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Fahrradmitnahme in Eisenbahnfahrzeugen - ADFC-Fachausschuss ...

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<strong>ADFC</strong>-Positionen:<br />

<strong>Fahrradmitnahme</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Eisenbahnfahrzeugen</strong><br />

Member of the<br />

European Cyclists’ Federation (ECF)<br />

Bundesverband<br />

<strong>Fachausschuss</strong> Öffentlicher Verkehr<br />

Hollerallee 23 • D-28209 Bremen<br />

Telefon 0421/346 29-0<br />

Fax 0421/346 29-50<br />

e-mail <strong>ADFC</strong>-@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Januar 1999<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation von Fahrrad und ÖV ist auf vielen Strecken e<strong>in</strong>e umweltfreundliche Alternative zum Auto. Dabei<br />

dient das Fahrrad hauptsächlich als Zubr<strong>in</strong>ger zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. In vielen Fällen ist aber auch die<br />

<strong>Fahrradmitnahme</strong> <strong>in</strong> Bahn und Bus e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Komb<strong>in</strong>ation. Dies gilt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie für den Ausflugs- und<br />

Urlaubsverkehr. Für bestimmte Wege im Alltag bietet sich diese Möglichkeit aber auch an.<br />

Der Eisenbahn kommt e<strong>in</strong>e besondere<br />

Bedeutung bei die <strong>Fahrradmitnahme</strong> zu:<br />

Sie befährt <strong>in</strong> der Regel längere Strecken<br />

als Straßenbahn und Bus und die<br />

Fahrzeuge bieten im Innern mehr Platz.<br />

Die Freigabe der E<strong>in</strong>stiegsräume zur<br />

<strong>Fahrradmitnahme</strong> brachte der DB 1989<br />

e<strong>in</strong>en Fahrgastzuwachs bei Radreisenden<br />

von über 100%. Doch Fahrräder <strong>in</strong> den<br />

E<strong>in</strong>stiegsräumen zu befördern ist nur e<strong>in</strong>e<br />

Notlösung <strong>in</strong> Ermangelung geeigneter<br />

Fahrzeuge. Wie sehen aber „fahrradfreundliche<br />

Eisenbahnfahrzeuge“ aus? Ist der<br />

früher <strong>in</strong> jedem Zug e<strong>in</strong>gestellte<br />

Gepäckwagen die Lösung?<br />

Der <strong>ADFC</strong> hat seit se<strong>in</strong>en Anfängen <strong>in</strong><br />

den 80er-Jahren e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />

Komb<strong>in</strong>ation von Fahrrad und Bahn<br />

gefordert. Auf Bundesebene beschäftigt<br />

sich der <strong>Fachausschuss</strong> „Öffentlicher<br />

Verkehr“ mit diesem Thema. Aus ersten<br />

Gesprächen mit der damaligen Bundesbahn s<strong>in</strong>d regelmäßige Treffen mit der DB AG geworden, <strong>in</strong> denen die Probleme<br />

diskutiert und Lösungsansätze erarbeitet werden. So s<strong>in</strong>d die Freigabe der E<strong>in</strong>stiegsräume im DB-Nahverkehr und die<br />

E<strong>in</strong>führung der <strong>Fahrradmitnahme</strong> als<br />

Produktmerkmal des InterRegio auf die<br />

Initiative des <strong>ADFC</strong> zurückzuführen. Das<br />

heutige Angebot deckt den Bedarf aber bei<br />

Weitem nicht. Um immer noch bestehende<br />

Vorbehalte gegen die <strong>Fahrradmitnahme</strong><br />

abzubauen, haben wir die Ergebnisse vieler<br />

Diskussionen und Praxistests zur technischen<br />

Realisierung hier zusammengefasst und auf<br />

verschiedene Fahrzeugvarianten bezogen.<br />

Probefahrt: DB Nahverkehrsvorstand Klaus<br />

Daubertshäuser (l<strong>in</strong>ks) und <strong>ADFC</strong>-<br />

Bundesvorstandsmitglied Michael Föge<br />

begutachten im Sommer 95 e<strong>in</strong> neu e<strong>in</strong>gerichtetes<br />

