to inform you<br />

about the steps undertaken by some Arab countries:<br />

45


ENErGIE<br />

Country<br />

Algeria<br />

(Sonil-Gaz)<br />

Egypt<br />

Jordan<br />

Yemen<br />

Kuwait<br />

Lebanon<br />

Morocco<br />

- by 2020 42% of its<br />

energy consumption<br />

will be covered from<br />

renewable energy<br />

Solar Power Plant<br />

-World Bank Project<br />

-DESERTEC,7200MW in 2030<br />

-Photovoltaic,3000 MW in<br />

2030<br />

- World Bank Project<br />

- World Bank Project<br />

-National Strategic for<br />

renewable Energy 108MW<br />

-South Kuwait 280 MW<br />

-Shafaya 60 MW<br />

-Schools 10 KW<br />

-Ministry of Electricity 1 MW<br />

-Recycling 230 MW<br />

-By 2020: 12% of its total<br />

energy consumption will<br />

be covered by solar/biofuel<br />

energy<br />

-World Bank Project<br />

2000 MW in 2020<br />

Wind Power<br />

Plant<br />

-DESERTEC, 2000MW<br />

in 2030<br />

-National Strategic for<br />

renewable Energy<br />

400 MW<br />

-Shafaya 10 MW<br />

-Possible in Northern<br />

Lebanon<br />

-completed projects:<br />

280 MW<br />

-ongoing projects :<br />

720 MW<br />

-future projects :<br />

1000 MW<br />

Hydro-electric<br />

Power Plant<br />

2020: 300 MW<br />

costs : $ 500 Mio<br />

Nuclear Plant<br />

Investment for<br />

renewable energy<br />

projects<br />

$ 20 Billions<br />

over 20 years<br />

$ 178 Million<br />

$ 27 Billion<br />

$ 9 Billion<br />

The World Bank is participating with a $5.5 billion project to build solar power<br />

plants in Algeria, Egypt, Jordan, Morocco and Tunisia. The fund for clean energy<br />

from the the World Bank has invested in the past four years $750 million for the<br />

construction of eleven solar thermal power plants in those five Arab countries.<br />

They should produce approximately one gigawatt power and thus tripling the<br />

current capacity of solar thermal power plants worldwide. Dii GmbH in Munich<br />

confirmed their first reference project would be on Moroccan soil and signed a<br />

Memorandum of Understanding (MoU) with the Moroccan Agency for Solar<br />

Energy (Masen).<br />

Under the DESERTEC proposal, concentrating solar power systems, photovoltaic<br />

systems and wind parks would be spread over the desert regions in Northern<br />

Africa. Produced electricity would be transmitted to European and African countries.<br />

It would provide a considerable part of the electricity demand of the MENA<br />

countries (Europe, Middle East, Northern Africa) and furthermore provide continental<br />

Europe with 15% of its electricity needs. By 2050, investments into solar<br />

plants and transmission lines would be a total of 400 billion Euro.<br />

In Algeria by 2030 there will be:<br />

1) 7.200 Megawatts (MW) from solar power 2) 3.000 MW from photovoltaic<br />

3) 2.000 MW from wind power<br />

Secondly, Algeria has contact with the DESERTEC-programme within the frame<br />

of the MENA-region. This has been agreed upon in December 2011 after which<br />

a project to produce 1000 MW out of the renewable energy has been announced.<br />

30% of the generated power will be transferred to Europe and the rest will be<br />

used in Algeria. Algeria is planning that 40% of its energy demand will be covered<br />

from renewable sources by 2030. Once the basis has been established for<br />

renewable energy Algeria is planning to export 10 Gigawatts to Europe. The Algerian<br />

Government has established a company with the name Sonil-Gaz to deal<br />

with those projects. Sonil-Gaz will invest $20 billion over the next 20 years to<br />

produce renewable energy. As one of the first projects they built a gas hybrid<br />

power work in Hasse R`mel with 25 Watts which is generated by gas and a steam<br />

combination power work with 130 MW. Until 2020: 6.000 MW solar energy will<br />

be exported to Europe.<br />

- The Lebanese Government developed a strategic plan to produce by 2020: 12%<br />

of its total energy consumption which will come from solar/biofuel energy. In the<br />

