Editorial - Schweizerische Gesellschaft für Gebirgsmedizin
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FORUM ALPINUM Nr. 3/07 1
Inhaltsverzeichnis / Table des matières<br />
• <strong>Editorial</strong> 3<br />
• Anfragen an die SGGM 4<br />
Kortikoide als Notfallmedikamente im Gebirge<br />
Schwangerschaft in der Höhe<br />
Papillitis nervi optici und Höhe<br />
• Einladung zur 12. Generalversammlung der SGGM 5<br />
• Improvisierte Rettung auf 6500 m 6<br />
Walo Pfeifhofer<br />
• Höhenexposition bei besonderen medizinischen Bedingungen 11<br />
Eckehart Schöll<br />
Herzkrankheiten<br />
Lungenerkrankungen<br />
Diabetes mellitus<br />
Epilepsie<br />
Schwangerschaft<br />
Kinder<br />
Alte Menschen<br />
Literatur<br />
• Einladung <strong>für</strong> eine geführte Höhlentour <strong>für</strong> interessierte SGGM-Mitglieder 14<br />
Ueli Nägeli<br />
• Agenda 15<br />
• Programm Symposium Sportklettern und Medizin 16<br />
1. Umschlagseite: Eislawinenabgang am Gasherbrum I über ca. 2000 Höhenmeter<br />
4. Umschlagseite: Programm Symposium Sportklettern und Medizin am 10. November 2007<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 2
<strong>Editorial</strong><br />
Ein Lawinenabgang betrifft jeden etwas anders. Die meisten Leute lesen etwas darüber, wie hier im Forum<br />
Alpinum, einige wenige sind Augenzeugen und einzelne sind direkt Betroffene. Als Leser kann man sich<br />
gemütlich zurücklehnen und sich Gedanken machen, wie das Ganze abgelaufen ist und sicher wird man sich die<br />
Frage stellen, wen welche Schuld daran trifft. Augenzeugen haben durch die persönlichen Eindrücke genauere<br />
Informationen, sind aber durch den eigenen Betrachtungswinkel eingeschränkt. Die direkt Betroffenen sind<br />
durch die Ereignisse extrem stark geprägt, zum Teil besteht unfallbedingt auch eine Amnesie. Sie sind manchmal<br />
aber die einzigen, die das Ereignis Lawinenabgang miterlebt haben. Gibt es keine Überlebenden, kann es<br />
schwierig werden nachzuvollziehen, wie es passiert ist. Die Klärung der Schuldfrage ist dann wenn überhaupt,<br />
schwer durchzuführen.<br />
Bei der Beschreibung des Lawinenunglückes am Gasherbrum II (siehe S. 6 und folgende) wurde bewusst nicht<br />
auf die Schuldfrage eingegangen. Anders als in der Schweiz, wo Lawinenunfälle auch vor Gericht behandelt<br />
werden können, wird in Pakistan keinerlei Abklärung vorgenommen. Nicht nur dies unterscheidet den<br />
Lawinenabgang in Pakistan von Lawinenabgängen in der Schweiz. Auch bei der Rettung der Überlebenden ist<br />
das Vorgehen ein anderes. Mehr darüber im Bericht.<br />
Walo Pfeifhofer<br />
Präsident SGGM<br />
In dieser Ausgabe des Forum Alpinum findet Ihr neben dem oben<br />
erwähnten überaus eindrücklichen Erlebnisbericht auch wieder<br />
einige interessante Anfragen an die SGGM. Für die jeweiligen<br />
Antworten wird immer auch die aktuelle Literatur herangezogen.<br />
Falls von Seiten unserer Leserschaft weitere Aspekte zu den<br />
einzelnen Themen auftauchen, würden wir uns über ein kurzes<br />
Statement sehr freuen.<br />
Für den nächsten Monat gibt es drei Ankündigungen: Ein<br />
absolutes Highlight <strong>für</strong> Sportmedizin- und Kletter-Freaks ist unser<br />
Symposium „Sportklettern und Medizin“ am 10.11.07. Das<br />
Programm hier<strong>für</strong> findet Ihr auf der letzten Umschlagseite. Im<br />
Anschluss daran findet die diesjährige Generalversammlung statt.<br />
Ueli Nägeli bietet <strong>für</strong> SGGM-Mitglieder am Folgetag eine<br />
geführte Höhlentour an. Der 10./11. November dürfte also ein<br />
spannendes Wochenende werden.<br />
Die jeweiligen Veranstalter freuen sich auf eine hohe<br />
Teilnehmerzahl.<br />
Eckehart Schöll<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber / Éditeur<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Gebirgsmedizin</strong><br />
Société suisse de médecin de montagne<br />
Società Svizzera di Medicina di Montagna<br />
Präsidium / Présidence<br />
Walo Pfeifhofer<br />
Mobile: +41 79 677 93 64<br />
Email: walopfeifhofer@bluewin.ch<br />
Kassierer / Caissier<br />
Andreas Christ<br />
Beitritts-Anmeldung / Inscription d’entrée<br />
Mobile: +41 79 414 24 32<br />
Email: achrist@uhbs.ch<br />
Redaktion / Rédaction<br />
Eckehart Schöll<br />
Mobile: +41 76 373 72 40<br />
Email: schoell@forum-alpinum.ch<br />
www.sggm.ch<br />
Layout / Mise en page<br />
Eckehart Schöll<br />
Erscheinen / Parution<br />
4 x jährlich / par an<br />
Redaktionsschluss / Clôture rédactionnelle<br />
30. September 2007<br />
Druck / Impression<br />
Copy- und Schnelldruck-Center AG<br />
Untere Bahnhofstr. 30, CH-9500 Will<br />
Tel.: +41 71 911 47 11<br />
Email: info@copy-center.ch<br />
www.copy-center-wil.ch<br />
Jahrgang / Année<br />
13, Nr. 3, 10/2007<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 3
Anfragen an die SGGM �<br />
Kortikoide als Notfallmedikamente im Gebirge<br />
Die interessante Ausgabe des Forum Alpinum Nr. 1/2007<br />
veranlasst uns, endlich eine uns beschäftigende Frage zu<br />
stellen.<br />
Vielleicht erinnerst Du Dich noch an die Zwei vom Mt.<br />
Kenya? (siehe FA 02/2005, Anm. d. Red.)<br />
Zwischenzeitlich haben wir wieder in Südamerika hohe<br />
Berge bestiegen. Ohne Medikamente, guter<br />
Akklimatisierung und langsamem Hochsteigen ging es<br />
uns sehr, sehr gut. Wir konnten trotz harter Leistung<br />
Videoaufnahmen machen und hatten keine<br />
Höhenprobleme.<br />
Nun haben wir die Muztagh-Ata-Expedition und den<br />
Bericht in eisigen Höhen mit den Resultaten, die<br />
veröffentlicht wurden, genau verfolgt, denn es interessiert<br />
uns sehr, was mit dem Körper geschieht beim<br />
Höhenbergsteigen. Auch den Bericht im Alpinum Nr. 1-<br />
2007 haben wir mit Interesse gelesen.<br />
Da wir, falls es unsere Gesundheit und Kondition zulässt,<br />
nochmals ein zwei hohe Berge besteigen möchten, haben<br />
wir eine Frage an Dich.<br />
Was hältst Du von dem in den ALPEN SAC Nr. 2-2007<br />
veröffentlichten Forschungsresultat betreffs Cortison<br />
Einsatz in den Bergen?<br />
Könnte das Cortison, als wirklich Nur-<br />
Notfallmedikament ein Begleiter sein <strong>für</strong> die über<br />
Fünftausender?<br />
Da wir bei unseren Expeditionen auf uns alleine gestellt<br />
sind und in eigener Verantwortung die hohen Berge<br />
besteigen, wäre es gut zu wissen, dass das Cortison nur<br />
im Notfall die Rettung sein könnte.<br />
Korrespondenz<br />
Hildegard Petri<br />
kibo.sana@bluewin.ch<br />
Antwort der Redaktion<br />
Danke <strong>für</strong> Eure Anfrage. Tommy Dätwyler bezieht sich<br />
auf den Artikel von Marco Maggiorini in den Annals of<br />
Internal Medicine von 10/2006, den ich Euch angehängt<br />
habe. Eigentlich neu an den Resultaten ist die Tatsache,<br />
dass Dexamethason (ein stark wirksames Corticoid, ca.<br />
35-fach stärker als Cortison), den Blutdruck im<br />
sogenannten kleinen Kreislauf, also in der Lunge, senkt.<br />
Seit Jahren verwendet man Corticoide bereits in der<br />
