Vorschau - Yachtbild Kai Greiser
Vorschau - Yachtbild Kai Greiser
Vorschau - Yachtbild Kai Greiser
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Liften einer alten Lady<br />
<strong>Kai</strong> <strong>Greiser</strong>, Eigenverlag 2008<br />
1. Auflage, Juni 2008<br />
© Copyright by YACHTBILD - <strong>Kai</strong> <strong>Greiser</strong><br />
Texte:<br />
<strong>Kai</strong> <strong>Greiser</strong><br />
Petra Erichson-<strong>Greiser</strong><br />
Bildquellen:<br />
Historische Fotos, Broker-Anzeige und Fotos<br />
der Restaurierung in Blue Rocks/Nova Scotia<br />
stellte der Eigner zur Verfügung.<br />
Alle Fotos der Restaurierung in Arnis,<br />
Innenaufnahmen und Segelfotos inkl.<br />
Titel und Rücktitel: <strong>Kai</strong> <strong>Greiser</strong>.<br />
Layout: Petra Erichson-<strong>Greiser</strong><br />
Druck: FRIEDMANN PRINT DATA<br />
SOLUTION, Reutlingen 2008<br />
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das<br />
Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert<br />
werden, wie z.B. manuell oder mit Hilfe elektronischer und mechanischer<br />
Systeme inklusive Fotokopieren, Bandaufzeichungen und Datenspeicherung.<br />
Vorwort<br />
Die spontane Liebe zu den unwiderstehlichen Linien<br />
einer amerikanischen Lady trieben den Liebhaber<br />
Dieter Krügel auf einen langen Leidensweg.<br />
Übermalte Altersgebrechen und konstruktive Mängel<br />
wurden in ihrer Heimat über Jahre nur mangelhaft<br />
behoben. Bis ihr in einer historischen Werfthalle in<br />
Arnis an der Schlei von begnadeten Bootsbauern wieder<br />
neues Leben eingehaucht wurde.
4 �<br />
Der erste Eindruck: besser als<br />
neu!<br />
Die neue Liebe mit ihren hinreißenden<br />
Linien strahlte bei der Übernahme in<br />
einem makellosen Make Up.<br />
Nach der Überführung von Newport<br />
Beach in Kalifornien nach Fort Myers in<br />
Florida jedoch war die Show vorbei.<br />
Grausame Entdeckungen liessen den<br />
glücklichen Eigner aus dem siebten<br />
Himmel stürzen.
Jan. 1996<br />
Das war's dann wohl!<br />
Jetzt zeigte die alte Lady ihr wahres<br />
Gesicht. Viele morsche Stellen unterm<br />
weißen Verkaufsanstrich.<br />
Ihre Pumpen versagen und lassen sie<br />
über die Bodenbretter in Cap Coral<br />
volllaufen.<br />
Der Gutachter hatte scheinbar blinde<br />
Augen.<br />
Einer Atlantik-Überquerung nach<br />
Europa ist sie in diesem Zustand<br />
nicht gewachsen.<br />
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Feb. 1996<br />
Es gibt nur ein<br />
kleines Problem:<br />
Keine im Süden ansässige<br />
amerikanische Yacht-Klinik<br />
kann diese Krankheiten heilen.<br />
MISTRAL muss nach Lunenburg<br />
in Kanada in ein Hospital.<br />
Für die Reise wird sie "amerikanisch<br />
fit" gemacht. Die Behandlung<br />
geht zwar unter die<br />
Haut, aber viel können sie<br />
nicht tun. Mit Holz kennt<br />
man sich nicht mehr aus in<br />
Florida!<br />
Juli 1996<br />
Na geht doch!<br />
Mit einer Art Permanent-<br />
Make Up, das bis Lunenburg<br />
wasserfest sein soll, geht es<br />
mitten in der Tornado-Saison<br />
von Florida Richtung Norden.<br />
Es werden aufregende Flitterwochen<br />
mit langen Hafenliegezeiten.<br />
Eingefleischte Segler<br />
wissen, dass man hier im Juli<br />
besser nicht segeln sollte.<br />
Doch zwischen den Hafenstopps<br />
lassen Wind und Wetter<br />
alle Gebrechen vergessen.