60ies of the last century Lebanon obtained part of its known energy from hydroelectric<br />

power. Regrettably the currency of water is getting less and less. Therefore<br />

the Lebanese Government is concentrating on approaching solar power. Wind<br />

power might be possible in the Northern part of Lebanon.<br />

-Jordan<br />

Jordan has a renewable energy law that allows the private sector to “generate”<br />

electricity from renewable resources. The law also allows the citizen to generate<br />

his own electricity from his roof top. Currently, 27 international and local con-<br />

sortiums have signed MoUs to build and operate electrical power plants using<br />

renewables. The new law has created a renewable energy fund to support the<br />

development in this new sector.<br />

-Yemen<br />

The Ministry of Electricity and Energy has adopted designing policies to develop<br />

the production and exploitation of energy resources which aims at raising the<br />

percentage contribution of renewable energy with its various available sources, in<br />

particular solar energy to 15% of the total energy in the country until 2025. The<br />

Cabinet Ministers in Palestine decided the new strategy. The pioneer programme<br />

was for solar power (3 MW) and wind power (1 MW) to test how economical this<br />

project will be based on which results it will be decided upon to expand on this<br />

programme or not.<br />

-Iraq<br />

Utilization of solar energy for water heating in the domestic and the government<br />

sectors is to provide hot water for 3 million subscribers in order to ease the load<br />

on the national grid. It is expected to install 300.000 solar water heaters for the<br />

period <strong>2012</strong> to 2015 with a total cost of $180 million.<br />

-Qatar<br />

a) The Qatar Natioanl Food Security Programme (QNFSP) and the German Aerospace<br />

Center (DLR) have signed an agreement to mark its award of the “Solar<br />

Resource Assessment” project.<br />

b) Qatar Solar Technologies will build a polysilicon production plant worth $1<br />

billion in Ras Laffa, North East Qatar. The plant will produce 8.000 metric tons<br />

of polysilicon per year.<br />

c) Solar Testing Facility together with Chevron and Green Gulf will invest up to<br />

$20 million to establish the test facility.<br />

d) Qatar will use solar thermal collectors to aircondition football stadiums<br />

e) The Qatar National Convention Center will provide photovoltaic solar panels<br />

which will contribute 12.5% to the total energy saving.<br />

-Kuwait<br />

The project is to create electric power through solar energy in combination with<br />

the turbines in Al Abdaliyya (South of Kuwait). The produced energy: 280 MW<br />

combines cycle plus solar energy.<br />

Station Al-Shafayya (Southern Kuwait): 50 MW wind plus solar energy.<br />

Electro solar station for the schools: 10 KiloWatt.<br />

Electro solar cells on the Ministry of Labour ceiling: costs for electricity and water:<br />

1.2 million Kuwaiti Dinars, the produced energy is 0.5 MW for both ministries.<br />

Project to recycle the garbage into electrical energy: the produced energy will be<br />

230 MW which will be needed to support the electric supply in Kuwait.<br />

-In the UAE, Masdar have announced that they are well on the way to bringing<br />

their $600 million solar power plant in Abu Dhabi online soon. Shams 1 will be<br />

one of the world`s largest concentrated solar power plants, with a capacity of 100 MW.<br />

Solar Power Plant<br />

Hydro-electric<br />

Power Plant<br />

Nuclear Plant<br />

Investment for<br />

renewable energy<br />

projects<br />

46 SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

Country<br />

Palestine<br />

Iraq<br />

Qatar<br />

Saudi Arabia<br />

Tunisia<br />

United Arab<br />

Emirates<br />

„ Irene-Headquarter“<br />

- 3 MW<br />

-Al Anhur Governorate 6MW<br />

-Al Anbar Governorate 18 MW<br />

-Basra Governorate 4 MW<br />

-Meesan Governorate 2 MW<br />

-Al Munhana 18 MW<br />

-Al Najaf 2 MW<br />

-Wasit Governorate 3 MW<br />

-QSTec polysilicon production<br />

plant in Ras Laffan, will<br />

produce 8000 metric tons of<br />

polysilicon/year<br />

-Solar Testing Facility<br />

-by May 2010 Solar Park,<br />

3300 MW<br />

- in Al-Hafji Solar power<br />

destillation plant 2010<br />

-KACST: solar power station<br />

for research: 10 MW<br />

-by <strong>2012</strong> solar plant with<br />

500 MW on Farasan Island<br />

- World Bank Project<br />

-$ 600 Mio solar power<br />

station in Abu Dhabi<br />

-Shams I : 100 MW<br />

-2030 in Dubai : 15% will be<br />

produced from solar power<br />

station<br />

Wind Power<br />

Plant<br />

- 1 MW<br />

- yes<br />

$ 180 Million<br />

$ 125 Billion<br />

$ 100 Billion


-Saudi-Arabia is investing in the next 10 years $10 billion in the production<br />