Therapie des ARDS (acute respiratory distress<br />
syndrome). Dieses Krankheitsbild ist in seinen<br />
Auswirkungen dem HAPE nicht unähnlich, allerdings ist<br />
die Genese eine komplett andere. (siehe<br />
http://www.springerlink.com/content/f7g3fwdtk5glx1wk/)<br />
Also, wenn Ihr mich fragt: Dexamethason habe ich<br />
immer im Gepäck, wenn es ins Hochgebirge geht, habe<br />
aber bislang noch nie Gebrauch davon machen müssen.<br />
Kollegen hat es aber schon immer geholfen. Ach ja: keine<br />
Angst vor den viel beschriebenen Nebenwirkungen: Die<br />
beziehen sich auf Langzeitbehandlungen. Wenn Ihr das<br />
"Dex" <strong>für</strong> ein bis zwei Tage einwerft, habt Ihr wenig zu<br />
be<strong>für</strong>chten.<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 4<br />
Schwangerschaft in der Höhe<br />
Ich bin selber Mitglied der SGGM (habe die Basiskurse<br />
vor ein paar Jahren besucht) und habe eine<br />
höhenmedizinische Frage zum Thema Schwangerschaft:<br />
Wie hoch darf man im 1. Trimenon gehen? Ich kenne die<br />
offizielle Empfehlung von 2500m, kann mich aber auch<br />
an eine Aussage eines Höhenspezialisten erinnern, dass<br />
dies sehr übertrieben ist und er auch eine höhere Limite<br />
empfehlen würde (er brachte ein Fallsbeispiel von über<br />
7000 m).<br />
Bei meinem "Fall" geht es nicht um eine Patientin,<br />
welche ich beraten muss (mit der notwendigen<br />
rechtlichen Absicherung), sondern um meine schwangere<br />
Ehefrau. Das heisst, wir müssen uns nicht an Richtlinien<br />
halten, sondern handeln aus Eigenverantwortung. Weißt<br />
du, wie das Thema unter Höhenmedizinern pragmatisch<br />
angewendet wird, wenn es um die eigene Familie geht?<br />
Ist von 4000ern trotzdem abzuraten?<br />
Korrespondenz<br />
Lukas Weilenmann<br />
luwei@bluewin.ch<br />
Anmerkung der Redaktion<br />
Fragen zum Thema Schwangerschaft und Höhe gelangen<br />
häufig an uns. Daher haben wir in diesem Heft in dem<br />
Artikel „Höhenexposition bei besonderen medizinischen<br />
Bedingungen“ genauer darauf geantwortet. Die<br />
entsprechende Literatur wurde angegeben. Unsere<br />
Empfehlung ist ganz klar: während den besonderen<br />
Umständen unter keinen Umständen höher als 2500 m<br />
(Es sei denn man ist Höhenbewohnerin, dort gelten<br />
andere Limite).<br />
Papillitis nervi optici und Höhe<br />
Vielleicht können Sie mir weiterhelfen oder wissen,<br />
wohin ich mich wenden könnte. Ich habe geplant, Ende<br />
Oktober mit einer Trekking-Gruppe den Kilimanjaro zu<br />
besteigen. Leider hatte ich vor zwei Monaten eine<br />
Papillitis (Sehnervkopfentzündung), die jetzt so<br />
einigermassen ausgeklungen ist. Habe aber noch eine<br />
veränderte Blutader im Auge. Der Augenarzt nennt dies<br />
ein Ödem, meint aber, ich könne auf die Trekking-Tour<br />
gehen. Könnte dies evtl. in der grossen Höhe zu<br />
Problemen führen?<br />
Oder kennen Sie einen "Höhenarzt" im Raum St. Gallen,<br />
an den ich mich wenden könnte?<br />
Korrespondenz<br />
Sandra Stucky<br />
S.Stucky@hcwb.com<br />
Antwort der Redaktion<br />
Die Papille des Sehnerven (Nervus opticus) ist der Teil,<br />
welcher von hinten in den Augapfel einmündet und an<br />
welchem die optischen Impulse der Netzhaut (Retina)<br />
strahlenförmig zusammenlaufen und gebündelt an das<br />
Gehirn übermittelt werden.
Anfragen an die SGGM �<br />
Eine Papillitis nervi optici ist daher meistens Ausdruck<br />
einer Erkrankung, die den ganzen Sehnerven betreffen<br />
kann: Neuritis nervi optici. Diese Erkrankung kommt<br />
gehäuft im jüngeren und mittleren Lebensalter und<br />
zumeist bei Frauen vor. Als Ursachen kommen unter<br />
anderem demyelinisierende Erkrankungen in Frage, das<br />
sind Defekte in der Nervenummantelung (wie bei einem<br />
Kabel die Isolierung). Solche Erkrankungen sind zum<br />
Beispiel Infektionen (Viren, Borrelien u.a.), eine<br />
veränderte Immunantwort nach Infektionen<br />
(Autoimmunreaktion) aber auch schubweise<br />
Entzündungen des zentralen Nervensystems wie die<br />
Multiple Sklerose. Andere Gründe sind<br />
Blutgefässverschlüsse im Sehnerven, ein erhöhter<br />
Hirndruck, Tumor oder Anomalien.<br />
Die Schwellung der Papille wird Papillitis genannt und<br />
kann vom Augenarzt mittels<br />
Augenhintergrundsspiegelung beurteilt werden. Sie ist<br />
daher ein unspezifisches Zeichen unterschiedlichster<br />
Erkrankungen, deren Ursachen unbedingt abgeklärt<br />
werden müssen.<br />
Einladung zur 12. Generalversammlung der SGGM<br />
nach dem Symposium Sportklettern und Medizin<br />
Liebes SGGM–Mitglied<br />
Eine höhenbedingte Papillitis würde - falls keine andere<br />
Pathologie zugrunde liegt - <strong>für</strong> die Erhöhung des<br />
Schädelinnendruckes sprechen. Der Grund liegt in einem<br />
behinderten Abfluss innerhalb des Zellplasmas des<br />
Sehnervens. Auf Höhen wie der des Kilimanjaro wäre<br />
eine solche Erkrankung durchaus denkbar, hätte aber<br />
nichts mit Ihrem jetzigen Zustand zu tun. Ausserdem<br />
kommt diese Erkrankung zu 95% der Fälle beidseitig vor.<br />
Andere höhenbedingte Augenerkrankungen sind<br />
Netzhautblutungen (HARH), haben aber ebenfalls nichts<br />
mit der jetzigen Erkrankung von Ihnen zu tun.<br />
Ich stimme Ihrem Augenarzt zu, wenn er sagt, dass Sie<br />
auf die Trekking-Tour gehen können. Wichtig ist, dass Sie<br />
die Grunderkrankung der jetzigen Papillitis gut<br />
behandelt haben.<br />
Zum besseren Verständnis lege ich Ihnen noch eine sehr<br />
schöne Zusammenfassung bei:<br />
W.A. Lagrèze. Differenzialdiagnose der<br />
Papillenschwellung. Ophthalmologe 2001 · 98:417–433<br />
Wir freuen uns, Dich zur Generalversammlung der <strong>Schweizerische</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Gebirgsmedizin</strong> einladen<br />
zu dürfen.<br />
Datum: Samstag 10. November 2007<br />
Zeit: 20:15 Uhr, nach dem Symposium Sportklettern und Medizin<br />
Ort: im Kraftreaktor Klettereldorado 5600 Lenzburg (www.kraftreaktor.ch)<br />
Damit Du nicht nur <strong>für</strong> die Generalversammlung nach Lenzburg kommen musst, haben wir ein Symposium<br />
organisiert. Das Symposium beginnt um 16:45 Uhr. Du hast die Möglichkeit, früher anzureisen und mit Deinem<br />
Kletterpartner oder einem von uns als Sicherer in der Kletterhalle die Wände hoch zu gehen. Wir erwarten Dich<br />
gerne ab 14:00 Uhr. Klettermaterial kann in der Halle gemietet werden.<br />
Die Traktandenliste mit zusätzlichen Unterlagen findest Du in Deinem Briefkasten. Die Generalversammlung<br />
findet nach dem Symposium Sportklettern und Medizin im Kraftreaktor statt.<br />
Ich hoffe, wir haben Dich von einer Teilnahme überzeugen können.<br />
Dann freuen wir uns, Dich an der Generalversammlung und am Symposium Sportklettern und Medizin 2007<br />
begrüssen zu dürfen.<br />
Bis bald<br />
Walo Pfeifhofer<br />
Präsident SGGM<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 5
Beim Bergsteigen in extremen Höhen (oberhalb<br />
5300 m) werden oft Risiken eingegangen, die in<br />