Mehrzweckabteil. Der <strong>ADFC</strong> hat dazu<br />

neben normalen Fahrrädern auch e<strong>in</strong> Tandem<br />

mitgebracht.<br />

Gestaltung und Fotos: Wolfram Däumel


Gepäckwagen<br />

Beschreibung: Leerer Raum mit Ladetoren (Unterkante ca. 80 cm über Bahnsteig, ohne Personenstufen), eventuell<br />

Hängevorrichtungen für Fahrräder, ke<strong>in</strong>e Schallisolierung, ke<strong>in</strong>e Heizung, wenig Fenster und ke<strong>in</strong> Innenraumdesign.<br />

Vorhandene Wagentypen bei der DB: z.B. Dms, BDomsb.<br />

Funktion: Die Fahrräder werden<br />

dicht ane<strong>in</strong>ander gestellt.<br />

Während der Fahrt müssen sie<br />

sortiert werden, so dass am<br />

nächsten Haltebahnhof die<br />

auszuladenden vor den anderen<br />

stehen. Die Fahrräder dürfen<br />

deshalb nicht abgeschlossen<br />

werden, der Raum muss ständig<br />

beaufsichtigt werden oder<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong>.<br />

Vorteile: Große Mitnahmekapazität bzw. wenig Platzverbrauch, problemlose<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung von Tandems, Drei- und Liegerädern sowie Anhängern.<br />

Nachteile: Ladeschaffner notwendig, Reisende müssen ihre Fahrräder zum Ladetor<br />

hochheben, ke<strong>in</strong>e Mehrfachnutzung möglich (ausgenommen die Mitnahme anderer sperriger Güter).<br />

E<strong>in</strong>satzgebiet: Beförderung von Großgruppen, personal<strong>in</strong>tensiver saisonaler Betrieb erlaubt ke<strong>in</strong>en<br />

wirtschaftlichen E<strong>in</strong>satz.<br />

Fahrradwagen<br />

Beschreibung: Fahrradständer, eventuell e<strong>in</strong>ige Hängevorrichtungen, Ladetore, ke<strong>in</strong>e Schallisolierung, ke<strong>in</strong>e Heizung,<br />

wenig Fenster und ke<strong>in</strong> Innenraumdesign. Vorhandener Wagentyp bei der DB: Dduu.<br />

Funktion: Fahrräder werden<br />

durch die Ladetore <strong>in</strong> das<br />

Fahrzeug gehoben, <strong>in</strong> die<br />

Fahrradständer gestellt und<br />

angeschlossen. Durch ausreichend<br />

große Abstände zwischen<br />

den Ständern und entsprechende<br />

Raumaufteilung ist es jederzeit<br />

möglich, e<strong>in</strong> Fahrrad herauszunehmen,<br />

ohne dass andere<br />

umgestellt werden müssen.<br />

Vorteile: Ke<strong>in</strong> spezielles<br />

Ladepersonal nötig, Reisende<br />

müssen sich nicht <strong>in</strong> der Nähe<br />

des Fahrrades aufhalten, die<br />

Fahrradplätze können <strong>in</strong> das<br />

Reservierungssystem aufgenommen<br />

werden, Unterbr<strong>in</strong>gung von<br />

Tandems, Drei- und Liegerädern<br />

sowie Anhängern möglich.<br />

Nachteile: Anwesenheit e<strong>in</strong>es<br />

Zugbegleiters während des E<strong>in</strong>- und Aussteigens notwendig, Reisende müssen ihre Fahrräder zum Ladetor hochheben,<br />

ke<strong>in</strong>e Mehrfachnutzung möglich, schlechtere Platzausnutzung bezüglich der <strong>Fahrradmitnahme</strong>kapazität.<br />