Okt. 1996<br />
Das Abenteuer<br />
geht weiter!<br />
Angekommen in Lunenburg ist auch<br />
schnell ein Operations-Manager,<br />
Dennis Greenwood, für MISTRAL<br />
gefunden, der sich später dazu entschliesst,<br />
selbst Hand an sie zu legen.<br />
Dafür wird eine neue Halle in Blue<br />
Rocks errichtet und MISTRAL verschwindet<br />
in "The Cathedral".<br />
Die umfangreiche OP kann beginnen.<br />
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8 �<br />
Feb./Mrz. 1997 Lunenburg, Neu Schottland<br />
Vor dem großen Eingriff steht die Bestandsaufnahme. Vieles deutet auf einen längeren Kanada-Aufenthalt der<br />
Lady hin. Fortsetzung der Flitterwochen nicht mehr in Sicht.
Ernüchterung bei der Inspektion:<br />
Zwei Kielbolzen sind von Elektrolyse befallen. Und aus zunächst vier rotten Spanten<br />
werden nach und nach 26 gebrochene Rippen.<br />
Wie viele Frakturen wohl noch unter den Schminke-Schichten stecken bleibt abzuwarten.<br />
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10 �<br />
Der Lack ist ab.<br />
Schicht für Schicht wird<br />
MISTRAL auch an Deck<br />
entblättert und immer neue<br />
"little problems" lassen den<br />
Eigner bei seinen Stippvisiten<br />
auf der Werft fast ohnmächtig<br />
werden.
Little Problems<br />
Ob die Werftcrew auch nur die leiseste Ahnung hat, was da noch an Arbeit getan werden muss?<br />
Dabei sind die Intandsetzungen am Bug tatsächlich zu den kleineren Problemen der alten Dame zu zählen.<br />
By the way, Mr. Krügel: Was sagt denn Ihre Familie zu dieser ganzen Aktion?<br />
Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?<br />
Wenn man bloß in die Zukunft schauen könnte!<br />
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Ende März zeigen sich erste Resultate und mit Fotos für Familie und Freunde im<br />
Gepäck geht es zurück in die ferne Heimat.<br />
Der Steven ist wieder ganz und die Welle wird jetzt mittschiffs eingebaut.<br />
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Aber was ist denn da oben an Deck los?<br />
Rotte Aufbauten, Decksbalken und noch mehr morsche Spanten.....<br />
Ein nicht endender Alptraum.<br />
Wie lange kann diese Liebe halten?<br />
Mai 1997<br />
Langsam geht's aufwärts!<br />
Mehr als einen Monat waren sie<br />
getrennt. Da wird es Zeit für<br />
einen Krankenbesuch in Blue<br />
Rocks.<br />
Zufrieden notiert Dieter Krügel<br />
in sein Tagebuch die sichtbaren<br />
Resultate:<br />
Spanten erneuert oder ausgeleimt,<br />
Deck gerichtet, Decksbalken<br />
verstärkt oder ausgebessert<br />
und Planken teilweise neu, vorderes<br />
Deckshaus erneut.<br />
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Sonnenwende<br />
Juni 1997<br />
Nach der Sonnenwendfeier kommt die<br />
Inspektion der Lady:<br />
Wohl proportionierte Backskisten, zusätzlicher<br />
Stauraum und vier neue Abflüsse<br />
im Cockpit. Das lässt sich sehen.<br />
Dazu noch einen neuen Sitz für den<br />
Rudergänger. Der Innenausbau schreitet<br />
voran.<br />
Ein zufriedener Eigner tritt die Heimreise<br />
an.<br />
Die Kielsohle wird noch ausgebessert.<br />
14 �<br />
Okt. 1997<br />
Indian Summer No. 2 in Lunenburg<br />
Seit einem Jahr operiert die Werftcrew nun schon die alten Dame.<br />
Ein Ende ist immer noch nicht in Sicht.<br />
Dieter Krügel spricht von einem erstes Raumgefühl.<br />
Tanks verschwinden unter Bodenbrettern, Kojen, darüber Wäschefächer,<br />
werden eingebaut und die Deckshäuser bekommen eine<br />
Isolierung, damit es im Schiffsbauch kein Schwitzwasser mehr gibt.<br />
Die Kirschholzbohlen für den Innenausbau liegen bereit und 3.500<br />
Schraubenlöcher in der Außenhaut werden verpfropft.<br />
Und der immer noch in MISTRALs Kurven Verliebte träumt von<br />
einem Naturhafen in Nova Scotia für sich und seine Lady.