den Alpen nicht toleriert würden. Ebenso<br />
verschieden verläuft eine Rettungsaktion in den<br />
Alpen und - wie im Folgenden berichtet - an einem<br />
Achttausender. Ort des Geschehens ist der<br />
Gasherbrum II nach einem Lawinenabgang von<br />
6800 m auf 6500 m.<br />
Eine Expedition ist teuer, dauert lange und erfordert<br />
eine ausgiebige Vorbereitung. Ist deshalb die<br />
Risikobereitschaft der Teilnehmer erhöht? In<br />
extremen Höhen ist jeder alleine <strong>für</strong> sich<br />
verantwortlich, es werden weniger Seilschaften<br />
gebildet. Nur wer gleich schnell vorankommt bleibt<br />
bei der Gruppe. Die Risikobeurteilung bezüglich<br />
Steinschlag-, Lawinen- oder Spaltengefahr, losen<br />
Fixseilen etc. obliegt deshalb jedem einzelnen<br />
selber. Das Urteilsvermögen kann durch den<br />
zunehmenden Sauerstoffmangel getrübt werden und<br />
der Druck weiterzugehen ist aufgrund des<br />
finanziellen, zeitlichen und körperlichen Einsatzes<br />
deutlich grösser als bei der Besteigung eines<br />
Alpengipfels.<br />
Wir hatten das Lager II auf etwa 6500 m schon früh<br />
am Vormittag erreicht, nachdem wir vom Lager<br />
eins um 4:00 Uhr morgens aufgebrochen waren. Im<br />
Zelt wurde es sehr warm, so war es angenehm,<br />
barfuss und nur in Unterkleidern auf der Matte zu<br />
liegen. Plötzlich ertönte das Donnern eines<br />
Lawinenabganges. Alle blickten hoch und sahen,<br />
die frische Aufstiegsspur, welche direkt in den<br />
Anrissbereich hinein führte. Ausrüstungsteile und<br />
Menschen wurden mit den Schneemassen nach<br />
unten über die Eisabbrüche gerissen. Die Lawine<br />
kam etwa 100 m entfernt horizontal zu unserem<br />
Lager zum Stillstand. Körperteile und einzelne<br />
Ausrüstungsgegenstände waren auf dem<br />
Lawinenkegel sichtbar. Wir (sechs Retter) zogen<br />
uns sofort an, nahmen die zwei Schaufeln mit und<br />
rannten so schnell es trotz der Höhe ging zu den<br />
Verschütteten, ohne uns anzuseilen oder auf<br />
Gletscherspalten zu achten.<br />
Links war die Abrisskante des Schneebretts<br />
erkennbar, welches weiter unten ein weiteres<br />
Schneebrett ausgelöst hatte (Abb. 1, Pfeile). Die<br />
verunglückten Bergsteiger waren über die<br />
dazwischen und darunter befindlichen Seracs und<br />
Eisabbrüche geschleudert worden. Der<br />
Lawinenkegel hatte eine Ausdehnung von etwa 200<br />
x 300 m. Darauf verteilt waren drei Personen<br />
ersichtlich. Ein Opfer (A) war komplett verschüttet.<br />
Die anderen waren teilverschüttet und obenauf, das<br />
heisst zum Beispiel nur mit einem Bein im Schnee.<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 6<br />
Improvisierte Rettung auf 6500 m<br />
Walo Pfeifhofer<br />
Abbildung 1<br />
Der komplett verschüttete A hatte den Kopf, einen<br />
Arm und den Thorax bis zu 50 cm unter dem<br />
Schnee begraben. Er wurde daher zuerst<br />
ausgegraben und klagte danach lautstark über<br />
Schmerzen und Atemnot. Sein Gesicht war an<br />
einigen Stellen aufgeschürft, er hustete und würgte<br />
wenig Blut hervor. Ich machte eine Erstbeurteilung.<br />
A. war ansprechbar und antwortet adäquat. Die<br />
Kopfverletzungen schienen nicht gravierend zu<br />
sein. Inzwischen waren Mitglieder von anderen<br />
Expeditionen von ihrem Lager II die ca. 80<br />
Höhenmeter zum Lawinenkegel hochgekommen.<br />
Sechs Leute fassten A. an den Kleidern und am<br />
Klettergurt und trugen ihn vorsichtig die 100 m<br />
quer zu unserem Lager.<br />
Ich wurde gebeten, nach B zu schauen, er habe<br />
wahrscheinlich eine Oberschenkelfraktur. B lag<br />
noch am Unglücksort. Er war ansprechbar, redete<br />
aber nur leise. Am Gesicht zog sich eine blaue<br />
Verfärbung von der rechten Wange zum<br />
Schädeldach hoch. Auch er klagte über Brust- und<br />
Kopfschmerzen und er könne das linke Bein nicht<br />
bewegen. Das linke Bein von B war in der Hüfte<br />
leicht flektiert, abduziert und aussenrotiert. Es war<br />
federnd fixiert, eine pathologische Beweglichkeit<br />
fand ich nicht. In der Erstbeurteilung fasste ich<br />
zusammen, dass wahrscheinlich ein Schädelhirn-
und Thoraxtrauma sowie eine Hüftluxation<br />
vorlagen. B konnte aufgrund der multiplen<br />
Verletzungen nicht durch den Kleiderhandgriff<br />
evakuiert werden, daher musste eine andere Lösung<br />
gefunden werden. Eine Evakuation war<br />
vordringlich, da wir alle Angst vor Nachlawinen<br />
hatten. Keiner von uns trug zu diesem Zeitpunkt ein<br />
LVS auf sich. Eine noch grössere Katastrophe wäre<br />
vorprogrammiert gewesen. Die Nachlawine ist dann<br />
auch gekommen, allerdings erst einen Tag später.<br />
Für den Abtransport von B stand uns natürlich<br />
keine Trage zur Verfügung, wir mussten<br />
improvisieren. Aus einem Zelt, welches die<br />
verunglückte Gruppe mitgenommen hatte und<br />
welches nun auf dem Lawinenkegel lag, fertigen<br />
wir eine behelfsmässige Bahre. Damit konnten die<br />
inzwischen zurückgekehrten Helfer B zu unserem<br />
Lager II bringen.<br />
C schien am wenigsten abbekommen zu haben. Er<br />
konnte mit der Hilfe von zwei anderen Personen<br />
selber zu unserem Lager II gehen. Inzwischen war<br />
bekannt geworden, dass vier Leute unterwegs<br />
gewesen waren und von der Lawine mitgerissen<br />
wurden. Der Vierte wurde noch vermisst. Zwei<br />
Helfer und ich suchten den Lawinenkegel weiter ab<br />
und sondierten mit Skistöcken die Umgebung von<br />
herumliegenden Ausrüstungsteilen ab, da wir keine<br />
anderen Sonden hatten. Bei zwei Skistöcken gelang<br />
es jedoch, den Teller zu entfernen und sie<br />
behelfsmässig einzusetzen. Die Sondierungstiefe<br />
war dadurch allerdings sehr beschränkt. Aufgrund<br />
der Gefahr von Nachlawinen und der Verfügbarkeit<br />
von lediglich drei später fünf Leuten, wurde nur in<br />
der Umgebung von den Ausrüstungsgegenständen<br />
sondiert, der ganze Lawinenkegel hätte nie - wie in<br />
den Alpen üblich - abgesucht werden können. Der<br />
Vermisste wurde leider nicht aufgefunden.<br />
Da wurde ich zu B. gerufen, es ginge ihm<br />
schlechter. Ich versuchte, zum Lager hochzurennen,<br />
was mir aber aufgrund des Sauerstoffmangels die<br />
letzten Reserven abverlangte. Keuchend und völlig<br />
erschöpft kam ich im Lager an. Die Retter hatten B<br />
in der behelfsmässig aus Zeltstangen und Zeltplane<br />
gebauten Trage abgesetzt und teilten mir mit, dass<br />
seine rechte Pupille grösser geworden sei. Es fand<br />
sich tatsächlich eine Anisokorie, B war aber nach<br />
wir vor ansprechbar. Diese Verschlechterung des<br />
klinischen Befundes änderte am weiteren Vorgehen<br />
nichts, verschlechterte aber die Prognose von B.<br />
In unserem Lager II lagen nun drei Verletzte auf<br />
unseren Schlafmatten, die beiden Thoraxverletzten<br />
waren mit dem Oberkörper leicht aufrecht gelagert<br />
worden. Mittlerweile waren ca. 15 Leute vom<br />
unteren Lager II zu unserem Lager II<br />
hochgekommen. Sie hatten Medikamente und<br />
Sauerstoff mitgebracht. A schrie laut nach<br />