E<strong>in</strong>satzgebiet: Im Nah- und Fernverkehr wirtschaftlicher E<strong>in</strong>satz nur auf Strecken mit sehr großer Nachfrage<br />

und als Zusatzwagen für Gruppenreisen.<br />

2


Fahrradabteil<br />

Beschreibung: Halterungen für stehende Fahrräder, nur ger<strong>in</strong>ger Prozentsatz Hängevorrichtungen, teilweise Klappsitze<br />

gegenüber den Fahrradhalterungen, Fenster, Heizung/Lüftung, Schließfächer für Gepäck, ansprechende Innenraumgestaltung,<br />

breite Zugangstüren sowohl vom E<strong>in</strong>stiegsraum her als auch von draußen (vorzugsweise Niederflur-E<strong>in</strong>stieg), bei<br />

entsprechender Größe auch Ladetore. Vorhandene Wagentypen bei der DB: z.B. Bimd, Bpmdzf, ABbd.<br />

Funktion: Fahrräder werden<br />

vom Reisenden durch die Türen<br />

<strong>in</strong> das Fahrzeug getragen, <strong>in</strong> die<br />

Fahrradständer gestellt und<br />

können angeschlossen werden.<br />

Durch ausreichend große<br />

Abstände zwischen den Ständern<br />

und entsprechende Raumaufteilung<br />

ist es jederzeit möglich, e<strong>in</strong><br />

Fahrrad herauszunehmen, ohne<br />

dass andere umgestellt werden<br />

müssen. Während der Fahrradsaison<br />

dient das Abteil hauptsächlich<br />

der Fahrradbeförderung. Je<br />

nach Belegung kann e<strong>in</strong> Teil der<br />

Radreisenden auf den Klappsitzen<br />

Platz nehmen. Zu anderen<br />

Zeiten bietet das Fahrradabteil<br />

e<strong>in</strong> zusätzliches Reservoir an<br />

Sitzplätzen, notfalls auch (<strong>in</strong><br />

Vergleich zu den E<strong>in</strong>stiegsräumen)<br />

relativ komfortable Stehplätze, und es können dort K<strong>in</strong>derwagen, Traglasten usw. abgestellt werden. Während des<br />

W<strong>in</strong>ters können e<strong>in</strong>ige Fahrradstellplätze gegen zusätzliche Sitze oder Ski-Halter ausgetauscht werden.<br />

Vorteile: Ke<strong>in</strong> zusätzliches Personal nötig, e<strong>in</strong>geschränkte Nutzung ist auch außerhalb der Fahrradsaison möglich,<br />

Reisende müssen sich nicht <strong>in</strong> der Nähe des Fahrrades aufhalten, die Fahrradplätze können <strong>in</strong> das Reservierungssystem<br />

aufgenommen werden.<br />

Nachteile: Schlechtere Platzausnutzung bezüglich der <strong>Fahrradmitnahme</strong>kapazität,<br />

störende Fahrradständer bei anderweitiger<br />

Nutzung, Unterbr<strong>in</strong>gung von Tandems, Drei- und Liegerädern<br />

sowie Anhängern nur bei sehr großen Abteilen mit breitem<br />

E<strong>in</strong>stieg oder Ladetor möglich.<br />

E<strong>in</strong>satzgebiet: Standardlösung für den Fernverkehr, im<br />

Nahverkehr nur sehr große Abteile (ab halbe Wagenlänge)<br />

auf Strecken mit großer Nachfrage.<br />

Optimale Lösung: InterCity-Wagen mit Fahrradabteil <strong>in</strong> Sommer-<br />

(rechts: 16 Fahrradstellplätze) und W<strong>in</strong>tervariante (oben/unten:<br />