18 �<br />
Sommer 2004
20 �
Nov. 2006<br />
Im November 2006 steht die betagte Dame bereits nackt, vom alten Lack befreit, in der historischen Bootsbauhalle<br />
hinter hohen Stapeln von aufgeschnittenen Sipo-Mahagoni-Stämmen, aus denen später ihr neues Korsett verleimt<br />
wird und neue Decksbalken, Laibhölzer sowie eine neue, zusätzliche Außenhaut entstehen.<br />
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22 �<br />
Um das marode Deck sanieren zu<br />
können, das bei fast jeder vorherigen<br />
Restaurierung eine weitere Lage bekam,<br />
fräst Altgeselle Horst Vollertsen<br />
es Schicht für Schicht aus und<br />
stemmt anschließend die Reste ab.<br />
Da es im Mastbereich, mitten im Salon,<br />
keine Hauptschotten gibt, bieten sich nur<br />
starke Rahmenspanten zur Aufnahme der<br />
Riggkräfte an, die Schiffsbau-Ingenieur<br />
Dieter Scharping konstruiert und nach den<br />
Vorgaben von Klassifizierungsgesellschaften<br />
berechnet. Sie werden aus 28 Lagen 5<br />
mm starken Sipo-Mahagoni-Dickten als<br />
Ring verleimt. Zur Montage müssen die<br />
Spanten jedoch mit Schäftungsschnitten<br />
auseinander geschnitten werden, um sie<br />
zerlegt unter Deck bringen zu können.<br />
Bootsbauer Andreas Kotenbeutel und Azubi<br />
Till Schürmann passen die Einzelteile im<br />
Salon ein.<br />
Außerdem schlägt Schaping als zusätzliche<br />
Verstärkung des Rumpfes zwei Diagonallagen<br />
aus sechs Millimeter und einer Längslage<br />
aus zehn Millimeter starkem Sipo-Mahagoni<br />
vor, die später über den abgeschliffenen,<br />
ausgetrockneten und ausgeleisteten<br />
Rumpf verleimt werden.
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24 �
Nach Abtragen der einzelnen<br />
Decksschichten, wozu die Arnisser<br />
Bootsbauer auch traditionell<br />
einen Dechsel, eine so genannte<br />
Queraxt, einsetzen, kommen angefaulte<br />
Decksbalken zum Vorschein,<br />
aus denen die Reste alter<br />
Schrauben ragen.<br />
Dez. 2006<br />
In die Vorpik mit den Ausstiegsstufen<br />
zum Vorluk und<br />
der eingeschlagenen Baunummer<br />
im Decksbalken scheint<br />
jetzt die Sonne.<br />
Die vormontierten Ringspanten<br />
stehen wie ein dichter<br />
Wald im Salon.<br />
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Die Rahmenspanten dienen nicht nur der Rumpfverstärkung.<br />
Jedes Pütting wird mit diesen Spanten verbolzt, um die Riggkräfte<br />
aufzunehmen. Die neuen Spanten laufen als Ring durch<br />
den gesamten Rumpf über den Kiel und unter dem Motorfundament<br />
hindurch.<br />
Gleichzeitig wird eine neue "Nanni"-Maschine installiert.<br />
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Endgültig positioniert verleimen<br />
Andreas und Till die Schäftungen<br />
mit Epoxydharz, fixieren sie<br />
mit Zwingen und verschrauben<br />
sie mit dem Deck.<br />
Der teilweise rotte Schandeckel<br />
muss zur Demontage zersägt werden.<br />
Darunter kommen nachträglich<br />
eingezogene Spanten zum<br />
Vorschein, deren Köpfe delaminiert<br />
sind.<br />
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30 �<br />
Horst legt die Decksbalken bis zum<br />
Kajütsaufbau frei, während das neue<br />
Schanzkleid an den alten Reelingstützen,<br />
um die Form zu erhalten, aus drei<br />
Lagen Mahagoni verleimt wird. Auch<br />
die ersten neuen Decksbalken sind eingezogen.<br />
Jan. 2007<br />
Im Vorschiff inspiziert Ingenieur Scharping<br />
den Einbau der neuen Spanten.<br />
Ringspanten, Decksbalken und Püttinge<br />
sind jetzt kraftschlüssig mit einander<br />
verbunden.