Sauerstoff und die Helfer gaben ihm die einzig zur<br />
Verfügung stehende Sauerstoffmaske. Die perkutan<br />
gemessene Sauerstoffsättigung ohne akzessorische<br />
Sauerstoffatmung betrug bei ihm 69%, bei B aber<br />
nur 60%. Eigentlich hatte ich als einziger am Platz<br />
anwesender Arzt verfügt, dass B der Sauerstoff<br />
gegeben werde. Da aber A laut danach schrie,<br />
bekam er den Sauerstoff von den Helfern. Daher<br />
schritt unser Expeditionsleiter ein und verfügte,<br />
dass meinen Anweisungen Folge zu leisten sei.<br />
Nun hatte ich Zeit, eine Zweitbeurteilung<br />
vorzunehmen. Der nur leicht verletzte C konnte<br />
aufsitzen und von alleine aufstehen. Er klagte über<br />
Brust- und Rückenschmerzen. Psychisch machte er<br />
einen leicht verwirrten Eindruck. Er schien von<br />
dem Höllenritt über 300 Höhenmeter in der Lawine<br />
noch ganz mitgenommen zu sein. Ich tastete seinen<br />
Thorax ab und hörte ihn ab, indem ich mein Ohr<br />
auf seinen Thorax legte. Äusserlich fand sich keine<br />
blaue Verfärbung und ich konnte ihm mitteilen,<br />
dass er wahrscheinlich lediglich Prellungen<br />
abbekommen hatte. Die Zweitbeurteilung von A<br />
ergab den Verdacht auf einen<br />
Hämatopneumothorax. Die vorsichtige Palpation<br />
zeigte eine Instabilität auf der linken Seite, seine<br />
Gesichtsverletzungen waren nur oberflächlich. Die<br />
von ihm beklagten Rückenschmerzen untersuchte<br />
ich nicht weiter. Er verlangte nach Schmerzmitteln<br />
und Sauerstoff. Da er mit einem SpO2 von 68% <strong>für</strong><br />
diese Höhe akzeptable Werte hatte, blieb ich jedoch<br />
dabei, dass der Sauerstoff dem schwerer verletzten<br />
B gegeben wurde. Andere Expeditionsteilnehmer<br />
hatten mit ihren Medikamenten auch<br />
Morphiumampullen heraufgebracht. Wegen der<br />
Gefahr einer Atemdepression gab ich A aber<br />
lediglich Tramaltropfen. Sein Ruhepuls war<br />
inzwischen auf 115 pro Minute gestiegen und<br />
eigentlich sah ich die Notwendigkeit <strong>für</strong><br />
Volumenersatz. Meine grosse Arztkiste mit<br />
Infusionsmaterial und Medikamenten war aber<br />
leider im Basislager geblieben. Die<br />
Zweituntersuchung von B brachte keine neuen<br />
Aspekte.<br />
Geduldig hatte B bis anhin seine vermutlich<br />
massiven Schmerzen ertragen. Wir lagerten ihn so<br />
gut es mit der luxierten linken Hüfte ging. Ich<br />
verabreichte ihm 7,5 mg Morphium subkutan. Wir<br />
kamen gemeinsam zum Schluss, dass A und B nur<br />
mit einem Helikopter evakuiert werden konnten.<br />
Die Zeit drängte zudem. A zentralisierte<br />
zunehmend und die Prognose von B war aufgrund<br />
der multiplen Verletzungen ohnehin schlecht. Wir<br />
bemühten uns, mit unseren Funkgeräten die<br />
Verbindungsoffiziere in den Basecamps zu<br />
mobilisieren. Sie sollten möglichst bald Helikopter<br />
der pakistanischen Armee organisieren. Wir hörten<br />
hierauf weder ein klares „Ja“ noch ein klares<br />
„Nein“. Sie liessen uns im Ungewissen, ob sie<br />
fliegen würden. Hier oben auf der Höhe von<br />
unserem Lager II konnten sie jedoch nicht landen.<br />
Wir mussten daher A und B die etwa 80<br />
Höhenmeter zum allgemeinen Lager II hinunter<br />
transportieren.<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 7
Das weitere Absuchen des Lawinenkegels war<br />
inzwischen eingestellt worden, da wir alle Helfer<br />
zum Abtransport brauchten und ein Überleben nach<br />
dieser langen Verschüttungsdauer sehr<br />
unwahrscheinlich war. Für den Abtransport hatten<br />
wir Steilstellen bis zu 70° Hangneigung und 10 m<br />
Höhe zu überwinden. Es war deshalb unmöglich,<br />
die Verletzten hinunter zu tragen. Wir mussten sie<br />
abseilen. Damit wir sie schonend hinunterlassen<br />
konnten, wurde das Seil nicht nur am Klettergurt<br />
eingehakt, sondern es wurde eine Art<br />
Rucksackverband gemacht, um das Seil auch daran<br />
zu befestigen. So wurde der Zug jeweils zur Hälfte<br />
auf Becken und Schultern verteilt. Damit sie besser<br />
rutschten, wurden die Verletzten in Schlafsäcke<br />
gepackt. Auch B konnte trotz seiner luxierten Hüfte<br />
in einen Schlafsack gebracht werden. Vor dem<br />
Abtransport verabreichte ich ihm nochmals 7,5 mg<br />
Morphium subkutan. Zuerst wurde A von 4 Helfern<br />
begleitet am Seil unter grossen Schmerzen<br />
heruntergelassen, dann folgte B (Abb. 2).<br />
Abbildung 2<br />
Das Abseilen gestaltete sich einfacher als wir<br />
gedacht hatten, da die Verletzten in der Rinne ihrer<br />
Aufstiegsspur mit den Schlafsäcken leicht<br />
hinunterglitten.<br />
Im unteren Lager II mussten zwei Zelte entfernt<br />
werden, damit dort ein Helikopterlandeplatz<br />
eingerichtet werden konnte. Wir hatten mit B den<br />
Helikopterlandeplatz schon beinahe erreicht, als bei<br />
ihm ein Atemstillstand eintrat. Ich begann sofort<br />
mit der kardiopulmonalen Reanimation. Schon bei<br />
der ersten Thoraxkompression spüre ich, dass die<br />
linke Thoraxhälfte fast keinen Widerstand bot. Es<br />
lag also sicher auch ein Thoraxtrauma mit<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 8<br />
Rippenserienfrakturen vor. Die<br />
Reanimationsmassnahmen waren jedoch nach 15<br />
Minuten immer noch erfolglos, so dass wir<br />
aufgeben mussten. Wir waren alle tief erschüttert<br />
über den Tod von B. Einige waren so stark<br />
beeindruckt, dass sie sich von uns abwendeten und<br />
sagten, das sei zu viel <strong>für</strong> sie gewesen und sie<br />
hätten keine Kraft mehr, uns weiterhin zu helfen.<br />
Im allgemeinen Lager II auf 6500 m wurde ein<br />
improvisierter Helikopterlandeplatz mit einer<br />
Nische <strong>für</strong> den verletzten A eingerichtet (Abb. 3).<br />
Dann folgte das lange Warten auf die<br />
Armeehelikopter. Als sich die Schatten schon<br />
ausgebreitet hatten, kamen sie endlich. Es war<br />
inzwischen empfindlich kalt geworden und die Luft<br />
sollte dicht genug sein, um eine Helikopterrettung<br />
zu ermöglichen. Die Kommunikation mit den<br />
Piloten war katastrophal. Wir konnten mit unseren<br />
Funkgeräten nur mit den Verbindungsoffizieren im<br />
Basecamp sprechen. Diese wiederum sprachen mit<br />
dem Armeecamp, das in der Nähe unseres<br />
Basecamps war. Ob es via Telefonleitung vom<br />
Armeecamp aus weiterging oder ob das<br />
Armeecamp eine direkte Funkverbindung mit der<br />
Helikopterbasis hatte, bleibt unklar. Es wurde<br />
immer wieder abwechselnd berichtet, der<br />
Helikopter werde landen, es werde eine Longline-<br />
Rettung geben oder es wird eine Rettung mittels<br />
Stretcher möglich sein. Jedenfalls kreisten die zwei<br />
Helikopter etwa eine halbe Stunde in unserer Nähe<br />
und überflogen den Helikopterlandeplatz mehrmals.<br />
Zu einer Landung kam es aber nicht. Sie hatten eine<br />
Bahre mitgenommen, die sie dann auch aus dem<br />
Helikopter heraus warfen. Sie fiel aber neben dem<br />
Helikopterlandeplatz circa 200 Höhenmeter tiefer<br />
auf einen Lawinenkegel. Danach drehten die<br />
