(focus)uni lübeck - Universität zu Lübeck
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| 29. JAHRGANG | HEFT 2 | OKTOBER 2012<br />
wird, kann somit der Oxygenierungsgrad in Gehirngewebeschichten<br />
ca. 25 mm unterhalb der Schädelkalotte bestimmt<br />
werden.<br />
Bei den kommerziell verfügbaren Monitoren der zerebralen<br />
Sättigung sind die Lichtsender und -empfänger in eine<br />
selbstklebende, lichtundurchlässige Gummiplatte eingelassen,<br />
die auf die unbehaarte Kopfhaut aufgeklebt werden<br />
Abb. 1: Messprinzip der zerebalen Oximetrie. Modifiziert aus:<br />
Denault, A. et al Seminars in Cardiothoracic and Vascular Anesthesia,<br />
2007<br />
kann. Es können beide Hemisphären gleichzeitig und kontinuierlich<br />
gemessen werden und es werden bei der neueren<br />
Software die aktuellen Sättigungswerte sowie Grenzwerte<br />
und Flächen unter definierten Grenzwerten angegeben. Die<br />
gemessenen Werte werden in der Literatur als S c O 2 (S cerebral O 2 )<br />
in Anlehnung an die S a O 2 (S arteriell O 2 ) bezeichnet, oder auch als<br />
rS c O 2 oder rSO 2 .<br />
Normalwerte und Einflussfaktoren<br />
Die Normalwerte der zerebralen Sauerstoffsättigung liegen<br />
zwischen 60 und 70Prozent 17,19 . Die S c O 2 wird durch Veränderungen<br />
der regionalen und der systemischen Sauerstoffbalance<br />
beeinflusst 20 , da es sich, entsprechend der Verteilung<br />
des Blutes im zerebralen Gefäßbett, um eine venös gewichtete<br />
Sauerstoffsättigung handelt. Das bedeutet, dass die<br />
S c O 2 bei Erhöhung des Sauerstoffverbrauches im Gehirn, z.B.<br />
durch Fieber oder neuronale Aktivität, aber auch durch Erniedrigung<br />
des Sauerstoffangebotes, z.B. durch Reduktion<br />
des Sauerstoffgehaltes des Blutes oder Reduktion der zerebralen<br />
Perfusion, reduziert wird (siehe Abbildung 2)<br />
Unter physiologischen Bedingungen wird die zerebrale<br />
Perfusion durch die Autoregulation des zerebralen Blutflusses<br />
in einem arteriellen Mitteldruckbereich von 70 - 160<br />
mmHg konstant gehalten. Insbesondere bei langjähriger ar-<br />
| 8<br />
(<strong>focus</strong>) <strong>uni</strong> <strong>lübeck</strong><br />
Abb. 2: Einflussfaktoren der zelebralen Oxigenierung<br />
Forschung aktuell |<br />
terieller Hypertonie kann es allerdings <strong>zu</strong> einer deutlichen<br />
Verschiebung der Druck-Flussbeziehung kommen, sodass<br />
die Perfusion in vermeintlich stabilen Bereichen sehr variabel<br />
sein kann 21,22 . Hier kann die zerebrale Oximetrie da<strong>zu</strong> beitragen,<br />
den individuell notwendigen arteriellen Mitteldruck<br />
<strong>zu</strong> identifizieren, um eine adäquate intraoperative zerebrale<br />
Perfusion <strong>zu</strong> gewährleisten 20,23 . Eine Reduktion des arteriellen<br />
Kohlendioxidpartialdruckes (paCO 2 ) führt <strong>zu</strong>m Anstieg<br />
des zerebralen Vasotonus und damit <strong>zu</strong> einer Reduktion der<br />
zerebralen Perfusion 24 . Diese Veränderungen bildet die zerebrale<br />
Oximetrie direkt ab. Somit kann eine versehentliche<br />
relative Hyperventilation, wie sie insbesondere nach der Narkoseeinleitung<br />
auftreten kann, zeitnah angezeigt und damit<br />
eine Minderperfusion vermieden werden 25 . Die Hämoglobinkonzentration<br />
ist ein wesentlicher Parameter des Sauerstoffgehaltes<br />
des Blutes und damit auch des zerebralen<br />
Sauerstoffangebotes. Entsprechend konnte ein enger Zusammenhang<br />
zwischen S c O 2 und Hämoglobinkonzentration<br />
gezeigt werden 26 .<br />
S c O 2 als Prädiktor für allgemeines Outcome und Delir<br />
nach Herzchirurgie<br />
Die zerebrale Perfusion wird durch komplexe Autoregulationsmechanismen<br />
gesteuert und sollte unter physiologischen<br />
Bedingungen über größere Schwankungen von Blutdruck<br />
und Herzauswurfleistung konstant gehalten werden.<br />
Dennoch fällt im klinischen Alltag auf, dass Patienten, die in<br />
schlechtem kardialem Zustand <strong>zu</strong>r Herzoperation aufgenommen<br />
werden, niedrigere zerebrale Sauerstoffsättigungen zeigen<br />
als kompensierte, stabile Patienten. Diese Beobachtung<br />
legt nahe, dass die regionale Hirnperfusion, entgegen der gelehrten<br />
Physiologie, doch abhängig ist von der globalen Hämodynamik<br />
im ganzen Körper.<br />
Die <strong>Lübeck</strong>er Arbeitsgruppe <strong>zu</strong>r zerebralen Oximetrie in<br />
der Herzchirurgie hat in einer großen, prospektiven Observationsstudie<br />
untersucht, ob die präoperative zerebrale Sauerstoffsättigung<br />
mit der Herzleistung korreliert 27 . Gemessen<br />
wurde anhand von funktionellen Parametern, wie der Linksventrikulären<br />
Ejektionsfraktion sowie biochemischen Mar-