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Andreas füllt die Räume zwischen Ringspanten und<br />
Außenhaut mit Passstücken aus.<br />
Von den alten Decksbalken im Vorschiffsbereich<br />
ist keiner übrig geblieben. Das Schott zur Vorpik<br />
hat eine Verstärkung bekommen.<br />
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34 �<br />
Die Fugen der Schlingen unterm Kajütsaufbau sind<br />
durch die Riggkräfte, die auf den Rumpf einwirkten,<br />
undicht und rott geworden.<br />
Sie müssen um die Stehbolzen herum ausgestemmt und<br />
ersetzt werden.
feb. 2007<br />
Das für die Demontage des alten Motors aufgeschnittene Deck und eine alte Niedergangsöffnung, die wegen<br />
der neuen Spanten nicht mehr benutzbar ist, werden von Tischlermeister Heinz Behner geschlossen. Der neue<br />
Motor lässt sich, falls notwendig, in Einzelteilen durch den Niedergang transportieren.<br />
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36 �<br />
In der Tischlerei stemmen und passen<br />
Horst Vollertsen und Tischlermeister<br />
Dietmar Schlömer die alten Reelingstützen<br />
in den neuen Schandeckel ein,<br />
der anschließend auf Deck verleimt<br />
und verschraubt wird.
Auch der Schandeckel muss wegen seiner Länge geschäftet werden.<br />
Die Schlitzschrauben aus Bronze werden von Hand gefühlvoll mit der<br />
Bohrleier eingedreht. Ein Maschinenschrauber verletzt zu leicht Schraubenschlitze<br />
und Flanken der Bohrlöcher, die man anschließend passend mit<br />
Langholzdübeln verpfropft.<br />
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Auf Höhe des Cockpits ist das<br />
Holz noch gesund. Mit einer langen<br />
Schäftung schließt der neue<br />
an den alten Schandeckel an.<br />
Für das neue Deck zwischen<br />
Schandeckel und Aufbau stellt<br />
Horst Mallenmodelle her, nach<br />
denen das Bootsbausperrholz zugeschnitten<br />
wird.<br />
Die Unterseiten des Sperrholzes<br />
sind vor der Montage bereits<br />
endlackiert. die Auflagenbereiche<br />
für die Verleimung ausgespart.<br />
märz 2007<br />
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Zwischen zwei Sperrholzschichten<br />
unter dem Teakdeck kommt eine<br />
Isolationsschicht, um Schwitzwasser<br />
unter Deck vorzubeugen. Die<br />
Bereiche, wo später Beschläge und<br />
Nagelbank um den Mast montiert<br />
werden, sind mit Sperrholz ausgefüllt.<br />
april 2007<br />
Die Sperrholz-Oberfläche des<br />
Kajütsdachs wird mit Glasfasergewebe<br />
und Epoxydharz<br />
versiegelt.<br />
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Die langen, geschäfteten Decksplanken<br />
aus Teakholz werden mit Zwingen und<br />
Spannkeilen dem Decksstrak angepasst<br />
und mit Hilfe von Andruckklötzchen<br />
schraubenlos verleimt.<br />
mai 2007<br />
Dort wo die Teakplanken in die<br />
runde Cockpiteinfassung und den<br />
Fisch auf dem Vordeck einlaufen<br />
butten Horst und Andreas die<br />
Plankenenden sorgfältig ein.
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Juni 2007<br />
44 �<br />
Mit Hilfe von Zwingen fixiert Andreas<br />
Kotenbeutel das Setzbord<br />
und verschraubt es mit versenkten<br />
Schlüsselschrauben.<br />
Nach der alten Vorlage schnitzt<br />
Dietmar Schlömer den Schiffsnamen<br />
in das neue Setzbord.<br />
Auf dem geschwungenen Heck ist<br />
das Setzbord formverleimt und in<br />
der Mitte geschäftet.
aug. 2007<br />
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Die Nagelbänke für die Fallen an den Püttingen erhalten verdeckte Verstärkungen aus Niroblechen.