Helikopter ab und jedem Helfer wurde klar, dass es<br />
an diesem Tag keine Helikopterrettung mehr geben<br />
würde. Warum waren Sie nicht gelandet?<br />
Abbildung 3
A und C wurden in ein Zelt gebracht, der<br />
verstorbene B im verschlossenen Schlafsack neben<br />
das Zelt gelegt. Ich wurde mehrmals angefragt ob<br />
ich nicht Medikamente hätte, um A besser<br />
behandeln zu können. Dies musste ich leider<br />
verneinen, auch die anderen Expeditionen hatten<br />
nicht mehr dabei. Meine Arztkiste war immer noch<br />
im Basecamp, sie herauf zu tragen, hätte<br />
mindestens acht bis zehn Stunden gedauert. Wir<br />
hatten uns aber darauf geeinigt, A in etwa 10<br />
Stunden ins Lager I hinunter zu bringen, wo der<br />
Helikopter wahrscheinlich eher landen konnte, auch<br />
deshalb hatte ich die Arztkiste nicht angefordert.<br />
Als ich am nächsten Morgen um 4:00 Uhr ins Zelt<br />
von A ging und ihn fragte, wie es ihm gehe,<br />
antwortete er mit Galgenhumor: „I’m still alive“.<br />
Der Abtransport am Vortag ging über lediglich 80<br />
Höhenmeter. Der heutige sollte jedoch über 600<br />
Höhenmeter gehen. Wir improvisierten deshalb<br />
erneut und stopften zwei Liegematten in zwei<br />
Schlafsäcke. Dies sollte unsere Trage sein. A wurde<br />
erneut an der bewährten Kombination von<br />
Rucksackverband und Klettergurt angeseilt. Damit<br />
konnte er über die ersten steilen 200 Höhenmeter<br />
den Umständen entsprechend eher leicht<br />
hinuntergelassen werden.<br />
Eine Rettungsaktion gefährdet auch immer die<br />
Retter. Plötzlich verlor ein Helfer das<br />
Gleichgewicht und stürzte ca. 80 Höhenmeter den<br />
steilen Hang hinunter. Glücklicherweise kam er<br />
etwa 5 m vor einem etwa 30 m hohen Eisabbruch<br />
zum Stillstand.<br />
Vom Lager II ging es zuerst 200 Höhenmeter steil<br />
hinunter. A wurde abgeseilt und konnte nur noch<br />
von einem Helfer begleitet werden, damit die<br />
Befestigungen der Standplätze nicht zu stark<br />
belastet wurden. Einhundert Höhenmeter weiter<br />
unten lag die vom Helikopter abgeworfene Bahre.<br />
A wurde dort hineingepackt und konnte damit<br />
leichter über das Lawinenfeld gezogen werden.<br />
Trotzdem war der Abtransport sehr mühsam. Wir<br />
benötigten <strong>für</strong> die ganze Strecke sechs Stunden<br />
Zeit. Normalerweise steigt ein akklimatisierter<br />
Bergsteiger diese Höhendifferenz leicht in zwei<br />
Stunden ab. Wir waren deshalb sehr froh als uns<br />
von unten andere Expeditionsmitglieder entgegen<br />
kamen und uns zu essen und zu trinken brachten.<br />
Gegen 10:00 Uhr vormittags kamen wir auf der<br />
weiten Gletscherfläche bei Lager I an. Es war<br />
bestes Gipfelwetter. Die Sonne brannte extrem<br />
stark, aber die improvisiert über Skistöcken<br />
aufgespannten Rettungsdecken gaben angenehmen<br />
Schatten (Abb. 4).<br />
Ich glaubte nicht mehr an eine Helikopterrettung<br />
und zog mich deshalb ins Lager I zurück. Da auch<br />
an diesem Tag der Helikopter wahrscheinlich nicht<br />
kommen würde, liess ich nun doch noch meine<br />
Arztkiste vom Basecamp kommen. Zwei<br />
nepalesische Sherpas meldeten sich spontan,<br />
unentgeltlich die Arztkiste und Infusionen von der<br />
spanischen Expedition zu uns ins Lager I hoch zu<br />
bringen. Ihnen sowie den anderen Rettern sei an<br />
dieser Stelle von Herzen gedankt, dass sie bei dieser<br />
nicht ungefährlichen Rettungsaktion mitgeholfen<br />
haben. Es waren zeitweise bis zu 25 Helfer daran<br />
beteiligt. Es ist unwahrscheinlich, dass wir diese<br />
Rettung mit weniger Leuten zustande gebracht<br />
hätten.<br />
Abbildung 4<br />
Inzwischen waren auch die Angehörigen des<br />
verstorbenen B kontaktiert worden. B hatte mit<br />
ihnen schon vor Expeditionsbeginn vereinbart, dass<br />
er im Todesfall in einer Gletscherspalte begraben<br />
werden wolle. Seinem Wunsch wurde entsprochen<br />
und er wurde nach bewegenden Worten des<br />
Expeditions- und Rettungsleiters würdig in einer<br />
Gletscherspalte beigesetzt.<br />
Inzwischen war endlich meine Arztkiste<br />
eingetroffen. Obwohl es dunkel und etwa –15°C<br />
kalt war und ich meine Lesebrille nicht dabei hatte,<br />
gelang es mir beim dritten Versuch unter dem Licht<br />
der Stirnlampen einen Venflon im linken Unterarm<br />
von A zu platzieren. Ich gab ihm zuerst einen<br />
halben Liter Macrodex ® und danach einen Liter<br />
NaCl-Infusionslösung. Da ich jetzt auch meine<br />
Medikamente hatte, konnte ich ihm Ketalar direkt<br />
i.v. verabreichen. Er wurde dabei unruhig und<br />
schien den ganzen Ablauf des Lawinenabganges<br />
wieder mitzuerleben. Dann ändert sich sein<br />
Gesichtsausdruck und er begann sogar zu lächeln.<br />
Inzwischen begann auch das am Abdomen<br />
applizierte Fentanylpflaster zu wirken. Ich hätte<br />
noch Pethidin oder Morphium dabei gehabt, dass<br />
ich ihm aber wegen der Atemdepression nicht<br />
geben wollte. Ich freute mich, dass ich ihm nun<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 9
adäquate medizinische Behandlung angedeihen<br />
lassen konnte. Ich begann sogar darüber<br />
nachzudenken, ob es vielleicht möglich wäre eine<br />
improvisierte Thoraxdrainage anzulegen, die in<br />
diesem etwa -20° kaltem Zelt auch länger als eine<br />
halbe Stunde funktionieren würde. A hatte nun<br />
schon 33 Stunden überlebt und die Chance war<br />
gross, dass er am nächsten Morgen mit dem<br />
Helikopter ausgeflogen werden konnte. Der<br />
Ruhepuls hatte sich inzwischen um die 90/min<br />
eingependelt. Mit Sauerstoff betrug die SpO2 etwa<br />
88%. Falls A jedoch nicht ausgeflogen würde,<br />
hätten wir ihn über weitere 800 Höhenmeter über<br />
noch viel schwierigeres Gelände hinunter bringen<br />
müssen. Dabei wäre uns eine Thoraxdrainage sicher<br />
nicht hilfreich gewesen. Deshalb wartete ich sitzend<br />
neben ihm in diesen kalten Zelt mit der einen Hand<br />
die undichte Infusion haltend, dessen Inhalt mir<br />
teilweise den Ärmel herunter lief. Gegen 23:00 Uhr<br />
wurde ich von einem Spanier abgelöst, der weiter<br />
bei ihm bleiben aber von medizinischer Behandlung<br />
eher Abstand nehmen wollte. Als ich ihn bat, mir<br />
zu helfen den Venflon abzustöpseln sah er lieber zu<br />
und war froh nicht selber Hand anlegen zu müssen.<br />
Das Lager I liegt am Fuss des Gasherbrum II auf<br />
einem über mehrere Kilometer eher flachen<br />
Gletscher mit riesigen Gletscherspalten auf einer<br />
Höhe von 5900 m. Erst später habe ich erfahren,<br />
dass die pakistanische Armee mit ihren Helikoptern<br />
auf dieser Höhe noch nie eine Rettung durchgeführt<br />
hat und auch noch nie gelandet ist. Deshalb ist es<br />
ihnen hoch anzurechnen, dass sie am nächsten Tag<br />
kurz vor 6:00 Uhr angeflogen kamen und zuerst A<br />
und danach auch C mitnehmen konnten. A und C<br />
wurden in die Helikopterbasis nach Skardu<br />
gebracht.<br />
Wie C weiter nach Europa gereist ist, weiss ich<br />
nicht. Eine Nachfrage bei seinem behandelnden<br />