of renewable energies. In May 2010 the Hamburger Conergy<br />

AG built the first and largest solar park at the King Abdullah University<br />

of Science and Technology (KAUST) with an annual output<br />

of 3.300 MW.<br />

The government responded to these challenges with immense public<br />

Investments. To meet the demands of a modern industrial society.<br />

By the year 2020, 900 billion $ will be invested in the expansion of<br />

infrastructure, $ 300 billion for petrochemicals, energy and water projects<br />

and $ 100 billion for transportation and logistics.<br />

In Al Khafji, near the border with Kuwait on the Arabian Gulf, the<br />

largest solar-powered desalination plant is being built, completion<br />

will be in late <strong>2012</strong>. The King Abdulaziz City for Science and Technology<br />

(KACST) – the national Saudi research agency – will build<br />

together with IBM a produced solar energy of 10 MW.<br />

In Al Khafji, near the border with Kuwait on the Arabian Gulf, the largest solar<br />

powered seawater desalination plant in the world is beeing built,to be finished<br />

In 2013. The generated solar energy is 10 mega watt.<br />

As the energy demand in Saudi Arabia is increasing due to rapid population<br />

growth and the progressive industrialization, the Kingdom<br />

is planning to increase the electricity production capacity to 120 GW<br />

in 2030 – more than double of today`s 52 GW.<br />

Saudi Arabia's energy consumption was about 52 Giga watt in 2011 and will be<br />

approximately 120 GW in 2030, so the Kingdom is investing in the next<br />

10 years, 100 billion U.S. $ in the production of renewable energies to meet the rising<br />

demands. The plan could eventually transform Saudi Arabia from the world’s largest oil<br />

exporter to a leading innovator of solar energy and technologies.<br />

SOUQ 4/<strong>2012</strong><br />

With 3.000 sun hours per year, desert space and sand the production<br />

of Silizium solar cells are the best factors for Saudi Arabia to produce<br />

such solar cells for their energy production.<br />

Renewable Energy<br />

In 2007, the total capacity of installed solar systems in Saudi Arabia<br />

was 9162 MW, an increase of about 30% to the previous year.<br />

Saudi Arabia for its Geographical location is ideal for the use of<br />

solar energy, because the sun shines 9.8 hrs in the annual average.<br />

The efficiency is about 2200 kWh per square meter.<br />

In July this year, the Japanese company Showa Shell built a solar<br />

plant with 500 MW on Farasan Islan.<br />

500 kilowatt Solar Power Plant<br />

Saudi Aramco and Showa Shell Sekiyu KK, in partnership with the Saudi<br />

Electricity Company, have just completed construction of a 500 kilowatt working<br />

solar power plant in the Kingdom desert. Rather than burn 28,000 barrels of<br />

diesel per year at the Farasan Island facility to produce electricity, the Saudis<br />

have decided to let the sun do all the work. This project is one of many solar<br />

projects that the Saudi government has recently approved and constructed.<br />

The world’s largest solar thermal plant recently opened in Riyadh,<br />

Saudi Arabia. The new plant is almost double the size of what was<br />

previously the largest solar thermal facility (located in Denmark),<br />

and it will generate enough power for the Princess Noura Bint<br />

Abdulrahman University of 40,000 students.<br />

ENErGIE<br />

The largest solar thermal plant: Princess Nour Unversity, 46.000 students.<br />

Thanks to high quality of standard and experience in research and development,<br />

German manufactures are among the world`s leaders for<br />

renewable energies and energy efficiency. Together, Germany and the<br />

Arab world have the potential to shape the post-fossil energy future.<br />

Arab decision makers nowadays are not only interested in innovative<br />

German technologies on skilled and applied research experience. What<br />

they are looking for is not a one-way-track for the German economy`s<br />

export of technology and knowledge, but a true energy partnership<br />

that is mutually beneficial rather than one-dimensional. At the end of<br />

the day, what Germany and the Arab world need to establish together<br />

is a real energy partnership, with equal partners benefitting from the<br />

huge potential that the energy sector has to offer.<br />

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