Die Teakholzreeling auf dem Setzbord<br />
wird an den Schäftungen mit Resorcinharz<br />
verleimt.<br />
Um die Enden der aufgesetzten Reeling am Bug passgenau<br />
zu montieren sind vier Hände und Zwingen nötig.<br />
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okt. 2007
Der abgehobelte und geschliffene Rumpf aus amerikanischer<br />
Yellow-Pitchpine ist mit ähnlich harzreicher sibirischer Lärche<br />
ausgeleistet.<br />
Darüber kommt die erste Diagonallage aus sechs mm starken<br />
Sipo-Mahagoni-Dickten, die Till Schürmann und Tore Rosemann-Poch<br />
zur Verleimung mit Epoxydharz mit Hunderten<br />
von Andruckklötzchen festtackern.<br />
Nach dem Aushärten des Harzes müssen vor dem Zwischenschliff alle Klötzchen<br />
abgeschlagen und die Krampen Stück für Stück wieder entfernt werden. Eine<br />
Sisyphus-Arbeit, bei der auch Eigner Dieter Krügel mit hilft.<br />
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Während Maler Lothar Ristow auf der Steuerbord-Seite<br />
noch Klötzchen abgeschlägt und die erste Diagonallage<br />
ihren Zwischenschliff erhält, tackern Tore und Till an<br />
Backbord die ersten Dickten der zweiten Lage an.
nov. 2007<br />
Besonders kräftigen Andruck mit Tausenden Klötzchen<br />
und Krampen erfordert die Beplankung in der hohlen<br />
Gillung, dort wo das Heck in den Kiel übergeht.<br />
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dez. 2007<br />
Andreas, Till und Tore tackern die 10 mm starke,<br />
dritte Plankenlage in Längsrichtung an.
Der umgeschmolzene Blei-Innenballast wird<br />
außen untergebolzt, um den Schwerpunkt<br />
tiefer zu legen und die Kielfläche zu vergrößern.<br />
Den Bleikiel schützt zusätzlich ein Fenderkiel<br />
aus Mahagoni.<br />
Um einen nahtlosen Anschluß an die überplankte Außenhaut<br />
zu erhalten, beplankt Andreas auch den Kielbereich.<br />
jan. 2008<br />
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feb. 2008<br />
Nach dem Endschliff der neuen, zusätzlichen Außenhaut<br />
bekommt der Kiel eine Armierung aus vier<br />
Lagen Glasgewebe bevor der gesamte Rumpf ein<br />
zweilagiges, mit Epoxydharz getränktes Glasfaserkleid<br />
erhält.
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märz 2008<br />
Der Ablieferungstermin rückt näher.<br />
Die gesamte Werftcrew arbeitet überall an MISTRALs<br />
Vollendung.<br />
Während an Steuerbord noch das gespachtelte Laminat<br />
der Außenhaut von Tore und Till geschliffen wird,<br />
kümmert sich Lothar um die Grundierung des geschnitzten<br />
Namens, Horst baut in der Pantry den<br />
Backofen ein und am Ruder werden von der Schlosserei<br />
Oliver Kruse die Aufhängungen angepasst und<br />
verschweißt.
märz 2008<br />
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Zur gleichen Zeit verleimt Dietmar in der<br />
Tischlerei die Front der Sitzbank vom Salon.
Während an Backbord noch laminiert<br />
wird, die Steuerbordseite ist bereits grundiert,<br />
befreit Eigner Krügel das Ruderblatt<br />
vom alten Antifouling.<br />
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april 2008<br />
Lothar zieht die letzten Pinselstriche<br />
an der inneren Schanz, Andreas<br />
schleift das verlängerte Ruderblatt und<br />
Horst kniet im Salon bei der Montage<br />
der Eckbank.<br />
Dietmar schraubt die Hänge mit<br />
traditionellen Schlitzschrauben an<br />
die Schapptüren, die wie alle Messingbeschläge<br />
gegen Anlaufen vergoldet<br />
sind.