Arzt im Heimatland, der ihn gründlich untersucht<br />
hat, bestätigte mir, das C lediglich Prellungen und<br />
eventuell Blutergüsse erlitten hat. C ist wieder aktiv<br />
und hat auch schon wieder Gipfel in den Alpen<br />
erklommen.<br />
A wurde in Skardu radiologisch untersucht, dabei<br />
zeigten sich ein Hämatopneumothorax bei<br />
Rippenserienfraktur 3-7 und eine instabile LWK 3<br />
Trümmerfraktur mit Einengung des Spinalkanales<br />
(Abb. 5). Nachdem er sich telefonisch mit seinen<br />
Ärzten in seinem Heimatland in Verbindung gesetzt<br />
hatte, liess er sich nicht in Pakistan operieren. Nach<br />
etwa sechs Tagen Aufenthalt in zwei Spitälern in<br />
Skardu, wurde er mit Stretcher im Linienflugzeug<br />
ausgeflogen. Zurück im Heimatland wurde bei A<br />
eine Thoraxdrainage gelegt und die LWK 3<br />
Trümmerfraktur operativ stabilisiert. Trotz der<br />
beeindruckenden Kompromittierung des<br />
Spinalkanales im MRI lagen nie neurologische<br />
Defizite vor (Abb. 6). Er macht zurzeit<br />
Physiotherapie und plant schon seine nächste<br />
Expedition im Jahr 2008.<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 10<br />
Abbildung 5<br />
Abbildung 6
Für uns war damit die Expedition gelaufen. Statt<br />
diese Rettungsaktion durchzuführen, hätten wir<br />
natürlich den Gipfel besteigen können. Die<br />
Bedingungen da<strong>für</strong> wären ausgezeichnet gewesen:<br />
strahlend blauer Himmel und kein Wind. Wir waren<br />
bereits zum zweiten Mal zum Übernachten auf<br />
6500 m gewesen und damit genügend<br />
akklimatisiert, den Gipfelsturm zu wagen. Für mich<br />
fällt somit die Expeditionsbilanz in Bezug auf<br />
Erreichen eines Gipfels eher schlecht aus. Bei<br />
insgesamt sechs Expeditionen habe ich jetzt<br />
lediglich einmal den Gipfel erreicht. Eigene<br />
gesundheitliche Probleme und Unglücksfälle in der<br />
eigenen oder bei anderen Expeditionen haben<br />
bisher verhindert, dass die Bilanz positiver ausfällt.<br />
Ich habe jedoch bei allen Expeditionen auf mein<br />
medizinisches Können zurückgreifen dürfen und<br />
müssen um die anfallenden Probleme auf<br />
unkonventionelle Art zu lösen. Dabei habe ich<br />
sicher dem einen oder anderen Bergsteiger das<br />
Leben retten können. Ich habe immer wieder<br />
Neues, Unerwartetes erlebt und ziehe auch aus<br />
dieser Rettungsaktion meine Schlüsse:<br />
• Rettungen in dieser Höhe sind nur mit einem<br />
grossen Team möglich.<br />
• In Unglücksfällen kann man nie genügend<br />
Rettungsmaterial und Medikamente dabei haben.<br />
• Wenn es möglich ist, sollten verschiedene,<br />
alternative Rettungsaktionen gleichzeitig geplant<br />
und die Beste durchgeführt werden.<br />
• Meine Arztkiste und die Bahre hätten schon sehr<br />
viel früher vom Basecamp bestellt und<br />
heraufgebracht werden sollen.<br />
• Auf dieser Höhe ist die Erschöpfungsgefahr sehr<br />
gross und eine Erholung danach ist ohne<br />
Absteigen nicht möglich.<br />
• Nicht jeder Bergsteiger ist ein professioneller<br />
Retter und kann deshalb bei schweren<br />
Unglücksfällen bald psychisch überfordert sein.<br />
• Die pakistanischen Helikopterpiloten sind <strong>für</strong><br />
Transporte und um zu kämpfen ausgebildet.<br />
Rettungen sind <strong>für</strong> sie Risikosituationen in die sie<br />
sich nicht gerne begeben.<br />
• Dieser Unglücksfall hat sämtliche<br />
Expeditionsteams am G II zusammengeschweisst<br />
und jeder hat geholfen so gut er konnte. Es gibt<br />
sie noch, die Bergkameradschaft.<br />
Korrespondenz<br />
Dr. med. Walter Pfeifhofer<br />
Vogelsangstr. 8<br />
CH - 6410 Goldau<br />
walopfeifhofer@bluewin.ch<br />
Höhenexposition bei besonderen medizinischen Bedingungen<br />
Wenn Trekker und Bergsteiger im täglichen Leben<br />
an chronischen Erkrankungen leiden, kann eine<br />
Höhenexposition das Krankheitsgeschehen<br />
beeinflussen, auch wenn die betroffenen Personen<br />
medikamentös gut eingestellt sind. Weiterhin<br />
ergeben sich in grossen und extremen Höhen<br />
Besonderheiten bei Schwangeren und Kindern.<br />
Herzkrankheiten<br />
Bergsteiger die vor Höhenexposition herzgesund<br />
waren, haben kein erhöhtes Risiko <strong>für</strong> kardiale<br />
Probleme in der Höhe. Hingegen kann sich die<br />
Symptomatik einer vorbestehenden<br />
Belastungsangina bereits ab 2500 m verschlechtern<br />
und schon der Aufstieg in mittlere Höhenlagen<br />
kann bei vorher stabiler koronarer Herzkrankheit<br />
pektanginöse Beschwerden hervorrufen.<br />
Eine medikamentös gut eingestellte arterielle<br />
Hypertonie stellt keine Kontraindikation <strong>für</strong> das<br />
Eckehart Schöll<br />
Höhenbergsteigen dar. Routinemässige<br />
medizinische Tests wie EKG oder<br />
Echokardiographie sind hinsichtlich der Vorhersage<br />
<strong>für</strong> höhenmedizinische Probleme nicht hilfreich.<br />
Lungenerkrankungen<br />
Asthma bronchiale wird durch Höhenlagen nicht<br />
negativ beeinflusst, diese Patienten haben auch kein<br />
grösseres Risiko <strong>für</strong> höhenassoziierte<br />
Erkrankungen.<br />
Eine COPD (Chronic obstructive pulmonary<br />
disease) kann sich jedoch durch die hypobare<br />
Hypoxie verschlechtern und die Leistungsfähigkeit<br />
der Betroffenen sinkt. Daher stellen Infekt-<br />
Exazerbationen auch eine grössere Gefahr als im<br />
Tiefland dar. Antibiotika zur frühzeitigen Therapie<br />
sollten daher immer mitgeführt werden. Ebenso wie<br />
obstruktive verschlechtern sich auch interstitielle<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 11
Lungenerkrankungen (z.B. zystische Fibrose) bei<br />
Reisen in grosse Höhen.<br />
Diabetes mellitus<br />
Höhenexposition verschlechtert einen Diabetes<br />
mellitus per se nicht. Jedoch können die Symptome<br />
einer Hypoglycämie, einer Ketoazidose oder einer<br />
Hyperosmolarität klinisch wie ein HACE<br />
imponieren. Daher müssen solche Patienten in<br />
Höhenlagen immer Glucose mit sich führen und<br />
ihre Begleiter sollten über ihre Erkrankung<br />
informiert sein sowie das Management einer<br />
Hypoglycämie beherrschen. Wegen der starken<br />
UV-Strahlung können manche<br />
Blutzuckermessgeräte in der Höhe ungenaue<br />
Messwerte angeben.<br />
Epilepsie<br />
Eine medikamentös gut kontrollierte Epilepsie wird<br />
sich bei Höhenexposition nicht verschlechtern.<br />
Jedoch sind die Konsequenzen eines Anfalls in<br />
abgelegenen Gebirgsregionen wie auch bei allen<br />
anderen medizinischen Problemen<br />
schwerwiegender als in urbanen Bereichen.<br />
Schwangerschaft<br />
Da man Schwangere sowie deren Embryo/Fetus<br />
nicht bewusst einer möglichen Gefährdung<br />
aussetzen möchte, gibt es bislang nur wenig<br />
gesicherte Daten über Schwangerschaft in grossen<br />
und extremen Höhen.<br />
Untersuchungen, welche bei schwangeren<br />
Höhenbewohnerinnen durchgeführt wurden, zeigen<br />
überdies, dass deren fetale Oxygenierung<br />
Unterschiede zu Frauen im Tiefland aufweist. Die<br />
pulmonale Diffusionskapazität der<br />