2 Fahrradstellplätze, Skihalter und zusätzliche Sitzplätze).<br />

3


Mehrzweckabteil, Mehrzweckraum<br />

Beschreibung: Klappsitze durchgehend an beiden Fahrzeugseiten, Ösen zum Festzurren der Fahrräder oberhalb oder<br />

zwischen den Klappsitzlehnen, Fenster, Heizung/Lüftung, ansprechende Innenraumgestaltung, breite Zugangstüren<br />

sowohl vom E<strong>in</strong>stiegsraum her als auch von draußen (vorzugsweise Niederflur-E<strong>in</strong>stieg). Vorhandene Wagentypen bei<br />

der DB: z.B. DBuz, Bnd.<br />

Funktion: Die Fahrräder werden<br />

vor den Klappsitzen ane<strong>in</strong>ander<br />

gelehnt und festgezurrt. Es muss<br />

dabei darauf geachtet werden,<br />

dass am nächsten Haltebahnhof<br />

die auszuladenden Räder vor den<br />

anderen stehen. Bei ger<strong>in</strong>ger<br />

Auslastung können die<br />

Reisenden aber auch auf den<br />

Klappsitzen Platz nehmen und<br />

ihr Fahrrad festhalten. Während<br />

des Berufsverkehrs bietet das<br />

Mehrzweckabteil fast soviele<br />

Sitzplätze wie bei normaler<br />

Bestuhlung, dafür aber<br />

zusätzliche relativ komfortable<br />

Stehplätze. Außerdem dient das<br />

Abteil Rollstuhlfahrern und es<br />

können dort K<strong>in</strong>derwagen und<br />

sperriges Gepäck abgestellt<br />

werden. Bei Bedarf kann während des W<strong>in</strong>ters e<strong>in</strong> Teil der Klappsitze gegen zusätzliche<br />

Sitzgruppen ausgetauscht werden.<br />

Vorteile: Ke<strong>in</strong> zusätzliches Personal nötig, s<strong>in</strong>nvolle Nutzung auch durch Reisende ohne<br />

Fahrrad möglich. Unterbr<strong>in</strong>gung von Tandems, Drei- und Liegerädern sowie Anhängern bei<br />

entsprechend großen Abteilen mit breitem E<strong>in</strong>stieg möglich.<br />

Nachteile: Die Fahrgäste müssen die ane<strong>in</strong>ander gelehnten Fahrräder selber h<strong>in</strong> und her<br />

räumen, wenn jemand mit se<strong>in</strong>em Rad aussteigen will. Es kann Konflikte geben, wenn<br />

andere Reisende die Klappsitze im Mehrzweckabteil besetzen, statt sich e<strong>in</strong>en normalen<br />

Sitzplatz zu suchen.<br />

E<strong>in</strong>satzgebiet: Standardlösung für den Nahve r kehr.<br />

Immer wieder wird als Argument für den Verzicht auf Mehrzweckabteile der Wegfall von<br />

Sitzplätzen genannt. Der Vergleich zeigt: Bei e<strong>in</strong>em Mehrzweckabteil <strong>in</strong> Standardgröße<br />

werden 4 Sitzgruppen (= 16 Sitzplätze) durch je 7 Klappsitze an den Wagenseiten (= 14<br />

Sitzplätze) ersetzt. Klappsitze guter Qualität können als vollwertige Sitze gerechnet<br />

werden; sie erfreuen sich großer Beliebtheit. Es steht also dem vielen Kundenwünschen<br />

entgegenkommenden Mehrzweckabteil e<strong>in</strong> Verlust von lediglich 2 Sitzplätzen gegenüber.<br />

Warum hält der <strong>ADFC</strong> Hängee<strong>in</strong>richtungen<br />

über den Klappsitzen<br />

nicht für s<strong>in</strong>nvoll? Die DB hat<br />

probeweise 2 Wagen entsprechend<br />

ausgerüstet und mit dem<br />

<strong>ADFC</strong> getestet: Die hängenden<br />

Fahrräder beanspruchen den<br />

gleichen Raum wie die selbe<br />

Zahl angelehnter Räder. Das<br />

Aufhängen der Fahrräder ist bei<br />

den beengten Verhältnissen<br />

schwierig, erfordert erhebliche<br />

Kräfte und stellt e<strong>in</strong>e Unfallgefahr<br />

dar. DB und <strong>ADFC</strong> s<strong>in</strong>d<br />

daher zu dem Schluss<br />

gekommen, die Zusatzkosten<br />

für die Hängee<strong>in</strong>richtungen<br />

können gespart werden.<br />

4

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