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Noch kurz vor dem Stapellauf<br />
montiert Eigner Dieter Krügel das<br />
alte Steuerrad mit neuem Kranz.
mai 2008<br />
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Am 22. Mai 2008 ist es endlich soweit. MISTRAL verlässt die Halle, in der sie sich fast zwei Jahre lang hat liften lassen.<br />
Beim vierten Stapellauf zu ihrem siebzigsten Geburtstag hat sie eine weitaus bessere Kondition als bei ihrem ersten<br />
1938 in West Lynn, Massachusetts. Nun paaren sich in ihr Herreshoff'sche Genialität und deutsche Bootsbau-Qualität.
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Die historische Bugzier und der Schiffsname<br />
sind mit Blattgold ausgelegt.
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Mit Hilfe eines Pontonkrans des Qstsee-Dienstes<br />
Jaich wird der 23 Meter lange Großmast<br />
gesetzt. Dabei fasst die gesamte Werftcrew mit<br />
an, einschließlich des Eigners, während Werftchef<br />
Matthias Paulsen im Hintergrund die Komandos<br />
an den Kranführer gibt.<br />
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Letzte Arbeiten nach dem Stapellauf.<br />
Die mächtigen Rahmenspanten verschwinden<br />
zum größten Teil hinter<br />
den Einbauten aus heller Kirsche.<br />
Die Verschraubung der Tisch-<br />
Scharniere mit vergoldeten<br />
Schlitzschrauben erfordert einfühlsame<br />
Hände.<br />
Der Salontisch wird durch Stehbolzen<br />
auf den festgesetzten<br />
Bodenbrettern verankert.<br />
juni 2008<br />
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Am 19. Juni 2008 montieren die Arnisser<br />
Bootsbauer in Flensburg letzte Abdeckleisten.<br />
Bis die Mannschaft an Bord<br />
kommt bleibt nur wenig Zeit, das Ergebnis<br />
der zwei Jahre währenden Restaurierung<br />
unter Deck und Umgestaltungen<br />
im Salon zu dokumentieren.<br />
Der Navigationsplatz am Niedergang<br />
ist mit modernster Yacht-Elektronik<br />
ausgerüstet.<br />
Ein NAVnet-Seekartenplotter mit Radaroverlay<br />
ist mit einem Laptop vernetzt,<br />
über den man per Satellit Windund<br />
Wetterinformationen in die elektronische<br />
Seekarte einblenden kann.<br />
Die neuen Ringspanten im Bereich des<br />
Großmastes, der frei im Salon steht,<br />
erzeugen ein Gefühl von Geborgenheit.
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74 �<br />
Ein REFLEKS-Ölofen sorgt in nördlichen Breiten für behagliche Wärme.<br />
Am aufklappbaren Salontisch haben acht Personen Platz.
Die neugestaltete Pantry mit massiver, geölter Arbeitsplatte ist wie alle Einbauten aus hellem Kirschholz getischlert.<br />
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Die Vorpik hat einen eignen Ausstieg über eine schwenkbare Treppe,<br />
hinter der sich ein weiterer Schrank befindet.<br />
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Die Lotsenkoje am Niedergang kann mit dem unter der Decke<br />
aufgerollten Segeltuch separiert werden.<br />
Der Nanni-Diesel zwischen Navigationsplatz und Salon<br />
ist mit einer Kommode überbaut.
Hightech und Tradition in Symbiose:<br />
Die NAVnet-Tochteranzeige ist auf die<br />
historische Kompasssäule montiert.<br />
Die Cockpitform trägt die Handschrift<br />
ihres berühmten Konstrukteurs.<br />
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Aus dem neuen Teakdeck ragen noch immer die originalen Poller und die Klüverbaum-<br />
Beding aus Eiche. Die alte Ankerwinsch aus Bronze steht auf einem neuen Teaksockel.<br />
Die Belegnägel an der Schanz halten Dirken und Fallen.
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Die Mastringe des Gaffel-Schonersegels<br />
sind mit Leder benäht.<br />
Auch der umklappbare Baumgalgen<br />
und die Schotblöcke sind zum<br />
Schutz mit Leder bekleidet.