Höhenbewohnerinnen ist ausserdem höher als bei<br />
Frauen aus Gebieten unterhalb von 2500 m. Dies<br />
deutet auf eine evolutionäre Adaptation hin.<br />
Kleinere Studien und die Erfahrung des<br />
Kabinendruckes in Flugzeugen belegen, dass<br />
Höhen bis 2500 m keine Gefahr <strong>für</strong> eine<br />
Schwangerschaft darstellen.<br />
Bedingungen, welche die maternale Oxygenierung<br />
herabsetzen, stellen jedoch per se eine embryonale<br />
Gefährdung dar. Das bekannteste Beispiel hier<strong>für</strong><br />
ist die Entstehung von Carboxyhämoglobin (Co-<br />
Hb) durch das Rauchen, welches die Frucht<br />
nachhaltig schädigt. Neuere Untersuchungen<br />
zeigen, dass auf Höhen von 3600 m durch den O2-<br />
Magel das Wachstum des Trophoblasen<br />
(embryonaler Plazenta-Anteil) gestört ist. Das<br />
Problem in grossen und extremen Höhenlagen ist<br />
indes nicht nur die hypobare Hypoxie, die bei 4000<br />
m bereits sehr deutlich ausgeprägt ist (SaO2 75-<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 12<br />
80%). Die sympathische Akutantwort des Körpers<br />
auf grosse Höhen ist ebenso eine Gefahr. Das<br />
American College of Obstetrics and Gynecology<br />
empfiehlt, dass Schwangere bei Anstrengung den<br />
Pulsschlag nicht über 140/min hochtreiben sollten.<br />
Da Schwangere einen höheren O2-Verbrauch<br />
haben, nimmt dass Herzzeitvolumen jedoch bereits<br />
physiologischerweise um 30-50% zu. Dies<br />
geschieht zum einen durch ein erhöhtes<br />
Schlagvolumen und zum anderen durch die höhere<br />
Herzfrequenz. Es kommt weiterhin zu einem<br />
Anstieg des Plasmavolumens, was zu einer<br />
Hämodilution führt. Schwangere im 1. und 2.<br />
Trimenon haben daher einen Hb-Wert um 11 g/l,<br />
im 3. Trimenon um 10.5 g/l. Die Reserve <strong>für</strong> eine<br />
sympathische Antwort auf grossen Höhen ist daher<br />
reduziert.<br />
MERKE: Schwangere, die nicht aus dem Hochland<br />
stammen, sollten eine Höhe von 2500 m nicht<br />
überschreiten.<br />
Kinder<br />
Höhenkrankheiten haben bei Kindern die gleiche<br />
Inzidenz wie bei Erwachsenen, jedoch können sich<br />
die Erkennung der Symptome und damit auch die<br />
rechtzeitige Therapie verzögern, da kleine Kinder<br />
ihre Beschwerden nicht adäquat wiedergeben<br />
können. Daher sollte bei jedem Kind, welches sich<br />
in der Höhe über 2500 m unwohl fühlt, bis zum<br />
Beweis einer anderen Genese von einer<br />
Höhenproblematik ausgegangen werden. Die<br />
Therapie ist die gleiche wie bei Erwachsenen,<br />
jedoch müssen die Medikamente gewichtsadaptiert<br />
verabreicht werden.<br />
Kinder, welche an viralen Infekten der Atemwege<br />
leiden, scheinen anfälliger <strong>für</strong> ein HAPE zu sein als<br />
gesunde Kinder. Eine subakute Form des HAPE<br />
(Symptomatic high altitude pulmonary<br />
hypertension, SHAPH), welche in der Folge zum<br />
Rechtsherzversagen führt, kommt fast<br />
ausschliesslich bei unter einjährigen Tiefland-<br />
Kindern vor, die in Höhen über 3000 m gebracht<br />
werden.<br />
MERKE: Bei jedem Kind, welches sich über 2500<br />
m unwohl fühlt, sollte von einer Höhenproblematik<br />
ausgegangen werden.<br />
Alte Menschen<br />
Alte Bergsteiger und Trekker haben kein erhöhtes<br />
Risiko <strong>für</strong> höhenassoziierte Erkrankungen, wenn sie<br />
ansonsten körperlich fit sind. Eine ausreichende<br />
Akklimatisation sollte jedoch auch hier vor<br />
grösseren Anstrengungen in der Höhe erfolgen.
Literatur<br />
Barry PW, Pollard AJ (2003) Altitude illness. BMJ:915-9<br />
Bartsch P, Schneider M (2001) Pharmacological prevention of acute mountain sickness. Same ascent rates must be used to assess<br />
effectiveness of different doses of acetazolamide. BMJ:48-9<br />
Bartsch P, Swenson ER, Maggiorini M. (2001) High altitude pulmonary edema. Adv Exp Med Biol:89-106<br />
Gabry AL et al. (2003) High-Altitude pulmonary edema at moderate altitude (< 2,400 m; 7,870 feet): A series of 52 patients. Chest:49-53<br />
Garske LA, Brown MG, Morrison SC (2003) Acetazolamide reduces exercise capacity and increases leg fatigue under hypoxic conditions. J<br />
Appl Physiol:991-6<br />
Hanaoka M et al. (2003) Vascular endothelial growth factor in patients with high-altitude pulmonary edema. J Appl Physiol<br />
Kulpa P (1994) Exercise During Pregnancy and Post Partum. 191-9 in Medical and Orthopedic Issues of Active and Athletic Women,<br />
Agostini R, Hanley & Belfus, Inc: Philadelphia<br />
Maggiorini M (2001) Mountaineering and altitude sickness. Ther. Umsch.:387-93<br />
Maggiorini M et al. (2001) High-altitude pulmonary edema is initially caused by an increase in capillary pressure. Circulation:2078-2083<br />
Maggiorini M et al. (2006) Both Tadalafil and Dexamethasone may reduce the Incidence of High-Altitude Pulmonary Edema. Ann Intern<br />
Med:497-506<br />
Mayhew TM et al. (2002) Villous trophoblast growth in pregnancy at high altitude. in Proceedings of the Anatomical Society of Great<br />
Britain and Ireland:533<br />
McAuliffe F et al. (2003) Pulmonary diffusing capacity in pregnancy at sea level and at high altitude. Respiratory Physiology &<br />
Neurobiology:85-92<br />
Oelz O (1993) Acute mountain sickness and high altitude pulmonary edema. Dtsch. Med. Wochenschr.:399<br />
Pollard AJ et al. (2001) Children at High Altitude: An International Consensus Statement by an ad hoc committee of the International<br />
Society for Mountain Medicine, March 12th 2001<br />
Swenson ER et al. (2002) Pathogenesis of high-altitude pulmonary edema: inflammation is not an etiologic factor. JAMA:2228-2235<br />
Zamudio S et al. (2007) Maternal oxygen delivery is not related to altitude- and ancestry-associated differences in human fetal growth. J<br />
Physiol:883–95<br />
Korrespondenz<br />
Dr. med. Eckehart Schöll<br />
Giebenacherstr. 27<br />
CH – 4302 Augst<br />
schoell@forum-alpinum.ch<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 13
Liebe Kolleginnen und Kollegen<br />
Spéléo-Secours Suisse und<br />
Arbeitsgemeinschaft Höllochforschung AGH<br />
Wie bereits letztes Jahr an der HV in Interlaken versprochen, werde ich in diesem Spätherbst<br />
wieder eine Höhlentour <strong>für</strong> interessierte SGGM / SSMM – Mitglieder durchführen. Eine<br />
Kombination mit der HV erscheint mir sinnvoll Wir führen sie am Sonntag nach der HV<br />
durch, im Rahmen eines Materialtransportes der AGH am<br />
Sonntag, 11. November 2007, 08:00 Uhr bis ca. 17 Uhr.<br />
Interessierte melden sich bitte direkt bei mir bis spätestens 3. November<br />
Name, Vorname: ..........................................................................................................<br />
Plz, Ort, Strasse: ...........................................................................................................<br />
Telefon (e): ...........................................................................................................<br />
bitte unbedingt auch die Nummer angeben, über die Du kurzfristig vom 7.-10.11. erreichbar<br />