Am Freitag, den 20. Juni legt MISTRAL<br />
in Flensburg ab zu einer mehrjährigen<br />
Reise mit Regatten von Kiel über Frankreich<br />
und Marokko bis nach Kanada.<br />
Vorm Wind segelt Dieter Krügel mit ihr<br />
aus der Förde zum "Rendezvous der<br />
Klassiker zur Kieler Woche".<br />
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Einlaufend in die Kieler Förde, bei sechs<br />
Beaufort hoch am Wind, haben sie auf<br />
MISTRAL das Großsegel zweimal<br />
gerefft und die Baumfock geborgen.<br />
86 �
Zwei in ihrem Element:<br />
Dieter Krügel am Ruder seiner MISTRAL<br />
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Samstag, den 21. Juni 2008:<br />
Nach dem Start zur Regatta des "Rendezvous<br />
der Klassiker" wird bei raumem Wind auf<br />
MISTRAL das Fisherman-Segel zwischen den<br />
Masten gesetzt. Auf einem Kurs, bei dem sie<br />
ihr ganzes Potential ausspielen kann.<br />
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Es hat riesig Spaß gemacht, eine solch kenntnisreiche,<br />
aktive Mannschaft zu beobachten, für die kein Problem<br />
unüberwindbar war.<br />
Leistungswillen, handwerkliche Perfektion, hervorragende<br />
Mannschaftsarbeit kennzeichnen die Werft von<br />
Matthias Paulsen.<br />
Danke, dass ich bei Nebenarbeiten mit tätig sein<br />
konnte.<br />
Diese Werft kann ich bestens empfehlen.<br />
MISTRAL ist für eine weitere Lebensspanne bereit.<br />
Dank allen, die es ermöglicht haben.<br />
Dieter Krügel
von links nach rechts: Maler Lothar Ristow, Praktikant Nicky Goertz, Bootsbauer Tore Rosemann-Poch und Till Schürmann, MISTRAL-Eigner Dieter Krügel,<br />
Bootsbauer Andreas Kotenbeutel, Altgeselle Horst Vollertsen, Tischlermeister Dietmar Schlömer und Werftchef Matthias Paulsen<br />
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Theodor W. Little ließ sich MISTRAL 1938 als letzten<br />
Schoner mit 63,6 Fuß Länge und der Baunummer 73 nach<br />
Plänen von L. Francis Herreshoff, einem Mitglied der<br />
Familie des „Magiers von Bristol“ Nathaniel Herreshoff,<br />
auf der Werft der Britt Brothers am Sogus River in West<br />
Lynn, Massachusetts, bauen. Als „großen, leichtfüßigen<br />
und schnellen Schoner“ in typischer Herreshoff-Tradition<br />
für die amerikanischen Küstengewässer.<br />
Während des Krieges wurde MISTRAL mit ihrem geräuschlosen<br />
Segelantrieb zu U-Boot Patrouillen der US<br />
Coast Guard eingesetzt und schrieb Jahre später US-Marinegeschichte.<br />
Sie war die erste Ausbildungsyacht der<br />
amerikanischen Navy, die unter dem Kommando einer<br />
Frau über den Atlantik segelte und ist damit in die maritime<br />
Geschichte Amerikas eingegangen.<br />
MISTRALs Daten<br />
Länge über alles: 25,00 Meter<br />
Länge über Deck: 19,35 Meter<br />
Konstruktions-Wasserlinie: 16,75 Meter<br />
Breite: 4,60 Meter<br />
Tiefgang: 2,50 Meter<br />
Verdrängung: 43 Tonnen<br />
Segelfläche am Wind: 195 Quadratmeter<br />
Fisherman-Stagsegel: 37,5 Quadratmeter<br />
Gollywobbler: 140 Quadratmeter<br />
Genaker 1 und 2: 178,5 und 156 Quadratmeter<br />
Baumaterial Rumpf: Yellow-Pitchpine auf Eichenspanten,<br />
darüber 3 Lagen Sipo-Mahagoni<br />
Innenausbau neu: Kirsche<br />
Baumaterial Masten: Spruce<br />
Anzahl Kojen: 8<br />
Takelung: Neuschottland-Schoner<br />
Motor: Nanni-Diesel, 114 kW (155 PS)