bist, am besten natürlich das Mobiltelefon!<br />
E-Mail: ......................................................................................................................<br />
Hast Du schon etwas Höhlenerfahrung? Ja? Nein?<br />
Hast Du eine vollständige Höhlenausrüstung? Ja? Nein?<br />
Falls nein: Was fehlt dabei? .....................................................................................................<br />
Kurz gesagt (eine genaue Liste erhalten alle Teilnehmer noch) brauchst Du Stiefel (oder ev.<br />
alte aber noch solide Bergschuhe), ein Übergwändli, am besten Kombi (und sonst halt alte<br />
Bergbekleidung), Handschuhe, einen alten Rucksack, einen Höhlenhelm mit Karbidlampe<br />
oder eine elektrische Höhlenlampe. Als Alternative kommt auch ein Kletterhelm mit<br />
montierter elektrischer Stirnlampe in Frage, da das Licht aber schlechter ist, können wir eine<br />
Anzahl Lampen ausleihen.<br />
Hast Du Fragen? ………………………………………………………………………………<br />
Dr. med. U. Nägeli, Käsernstr. 3, 8865 Bilten.<br />
Mail: Ulrich.R.Naegeli@hin.ch. Fax: 055 619 60 29. Telefon 055 619 60 20 (das Telefon nur<br />
<strong>für</strong> Fragen, nicht <strong>für</strong> Anmeldungen benutzen). Ich bin vom 7.10. bis 24.10. abwesend und<br />
werde mich nachher bei Dir melden.<br />
Ueli Nägeli<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 14
Agenda<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Gebirgsmedizin</strong> / Société suisse de médecin de montagne<br />
10. November 2007<br />
Anmeldung bis<br />
Oktober 2007<br />
10. November 2007<br />
Anmeldung bis<br />
Oktober 2007<br />
29.03.2008 -<br />
04.04.2008<br />
Anmeldung bis:<br />
Februar 2008<br />
17./18. Mai 2008<br />
Anmeldung bis:<br />
15. April 2008<br />
Juni 2008<br />
Anmeldung bis:<br />
April 2008<br />
Symposium Sportklettern und Medizin Teilnahme kostenlos Ort: Lenzburg (CH) in der<br />
Die Veranstaltung eignet sich vor allem <strong>für</strong><br />
Kletterhalle<br />
Ärzte, Sportlehrer, Physiotherapeuten und Kosten trägt die SGGM<br />
Medizinstudenten.<br />
Themen: Verletzungen,<br />
Info und Anmeldung:<br />
Überlastungssymptome,<br />
Notfallmanagement, Training, Ernährung,<br />
Psychologie<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
Generalversammlung der SGGM nach<br />
Ort: Lenzburg (CH) in der<br />
dem Kletter-Symposium (s.o.)<br />
Kletterhalle<br />
Winter-Basiskurs / Cours principal de<br />
l’hiver<br />
Teilnehmer: Ärzte, cand. med.<br />
Bergerfahrung erwünscht aber nicht<br />
Voraussetzung.<br />
Kosten inklusive<br />
Vollpension SFr.<br />
1600.-<br />
Studenten SFr. 1200.-<br />
(bitte<br />
Studentenausweis<br />
vorlegen)<br />
Kurs Sportklettern und Medizin Kosten ohne<br />
Teilnehmer: Ärzte, Sportlehrer, Halbpension SFr. 495.-<br />
Physiotherapeuten, Studenten und sonstige Studenten SFr. 250.-<br />
Interessierte<br />
(bitte Studentenausweis<br />
Themen: Sportartspezifische Verletzungen, vorlegen)<br />
präklinisches Notfallmanagement, Training<br />
und Ernährung, Prävention, Rehabilitation, CAVE: Begrenzte<br />
Schwergewicht Technik und Klettern Teilnehmerzahl<br />
Kosten inkl.<br />
Kurs <strong>für</strong> praktische Bergrettungsmedizin<br />
Der Kurs baut auf den SGGM Basiskursen<br />
auf<br />
Teilnehmer: aktive Bergsteiger und Ärzte,<br />
die in Rettungsorganisationen arbeiten<br />
wollen<br />
Anerkennung: SGNOR und SGAM 16<br />
Übernachtung und<br />
Nachtessen SFr. 550.-<br />
Ort: Oberalppass (CH)<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
Ort: Meiringen (CH)<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
Ort: Meiringen/Lauterbrunnen (CH)<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
credits<br />
04. - 09. August 2008 Höhenmedizinkurs im Expeditionsstil Kosten werden in Ort: Zermatt (CH)<br />
Anmeldung bis:<br />
31. Mai 2008<br />
Teilnehmer: Ärzte und Studenten mit Kürze aufgeschaltet<br />
Interesse an Höhen und Expeditionsmedizin Studenten zahlen<br />
Hochtourenausrüstung und -Erfahrung weniger<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
erforderlich<br />
(bitte Studentenausweis<br />
vorlegen)<br />
September 2008<br />
Anmeldung bis:<br />
Juli 2008<br />
06.09.2008 -<br />
12.09.2008<br />
Anmeldung bis Juli<br />
2008<br />
Sommer-Refresher<br />
Bergrettungs- und Höhenmedizin <strong>für</strong> aktive<br />
Bergsteiger, welche die SGGM-Hauptkurse<br />
besucht haben.<br />
Sommer-Basiskurs / Cours principal d’été<br />
Teilnehmer: Ärzte, cand. med.<br />
Bergerfahrung erwünscht aber nicht<br />
Voraussetzung<br />
CAVE: Begrenzte<br />
Teilnehmerzahl<br />
Kosten inklusive<br />
Halbpension SFr.<br />
1500.-<br />
Kosten inklusive<br />
Vollpension SFr.<br />
1600.-<br />
Studenten SFr. 1200.-<br />
(bitte<br />
Studentenausweis<br />
vorlegen)<br />
Ort: Wallis, Saas Fee (CH)<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
Ort: Steingletscher, Sustenpass (CH)<br />
Info und Anmeldung:<br />
www.forum-alpinum.ch/Kurse.htm<br />
FORUM ALPINUM Nr. 3/07 15
Zeit<br />
16.45 Uhr<br />
17.00 Uhr<br />
17.25 Uhr<br />
17.50 Uhr<br />
paUSe<br />
18.45 Uhr<br />
19.10 Uhr<br />
19.35 Uhr<br />
19.50 Uhr<br />
20.15 Uhr<br />
thema<br />
einführung<br />
training und trainigsplanung<br />
Sportklettern und ernährung<br />
Sportartspezifische<br />
Verletzungen<br />
auch Sportkletterer haben<br />
Rückenschmerzen – was muss<br />
ich wissen und tun?<br />
Sportklettern mit Kindern:<br />
good or bad?<br />
«Klettern bis die Finger<br />
schmerzen!»<br />
Demo-Klettern<br />
«Klettertechnik»<br />
Generalversammlung SGGm<br />
ReFeRent<br />
Urs hefti<br />
hanspeter Sigrist<br />
nina Caprez<br />
Caroline Christoffel-Courtin<br />
andreas Schweizer<br />
hans Spring<br />
Susi Kriemler<br />
nina Caprez<br />
moderation: Urs hefti<br />
Franz Widmer und<br />
team Kraftwerk<br />
moderation: Claude Raillard<br />
SpeZ<br />
Offentlicher Anlass<br />
Eintritt frei<br />
Dr.med., Facharzt Chirurgie, Sportmedizin<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Gebirgs medizin<br />
MedCom UIAA, Kantonsspital Liestal<br />
Nationaltrainer Sportklettern, Chef Leistungssport SAC<br />
Pro-Team Mammut<br />
Dr. med. Fachärztin Innere Medizin, Sportmedizin.<br />
Stoffwechsel- und Ernährungszentrum St. Claraspital<br />
Dr.med., Facharzt Orthopädie und Handchirurgie<br />
Universitätsklink Balgrist, Zürich<br />
Dr.med., Leiter Sportmedizinischer Dienst Swiss Ski<br />
Aerztlicher Direktor Rehazentrum Leukerbad und<br />
Swiss Olympic Medical Center<br />
Dr.med., Fachärztin Pädiatrie, Sportmedizin<br />
Institut <strong>für</strong> Sport und Sportwissenschaften<br />
Universität Basel<br />
Pro-Team Mammut<br />
Eidg.dipl.Bergführer<br />
Symposium<br />
Sportklettern und Medizin<br />
Samstag 10. 11. 2007<br />
Im Kraftreaktor– Klettereldorado<br />
5600 Lenzburg, www.kraftreaktor.ch<br />
<strong>Schweizerische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
fur <strong>Gebirgsmedizin</strong><br />
anmelDUnG: WWW.SGGm.Ch